Traube
Am Golfplatz 1, BAD TATZMANNSDORF 7431
In diesem Guide weil: 5 Sterne. EZ ca 100-150€ inkl. Halbpension und kompletter Wellnessbenützung. Getränke extra. Ganz klar, viel besser geht's kaum. Beste Küche und bestes Frühstück.
SpeisenAmbienteService
17. Feb 2012
Kleine Anmerkung vorweg: "Die Traube" ist ein Teil der Gesamtanlage "Burgenladresort - Supreme Hotel".
Das Frühstück nimmt ma...MehrKleine Anmerkung vorweg: "Die Traube" ist ein Teil der Gesamtanlage "Burgenladresort - Supreme Hotel".
Das Frühstück nimmt man im Bereich des "Restaurants Panorama" ein, die Zutaten dafür holt man sich aber wiederum zum Teil im Bereich der "Traube".
Die einzelnen Bereiche gehören also allesamt zusammen.
Meine Empfehlung hier bezieht sich generell auf das Gesamtpaket, welches bereits im Zimmerpreis samt Wellnessbereich enthalten ist.
Viel hat hier nicht auf die jeweilige Höchstpunktzahl gefehlt.
Ich möchte hier über ein außergewöhnliches Thermenwochenende berichten, welches an jedem Morgen bzw. Abend gastronomische Glanzleistungen erleben ließ.
Zuerst eine kurze Übersicht über die Anlage selbst.
Das so genannte Burgenland Resort ist eines von drei „Reiter's“-Destinationen, eine in Achenkirch (Tirol), eine in Stegersbach (Bezirk Güssing) und eben jene in Bad Tatzmannsdorf.
Im Vergleich zu „normalen“ Wellnesshotels hat das Reiter's direkten Thermalwasser-Anschluss, das heißt man muss nicht im Hotel einchecken, um dann jeden Tag in die Therme zu gehen wie etwa in Loipersdorf oder in der Reichenhaller Watzmanntherme.
Hier steht man frühmorgens auf, fährt mit dem Lift in den Wellnessbereich, geht schwimmen, saunieren, schwitzen, laufen, was auch immer – und geht dann frühstücken. Man muss nie die Anlage verlassen.
Die Burgenland-Therme hat zwei streng getrennte Bereiche: das Supreme-Hotel ist ab 16, das Avance-Hotel ist so zu sagen die Familienvariante desselben. Kommt man mit dem Auto an, zeigt der Vorwegweiser die beiden Einfahrten bequem an.
Empfehlenswert ist, wenn man, um einen wirklichen Entspannungseffekt zu erzielen, wenigstens zweimal übernachtet. Will heißen: Freitag früher mit der Arbeit aufhören, einchecken, schnell mal ins Wasser oder in die Sauna, um sich dann auf Mehrgängiges zu freuen.
Checkt man dann beispielsweise am Sonntag aus, so kann man sein Gepäck immer noch in Rezeptionsnähe deponieren und bis 18 Uhr den gesamten Wellnessbereich nützen.
Die Zimmer haben 5-Sterne-Niveau, Preise bewegen sich um die 120 Euro pro Person incl. Frühstück und Abendessen, Einzelzimmer-Aufschlag meines Wissens 10 Euro. Natürlich gibt es Package-Preise, saisonal unterschiedliche Preisniveaus, andere Preise am Dienstag als am Samstag, höhere Preise für den Ausblick auf den Golfplatz (naja, braucht man das wirklich?), aber all diese Schwankungen sollten ja einleuchtend sein. Wie auch immer – für das Gebotene ist das Preisniveau mehr als fair. Und zweimal im Jahr darf man sich schon mal was wirklich Feines gönnen.
Die Thermalanlage beinhaltet einen „älteren“ und einen durch Expansion neueren Teil. Architektonisch sehr schön, Yin-Yang-Becken, verschiedenste Saunen, Solebäder, Saftbars zum Selbernehmen (alles dabei, man darf ja auf's Trinken nicht vergessen), und einen riesigen, absolute stillen Ruheraum mit Liegen oder riesigen Knotzkissen.
Einerseits ist das Wellness-Angebot mehr als gut ausgebaut, andererseits kommt nie das Feeling auf, einer von der breiten Masse zu sein, wie es einem etwa in Loipersdorf vorkommt. Hier herrscht wirklich Ruhe und Genuss.
Service: in der Anlage laufen eine ganze Menge bestens geschulte, freundliche Leute rum, die am Morgen fragen, wie man denn geschlafen hat, die gekonnt die Speisen servieren und grundsätzlich einen sehr soliden, angenehmen Umgang mit den Gästen pflegen, sei's bei Weinempfehlungen (extra zu bezahlen, klar), beim Servieren der Speisen usw.
Frühstück: der absolute Hammer. Nicht mit dem Niveau von all-inclusive-Clubs zu vergleichen. Es gibt hier nichts, was es nicht geben könnte.
Saftpresse für Karotten, Äpfel, Sellerie. Selbstbedienung.
Brotsorten: ich weiß nicht, wie viele es waren.
French-Toast: der Koch mit großer Schwammerlhaube macht ihn auf Wunsch, dabei kann man ihm zusehen.
Birchermüsli: ich kenne kein Frühstücksbüffet, wo mindestens 5 verschiedene, ernährungswissenschaftlich richtig angesetzte Müslis angeboten werden. Selbst in den besten mir bekannten Hotels gab es immer nur Trockenmüsli aus der Schütte. Nicht hier.
Nicht zuletzt deshalb kommen hierher sehr gerne auch Sportler, weil der Ernährungsaspekt sehr genau genommen wird.
Abendessen: großzügig, aber nicht beschämend verschwenderisch. Hier hat man auch nie das Gefühl, als würden gierige All-inclusive-Gäste sich um die letzten oder besten Brocken streiten.
So manches nimmt man sich selbst, andere Dinge wiederum bestellt man beim Koch in der Schauküche.
Absolutes, unvergessenes Highlight: Schwertfisch-Steak.
Der Koch öffnet eine Lade, fünf oder sechs Steaks sind vorbereitet, das Ergbenis konnte sich nicht nur sehen, sondern schmecken lassen. Auf den Punkt gegart, zart, fein aber nicht „industriell“ abgeschmeckt.
Küchenchef Gangl ist ja auch nicht irgendwer.
Fazit: das Gebotene traf so ziemlich in jeder Hinsicht meinen Nerv. Großzügiges, aber nicht großthermenartiges Wellness-Angebot, sehr edle, aber schlichte Zimmer (na gut, Radio in der Badewanne), in der Mitte der Anlage große Bar mit Live-Barmusik am Abend, sensationelle Küche, die kaum Wünsche offen lässt und ein Frühstück, dass einen wirklich guten Start in den Wellness-Tag garantiert. Preislich wirklich vertretbar.
PS: Golfspieler kommen natürlich natürlich auch auf ihre Rechnung. Wer ein Pferderl sein Eigen nennt, kann es auch dort einstellen und betreuen lassen.Weniger anzeigen
Wirtshaus Steirereck
(1)
Pogusch 21, TURNAU 8625
In diesem Guide weil: ? Sterne. Legendäre Küche - und dann wären ja noch die Heuzimmer und "Jagdhütten" - Preise sind nicht ganz eindeutig auf der Website erwähnt. Dass die Hütten laut Information "begehrt" sind, kann ich bestätigen. Die nächsten 6 Monate sind normelerweise ausgebucht...
SpeisenAmbienteService
15. Mai 2012
10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert z...Mehr10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert zurückgehen. Man fühlt sich wie in Roseggers Waldheimat.
Ich komm rein in die Stube, Berge von (vollen) Weinflaschen empfangen mich. Es ist noch nicht ganz voll, aber bester Betrieb. Reitbauers sind alles andere als gestresst, reger Betrieb, aber keine Hektik. Frau Reitbauer telefoniert gerade mit einem weiteren Gast, der sich telefonisch hinten anstellen will. Ja leider, der Juli sei komplett ausreserviert.
Dies sollte ich auch später zu hören bekommen, da ich Interesse bekundete, in den nächsten Monaten mal zu zweit hier die eine oder andere Nacht samt kulinarischem Overkill verbringen zu wollen. Die Warteliste ist lang, ich möge mich, so sehr’s ihr „laad tuat“, bereits für 2013 eintragen lassen. Das sagt doch alles.
Das Innenleben des in mehrere Stuben aufgeteilten Lokales ist schlichtweg traumhaft. Neben dem Wein und landwirtschaftlichen Klimbim kommt hier nie das Gefühl auf, dass man hier alles mit Kitsch und Pseudo vollklatschen wollte. Die alten Querstreben der Decke machen ordentlich Eindruck und vermitteln heimeliges Gefühl, anno 1616, wie’s über der Eingangstür steht. Der alte Ofen mitten in der Stube gehört natürlich dazu.
Trotz der zumeist vollen Hütte bleibt’s ruhig und atmosphärisch, vor allem in den kleineren Stuben.
Mein Platz ist ein Zweiertisch in der Ecke, zwei Pölster, die nicht vom Lutz sind, nehmen neben mir „Platz“ wie zwei Nierenkissen. Sehr wohlig, sehr bequem. Die gestickte Tischdecke setzt sich in der gestickten Serviette fort.
Es kann losgehen.
Darf’s ein Aperitiv sein? Gern. Weil ich weder für Prosecco noch für südsteirische Säureungeheuer zu haben bin, wird’s ein Hopfencornetto: ein Hausbier, hauseigen liebevoll „steirisch irish“ genannt. Ein süffiges, cremiges Blondes mit einem Schuss Dunklem in den Schaum hinein. Das ganze sieht aus wie ein kleines Gewitter, das Schwarzbier sammelt sich unter dem Schaum. Ein bestens gezapftes Bier, da kommt Freude auf.
Ein kleiner Gruß: der tief ins Mark geselchte Speck macht Darmkrebsrisikopatienten keine Ehre, ist aber sündhaft gut – und extrem zart. Er ist zusammen mit a bissl Butter und dem Bauernbrot, das auch wirklich eines ist, eine himmlische Kombination.
Aber ich weiß, was nachher kommt. Also mache ich für mich eine Ausnahme – und bitte darum, das gute Stück doch für mich einzupacken. Das körbchenförmige Alupackerl kommt sogleich.
Die Suppe: beim ersten Besuch wollte ich vor allem mal die Klassiker austesten, die schon mal einen Aufschluss darüber geben sollen, wie hier gearbeitet wird. Ein gebackener und ein gekochter Leberknödel finden sich in der guten Brühe. Viel Schnittlauch, frisch natürlich von den Gärten rund ums Haus.
Der gekochte Knödel gehört zum Besten, was ich bis dato bekommen habe. Wie „daham“ – zart, würzig aber fernab von den Gasthausknödeln, die ich sonst kannte.
Der gebackene Knödel ist immer noch ein Leberknödel, aber kein Lederknödel – will heißen: die Haut durchs Backen ist hauchdünn. Genau so!
Es ist Zeit, das Thema Wein anzusprechen: das Steirereck bietet die seltene Möglichkeit, die glasweise ausgeschenkten Weine nicht nur als Achtel zu bestellen, sondern auch als Sechzehntel. Zum exakt halben Preis, das ist schon sehr fair. Die Achtelpreise sind dabei alles andere als völlig von der Rolle.
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen: vier Sechzehntel sind es dann, die in feinen Gläsern sogleich am Tisch stehen:
ein Zweigelt vom Polz. Rot und Südsteiermark ist möglich, aber selten auch wirklich überzeugend. Nachbar Tement liefert ja mit seinem Pinot noir ein gutes Beispiel für einen gelungenen Roten.
Die Polz-Brüder liefern ein samtenes Weinchen, das allerdings relativ rasch an der Luft abbaut.
St. Laurent aus dem Südburgenland. Wallner. Einer von den back-to-the-roots-Weinen, schön mineralisch, Säure und Frucht hier wie dort, ein einfacher Wein eben, schön zu trinken.
Pinot noir vom Schloss Halbturn: schöne Farbe, baut sich mit der Zeit auf, typischer Burgundertoast. Gut gemacht.
Cuvée Clausenberg von Rosi Schuster: sehr konzentriert und dunkel, mag aber in der Länge nicht so ganz zu überzeugen, das Pappige der konzentrierten Frucht bleibt aber erhalten. Schade.
Grundsätzlich sehr gute Weine, aber der erste und der letzte haben am Ende noch was im Glas.
Wasser: kommt in einer eigens dafür vorgesehen Bügelflasche. Niemand fragt drum, niemand motschkert Gäste um eine Verrechnung an. So geht das!
Ein gebackenes Kalbsschnitzel mit Petersilerdäpfel: schöne, gleichmäßige Farbe, fein knusprig und zart. Ich würde zwar das Fleisch nicht klopfen, aber es hat nichts von der Zartheit verloren. Zwar nicht das ganz originale Pfannenschnitzel, aber sehr sanft gebacken. Sehr gut!
Die Kartoffeln sind in ordentlich Butter geschwenkt. Sehr kernige Kartoffeln, die aber nicht zu wenig gekocht wurden, aber anscheinend sehr festkochend sind.
Die Nachspeisenkarte: eine gewaltige Auswahl an Käse. Chef Reitbauer scheint ein Fanatiker in puncto Käse zu sein, die Auswahl ist schier unglaublich.
Ich entdecke aber etwas, das ich fast nicht für möglich gehalten habe.
Ich war als Kind mit meinen Eltern und Großeltern mehrmals im nahe gelegenen Hochschwabgebiet. Einmal waren wir sogar mehrere Nächte in einer Sennerhütte untergebracht. Die Sennerin bereitete damals eine Süßspeise zu, die ich nirgendwo anders bekommen habe, weder davor noch danach.
Viel Rahm, Ei, Mehl, Gewürznelken, Zucker. Die Masse wird langsam gekocht, sodann zu Knödeln geformt. Nach einem halben Tag im Kühlschrank wird der Knödel wie Kren aufgerieben und mit Zimt und Zucker serviert.
Ich traute also meinen Augen nicht – und musste das natürlich bestellen, obschon der Magen längst voll war und ein Fedelkoch nicht gerade zu den leicht verdaulichen Nachspeisen gehört. Ein Teller wurde damals für 8 Personen mitten auf den Tisch gestellt – und nicht aufgegessen.
So war’s auch diesmal, ich schaffte ein paar Löffel und nichts ging mehr. Aber ich war zufrieden.
Kaffee: bei all der hier wahrlich gelebten Regionalität bekomme ich einen San Cristobal von den Galapagos-Inseln. Chef Reitbauer lässt es sich nicht nehmen, mein Interesse für Kaffee gleich mal mit seinen Ausführungen darüber zu nähren.
Das Ergebnis wird serviert: eine wunderbar schokoladige Crema, ein dichtes, feines Schäumchen, selten so bekommen. Der Kaffee ist sehr aromatisch, vollmundig aber mild.
Hier stimmt alles: Röstung, Mahlung, Wasser, Wassertemperatur. Also auch das wird hier bestens beherrscht, ich schmecke und staune.
Da ich aber noch nach St. Lorenzen runterrollen muss, verzichte ich auf einen großen Digestiv. Reitbauer lässt es sich aber nicht nehmen, mir zumindest einen Fingerhut voll von seinem Hausgebrannten zu servieren. Birne, mmm!
Kurz noch ein Wort zum Service: wie schon erwähnt ist hier immer was los, manchmal kriegt man keinen Platz, Reservieren für mehr als zwei Personen wird für die nächsten Wochen sehr schwierig. Trotzdem ist hier niemand hektisch. Klar, Reitbauers verlangen alles vom Service ab. Aber die jungen Damen bzw. die jungen Herren sind sehr gut geschult und bleiben stets Frau/Herr der Lage und sind so ganz nebenbei allesamt ganz anmutige Geschöpfe , vor allem die weiblichen ;-)
Fazit: angesichts dieser Vorstellung gibt’s die Höchstnoten. Dabei hatte ich beim ersten Besuch praktisch „nur“ die Basics bestellt, Süppchen, Schnitzel, Wein, Nachspeise. Kaffee. Man darf also schon jetzt auf den nächsten Besuch sehr, sehr gespannt sein.
Service sehr angenehm, entspannt und flott zugleich. Lässt einen in Ruhe, wenn’s sein muss, ist da, wenn nötig. Kompetent, wenn’s drauf ankommt. Chef Reitbauer erkundigt sich zwischendurch mal, ob alles zur Zufriedenheit ist und glänzt mit Fachwissen.
Die Preise sind erstaunlich fair: 17,50 für’s Kalbschnitzel zahlt man fast überall, nur nicht überall gibt’s diese Qualität. Gut 45 Euro für alles zusammen erschüttern mich nicht, im Gegenteil.
Eine echte Empfehlung, sehr erinnerungswürdig. Hoffentlich bald wieder.Weniger anzeigen
Landhotel Restaurant Hubinger
25, ETMIßL 8622
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um heiße 38€. Romantisch, urig. Und die Küche kocht auf, dass es ein Genuss ist. Wirklich sehr entspannendes Haus, ganz ganz liebe Leute und diese phänomenale Landschaft südlich des Hochschwabmassivs.
SpeisenAmbienteService
4. Jun 2012
(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************)
Fährt man mit Kopfweh, Husten und e...Mehr(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************)
Fährt man mit Kopfweh, Husten und erhöhter Temperatur noch 25 Kilometer, um gut zu essen? Nach Etmißl! Where the freak is Etmißl?
Doch, das lohnt sich, vor allem wenn man beim Hubinger einkehrt. Und das geht so:
Etmißl ist ein 500-Seelendorf am Fuß des „heiligen“ Berges der Obersteirer, dem Hochschwab. Eine 30-er-Beschränkung durch das Ortsgebiet, die Straße zu schmal für Leitlinien. Eine Kirche, ein paar schöne Höfe, traumhaftes Wetter. Und zwei Gasthäuser.
Von außen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof – von innen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof. Genau deswegen würde ich mich auch hier so wohl fühlen.
Eine richtige Stube, Kachelofen, schön gedeckte Tische mit viel Platz zum Nebentisch.
Ich brauche dringend was zu trinken.
Darf’s ein Aperitif sein, junger Mann? - Ja bitte einen Tee, für meine Stimme.
Frau Chefin hat alles, der Kräutergarten spielt alle Stückeln. Frischer Salbei, eventuell sogar mit Thymian, dazu ein Schälchen Blütenhonig. Fast fürsorglich überprüft die Wirtin zweimal, ob der Tee auch schon richtig gezogen hat. Ich sage nur: Elixier!
Frau Chefin verspricht mir und dem Nebentisch, ich würde nach dieser Portion Tee noch was vorsingen können.
Ich will’s euch nicht antun. Aber der Tee schmeckt traumhaft.
Brot. Aufstrich, Paprika. Letzteren lasse ich dort, wo er ist. Der Aufstrich ist ein guter Beginn, das Brot ist zum Teil selbst gemacht, zum Teil selbst gekauft. Eine der beiden jungen Damen im Service erwähnt es mit sympathisch-selbstironischem Unterton.
Asmonte-Schaumsuppe mit gerösteten Blunznradln. Was bitte ist Asmonte? Ganz einfach, hatte ich auch schon im Fischbacher „Forsthaus“: die steirische Antwort auf Parmigiano.
Sehr schönes Süppchen, das zu Recht auf den Namen Schaumsuppe hört, nicht zu salzig, der Käse ist salzig genug, die knusprig-zarten Blunznradln passen perfekt dazu.
Ein Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln.
Schon lange keinen Rostbraten mehr gegessen. Allerdings auch, weil ich schon lange keinen guten mehr zwischen die Zähne bekommen habe.
Der hier wird bei jedem Bissen besser. Das Fleisch zeigt was es kann. Medium, sehr zart und doch mit einem gewissen Biss, der dem Fleisch aber verdammt gut steht. Das Sößchen ist sehr gut, auch wenn bei meinem Geschmack immer ein bisserl weniger Salz ginge.
Überbackende Rhabarberpalatschinke mit Vanille-Parfait und Erdbeeren.
Eine dem Salzburger Nockerl ähnliche Schnee-Burg, die sich auf der Palatschinke türmt.
Die Füllung mit Rhabarberstücken, wunderbar abgeschmeckt, schön süß-sauer, und doch ganz anders, als ich den Rhabarber kenne.
Das Vanilleparfait schmilzt wie auf Befehl, sensationell.
Schon lange kein so feines Dessert gegessen. Perfektes Parfait, der Ei-Schnee zergeht und schmeckt (normalerweise zergeht Eischnee und schmeckt nicht…) und die Palatschinke hat endlich ihre perfekte „innere“ Begleitung gefunden.
Und: die beigestellten Erdbeeren sind endlich mal Erdbeeren, die aromatisch und süß sind. Kein Zweifel, die kommen weder aus Chile, noch aus Spanien. Steiermark, und kein Erdbeerland, ich wusste es. Es zahlt sich aus, für das Besondere ein ganzes Jahr zu warten.
Ende Runde eins, so zu sagen. Hierher komme ich sicher wieder, allerdings um mich auch hier für wenigstens eine Nacht einzumieten, hoffentlich ohne Verkühlung, obwohl der Salbeitee wirklich ein Balsam war.
Wunderbarer Gasthof in wunderbarer Gebirgskulisse. Sehr empfehlenswerte Küche, die das Einfache beherrscht und dabei das Besondere herausholt.
Und das soll mir eine Monatsempfehlung wert sein.
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Update 19.7.
Zwei Übernachtungen samt Verköstigung beim Hubinger. Diesmal ohne Halsschmerzen.
Ich habe also mein Versprechen wahr gemacht, mich dort nach stolzem Mahl gleich gemütlich einzuquartieren.
Erster Abend.
Gedeck: Kräuteraufstrich. Brav. Mit frischem Schnittlauch, eigentlich muss man das gar nicht erwähnen.
Rehkraftbrühe mit Teigtascherl (4€). Die Suppe wird viel zu bescheiden auf der Karte geführt. In der herrlichen „Gicht“-Brühe tummeln sich nämlich „ganz nebenbei“ auch unglaublich zarte Filetstückchen, schön knackiges, nudelig geschnittenes Gemüse und ein paar kleine, schön bissfeste Eierschwammerln.
Die Tascherln sind schön dezent würzig gefüllt, der „Rest“ geht runter wie Öl.
Beiried mit Fisolen und Kartoffeln, gratiniert (20€). Das Fleisch setzt dort fort, wo es schon damals als Rostbraten angefangen hat. So zart und saftig, man muss sich bemühen, langsam zu essen. Die Fisolen sind fast schon ein wenig zu bissfest geraten, sorgen aber keineswegs für Baucherlweh danach. Die gratinierten Kartoffeln passen perfekt dazu, zerfallen nicht im Mund. Schön.
(Leider sind mir die Bilder der beiden Gänge versehentlich beim Kopieren verlustig gegangen)
Topfen-Marillen-Kuchen. Ganz einfach gemacht, ohne Schnickschnack. Marillen sind von der Säure her „gebändigt“ worden, der Staubzucker oben drauf wäre aber gar nicht erst nötig gewesen.
Zweiter Abend.
Gedeck: Liptauer. Bin kein Liptauer-Fan. Aber dieser hier schmeckt.
Schwammerlsuppe mit Hadnsterz (4,10€). Ein steirischer Klassiker, das haben in unserer Familie schon vier verschiedene Generationen an einem Tisch gemeinsam konsumiert. Immer wieder. Hier kommt man grade eben erst von einer kurzen Laufrunde rund um das Dorf zurück und lässt sich so zu sagen diese Suppe einflößen. Kurz gesagt: besser geht’s nicht. Der Sterz schön bröckelig-nussig, aber nicht trocken, dafür aber auch nicht klebrig-batzig. Und die Suppe lässt in puncto Würzung keine Wünsche offen. Die Schwammerl sind nicht jene Rieseneierschwammerl aus Litauen, sondern schön kleine, kompakte, würzige, nicht wässrige Vertreter aus der Gegend. Unglaublich. So fein.
Eierschwammerlsauce mit Serviettenknödel (10,50€). Ja, ich hab mir heut tatsächlich ein „Waldmenü“ zusammengestellt. Knödel mit wunderbarer Konsistenz, Sauce nicht übertrieben mit Rahm gestreckt, sehr gut abgeschmeckt. Einziger Kritikpunkt, natürlich mit der Chefin besprochen: ich würde nie Paprikawürfel hineinschneiden. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Heidelbeerstrudel: keine Kulturheidelbeeren, wenn auch noch nicht Jahrgang 2012, klar. Viele Bemmerln drin, Zunge zeigen beweist: echte Hochschwab-Beeren! Gut!
Die Chefin nimmt sich wie immer gern und viel Zeit für die Gäste, man fühlt sich rundum wohl.
So wohl, dass dem feinen Mahle eine angenehme Bettschwere folgt. Ab ins gemütliche Zimmer (38€). Internetanschluss, eine Matratze, die des nächstens kein U-Hackerl aus mir macht.
Frühstück für morgen? Selbst gemachtes Brot, ebenso die Marmeladen. Alles da.
Gute Nacht! Hoffentlich bald wieder.
PS: die 5 für's Essen sind wohlverdient. Was man vor allem auch erwähnen muss: bei aller gebotenen Qualität schafft man hier das Kunststück, auch die Dorfbevölkerung an den Tisch zu bringen. Kompliment!
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Update 12.7.2013
- Super Grammelschmalz, zergeht auf der Zunge, feiner Kürbiskernaufstrich, nicht "sauer".
- Schwammerlsuppe, nicht püriert, alles schön gewürfelt, suppig, würzig, frische Kräuter. Mmmmm...
- Rehnüsschen: zart rosarot, ein butterweiches Tierchen, guter Rahmkohlrabi, ausgezeichnete, ja geniale Erdäpfel"wuzerln" in geriebenen Mandeln gewälzt, buttrig-gummig, herrlich.
- Beerenmus vereint sich unglaublich gut mit dem Fleischerl, ja gibt's denn das?
- Marillenknödel: stopf den Minz-Zweig in die Marille, das schmeckt nochmal so gut... zwei Aromabomben, nur leicht gezuckert.
- Frühstück: selbst gemachte Marmeladen - und das butterweiche hausgemachte Brot. So muss Brot schmecken. Fazit: gestärkt und fröhlich in den Arbeitstag, so geht das!
Hubinger - es war mir wieder mal ein Volksfest!Weniger anzeigen
Auerhahn
Bahnhofstraße 15, Salzburg 5020
In diesem Guide weil: 3 Sterne-GH. EZ um die 50€, DZ ca. 90, 3Z ca. 100.
Feine Küche ohne Pi-pa-po.
SpeisenAmbienteService
6. Jun 2013
Salzburg, die Mozartstadt.
Angebot an feiner Gastronomie gibt es in der wirklich beneidenswert schönen Stadt genug, als Festspielstadt und Tour...MehrSalzburg, die Mozartstadt.
Angebot an feiner Gastronomie gibt es in der wirklich beneidenswert schönen Stadt genug, als Festspielstadt und Touristenmagnet – kein Wunder, wenn die Lokalliste, in meinem Fall die „To-Do-List“, zum Bersten voll ist.
Man kann in der Getreidegasse essen, am Mönchsberg, am Mozartplatz, am Mirabellplatz.
Oder man entgeht den Touristenströmen und fährt ins Bahnhofsviertel raus und ist innerhalb von fünf Minuten ganz woanders und fragt sich fast: ist das noch Salzburg?
Der Tipp kam ganz nach dem Motto „wenn du eine feine Adresse suchst und zugleich deine Ruhe haben willst“.
Ganz mein Ding. Bahnhofstraße 15, am Itzlinger „east end“. Parkplatz vor’m Haus. Gegenüber die Lärmschutzwand, die 27 Bahnsteige dahinter kann man nur erahnen.
Drinnen merkt man nichts davon.
Der Hauptraum ist wie ein großes, gediegenes Wohnzimmer mit „klassischem“ Parkettboden, wie es ihn schon in meiner ersten Mietwohnung gab. Viel Platz für die Tische, ausreichend Privacy, ein großer Vorlegetisch, eine große Gläservitrine.
Irgendwie erinnert mich das sogar ein wenig an so manch gediegenes Restaurant in Italien, wo der Gastgeber seit vielen Jahren genau weiß, was er seinen Gästen bieten muss. Kein Schnickschnack, sehr zweckmäßig, nicht kühl, schlichte Eleganz.
Reservieren war an beiden Abenden nicht nötig, es waren immer ein oder zwei Tische frei.
Tadellos gedeckt, nichts fehlt, vom schönen Besteck über Stoffservietten, der Pfeffermühle eines französischen Autoherstellers und einem biologischen Olio extra vergine bis hin zur Karaffe mit der Aufschrift „Salzburger Wasser“.
Gut sortiertes Glasweis-Angebot, heute kriegt Herr Triebaumer den Zuschlag. Die junge Dame im Service ist zwar keine Plaudertasche, aber sie fragt korrekt, ob sie den Wein zwecks nötiger Luftzufuhr bereits einschenken darf. Danke der wirklich hilfreichen Nachfrage, das hört man gern.
Am Nebentisch wird amerikanischen Gästen hemdsärmelig, aber verhandlungssicher die Karte auf Englisch erklärt.
Und so grüßt die Küche: mit Speck gefüllte Tascherln (auch am Tag darauf) flankieren eine unsagbar zarte und von einem raffinierten Safterl begleitete Tafelspitztranche (hauchdünn). Ein bisschen frisch geriebener Parmesan darf vollenden. Ein wahrlich freundlicher Gruß.
Allemal eine Erwähnung wert: das Gedeck. Dreierlei Aufstriche. Ein saftig-fruchtiger Tomaten-Thunfisch-Aufstrich (idealtypisch gewürzt), ein kaltes Erdäpfelpüree mit frischen Schnittlauchradln (das geht!) und ein Liptauer (Geschmacksache, es muss nicht immer Paprika sein).
Kohlrabischaumsuppe mit geräuchertem Saibling (ca. 5,50).
Sie wird fast ein wenig zum stürmisch serviert, während ich noch im Aufstrichtrio rumnestle.
Die Suppe aber ist fast perfekt, einen Tic weniger Salz könnte sie vertragen. Nicht zu üppig, der Kohlrabi darf seine besten Eigenschaften wunderbar ausspielen.
Aber da ist noch der Saibling: er macht mich besonders neugierig, denn so zart kann man ein Fischfilet eigentlich nicht hinbekommen. Der uneitle, nie um den Brei herumredende Herr erklärt mir rasch, wie man einfachst besten Fisch aus der Region (z.B. aus dem nahe gelegenen Wallersee) effektiv und vor allem schonend räuchert.
Die Karte, so kann man es kurz und bündig zusammenfassen, ist ein Who-is-who der edlen österreichischen Küche, da und dort ein exotisches Ausrufezeichen, ein interessantes Fischmenü und ein vegetarisches Menü ganz am Anfang der Karte.
Heute mal ein Kalbswienerschnitzel, mit Kartofferln und grünem Salat. Mit dem Verdacht, ein dem Lokal entsprechend unprätentiöses aber umso raffinierteres Schnitzerl zu bekommen.
Es war so was wie Instinkt.
Um gut 15,50 bekomme ich perfektes Fleisch ohne eine widerspenstige Faser, die Panier ist wunderschön marmoriert, es duftet nach Butterschmalz, nirgendwo auch nur irgendwo ein dunkles Bröserl, ein paar schöne, helle Schaumkrönchen sind sogar noch drauf.
Die Marmorierung zwischen hell-goldbraun und hell-purpurn begründet sich natürlich auf die Machart: ein echtes Pfannenschnitzel, das wurde nicht ins Öl geworfen, sondern wurde in der Pfanne gewendet, weil nicht schwimmend herausgebacken. Wie würde Herr Saturn sagen? So muss Schnitzel!!
Salat: frische Ware, angenehm säuerlich, aber nicht sauer mariniert.
Kartoffeln: keine Klage, nicht zerkocht, kein harter Kern, durften in der Pfanne samt Petersil mitschunkeln.
Schokoladesoufflé, Himbeereis (ca. 8,50).
Das „Hupferl“ hat einen flüssigen Kern und steht im ebenso flüssigen Bad.
Sehr schön gemacht und präsentiert, nicht zu süß, aber so der ganz große Fan von Schokoladekuchen mit Schokoladesauce werde ich nicht mehr. Das Himbeereis kämpft wacker gegen die Dominanz der Schokolade, ich warte aber auch noch auf den Tag, wann Himbeeren mit Ribisel zu einer wunderbaren „Cuvée“ vereint werden. Hatte ich einmal, eine wahrlich genial einfache wie perfekte Kombination, die sonst keinem mehr so einfallen will. Schade.
Dafür sind die Dekorfrüchte in bester Qualität, die stattliche Himbeere schmeckt tatsächlich wie aus Mamas Garten.
Tag 2: mein Gegenüber wandelt auf meinen Kalbsschnitzel-Spuren und wird nicht enttäuscht. Ich wage das geschmorte Kalbsbackerl mit Gemüse (bissi mehr als 20 Euro).
Handwerklich wunderbar umgesetzt - die vier Stückerln Fleisch haben eine herrlich würzige Kruste bekommen, bei 3 Zentimetern im Durchschnitt finde ich einen „Flöz“ von gut einem Zentimeter in schön rosa bis rötlicher Farbe. Hab ich gar nicht bestellt, ist aber seidenweich und zusammen mit dem intensiven Safterl eine feine Kombination.
Allerdings: so richtiges „Backerlfeeling“ kommt nur bei einem der Stücke auf, das Randstück nämlich hat die nötigen Gelee-„Adern“ und kommt dadurch nahezu perfekt daher. Zart und leicht gummig zugleich.
Gemüse: schön knackig, der Koch behandelt die Rohstoffe mit dem nötigen Respekt, die Bratkartoffeln sind würzig und fest, aber nicht fettig.
Dessert: diesmal nur Caffè (stark und mild zugleich, bravo) und Grappa, dann aber gleich einen vom Tignanello empfohlen bekommen. Der geht schön geschmiert runter, aber auf den großen Namen kann ich in Zukunft auch verzichten, ein edler Klarer ohne Promifaktor kann’s auch, wenn nicht besser. Die doch verdächtige Süße geht geschmacklich ins „trendige“, ich steh aber mehr auf „handwerklich“.
Nun denn: sehr empfehlenswertes Haus - edel, uneitel und sich auf das Wesentliche konzentrierend. Eine sichere Bank, wenn man allein, zu zweit oder gar mit mehr Leuten gepflegt essen gehen will, ohne dabei 27 Molekulargänge bekommen zu müssen, die vielleicht noch eine anregende Unterhaltung stören würden.Weniger anzeigen
Kreuzwirt
Pössnitz 168a, LEUTSCHACH 8463
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ ab ca. 100€, mehrere Kategorien. 3 Hauben zu Abend, beste Weine der Region, hier kommt man nicht zu kurz.
Tolle Gegend, man fühlt sich mitten im Weingarten.
SpeisenAmbienteService
15. Apr 2012
Wenn die kulturelle Sonne in der Provinz - noch dazu an einem Sonntag - allzu tief steht, dann ist guter Rat teuer: was tun für einen lieben Freund...MehrWenn die kulturelle Sonne in der Provinz - noch dazu an einem Sonntag - allzu tief steht, dann ist guter Rat teuer: was tun für einen lieben Freund und Kollegen, der mich in der alten Heimat besucht und gerade mal ein paar Stunden Zeit hat?
Nicht einmal das Wetter erlaubt einen Hupfer auf die Almhütte, also heißt’s Improvisieren.
Also schnell mal über die Weinebene, ab in die Südsteiermark. Selbst wenn das Wetter nicht gerade blendend ist, ist so mancher Kellerbesuch nie ein Fehler, denn: im Keller regnet’s selten! Höchstens mal die edlen Tropfen, die nicht die Regenrinne, dafür aber wie Öl die Kehle runterlaufen!
Als wir aber beim „Kreuzwirt“ eincheckten, wussten wir noch gar nicht, dass sich der Besuch in den Kellern danach gar nicht erst ausgehen sollte… denn was dann kam, war – selten aber doch – großes Kino.
Das Menükonzept des Hauses sind zwei mehrgängige Menüs, deren einzelne Gänge in jeweils zumindest zwei Teilen daherkommen. Das Ergebnis ist ein endloses Schaulaufen einer großartigen Küche.
Man wird, nach dem die Jacken abgenommen wurden, in den rechteckigen, großzügig verglasten Speiseraum geführt, wie eine große Terrasse mit Blick auf Wein und Wiese…
Sehr bequeme, stoffige Stühle und Bänke, vielleicht ein bisschen zu schlicht und modern, aber man fühlt sich wie mitten in den Weinbergen.
Das Service besteht aus einem sehr korrekten und dementsprechend geschulten Ober, der von drei jungen Damen flankiert wird, die den bei ihm ein bisschen vermissten Charme und Esprit versprühen.
Was das flotte Serviceteam dann auftischt, habe ich jetzt gar nicht mehr auswendig im Kopf. Im muss mich mithilfe der Bilder regelrecht zurückerinnern, so viele große und kleine Dinge kamen daher.
Die Präsentation der Köstlichkeiten kam natürlich nicht zu kurz, blieb aber im vernünftigen Rahmen und lässt sich nie zu übertriebenen Arrangements hinreißen, die eventuelle Schwächen der Küche übertünchen könnten.
Allein die „Eingangsphase“ mit Gedeck und Gruß aus der Küche machte den Besuch schon zu einem lohnenden: was war denn da alles am Tisch? Zu allererst war da mal ein vortrefflicher Appetitanreger: eisiger Bellini, mit einem Kugerl fruchtigem Eis drauf, am Glasboden fand sich ebenfalls geeistes Fruchtiges: war’s Quitte, war’s Birne? So ganz hab ich’s nicht erschmeckt, aber es war schon mal eine intelligente Kombi, die nicht nur schick aussah, sondern auch gut zusammen passte.
Was noch: nach einem Aperitiv, Chardonnay-Sekt vom Polz bzw. einem exzellenten Gelben Muskateller vom Weingut Ober-Guess, kamen hausgemachter Zwieback mit Kürbiskernen, schön pikante Knabberkerne vom Ölkürbis, Brioche-Stückchen, in Kakaobutter angeröstet (ka Schmäh!), wunderbare mit süß-saurem Kraut gefüllte Teigtascherln, fein aufgeschnittene, rustikale Wurst.
Hausgemachtes Brot, das wie rechteckige Muffins in kleinen Gefäßen gebacken worden war, in mehreren Varianten. Punktgenaue Backzeit, cross außen, innen schön weich, duftig, von Backmitteln keine Spur. Etwas zu stark gesalzene Butter, mit Blümchen dekoriert und einem kleinem Kernöl-Badewandl flankiert.
Nein, es ist noch nicht Schluss mit Grüßen, doch Küchenchef Fuchs ist wahrlich kein Grüßaugust: raffinierte Bärlauchtascherl, zart außen, innen cremig-würzig, gerade richtig, mit feinem Tomatenpesto, dazu ein kleiner Salat mit Kernöl, etwas zu banalem Lardo, einem (hausgemachten) Brotcracker und zumindest zwei verschiedenen Wiesenkräutern, die ein weiteres Ausrufezeichen sind: hier weiß endlich wieder mal jemand Bescheid, wie man gekonnt das verarbeitet, was andere nicht einmal als Unkraut zu schätzen wissen.
Was jetzt schon ein ganzer Bericht hätte sein können, war gerade mal die Einleitung.
Wir kommen nun zum eigentlichen Beginn – dem ersten Gang. Und selbst dieser ist zweiteilig.
Es kommt eine geeiste Erbsencreme mit Minze und Saiblingstatar, Saiblingskaviar und karamellisierten Knuspergrammeln.
Die Grammeln hätte ich persönlich nicht karamellisiert, sondern so belassen, wie sie sind, wäre vom „Beißerlebnis“ besser gewesen. Aber: ein Saiblingstatar, so edel, dass mich das glatt an die für mich so legendäre Piemonteser Battuta del Fassone, also gehacktem, rohem Kalbfleisch, erinnert.
Über den Kaviar kann man streiten, ich gehöre nicht unbedingt zu denen, die alles haben müssen, was öffentliche Wortführer als Delikatesse bezeichnen.
Der zweite Teil vom ersten Gang: lauwarmer Saibling mit Erbsen und Erbsenpüree, Morcheln, gehobelter Gänseleber, Morchel-Nuss-Emulsion, wilde Kresse.
Wieder darf ein geschickt eingesetztes Wildgemüse den verdienten Rahmen bilden: der Saibling lässt keine Wünsche offen, die Erbsen und die Bio-Gänseleber (keine Stopfleber) zergehen wirklich auf der Zunge. Einzig die Morcheln könnten ein bisschen weniger Salz vertragen. Aber gut, die kleinen Kritikpunkte muss man aber auch wirklich sehr genau suchen…
Der Hauptakt: St. Johann-Freilandschwein & Röhrlsalat. Der Akt – wieder in zwei Teilen.
Ein gepökeltes Züngerl (bissi intensiv, aber sehr zart), ein kleiner Grammelknödel (sensationell) und ein zartes Stück vom Brüstl, zusammen mit knusprigen Erdäpfel-Würferl und zuvor erwähntem Löwenzahn.
Zweiter Teil: ein Kotelett vom Johann-Schweinderl mit eingemachtem Röhrlsalat und kleinen, ungeschälten Kartoffeln.
Schön rosa gebraten, unendlich zart, fast möchte man glauben, das Viecherl wurde totgestreichelt.
Der Schlussakt – wieder in zwei Teilen, widmet sich der Birne und der Zotter-Schokolade. Eine Variation.
Zuerst kommt ein Triplett aus Armem Ritter (flaumig-knusprig außen, raffiniert weich und warm innen), einer Birnen-Schokolademarmelade (interessante Kombi) und einer genialen, geeisten Schokoladenkombination in der Tasse: weiß oben, dunkel unten, abgeschmeckt mit Birnenbrand. Woaahh…
Sodann: Schokoladenbuchteln, eingelegte Birnen & Vanille, Schoko-Birnensorbet mit Vanilleschneenockerl.
Die Buchteln sind kaum zu schlagen, einzig die Nockerl waren mir ein bisschen zu „zäh“, wenn man das so sagen kann.
Und weil dem immer noch nicht genug ist, kommen noch süße Grüße: ein mit Vanille veredelter, sahniger Likör (gut gemacht, aber nicht meine Geschmacksrichtung), guter Espresso und – zarte, gebackene Mäuschen mit Tunkschokolade.
Vorhang zu.
Weine: nicht zufällig forciert das Haus Polz die eigenen Weine, aber es sind die Güter Ober-Guess, Tauss, Werlitsch und Sepp Muster, die für uns die Hauptrolle spielen.
Der gute, nicht eindimensional steirische Gelbe Muskateller war ein guter Beginn, der Blaufränker aus der Region ist naturgemäß ein viel kühlerer, aber umso interessanterer und würziger Zeitgenosse.
Schön zu beobachten, dass immer mehr das Potenzial für Rotweine mit Burgundercharakter in der Südsteiermark beste Ergebnisse liefern.
Der Hammer aber waren der elegant-wuchtige Sgaminegg 2007 von Muster (Sauvignon blanc, Chardonnay) und der süße, an ätherisches Öl erinnerende Ex Vero 2005 von Werlitsch (Sepp Musters Schwager).
Allesamt Produzenten so zu sagen vom gegenüberliegenden Hügel, zumindest drei davon arbeiten biodynamisch und haben auch schon meinen eigenen Weinkeller bereichert ;-)
Nicht zu vergessen natürlich die Präsentation: bestens temperiert, kein gerade eben geöffneter Wein, die riesigen Zalto-Kelche sind nicht nur sündhaft teure Weingläser, sondern vor allem die beste Art, besten Wein zu adeln.
Preise: gehoben, gar keine Frage, aber bei dieser Vorführung gibt’s kaum was zu jammern. Grundsätzlich lohnt sich im Hause Polz das „Setangebot“, einzelne Gänge haben ihren Preis, einzelne Achteln Wein ebenso.
Wer also nicht mehr mit dem Auto fahren will oder muss, für den lohnt sich die Übernachtung in den hauseigenen Zimmern, je nach Geschmack mit Wellness, Gratis-Moped oder Fahrrad, Weinkursen, Langschläferfrühstück, mehrgängigem Abendessen, Kochkursen, Golf, und und und.
So kam unser „kleineres“ Menü auf 54 Euro, mit Gedeck, Wein und Kaffee kam man auf gut 80 Euro pro Person.
Zusammenfassung: sehr hohes Küchenniveau mit dem nötigen Verständnis für Zutaten und Geschmackskombinationen, großartiger Einsatz von besten Zutaten und Kräutern, die gleich hinterm Haus wachsen.
Bestmögliche Wein“bereitung“ und das Wissen für Produzenten, die weit entfernt sind von kommerziellen Großproduzenten.
Diese Kombination kratzt hart am Thron der besten Restaurants in diesem Lande und wird verdientermaßen mit einem meiner „Absoluten Highlights“ gekrönt.Weniger anzeigen
Buchingers Gasthaus
Wolkersdorfer Straße 6, RIEDENTHAL 2122
In diesem Guide weil: 3 Sterne. DZ/EZ 45/50 € + 15€ (Hauben-)Frühstück. Zimmer nicht im Haus, "200 Schritte" entfernt laut Website.
Küche erstklassig, wunderbare Atmosphäre in der "Alten Schule".
SpeisenAmbienteService
22. Dez 2012
Ich muss zugeben, Riedenthal nicht gekannt zu haben. Und zu „Buchinger“ fiel mir zuerst nur der langmähnige Kurzzeit-Sozialminister mit Rotzbremse ...MehrIch muss zugeben, Riedenthal nicht gekannt zu haben. Und zu „Buchinger“ fiel mir zuerst nur der langmähnige Kurzzeit-Sozialminister mit Rotzbremse ein.
Restauranttester.at mobil spuckt mir in der Gegend um Gerasdorf (nicht gerade das Zentrum der Welt, aber seit neuestem mit Riesen-Einkaufszentrum „G3“) eben den „Buchinger“ aus.
Riedenthal hört sich sympathisch an, klingt es doch irgendwie so wie die Weinviertler Rumpfvariante vom Napa Valley.
Ganz in der Nähe von Wolkersdorf gelegen fährt man tatsächlich in eine kleine Senke und fährt durch den für die Gegend typischen Orts“schlauch“ mit den niedrigen Häusern in Reih und Glied. Es ist stockdunkel, doch in einer Kurve leuchtet das wohl schönste dieser Häuser festlich und vorweihnachtlich beleuchtet raus, als würde hier täglich das Dorffest ausgetragen (Anmerkung: das selbsterklärende Fest „Sturm und Trank“ wird in Riedenthal tatsächlich jährlich abgehalten).
Es handelt sich um die „Alte Schule“, liebevoll restauriert, aber auch lustig herausgeputzt und im Eingangsbereich lustig dekoriert. Scheint ein lustiger Vogel zu sein, dieser Buchinger.
Drinnen ist’s warm und gemütlich, ein Gang geradeaus geht Richtung Toiletten, gesäumt von einer Reihe von an der Wand montierten Klappsesseln von anno dazumal. Links rein geht’s in die „2. Klasse“, rechts rein in die „1. Klasse“ mit Schankbereich (Schilder über dem Türstock, oder war’s anders rum?).
Der Nichtraucher-Klassenraum ist mit hellen Sitzmöbeln ausgestattet und sehr gemütlich eingerichtet. Eindeutig noch aus der Schulzeit: die kugelrunden Lampenschirme, ja die gab’s damals noch und die Wirtsleute haben sie wohlweislich so belassen.
Was mir auch auffällt: die allgegenwärtigen Informationen und Erwähnungen von Krimiautorin Eva Rossmann (sogar in der Speisekarte wird darauf hingewiesen, was ihre Bücher kosten!). Fast schon hätte ich sie zu Buchingers Frau gemacht – doch halt: der Hintergrund ist der, dass Rossmann für einen ihrer Romane sogar eine Küchenausbildung absolvierte (mit Erfolg!) und auch ein Buch zusammen mit Buchinger geschrieben hat.
Der Chef persönlich trifft mich am Gang zur Toilette, grinst spitzbübisch und meint "A neigs G’sicht! Wünsch einen angenehmen Abend!“
Vielen Dank, das sollte auch einer werden.
Ich werde von einer Dame und einem Herrn betreut (letzterer fährt sogar jeden Tag von Stadlau hierher). Man setzt hier also auf Erfahrung im Service, kein junges Gemüse.
Das merkt man dann doch, wenn man über Zubereitung oder Sonderwünsche spricht, auch die passenden Antworten kommen. Gutes Personal zahlt sich aus, das sollten sich viele Gastronomen nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Buchinger scheint’s zu wissen.
Die Speisekarte ist voll mit Klassikern, zum Teil neu interpretiert, mit Augenzwinkern in der Speisekarte dokumentiert:
Menü „Running Weinviertel“… Getränk: „Schulmilch“ (Grüner Veltliner, Hollersaft, Zitrone…)… Gedeck „1. Klasse“, Gedeck „2. Klasse“…
Fast erwische ich mich, dass ich die Speisekarte nicht nur schmunzelnd lesen, sondern auch was bestellen sollte.
Eine Tageskarte gibt’s auch, hier sollte jeder wirklich fündig werden. Erstaunlich.
Ein Gedeck wird serviert: ein Gänselberaufstrich, versteckt unter dem eigenen Fett. Gutes Brot.
Dazu ein gefüllter Miniatur-Paprika.
Ein wahrer Angriff auf dem Magen: der gefüllte Paprika ist exzellent gemacht, fernab vom heruntergekommenen Bruder aus der Inzersdofer Dose, doch die Leber, versteckt unter ihrem eigenen Schmalz, ist für einen Gruß aus der Küche doch zu üppig. Da komm ich nicht weit, hinfort mit dir!
Ein Dirndlsaft kommt daher. Kein Dirndl im Saft, resch zwar, aber nicht zum Vernaschen, sondern zum Trinken: sehr gesund! Die gerbstoffigen Kornelkirschen feiern eine Renaissance, auch in unserem Garten. Ein feiner Durstlöscher, am besten mit Riedenthaler Quellwasser verlängert.
Vorspeise: „Omas legendäre Wurstkrapferl“. Eine Freundin aus dem Weinviertel kann dieses Dialektwort so original aussprechen, dass ich [Krapferl] gerade im Ohr habe: Krainer- oder Knackwurst? Weiß ich nimmer, aber die Sache ist so einfach wie genial: Die Wurstradln werden im gekräuterten Palatschinkenteig in der Pfanne gebraten. Ein bisschen knackiges Salatgrün dazu - Kren mit 3 Promille Brenngrad oben drauf - fast schon eine perfekte Hauptspeise. Wunderbar, ja tatsächlich legendär!
Suppe: eine dicke Gemüsebrühe mi Teigtaschen. Die Teigtaschen könnte man sogar weglassen, die Suppe kann „allein“ schon genug. Fast schon eine Gemüsesuppe, man fragt sich fast schon, wozu man eine Rindsuppe vermisst.
Hauptspeise: Dreierlei vom Feldhasen mit paniertem Sellerie. Vom Sellerie sollte ich später zu wenig haben, der Hase ist deutlich in der Überzahl. Ein zartes Filet, sehr gut, ein ordentlich festes Haxerl, da legt man am besten das Besteck weg – und ein Ragout, so wie’s angeblich die Toskanischen Jäger machen. Da finden sich Wacholderaromen genauso wie – es erinnert mich sofort an die Gurkenbrühe (ohne Gurken natürlich): klar, die Senfkörner. Außergewöhnlich, neu für mich, aber sehr spannend, aufregend, sehr gut!
Eigentlich geht nach diesem Essen kein Dessert mehr. Doch ich fühle mich nicht vollgestopft – Buchinger erwähnt’s sogar in der Speisekarte: man fühlt sich nicht „angepampft!“
Der Weinviertler Gupf mit Rumzwetschken – ich lass mir das erklären. Es muss sein.
Man stellt sich ein Rezept wie jenes des italienischen „Pandoro“ vor (Germteig). Der wird mit einer Ei-Obers-Mischung „ertränkt“ und im Rohr gebacken.
Ich bin ja bekannt für gewisse Abneigung in puncto Schlagobers, wenn man zu viel und zu vordergründig damit umgeht und es zu sehr als praktischen Füllstoff oder Geschmacksverstärker betrachtet. Da entsteht schnell „Maulsperre“ und eine gewisse Übelkeit schon beim Verzehr.
Nicht hier: die Konsistenz dieser Kreation ist einzigartig, man kennt ja die Wichtigkeit des „Beißerlebnisses“.
Wie soll man das beschreiben? Süßes Germteig-Mousse? Einfach selbst erleben, das ist sicher das heftigste und zu gleich feinste Dessert seit langem.
Ich leg die Hände auf den Bauch – zufrieden, nicht schwerstens abgefüllt – und interessiert an mehr: hier werden auch Zimmer vermietet (um die 40 Euro, mit Frühstück um 9 Euro). Das wird mein nächster Besuch, das ist fix.
Es lohnt sich also, von Wien ein paar Kilometer zu investieren. Eine „Alte Schule“, in der man sich tatsächlich gut vorstellen kann, mal in die Schule gegangen zu sein und wo der „Schulbetrieb“ heute mit viel Humor und bester Küchenlehre umgesetzt wird.
Fazit: selbst wer die schlimmsten Prüfungsträume hat, geht hier wieder gern zur Schule!Weniger anzeigen
Wolfsjägerhof
Wolfsjägerstraße 4, St. Florian 4490
In diesem Guide weil: 3 Sterne, EZ ca. 38 €, Rabatt bei mehreren Übernachtungen. Eins meiner "Stammhäuser". Noch nie schlecht gegessen. Immer gut geschlafen. Liebevolle Betreuung, Riesenfrühstück im jahrhundertealten Vierkanthof.
SpeisenAmbienteService
27. Jän 2012
(Mehrere Besuche, letzte Updates unter der Sternderl-Linie ganz unten)
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Meine Stamm-Unterkunft im...Mehr(Mehrere Besuche, letzte Updates unter der Sternderl-Linie ganz unten)
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Meine Stamm-Unterkunft im Raum Linz, wenn ich unterwegs bin.
Der jahrhundertealte Vierkanthof mit riesigem zum Teil überdachten Gastgarten ist die Schönwetteradresse für die ganze Umgebung. Ob Hochzeit, Familienfeier oder Fussball-WM-Übertragung.
Wenn an einem schönen Tag hunderte Leute kommen, gibt's kalte Gerichte zum Selberholen und das eine oder andere Schnitzerl. Ansonsten findet man sich in der urigen Stube wieder und bestellt einen der Klassiker.
Einen Stock höher gibt's 6 tadellose Zimmer mit bequemen Betten und einfachem, aber immer sauberem Bad/WC.
Das Frühstück am Morgen hat's dann in sich. Das hat man der nimmermüden, immer quirligen und gut aufgelegten Chefin zu verdanken, die selbst während des Betriebsurlaubs (Weihnachten bis Anfang Februar) am Morgen den Frühstückstisch deckt.
Und da gibt's alles, was der Gast wünscht. Sogar laktosefreie Milche oder Schafjoghurt, heute Schinken, morgen Wurst? Alles kein Problem, sofern die Chefin es am Vortag weiß. Das nenne ich mal unschlagbaren Service. Das Zimmer kommt auf 38 Euro, das ist für die Umgebung ebenso unschlagbar, vor allem: ein dermaßenes Frühstück in einem idyllischen Bauernhof kriegt man sonstwo nicht.
Nicht zu vergessen: das stets frisch angelieferte Sauerteigbrot. Umwerfend gut!
Das Essen: zünftig, traditionell, mit ein paar internationalen Tupfen auf der Speisekarte. Keine Gourmetküche, aber mehr als ordentliche, gut bürgerliche Küche, mehr verlangt man auch hier nicht.
Internationale Küche gibt's wie gesagt auch, obwohl ich der Meinung bin, dass es eher die Interpretationen des Hauses von internationaler Küche sind. Und, weniger mein Fall: all zu oft wird roher Paprika als Dekoration eingesetzt, am Salat, oder auch in Saucen. Das mag ich wiederum nicht, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Trotzdem: einmal gab's für gute 11 Euro Penne mit dreierlei Fleischfilets (Schwein, Rind, Huhn) und Balsamicosauce. Ein echtes Schlemmeressen, wenn auch nicht "original" italienisch. Gut war's trotzdem, fast wollte ich den Teller abschlecken.
Wiederum eher ein "Unding der alten Schule": Bauerngröstl mit Salat, allerdings alles auf einem Teller. Dadurch kriegen warme Kartoffeln Kontakt mit Essig. No-go! Obwohl das Gröstl an sich ja sehr gschmackig wäre. Kräftig, würzig, auch die Kartoffeln brauchen sich nicht zu verstecken.
Würdig: Käsespätzle sind eigentlich ein rotes Tuch für mich, sie entlarven all zu oft schauderhafte Kochkünste. Hier kann man sie tadellos essen, auch wenn es kein leichtes Abendessen ist und St. Florian nicht im Pinzgau liegt. Zu gut erinnere ich mich an Kasnocken-Essen in Mittersill. Wird wieder mal Zeit, dorthin zu kommen!
Gut auch die Wildwochen, Ente und Gans präsentierten sich stets kräftig und zart zugleich, zuvor überzeugte wie etwa auch in Wels beim Laahener Wirt die so genannte Wildfleisch-Einmachsuppe, in diesem Fall mit Ente. Fast schon ein Hauptgericht. Für 3,90 Euro kommt ein prall gefüllter, riesiger Suppenteller. Wer soll das aufessen? Ich tat's, aber dann war Spazieren gehen angesagt.
Wein: Das Weinangebot ist eher begrenzt, die ländliche Klientel stürzt sich eher aufs Bier. Also eher das Standardprogramm (Haugsdorfer Zweigelt) und vielleicht der eine oder andere Übersee-Vertreter (nicht so mein Fall). Oder gleich ein gut gezapftes mit Henkel rechts. Immer gut.
Ein absoluter Hit zum Schluss ist allerdings die hauseigene Bananenschnitte, unbedingt probieren! Sollte keine mehr "lagernd" sein, so tut's auch die gute alte Lambadaschnitte.
Fazit: fürstliche Bedienung, sehr gemütliche, ländliche Umgebung, gschmackiges Essen. Wer danach gleich "umfallen" will, kann dies hier sehr gemütlich tun!
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Update 9.11.
Und wieder ein spontaner Besuch, ich kündige mich auf der A1 an, werde wohl zu spät für die Küche ankommen.
Doch um 21:30 wirft sich die nimmermüde, quirlige Chefin nochmal für mich in die Küche. Was darf's denn sein?
Einfach nur ein feines Stück Rindfleisch und viel grüner Salat. Keine sonstigen Beilagen.
Mein Wusch ward ihr Befehl - und so wurde wieder ein feines schlichtes Abendessen draus. Dazu ein schön gekühltes Hopfencornetto.
Besseres Service mit Hingabe für den Gast kann man sich wirklich nicht wünschen!
Wie immer: die Katzen. Eine ist besonders liebesbedürftig, dürfte wohl zu früh "abgemilcht" worden sein. Sie legt sich spontan auf den Schoß und gräbt sich mit den Krallen in den Pullover - und nuckelt.... Laufmaschen im Pullover garantiert.Weniger anzeigen
Zum Dorfschmied
Marktstraße 16, KLEIN ST. PAUL 9373
In diesem Guide weil: Laut Website "4-Stern-Qualität", EZ ab 43€. Echtes Landgasthaus mit wirklich ernstgemeinten Ambitionen. Schön: echter Familienbetrieb in der schönen Kulturlandschaft "Norische Region".
SpeisenAmbienteService
27. Feb 2012
Mein Versprechen, am Wochenende fleischlos zu essen, blieb ein leeres.
Zumindest für den Besuch beim Gasthof Zum Dorfschmied in Klein St. Paul.
...MehrMein Versprechen, am Wochenende fleischlos zu essen, blieb ein leeres.
Zumindest für den Besuch beim Gasthof Zum Dorfschmied in Klein St. Paul.
Die so genannte Norische Region ist so etwas wie meine erste Heimat, allerdings war ich gerade mal zwei Jahre alt, als wir von dort wegzogen, die Erinnerungen sind also mehr oder weniger die von Erzählungen sowie von Besuchen alter Freunde der Familie in den Jahren danach.
Die Norische Region hat viel zu bieten: archäologisch wie geschichtlich höchst interessant, geologisch eine Fundgrube (Fossiliensucher wissen, wo...), und landschaftlich mit Waldkogelzug und Saualpe besonders reizvoll und einladend für ausgedehnte Wanderungen.
Heinrich Harrers Heimat, das Sonnendorf Diex, Burg Hochosterwitz, die Herzogstadt St. Veit, alles ist im Umkreis von gut 15 Kilometern erreichbar.
Einen solchen Besuch in dieser „alten Heimat“ gab es letztes Wochenende wieder.
Der Dorfschmied steht immer noch an selber Stelle und ist nach wie vor ein Familienbetrieb. Ein besonders erfreulicher obendrein: mittlerweile hat Josef Müller junior den Betrieb übernommen und er hat es geschafft, so etwas wie eine für das Dorfgefüge ja nicht unheikle sanfte Evolution im elterlichen Betrieb gelingen zu lassen.
Will heißen, man bekommt hier um gute 10 Euro nach wie vor sein Schnitzel und sein Kotelett, doch die gutbürgerliche Küche mit Bezug zu regionaler und mediterraner Identität bietet viele I-Tüpfelchen, bleibt dabei stets am Boden, mit einem wunderbaren Ergebnis: Vater und Mutter, Sohn und Schwiegertochter, alle arbeiten unter einem Dach. Allen voran Josef junior in der Küche.
Die Gäste danken es ihm mit Treue. Trotz dem Einzug zweier Hauben hat man den Boden unter den Füßen nicht verloren – und die einheimischen Gäste wurden nicht „verjagt“.
Das Interieur ist das eines schönen Landgasthauses geblieben, mit netten, aber nie verkitschten Dekorationen versehen. Man merkt, dass bereits der Frühling herbeigesehnt wird.
Viel Holz, angenehm hell, die Tische sind schön gedeckt, schwere Stoffservietten, schönes Berndorf 90/23er-Besteck mit leichter Patina.
Toiletten: sehr gepflegt. Lustiges Detail: eingerollte Stoffhandtücher am Stapel, Zahnstocher – und ein Fleckenentferner. Alles da!
Wir werden von Frau Müller junior und einem jungen Herrn bedient.
Unaufgeregt, entspannt, zuvorkommend. Bei der Weinauswahl lasse ich mir die Winzer aufzählen, sofort wird mir angeboten, dass man auch eine Flasche problemlos aufmachen kann, die nicht auf der Liste der glasweise angebotenen Weine draufsteht.
Da man aber in puncto Wein (faire Preise!) ohnehin nicht übel bestückt ist, bleibe ich beim BF vom Iby und mache alles richtig damit. Der Wein passt bestens zum Hauptgericht.
Aufstriche: der Lachsaustrich ist meiner Meinung nach gewöhnungsbedürftig, beim Glundner Käse muss ich ohnehin passen. Der ist allerdings hierzulande eine echte Spezialität und sollte weniger heiklen Nasen bzw. Gaumen bestens zusagen.
Gruß aus der Küche: ein Teigtascherl mit Fleisch drin, in der Pfanne mit ausgelassenem Speck kombiniert. Dazu ein bisschen Blattspinat, der leider ein wenig versalzen ist. Warum gerade der?
Suppe mit dreierlei Knöderl: sehr schöne, blumige und salzarme Suppe. Hier wurde gekonnt mit Gemüse und Kräutern gearbeitet.
So auch bei den Knödeln. Ein sensationell würziger Leberknödel und ein Semmelknödel mit Rindfleisch hinterlassen bleibende Erinnerung.
Zartrosa gebratene Entenbrust mit Polenta, Bratapfel und Apfelrotkraut.
Das Fleischerl ist ausreichend zart, glänzt mit schönem „Kruschpl“ am Rand, der Polenta gibt sich innen fast schon „flaumig“, aber schön angbraten bindet er den Fond vorzüglich.
Löblich: das Apfelrotkraut verdient diesen Namen wirklich und ist endlich mal ein schön herzhaft kerniges Rotkraut, selten genug!
Zum Mitnaschen: die Schweinsmedaillons mit Püree. Ein „denkbar einfaches“ Gericht, würde man meinen, aber das Detail macht's aus: sehr gut Fleischqualität und ein sehr cremiges Püree mit Walnüssen verfeinert. Damit habe ich nicht gerechnet, neben dem muskatigen Touch machen die Walnüsse eine sehr gute Figur. Muss ich mir merken.
Ricotta-Limonen-Torte.
Die Italiener können ja nicht irren: der Ricotta ist für viele Zubereitungen der bessere Topfen. Hier offenbart er seine ganze Stärke. Flaumig ohne Ende, die Zitrus-Komponente aromatisch aber nicht zu viel, keine Kalorienbombe, die am Ende eines Festmahls oft zur totalen Maulsperre führen würde.
Caffè, Grappa. Routiniert, kein Jammern.
Süßer Gruß zum Schluss: Erdbeerpralinen. Außen hart und innen weich. Je weicher, desto schmelz.
Alles in allem ein sehr entspanntes, verlängertes Mittagessen.
Familie Müller weiß zu verwöhnen, ohne Allüren, aber mit viel Herz und Verstand. Ausgewogene Küche, keine „Durchhänger“, durchdacht aber nicht überkandidelt. Stilsicher und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl in puncto Geschmackskombinationen.
Sehr faire Kurse, zu dritt 110 Euro für das Gebotene ist schwer in Ordnung.
Eine lohnende Fahrt ins Görtschitztal.Weniger anzeigen
Obauer
Markt 46, WERFEN 5450
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ um die 85 Euro. Vor dem Schlafengehen: eine der besten Küchen Österreichs!
SpeisenAmbienteService
14. Jän 2013
Gleich vorweg: es handelt sich hier um einen reinen „Kaffee-und-Kuchen“-Besuch.
Werfen: ein kleiner, beschaulicher Marktplatz und eine Umfahrun...MehrGleich vorweg: es handelt sich hier um einen reinen „Kaffee-und-Kuchen“-Besuch.
Werfen: ein kleiner, beschaulicher Marktplatz und eine Umfahrungsstraße. Doch die Kulisse drumrum ist wirklich beeindruckend. Die furchteinflößenden Flanken des Tennengebirges sind wirklich beeindruckend, sie beherbergen auch die nicht minder gewaltigen Rieseneishöhlen.
Stolz auch das Antlitz der Festung Hohenwerfen südlich vom Ort. Sie ist auch von der Tauernautobahn nicht zu übersehen. Sie lieferte in den 60er-Jahren als bayrisches „Schloss Adler“ für den Schinken „Agenten sterben einsam“ die Kulisse als schier uneinnehmbares Nazischloss. Richard Burton und Clint Eastwood haben sie bekanntlich trotzdem überwunden.
Hätten die beiden Hauptdarsteller schon damals bei Obauers einkehren können, sie hätten wohl zwei Fortsetzungen drehen wollen.
Ich war gerade auf dem Weg von Salzburg in die Dachsteinregion und wollte vor dem Einchecken noch irgendwo haltmachen. Doch amarone hat ein völlig unmännliches Problem: er kommt immer zu spät.
„Na, bei uns gibt’s jetzt nur Kaffee und Kuchen,“ erklärt mir der „kleinere“ der Obauers am Telefon.
Döllerer in Golling ist natürlich auch zu – also wird’s eine Leberknödelsuppe im eiskalten Nichtraucherabteil des Gollinger „Autogrill“. Ich werde mich jetzt für dieses kurze Desaster nicht zu einem weiteren Bericht aufraffen können.
Nach dem Raststätten-Desaster brauche ich also was Herzerwärmendes. Also rauf auf die A10 und am Pass Lueg gleich wieder runter. Die alte Bundesstraße bringt mich direkt nach Werfen.
Von außen ist der Obauer leicht zu erkennen, ist er doch das einzige Lokal mit einem Hauch von Avantgarde. Zugebaute Glasfront mit eingesetzten, wohl handgemachten blauen Glasfliesen.
„Grüß Gott, wir ham telefoniert. Sie hätten Kaffee und Kuchen für mich.“ Der „kleinere“ Obauer ist fast überrascht, komme ich doch in ein leeres Lokal (ca. halb 3). Er geleitet mich wieder in Richtung Eingangsbereich – links und rechts davon sind kleine „Abteile“ mit kleinen Tischen für die „Kleinigkeiten“.
Jetzt sehe ich also die Glasfliesen von innen.
Aber was ist das: der Raum ist vielleicht zwei Meter breit (Foto), es gibt die Glasfront nach außen – und die Fenster, die einen Blick in das eigentliche Restaurant erlauben. Es gibt keinerlei Musik und die Akustik im Raum ist erinnerungswürdig: man hört jeden einzelnen Zungenschlag, so leise ist es – und so sehr wird jedes noch so kleine Geräusch verstärkt. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Wartezimmer.
Service: eine junge Dame, ein junger Herr. Freundlich, korrekt, sehr bedacht auf jeden einzelnen Handgriff, vielleicht schon zu sehr bedacht: sogar die Tür macht man mir auf (was nicht unbedingt nötig wäre).
Man bietet mir an: ein Stück Linzer Torte und ein Stück Marmorgugelhupf.
Doch da kommt noch mehr: in einem der legendären „Hotelsilber“- Eisbecher wird mir ein Portiönchen Mandarinensorbet serviert. Und kaum ein Minütchen später ein Mandelbogen.
Dazu natürlich: Kaffee. Caffè. Doppio! Der Raststättenknödel bereitet mir nach wie vor Kopfzerbrechen.
Der Illy kommt in der gleichnamigen Ohrwascheltasse daher, so wie er sein muss. Hier begnügt man sich nicht mit „Kaffeerunterlassen“. Darf man natürlich in diesem Hause auch erwarten. Er ist wirklich sehr gut, so dass ich einen kleinen Espresso später nachbestelle. Crema, Konsistenz, Säure, Aroma und die „nussige Schokolade“ in jedem Schluck. Genau so.
Natürlich: Werfener Quellwasser in der Edelkaraffe kommt zu allererst.
Die Linzer Torte stellt sich auch ganz nussig und nicht vordergründig marmeladig bei mir vor. Schöne Konsistenz, die steht im Hause Obauer „net long rum“.
Ebenso der Marmorgugelhupf, mit beneidenswert peinporiger Struktur, nicht zu süß.
Garniert ist das Ganze mit Schlagsahne (handgeschlagen, keine „isi“-PU-Schaum!), Zwergorangen (ungeschält – naja!) und Schokoladeblättchen samt Obauer-Schriftzug. Ein Tupfer Heidelbeermarmelade darf auch nicht fehlen. Ja was noch! Man bemüht sich wirklich hier.
Die „Überraschungsgäste“: Mandarinensorbet ohne „Parfüm“-Schwindlerei, schmilzt auf Befehl, gut ausbalanciert: Säure, Aroma, Süße. Edel!
Und der Mandelbogen: frisch vom Eisen runtergeschält. Der Duft scheint schier zu explodieren, schön knusprig und doch schön fest, damit die Zähne auch was zu beißen bekommen. Ist aber ein umso schöneres Beißerlebnis. Mein Geheimfavorit am Kaffeetischerl.
Erstes Fazit: für 9,50 (ohne Kaffee) bekomme ich eine wunderbare Nachmittagspause serviert. Ganz die einfachen Mehlspeisen mit dem Schuss Liebe und Können zubereitet. So einfach sie sind, so gut sind sie. Keine Blöße beim Kaffee.
Nur das seelenlose Büßerkammerl passt überhaupt nicht zur so edlen Lokalität.
Auf alle Fälle komme ich hier mal zum Mittag vorbei – oder eben am Abend, da gibt’s dann einen eigenen Bericht darüber - aus dem Restaurant, nicht aus dem Kammerl.Weniger anzeigen
Malerwinkl
Nr. 152, Hatzendorf 8361
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um die 40€, alles sehr bunt, hier trifft "Kunst" auf "Kulinarik". Küche "spielt" gern, überzeugt aber letztendlich fast auf der ganzen Linie. Tolle Radlgegend "Vulkanland".
SpeisenAmbienteService
31. Dez 2011
Erster Besuch. Empfehlung meines Cousins.
Wie kommt man von Klagenfurt über Salzburg, Linz und Wien nach Hatzendorf? Ganz einfach, man hat in G...MehrErster Besuch. Empfehlung meines Cousins.
Wie kommt man von Klagenfurt über Salzburg, Linz und Wien nach Hatzendorf? Ganz einfach, man hat in Graz zu tun und schafft es nicht bis Graz und hat dank einer Empfehlung guten Grund, ein paar Kilometer Umweg in Kauf zu nehmen. Denn das so genannte "Vulkanland", unter welchem Label man hier die Region vermarktet, hat keine eigene Autobahnabfahrt, was dazu führt, dass man dank Navigationsgerät schon mal 4 oder 5 Mal per Bahnübergang über dieselbe Schmalspurbahn gelotst wird, bis man schlussendlich dort ist. Hat aber den Vorteil, dass man in all der Abgeschiedenheit so manches Kleinod finden kann.
Und das ist hier der Fall.
Das Überkonzept des Hauses Troißinger heißt "eat+art". Denn einerseits ist Chefkoch Peter Troißinger nicht nur ein mit internationaler Erfahrung ausgestatteter Koch, sondern auch umtriebiger Künstler. "Bringen Sie ihr altes Besteck mit. Ich mache ein Kunstwerk draus." Stimmt. Vor dem skurril überarbeiteten Haus sowie im Gastgarten (Sommer...) und am Kinderspielplatz stehen allerlei interessante Installationen, wie etwa ein ausgemergeltes Backrohr samt aufgeschweißtem Backblech und darauf verarbeiteten Löffeln und Gabeln. Siehe [Link]
Das ganze setzt sich auch innen fort. Die Gaststube sowie die hauseigenen, sehr gepflegten Zimmer (Einzelzimmer ca. 35 - 45 Euro) sind voll mit lustigen und kreativen Details, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack sind, aber trotzdem die Gemütlichkeit an sich nicht zerstören.
Minus allerdings: der Raucherbereich in der Gaststube ist wie so oft um die Theke platziert, das Nichtraucherabteil beschränkt sich auf vier kleine, aber sehr gemütliche Tische in einem kleinen Nebenraum (siehe Bilder).
Service: zwei sehr junge Damen, eine davon ist die Tochter des Hauses, flink, sympathisch und stets bemüht.
Nachdem ich mich in meinem Zimmer "Klimt" kurz ausgeruht hatte (Klimtvorhänge, Klimtbild im Badezimmer,...) ging's zum Abendessen.
À la carte gibt's genauso wie zwei Menüs. Ein Weihnachtsmenü (wir schreiben Ende Dezmeber) dreigängig um ca. 23 Euro und ein viergängiges um ca. 29 Euro, sowie die Möglichkeit, ein Überraschungsmenü zu bestellen, unter Angabe von Zutaten, die man nicht mag.
Das viergängige Weihnachtsmenü (siehe Bilder) sollte es dann sein:
Hirschcarpaccio mit so genannten Nevetten (spezielle Form der Speiserübe), Nüssen und einem hausgemachten Marillen-Chutney. Hier sei noch erwähnt, dass der Meister des Hauses Dinge wie Marmeladen und Chutneys allesamt selbst macht. Das habe ich am nächsten Morgen am Frühstücksbuffet gemerkt. 9 verschiedene Marmeladen verdienen meinen Respekt. Sie schmecken auch verdammt gut.
Zurück zum Carpaccio: kurz gesagt, ein Traum. Extrem zartes, feines Hirschfleisch, die Nevetten sind feinst aufgeschnitten, zu Röllchen geformt, passen mit ihrer feinen Schärfe und einer beim ordinären Rettich fehlenden "Neutralität" perfekt zum Fleisch, die Nüsse tun ihr Übriges. Aber das Chutney: ich mag eigentlich keine Marillenmarmelade bzw. Marillenknödel o.ä, wegen der aufdringlichen Säure, selbst nach dem Nachzuckern. Aber hier ist ein Könner am Werk: so müssen Marillen verarbeitet werden! Die Kombi hier mit Fleisch, Wurzelwerk, Nuss und Frucht ist einfach der Hammer!
Topinambur-Schaumsuppe: sehr zurückhaltend, leicht aromatisch, nicht scharf, nicht schlagoberslastig, von den Erdäpfel-Knusperchips hätte ich allerdings gerne mehr gehabt. Muss ich auch mal zuhause probieren zu kochen. Nicht himmelschreiend, aber gut. Geht in Ordnung.
Der Zander: knusprig gebraten, für mich anstelle von roten Rüben Karotten. Mein Wunsch, die Rüben wegzulassen, wurde also erhört - der Zander wird auf Karotten gebettet, die frisch aus der Rindsuppe geholt wurden. Das lasse ich mir gefallen. Der Krenrahm ist mehr Kren als Rahm, gut so, und der Kren macht sich bemerkbar - er ist frisch, sehr frisch sogar.
Dazu Speckbraterdäpfel. Gratulation - endlich mal ein Koch, der es verstanden hat, dass all zu oft die Erdäpfel schale, stiefmütterlich vergessene Randerscheinungen am Teller sind. Muss nicht sein. Auch wenn ich ein bissi mit dem Speck gespart hätte, so kommt hier wieder eine Kombi zusammen, die einfach passt.
Nebenbei mal der Wein erwähnt: ein Zweigelt aus der Region. Die Südoststeiermark ist jetzt nicht gerade die berühmte Weinregion, aber der Zweigelt ist ehrlich und "erdig", also ein bissi schärfer, "grüner" als seine Brüder aus dem Burgenland.
Danach darf's ein Mittelburgenländer Blaufränkisch sein. Herr Gesellmann enttäuscht mich nicht!
Die Nachspeise: ein Kastanienreis von der Käferbohne (!!!) mit Weichseln und einem Tupfer Schlagobers.
Es ist ja bekannt, dass große Käferbohnen vorzüglich zum Backen geeignet sind (Bohnentorte). Klar, relativ neutral, Stärke ohne Ende. Dazu ein Kügelchen Isabella-Traubeneis (die Uhudler-Traube...).
Die Sache schmeckt überzeugend, blind verkostet wäre man vielleicht gar nicht auf die Bohnen gekommen. Gelungen! Zusammen mit den Weichseln (endlich mal nicht so pervers aromatisierte Cocktailkirschen....) und ganz wenig Schlagobers macht das Zeug einen gelungenen Abschluss. Anständig voll bin ich allerdings auch, also noch ein Digestif.
Espresso (bissi zu lang, ok, wir sind nicht beim Italiener) und ein Grappa von der Rebo-Traube (Kreuzung Merlot x Teroldego), Gardasee. Geht in Ordnung, kein Spitzengrappa, bissi scharf, aber nicht aromatisiert.
Fazit: ich bin begeistert! Hier arbeitet ein intelligenter Koch. Damit meine ich jemanden, der nicht "notorisch kreativ" am Teller ist, sondern auch versteht, was zusammen am Teller gut schmeckt. Frische Zutaten, hausgemachte Dinge wie eben die Chutneys oder das Wissen über Zutaten (für die Deko eingelegte Samen der Roten Melde (!!) oder eben die zuvor genannten Nevetten) machen hier einen Koch aus, der detailverliebt (nicht nur in puncto Kunst) und gekonnt seine Gäste zu begeistern vermag. So was spricht sich natürlich auch in einer Gegend herum, wo sich Fuchs und Has' sprichwörtlich Gut Nacht sagen.
Tipp: hinfahren, übernachten, in der Umgebung Rad fahren (Riegersburg, Fürstenfeld, Loipersorf...) und am Abend so richtig gut essen, meiner Meinung nach zu sehr freundschaftlichen Tarifen. Und nochmal über Nacht bleiben ;-)Weniger anzeigen
Marchtrenkerhof
Linzer Straße 41, Marchtrenk 4614
In diesem Guide weil: 3 Sterne, EZ/DZ 41/51 €. Traditionelle Küche, Wildexperte, fein interpretiert, "alte Kochschule".
SpeisenAmbienteService
5. Dez 2012
In Marchtrenk ist die Hölle los.
„Des woa jetz g’logn“ – würde Josef Hader wohl sagen. Die Stadt Marchtrenk ist vom Stadtbild her eher ein durc...MehrIn Marchtrenk ist die Hölle los.
„Des woa jetz g’logn“ – würde Josef Hader wohl sagen. Die Stadt Marchtrenk ist vom Stadtbild her eher ein durch Zuzug gewachsenes Straßendorf, nicht zu vergleichen mit der nahe gelegenen historischen Stadt Wels, oder gar mit der Landeshauptstadt Linz in östlicher Richtung.
Man kennt das ja – in Kukuruzpotschn ist der Kukuruzpotschnerhof das gastronomische Zentrum des Dorfes, in St. Anton am Schilift ist es der Antoniwirt usw.
In Marchtrenk ist es – Sie haben es erraten – der Marchtrenkerhof, an einem der wenigen neuralgischen Punkte direkt am Kreisverkehr gelegen.
Ein wirklich stattliches Gebäude, werden ja auch hier Zimmer vermietet (Einzelzimmer um die 50 Euro). Schade nur, dass das Innenleben schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, auch ein wenig traurig: die Fotogalerie samt Haubenauszeichnungen und Falstaff-Kritiken gehen noch auf die Jahre vor der Jahrtausendwende zurück.
Die Einrichtung im Gastzimmer ist in zwei „Bereiche“ zu teilen, allerdings nur, was die Gäste betrifft, die nur mal kurz ein Bier rund um die Schank konsumieren wollen – und jene, die auch wirklich zu Abend gepflegt essen möchten.
Zugegeben, die Einrichtung ist wirklich nicht mein Geschmack, und die laut surrende Kaffeemaschine lässt nicht wirklich große Stimmung aufkommen.
Die Tische selbst sind aber sehr anständig gedeckt, samt Stoffservietten.
Ich werde begrüßt – von Chefin und Chef, hier gibt man sich die Hand. Sieh an, das könnte sich so mancher Gastronom auch mal überlegen! Er, ein ehemaliger Schiffskoch, weit herumgekommen, sie eine gebürtige Philippinin.
Das ist spannend – weil sich das natürlich auch in der Karte niederschlägt: Klassiker gibt’s hier also natürlich schon, aber es finden sich Satés genauso wie Zürcher Geschnetzeltes. Und dann ist da noch eine wahrlich überbordende Wild-Karte und eine ebenso immens umfangreiche Dessertkarte, die sogar ein „Extra“-Album gewidmet bekommt.
Die Bestellung wird gemacht – und Herr Chef, der sich gerade noch mit einem Gast unterhalten hatte, verschwindet in elegant geknöpfter Kochuniform in der Küche.
Es kommt: eine Fasanensuppe, legiert mit einem Wachtelei. Die Schale wird als Deko am Tellerchen gelassen. Eine fast mickrige Tasse, doch das Süppchen ist enorm üppig, trotz der scheinbar federleichten Zubereitung, also schön bissfestes, und trotzdem zartes Fleisch, bisserl Gemüse, dünnes, aber nicht fades Süppchen – und eben das Eierl.
Der Fasan „fliegt“ daher, und wie: zweimal im Riess-Reindl, denn auch der zweite Gast zwei Tische weiter hat ebenso in das Wildgeflügel investiert.
Eine lohnende Investition. Zwar finden sich im Vogerl zwei Bleikügelchen, aber das ist schon fast das Einzige, was ich nebst Knochen am Teller gelassen habe. Schließlich kann das scheue Federvieh ja nicht totgestreichelt werden.
Zartes Fleisch, sehr schön würzig, aber nicht verkünstelt, „a feines Safterl“, ganz natur und ohne verdächtiges Tuning, ein paar Speckscheiben sind auch dabei, die zwar zur Würze beitragen „dürfen“, aber fast gänzlich am Teller bleiben.
Ein Rotkraut, das sicher nicht von Helmuth Misak empfohlen wurde: schöne Säure, a bissl knackig ist es sogar noch, also kein violetter Matsch. Dazu ein paar fast zu bissfeste Maroni.
„Pommes croquettes“ – hausgemacht, sehr schön, kein verdächtiger Fritösengestank. Man schaut auf Qualität, sogar der Kompottapfel dürfte selbst gemacht sein, so kenne ich ihn eigentlich nur von zuhause.
Feiner Begleiter im etwas altmodischen (wenig grazilen) Glas: Blaufränkisch Hochäcker vom Weninger Franz.
Dessert: nach zweimal Fasan, fest wie flüssig, eigentlich ungeniert. Aber es gibt ja ein hausgemachtes Nougat-Obers-Eis. Mit buntem Obst – also eh „fast xund“!
Das Eis kommt als großer fester Zylinder daher – und das ist sein Problem. Die Konsistenz ist eher fest, zu fest, da habe ich schon feinere Parfaits gegessen, ohne Eiskristalle. Schade drum. Dabei wäre die Kombination Nougat-Obers ja eine himmelschreiende. Zumindest für mich.
Fazit: Chefleute mit Handschlag und Humor, eine etwas in die Jahre gekommene Einrichtung (sympathisch aber trotzdem: der Vorlegetisch mit Besteck und Speisenglocke) – aber die Stärken sind geblieben, hier lässt man sich nicht lumpen, man steht zu dem, was man macht.
Und genau deshalb lohnt es sich hier auch essen zu gehen – und vielleicht sogar am besten gleich danach ins gut gemachte Bett zu fallen.
PS: warum die Haubenverteiler von GaultMillau hier nicht mehr einkehren, weiß der Teufel. Aber vielleicht hat es der Marchtrenkerhof erst gar nicht nötig.Weniger anzeigen
Landhaus Stift Ardagger
Ardagger Stift 3, Ardagger 3321
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ ab 65 €. Liebevoll renovierte, historische Stifts-Location, kompetente Küche dreht sich ganz besonders um Klassisches, mit dem Thema "Most" und "Mostviertel" garniert.
SpeisenAmbienteService
4. Mär 2012
Eine Fahrt von Linz nach St. Pölten. Es ist schon relativ spät, ein gutes Restaurant in St. Pölten hat bereits die Küche um 20 Uhr dicht gemacht. A...MehrEine Fahrt von Linz nach St. Pölten. Es ist schon relativ spät, ein gutes Restaurant in St. Pölten hat bereits die Küche um 20 Uhr dicht gemacht. Also schnell mal im Gault Millau nachgeschaut, was es gastronomisch eventuell Interessantes am Weg geben könnte. Normalerweise ist der Haubenführer nicht wirklich meine erste Anlaufstelle, aber ich hatte so absolut keine Ahnung, was in der Gegend gaumentechnisch geboten wird.
Ich rufe an und habe Glück. Der Koch wartet auf mich, ansonsten wäre um 21 Uhr Schluss mit Küche. Also bei Amstetten-West mal schnell runter von der A1, nach kaum drei Kilometern ist man da.
Ardagger Stift gehört zur Gemeinde Ardagger Markt, ist aber ein eigener Ortsteil mit dem Stift und den angrenzenden Gebäuden, allesamt schöne Altbauten.
Drinnen wurden die Räumlichkeiten sehr liebevoll und gekonnt adaptiert, ein netter Farbenmix mit dem dominierenden, aber nicht penetranten „Apfelgrün“ der Sitzmöbel sorgt für gemütliche Atmosphäre.
Ganz klar: das Mostviertel ist hier Programm, ob auf den Bildern oder auf der Speisekarte.
Der Service ist von Anfang an bemüht um das Wohlergehen der Gäste. Dabei begnügt man sich allerdings nicht, aufmerksam zu sein, sondern glänzt auch mit dem Wissen um Zubereitung und Tricks der Küche, genauso wie um das offene Weinangebot.
Beim nächsten Mal ein Muss: Apfel- und Birnenmost, sogar Sprudelndes zum Aperitiv werden auf Basis der beliebten Kernfrucht angeboten.
Heute: ein Blend von den Burgundermachern.
Passend zur Philosophie der Winzer präsentiert sich der Wein leicht, schön kühl und angenehm blumig.
Die Speisekarte bietet nationale wie internationale Highlights mit klarem Bezug zur Region - und dem Most. Eine eigene, kleine Wirtshauskarte offeriert Hemdsärmeliges, im Voralpendialekt verfasst. Preise: gerechtfertigt aber nicht unverschämt.
So wird es dann eine Rindsuppe mit dreierlei Einlage und – das erste Mal überhaupt – ein Kalbsrahmbeuschel.
Sicher – Beuschel hatte ich zuhause immer wieder, aber noch nie hatte ich auswärts Beuschel gegessen, das hatte ich einfach noch nicht gewagt. Hier dachte ich, wäre ich an der richtigen Adresse um es mal zu probieren.
Ich sollte es nicht bereuen.
Zuerst kamen die Aufstriche, hübsch am weißen Schneidbrett präsentiert.
Besonders gut: das Verhackert und das kleine Schwarzbrothäppchen mit Rettich und Lardo. Eine resche Sache, mundgerecht und gschmackig.
Der Gruß aus der Küche: ein Erdäpfel-Espuma mit Hering und Apfel.
Ich zweifle, denn eigentlich mache ich um Heringsalat & Co. einen ekelerregten Bogen. Doch die Sache ist stimmig, ich bin wirklich überrascht. Respekt, Respekt, so oft ich Heringsalat selbst zuhause erfolglos probiert und runtergewürgt hatte, so sehr stimmt hier das Aromenspiel der Zutaten.
Das Süppchen: kommt ordentlich karamelfarben daher, was mich zuerst die Stirn runzeln lässt. Wie war denn die Farbe zusammen gekommen? Doch von Maggi keine Spur. Knackiges Gemüse tummelt sich in der Brühe, die mit jedem Schluck besser schmeckt.
Die drei Einlagenteilnehmer sind tadellos, sogar das Grießnockerl hat den für mich obligaten Kern, wenn auch nur geringfügig. Das Pofeserl ist schmackhaft, der Leberknödel würzig, aber zurückhaltend.
Ja, wie war das jetzt mit der Suppe? Der von Selbstvertrauen strotzende Kellner weiß von zwei Methoden zu berichten: hier wird das Fleisch angeröstet, etwas, was ich selbst zuhause noch nie probiert hatte.
Der „Einserschmäh“ wiederum wäre eine halbe Zwiebel, welche direkt auf die Herdplatte gelegt, eine dunkle Farbe annimmt und sogleich in die Suppe kommt. Laut Kellner ist der „Ansaschmäh“ allerdings nicht mehr erlaubt. Das Gesundheitsamt hat hier was dagegen.
Gegen Rauch in Speislokalen allerdings nicht. So what?
Auch hier darf im vorderen, aber anständig belüfteten Bereich geraucht werden.
Das Beuschel: der Hammer, und das, obwohl ich etwas darin finde, das ich von zuhause nicht kenne – und erst mal entfernen muss: nudelig geschnittene Essiggurkerl. Als „Säureregulator“ und Geschmacksgeber wohl berechtigt, für mich aber untragbar.
Kein Problem – ich „fiesle“ die Gurkerl einfach raus und genieße das Beuscherl auch so.
Erstklassig abgeschmeckt – und vorzüglich mit dem Bröselknödel kombiniert. Denkwürdig!
Ein süßer Gruß aus der Küche (oho!): Jogurt-Sorbet mit Mangoragout. Schöne Konsistenz, geschmacklich ist mir die Aromakombination nicht so ganz geheuer, es schmeckt gut, aber ich würd’s mir wohl, wenn ich die Wahl hätte, mit anderen Früchten kombinieren lassen.
Mostschober mit Mostzabaione, Safranquitten und Vogelbeeren.
Der „ersoffene“ Nussbiskuitteig macht eine hervorragende Figur, der Tribut an das Mostviertel wiederum ist gewöhnungsbedürftig aber sehr erfreulich.
Der Quitten-Vogelbeer-Cocktail lässt mich schmunzeln und genießen. Wer hätte gedacht, dass man Vogelbeeren als veritablen Preiselbeer-Ersatz bestens einsetzen kann?
Und noch eine kleine süße Aufmerksamkeit zum Schluss: ein weiße Praline, mit Lavendelzucker (!) gesüßt.
Erstaunlich. Wenn Yves Rocher gewusst hätte, was man mit Lavendel noch so alles anstellen kann!
Caffè, Grappa. Mit schmackhaftem Keks – nicht aus der Blisterverpackung. Gelungen.
Summa summarum: ein echter Glückstreffer, kann die Bewertung des Vortesters nicht nachvollziehen.
„Most have!“Weniger anzeigen
Alter Schacht
Hauptstraße 24, St. Stefan 9431
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um die 40€, mein Stammlokal in der alten Heimat. Koch und Chef gingen schon gemeinsam zur Schule - und werden wohl irgendwann auch gemeinsam in Pension gehen. Hoffentlich noch nicht allzu bald, Küche seit Jahren sehr stabil.
SpeisenAmbienteService
2. Feb 2011
(Updates vom 21.4.2012 und 7.8.2012 weiter unten unten)
Und wieder einmal ein Besuch bei Familie Martinz, einer der vielen.
Seit ewigen Zeit...Mehr(Updates vom 21.4.2012 und 7.8.2012 weiter unten unten)
Und wieder einmal ein Besuch bei Familie Martinz, einer der vielen.
Seit ewigen Zeiten arbeiten die Chef und Küchenchef zusammen, die beiden kennen sich schon seit der Schulzeit.
Das Lokal ist gemütlich eingerichtet, architektonisch nicht mehr ganz "taufrisch", aber sozusagen unaufgeregt klassisch, gepflegt, nicht übertrieben durchgestylt wie manche Gourmettempel.
Betreut wird man vom Ehepaar Martinz selbst, manchmal auch von mehr oder weniger guten Lehrlingen.
Vorweg: die Qualität im Hause Martinz ist seit vielen, vielen Jahren stabil, keine Selbstverständlichkeit in der Welt der Gastronomie.
Die Highlights: die Suppen werden in Riesen-Spaghettitellern serviert und sind jedes Mal erstklassig, die eine oder andere Cremesuppe verträgt vielleicht ein bisschen weniger Schlagobers.
Die Steaks sind absolute Spitzenklasse, sehr gut auch das stets sehr zarte Wildfleisch aus der Region.
Der Zander, hübsch angerichtet mit frischem Gemüse war eine wahre Wohltat.
Weniger gut: das Schnitzel, das ein wenig trocken daherkam. Gut, ein Schnitzel sollte man allerdings auch hier nicht essen, auch wenn ich schon von extrem günstigen und guten Mittagsangeboten gehört habe, die sich bei mir allerdings zeitlich nie ausgegangen sind.
Immer wieder ein Genuss: die Nachspeisen. Meistens nehme ich die Variation mit vier oder fünf verschiedenen Nachspeisen der aktuellen, gut monatlich wechselnden Karte.
Ein einziges Mal war die Nachspeise zu üppig: die Maroniknödel waren riesig, mit Kartoffelteig ummantelt. Zu schwer, noch dazu kamen drei Stück daher. Der Chef meint es manchmal zu gut, weniger ist mehr!
Trotz mancher kleiner Schwäche: Für die "Haube" im Gault Millau gibt's mehr als faire Preise und immer großzügige Portionen.
Was viele nicht wissen: die Weinkarte ist wohl eine der allerbesten in ganz Österreich, das ist nicht übertrieben und weiß ich aus Erfahrung. Das wissen auch Burgenlands Topwinzer, die sich zumindest einmal jährlich zu interessanten Weinverkostungen einfinden, die ansonsten nur in Burgenlands Haubenküche gastieren. Beim Alten Schacht wird eine Ausnahme gemacht. Spricht für sich.
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Update 21.4.:
Gruß aus der Küche: ein Tafelspitzsulzerl, einfach, schnörkellos. Garniert mit Käferbohne und Kernölschäumchen.
Bärlauchcremesuppe: schön baucherlwärmend, bläht den Magen nicht auf, statt dem Spargeltascherl auf der Karte bekomme ich eine Räucherforelle, passt perfekt.
Einziger Wermutstropfen: der für meinen Geschmack zu hohe Salzgehalt.
Tafelspitz im Rotweinjus, dazu ein feines Muskatpürée und bissfestes Gemüse anstelle der zur Spargelzeit passenden Spargelbeilage.
Fleisch zart, Sößchen formidabel. Allerdings habe ich den Tafelspitz, gerade den "kälbernen", viel lieber klassisch mit Erdäpfel, Kohlrabi und Rindsuppe drüber. Hoffentlich beim nächsten Mal.
Nachspeisenvariation: heute sind fast alle "Teilnehmer" wie aus einem Guss: ein feines, nicht banales Schokomousse, ein Rhabarber-Parfait der feinen Sorte, ein Sauerrahmnockerl (sehr gut!) und ein Schwarzwälder-Kirsch-Törtchen (könnte kleiner sein, weniger Schlag wäre gut).
Wein: - ein GV (Domäne Wachau, brav)
- Pinot noir 2007 vom Tement (einer von vielleicht 2000 Flaschen Jahresproduktion, ein himmlicher Genuss)
- BF Hochäcker vom Weninger (mehr als ordentlich, aber nicht ganz auf Tements Augenhöhe).
Fazit 21.4.: wieder mal ein lohnender, entspannter Besuch beim Schacht.
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Update 7.8.:
Der schöne Freibereich mit Lärchenbrettern ist bei Schönwetter sehr empfehlenswert. Auch heute.
Die Kleinsten am Tisch singen "Wienerschnitzel mit Pommes und Ketchup!" wie im Chor und sollten glücklich darüber werden.
Diese Zeiten sind mir gut in Erinnerung, doch die Gegenwart serviert mir heute:
Einen Gruß mit Prosciutto und Melone, dazu ein nicht zu salziger Kräuteraufstrich.
Cremesüppchen von Gartenkräutern mit einem Petersil-Tascherl (mit Schinkenstückchen drin).
Sündhaft großer "Teich", der aber, wie immer im Hause Martinz klaglos und gut abgeschmeckt daherkommt. Eine sichere Bank also.
Paillard vom Hühnerbrüstl: ausreichend zart, die dazu gereichten Pinientortellini samt gehackten, getrockneten Tomaten und Spinat wollen allerdings erst mit der feinen Pesto-Garnitur so richtig miteinander harmonieren.
Nachspeisenvariation: wie immer ein Pflichtprogramm hier beim Schacht. Schade, dass die Joghurt-Terrine nicht fertig wurde, stattdessen gibt's einen Eisgugelhupf mit besoffenen Rosinen, ein feines Mousse, ein braves Topfennockerl und sehr zarte Crèpes mit wunderbar karamelligem Unterton.
Wein: GV von der Dömane Wachau (ordentlich) und der bravouröse Kirchholz Blaufränker vom Weninger Franz (sehr würzig, sehr saftig, toller Wein und doch so "einfach").
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Update 3.3.2013:
Appetitanregendes Wahlmenü:
Wiener Suppentopf, Hühnerfilet mit Pilzrahm und Gemüse, Holunderparfait. Ca. 18 Euro für's Menü.
Wunderbar zarte Rindfleischstückerln (das kann er eben, der Brudermann!), feine Bouillon. Nix zu meckern.
Das Hühnerfilet ordentlich gartechnisch erwischt, nicht zu üppiges Sößchen, nicht zu weiches, aber auch nicht "zu knackiges" Gemüse.
Holunderparfait schön aromatisch und cremig, nicht "überfroren" (unverfroren?) und dadurch ohne lästige Kristallstruktur.
Wieder mal ein lohnendes Mittagessen beim Schacht.
PS: ein paar Wochen zuvor gab's einen phänomenalen Tafelspitz mit Schacht-typischen Kartoffelrösti.Weniger anzeigen
Waldwirt am Kreuzbergl
Josefiwaldweg 2, Klagenfurt am Wörthersee 9020
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um 40€. Riesen-Kinderspielplatz, sehr liebenswerter Familienbertrieb. Kärntner Küche, ohne Wenn und Aber umgesetzt. Nomen est omen: mitten im Wald, das Ausflugsgasthaus schlechthin.
SpeisenAmbienteService
18. Mär 2012
Der Waldwirt ist der Schlusspunkt eines schönen sonntäglichen Nachmittagsspazierganges.
Genauso begann mein erster Bericht aus dem Jahr 2010 üb...MehrDer Waldwirt ist der Schlusspunkt eines schönen sonntäglichen Nachmittagsspazierganges.
Genauso begann mein erster Bericht aus dem Jahr 2010 über das bekannte Klagenfurter Ausflugs-Gasthaus.
Auch heute war so ein Sonntagnachmittag im Kreise der Familie.
Der Waldwirt liegt mitten in Klagenfurts riesigem Nah-Erholungsgebiet: dem Kreuzbergl, einem ausgedehnten Hügelmassiv mit relativ urtümlichem, gemischtem Baumbestand nordwestlich vom Stadtzentrum. Leicht zu erreichen, ob mit dem Auto oder einfach zu fuß. Für viele ist es dank der unzähligen „Wegerln“ die ideale Lauf- oder einfach nur Spazierstrecke mit verschiedensten Möglichkeiten, schöne Ausblicke auf Stadt und Umland zu genießen.
Passend zu den Spazierwegen gibt es mehrere Ausflugsziele, die allesamt „Knotenpunkte“ auf dem weitläufigen Wegenetz sind: Fischerwirt (--> [Link]), Schweizerhaus (--> [Link]), der Waldwirt und das Schloss Falkenberg (--> [Link]).
Weil es bereits fast 13 Uhr war, entschieden wir uns, zuerst essen zu gehen, um nachher Natur zu genießen (zwischen 14 und 17:30 gibt's nur die "kleine" Karte).
Beim Waldwirt angekommen hat sich kaum irgendetwas am äußeren und inneren Erscheinungsbild geändert. In der sauberen Toilette fällt zwar sofort der neue No-touch-Handtuchspender auf, doch die Uralt-Häusltür ist immer noch mit dem legendären Riegel ausgestattet, der nach außen sichtbar die Wörtchen „frei“ oder „besetzt“ anzeigt.
Draußen gibt’s jede Menge Platz für Sonnenhungrige (noch ist‘s ein bissi windig und frisch) und die kleinsten Gäste: ein großzügiger Kinderspielplatz ist ebenso vorhanden wie eine Spielecke neben den Freilufttischen, ausgestattet mit überdimensionalen Legosteinen, die mich vor Neid erblassen lassen. Das hatten wir damals noch nicht!
Drin ist’s wie gesagt genau wie damals, der Nichtraucherbereich ist ein kleinerer Raum etwas abseits, mit Teppichboden anstelle des Kunststoffbodens in der Stube. Der Müslispender steht noch am Anrichtetisch beim Eingang – klar, der Waldwirt bietet auch Zimmer zur Vermietung an. Keine schlechte Idee, wenn man in ruhiger Umgebung mal übernachten oder gar ein paar Tage bleiben möchte.
Die Junior-Wirtsleute sind auch immer noch dieselben. Mittlerweile haben die beiden schon ein zweites Kind bekommen, die Kleine spielt mit mir frech Verstecken hinter den Vorhängen. Mal trägt Frau Chefin beim Abservieren das Töchterchen in der anderen Hand, mal darf der Papa ran. Hier wird Kinderfreundlichkeit nicht nur gelebt, mehr noch, die Kinder gehören zum Alltag im Gasthaus einfach dazu.
Was gab’s zu essen: man könnte sagen, die „üblichen Verdächtigen“, die man als hungriger, schnell zufrieden zu stellender Gast an einem sonnigen Ausflugsnachmittag einfach erwartet, vom Gegrillten über’s Panierte gibt’s also mal die kulinarischen Speisenkarten-Stammgäste.
Weil wir aber in Kärnten sind, dürfen wir auf die Variationen der Kärntner Nudeln nicht vergessen, und die sind hier, weil hausgemacht (nicht überall der Fall, viele bedienen sich den lokalen Zulieferern) besonders zu empfehlen.
Will heißen: klassisch (Topfen, Erdäpfel, Minze), Fleischnudeln (Sauerkraut dazu), Spinatnudeln (mit Knoblauch) und die süßen Kletzennudeln (Dörrbirnen, Topfen), mit Butter und Zimt-Zucker.
Ich hatte nach einer (für mich) etwas zu stark gesalzenen Fleischstrudelsuppe (gut war sie trotzdem) die süßen Kletzennudeln. 4 Stück sind eine Ansage, ich brachte sie gerade noch runter, aber sie blieben nicht wie der berühmte Stein im Magen liegen. Weil frisch und hausgemacht, ist die Konsistenz genau wie sie sein muss: Teig zart, nicht kernig, schön gummig weich, alle vier waren aber „wasserdicht“. Das ist wichtig, es gibt nichts Grauslicheres als große Teigtaschen, die beim Kochen aufplatzen. Die will keiner mehr essen.
Hier passt das alles, einfach genießen. Einen g’spritzen Most dazu und die Welt ist wieder in Ordnung. Das beigestellte Birnenkompott ist zwar nicht hausgemacht, aber darüber sollte man bei diesen Preisen hier nicht meckern.
Womit wir beim Thema wären: wir plauderten mit dem Chef darüber, was alles hausgemacht sein kann und darf, um gut zu bilanzieren. Das erwähnte Birnenkompott wird ebenso zugekauft wie die berühmte Deko-Schokosauce vom Indianerkrapfen, klar. Gemüse ist aber hier keine Tiefkühlware, und das soll schon mal was heißen.
Dazu kommt eine durch und durch gepflegte Regionalität bei den Zulieferern von Gemüse und Fleisch. Einzig der Zander ist nicht von hier. Aber gut, bei den Einkaufspreisen von über 20 Euro pro Kilo auch kaum erschwinglich für ein Landgasthaus. Und Zander muss man ja auch nicht unbedingt immer und überall essen, genauso wenig, wie ich des Österreichers Pangasius-Sucht nicht verstehen kann.
Was wurde am Tisch sonst noch gespeist?
Das Schweinerückensteak wurde als schön auf den Punkt gegrillt beschrieben, die Spinatnudeln als wirklich gut, wenn auch der Knoblauch polarisiert. Aber gut, das ist Geschmacksache.
Tja, wieder einmal ein sehr angenehmer Besuch beim Waldwirt. Der nächste kommt bestimmt, es hat sich auch in puncto Qualität hier Gott sei Dank nichts verändert.
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Update 23.9.:
Neuerlicher Besuch, zusammen mit vierjährigem "Testesser",
der zuerst mal vier verschiedene Traktoren, einen "Formel1"-Tretroller und rote wie grüne Bobbycars ausprobieren konnte.
Mittlerweile umfasst der Spielbereich für Kinder drei "Bereiche":
Riesenspielplatz
"Lego"-Bereich unter dem Dach des Gastgartens
"Traktorbereich" - ein Teil der Gastterrasse musste dran glauben, den Kindern zuliebe. Fantastisch!
Kletzennudeln, 4 Stück: der kleine Zwerg aß deren 3 1/2, der Hunger war nicht nur groß, sondern auch die Kletzennudeln von erstklassiger Qualität. Bissfester Teig, würzige nicht verwässerte Fülle.
Fleischstrudelsuppe: weniger salzig als zuletzt, sehr gute Suppe, der Strudel strotzt vor Würzigkeit und Kräutereinsatz. Die resche Köchin erklärt mir später, Oregano anstelle von Majoran benützt zu haben.
Backhendl mit Kartoffeln: tadellos. Paniere knusprig, Hendl saftig, nicht trocken, guter Geruch, fein zu essen.
Die Kartoffeln: eindeutig keine Massenware, offensichtlich rotschalig (Desirée o.ä.), das merkt man an der Farbe der geschälten Kartoffeln.
Bissfest, schön speckig und gschmackig. Kriegt man selten!
Wieder mal ein Fazit: viel ehrliches Handwerk in der Küche, total familär, fast unübertroffen kinderfreundlich!Weniger anzeigen
Hubertus
Filzmoos 27, FILZMOOS 5532
In diesem Guide weil: Sehr gute Küche im feudalen Filzmoos. DZ/DZ 220-260 Euro inkl. Gourmetfrüstück und Gourmetmenü (ohne Wein).
SpeisenAmbienteService
14. Jän 2013
Abschluss eines genialen, verlängerten Winterwochenendes.
Parallel zum Ennstal verläuft unter der Südflanke des Dachsteines die Höhenstraße zwi...MehrAbschluss eines genialen, verlängerten Winterwochenendes.
Parallel zum Ennstal verläuft unter der Südflanke des Dachsteines die Höhenstraße zwischen Ramsau (Steiermark) und Filzmoos (Salzburg). Während die Schifahrer eher in Schladming (4-Berge-Schischaukel) zuhause sind, ist in Ramsau (WM-Austragungsort) der Nordische Sport dominant.
Nach vielen „geloipten“ Kilometern war’s an der Zeit, heimwärts zu fahren. Gleich nach den letzten Loipenkilometern (ausgecket hatte ich ja schon in der Früh) also kurzerhand das „Gwand“ über die Sportkleidung drüber und von Ramsau direkt über Hierzegg nach Filzmoos. Der Dachstein bietet hier einen seiner schönsten Seiten: die Südwand.
In Filzmoos angekommen gibt’s wieder ein spektakulären Bergblick: die Bischofsmütze drängt sich in jede Postkarte.
Nach dem Kreisverkehr rechts ist man schon am Ziel: Johanna Maiers Hubertus.
Mit Sakko und roten Wangen betrete ich die „Jagdstuben“, die gutbürgerliche Variante „ohne Hauben“, wie Vater Maier erklärt.
Diese ist unmissverständlich als solche erkennbar, Krickel überall, nette Pölsterchen in den Sitzecken, schlicht, und doch zünftig – und doch auch edel: der gedeckte Tisch. Gewürzsalz und Zitronen-Olivenöl, natürlich Exklusivabfüllungen mit hauseigenem Etikett.
Gedeck.
Brot in mehreren Varianten, besonders erwähnenswert das Brioche. Butterzart in jeder Hinsicht, da braucht man nicht einmal die feinst geraspelte Butter dazu.
Grießnockerlsuppe.
Schöne Bouillon, jetzt vielleicht nicht die extreme „Gichtbrühe“, schön dezent, aber trotzdem gehaltvoll. Gemüsewürferl tummeln sich zuhauf. Serviert in einer Art Kaffeekanne.
Macht nicht nur was her, sondern hält die Suppe warm – und man „dosiert“, wie man’s braucht.
Die Grießnockerl sind Modellnockerl ihrer Zunft, sogar ein kleiner Butterkern darf’s sein, wenn auch ein sehr bescheidener.
Kalbsbeuscherl – mit kleinen Knöderln dabei.
Viel beste Innerei, wunderbar abgeschmeckt, nicht im Saft „ertränkt“. Würzig, aber nicht „aggressiv“.
Wiener Schnitzel – vom Kalbsfilet, wie der Servicechef erzählt, in der Pfanne „souffliert“.
Ich kenn mich nicht aus, doch der Chef „souffliert“ für mich – er sagt’s mir ein: mehrfach in der Pfanne gewendet und dabei währenddessen mit Öl-Butterschmalz-Gemisch übergossen.
Die Panier ist relativ dunkel, wenn auch nicht zu dunkel. Keine fade Weißbrotbrösel-Panier, da ist mehr drin.
Schade nur – und für mich fast unerklärlich, dass dem Koch die eine oder andere etwas „festere“ Partie beim Fleisch entgangen ist. Ich merk’s beim Beißen, vor allem bei den ersten 5, 6 Bissen. Ansonsten kann man dem Fleisch nichts vorwerfen.
Serviert werden exzellente Pfannenkartoffeln mit viel Petersilie und hauseigene Gourmetsaucen, letztere bleiben aber praktisch unberührt, interessiert mich beim Schnitzel doch eher die Harmonie zwischen Fleisch, Paniere und den Kartoffeln. Mehr braucht’s ja nicht für’s Schnitzelglück.
Hier funktioniert’s ganz gut, nur manchmal brauchen wie erwähnt die Zähne mehr Biss.
Dessert: bestellt war ein Schokoladen-Bananen-Kuchen.
Es kam was anderes: eine Kombination aus Schokoladensoufflé und Cassis-Eis. Hier setzt meine einzige Service-Kritik an, und zwar beim Chef Maier selbst: er selbst drückt mir zu Beginn die Karte in die Hand. Warum kommuniziert man diese Änderung nicht, wenn man sie schon zu Beginn weiß?
Nicht, dass es für mich ein großes Problem darstellt, weil ich ja das geänderte Dessert auch genießen wollte und konnte.
Aber eine halbe Stunde später wurde auch der Nebentisch „überrascht“ – und die ließen das dann auch zurückgehen.
Schade drum, denn der aufwändigst zubereitete Gang hatte es in sich: perfekte Konsistenz der Schokoladehalbkugel, dazu das zartschmelzende Cassis-Eis, intensiv, wohlschmeckend.
Abgesehen vom Dessert-Missverständnis ist die Service-Crew in ihrem Element, jeder Handgriff stimmt, sogar ein Ladegerät für’s Telefon hat man für mich, nachdem der Akku bei winterlichen Temperaturen und bergeweise Dachsteinbildern den Geist aufgegeben hatte.
Wein: der Service-Chef empfiehlt als Aperitiv einen spanischen Champagner-Konkurrenten, gekeltert aus drei autoktonen Rebsorten. Hier beweist wieder einmal die Überzeugung, nicht nur Sprudel zu produzieren, sondern besten Grundwein zu verarbeiten. Dazu ist die Perlage unendlich, das Glas könnte noch stundenlang am Tisch stehen, die „Frisur“ hält. Sensationell.
Zum Schnitzel kein Bier, sondern einen Blauburgunder von Gottardi. Ja, der Gottardi: Innsbrucker Weinhändler und Besitzer eine der besten Pinot-Lagen Südtirols: Mazon. Die Riserva 2009 kann ich mir nicht entgehen lassen.
Service-Chef Christandl schenkt mir großzügig ein, so dass ich nach 2 Gläsern plus Digestiv schon ordentlich einen auf der (Bischofs-)Mütze habe.
Caffè: sehr dunkler, aber auch sehr guter Espresso, da wurde ordentlich geröstet.
Der Grappa schlägt in die gleiche Kerbe: rustikal, aber trotzdem vom Feinsten, ohne Wenn und Aber: Pojer & Sandri, handfeste Fixsterne der Trentiner Weinkultur, hoch über dem Val d’Adige.
Vinophil versteht man sich hier also.
Fazit: samt meiner Weinausflüge sind gut 100 Euro kein Pappenstiel für die Küche der „Jagdstube“, die ja laut Maier senior „ohne Hauben“ auskommt.
Stimmt sicher nicht, weil auch hier gehobene Küche praktiziert wird, die zwar als „gutbürgerlich“ bezeichnet wird, in puncto Küchenleistung aber sicher weit darüber anzusiedeln ist.
Abzüge gibt’s allerdings für das Schnitzel, da hätte der Koch beim Auswählen des Fleisches genauer hinsehen müssen. Ich betracht’s mal als kleinen Ausrutscher.Weniger anzeigen
Eisenkapplerhütte
Ebriach 145, Bad Eisenkappel 9135
In diesem Guide weil: Zimmer oder Matratzenlager. Mit Frühstück! Ja warum nicht, zuerst auf den Hochobir-Gipfel, dann in die Hütte, Schweinsbraten einwerfen, Bier(e), Schnapserl(n) - und ab in die horizontale Hüttengaudi. Reservieren!
SpeisenAmbienteService
20. Aug 2012
Lokalbericht? Fast schon ein Urlaubsbericht über einen wunderschönen Wandertag.
Der Hochobir ist so etwas wie der Hausberg der Unterkärntner. We...MehrLokalbericht? Fast schon ein Urlaubsbericht über einen wunderschönen Wandertag.
Der Hochobir ist so etwas wie der Hausberg der Unterkärntner. Weithin sichtbar ist er der Karawanken-Kette deutlich vorgelagert, ist also kein Grenzberg zu Slowenien.
Kurz ein paar Worte zur Anfahrt, GoogleMaps ist manchmal mit allzu „gebirgigen Adressen“ leicht überfordert. Rete.at hat die Adresse zuerst überhaupt irgendwo südlich von Papua-Neuguinea eingezeichnet. Soweit muss man aber nicht fahren:
Am besten auf Höhe Völkermarkt von der Autobahn runter, wenn man nicht alle Schleichwege kennt. Von Völkermarkt in Richtung Süden, Kühnsdorf – Eberndorf – Sittersdorf – Miklauzhof, Bad Eisenkappel / Železna Kapla.
Gleich nach der (endlich zweisprachigen) Ortstafel rechts abbiegen und beim Kreisverkehr noch einmal.
Nach ein paar Kilometern geht’s rechts weg, steil den Berg rauf. Ein großes Schild informiert darüber, dass nach ca. der halben Strecke die Straße zur Privatstraße wird, die natürlich auch erhalten werden will.
6 Euro (in Münzen!) bereithalten, sonst geht der Schranken nicht auf, oben bei der Hütte dann den Parkschein hinter die Scheibe legen.
Nicht ärgern, die 6 Euro sind gut investiert, denn – wer will schon eine Straße erhalten? Und die Hütte bedankt sich dann mit wirklich gelebter Großzügigkeit am Teller. Garantiert.
Wehe, wer das Bier schon vorher tankt. Ist nicht nur unfair, sondern auch ordentlich schwer, schwere Hopfenbeine auf den Gipfel zu wuchten. Der ist nur gut 1 ½ Stunden (gemütlich gegangen) weiter oben, von 1555m geht’s rauf auf fast 2200m.
Der Ausblick könnte gewaltiger nicht sein:
Steiner Alpen im Süden (bereits in Slowenien), dreht man sich in Richtung Westen sieht man Koschuta, den Rest der Karawanken und die gewaltigen Gipfel der Julischen Alpen.
Ist das Wetter klar, sieht man sogar den Dobratsch (Villacher Alpe).
Das Auge dreht sich Richtung Nordwesten und Nordosten: das riesige Klagenfurter Becken samt Hauptstadt und der Drau etwas südlich davon, bis hin zur Koralpe ganz im Osten - das Panorama ist wirklich phänomenal.
Aber jetzt runter zur Hütte, die Belohnung steht schon fast am Tisch:
Ein Teich voll Suppe: früher gab’s noch diese großen Porzellanschüsserln (kein Teller) mit Suppe. Hier gibt es sie noch, als wären hier noch die alten Zeiten allgegenwärtig.
Die Suppe ist nicht nur nach einer schönen Wanderung ein wahrer Göttertrank, sondern lässt auch qualitätsmäßig nicht aus. Nur – wer isst so viel Suppe?
Der Schweinsbraten – es kommt, wie es kommen muss. Die Portion reicht für zwei. Kein Schmäh. Das isst kein Mensch auf, es sei denn, er war drei Tage bei dichtem Schneetreiben unter dem Gipfel verschollen.
Vom Bauch, samt zahnschonender Kruspel, und noch zwei weitere Stücke, sozusagen ein Dreierlei vom Schwein.
Der Knödel nimmt Fußball-Dimensionen an, mir graut vor den Pranken des Kochs. Nicht ganz kompakter Knödel, aber in Ordnung. Das Kraut ist mir fast ein wenig zu sauer, aber das Gesamtbild stimmt samt Soße wieder.
Das Bier ist nicht wie so oft am Berg aus der Flasche, sondern herrlich gezapft, kommt im großen Krügel daher.
Wir müssen nochmal zum Selbstbedienungs-Fenster: erster Emulgator – ein Zirbenschnaps.
Endlich mal kein picksüßer, giftig-roter, sondern ein leicht bräunlicher, ordentlich herber Bursche. Die Gerbstoffe zeichnen Falten ins Gesicht, aber er geht trotzdem runter wie Öl.
Zweiter Emulgator: „a Lärhale“. Giftig-grün – und ungefragterweise doppelt. Auch doppelt verrechnet. Doch ich nehm ihn gern, ich muss heute nicht fahren – dafür fährt der Schnaps umso mehr.
Die resche Hüttenwirtin (auch sie dürfte sichtlich gerne am Schweinsbraten kosten) hat weit über 5cl ins Stamperl gefüllt. „Den wirst eh brauchen – und so wia’s d‘ ausschaugst, vatrogst’n eh!“
Nach diesem Digestiv sind die Steiner Alpen im Süden fast zum Greifen nahe.
Fazit: die Kost ist resch und deftig. Das gezapfte Bier ist süffig und herrlich frisch – und die „Nachspeisen“ sind wunderbar herb und natürlich hausgemacht.
Das alles passt perfekt zu einer „kamotten“ , aber nicht überlangen Wanderung. Wer nach den Schnäpsen nicht mehr den Berg runterkommt, der kann sich auch in der Hütte einmieten.Weniger anzeigen
Schweizerhaus
Kreuzbergl 11, Klagenfurt 9020
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um 47€. Einer der schönsten Balkone, Kinderspielplatz, stets gute Küche, günstige Menüangebote. "Naturpark" Kreuzbergl gleich angrenzend zum Drauflosspazieren.
SpeisenAmbienteService
9. Jul 2012
(Updates weiter unten)
Das altehrwürdige Schweizerhaus (seit 1852), nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter im Wiener Prater, ist eine Klag...Mehr(Updates weiter unten)
Das altehrwürdige Schweizerhaus (seit 1852), nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter im Wiener Prater, ist eine Klagenfurter Institution.
Es ist das typische Sonntag-Mittag-Ausflugsgasthaus am Rande des Naherholungsgebietes Kreuzbergl.
Besucht von der meist etwas gepflegteren Klagenfurter Bevölkerung, aber auch von Touristen, die den Weg über so manche mündliche wie schriftliche Empfehlung hierher gefunden haben.
Dabei sind die Preise für das Gebotene alles andere als abgehoben, die Kategorie „Hochpreisig“ kann nur von einem Tester stammen, der für ein Schnitzel nicht mehr als 4,90 auszugeben gewohnt ist.
Dabei ist das Schweizerhaus wie geschaffen für den Mittagsbesuch, und der lohnt sich meiner Meinung allemal. Menü um gute 10-12 Euro, wie billig soll’s denn noch sein? Wer’s überall nur billig will, der soll selber kochen und aufhören zu motschkern.
„Mittagsbesuch“ um halb 3. Die meisten Gäste sind da schon wieder ausgeflogen, auch ein Gewitter ist im Anzug, doch die großen, stabilen Schirme halten laut freundlichem Service einem Wetterumschwung locker stand. Na, dann bleib ich mal sitzen.
Apropos Service: der gut gekleidete, junge Kellner steht für die Wachablöse im Schweizerhaus. Vieles ist zwar hier gleich geblieben wie die formidable Terrasse mit Blick über das Hochzeitskircherl darunter und über die Stadt Klagenfurt. Oder die typische Fassade des Hauses, die schlichte, etwas in die Jahre gekommene Einrichtung und der „Grundaufbau“ der Speisekarte (Klassisches von Schnitzel über Zwiebelrostbraten, Kärntner Nudeln, das Salatbuffet neben der Schank, usw.) sowie die Mittagsangebote und das Saisonale.
Doch im Service fehlt auch der legendäre Herr Bernhard, der nach all den vielen Jahren mal was Neues erleben wollte.
Man sitzt am sonnigen Balkon und hört – Lounge FM. Ganz neue Töne, die eigentlich fast eher zu einem schicken Lokal direkt am See passen würden, für’s Schweizerhaus aber ganz ungewohnt sind.
Neu ist auch der seit 2007 ehemals im Oscar (siehe [Link]) tätige Koch Jürgen Kruptschak.
Eierschwammerl à la crème. Also kein Eierschwammerlgulasch mit Paprika drin, sondern die klassische Rahmvariante.
Der wunderbar schnittfeste aber trotzdem zarte Serviettenknödel ist weder wässrig noch hart, genau richtig. Die Eierschwammerl dürften von hier sein, sind nicht trocken, mit dem typischen knirschenden Beißgeräusch, würzig.
Sehr gut, vielleicht darf ich den leichten Bitterton der Sauce erwähnen, der wohl auf den Petersil zurückzuführen ist. Der dürfte in der Sauce mitgesimmert haben. Trotzdem, ich lass mir die Sache schmecken.
Heidelbeercreme. Die Heidelbeeren mit Eis sind bereits aus, doch die Nachspeise der Menükarte ist noch für mich da.
Sehr cremig, das Heidelbeeraroma gut umgesetzt. Fast wie ein Heidelbeerjoghurt. Der Schlagobersberg ist zu viel, also weg damit.
Fazit: ein schneller, feiner Mittagsbesuch am Kreuzbergl in entspannender Atmosphäre samt Ausblick.
Nach einiger Zeit Pause hat sich dies wieder einmal gelohnt. 17 Euro sind gut angelegtes Geld für ein solides Mittagessen mit Nachspeise und großem Getränk.
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Update 10.8.:
Geburtstagsessen im Schweizerhaus, ein Klassiker.
Das Service wirkt heute leicht gestresst, so mancher Weinwunsch wird eher "eilig" entgegengenommen und von gar sehr jungem Personal mit wackligem Tablett serviert.
Kleines Menü, knapp über 20 Euro, sehr volksnah kalkuliert. Schwammerl im Menü wie à la carte, zur Zeit kann man den stillen Männlein im Walde wohl kaum aus dem Weg gehen.
Qualität allerdings mehr als zufriedenstellend.
- Eierschwammerlrisotto mit dem nötigen Biss und der feinen Cremigkeit, Schwammerl gekonnt vom Wasser, aber nicht vom Geschmack befreit. Nein, Schwammerl wäscht man nicht, der Küchenchef hat's auch gewusst.
- Rehkeule müffelt leicht nach "Tier", ist aber ausreichend zart, Schwammerl machen auch hier eine gute Figur, der Knödel wiederum hält sich eher unscheinbar zurück. Bissi trocken, aber ok.
- Das Heidelbeerparfait wiederum wurde nur ein wenig zu frisch aus der TK geholt, es braucht am Tisch Zeit, schön anzutauen. Dann aber zeigt es, was es kann, sehr cremig, sehr aromatisch.
Nach dem Verschenken diverser Nachtschattengewächse (Physalis et al.) geht's richtig los, das Himbeermark und ein wenig Schlagobers dürfen sich mit dem wirklich guten Parfait anlegen.
Feiner Abschluss, der steirische (!) Cabernet Sauvignon dazu kommt charmant "grün" daher, ist aber schön beerig und würzig zugleich.
Der nächste Geburtstag darf kommen!Weniger anzeigen
Stasta
Lehmanngasse 11, Wien 1230
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ um die 80€. Gepflegte Wiener Küche, danach ab ins Team7-Bett.
SpeisenAmbienteService
2. Jul 2012
Geschäftstermin im 23. Bezirk. Um den Liesinger Bahnhof wird ein Restaurant gesucht. Gegenüber des neuen Einkaufszentrums „Riverside“ am Liesingbac...MehrGeschäftstermin im 23. Bezirk. Um den Liesinger Bahnhof wird ein Restaurant gesucht. Gegenüber des neuen Einkaufszentrums „Riverside“ am Liesingbach entdecken wir den „Stasta“.
Sieht wie eine Institution des Bezirks aus – und ist es wohl innen auch.
Sofort wird man freundlich, fast ein bissl aristokratisch angehaucht begrüßt und in Richtung Außenbereich im hinteren Lokalteil geleitet.
Ein freier Tisch, noch nicht fertig gedeckt – wird vom eifrigen Kellnerteam sofort hergerichtet. Hier bemüht man sich – das fällt auf.
Der Gastgarten ist gut besucht, die Gäste scheinen großteils Stammgäste zu sein. Kleine Runden, Ehepaare. Gepflegt, aber nicht überkandidelt.
Die etwas älteren, routinierten Kellner sind flott und behände, werden von jungen, freundlichen Damen flankiert.
Ein Gedeck wird gebracht. Oliven in Öl. Brot. Scheinbar banal – doch halt, das Öl ist eindeutig kein Massenöl. Die Oliven isst mein Gegenüber, der als Italiener sofort Feuer und Flamme angesichts der Olivenkombi ist. Hausgemacht, sieh mal einer an.
Das Öl dürfte so manchen sensorischen Test mühelos bestehen, alle Achtung!
Die Karte hat viel Klassisches zu bieten, angefangen vom Kalbswienerschnitzel von der Nuss, der Tafelspitz ist ebenso vertreten wie ein Beef Tartare und so mancher etwas anspruchsvollerer Spielerei auf der Tageskarte. Also Klassisches und nicht ganz Alltägliches. Die Auswahl ist aber mehr als ausreichend, ja man braucht fast zu lange zum Überlegen.
Ein Serranoschinken mit Schafkäse dort (zustimmendes Murmeln), eine Cremesuppe von gegrillten Tomaten hier. Leichtes Staunen, aber das Rezept macht Sinn, ist ordentlich kräftig und würzig, ähnlich spannend wie so manch selbst gemachtes Ketchup (jenes mit Kernen und 568 verschiedenen Gewürzen…). Die Frucht der Tomate ist aber nach wie vor präsent. Wieder mal eine neue Idee zum Ausprobieren daheim.
Das Beef Tartare – mit Parmesansauce (!), Parmesancracker und Toastbrot. Schade, dass das Toastbrot nicht gerade frisch aus dem Toaster rausgesprungen daherkam.
Aber das Beef: der Italiener würde „tritato“, also grob gehackt dazu sagen, nicht extrem mit zu vielen Zutaten verfälscht, einerseits bleibt der Eigengeschmack des guten Fleisches durch das grobe Hacken im Vordergrund, andererseits ist das kräuterbetonte Marinieren sehr gut ausbalanciert. Für die intensive Note ist also ausnahmsweise nicht der Paprika zuständig, sondern der Käse. Man isst langsam. Gelungen!
Wein: ein sehr feines Angebot glasweise (ca 5 rote, 5 weiße), eher unbekannte, aber sehr kundige Winzer. Cabernet sauvignon 09 dort, Zweigelt Reserve aus dem Seewinkel hier. Doppelt geordert, weil über alle Zweifel erhaben. Kleine Kritik: bei einem der Gläser wurde ein kleines, aber noch ungefährliches Makel übersehen.
Fazit: sehr gelungene Mittagspause. Zum Abschied gibt’s vom Chef ein „Schönen guten Tag, die Herrn“. Passt zur Gesamtvorstellung des Hauses. Gerne wieder.Weniger anzeigen
Gmachl
Dorfstraße 35, BERGHEIM bei Salzburg 5101
In diesem Guide weil: 4 Sterne Superiore. EZ ab ca. 100 Euro, Wellnessen inklusive.
Sehr gute Küche, die auf Vegetarier offensichtlich nicht vergisst.
SpeisenAmbienteService
11. Jun 2013
"Gmachl" - das weckt Assoziationen wie „Werkstatt“, „Kuchl“, „da passiert was“.
Gmachl ist aber schlicht und einfach der Familienname des Hauses...Mehr"Gmachl" - das weckt Assoziationen wie „Werkstatt“, „Kuchl“, „da passiert was“.
Gmachl ist aber schlicht und einfach der Familienname des Hauses. Dabei muss man vorweg sagen: es gibt noch ein zweites Gmachl, eines in Elixhausen, gar nicht so weit weg von hier. Ebenfall ein 4****s-Haus, ebenfalls mit Wellness. Ebenfalls mit demselben Nachnamen im Firmenbuch.
Doch die beiden Häuser sind nicht verwandt. Wir bleiben also mal schön in Bergheim, der Nachbargemeinde Salzburgs in nördlicher Richtung.
Einfach mal in Salzburg-nord abfahren, Richtung Braunau/Bergheim. Im Dorf nach der Kirche links. Ganz einfach, nicht zu verfehlen.
Es war die Empfehlung einer lieben Freundin.
Diese liebe Freundin hat noch nie ein Stück Fleisch gegessen. Und wenn die mal ein Gasthaus empfiehlt, da sie ja sonst stets zuhause bestens versorgt wurde und heute genau weiß, was sie wie zubereiten muss, dann soll das was heißen. Und sicher meinte sie nicht eines von vielen Lokalen, das halt mal „gnadenhalber“ auch ein Sojalaibchen oder Käsespätzle anbietet.
Aber ich kenn das ja: auswärts essen – da vergisst man schon mal die eigenen Regeln.
Fleisch zu kochen ist zuhause eher die Ausnahme, auswärts hingegen ist es fast umgekehrt.
Zeit dies zu ändern – und das „Gmachl“ kommt wie gerufen.
Wie schon gesagt – das Haus ist wahrlich kein kleines Gasthaus, sondern ein stattlicher Gasthof mit allem was dazugehört: beste Zimmer, Wellnessbereich, sogar eine eigene Fleischerei. So mancher Bergheimer wird hier wohl auch geheiratet oder „verabschiedet“ worden sein, doch auch international scheint man hier als Quartier in aller Munde zu sein.
An zwei Abenden war ich umgeben von zumeist deutschen Gästen, die entweder Urlaub machten, hier ihre Zwischenstation hatten oder auf irgendeinem Kongress gewesen sein mussten, von den Festspielgästen rede ich ja gar nicht. Lustige Missverständnisse beim „Verstehen“ der Speisekarte (ja, auch wir Österreicher sprechen so etwas wie Deutsch!) wurden mit Humor gelöst.
Womit wir beim Service wären: jede Menge Weiblichkeit, die routinierten Damen sind allesamt in unterschiedlichen Dirndlvarianten unterwegs, bemüht um die Gäste, gut organisiert, nichts wird vergessen.
Eine Bitte an eine Dame wird innerhalb einer Minute von einer anderen umgesetzt. Eine sticht besonders hervor, sie erinnert sich schlagartig an den Tag, an dem ich beim letzten Mal da war, jede Menge Esprit, gelebte Begeisterung für den Job.
Flankiert von ganz jungen Damen, die zum Teil wohl gerade die gastronomische Feuertaufe erleben und sich da und dort noch ein bisschen schwertun. Aber unübersehbar: höchster Herzbinkerl-Faktor!
Ach wie war das damals mit 17, lang is‘ her.
Das Interieur ist typisch für die großen Höfe: ein gewaltiger Vorraum mit Rezeption und Zugang zu mehreren Stüberln, die mit viel Akribie und Liebe – und dem nötigen Gerstl – adaptiert wurden. Einfach mal auf der Website und dem Link „Haubenrestaurant“ die Bilder anschauen.
Da gibt’s ein Biedermeierstüberl genauso wie ein „typisches“ „Georgistüberl“ mit Holz in allen Himmelsrichtungen, sowie auch oben und unten.
Und da kommt schon das erste Grüßchen ins Stüberl: Aufstrich und Brot. Ein besonders guter seiner Zunft, mit frischem Grün in Form gebracht.
Wie ich schon zuvor erwähnte, war der Tipp einer Vegetarierin der Grund, herzukommen. So kommt also die Suppe: eine Gemüsebrühe mit Kaspressknödel und Butternockerl.
Keine Rapunzel-Brühe, offenbar wirklich im großen Suppenpott zur „Reife“ gebracht. Da können viele Rindsuppen wirklich einpacken. Es stimmt ja, wer richtig vegetarisch kochen kann, der braucht das Fleisch kaum noch – oder gar nicht.
Butternockerl: eines, das diesen Namen verdient. Kein bröckeliges, ausgewaschenes, geschmacksneutrales Grießnockerl, sondern ein schnittfestes (oh ja!) Nockerl zum Reinbeißen und Genießen. So was gibt’s!
Der Kaspressknödel wiederum ist schön würzig, aber nicht übertrieben zäh, stinken tut er auch nicht zu sehr, da bin ich ja empfindlich - wehe, man lässt ihn los, den Bierkäse. "Würzig" sagt man dann dazu.
„Des ziagt ma d’Schuah aus“, sag ich dazu!
Hauptgang: eine „Edelpilz-Bärlauch-Couscous-Frühlingsrolle“ mit Linsen-Paprika-Ragout. Schau schau, der Koch meint’s wirklich ernst.
Und es ist keine Spielerei, das passt: Teig typisch „krach-zäh“ aufgrund der Zubereitungsart, aber nicht die Kategorie TK-Frühlingsrolle im „Karton“-artigen Teigmantel.
Nee nee, würde mein Sitznachbar jetzt sagen, das schneidet und beißt sich gut, der Inhalt ist stimmig, würzig, cremig. Die Paprikalinsen passen hervorragend dazu, vor allem: der Paprika drängt nicht alle Geschmacksnuancen brutal zur Seite – und das rechne ich „ihm“ schon mal hoch an.
Dessert: um das Mohn-Frischkäseknöderl mit Erdbeerröster und weißem Schokoladeeis kommt man nicht herum.
Ein echter Volltreffer: obwohl der Knödel „massiv“ ist, könnte der Teig nicht besser sein. Knödelteig, egal in welcher Form, sei es Topfen-, oder Kartoffelteig, ist eine Herausforderung. Passt das Mischungsverhältnis der Zutaten, „z’foahrt“ der Knödel im Kochwasser etc…
Für Überraschungen muss man als Koch vorbereitet sein.
Hier ist die Umsetzung aber zweifelsohne mehr als gelungen. Wirklich flaumiger Teig, kein batzert-übertrieben vordergründiger Mohn, angenehm aromatisches Erdbeerragout. Das passt einfach perfekt, die Brösel nicht fett und nicht überzuckert.
Das weiße Schokoladeneis ist kein Fehlgriff, passt auch gut zu den Erdbeeren.
Einzig das Heidelbeer-Creme-Duett ist eine Dekoration zu viel.
Zweiter Besuch:
Der Aufstrich: Liptauer. Geht in Ordnung, aber Bücher werde ich wohl darüber auch keine mehr schreiben, geschweige denn eine Reise nach Liptau buchen.
Salzburger Fleischstrudelsuppe: kein Strudel mit „weißlichem Pickteig“, sondern mit einem bräunlichen „Hautteig“. Jeder macht das eben anders, die Flachgauer interpretieren das Thema überzeugend, einzig die Rindsuppe schafft es nicht in die Fußstapfen der Gemüsebrühe von letzter Woche. Keine Chance, auch wenn die trotzdem wirklich gut war. Der Koch wird schon wissen, warum.
Ein Spinat-Butterknöderl mit Schwammerlgulasch und – auf Wunsch – mit angebratenem Speck.
Da war er wieder, der Paprika. Hier wird er wieder zu dominant, und beim Thema Schwammerl - zur Zeit - Eierschwammerl aus der eigenen Tiefkühltruhe oder doch aus Litauen bzw. Kräuterseitlinge aus der Biozucht – das ist dann doch die falsche Jahreszeit.
Wie auch immer, der Paprika fährt rein wie eine ungebremste E-Lok, schade um den Knödel, der eigentlich einen feinen, buttrigen Eigengeschmack hätte.
Kann man auch weglassen: den „optionalen“ Speck.
Extrawunsch: ein bisschen grüner Salat. Krachfrische Ware, allerdings auch ein wenig husch-husch mit Balsamico mariniert, die riesigen Blätter muss man zuerst mal zerkleinern.
Dessert: ein Heidelbeertiramisu mit Heidelbeertascherl – oder Heidelbeer-„Nidei“, wie die Flachgauer gern zur Teigware sagen.
Das Teigtascherl ist schön zart, die Fülle fruchtig, aber eben wenig überraschend nur aus Heidelbeeren bestehend. Das „Tiramisu“ kommt im Keramikhäferl daher, sehr cremig, mousse-artig, dazwischen der saftige Biskuit.
Als Dekoration feiert – da is‘ sie wieder – die Heidelbeer-Creme-Kombi von letzter Woche ein Comeback am Nachspeisenteller. Diesmal zusammen mit einem Mangoragout.
Mango ist für mich das, was Paprika beim Gemüse darstellt: ein immens dominanter, aromatischer Hauptdarsteller, der vorsichtig dosiert sein will.
Kein Wunder also, wenn Mango, Paprika, Liptauer zumeist nach der Hälfte stehen bleiben.
Wein: stilvoll präsentiert, vom Herzbinkerl schüchtern zu Tisch gebracht.
Vertreter wie Pöckl oder Markowitsch dürften aber eher die Geisenheimer Fraktion begeistern, die auf blumig-konzentriert-süßlich eher stehen als ich.
Selbst der Zweigelt wirkt auf mich zu sehr „glatt gelutscht“, da mag ich die rassigeren, mineralischen Vertreter viel lieber.
Ein Fazit: im Gmachl macht man was, da tut sich was, die Damen im Service haben auch wirklich zu tun – und sind untereinander gut organisiert, vor allem die routinierten ihres Faches. Und verlieren weder Kompetenz, noch ihren Humor und Charme.
Das alles in einem wirklich reizvoll inszenierten Rahmen, egal, auch welche Stüberl-Stilistik man jetzt eher steht.
Überrascht hat mich vor allem die vegetarische Kompetenz vom Koch – man hat mir nicht zu viel versprochen, das Thema kann man hier ohne weiteres ausbauen, wenn man mal vom Paprikaeinsatz absieht.Weniger anzeigen
Hotel Hubertushof
Alpenstraße 110, Anif 5081
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ ab 105 €. Direkt an der Autobahn Salzburg Süd, gut gelegen, das Berchtesgadenerland ist gleich um die Ecke.
SpeisenAmbienteService
27. Sep 2012
Hubertushof – der Name allein löst bei mir automatisch folgende Assoziation aus: großer Dorfgasthof.
Warum eigentlich?
Schnell auf die Autobah...MehrHubertushof – der Name allein löst bei mir automatisch folgende Assoziation aus: großer Dorfgasthof.
Warum eigentlich?
Schnell auf die Autobahn A10, zwei Ausfahrten weiter. Zielort Anif ist ein wenig irreführend für Navi-Fahrer. Denn Anif liegt östlich der A10, Grödig liegt westlich.
Wenn man zum Hubertushof will, muss man aber die Richtung „Grödig“ der „Doppelabfahrt“ Salzburg-Süd/Grödig wählen und nicht die Richtung „Anif“.
Hat man diesen kleinen Irrtum überwunden bzw. ist er gar nicht erst passiert, so fährt man von der Autobahn ab, passiert das Ortsschild Neu-Anif und kann den riesigen Hotel-Gasthof zur Rechten gar nicht erst verfehlen. Da war sie also wieder, die Assoziation. Obwohl ich bis dato noch nie in Neu-Anif gewesen war.
Ein „Prachtbau“ aus der Zeit Ende der 70er bzw. Anfang der Achtzigerjahre, in typisch Salzburger „Landarchitektur“. Fehlt nur mehr der hölzerne Glockenturm am Dach, den man aber wohl allein schon wegen der Größe des Gebäudes gar nicht erst sehen würde.
So auch innen, die ineinander gebauten Sitzgruppen sind ein Gesamt“kunstwerk“ aus dunkel gebeiztem Holz und dem typischen Schnitzwerk wie etwa diese „Blumenmuster“, die mit klassischem Tischlerwerkzeug aus dem Holz gearbeitet werden.
Das Lokal ist riesig. Rezeption, Bar, Raucherbereich, Nichtraucherbereich, Festsaal, Stüberl, Kammerl (?)….
Allesamt getrennt durch „falsche“ Fenster, im Nebenraum kann man irgendeinen Komiker und jede Menge Umtata samt Gelächter durchhören. Stört aber nicht wirklich.
Die Sitzgruppen, meist rundlich angeordnet, sind durchaus gemütlich, auf den Stoffen und Pölstern sind grüne und rote Hirschen aufgestickt. Waidmannsheil, jodeldidö!
Das Personal ist zünftig in Sound-of-Music-Uniform unterwegs, krachlederne „Buam“ und dirndl-bewehrte „Madln“ flitzen freundlich, aber auch ordentlich mit Arbeit ausgestattet umher.
Störend: vom Bestellen der Getränke über das Essen bis zum Servieren der verschiedenen Speisen lerne ich allerlei verschiedene Personen „kennen“, die ich danach auch zumeist nicht mehr wiedersehen sollte.
Da kann’s dann schon mal passieren, dass nach dem Servieren von Käse eine weitere Servicedame nochmal das Besteck für den Käse servieren will, nicht wissend, dass dies schon längst Vergangenheit ist.
Ich nehm’s mit Humor und Gelassenheit – habe ich doch schließlich Zeit.
Große Karte: Klassisches und Regionales, Internationales wird auch geboten. Und ein Tagesmenü, je nach Hunger 3-, 4- oder 5-gängig. Preislich sind die Sprünge nicht enorm, und der Preis wirklich nicht unattraktiv – also gleich die 5 Gänge geordert, zu 36 Euro, die da wären:
Gedeck: Weißbrot und eine Brotsorte, die ich hier mal als verlängerten Kornspitz bezeichnen will, schräg aufgeschnitten – dazu einen eher banalen Liptaueraufstrich.
eine Wurzelkrenterrine (welcher Kren ist keine Wurzel?) mit Sauerrahm und gebratenem Gemüse: Melanzani und Paprika sind fein im Salzburger Wok gedünstet, aber Fan von Nachtschattengewächsen werd ich wohl nimmer werden. Die Terrine erinnert in der Konsistenz an einen festeren „Obstgarten“ – nur ohne Obst, dafür mit einer feinen Schärfe vom Kren und dem Sauerrahm als passenden Emulgator. Obers hätte wohl nicht gepasst. Gut so.
Eine Leberknödelsuppe. Guter, feiner, fester Knödel. Ausreichend würzig. Nur die Suppe überzeugt mich nicht so ganz, da fehlt mir ein wenig das Bauernküchenfeeling, warum weiß ich nicht. Vielleicht wurde sie filtriert? Oder ein wenig verdünnt? Immerhin: frischer Schnittlauch.
Ein rosa gebratenes Filet vom Tullnerfeldschwein mit Bayrischkraut und Erdäpfel-Speckroulade.
Kein Murren und Knurren beim Schweinefilet – auch wenn Schweinefleisch bei mir sonst vielleicht zweimal im Jahr am Speiseplan steht. Sehr anregend und saftig- resch das Kraut, die Erdäpfel-Speckroulade kann sich allerdings nicht ewig auf den Speck rausreden, dass sie dermaßen salzig ist. Zuerst geht’s ja noch, aber die zweite Roulade bleibt stehen, da wird’s zu penetrant.
Ein Käsetellerchen: wie alles hier im Haus sehr bemüht angerichtet, nebst Rollino, St. Patron und einem geruchstechnisch kaum „meckernden“ Ziegenkäse findet sich ein wenig Feigensenf, ein paar Träublein (ich mag die „flüssig fermentierten“ lieber…) und ein buntes Kartoffelchips-Grüppchen. Ja, das Waldviertel vermarktet sich ja neuerdings mit violetten Kartoffeln. Hübsch anzusehen und schmeckt alles zusammen auch ordentlich und gut aufeinander abgestimmt.
Eine Himbeerta… - wie hieß das nochmal? Kein Mousse, kein Pudding, aber in Konsistenz der Terrine zuvor sehr ähnlich. Sehr gut, wenn auch die Säure der Himbeere irgendwann mal eher eindimensional daherkommt. Was der Himbeere gut täte: ein „Gegenspieler“ wie etwa die rote Ribisel. Wer diese Kombination schon mal probiert hat, erinnert sich lange daran!
Pralinen zum Schluss, eine mit Eierlikör, eine mit Passionsfrucht! Beide sind sehr gut, sehr harmonisch, nicht übersüßt, nicht „parfümiert“.
Serviert als kleine Entschuldigung für die versalzene Beilage zuvor. Danke sehr!
Getränke: ein sehr guter, frisch gepresster Apfel-Karotten-Zitronen-Drink. Erfrischt und sollte auch dem grassierenden Grippevirus entgegenwirken.
Wein: ein tadelloser Blaufränker und eine für meinen Geschmack eher fade Auslese, die obendrein mit dem Himbeerdessert gar nicht gut harmoniert, es entsteht ein bitterer Nachgeschmack.
Mir sind italienische Süßweine außerdem fast ausschließlich lieber. Die Burgenländer kommen da irgendwie ein wenig „dünn“ daher.
Fazit: ein Riesengasthof mit enormem Betrieb und doch gemütlicher Atmosphäre. Wohl auch als Tribut dafür kleine Serviceschwächen, aber zweifelsohne sehr freundliche Bedienung.
Die Küche ist gut, wenn auch nicht außerordentlich, der Salzstreuer darf nicht so locker liegen.
Man muss aber auch fairerweise sagen, dass die 50 Euro samt Getränken (36 für das Menü) recht straff kalkuliert sind.Weniger anzeigen
Itzlinger Hof
Itzlinger Hauptstraße 11, Salzburg 5020
In diesem Guide weil: 3 Sterne, EZ/DZ ab 55/85 €. Wohnen und essen bei Schwabenitzky und Eschke. Brave Küche mit Klassikern und Neuinterpretationen.
SpeisenAmbienteService
4. Dez 2012
Zu Gast bei Elfi Eschke und Reinhard Schwabenitzky.
Nein, ich bin kein „Promi-Schwein“ oder will mit dem Schauspielerin-Regisseur-Ehepaar kokett...MehrZu Gast bei Elfi Eschke und Reinhard Schwabenitzky.
Nein, ich bin kein „Promi-Schwein“ oder will mit dem Schauspielerin-Regisseur-Ehepaar kokettieren, sondern fand gestern heraus, dass ich vielleicht 300 Meter entfernt vom Lokal zu tun hatte und sich die Gelegenheit einfach mal anbot.
Weder von der quirligen Deutschen noch von Schwabenitzky selbst war irgendetwas zu bemerken, wüsste man es nicht, kommt man in einen Gasthof wie viele andere auch.
Scheinbar wurde der Gasthof mal übernommen und im Detail renoviert und verfeinert, doch die Grundausstattung wie die Schank, der etwas skurrile Kachelofen mit „Säulchen“ und einer Miniatur eines typisch Salzburger Bauernhauses oben drauf gestellt stammt sicher nicht aus der Sammlung der beiden Chefleute.
Die alten, dunklen Holzssessel stammen wohl auch noch aus dem Jahre Schnee, wie auch die lehnenlose Bank.
Die dunkle Holzvertäfelung wurde original belassen, darüber wurden die Wände durch warme Farbtöne ein wenig aufgepeppt, dazu kommen die bunt-erdfarbenen Vorhänge.
Mein Auge erspäht eine Gummiente, die wurde auf dem Holzsims über der Schank platziert und überblickt das ganze Lokal.
Frau Ulknudel Eschke muss wohl gesagt haben:
Mein Quietsche-Entchen, da gehörst du hin!
Zwei junge Damen im Service, freundlich und zuvorkommend, vielleicht ein bisschen zu schüchtern für meinen Geschmack. Lange Diskussionen über Wein und Herkunft wollte ich auch nicht vom Zaun brechen.
Die Karte bietet einen bunten Mix aus Traditionellem (Kalbswiener), Mediterranem (Thunfischcarpaccio und so manchen exotischen Farbtupfer („gebratene Quinoa-Pralinen“).
Ich finde mich irgendwo zwischen Tradition und Mediterran wieder:
Kalbsleberknödelsuppe, Trüffelrisotto mit Pilzen und ein Zwiebelrostbraten mit mitgeschmorten Kartoffeln und Speckbohnen. Na jetzt aber!
Gedeck: Brot (klein, vom Baguette, hell, halbhell – oder halbdunkel?), dazu ein wenig Pesto (fein!), Oliven (mag ich nicht) und Liptauer (Paprika, Gurken...). Vielen Dank.
Ein Gruß aus der Küche: Garnelencocktail mit Kaviar von fliegenden Fischen.
Ganz ehrlich – ich flieg nicht drauf, einerseits das Meeresgewürm war nie auf meiner Speisekarte, der Kaviar in kleinen Perlen macht sich aber ganz wacker. Ja, ich esse es, doch das Gefühl, Würmer zu essen, ist für mich immer noch schwierig – der „siaßlnde“ Geschmack vom Meeresgetier zusammen mit dem sonderbaren Beißerlebnis wird nie mein Freund werden.
Ordentlich abgeschmeckt ist die Sache schon – und es gibt ja noch Leute rund um mich herum, die das sehr wohl mögen. Es ist ja auch nur rein meine subjektive Erfahrung.
Die Suppe kommt – und wie! Schön bernsteinfarben, filtriert? Gemüseallerlei, dünn und rautenförmig geschnitten. Mit Biss! Kein Gemüsegatsch also, wirklich fein, dazu hat der Knödel nicht nur Leber zu bieten, sondern ordentlich Brot und eine interessante Würzkombination.
Das Risotto: jede Menge Pilze rundherum, schön bissfest, ebenso wie die Gemüsedekoration, die allesamt zu überzeugen wissen. Ein Stück Brokkoli, der hellgrüne! Aber selbst der ist auf den Punkt richtig gegart.
Das Risotto selbst ist wunderbar abgeschmeckt, könnte einen Tic weniger kernig sein, trotzdem sehr fein, so löffelt sich’s schön und ungeniert. Dazu der Lardo obendrauf, hauchzart schmilzt er auf dem Reisberg. Gelungen!
Der Zwiebelrostbraten kommt erstaunlich dünn gewalzt daher, sehr intensive Soße (auf neudeutsch „einreduziert“), brave Kartofferl und jede Menge mitgeköcheltem Zwiebel (da hätte man sich den Röstzwiebel obendrauf noch sparen können).
„Darf’s a Dessert sein?“ – „Jo, näxts Moi!“ - Espresso (kein schlechter Hausbrandt) und Grappa (kein übler!), bitte sehr.
Ein süßer Gruß zum Schluss darf sich mit dem Caffè anlegen: ein Kügelchen Haselnusseis. Banal?
Mitnichten – ganz wenig süß, sehr cremig, viel frisch geriebene Nuss, leicht bitter im Anflug, erstaunlich!
Fazit: ein „ganz normaler“ Gasthof (Einzelzimmer um die 55 Euro) ohne jegliche Allüren der prominenten Besitzer. Wirklich gute Küche mit der nötigen Portion Verspieltheit.
Die Portionen sind fast schon zu großzügig, das durfte ich heute wieder wegjoggen…Weniger anzeigen
das GOLD's
Völklplatz 1, St. Pölten 3100
In diesem Guide weil: 4 Sterne, Business, EZ ca. 70 € (als "DC Hotel"). Loungige, nagelneue Atmosphäre. Gute, international angehauchte Küche.
SpeisenAmbienteService
2. Jän 2013
Richtig gute Gastronomie zu finden, ist in St. Pölten nicht wirklich einfach.
Eine Empfehlung von laurent hat ausgerechnet an jenem Tage geschl...MehrRichtig gute Gastronomie zu finden, ist in St. Pölten nicht wirklich einfach.
Eine Empfehlung von laurent hat ausgerechnet an jenem Tage geschlossen, so ein Pech aber auch.
Da ich aber wie immer nach beendetem Arbeitstag das Auto stehen lasse und für gutes Essen auch mal ein paar Kilometer zu Fuß zurücklege (was im Magen sowohl zuvor als auch nach einem reichlichen Mahl mehr Platz schafft), komme ich an St. Pölten’s „Prachtstraße“, dem Schießstattring, direkt am D&C-Hotel vorbei.
Vier Sternderln prangen vom Portal, drin gibt’s auch ein Restaurant – das „Gold’s“. Keine Ahnung, warum mich das an meinen Job erinnert.
Die Lobby ist enorm – das ist ja fast ein kleiner Spaziergang für sich. Sehr großzügig, gefallen kann es, muss es aber nicht.
Der Restaurantbereich ist mit der „neuen Schlichtheit“ gesegnet worden, ein Eichenboden zwar, aber sonst ist alles sehr gerade und zweckmäßig. Einzig die etwas ungewöhnlichen Fadenstoren fungieren hier nicht als Vorhang, sondern als geschwungene Raumteiler zwischen den mittigen Sitzgrüppchen.
Männliche Wesen sitzen angeblich aufgrund der Jagdinstinkte gerne hinten am Rand und überblicken gerne das Geschehen. Ob das so ist, kann ich als Nicht-Anthropologe nicht beantworten, ich beobachte aber gern das Geschehen im Saale, um mir ein Bild von Atmosphäre und Architektur zu machen.
Eine junge Dame, ein junger Herr im Service. Sehr gute Schule aber auch ein freundliches und nicht gekünsteltes Lächeln auf den Lippen sind immer gut und entspannen das Gemüt schon vor dem Essen. Vielen Dank.
Die Küche grüßt mit einem Gedeck: am Schieferbrett werden zweierlei Aufstriche, gesalzene Butter und zweierlei Gewürzsalz präsentiert. Homogene Sache, die auch noch nach der Suppe nicht verachtet wird.
Ach ja, die Suppe: eine Grießnockerlsuppe mit schulmäßigem Nockerl, aber eher „risikolos“ ohne Butterkern und recht neutral im Geschmack, selbst wenn die Konsistenz einen römischen 1er bekommen würde.
Die Suppe selbst ist nicht die deftige Tafelspitzbrühe, die ich so schätze. Das dampfende Gebräu, das das Fleisch darin vermuten lässt. Schade, warum ist das nicht möglich, allzu oft lässt man das vermissen. Auch hier.
Ein Forellenfilet mit Petersilkartoffeln. Banal? Mitnichten, der Fisch ist routiniert gemacht, die Müllerin lässt grüßen. Ein paar Pinienkerne dürfen mitspielen, das bisschen Pestogarnitur ist mehr für die Optik als geschmacksentscheident.
Kein großes Gericht, aber ein angenehmes Abendessen, die Kartoffeln gehen soweit auch in Ordnung, ein bisschen speckiger könnten sie vielleicht sein.
Erfreulich: ich vergaß, den Salat zu bestellen. Doch er kommt trotzdem, denn er ist im Preis inkludiert. Wusste ich nicht.
Gute 11 Euro sind auch wirklich nicht dramatisch.
1 Stück Marmeladepalatschinke. Dank Hinweis meinerseits mit wenig Marmelade, kann ich es doch nicht ausstehen, wenn die Marmelade wie die Lava vom Ätna beim Schneiden aus der Rolle quillt.
Gut schmeckt sie, auch wenn für mich die Salzburger und Oberösterreicher in puncto Palatschinken und Frittaten immer noch die Nase vorn haben. Das eine oder andere Ei mehr im Teig wird’s wohl sein.
Der Preis wiederum ist heiß. Keine 3 Euro für eine Palatschinke. Stramm kalkuliert.
Kaffee und Grappa nehme ich an der großzügig dimensionierten Bar. Hier dürfte so mancher Seminarteilnehmer die Nacharbeit erledigen. Sehr einladend, vor allem das hochprozentige Flaschenangebot.
Fazit: sehr großzügig angelegtes Hotel mit nur auf den ersten Blick noblen Restaurant. Die Kurse hier sind recht günstig, die Küche ist ordentlich, aber ähnlich zweckmäßig und schlicht wie die Einrichtung selbst. Keine überschwänglichen Gaumenfreuden, aber jederzeit ein gepflegtes, angenehmes Abendessen.
Trotzdem: die Suche nach dem ganz großen gastronomischen Wurf in St. Pölten geht weiter!Weniger anzeigen
Brandstätter
Münchner Bundesstraße 69, Salzburg 5020
In diesem Guide weil: 4 Sterne. EZ um die 100 Euro. Gute, wenn auch an jenem Abend nicht restlos überzeugende Vorstellung.
SpeisenAmbienteService
12. Jun 2013
A1 Westautobahn, eine Ausfahrt weiter. Salzburg Mitte.
„Der Brandstätter“ ist so einfach wie kaum ein anderes Lokal von der Autobahn aus erreich...MehrA1 Westautobahn, eine Ausfahrt weiter. Salzburg Mitte.
„Der Brandstätter“ ist so einfach wie kaum ein anderes Lokal von der Autobahn aus erreichbar. Einfach mal runter, Richtung Freilassing, nach vielleicht 200 Metern links.
Einparken, „Griaß Gott“, Platznehmen, Essen, trinken. Vielleicht danach auch noch gleich in den Whirlpool und im 4-Sterne-Bett einmümmeln (ab ca. 100 Euro für eine Person und Nacht).
Ein Platz ist schnell gefunden, auch wenn die Stüberln heute allesamt ausgebucht sind. Eine große Gesellschaft, festlich bis elegant-leger gekleidet, spaziert in Richtung Séparée.
Wie schon zuletzt in Bergheim wissen die alteingesessenen „Groß“-Betriebe hier in Salzburg und Umgebung sehr gut, was zumeist ausländische Festspielgäste und Kurzurlauber wollen. Architektur mit verschiedenen „Themen“-Räumen, viel Platz auch in den Vorräumen, ein Stadtplan von Salzburg, ein Tisch mit Broschüren, eine nette Zweierbank mit „Trenn-Reling“ und Aschenbecher. Ja, so was gibt’s auch.
Im Vergleich zu Bergheim geht’s hier aber weit gemächlicher zu, das Service-Team wirkt nicht gestresst, es herrscht aber eine ganz andere Stimmung hier im Haus. Begrüßt werde ich nur von jenen, die auch wirklich mit meinem Tisch zu tun haben (oder haben wollen).
Kleidernorm: irgendwo wieder zwischen Sound of music und Heidi, obwohl: so richtig nehme ich das nur mehr den wirklichen Dorfgasthäusern ab.
Das Trumer Pils (Zitat Biertest im Internet: „ein Trum von einem Pils“) wird rasch und mit ordentlich „Foam drauf“ in Tulpenform gebracht.
Die Karte bringt nicht die ganz großen Überraschungen, hier wird traditionell gekocht, ohne wirklich große Experimente, einzig die Tageskarte experimentiert schon mal mit Fenchel, Flusskrebs, oder Haussulz.
Sonst gibt’s Lammrücken, Wienerschnitzel, Kalbsrahmgulasch, Beuschel, Zander. Die Preise sind für die Kategorie sicher gehoben, aber man darf auf gepflegte Umsetzung von Altbekanntem hoffen.
So sei es:
Aufstrich. Einmal Schnittlauchgervais (schön cremig-krümelig) und einmal – erraten – Liptauer, der 568ste. Vielen Dank.
Brot: Baguette weiß und hell mit Kerndl. Ok, aber sicher keine stehenden Ovationen dafür.
2,20 dafür, 3,20 würde ich gerne zahlen, wenn’s ein wenig origineller wäre.
Schade drum, wenn nämlich nach einer Messerspitze hier und einer Messerspitze dort der Rest stehen bleibt.
Frittatensuppe. Eine ordentlich kräftige Rindsuppe, scheint einen Zwiebeltouch zu haben, hat ordentlich Farbe bekommen, das Aroma geht ein wenig über die reine Fleischsuppe hinaus.
Die Frittaten sind mir persönlich zu dünn geschnitten, man will wohl mit dem Schnittlauch konkurrieren.
Konsistenz fest, das Salzburger Eigenheit mit ein wenig mehr Ei und zarter, gummig-buttriger Machart geht hier ein wenig ab. 4,90 für die kleine Suppentasse.
Ein gefülltes Stubenküken mit Mangold. Laut Service mit einer Knödel-Pilzfülle.
Nicht so ganz: die Pilze (Champignons) sind ein Teil des intensiven Sößchens, die Knödelmasse, schön batzig, guckt allein aus dem Junghendl raus.
Der Name geht übrigens auf die Haltung „in der Stubn“ zurück, normiertes Kampfgewicht nicht viel mehr als ein halbes Kilo.
Das macht den Jungflieger ordentlich zart und saftig, die Haut tut gut, nicht entfernt worden zu sein. - Wie kann man auch darauf freiwillig verzichten?
Mangold: eine Mischung aus rutschig-weich bis bissfest-zäh, Mangold eben, auch wenn mir der kroatische immer noch um ein Eck besser in Erinnerung ist. 29 Euro.
Darf’s ein Dessert sein? Der Topfenknödel mit Marillenröster steht nicht auf der Karte.
Den will ich – und der sollte der unerwartete Hauptdarsteller werden.
„Wird a Wengei dauern!“ – Gut so, ich erwarte mir Hausgemachtes, es möge also dauern, ich habe – wie fast immer – beim Essen die nötige Ruhe und Zeit.
Präsentation in relativ sparsamem Gmundner-Häferl, ein Knödel, gebettet auf dem Marillenröster. Die Marillen sind nur grob halbiert bis geviertelt, und das hat seinen guten Grund. Marmeladenköche schwören darauf, Marillen nur ja nicht zu „z’merschern“, weil sonst das ganze Gewebe aufschlossen wird und die Säure zu prägnant wird. Ein echtes Problem bei Marillen, das man dann nur mehr mit (zu viel) Zucker niederknüppeln kann.
Nicht so hier: wunderbar mit Zimt und/oder Nelken abgeschmeckt, nicht zu süß, aber eben auch ohne die soft unangenehm stechende Säure. Den Röster könnte man getrost auch allein löffeln. Mmm.
Der Knödel schön zart, auf den Staubzucker hätte man gut und gern vergessen können, im Kern vielleicht einen Tic zu weich geraten, vielleicht ist das aber auch hier auch so gewollt. 6,80.
Dazu darf's dann auch ein Achtel sein. Zweigelt aus dem Kamptal, Winzer ist mir entfallen. Kein schlechter Wein, gut temperiert.
„Und, hamm’S den Gnedl bereut?“ – Sicher nicht! - Endlich taut die Dame in zünftiger Tracht "a bissei" auf.
Finale: der sehr milde Decaf von Nespresso. What else? Nix. Auf den Zusatz „corretto“ wird heute verzichtet.
Also: über 52 Euro sind nicht so ganz wenig, da werkelt dann doch die vergleichende Erinnerung in mir. Gut war’s, aber wirklich über der Erwartung blieb nur der wirklich einfach wie geniale Topfenknödel, der wahrlich kein Allerweltsknödel war.
Vielleicht komm ich mal für was Klassisches aus der Pfanne wieder hier her, allerdings wäre ich dann doch gern in einem der gemütlicheren Stüberln. Und wehe, es kommt Liptauer Nr. 569…Weniger anzeigen
Forsthaus
Fischbach 2, FISCHBACH 8654
In diesem Guide weil: 3 Sterne (?) - 2 Zimmer - auf Anfrage, also besser vorher anrufen. Übernahme des alten Gasthofs durch den Sohn des Hauses. Küche international und klassisch, manchmal ein wenig zu verspielt. Aber gut. PS: Fischbach ist Luftkurort!
SpeisenAmbienteService
20. Mai 2012
Teil 3 der Peter-Rosegger-Spurensuche.
Fischbach liegt zwischen dem obersteirischen Mürztal und der Gegend nördlich von Weiz und Birkfeld. Hüge...MehrTeil 3 der Peter-Rosegger-Spurensuche.
Fischbach liegt zwischen dem obersteirischen Mürztal und der Gegend nördlich von Weiz und Birkfeld. Hügel und Wald soweit das Auge reicht. Das Dorf liegt auf über 1000 Höhenmetern und darf sich dank der Steirischen Landesregierung als Höhenluftkurort „am Teufelstein“ ausweisen.
Die Anfahrt von Kapfenberg über das Stanzertal zieht sich allerdings gewaltig und so hatte ich es einer illustren Italienerrunde am Nebentisch zu verdanken, dass auch ich noch mehrgängig schmausen durfte.
Das Dorfgasthaus scheint sich im Laufe der Jahre weiter entwickelt zu haben, die Einrichtung dürfte ziemlich die „originale“ sein, aber offenbar hat der Sohn des Hauses noch viel vor mit dem elterlichen Betrieb.
Das macht sich natürlich auf der Speisekarte bemerkbar. So gibt es einerseits eine „Klassikerkarte“ mit allem, was gute Wirtshausküche zu bieten hat, mit ebenso hemdsärmeliger Preisgestaltung: Schnitzel, Blunze, Beuschelsuppe. Sulz, Backhendl, Kalbsleber. Steiermoark!
Oder man wählt das handwerklich anspruchsvollere Feinschmeckerprogramm.
Vorweg: auf „echte“ Hauptspeisen habe ich diesmal ganz verzichtet, dafür gibt’s eine ordentliche Vorspeisenkarte.
Tatar vom Almo Filet mit Asmonte Käse, Kürbiskernpesto und Kartoffelgratin.
Asmonte? Ganz einfach, laut Karte ist dies die steirische Antwort auf Parmigiano Reggiano.
Das ganze kommt auf einer dunklen Schieferplatte daher. Garniert mit zwei gerösteten Weißbrotscheiben, die als Nest voller Sprossen und Wiesenkräuter verziert sind.
Aufwändig angerichtet, mit der Tendenz zum Gemälde. Hübsch anzusehen, schmeckt auch sehr gut.
Auch die zweite Runde geht an das rohe Fleisch: ein Carpaccio mit Rucola.
Zartes Fleisch, allerdings auch ordentlich steirisch-säuerlich mariniert. Da erinnere ich mich an die Rindfleisch-Orgien meiner „Vorfahren“: mit Zwiebel, Kernöl und ordentlich Essig . Ist mir fast zu viel der Säure. Geschmacksache!
Eine Rindsuppe mit gekochtem Schwarzbrotstrudel. Ich war neugierig, nicht immer nur Fleisch oder Lunge im Strudel zu finden. Hier ist das Schwarzbrot durch’s Kochen irgendwie allein auf weiter Flur. Schwarzbrot täte sich gut mit einer Einmachsuppe, hier hat man es allerdings mit einer Rindsuppe zu tun. Und so wartet man ein wenig vergebens auf das große Geschmackserlebnis, das Schwarzbrot als „Hauptdarsteller“ in der Suppe ist dann doch ein wenig schwach auf der Brust.
„Nougat kalt und heiß“: die Nachspeise. Wieder ein wunderschönes Arrangement auf schwarzem Schieferbrett. Helles Gefrorenes, eher unauffällig. Ein schönes Parfait und ein heißer Nougatknödel. Ananas schön süß-sauer abgeschmeckt, die Macadamia-Nüsse komplettieren das Bild. Gut, aber fast zu viele Geschmäcker auf einmal.
Service: die Mutter des Hauses (?) serviert routiniert, fragt um Sonderwünsche und serviert gut temperierten Wein. Dieser allerdings überzeugt nicht immer. Die Cuvée aus dem Burgenland ist ordentlich, der Blaufränker ist mir allerdings zu international „angepasst“ geraten.
Kaffee: der Espresso ist sehr heiß, allerdings fast gänzlich ohne Crema und dadurch auch typisch „scharf“.
Meine Meinung: sehr ambitionierte Küche, die ein Dorfgasthaus mit dem gewissen Etwas sein will. Nicht immer gelingt aber die Ambition nach Mehr. Denn oft ist sogar zu viel Verschiedenes am Teller, weniger wäre mehr. Sehr gutes Tatar, das Carpaccio ist mir zu „steirisch“ säuerlich, der Schwarzbrotstrudel hinterlässt Fragezeichen. Aber die Klassikerkarte und die Fleischgerichte machen Lust auf einen weiteren Besuch.
Allerdings: 60 Euro für zwei Vorspeisen, eine Suppe, ein Dessert, zwei Achtel Wein, ein kleines Bier und einen Espresso sind auch nicht ohne für Roseggers Waldheimat.Weniger anzeigen
Gasthof Böck - Roter Hahn
Teufelhofer Straße 26, Sankt Pölten 3100
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um 60€. Routinierte Küche ohne wirklich große Schwächen. DER Gasthof in St. Pölten.
SpeisenAmbienteService
27. Okt 2011
Mehrere Besuche beim Roten Hahn.
Der schöne Gasthof liegt zwar nicht direkt an der Hauptstraße, dafür dürfte das Lokal doch einen einigermaßen g...MehrMehrere Besuche beim Roten Hahn.
Der schöne Gasthof liegt zwar nicht direkt an der Hauptstraße, dafür dürfte das Lokal doch einen einigermaßen guten Namen haben, der sich in der Region herumgesprochen hat. So was wie eine Institution eben.
Ordentliche Zimmer und mehrere unterschiedlich eingerichtete Gasträume, eine schöne Rezeption, gemütlich.
Das Service ist eigentlich grundsolide, wenn auch (wie immer und überall) abhängig von der jeweiligen Person und der Tagesverfassung. Aber beim ersten Besuch wunderte ich mich über das Frühstücksbuffet. Dieses ist mehr als reichlich, wenn auch nicht ganz so ausgetüftelt wie in meinem Lieblings-Wellnesstempel in Bad Tatzmannsdorf.
Wir waren zur Stubenfliegen-Hauptsaison angereist und mussten deren viele von den (offenen) Präsentiertellern und Brotdosen verscheuchen. Dass es nicht einfach ist, Fliegen zu vertreiben, ist mir klar. Trotzdem müsste es der jungen Dame vom Service auffallen, dass sich die lästigen Biester an Marmorkuchen, Extrawurst, Butter, etc. gütlich taten. Zudecken hier, verschließen dort wäre schon möglich gewesen.
Wochen später waren wir zum Abendessen eingeladen. Das Essen:
Getrüffelte Kartoffelcremesuppe. Kein schlechter Beginn, nicht extrem verschlagoberst, klaglos.
Kalbswienerschnitzel vom Milchkalb, aus der Butterschmalzpfanne. Ich bin gespannt. Nicht wirklich übel, aber eine Prise Salz am Fleisch sollte schon vor dem Einwurf in die Pfanne hinzukommen. Nachsalzen ist zwar möglich, aber schmeckt nicht ganz so, wie es sollte. Dazu war das Pfannenschnitzel trotz allem eher eine schwimmende Angelegenheit. Nicht schlecht, aber beim "heiligen" Kalbsschnitzel darf das Fett in der Pfanne nicht hoch stehen....
Keine Beanstandung beim Wein, der passt ohne Wenn und Aber.
Nächster Besuch, diesmal eine Frittatensuppe (unauffällig, routiniert) und ein Tafelspitz. Auf die Schnittlauchsauce verzichte ich, nicht wirklich mein Fall. Aber das Rindfleisch ist hier wirklich eine feine Sache. Die Kartoffeln lasse ich mir auch gefallen. Das passt.
Wildwochen sind zur Zeit angesagt, vielleicht geht sich das noch in den nächsten Tagen mal aus.
Kurzes Fazit: kein schlechter Gasthof, im Detail hapert's, gut essen kann man hier aber ohne weiteres.Weniger anzeigen
Stockinger
Ritzlhofstrasse 63-65, Ansfelden 4052
In diesem Guide weil: 3/4 Sterne. EZ 61/81€. Suiten bis 250€ mit Wasserbett oder Sauna. Praktisches Business- und Seminarhotel, Küche in Ordnung.
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5. Jän 2011
Der Stockinger ist in der Gegend um Linz eine Institution. Ein wirklich stattliches Hotel für fast alle Kategorien von einfach bis zur Suite und da...MehrDer Stockinger ist in der Gegend um Linz eine Institution. Ein wirklich stattliches Hotel für fast alle Kategorien von einfach bis zur Suite und das dazugehörige Restaurant, das sich in der Küche keine wirkliche Blöße gibt.
Das heißt: eine Frittatensuppe, die schmeckt, wie sie schmecken muss und nicht in einer größeren Kaffeetasse, sondern in einem richtigen Teller serviert wird.
Eierschwammerl mit Knödel, ein Klassiker, der auch hier wirklich gut schmeckt.
Tagliatelle mit Bärlauchpesto: die Nudeln sind vielleicht einen Tic zu weich, trotzdem schmeckt's, zum Nörgeln kommt man nicht.
Das Service ist nie überfordert, freundlich und kompetent. Die Weinauswahl geht in Ordnung.Weniger anzeigen
Restaurant Hotel Böhlerstern
Friedrich-Böhler-Straße 13, Kapfenberg 8605
In diesem Guide weil: 4 Sterne, DZ/EZ ca. 65/80 €. Küche österreichisch/steirisch/international. Kann sich sehen lassen.
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3. Jän 2013
[Update nach neuerlichem Besuch 23.10. unter der Sternderllinie weiter unten]
Kapfenberg und Böhler. Diese beiden Namen sind untrennbar miteinan...Mehr[Update nach neuerlichem Besuch 23.10. unter der Sternderllinie weiter unten]
Kapfenberg und Böhler. Diese beiden Namen sind untrennbar miteinander verbunden.
Kapfenberg liegt am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege und zweier Flussläufe. Wie etwa die historische Stadt Steyr auf der anderen Seite der „Bretterwand“, auch wenn wir bereits das Jahr 2013 schreiben und der Vergleich vielleicht ein bisschen hinkt. Steyr ist doch die historisch weitaus bedeutendere Stadt - ungleich schöner, Kapfenberg ist mehr Industrie als schmucke, historische Altstadt.
Trotzdem sind beide, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und Größenordnungen durch die metallverarbeitende Industrie groß geworden.
Darauf begründet sich auch die über 90-jährige Geschichte des ehemaligen „Werksgasthof zur Kanone“.
Konzipiert als multifunktionale Unterbringungsstätte für Mitarbeiter und Geschäftspartner (sogar mit Theatersaal) ist der Bau, der ein wenig an die Architektur des Wiener Musikvereins erinnert, heute nach mehreren Renovierungsmaßnahmen ein 4-Stern-Hotel mit Restaurant, Seminarräumen und einem so genannten „Genusslabor“ (registrierte Marke!).
Letzteres wird mit erstaunlichen Wortspielen folgendermaßen präsentiert, so dass zuerst nicht ganz klar ist, was gemeint ist:
„Der verlockende Rahmen für alle Veranstaltungen,
Präsentationen, Schulungen und Corporate Events.
Einzigartig für geschäftliche und private Themen.
Das Erleben steht im Vordergrund und wird
im Genusslabor auf den Punkt gebracht. Denn!
Nur das Unerwartete bringt neue Erfahrungen.
Verbinden Sie Geist und Inspiration mit Realität und
direkter Erfahrung. Vom Rezept zum Gericht.
Von der Idee zur Umsetzung. Vom Wunsch zum Ziel.
Das Aufeinandertreffen von Verführung
und Versuchung erzeugt den einen Moment –
den G-Punkt.“
Na bumm. Nach mehreren Klicks steht da geschrieben:
„DER KOCH. Sein Revier gleicht einem Bordell.
Er sorgt mit den feinsten Zutaten für das Wohl des Freiers. Er bietet, was das Gaumenherz begehrt.“
Na servas, ist das Genusslabor etwa doch eine Reminiszenz an den alten Namen des Hauses („Werksgasthof zur Kanone“…)?
Und endlich wird das Rätsel gelöst:
„Das Genusslabor ist eine hochwertig ausgestattete und großzügig eingerichtete Event-Location für einzigartige Veranstaltungen jeder Art im Privat- und Businessbereich. Kulinarik ist hier das verbindende Element von Kommunikation und Vergnügen.“
Aha!
„Die Themen können individuell, oder aus einem umfassenden Programm gewählt werden.“
Ich bin ja ein Verfechter des feinen Speisens, des guten Weins und des Genusses im weiteren Sinne, der Beginn eines schönen Abends, mit oder ohne Begleitung. Wer weiß, vielleicht kann ja mal das „Genusslabor“ beim nächsten Mal eine weitere Facette des Genusses, die ich noch gar nicht kannte, hinzufügen. Für mehr Information gibt’s sogar eine eigene Website: [Link]
Heute Abend bleibe ich beim klassischen Genuss des Speisens, Trinkens und danach „Nur-mehr-umfallen-müssens“.
Das Restaurant besitzt einen separaten Eingang, kann also nicht nur über das Hotel erreicht werden.
Der Stilmix des großzügig angelegten Nichtraucherbereichs ist gefällig: alte Wirtshaus-Elemente wie die hohe Vertäfelung der Seitenwände, die Kleiderhaken darauf thronen wie Jagdtrophäen über den Köpfen der Gäste. Blumenkästen mit Birkenstammerln fungieren als kleine Raumteiler zwischen den kleineren Tischen. Ganz gemütlich, würde ich mal sagen.
Der Service besteht aus jungen Damen und Herren, die zum Teil noch in Ausbildung sind. Sehr freundlich, bemüht, eine Prise Humor, die Erfahrung fehlt natürlich da und dort, wenn’s etwa um das Aufzählen der Winzer geht, oder wenn’s darum geht, den richtigen Zeitpunkt für Servieren oder Abservieren zu „erfühlen“. Man darf sich ruhig da und dort ein wenig mehr Zeit lassen.
Ein Gruß (oder ein Grüßchen) aus der Küche: Gamswurst (a hoats Wiaschtl!) aus Niederösterreich, Butter, Brot. Letzteres eher einfach.
Küche: österreichisch klassisch, steirisch, ein Hauch international vielleicht da und dort.
Heute Abend: „a saure Suppn“. Sauerrahm und Innereien. Ich wage den Spagat, serviert wird die traditionelle Suppe mit Brennsterz.
Der Sterz ist genau so, wie er sein muss: krümelig, knusprig und gummig zugleich, a bissl fett natürlich auch, die Holzhacker für die Eisenverhüttung mussten ja ordentlich essen.
Schade nur, dass die saure Suppe so gar nicht sauer ist, vor allem, wo schmeck ich was von Innereien? Die Suppe ist cremig püriert, leichtes Kümmelaroma, aber die Innereien schmecke ich beim besten Willen nicht heraus.
Tafelspitz. Röstkartoffeln. Ordentlich Suppengemüse im Schrägschnitt. Porree. Schnittlauchsauce und Apfelkren.
Das Rindfleisch wirklich gut, ein wenig fester als sonst, zäh zu sagen wäre aber nicht fair, ein bisschen dürfen die Zähne ja auch noch arbeiten.
Ein Salat extra. Grüner Salat – in der Steiermark natürlich mit Kürbiskernöl.
Kleiner steirischer Kernöl-Exkurs: Sprich [Kiabiskéanöul]. Beim [é] verzieht sich das Gesicht fast „genervt“ und die Atemluft fließt im selben Moment nur aus dem linken Nasenflügel. Beim [öul] wiederum verzieht sich der offene Mund anders - erinnert dabei an den seltenen Guatemala-Brüllaffen: [Link].
Der hoch geschätzte User Labrouche wird jetzt entweder milde lächeln oder breit grinsen. Da aber meine Wurzeln selbst in der Gegend zu finden sind, wird er mir den Vergleich ohnehin verzeihen.
Was soll ich sagen: der Salat ist perfekt, wie ihn nur die Obersteirer zuwege bringen. Frisch und knackig, natürlich traditionellerweise bereits umgerührt.
Vorsicht, Gesichtskontrolle danach nicht vergessen, man bräuchte mindestens drei Servietten. Wer drauf vergisst, sollte zumindest einen Vollbart haben, damit der grüne Kernöl-Teint um den Mund herum nicht auffällt.
Dessert: Dukatenbuchteln mit Vanillesauce. Endlich wieder mal ein Haus, das Buchteln produziert.
Hier sind sie leider ein wenig trocken geraten, das gummig-zarte Germteigfeeling kommt hier leider nur begrenzt auf. Die Preiselbeeren können der eher banalen Vanillesauce auch nicht so recht auf die Sprünge helfen.
Ein Fazit: altehrwürdiges Werksgasthaus samt gut gelungener Renovierung, als standesgemäßes Restaurant des 4-Sterne-Hauses darf es ruhig gelten, auch wenn nicht alles restlos kulinarisch überzeugt. Der Service ist freundlich und bemüht, wenn auch ein wenig schusselig, sympathisch allemal.
Preislich einer alten Arbeiterstadt angepasst (Kalbswiener um die 14 Euro, der nicht kleine „kleine“ Tafelspitz um die 12 Euro.
Vielleicht bald wieder – mit oder ohne „Genusslabor“.
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Update 23.10.
Man grüßt ungefragt, aber erfreulich mit Vulkanlandschinken (weich, mollig, zart) und marinierten Eierschwammerln (nicht extrem sauer, geht).
Die Suppe: Knoblauchcremesuppe - wollte ich wieder mal probieren - nach 15 Jahren Knoblauchcremesuppen-Abstinenz.
Habe ich nicht bereut, keine stundenlange Knoblauchfahne danach, nicht schlagoberserschlagen, die Croutons sind wirklich knusprig-zart.
Oho - ein Ragout von Hülsenfrüchten und mariniertem Tofu.
Nicht tot gekochte Hülsenfrüchte (darunter auch Kichererbsen), nebst ebenso gutem Wurzelgemüse und feinen Maroni. Gekonnt abgeschmeckt, einzig die Erbsenschoten sind ein bisschen zu roh (seifig) für meinen Geschmack, die hätte man ein Minütchen mitkochen können.
Eindeutig zu viel: vier Riesenteile Tofu. Weniger wäre mehr.
Besuch geht in Ordnung, eine sichere 3 samt einer guten Portion Kreativität ist hier immer drin.Weniger anzeigen
Gipfelhaus Magdalensberg
Magdalensberg 16, Pischeldorf 9064
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um 40€, günstige Familiensuiten für bis zu 6 Personen! Ideal gelegener Ausflugsgasthof am Gipfel des Magdalensberg. Küche mit Kärntner Klassikern, schnörkellos, wenn auch keine Haubenküche. Familienfreundlich, Riesen-Spieleangebot für Kinder, Streichelzoo.
SpeisenAmbienteService
2. Dez 2010
Zum Gipfelhaus fährt man vor allem
a) wegen der Aussicht
b) wegen der kinderfreundlichen Umgebung (rund um das Gasthaus gibt es einen großen Ki...MehrZum Gipfelhaus fährt man vor allem
a) wegen der Aussicht
b) wegen der kinderfreundlichen Umgebung (rund um das Gasthaus gibt es einen großen Kinderspielplatz und Freigehege mit Ziegen und Damwild).
Das Gasthaus selbst ist riesig und an sonnigen Tagen, vor allem am Wochenende, gerammelt voll. Das mag nicht jeder, aber wer einen Platz an der Sonne ergattert, genießt die einzigartige Aussicht auf die komplette Bergkette der Karawanken und Karnischen Alpen.
Das Essen ist routiniert und fehlerlos gemacht, es gibt alles, was typisch und traditionell für Kärnten ist: Käsnudel in allen Varianten, Schnitzel, Wildbraten, Strudel, etc.
Das Ganze in einer fast stereotyp eingerichteten Stube samt Kellnerinnen, die im Dirndl sowie Kellner, die mit Lederhosen rumrennen.
Da freuen sich auch die italienischen Touristen, die oft schon wissen, dass im Hause Buttazzoni nicht zufällig auch Italienisch gesprochen wird.
Die Qualität der Speisen ist ordentlich, wenn auch nicht haubenverdächtig. Atmosphäre und Ausblick, sowie glückliche Kinder werten den Gesamteindruck aber doch wieder auf.
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Besuch 2.8.2012:
Eine Radltour von Klagenfurt gute 20 km auf den Magdalensberg. Gute 600 Höhenmeter gibt es zu bewältigen, die aus allen Richtungen sichtbare Kirche samt Gipfelhaus ist von weithin sichtbar, doch die letzte Steigung nach der Ausgrabungsstätte ist zäh.
Die Belohnung am Gipfel ist aber wieder einzigartig.
Eine gewaltige Aussicht auf die Karawanken, das Klagenfurter Becken samt Hauptstadt und Wörthersee. Kinder freuen sich über das überwältigende Angebot, sich auszutoben. Rutschen, Schaukeln, Ringelspiel, überdimensionale Weinfässer, sogar eine kleine "Formel1"-Strecke mit Elektroautos.
Und natürlich die Ziegen und das Damwild, die per "Kaugummiautomat" gefüttert werden dürfen.
Ich füttere mich lieber selbst:
Kärntner Ritschert und ein Alkoholfreies.
Ordentlich "knuspriges" Selchfleisch, einigermaßen bissfestes Gemüse, die roten Bohnen nicht gatschig. Klassisch gewürzt, mit Rollgerste wurde nicht gespart.
Genau das, was ich nach einer Hitzeschlacht am Radl brauche.
Das Service ist wie eh und eh, der Seniorchef ist immer noch unermüdlich im Einsatz, unglaublich. Ebenso eine der Töchter, die seit klein auf im Familienbetrieb an vorderster Front kämpft. Kompliment.
Ab geht's zurück nach Hause. Sicher wieder!Weniger anzeigen
Gasthaus Thomahan
Grazer Bundesstraße 15, Friesach 8114
In diesem Guide weil: 3 Sterne. EZ um 38€. Gut gelegen, Autobahnnähe. Küche rustikal-traditionell.
SpeisenAmbienteService
17. Dez 2012
Mittagessen zwischen Graz und Bruck.
Firmenbesuch in Peggau, ganz in der Nähe gibt’s ein alteingesessenes Gasthaus. „Thomahan“ klingt irgendwie...MehrMittagessen zwischen Graz und Bruck.
Firmenbesuch in Peggau, ganz in der Nähe gibt’s ein alteingesessenes Gasthaus. „Thomahan“ klingt irgendwie nach Sioux oder Dakota. Mitnichten, weder Büffelsteak noch Indianerkrapfen, hier geht’s ursteirisch zu.
Und wie’s zugeht: zur Mittagszeit ist hier mächtig was los, Chef samt 5 Servicedamen und –herren schwirren eilig, aber nicht gestresst durch’s bodenständige, aber nicht abgewohnte Innenleben des Hauses an der Hauptstraße.
Ein Platzerl will gefunden werden, wir warten artig zwischen Tür und Angel – und werden nach ein paar Minütchen zu Tisch geleitet.
Service: Chef, Damen und Herren jung und älter, schaut nach gepflegtem Familienbetrieb aus. Schnörkellos, sehr bemüht vor allem zum Schluss.
Am Anfang: Schlossgold vom Fass – sieh an, endlich mal ein Lokal, dass auch Alkoholfreies zapft und nicht in der Flasche serviert. Der „metallische“ Geschmack vom Flaschenbier ist dadurch nicht vorhanden.
Strudelsuppe – eine ganz vorzügliche noch dazu. Die isst man wirklich mit Freude, das ist noch echte „Handarbeit“ – der Strudel schön zart, bissi gummig, fein gewürzt, „ersoffen“ in der Suppe macht das wirklich Spaß.
Kalbswienerschnitzel mit Petersilerdäpfel. Die Erdäpfel wurden ordentlich in Butter geschwenkt, man meint’s gut mit mir.
Schade: das eigentlich ganz gute Fleisch wurde viel zu dunkel paniert. Am Rande geht das schon in die dunkleren Purpurtöne. Die Paniere entferne ich am Rande ein wenig, zum Zurückgeben ist es mir dann doch zu „schade“. Wie gesagt, schmecken tut’s ja eh gut.
Darauf hingewiesen geht man sofort in die Küche und entschuldigt sich, möchte mich sogar auf Nachspeise und/oder Schnaps einladen. Dafür fehlt aber einfach die Zeit, bedanke mich aber für den guten Willen.
Fazit: geselliges, gut besuchtes Gasthaus mit Zimmervermietung, gut geführt, gute Küche, die sich vielleicht diesmal einen kleinen Ausrutscher leistete. Die Suppe allein aber zeigt schon, dass man sich hier eigentlich nicht lumpen lässt – der Versuch der Wiedergutmachung ist ja schließlich auch nicht unter den Tisch zu reden.
Gut gelegen nicht weit von der S35. Bei Gelegenheit gibt’s einen zweiten Versuch.Weniger anzeigen
Römerstube
Liebenauer Hauptstraße 103, Graz 8041
In diesem Guide weil: 3 Sterne. 3Z/DZ/EZ 46/51/64€. Küche tadellos, schönes Frühstücksbuffet. Gut gelegen, Autobahnnähe.
SpeisenAmbienteService
9. Sep 2012
Mehrere Besuche in der Römerstube.
Das Hotel-Restaurant (3 Sterne, EZ um die 60 Euro) liegt direkt an der Liebenauer Hauptstraße, Ecke Sternäcke...MehrMehrere Besuche in der Römerstube.
Das Hotel-Restaurant (3 Sterne, EZ um die 60 Euro) liegt direkt an der Liebenauer Hauptstraße, Ecke Sternäckerweg (Porsche Graz-Liebenau, EKZ Murpark). Von Süden (Graz Ost) kommend also sehr einfach zu erreichen.
Das Frühstücksbuffet (leider war der Akku gerade leer, also keine Bilder) ist mehr als reichlich, Cerealien und Joghurt, Lachs und Schinken, frisches Ei, Obst, Kaffee nicht aus der Thermoskanne, usw.
Dazu kommt, dass das gepflegte Buffet auch während der Frühstückszeit gut betreut ist, was dafür sorgt, dass die gierigen All-you-can-eat-Schlemmer das Buffet nicht wie allzu oft „zerstören“.
Die Römerstube ist so etwas wie ein alteingesessener Gasthof, sogar noch mit den fast schon irgendwie in Vergessenheit geratenen Kegelbahnen, der zum Hotel mit schönen, schlichten Zimmern und ausreichend bequemen Matratzen erweitert worden war. Eine Art Wintergarten mit Steinboden bildet den Nichtraucherbereich des Restaurants, der „alte“ Schankbereich ist trotz Rauch gepflegt und nicht abgewohnt.
Der Frühstücksbereich hat ein wenig was von einem ländlichen Wohnzimmer. Gemütlich.
Der Service ist hübsch und dezent zünftig gekleidet, korrekt und freundlich, grundsolide und aufmerksam.
Am Abend wird gegessen:
- Steirische Knoblauchsuppe (3,80)
- Saltimbocca vom Zander mit Risotto (15,60)
Die Suppe: ich hatte ja schon ewig keine Knoblauchsuppe mehr gegessen. Vor Jahren hatte ich damit aufgehört, weil jedes Mal literweise Schlagobers und zu viel gequetschter Knoblauch verbunden mit allzu langer „Stehzeit“ des Suppentopfs dafür sorgten, dass man gemäß Alfred Dorfer am nächsten Morgen aufwacht mit dem Gifthauch vom Basilisken.
Nicht so hier: die Suppe verursachte nicht die typischen Nachwehen von schlecht verarbeitetem Knoblauch, obwohl ich auch nicht wirklich nachvollziehen konnte, was das Steirische an dieser Knoblauchsuppe sein sollte.
Aber sie war in Ordnung!
Saltimbocca vom Zander: ja warum eigentlich nicht? Kalbfleisch ist was Feines, aber Kalb und Prosciutto ist zweimal Fleisch von Landlebewesen, warum nicht mal mit Fisch kombiniert?
Die Kombi verdient sich auch Respekt, der Fisch ist schön zart, aber nicht matschig, Zander darf ja ruhig ein wenig kompakter sein.
Als „Salzarmer“ lass ich sogar noch ein bisschen vom schön knusprig angebratenen Prosciutto links liegen, soll aber die Leistung vom Koch nicht schmälern.
Das dazu servierte Risotto ist die steirische Interpretation eines solchen.
Es ist schlicht und einfach eine Art Reisfleisch – nur eben ohne Fleisch. Wenn man also mal die Bezeichnung Risotto vergisst, ist das ein schön klebriger, kompakter Reisberg, der aber sehr gut und sehr zurückhaltend gewürzt ist. Kein Risotto – aber trotzdem eine passende Beilage.
Fazit: gepflegter Gasthof mit dem gewissen Extra, schönes Frühstücksbuffet, routinierte Küche ohne Höhenflüge, aber auch ohne wirkliche Schwächen.Weniger anzeigen
Lindenwirt
Peter Rosegger Straße 125, Graz 8052
In diesem Guide weil: 3 Sterne. 3Z/DZ/EZ 30/40/54€. Momentan in der Renovierungsphase, noch sind nicht alle Zimmer auf neuestem Stand, nachfragen zahlt sich also aus. "Interessantes" Innenraumdesign zwischen Geschmack und -los. Küche gut, nicht immer sattelfest. Tipp: Backhendl.
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2. Jul 2012
Nach langer Abstinenz wieder einmal im traditionsreichen Gasthof Lindenwirt.
Wenn man als „Auswärtiger“ beim Lindenwirt einkehrt, dann ist man o...MehrNach langer Abstinenz wieder einmal im traditionsreichen Gasthof Lindenwirt.
Wenn man als „Auswärtiger“ beim Lindenwirt einkehrt, dann ist man oft auch in eine der Zimmer eingemietet.
Die waren übrigens in der Vergangenheit nicht die besten, werden jedoch schrittweise komplett modernisiert – sprich Teppichboden raus, neue Möbel rein. Gute Nachrichten also von der Zimmerfraktion.
Das Restaurant selbst wurde vor ein paar Jahren komplett überarbeitet und präsentiert sich in einem – sagen wir mal – etwas polarisierenden Glanz. Viel Froschgrün, Blumenschnörkel und barocke Sessel, andererseits wiederum mit dunklem Holz garniert.
Das fällt zumindest mal auf. Die Tische selbst sind entweder großzügig für Gruppen dimensioniert – oder aber auch recht knapp für zwei geschnitten. Zeitunglesen während dem Essen wird da etwas umständlich.
Der Oberkellner ist seit Jahren derselbe, flankiert von zwei jungen Damen. Freundlich, zuvorkommend, so manche Suppe schwappt aber beim Servieren schon mal über.
Essen: hierher kommt man gern wegen dem Backhendl, welches ich grundsätzlich positiv in Erinnerung habe, also nicht fetttriefend, nicht nach altem Fett stinkend, ausreichend zart.
Viel Saisonales wie Spargel, zur Zeit auch schon Klassiker wie das Eierschwammerlgulasch.
Mittagsmenüs gibt’s auch sowie eine spezielle Tageskarte.
Heute: Geschmortes Kalbsbackerl, sautierte Eierschwammerl, breite Bandnudeln. Davor eine Frittatensuppe, die grundsolide, aber auch nicht besonders auffällig ist. Da erinnere ich mich dann schon an jene Vertreter „jenseits der Bretterwand“, zwischen Salzburg und Oberösterreich.
Das Backerl kommt mächtig durchzogen daher, ist aber auch zart und mäßig saftig, am Rand vielleicht schon etwas fester. Schneidet sich gut, isst sich auch gut. Die Eierschwammerl sind enorm groß, könnten ein wenig mehr vom Wasser verlieren, passen aber grundsätzlich gut dazu. Die Bandnudeln sind schön bissfest, haben aber einen nicht zuordenbaren parfümierten Touch, der bei mehrmaligem Probieren auch nicht weniger wird. Keine Ahnung, was das ist. Ein paar Nudeln bleiben übrig, Fleisch und Schwammerl haben mich aber zufrieden gestellt.
Wein: heute nicht, bei meinen letzten Besuchen war ich aber stets zufrieden, auch mit dem Glasweis-Angebot. Steirisch bevorzugt, sogar einen Wildbacher gibt es (rot ausgebaut, nicht als Schilcher!) und den einen oder anderen nicht schlechten Burgenländer.
Empfehlung: Hendl und ein gepflegtes Bier (oder zwa!). Übernachtung einplanen, nach den renovierten Zimmern fragen (ca. 50 Euro pro Nacht).
Kein großes Gasthaus, aber ein durchwegs solides Restaurant.Weniger anzeigen
Gaumenspiel
Zieglergasse 54, Wien 1070
In diesem Guide weil: Interessante Kombination aus Bar, Gourmetrestaurant und Zimmer/Suiten-Vermietung mitten im 7. Bezirk. Kein Frühstück.
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5. Sep 2013
Eigentlich ein gut gewählter Name für ein Gourmetlokal. Ein essbares Wortspiel so zu sagen.
Tags zuvor war ich um den Besuch beim Gaumenspiel ge...MehrEigentlich ein gut gewählter Name für ein Gourmetlokal. Ein essbares Wortspiel so zu sagen.
Tags zuvor war ich um den Besuch beim Gaumenspiel gekommen, schaffte ich es doch nur zu einem Aperitif im Schwesterlokal St. Ellas nebenan, ein Live-Auftritt im Stadtsaal dauerte glatt bis kurz vor Mitternacht.
Kein Problem – auch tags darauf führte mich fast derselbe Weg wieder durch die Zieglergasse.
Immer noch gibt’s dieselben drei Menüs. Das Lokal ist noch relativ leer, sollte sich aber zumindest im Innenhof gut füllen.
Ohne einen verbalen Umweg – das Lokal ist wirklich eine Augenweide, trifft innenarchitektonisch ganz meinen Geschmack. Ich hab jetzt leider drinnen keine Fotos gemacht, das wäre auch ohne aufzufallen kaum möglich gewesen, doch der Innenhof, der mit dem St. Ellas geteilt wird (trotz baulicher Trennung) ist die logische Fortsetzung der Innenausstattung.
Bequeme, ausreichend dimensionierte Sitzgruppen, schönes Zusammenspiel von Holz und Metall, exzellente Beleuchtung, wirklich sehenswert.
Dazu im Innenhof jede Menge lebendes Grün, hier findet man also nicht nur die Standard-bellaflora-Ausstattung.
Sehr interessant die Zimmer/Suiten-Angebote, auch wenn die Frühstückseinnahme in den nahegelegenen Lokalen empfohlen wird. Essen und umfallen also, ganz mein Ding. Bilder samt Preisen sind online einsehbar.
Service: eine Dame – sie scheint Restaurantleiterin zu sein, bringt die Gäste zu Tisch und nimmt die ersten Wünsche entgegen.
Zwei junge Herren servieren ohne Stress mehr oder weniger routiniert, die Weinpräsentation funktioniert tadellos.
Fruchtiges zum Durstlöschen: Preiselbeersaft und Limette, eine anregend blumig-gerbstoffige Mischung. Bissi zuviel Eis. Der Wunsch nach Hochquellwasser wird problemlos mit einer schicken Karaffe umgesetzt.
Aufstriche: ein sehr flüssiger, cremiger, aber sehr guter Kräuteraufstrich und ein mit mehreren Zutaten gespickte Interpretation zum Thema Getrocknete Tomaten. Gelungen! Bestes Olivenöl und eine feine Auswahl von Brotsorten ergänzt das fair kalkulierte Gedeck.
Gruß aus der Küche: Sardine und Safran-CousCous. Nicht unpassend, trotzdem neu.
Ich tausche eine Vorspeise: anstelle von Meeresfrüchten nehme ich die Rote-Rüben-Knödel mit Krenschaum, Radieschen und Kümmel.
Ich bin ja nicht der große Rohnenfan, aber die Russen bewiesen mir schon im „Wladimir“, dass man die dominante Aromatik der roten Wurzeln bändigen und wunderbar mit anderen Geschmäckern vereinen kann.
Hier klappt das leider ganz und gar nicht – nicht einmal die scharfe Präsenz vom Kren hat den Funken einer Chance. Die Konsistenz der Knödel ist zwar ähnlich einem Bröselknödel, also ideal, doch die Rüben fahren passend zur Farbe geschmackstechnisch über alles drüber, was sonst noch am Teller ist, selbst die Radieschen fühlen sich ignoriert und erleiden eine akute Identitätskrise.
Krautplunder mit Karottencreme, Estragon und Zucchini.
Passender Biss beim Blätterteig, ein ordentlicher Hauch Karamell am Gaumen (nicht so meins), die Karottencreme fein sämig, aber ohne den richtigen Pepp, die Zucchini hübsch wie Spielsteine zugehobelt und knackig blanchiert.
Seesaibling mit Blutwurst, grüner Apfel, Lauch und Kartoffel.
Spannend. Das Saiblingsfilet ist tadellos erwischt, knusprig-zartes Häutchen, die Begleiter am Teller polarisieren aber enorm.
Die Blutwurst kommt als Creme daher, streitet sich mit dem Fisch mächtig um die Geschmackshoheit am Teller, Kartoffel verpackt im einem Riesenbonbon nachempfundenen Teigmantel sehr gut, der Teigmantel ist allerdings viel zu dick, da hätte die Konsistenz vom Plunder zuvor besser gepasst.
Die grünen Farbtupfen sehen hübsch aus, einmal das Ragout vom grünen Apfel und andererseits die Geleeblumen, eher zurückhaltend.
Zusammen will das allerdings nicht so recht zu einer Gesamtheit verschmelzen, im wahrsten Sinne des Wortes nicht Fisch, nicht Blunzn. Hübsch angerichtet wie alles, aber das Fragezeichen über der geschmackstechnischen „Aussage“ dieses Gerichts bleibt unbeantwortet.
Don Giovanni von der Schokolade mit Portwein.
Sehr gut, weil nicht zu süß, die Bitterschokolade darf sich hervortun, das schön cremige, fruchtige Halbgefrorene passt fein dazu. Noch besser wird das Ganze, wenn man ein wenig wartet, man weiß ja, nicht nur Wein profitiert vom Sauerstoff, auch die Schokolade.
Caffè decaf: Die prächtige Faema macht ihren Job gut, milder Espresso mit feiner Crema.
Vino: ein schöner, würziger Welsch vom Elsnegg, ein ausgesprochen aromatischer Riesling DAC aus dem Fasskeller und ein saftiger Blaufränker aus dem Burgenland.
Allesamt schön präsentiert und wohl temperiert. Keine Klage.
Fazit: wunderschönes Lokal mit ebensolchem Innenhof. Service freundlich, korrekt, unauffällig. Beim Essen kratze ich mir immer noch ein wenig am Kopf.
Die Küche experimentiert sehr mutig mit den Zutaten, die auch größtenteils geschickt zubereitet werden. Doch meiner Meinung nach gehen die Geschmacks-Experimente nicht wirklich auf.
Augenspiel ja, Gaumenspiel nicht so ganz.Weniger anzeigen