Mit viel Überwindung habe ich mich entschlossen meine Schwester zu Ihrem Geburtstag auszuführen. Warum Überwindung? Ich war vor etwa 5 Jahren mit einem unserer wichtigsten Kunden schon mal hier und es war ein Service Fiasko: Der Kellner hat vor uns Allen das junge Mädl, das offenbar erst lernte u...Mehr anzeigenMit viel Überwindung habe ich mich entschlossen meine Schwester zu Ihrem Geburtstag auszuführen. Warum Überwindung? Ich war vor etwa 5 Jahren mit einem unserer wichtigsten Kunden schon mal hier und es war ein Service Fiasko: Der Kellner hat vor uns Allen das junge Mädl, das offenbar erst lernte unfassbar zur Sau gemacht, weil sinngemäß die „Erdäpfeln nicht auf 9 Uhr stehen“, also etwas das durchaus verzeihbar gewesen wäre. Ein unendlich unangenehmer Moment für mich und meinen Kunden, nie wieder werde ich kommen, habe ich mir geschworen.
Nun: Vor etwa einem halben Jahr war ich dann eingeladen zu einem Abendessen und es war eigentlich richtig gut. Deshalb: Alle anderen Alternativen die ich überlegt hatten waren voll oder hatten zu, daher: Gib ihm doch eine Chance, also ins Gaumenspiel.
Der Empfang recht herzlich, auch wenn irgendwie schon beim Betreten alles eng war. Während wir warteten, dass wir platziert werden, drängten sich Kellner mit vollen Tellern und Gäste am Weg zum WC an uns vorbei. Die Hütte war aber auch richtig bummvoll muss man sagen, entsprechend froh waren wir über die Reservierung. Wir wurden dann auf einem kleinen aber ausreichend großen 2er Tisch neben dem Kamin gesetzt, auch wenn dieser eigentlich mitten im Weg des Servicepersonals stand waren wir doch recht froh über den Tisch, die anderen Alternativen waren schon richtig eng zusammengestellt, war so doch eine Spur intimer.
Wie so oft startete ich mit einem Campari Soda, gute Mischung, aber okay: viel kann man da ja wirklich nicht falsch machen. Auf der Karte standen dann vier verschiedene Menüs, die jeweils 4 Gänge beinhaltete, alle Speisen konnte man wohl auch ala Carte bestellen und man konnte zwischen den Menüs wechseln. Wir hatten uns recht bald entschieden, unser freundlicher Kellner (Nationalität: Deutsch) nahm unsere Bestellung auf.
Los ging es mit einem Tartar vom Rinderfilet, mit gebeizten Eigelb, Kohlrabi und Sauerampfer, das wir uns teilten, der zweite Teil war dann „Frühling im Topf“. Zuerst aber zum Beef Tartar: Da sind ja Geschmäcker wahrlich verschieden. Die Einen mögen es mehr „naturbelassen“ ohne viel Gewürze um das Fleisch pur zu genießen, die anderen erfreuen sich an etwas Pepp durch Gewürze, Marinaden, etc. Ich zähle mich eher zur zweiten Fraktion und wurde hier voll angesprochen: Das Tartar hatte eine echt angenehme Säure (fast ein bißchen wie von Essiggurkerl oder zumindest dem Sud davon), eine leicht Schärfe, dazu eine sehr cremige Sauce. Hat mir wirklich sehr gefallen!
Der zweite Teil war dann der „Frühling im Top“: Ein wunderbar frühlinghaftes Gericht, großartig präsentiert in einem kleinen Blumentopf aus Ton. Am Boden eine Creme aus Schaffrischkäse und „Erde“ (konnte ich nicht genau zuordnen, schmeckt aber etwas wie Biskuit oder Brot, darauf dann wunderbar dekorativ diverse Kräuter, Radieschen und Sprossen platziert. Ganz am Boden des Topfes dann noch Rotkrautsalat. Ein optisch sehr, sehr ansprechendes Gericht, sehr kreativ, sehr leicht, eine perfekte Frühlings-Vorspeise!
Weiter ging es dann mit gegrillten Wildgarnelen mit Nashibirne, Hummus und Matschatee. Wieder eine überraschend kreative Präsentation des Gerichtes: Die zweite Garnele wurde auf einem Gitter (eine Art Grillrost) auf einer Blechdose serviert, in der Dose selbst war noch glühende Kohle, die Garnele wurde dadurch noch leicht angegrillt. Am Teller selbst fand sich die zweite Garnele auf einem Bett aus den Birnen, Spargel und etwas Hummus. Die Birne und der Spargel haben eigentlich wunderbar zu den Garnelen gepasst, schön frisch. Die Garnelen selbst waren von guter Qualität mit richtigem Garpunkt. Ein sehr solides Gericht mit hübscher Präsentation. So konnte es weiter gehen!
Als nächsten Gang gab es für mich Steinbutt mit Fenchel, Paprika, Oliven und Muskatblüten . Üblicherweise bin ich ja eher der Fleischtiger, diesmal hat mich aber der Fisch angelacht, vor Allem auch weil ich einfach unfassbar auf Fenchel stehe. Der Fisch war gut gebraten, leider aber an einer dickeren Stelle für meinen Geschmack noch deutlich zu glasig. Das Gemüse dazu war wunderbar, leider kam aber der Fenchel Geschmack nicht so deutlich heraus, wie ich mir das gewünscht hätte. War mehr wie eine Art Ratatouille: Klein geschnittenes Gemüse, das dann sehr gut mit einer Schuss Säure mariniert war, das auf dem Fisch platziert wurde, dazu ein kleines Kännchen einer recht cremigen aber für mich leider undefinierbaren Sauce. In Summe aber ein sehr gutes und stimmiges Gericht!
Zum Abschluss dann aber das Highlight des heutigen Abends: Mohn-Himbeerknödel mit Honigparfait und Pistazien. Schon der Anblick ein Traum: Der Teller war ein bißchen wie ein Waldboden gestaltet, Schokoladefädchen sollten die Wurzeln sein, eine Art Schwamm aus Pistazien das Moos, dazu eine Art Creme die in Schwammerlform daherkam und die zwei in weißem Mohn gewälzten Knödel, dazu noch ein Nockerl des Parfaits. Optisch also absolut eine Augenweide. Die Knödel selbst waren gefüllt mit einer Himbeeren-Mohnfülle, feine leichte Säure von den Himbeeren, sehr fruchtig, der Topfenteig schön durchgegart und von guter Konsistenz, der weiße Mohn in denen sie gewälzt waren schön knackig. Der Pistanzienschwamm auch sehr luftig und saftig, feiner Pistaziengeschmack, das Honigparfait auch sehr gut mit leichtem Hongigeschmack aber nicht so brutal süß, wie das leicht geraten kann. Für mich der beste Gang des Abends und ein unvergeßliches Dessert!
Abschließend gab es noch einen Espresso (Nespresso, nicht das Maß aller Dinge aber wenigstens weiß man was man erwarten kann) und einen Haselnussschnaps aus dem Hause Brandstatt – mal was ganz was anderes. Die Weinkarte nebenbei bemerkt war zwar leider sehr überschaubar, aber auch nicht wirklich schlecht. Wir hatten eine Flasche Sauvignon Blanc Poharnig von Sabathi, gut aber fast schon zu dominante Stachelbeere.
So, Fazit: Erstmal ich war mehr als positiv überrascht. Das Essen war ausgesprochen gut, überraschend kreativ präsentiert und mit einer wirklich großen Auswahl: 4 unterschiedliche Viergänger findet man auch nicht oft. Das Lokal an sich nicht ungemütlich mit einem netten Innenhof, die Tische für meinen Geschmack vielleicht eine Spur zu eng beieinander. Das Service (das ganz ganz große Minus beim ersten Mal) diesmal sehr gut: Freundlich, charmant, ohne lange Wartezeiten. Ich muss sagen: Ich wurde diesmal vollkommen überzeugt und kann mir gut vorstellen, mal wieder zu kommen.
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