Gourmethauptstadt ist St. Pölten ja nicht gerade, und das hat auch sein Gutes: Man muss nicht lange nachdenken, wohin es zum Essen gehen soll. Also Richtung Hornbach abbiegen, hinter einem aufgelassenen Autohaus vorbei in eine Einfamilienhaussiedlung, ein wenig geradeaus und da ist er, der Rote H...Mehr anzeigenGourmethauptstadt ist St. Pölten ja nicht gerade, und das hat auch sein Gutes: Man muss nicht lange nachdenken, wohin es zum Essen gehen soll. Also Richtung Hornbach abbiegen, hinter einem aufgelassenen Autohaus vorbei in eine Einfamilienhaussiedlung, ein wenig geradeaus und da ist er, der Rote Hahn. Versteckt, aber dennoch sehr gut besucht. Wir haben Samstag, es ist Mittagszeit, und wir ergattern gerade noch die letzten Plätze am Stammtisch bei der Bar.
Die Tische sind einwandfrei gedeckt, blitzsaubere cremeweiße Tischtücher, feine Kristallgläser und Porzellan von Hutschenreuther geben dem Raum ein gehobenes Ambiente. Der Kellner bringt sogleich die Karte. Gutbürgerliche bis gehobene österreichische Küche wird geboten, auf der Standard- wie der Tageskarte, wobei Letztere jetzt im Mai stark dem Spargel huldigt. Einige zusätzliche Tagesspezialitäten nennt uns der Kellner mündlich, vor allem Fisch und Wild.
Ich starte mit einem Seidel Kaltenhausener, einem bernsteinfarbenen, zart karamelligen Bier aus einer Halleiner Mikrobrauerei. Vorzüglich. In weiterer Folge lassen wir uns noch einen frischen steirischen Muskateller und einen dichten Blaufränkischen aus dem Burgenland schmecken – die Getränkebilanz fällt sehr erfreulich aus.
Nun zum Essen: Carpacccio mit Spargelsalat zum Einstieg. Das Fleisch zergeht auf der Zunge, der Spargel ist knackig, der frische Pfeffer gibt dem ganzen Pfiff. Mariniert ist das Gericht eher zurückhaltend, aber das kann man ja ändern. Sehr fein.
Dann ein gebackenes Rehschnitzel mit Erdäpfel-Vogerlsalat. Das Fleisch ist saftig, mit Feingefühl geklopft, wie ein Wiener nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, die Panier knusprig. Der Erdäpfelsalat ist lehrbuchmäßig mit Suppenmarinade und roten Zwiebeln gemacht, der Vogerlsalat ist ganz frisch. Ein erfreuliches Gericht.
Danach zweierlei Creme brulee: einmal mit Spargel gemacht, einmal mit Vanille. Die Spargelvariante ist mir neu, scheckt interessant, aber die Vanille-Brulee bleibt mein Favorit. Der Erdbeersalat dazu ist mit Maraschinolikör mariniert und findet Beifall. Und ein Fruchtsalat mit Grand Marnier und Erdbeersorbet: das Sorbet hausgemacht, frisch und wenig süß. Der Fruchtsalat bekommt von den Kumquats und dem Grand Marnier eine herbe Note, auch er ist nichts für die Süßen, mir schmeckts.
Zum Abschluss eines wirklich feinen Mittagessens vergönnen wir uns noch einen Espresso und ziehen zufrieden dahin.
Fazit: Sehr gut gegessen. Wenn in St. Pölten – Roter Hahn.
Hilfreich7Gefällt mir8Kommentieren