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Do, 21. November 2024

Lokale in Salzburg Stadt

Lokale in Salzburg Stadt

Salzburger Nockerl, Weißwurst oder doch Fingerfood?

Auch wenn die bierlastige Abendunterhaltung dominant scheint, sind doch zwei wirklich edle Lokale ganz oben zu finden.

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amarone1977·23 Lokale·Update: 9. Jän 2014·4 Kommentare

Esszimmer

Müllner Hauptstraße 33, Salzburg 5020
EsszimmerEsszimmerGedeck
In diesem Guide weil: Sehr überzeugende Küchenleistung, persönliches Service, angenehme Atmosphäre.
SpeisenAmbienteService
2. Okt 2012
Ein würdiger Abschluss einer erfolgreichen Woche in Salzburg. Ich mache das ja gerne so: neigt sich ein Aufenthalt in einer Stadt dem Ende zu, w...MehrEin würdiger Abschluss einer erfolgreichen Woche in Salzburg.

Ich mache das ja gerne so: neigt sich ein Aufenthalt in einer Stadt dem Ende zu, wird dies mit einem besonderen Lokalbesuch zelebriert.

Apropos Zelebrieren: dieses Lokal tut genau das – und das ist genau nach meinem Geschmack.
Wolf Haas, der eines seiner Bücher, Silentium!, ja auch hier in Salzburg angesiedelt hat, hätte gesagt: „Jetzt ist schon wieder was passiert! Und das ging so:“

Ich war ja schon einige Male direkt am Lokal vorbeigegangen bzw. vorbeigefahren. Die Müllner Hauptstraße ist ein besonderes Nadelöhr. Wer von Norden in die Salzburger Altstadt will, der muss wohl oder übel über die Gaswerkgasse durch den „Schluaf“ der Müllner Hauptstraße durch. Die Ampel an der Kreuzung mit der Lindhofstraße versucht mit Mühe, nicht immer erfolgreich zwischen den Fahrtrichtungen zu „schlichten“.

Genau hier hat sich Andreas Kaiblinger entschieden, Genießer in sein „Esszimmer“ zu laden.
Wer einmal drin ist, wird staunen, wie wenig man von der Hektik da draußen bemerkt. Die Scheiben dämmen den Lärm extrem gut.
Die Einrichtung ist – für meine Begriffe – besonders gut gelungen. Ich war mal vor Jahren in einem damals frisch renovierten, kleinen Alternativkino eingeladen. Das Foyer war besonders gemütlich mit viel Holz, Stein und eigentümlicher Beleuchtung ausgestattet.

Genauso fühlte ich mich hier auch. Ein schöner Empfangsbereich mit Garderobe, klar abgegrenzt des Esszimmers Esszimmer. Ein großer Käsewagen und ein nochmal größerer Spirituosenbutler auf Rädern. Eben diese Wägen sind allerdings auch eine gewaltige Herausforderung für die Damen und Herren im Service.
Am Tisch selbst gibt’s jede Menge Platz, zu den „Neben“-Tischen war so mancher Meter Abstand.

Service: eine Dame, zwei Herren. Gut gekleidet, handwerklich geschickt. Der junge Herr im zu großen Anzug dürfte sich noch in Ausbildung befinden, ist aber ebenso bemüht und korrekt wie seine älteren KollegInnen. Manchmal wünscht man sich ein wenig mehr Lockerheit, auch wenn wir hier natürlich im gastronomischen Oberstübchen zuhause sind.
Die Dame zeigt aber doch eine gewisse Prise Humor, vor allem beim „Lenken“ des fast schon furchteinflößenden Spirtuosenwagens.

Gedeck: ein Grammelschmalzaufstrich und ein Gänseleberaufstrich. Vor allem letzterer hat’s mir besonders angetan. Löblicherweise lässt man Brot und Aufstriche bis vor dem Servieren des Desserts am Tisch. Sonst wird ja in den Lokalen gern das Brot nach der Vorspeise wieder davongetragen. Nicht so hier.

Die Küche grüßt: Geschmorter Kalbskopf, ein gut gebeiztes Stück Lachs und ein gebratenes Teigtascherl mit Spinat. Sehr anregend – vor allem das Teigtascherl fand ich in puncto Konsistenz und Geschmackskombi besonders gelungen.

Vielleicht noch schnell ein Wort zu den Menüs: vier Menüs zwischen 64 und 105 Euro, eines „grün“, eines mit Fisch und zwei weitere.

Das Menü „Grün“ sagte mir persönlich am meisten zu, obwohl ich aufgrund meiner heiklen Beziehung zu manchen Zutaten gerne „Gänge tausche“.
Dies ist auch unter Berücksichtigung der Preisklasse problemlos möglich. Einzelne Gänge zu bestellen, macht aufgrund der Preisgestaltung wenig Sinn, es sei denn, man will nur einen oder zwei Gänge probieren.

So kamen des Weiteren:

Fenchelmus im Apfelgelee mit roten Rüben und Wasabilinsen.
Ich bin weder ein Fan von Fenchel, noch einer von roten Rüben. Doch was ich vorgesetzt bekomme, ist so subtil und intelligent kombiniert, dass es einfach wunderbar zusammenpasst.
Die Kombination macht’s : angenehm süßes Apfelgelee, darunter ein festes und doch flaumiges Mousse. Ein paar Fenchelzweige, dünne, getrocknete Apfelspalten, die Fenchelstiele, die Linsen mit schönen Beißerlebnis und die gehackten roten Rüben.
Superb, hätte ich nie gedacht.

Cremige Rehessenz mit Strudel vom geschmorten Rehschlögel und Buchenpilzen.
Eine wahre Bombe. Sehr intensiv, fast ein bisschen zu viel Salz, aber der Strudel vermag es abzupuffern. Die Kombination passt auch hier. Einzig die Buchenpilze waren mir einfach zu banal. Da gäbe es weit bessere Schwammerl.

Kohlrabigratin mit Herbsttrompeten.
Ja, genau die. Schwarz wie die Nacht, tatsächlich trompetenartig getrichtert und ein nahe Verwandter des Eierschwammerls. Auch zum Trocknen geeignet und jedes Jahr in meinem Küchenkastl zuhause verfügbar.
Ein einfaches Mahl. Kohlrabi in Scheiben, hauchzart, aber genau richtig durch. Ebenso die Herbsttrompeten, die die Sache sehr gut ergänzen. Fein gratiniert, voilà. Vielleicht nicht so ganz der große Brüller im Vergleich zu den Gängen zuvor, aber immer noch sehr gut.

Steinbutt mit geschmolzener Gänseleber und passiertem Spinat.
Gänseleber und Fisch lasst sich gut vereinen, dazu kommt der cremige Spinat und die schon zuvor probierten gebratenen Teigtascherln.
Wiederum sehr gut und ausgewogen – aber auch hier lege ich mich klar fest: den besten Steinbutt hatte ich immer noch in Güssing. Da gibt’s nichts zu rütteln, auch diesmal nicht.

Kühler Birnencrepe mit Mandeleis und Marzipanpaste.
Das Dessert ist angerichtet. Und wie. Hier komme ich wieder ganz auf meine Rechnung. Es passt wieder alles. Die Konsistenz der eingerollten Crèpes, die verführerische Creme darin, die nichts von banalem Marzipan hat, sondern wunderbar „gezähmt“ und edel auf der Zunge zerschmilzt. So auch das Mandeleis, wirklich ein Hochgenuss. Nur die Mandeln sind ein Feind jeder Zahnplombe.

Süßer Gruß zum Schluss: dreimal Petit four, klein, aber fein. Sehr fein!
Dazu ein Ristretto. Brav.

Wein: Chef Kaiblinger macht sich auch bei der Weinkarte sichtlich Gedanken. Das betrifft nicht nur das Angebot an ganzen Flaschen, sondern vor allem das Glasweis-Angebot.
Jeder einzelne Gang der vier Menüs hat einen eigenen Wein.
Steiermark, Burgenland, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Südafrika, Deutschland. Velich hier, Pieropan dort. Alles glasweise. Erstaunlich.

Fazit: Ein sehr gelungener Abend, sehr entspanntes Speisen. Akribische und detailverliebte Präsentation, zweifelsohne erhabene Küchenleistung.
Sehr gutes Service, stets korrekt, bemüht, sehr angenehme, foyer-artige Atmosphäre.
Eine lobende Erwähnung nochmal dem Wein.

Meine Empfehlung an mich selbst für das nächste Mal: ein, zwei Gänge, zwei, drei Achteln.
Sicher wieder!Weniger anzeigen

Zum Buberl Gut

Gneiser Straße 31, Salzburg 5020
Zum Buberl GutZum Buberl GutZum Buberl Gut
In diesem Guide weil: Sehr gute, mediterran angehauchte Küche mit stolzen Preisen.
SpeisenAmbienteService
25. Sep 2012
„Zum Buberl-Gut“. Nein, nicht „Buberl-Partie“, Gott behüte! Erster Tag einer langen Salzburg-Woche. Das Lokal befindet sich in der Gegend um H...Mehr„Zum Buberl-Gut“. Nein, nicht „Buberl-Partie“, Gott behüte!

Erster Tag einer langen Salzburg-Woche.
Das Lokal befindet sich in der Gegend um Hellbrunn, viel Grün, viele Alleebäume, das Buberl-Gut (wenn’s so heißt) ist ein Grüppchen von schlossartigen Gebäuden, von denen eines der kleineren, unauffälligeren das gleichnamige Lokal ist.

Ich bekomme nach kurzfristig telefonisch angekündigtem Besuch einen wirklich gemütlichen, erhöhten Sitzplatz mit jeder Menge Pölsterchen rundherum zugewiesen. Irgendwie heimelig, hatte ich schon mal irgendwo.
Das ganze Ambiente hat was Gemütliches, stubenartiges, erinnert auch in der Architektur drinnen ein wenig an die großen, Salzburger Bauernhäuser. Die dezenten, aber nicht wirklich übertriebenen „Überarbeitungen“ mögen Geschmacksache sein, stören mich aber nicht.
Einzig die Geräusche aus der Küche dringen ein wenig zu sehr in den Gastbereich.

Service: zwei sympathisch-ungewöhnliche Herren, fast a bissl schrullig, der eine dürfte sogar der Chef Helly Bacher höchstpersönlich sein. Hatte viel zu tun, war am Anfang noch etwas entspannter zugegen, huschte dann im Laufe des Abends allerdings immer schneller an meinem Tisch vorbei.
Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, mir immer wieder das gute Leitungswasser aus der edlen Karaffe nachzugießen.

Die Sache mit den Serviettenringen, in den Berichten zuvor erwähnt, kann ich zwar bestätigen, allerdings wird grundsätzlich alles, was am Tisch nicht mehr gebraucht wird, abserviert. So auch die Serviettenringe, die nach dem Entnehmen der Serviette nicht mehr gebraucht werden. Es scheint allerdings auch immer wieder unverschämte Gäste zu geben, die sich zwar einen edlen Restaurant-Besuch leisten wollen, aber sich Serviettenringe für zuhause nicht leisten können – oder wollen – um sie dann in den Lokalen mitgehen lassen zu müssen. Nicht nur eine Unart – sondern meiner Meinung nach kein Kavaliersdelikt, oder sollte man vielleicht das Recht darauf haben? Vielleicht auch noch für die Gläser, die hübsche Vase?

Gedeck: hauchzart aufgeschnittene Salami, ordentlich scharf, aber gut.
Das Jourgebäck wird seinem doppelbödigen Namen Gott sei Dank nicht gerecht (is oiso net „zach“ wia a Schuah…), doch für die 3,60 Euro hätte ich mir dann doch noch einen kleinen Gruß aus der Küche gewünscht.

Die Küche ist auch sonst ziemlich mediterran angehaucht. Man nehme des Weiteren:

Strozzapreti con salsiccia fresca e parmigiano. Über die Bedeutung dieser ungewöhnlichen Pastaform wird viel diskutiert, eine von mehreren „Legenden“ besagt, dass die Frauen sie stets für den Dorfpriester kochten, während der (offensichtlich) eher antiklerikale Ehemann ihm dabei gleichzeitig wünschte, daran zu ersticken…

Ich tat’s nicht, nicht zuletzt durch meinen längt erledigten Kirchenaustritt.
Kurz gesagt: wir alle wissen, dass die „Pfaffen“ bei aller Askesepredigten noch nie Kostverächter waren, doch niemals würde ich des „Buberls“ Strozzapreti einem Priester vergönnen, auch wenn sie hier wirklich sündhaft gut waren:
raffiniert gewürzt, die rassige „Salsiccia“ - also mehr oder weniger die grobe, würzige Brät, die an italienischen Bauernhöfen in Schweinedarm gefüllt wird – und weitere Zutaten wie eine dezente Salsa verde und Kirschtomaten, die ich zwar nicht im ganzen essen konnte, aber deren Saft sich wunderbar „integrierte“.
Sündhaft teuer waren sie auch: 23 Euro als ersten Gang, netterweise vom Chef (von sich aus) als Vorspeise angeboten – zu wohlfeilen 18,50.

Goldbrassenfilet – leider aus, stattdessen ein Zander, dazu Süßkartoffelpüree und Belugalinsen (28 Euro).
Eine ordentliche Sache, auch wenn eine Goldbrasse doch um einiges edler ist als der beste Zander. Meine Meinung. Was mich aber trotz der handwerklich gut verarbeiteten Zutaten (Linsen mit Biss, Püree nicht zu pickig, aber trotzdem fein, Fisch tadellos) ein bisschen stört, ist die allzu präsente Süße.
Klar, Süßkartoffeln heißen nicht umsonst so. Die Belugalinsen sind zusammen mit geschmorten Paprikawürfeln angerichtet, also auch ein wenig süß.
Fast möchte man meinen, der Fisch wird zum Nebendarsteller. Ok.

Das Dessert: auch hier darf investiert werden, 15 Euro sind fällig für den Topfenschmarren mit Zwetschkenröster und Tonka-Bohnen-Eis.
Nach dem Naja-Erlebnis mit dem Zander setzt aber die Nachspeise dort fort, wo die exzellente Pasta aufhörte: das Geschmackserlebnis bleibt in Erinnerung, wenn auch hier wieder die „Beilage“ den besonderen Akzent setzt: das Tonka-Bohnen-Eis erinnert mich sofort an Zotter’s Trinkschokolade.
Empfehlung: möglichst immer alle drei Dessert-„Teilnehmer“ zusammen verkosten.
Wirklich gelungen!

Caffè: für 3,10 in der lustigen Schlappohr-Tasse, zusammen mit allerlei Zuckerarten, die ich ohnehin nie benötige. Nicht bitter, schön kakaoartig-mild.

Getränke: Jahrgangspils 0,3 um 3,90, gut gezapft, ein Sangiovese von Mazzei (gut, aber eher internationale Prägung) und ein Achtel vom Kerschbaum Paul, der eher vor dem Italiener gepasst hätte (mein Fehler). Die Preise für die Achterln (gut 5 Euro) halten sich aber für die Location angemessen wirklich in Grenzen.

Fazit: das Essen hat nicht enttäuscht, vor allem Primo und Dolce waren wirklich überzeugend.
Die Sache hat aber auch ihren Preis. Über 80 Euro für Gedeck, Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise, 3 Getränke und Caffè sind nicht so ohne.
Trotzdem: bis jetzt die geschmacklich interessanteste Erfahrung in der Stadt Salzburg.Weniger anzeigen

Auerhahn

Bahnhofstraße 15, Salzburg 5020
Wird hier jemand an Loriot erinnert....?Eingangsbereich, RaucherbereichMaronischaumsuppe, Hirschcarpaccio (ein Traum)
In diesem Guide weil: Österreichisches Küche vom Feinsten: unprätentiöses, gepflegtes Haus mit dem Sinn für das Wesentliche.
SpeisenAmbienteService
6. Jun 2013
Salzburg, die Mozartstadt. Angebot an feiner Gastronomie gibt es in der wirklich beneidenswert schönen Stadt genug, als Festspielstadt und Tour...MehrSalzburg, die Mozartstadt.

Angebot an feiner Gastronomie gibt es in der wirklich beneidenswert schönen Stadt genug, als Festspielstadt und Touristenmagnet – kein Wunder, wenn die Lokalliste, in meinem Fall die „To-Do-List“, zum Bersten voll ist.

Man kann in der Getreidegasse essen, am Mönchsberg, am Mozartplatz, am Mirabellplatz.
Oder man entgeht den Touristenströmen und fährt ins Bahnhofsviertel raus und ist innerhalb von fünf Minuten ganz woanders und fragt sich fast: ist das noch Salzburg?

Der Tipp kam ganz nach dem Motto „wenn du eine feine Adresse suchst und zugleich deine Ruhe haben willst“.

Ganz mein Ding. Bahnhofstraße 15, am Itzlinger „east end“. Parkplatz vor’m Haus. Gegenüber die Lärmschutzwand, die 27 Bahnsteige dahinter kann man nur erahnen.

Drinnen merkt man nichts davon.
Der Hauptraum ist wie ein großes, gediegenes Wohnzimmer mit „klassischem“ Parkettboden, wie es ihn schon in meiner ersten Mietwohnung gab. Viel Platz für die Tische, ausreichend Privacy, ein großer Vorlegetisch, eine große Gläservitrine.
Irgendwie erinnert mich das sogar ein wenig an so manch gediegenes Restaurant in Italien, wo der Gastgeber seit vielen Jahren genau weiß, was er seinen Gästen bieten muss. Kein Schnickschnack, sehr zweckmäßig, nicht kühl, schlichte Eleganz.

Reservieren war an beiden Abenden nicht nötig, es waren immer ein oder zwei Tische frei.
Tadellos gedeckt, nichts fehlt, vom schönen Besteck über Stoffservietten, der Pfeffermühle eines französischen Autoherstellers und einem biologischen Olio extra vergine bis hin zur Karaffe mit der Aufschrift „Salzburger Wasser“.

Gut sortiertes Glasweis-Angebot, heute kriegt Herr Triebaumer den Zuschlag. Die junge Dame im Service ist zwar keine Plaudertasche, aber sie fragt korrekt, ob sie den Wein zwecks nötiger Luftzufuhr bereits einschenken darf. Danke der wirklich hilfreichen Nachfrage, das hört man gern.
Am Nebentisch wird amerikanischen Gästen hemdsärmelig, aber verhandlungssicher die Karte auf Englisch erklärt.

Und so grüßt die Küche: mit Speck gefüllte Tascherln (auch am Tag darauf) flankieren eine unsagbar zarte und von einem raffinierten Safterl begleitete Tafelspitztranche (hauchdünn). Ein bisschen frisch geriebener Parmesan darf vollenden. Ein wahrlich freundlicher Gruß.

Allemal eine Erwähnung wert: das Gedeck. Dreierlei Aufstriche. Ein saftig-fruchtiger Tomaten-Thunfisch-Aufstrich (idealtypisch gewürzt), ein kaltes Erdäpfelpüree mit frischen Schnittlauchradln (das geht!) und ein Liptauer (Geschmacksache, es muss nicht immer Paprika sein).

Kohlrabischaumsuppe mit geräuchertem Saibling (ca. 5,50).
Sie wird fast ein wenig zum stürmisch serviert, während ich noch im Aufstrichtrio rumnestle.
Die Suppe aber ist fast perfekt, einen Tic weniger Salz könnte sie vertragen. Nicht zu üppig, der Kohlrabi darf seine besten Eigenschaften wunderbar ausspielen.

Aber da ist noch der Saibling: er macht mich besonders neugierig, denn so zart kann man ein Fischfilet eigentlich nicht hinbekommen. Der uneitle, nie um den Brei herumredende Herr erklärt mir rasch, wie man einfachst besten Fisch aus der Region (z.B. aus dem nahe gelegenen Wallersee) effektiv und vor allem schonend räuchert.

Die Karte, so kann man es kurz und bündig zusammenfassen, ist ein Who-is-who der edlen österreichischen Küche, da und dort ein exotisches Ausrufezeichen, ein interessantes Fischmenü und ein vegetarisches Menü ganz am Anfang der Karte.

Heute mal ein Kalbswienerschnitzel, mit Kartofferln und grünem Salat. Mit dem Verdacht, ein dem Lokal entsprechend unprätentiöses aber umso raffinierteres Schnitzerl zu bekommen.
Es war so was wie Instinkt.

Um gut 15,50 bekomme ich perfektes Fleisch ohne eine widerspenstige Faser, die Panier ist wunderschön marmoriert, es duftet nach Butterschmalz, nirgendwo auch nur irgendwo ein dunkles Bröserl, ein paar schöne, helle Schaumkrönchen sind sogar noch drauf.

Die Marmorierung zwischen hell-goldbraun und hell-purpurn begründet sich natürlich auf die Machart: ein echtes Pfannenschnitzel, das wurde nicht ins Öl geworfen, sondern wurde in der Pfanne gewendet, weil nicht schwimmend herausgebacken. Wie würde Herr Saturn sagen? So muss Schnitzel!!

Salat: frische Ware, angenehm säuerlich, aber nicht sauer mariniert.
Kartoffeln: keine Klage, nicht zerkocht, kein harter Kern, durften in der Pfanne samt Petersil mitschunkeln.

Schokoladesoufflé, Himbeereis (ca. 8,50).
Das „Hupferl“ hat einen flüssigen Kern und steht im ebenso flüssigen Bad.
Sehr schön gemacht und präsentiert, nicht zu süß, aber so der ganz große Fan von Schokoladekuchen mit Schokoladesauce werde ich nicht mehr. Das Himbeereis kämpft wacker gegen die Dominanz der Schokolade, ich warte aber auch noch auf den Tag, wann Himbeeren mit Ribisel zu einer wunderbaren „Cuvée“ vereint werden. Hatte ich einmal, eine wahrlich genial einfache wie perfekte Kombination, die sonst keinem mehr so einfallen will. Schade.
Dafür sind die Dekorfrüchte in bester Qualität, die stattliche Himbeere schmeckt tatsächlich wie aus Mamas Garten.

Tag 2: mein Gegenüber wandelt auf meinen Kalbsschnitzel-Spuren und wird nicht enttäuscht. Ich wage das geschmorte Kalbsbackerl mit Gemüse (bissi mehr als 20 Euro).
Handwerklich wunderbar umgesetzt - die vier Stückerln Fleisch haben eine herrlich würzige Kruste bekommen, bei 3 Zentimetern im Durchschnitt finde ich einen „Flöz“ von gut einem Zentimeter in schön rosa bis rötlicher Farbe. Hab ich gar nicht bestellt, ist aber seidenweich und zusammen mit dem intensiven Safterl eine feine Kombination.

Allerdings: so richtiges „Backerlfeeling“ kommt nur bei einem der Stücke auf, das Randstück nämlich hat die nötigen Gelee-„Adern“ und kommt dadurch nahezu perfekt daher. Zart und leicht gummig zugleich.

Gemüse: schön knackig, der Koch behandelt die Rohstoffe mit dem nötigen Respekt, die Bratkartoffeln sind würzig und fest, aber nicht fettig.

Dessert: diesmal nur Caffè (stark und mild zugleich, bravo) und Grappa, dann aber gleich einen vom Tignanello empfohlen bekommen. Der geht schön geschmiert runter, aber auf den großen Namen kann ich in Zukunft auch verzichten, ein edler Klarer ohne Promifaktor kann’s auch, wenn nicht besser. Die doch verdächtige Süße geht geschmacklich ins „trendige“, ich steh aber mehr auf „handwerklich“.

Nun denn: sehr empfehlenswertes Haus - edel, uneitel und sich auf das Wesentliche konzentrierend. Eine sichere Bank, wenn man allein, zu zweit oder gar mit mehr Leuten gepflegt essen gehen will, ohne dabei 27 Molekulargänge bekommen zu müssen, die vielleicht noch eine anregende Unterhaltung stören würden.Weniger anzeigen

Schloss Aigen

(1)
Schwarzenbergpromenade 37, SALZBURG / Aigen 5026
Schloss AigenGedeck, HollerproseccoSchloss Aigen
In diesem Guide weil: Schloss Tafelspitz. Hier muss man gekochtes Rindfleisch essen, in allen Varianten.
SpeisenAmbienteService
26. Mai 2012
Schloss Tafelspitz. Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber. Natürlich heißt das Schloss Aigen Schloss Aigen und nicht Schloss Tafelspitz. Aber nach...MehrSchloss Tafelspitz. Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber.

Natürlich heißt das Schloss Aigen Schloss Aigen und nicht Schloss Tafelspitz. Aber nach dieser Rindfleischerfahrung erlaube ich mir diesen Beinamen zu geben. Und nicht von ungefähr steht auf der hauseigenen Broschüre „Rindfleisch aus Tradition“. Doch alles mal der Reihe nach.

Der Gasthof ist wunderschön im südöstlichsten Stadtteil Salzburgs zu Gaisbergs Füßen gelegen. Man fährt schon durch die dank dem vielen Regen im besten Saft stehenden Wiesen und kommt zwischen den Alleebäumen direkt rauf zum Schloss. Nicht nur: eine Kirche, das Schloss und dazwischen der Gasthof. Die Gebäude gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Am besten mal googlen, ist wirklich schön anzusehen und – mit Begleitung – auch richtig romantisch. Seminare, Hochzeit, Sponsion, was auch immer, es ist wirklich ein wunderschöner Rahmen für kleinere wie größere Runden, drinnen wie draußen.
Drinnen geht’s altehrwürdig weiter, das Interieur mit altem Holzboden ist aber wirklich wunderschön gepflegt und adaptiert, ein Kachelofen komplettiert das Ambiente.

Die Damen im Service sind stets aufmerksam und kompetent – man fühlt sich regelrecht umsorgt.

Die Karte bietet Fischgerichte, den Maibock und den zur Zeit omnipräsenten Spargel. Wer ein Menü will, kann dies 3gängig ordern (ca. 40 euro) oder 5gängig zu ca. 55 Euro.

Und dann wäre noch das Rindfleisch, Spezialität des Hauses. Ihm ist eine ganze Seite gewidmet. In der Mitte ein schematisch dargestelltes Pinzgauer Biorind, wie im Lehrbuch mit den Bezeichnungen für das jeweilige Stückerl Fleisch versehen. Ob Schwarzes oder Weißes Scherzel, Mageres Meisl oder Zunge, ob Tafelspitz, Kavalierspitz oder Kruspelspitz, ob Schulterscherzel oder Hüferschwanzl. Alles kann man sich ordern, zu etwas mehr oder etwas weniger als 20 Euro.
Oder man bestellt gleich die „Wiener Melange“ – kein Kaffee wie die Karte sagt, sondern vier Sorten Fleisch nach Wahl. Das ist die Idee. Und vorab natürlich die Suppe vom Tafelspitz. Ich bin gespannt.

Hollerprosecco. Ich lass mich mal überreden, Prosecco zu trinken, allerdings mit Hollersirup und Zitrusspalten. Erfrischt wunderbar, allerdings sind schon irgendwo die Ameisen aus dem Sprudel davongerannt.

Gedeck: zwei Aufstriche, einer mit getrockneten Tomaten, einer mit Bärlauch, beide sehr gut, samt drei Sorten gutem Brot. Ich muss mich zurückhalten, denn das ist die Ruhe vor dem Sturm.

Ein Gruß aus der Küche: Hirschfilet an Sauce Cumberland und Zucchini. Letztere werden verschmäht, das Filet ist butterzart und wunderbar im Eigengeschmack, auf den Punkt gebraten. Hoffentlich gibt’s das hier mal als Hauptgericht, das wäre eine echte Sensation.
Die Sauce Cumberland könnte man als bessere Variante einer Preiselbeermarmelade bezeichnen, mehr nicht.
Die ebenfalls gereichte Kohlrabicremesuppe ist herzerwärmend gut, schöner Kohlrabigeschmack, etwas weniger Salz könnte meiner Meinung nach drin sein.

Die Suppe kommt, es wird spannend. Mit allem, was dazugehört, frisch aus der Kupferpfanne: die Rindsuppe ist dank dem zum Teil etwas fetteren Fleischsorten auch ordentlich mit Fettaugen ausgestattet, geschmacklich hält sich die Suppe aber fast vornehm zurück. Kein intensiv-karamelliger Geschmack, nicht schlecht aber auch nicht überragend. Plus: mit Markscheiben wird gewirstet, am Bild sieht man eigentlich nur die obenauf schwimmenden Markscheiben. Man wird natürlich vorher gefragt, ob man die will. Vielen Menschen ekelt es vor Knochenmark, ich kann nicht darauf verzichten.
Unauffällig: das kleine Grießknöderl ist eher schüchtern im Geschmack, während die Frittaten ordentlich zulegen. Trotzdem „fehlt“ noch was, der Leberknödel. Der präsentiert sich in Würzung und
Konsistenz ganz anders als jener letztens im Steirereck, viel dunkler, würziger, fast schon an ein Fleischlaberl erinnernd.
Suppenfazit: kräftige, nicht gerade magere Suppe, ordentlich, aber noch nicht die ganz große Offenbarung.

Der Sturm geht los. Ich werde von zwei Seiten „attackiert“. Zu meiner Linken serviert eine Dame ein Schälchen Karotten, ein Schälchen Kohlrabi und ein Schälchen Spinat. Dazu ein Töpfchen mit frisch geriebenem Kren. Zu meiner Rechten kommt eine Menage mit Apfelkren, weil der Kren allein noch nicht reicht und die obligate Schnittlauchsauce. Dazu der Hauptdarsteller, das Rindfleisch, mit Erdäpfelröster und ein wenig Suppe drüber.
Jetzt weiß ich, warum ich hierher kam, obwohl ich das Rindfleischfest gar nicht erst erwartet hatte.
Doch es ist ja erst der erste Teil, die Kupferpfanne ist ja noch halb voll.
Zuerst kommt das Hüferscherzel und das Schulterscherzel. Während ersteres sehr glatt und zart daherkommt, ist das Schulterscherzel erst der echte Genuss: schön durchzogen, Gelee in Hülle und Fülle.
Die Kellnerin legt nach: Kruspelspitz. Nicht ganz so edel, aber immer noch sehr gehaltvoll. Stark durchzogen, auch mit Fett, das bekam wohl auch die Suppe zu spüren.
Die Kellnerin legt ein letztes Mal nach: der Tafelspitz. Eigentlich kann ich schon nicht mehr. Der Blick nach unten – ich mach mir schon Sorgen um meine Hemdknöpfe. Aber es schmeckt einfach zu gut.
Die Kellnerinnen grinsen.

Die Beilagen sind liebevoll abgemacht: die Karotten schön leicht süß mit ein wenig Grün aus dem Garten, der Kohlrabi in ganzen sehr dünnen Scheiben, zart und leicht knackig zugleich, aber nicht roh, vielleicht eine Spur zu viel Rahm, trotzdem wunderbar, der Spinat schön cremig.

Nachspeise? - Erbarmen, Frau Kellnerin, ich rolle schon unter den Tisch. Einen Schnaps, bitte.
Der "Rettungswagen" folgt sogleich, voll beladen mit Medizin, wie im Lazarett wird er mir vor die Nase geschoben. Ein Produzent aus Hallein bietet vom Vogelbeer über Williams, Kornelkirsche und Nuss so ziemlich alles. Den parfümierten Barrique-Grappa von Berta verschmähe ich, also wird’s ein Nuss.
Schön gerbstoffig, aber auch nicht dick, schwarz und ölig wie jener vom Nachbarn zuhause.

Und weil’s noch nicht genug ist, ein süßer Gruß zum Schluss: ein kleiner Tupfer Mousse von Himbeere und Erdbeere flankiert, und ein Löfferl Marilleneis. Ok, vor allem das Mousse ist nicht eines von der Stange, sondern sehr eigenständig, mit ein paar Bröseln drin und nicht völlig beliebiger Machart. Das Marilleneis reißt mich nicht vom Hocker, es ist aber auch glaube ich allgemein schwierig, nicht banales Marilleneis herzustellen, zumindest geht mir das so.

Ein Wort zum Wein, den hätte ich fast vergessen: viel Glasweises in Weiß, ob GV oder Riesling, Hirsch, Hirtzberger und Bründlmayer, alles da. Rot: feine Flaschen ruhen im Weinkühlschrank gleich neben meinem Tisch, darunter auch Perlen wie Uwe Schiefer.
Das Achtel Bründlmayer Heiligenstein ist frisch und jung, mäßig elegant aber auch schön zu trinken. Der Rote kommt von Tesch: BF klassischer Machart, allerdings auch mit einer schönen Portion Lakritz. Das muss man mögen, ich fand’s aber nicht so übel.

Zusammenfassung: hier ist der Gott des Rindviechs zuhause, und ich komme wieder, denn das ist eine absolute Empfehlung. Das Ambiente ist sehr, sehr angenehm und heimelig drinnen, verträumter Schlosscharakter draußen im Grünen. Sehr entspannend. Zimmer gibt’s ja auch hier.
Zwar ist das Haus im Gault Millau gelistet, konzentriert sich aber hier stets auf das Wesentliche: einfach gut zu kochen, und wie!Weniger anzeigen

Bangkok

(1)
Bayerhamerstraße 33, Salzburg 5020
BangkokBangkokTom Ka Gai
In diesem Guide weil: Thailändisch mit Anspruch. Auf alle Fälle besser als meine Klagenfurter Erfahrung.
SpeisenAmbienteService
8. Jän 2014
Der Tipp stammt von einem mir sehr gut bekannten Mitarbeiter des städtischen Energieversorgers. Die „Headquarters“ sind ja auch fast gegenüber. ...MehrDer Tipp stammt von einem mir sehr gut bekannten Mitarbeiter des städtischen Energieversorgers. Die „Headquarters“ sind ja auch fast gegenüber.

Das Lokal liegt zwar nicht im allerschönsten Salzburger Stadtteil, aber die Lage ist trotzdem sehr empfehlenswert: die Bayerhamerstraße kennt jeder Salzburger – obwohl typisch Vorstadt herrscht hier ein erstaunlicher Mix aus großen Firmenzentralen, Wohnblöcken, Spielplätzen und Parks – und diverser Gastronomie. Diese wiederum kann sich darauf verlassen, schon mal zu Mittag volles Haus zu haben, Angestellte der nahen Firmen können sich die Mittagspause in dieser Gegend wirklich abwechslungsreich versüßen.

Abends wiederum ist die Wohngegend Garant für Mundpropaganda, darüber hinaus ist das im „Bangkok“ kommende und gehende Publikum zum großen Teil Stammpublikum.
Auch ich wurde zum Wiederholungstäter, nicht ohne Grund.

Man wird von der großzügig besetzten Mannschaft des Hauses freundlich begrüßt, etwaige Mäntel werden sofort abgenommen. Das sieht man auch eher selten - zumindest mir fällt das schon mal auf.
Ein Tisch ist gefunden, Getränkewunsch wird entgegengenommen, sogar auf eine (Weiß-)Weinempfehlung lasse ich mich ein.

Interieur recht gemütlich, da ein übermannshoher Bambustopf, ein wenig orientalisches Dekor, aber nicht übertrieben. Schön weiß deckte Tische, einzig der durchgehend nüchtern-kalte Fliesenboden stört ein wenig.
Stoffhandtücher zur Einmalbenützung am WC, auch bei Tisch ist Stoff selbstverständlich.

Suppen: da wäre mal eine Varietät der Miso-Suppe – die aufzeigt, was man mit frischen Zutaten machen kann.
Das Gemüse anregend knackig und frisch, das manchmal berechtigte Vorurteil („schmeckt nach Abwaschwasser“) ist hier gänzlich unangebracht.
Die Tom Ka Gai ist ebenso anregend, schlägt aber natürlich in eine andere Kerbe. Zartes Hühnerfleisch, nicht zu dominante Kokosnote, wieder frisches Kraut, es „koriandert“ ordentlich. Mag ich.

Ein weitere Vorspeise wird probiert: Fleischbällchen, ordentlich pikant. Die spare ich mir beim nächsten Mal: ordentlich dunkel geraten, der Gurkensalat dazu wird ohnehin nicht einmal ignoriert.

Hauptgang: bei beiden Besuchen Fisch. Jedes Mal mit feinem, ideal gekochtem Reis.
Einmal war es Heilbutt und einmal Rotbarsch. Einmal wie so mancher Zander mit schöner Bröselkruste gebraten, einmal im Bananenblatt gedämpft.
Immer mit dabei: rotes Curry mit für mich perfekter Schärfe , ohne „schreiende“ Geschmäcker und verdächtige Gerüche.
Die Kombination aus Reis, rotem Curry und der schonenden Zubereitung von Fisch könnte besser kaum sein. Hier passt das Zusammenspiel der Aromen.

Service: sehr aufmerksam, der gesprächige Chef schüttelt den Stammgästen die Hand, Wasser aus der nicht verrechneten Karaffe wird ständig nachgeschenkt – ich für mich mache das gerne selbst, ist aber Beweis dafür, dass man sich hier wirklich um die Gäste bemüht und auch fragt, ob alles in Ordnung ist.

Fazit: ein bisschen nüchtern die Einrichtung, abgesehen davon merkt man aber den höheren Anspruch des Hauses. Qualität und Zubereitung der Speisen auf eindeutig hohem Niveau, dabei bleiben die Preise erstaunlich fair.
Das wissen die Salzburger eindeutig zu schätzen – und ich ebenso. Weitere Besuche vorprogrammiert.Weniger anzeigen

Pomodoro

Eichstraße 54, Salzburg 5020
PomodoroPomodoroPomodoro
In diesem Guide weil: Jede Stadt braucht ihren guten Italiener. Salzburg hat ihn schon sehr lange!
SpeisenAmbienteService
12. Dez 2013
Wie kann jemand, der Tomaten hasst, in ein Lokal gehen, das genau so heißt? Moment – ganz so schlimm ist es nicht. Sicher, was ich wirklich gar ...MehrWie kann jemand, der Tomaten hasst, in ein Lokal gehen, das genau so heißt?

Moment – ganz so schlimm ist es nicht. Sicher, was ich wirklich gar nicht mag: ein grüner Salat mit Tomatenscheiben drauf, die, wenn man sie erst entfernt, Tomatenschleim mit Kernen auf den Salatblättern zurücklassen. *wurgs*

Aber sobald das edle Nachtschattengewächs püriert oder gekocht wird, sieht die Sache schon ganz anders aus. Aroma und Konsistenz sind nicht mehr mit dem Urzustand der großen, roten Kartoffelcousine vergleichbar.

Bei Signor Giovannis Kleinstlokal wollte ich ja schon seit langer Zeit mal vorbeischauen. Was nicht so einfach ist, denn der Italiener und seine Salzburger Ehefrau haben das Lokal im alten Dorfkern von Gnigl nur von Donnerstag bis Sonntag offen – und an so manchem Donnerstag kann es auch gut und gern sein, dass der Gang ins Theater wichtiger ist, als das Lokal zu öffnen.

Recht hat er. Denn sein Lokal gibt es schon lange, und hat er mal offen, dann sind alle Tische reserviert. Nein, nicht nur das Schild steht dann am Tisch, die Leute, denen das Schildchen gewidmet ist, kommen auch wirklich.

So auch an jenem Abend. Signor Giovannis charmante Frau bietet mir den kleinen Zweiertisch in Küchennähe an. Noch bin ich alleine, doch schon innerhalb einer halben Stunde ist das Lokal voll. Das von außen betrachtet wenig attraktive Haus verwandelt sich innen in ein wirklich sehr gemütliches Wohnzimmer, das die Flachgauer Bauernküche mit mediterranem Flair gut zu verbinden vermag. Erstaunlich, aber es ist wirklich behaglich hier.

Coperto: in Streifen geschnittene Pida-Brote bzw. festerer Pizzateig. Dazu ein guter Thunfischaufstrich. Das mit ein wenig zu viel Luft gebackene (=Bäckerseele!) Brot wird eher links liegen gelassen, allerdings auch wegen dem, was noch kommen soll.
Sich mit Brot vollstopfen und dann Maulsperre bekommen – eben, wäre ja schade.

Avanti: die Crema di Pomodoro wird mit etwas Pesto und Schlagobers garniert. Mehr als ausreichende Portion, angenehm abgeschmeckt, ohne Kerne, keine großen Würzexperimente. Bene bene.

Poi: Crespelle al pomodoro, man könnte sie optisch wie von den Zutaten als puristische, gar schlampige Abart der Lasagne bezeichnen.

Während man nach einer Lasagne aber meistens voll ist, ist nach dieser federleichten Kost noch immer Platz für mehr. Geschmacklich ist hier natürlich wieder die perfekte italienische Einfachheit Trumpf. Beste Grundware mit der einfachen wie effektiven italienischen Würzung. Und – „crespelle“ ähneln nicht umsonst den französischen „crepes“: der Teig ist zumindest mal ähnlich.
Benone!

Allora – der Secondo ist aber dann wirklich was Handfestes: Lammstelze – lo stinco di agnello.
Stinco bedeutet Stelze, hat also nichts mit dem oft strengen Geruch von Lammfleisch zu tun, gerade dieses schöne Stück Fleisch samt Knochen „schofelt“ überhaupt nicht.

Ganz weich und zart, schön leicht löst sich das mit Gelee durchsetzte Fleisch vom Knochen. Mit einem feinen Safterl, das sicher nicht aus dem Pulverfass kommt. Dazu wirklich feine Kartoffeln und – che cavolo im wahrsten Sinne des Wortes - der Kohl.
Viel zu selten in der Gastronomie zu finden, dabei eines der wichtigsten Beilagengemüsesorten der alten Hausfrauenküche. Das wissen auch noch die casalinghe und casalinghi jenseits von Tarvisio.
Meno male!

Infine: eine Panacotta mit hausgemachter Beerensoße und Schokoladendekor. Dass sich in der Panna jede Menge schwarze Vanillepunkterln tummeln, muss man eigentlich nicht erwähnen.
Come in vacanza - das ist wie im Urlaub.

Emulgatori (bianco/rosso): die sind mir jetzt glatt entgangen – der Weiße hat mich nicht vom Hocker gerissen, blieb auch hartnäckig im Glase kleben… der Rote wieder dürfte ein Sangiovese aus der Gegend um Montepulciano gewesen sein, der war doch um einiges angenehmer zu trinken und passte vor allem zu Secondo und Dolce gut dazu.

Ecco: gut 45 Euro für ein sehr feines Abendessen, an Italianità wurde nicht gegeizt, das Stammpublikum kann sich hier auf seine beiden Gastgeber wirklich verlassen.
Und die Gastgeber können sich darauf verlassen, dass es nicht nötig ist, für langfristigen Erfolg täglich von 11-24 Uhr geöffnet haben zu müssen.Weniger anzeigen

Bruno Nuovo

Priesterhausgasse 20, Salzburg 5020
Bruno NuovoBruno Nuovokleine Kaffee-Theke
In diesem Guide weil: Kleines Edellokal mit ambitionierter, schnörkelloser Küche.
SpeisenAmbienteService
23. Mai 2012
Jetzt könnte man doch glauben, mein Salzburger Altstadt-Spaziergang hat mich gerade mal zwei Türen weiter gebracht. Weit gefehlt – die heutige Adre...MehrJetzt könnte man doch glauben, mein Salzburger Altstadt-Spaziergang hat mich gerade mal zwei Türen weiter gebracht. Weit gefehlt – die heutige Adresse mit jener von gestern kaum zu vergleichen, auch wenn das Gasthaus zum Fidelen Affen vom Restaurant Bruno Nuovo tatsächlich nur gut 20 Meter entfernt ist.

Diesmal ist beim Bruno Nuovo keine geschlossene Gesellschaft wie am Tag zuvor. Im Gegenteil, es ist sehr ruhig im Lokal, außer mir sind noch zwei weitere Tische besetzt. Das war’s.
Die Einrichtung geht nach dem selbst gewählten Motto „Architektur trifft Kulinarik“ mit vielleicht etwas eigenwillig gewählten Wandfarben und „falschen Fenstern“ samt aufgeklebten Schattenfiguren. Siehe Website. Mag man – oder mag man nicht.
Musik könnte aber ruhig ein bisschen präsent sein, man hört in den alten, aber bunten Gewölben nur den Ventilator.

Als Lokalbesitzerin scheint Frau Beatrix auf, während Herr Bruno die Küche schupft. An jenem Abend waren auch außer den Eheleuten keine weiteren Servicekräfte im Haus, was ja grundsätzlich ausreichte.

Die Karte: momentan ist Spargelzeit und Bruno scheint die weißen Stängel besonders zu mögen, fast alle Gerichte auf der Abendkarte haben irgendetwas mit Spargel zu tun. Garnelen, Meeresfische, Maibock, Beiried. Ein getrüffeltes Spargelsüppchen hier, ein Thunfischcarpaccio dort.
Menü klein 45 Euro, groß 55 Euro. Oder à la carte mit Hauptgerichten bis etwa 30 Euro.
Besonders interessant ist ein preiswertes Mittagsmenü um unter 15 Euro, nach dem Motto „schnell was Gutes essen“, 3gängig natürlich.

Das Problem: mit Spargel muss ich vorsichtig sein, nicht jeder verträgt ihn, auch ich bin beim polarisierenden Duft der gekochten Stangen nicht wirklich zuhause, allergische Reaktionen mit geröteter Gesichtshaut sind möglicherweise auch dem eigenartigen Gemüse zuzuschreiben.

Gruß aus der Küche: ein kaltes Tomatensüppchen mit Spargelparfait, Kräuterschaum und Radieschen.
Richtig gelesen. Spargelparfait. Wurde dann doch vergessen, dass ich Spargel eigentlich nicht esse. Aber, ich muss sagen, es war dann trotzdem gar nicht übel. Mit der Konsistenz einer aufgeschlagenen Topfencreme machte sich das weiße Würferl sehr gut, der Spargelduft hielt sich zurück und der Geschmack war mehr als ausgewogen. Mit dem Spargel ist es halt wohl auch so wie mit dem Sellerie: „pur“ absolut ungenießbar, als Zutat oder Gewürz in Kombination mit anderen Zutaten aber unverzichtbar.
Der Kräuterschaum ist gut, aber unauffällig, das Radieschen ein wenig klobig grob geschnitten, aber nicht holzig. Dafür fürchte ich mich immer, wenn Radieschen „bamstig“ sind.
Das Tomatensüppchen ist Geschmacksache. Ich hab’s ja nicht mit Tomaten, vor allem mit rohen. Doch püriert sieht die Sache anders aus. Hier wurden laut Bruno verschiedene Tomatensorten gemeinsam verwendet, leicht scharf abgeschmeckt, dezent gesalzen. Ganz warm werde ich aber nicht mit der leichten Bitterkeit der Suppe: kommt’s vom Basilikum? Bruno meint, dass das toskanische Olivenöl aus Erstpressung sehr würzig und leicht bitter sei.

Vorspeise: ein Tatar auf Wunsch ohne das angebotene pochierte Ei (i waaß, i bin hoagl…), dazu Salatdekor und frisch gehobelte, weiße Trüffel.
Das Tatar ist edel, fein aber nicht zu fein gehackt und nobel abgemacht. Auf die Trüffel hätte man verzichten können, sie riecht zwar ein wenig nach Pilz, geschmacklich aber ist jeder Parmigiano der Trüffel überlegen. Und es gibt auch weniger „begehrte“ Edelpilze, die’s der Trüffel vormachen können.

Hauptgang: das von mir favorisierte Duett vom Maibock wäre sicher sehr gut gewesen, aber leider aus. Wohl deswegen, wie schade.
Am Nebentisch werden prächtige Beiriedschnitten gekonnt vom Chef tranchiert (leider erst ab 2 Personen), das Messer geht offensichtlich wie durch Butter hindurch. Frau Chefin richtet sogleich behände die Beilagen an. Vielleicht ein andermal, zu zweit eben.

Also der Empfehlung von Frau Beatrix gefolgt – und gewonnen:
Meereswolf (Loup de mer) und Steinbutt, anstelle des schon erwähnten Spargels bekomme ich hausgemachte dünne Nudeln und eine einer sonst anderen Hauptspeise vorbehaltenen Safransauce.
Schlicht und schön angerichtet präsentieren sich die Fische in Bestform, die Nudeln nehmen die Sauce gut auf und bleiben schön bissfest. Die Sauce selbst ist moderat gesalzen, die Safran-Stempel sind allgegenwärtig.
Ja, das passt und geht runter wie Öl, Kompliment.

Die Nachspeise: Chef persönlich empfiehlt eine Art Tiramisu mit Rhabarber und Himbeeren, es hätte auch noch ein Duett mit Schokotorte und Mousse gegeben. Zu heftig, eine kleine Kombi mit Crema catalana und hausgemachtem Karameleis wurde es dann.
Die Crema catalana ist nicht weit von einer Crème brulée entfernt, reißt mich aber nicht so ganz vom Hocker. Das Karameleis wiederum ist sehr kultiviert, überrumpelt mich nicht mit dem oft zu dominanten Karamelgeschmack, man denke nur an so manche ordinäre Karamelsauce zur Panna cotta.

Wein: meiner Meinung nach verbesserungswürdig. Das Glasweis-Angebot ist nicht berauschend, nebst steirischem Sauvignon gibt’s drei Rote (immerhin den BF vom Kerschbaum, dafür aber auch die Konzentrationswunder vom Pöckl, einmal den ZW, einmal den vertoasteten Admiral).
Die Gläser dürften ruhig größer sein. Beim Nachbestellen eines zweiten Achtels wird mir beinahe das Achtel in das noch nicht ausgetrunkene Glas nachgeschenkt. No-go!
Gott sei Dank wird dann doch noch eine offene Flasche eines anderen Weins gefunden: ein Merlot aus der Thermenregion, probierenswert. Gewaltige Beerenfrucht, opulent und trotzdem nicht unelegant. Preise zwischen 5,50 und 7,20. Nicht wenig.

Kaffee: meiner Meinung nach zu heiß, Crema eher flüchtig. Segafredo ist aber auch eher auf der scharfen Seite, da gibt’s meiner Meinung nach edleres.

Service: während Frau Beatrix eher die ruhige, fast schüchterne Eminenz ist, ist Herr Bruno der eher hemdsärmelige Küchenchef.
Vor dem Essen wird mir eine Zeitung angeboten, allerdings passt die Kronenzeitung nicht so ganz zum edlen Ambiente, das ist dann auch eher hemdsärmelig, würde ich mal sagen.
Passend wiederum und absolut löblich, dass Bruno vor allem nach dem Hauptgang mal höchst persönlich auf seine Art und Weise nachfragt, wie’s denn so mundet, da kann man sich dann gleich auch ein paar Dinge erklären lassen und sich die Nachspeisenempfehlung geben lassen.
Weniger wiederum gefällt mir, dass ein kleiner Zwist zwischen den beiden Wirtsleuten allzu präsent zwischen den beiden ausgetragen wird. Mag ich gar nicht, trübt die Stimmung ein wenig und hatte ich schon mal in einem anderen Lokal.

Also, Salzburg Tag 2: absolut kompetente Küche mit wenig Schnickschnack und Blick für’s Wesentliche. Manchmal darf’s ein wenig mehr sein, wie etwa beim Wein, kleine Serviceschwächen werden durch die amikale Art von Bruno ausgebügelt.
Absolutes Ärgernis aber hier ein paar Zentimeter weiter unten: warum Bruno sein eigenes Lokal – noch dazu auf plumpeste Art und Weise - rezensiert, das weiß nur er selbst. So eine „Werbung“ ist eher ein Schuss nach hinten.
Preise: durch meine heikle Speisenauswahl muss ich auf à la carte ausweichen, was auch ordentlich zu Buche schlägt: gut 75 Euro sind fällig für Gedeck, Vor-, Haupt- und Nachspeise, Sherry, zwei Achtel Wein und einen kleinen Espresso. Nicht wenig. Würde aber fairerweise anders aussehen, hätte ich eines der Menüs gewählt. Oder zu Mittag gegessen – dieses Angebot ist nämlich wahrlich nicht verachtenswert.Weniger anzeigen

Augustiner Bräu

Lindhofstr. 7, Salzburg 5020
Augustiner BräuAugustiner Bräu
In diesem Guide weil: Das Bier fließt in Strömen, die riesigen Säle sind beeindruckend. Amerikanische Touristen sind nicht weit.

Urbankeller

Schallmooser Hauptstraße 50, Salzburg 5020
SteinbierSalatBio-Gulasch
In diesem Guide weil: Traditionelle Küche, regionale Highlights. Gegen den Durst: Gusswerks Steinbier.
SpeisenAmbienteService
28. Apr 2011
Einige Besuche beim Urbankeller. Das Gebäude geht auf das 17. Jahrhundert zurück und drückt sich direkt an den Kapuzinerberg. Sehr empfehlenswer...MehrEinige Besuche beim Urbankeller.

Das Gebäude geht auf das 17. Jahrhundert zurück und drückt sich direkt an den Kapuzinerberg. Sehr empfehlenswert als interessante Alternative für Kabarett, Musik und kleines Theater. Veranstaltungskalender ist natürlich online abrufbar.

Service: klaglos, freundlich, man fragt nach, ob's wohl passt, usw.

Eine besondere Perle ist das hauseigene Steinbier, welches aus der Brauerei Gusswerk hierher kommt (die beiden Lokale gehören zusammen).

Essen: Durchwegs routinierte Klassiker, mit gewisser Ambition, mehr anzubieten, wie etwa Saiblingsfilet, ein exzellentes Steak (siehe Fotos) und gute wie fast "kreative" Suppen (Steinbierbrezensuppe). Letztere war mir zwar fast ein wenig zu dünn, mit den darin schwimmenden "Breznradln", war aber trotzdem ein guter Beginn.
Wie gesagt, das Steak hatte es in sich, war gut gebraten und mit feinem Gemüse abgerundet.
Die Steinpilzsuppe (Winter) war baucherlwärmend und kräftig, Nachspeisenklassiker wie etwa Pofesen (selten genug) konnten überzeugen.

Update Sommer 2013:

Gulasch vom Biorind - g'schmackig und würzig, ein braver, etwas trockener Knödel. Trotzdem: Gulasch in Wien ist doch ganz was anderes. Liebe Salzburger, "so load's ma tuat"!
PS: Fächergurke landet - wie immer - im Aschenbecher.

Salat: Marinade ok, frisches Blatt, aber Salat schmeckt noch besser, wenn man ein passendes Geschirr dafür verwendet:
warum ein kleiner, flacher Teller? Auch wenn's "nur" Salat ist - man kann ihn so servieren, dass man nicht bei jedem Gabelstoß damit rechnen muss, dass die Hälfte vom Salat auf das Tischtusch rutscht.

Saibling: Fisch ist frisch und gut. Die Bratkartoffeln lasse ich mir gefallen, den "vergurkten" Blattsalat nicht. Aus einem Gurkensalat wird nie ein Blattsalat, auch wenn man die Gürken feinblättrig schneidet...

Nougatknödel: große Portion, fast nicht zu schaffen. Schmeckt ganz gut, der Knödel landet aber auch kurz im heißen Fett. Wozu? Meiner Meinung nach muss man nicht alles in's Öl schmeißen.

Fazit nach dem erneuten Besuch: nach wie vor gut, das Steinbier ist fantastisch, die beiden Besuche vor zwei Jahren habe ich allerdings speisentechnisch ein bisschen besser in Erinnerung.Weniger anzeigen

Itzlinger Hof

Itzlinger Hauptstraße 11, Salzburg 5020
Itzlinger HofItzlinger HofItzlinger Hof
In diesem Guide weil: Der Gasthof von Elfi Eschke und Reinhard Schwabenitzky. Merkt man gar nicht. Gut essen kann man hier aber!
SpeisenAmbienteService
4. Dez 2012
Zu Gast bei Elfi Eschke und Reinhard Schwabenitzky. Nein, ich bin kein „Promi-Schwein“ oder will mit dem Schauspielerin-Regisseur-Ehepaar kokett...MehrZu Gast bei Elfi Eschke und Reinhard Schwabenitzky.

Nein, ich bin kein „Promi-Schwein“ oder will mit dem Schauspielerin-Regisseur-Ehepaar kokettieren, sondern fand gestern heraus, dass ich vielleicht 300 Meter entfernt vom Lokal zu tun hatte und sich die Gelegenheit einfach mal anbot.

Weder von der quirligen Deutschen noch von Schwabenitzky selbst war irgendetwas zu bemerken, wüsste man es nicht, kommt man in einen Gasthof wie viele andere auch.

Scheinbar wurde der Gasthof mal übernommen und im Detail renoviert und verfeinert, doch die Grundausstattung wie die Schank, der etwas skurrile Kachelofen mit „Säulchen“ und einer Miniatur eines typisch Salzburger Bauernhauses oben drauf gestellt stammt sicher nicht aus der Sammlung der beiden Chefleute.

Die alten, dunklen Holzssessel stammen wohl auch noch aus dem Jahre Schnee, wie auch die lehnenlose Bank.
Die dunkle Holzvertäfelung wurde original belassen, darüber wurden die Wände durch warme Farbtöne ein wenig aufgepeppt, dazu kommen die bunt-erdfarbenen Vorhänge.

Mein Auge erspäht eine Gummiente, die wurde auf dem Holzsims über der Schank platziert und überblickt das ganze Lokal.
Frau Ulknudel Eschke muss wohl gesagt haben:
Mein Quietsche-Entchen, da gehörst du hin!

Zwei junge Damen im Service, freundlich und zuvorkommend, vielleicht ein bisschen zu schüchtern für meinen Geschmack. Lange Diskussionen über Wein und Herkunft wollte ich auch nicht vom Zaun brechen.

Die Karte bietet einen bunten Mix aus Traditionellem (Kalbswiener), Mediterranem (Thunfischcarpaccio und so manchen exotischen Farbtupfer („gebratene Quinoa-Pralinen“).

Ich finde mich irgendwo zwischen Tradition und Mediterran wieder:
Kalbsleberknödelsuppe, Trüffelrisotto mit Pilzen und ein Zwiebelrostbraten mit mitgeschmorten Kartoffeln und Speckbohnen. Na jetzt aber!

Gedeck: Brot (klein, vom Baguette, hell, halbhell – oder halbdunkel?), dazu ein wenig Pesto (fein!), Oliven (mag ich nicht) und Liptauer (Paprika, Gurken...). Vielen Dank.

Ein Gruß aus der Küche: Garnelencocktail mit Kaviar von fliegenden Fischen.
Ganz ehrlich – ich flieg nicht drauf, einerseits das Meeresgewürm war nie auf meiner Speisekarte, der Kaviar in kleinen Perlen macht sich aber ganz wacker. Ja, ich esse es, doch das Gefühl, Würmer zu essen, ist für mich immer noch schwierig – der „siaßlnde“ Geschmack vom Meeresgetier zusammen mit dem sonderbaren Beißerlebnis wird nie mein Freund werden.
Ordentlich abgeschmeckt ist die Sache schon – und es gibt ja noch Leute rund um mich herum, die das sehr wohl mögen. Es ist ja auch nur rein meine subjektive Erfahrung.

Die Suppe kommt – und wie! Schön bernsteinfarben, filtriert? Gemüseallerlei, dünn und rautenförmig geschnitten. Mit Biss! Kein Gemüsegatsch also, wirklich fein, dazu hat der Knödel nicht nur Leber zu bieten, sondern ordentlich Brot und eine interessante Würzkombination.

Das Risotto: jede Menge Pilze rundherum, schön bissfest, ebenso wie die Gemüsedekoration, die allesamt zu überzeugen wissen. Ein Stück Brokkoli, der hellgrüne! Aber selbst der ist auf den Punkt richtig gegart.
Das Risotto selbst ist wunderbar abgeschmeckt, könnte einen Tic weniger kernig sein, trotzdem sehr fein, so löffelt sich’s schön und ungeniert. Dazu der Lardo obendrauf, hauchzart schmilzt er auf dem Reisberg. Gelungen!

Der Zwiebelrostbraten kommt erstaunlich dünn gewalzt daher, sehr intensive Soße (auf neudeutsch „einreduziert“), brave Kartofferl und jede Menge mitgeköcheltem Zwiebel (da hätte man sich den Röstzwiebel obendrauf noch sparen können).

„Darf’s a Dessert sein?“ – „Jo, näxts Moi!“ - Espresso (kein schlechter Hausbrandt) und Grappa (kein übler!), bitte sehr.

Ein süßer Gruß zum Schluss darf sich mit dem Caffè anlegen: ein Kügelchen Haselnusseis. Banal?
Mitnichten – ganz wenig süß, sehr cremig, viel frisch geriebene Nuss, leicht bitter im Anflug, erstaunlich!

Fazit: ein „ganz normaler“ Gasthof (Einzelzimmer um die 55 Euro) ohne jegliche Allüren der prominenten Besitzer. Wirklich gute Küche mit der nötigen Portion Verspieltheit.
Die Portionen sind fast schon zu großzügig, das durfte ich heute wieder wegjoggen…Weniger anzeigen

Bärenwirt

Müllner Hauptstraße 8, Salzburg 5020
BärenwirtBärenwirtAugustiner Weizen allololfrei
In diesem Guide weil: Uriges Gasthaus in Salzburgs ältester Vorstadt Mülln.
SpeisenAmbienteService
17. Sep 2012
Bärenhunger - zu Mittag - in Salzburg. Das Wetter ist prächtig und der Hunger ebenso. Schnell mal am großen Parkplatz neben dem altehrwürdigen A...MehrBärenhunger - zu Mittag - in Salzburg.

Das Wetter ist prächtig und der Hunger ebenso. Schnell mal am großen Parkplatz neben dem altehrwürdigen Augustiner-Bräustübl geparkt.

Doch der gewaltige Altbau neben der Müllner Kirche ist ja erst ab dem späten Nachmittag offen.
Schade. Dazu kommt, dass das feine „Esszimmer“ daneben feine Haubenküche bietet, allerdings keine flexiblen Business-Lunches anbietet. Was tun?

Ersatz ist schnell gefunden.

Der kleine Stadtteil Mülln kann ja als „älteste Vorstadt“ Salzburgs bezeichnet werden.
Der klar von der linken Altstadt abgetrennte Stadtteil ist aber fast ebenso mit wunderschönen Altbauten um das 15. Und 16. Jahrhundert bestückt, vor allem jene, die entlang der Müllner Hauptstraße zu bewundern sind.

Genau dort ist auch der Bärenwirt, gleich neben dem „Antichi Sapori“, welches sich grad noch im Urlaubsschlaf befindet.
Eine urige Stube mit viel Holz und dem obligaten Kachelofen, mein Instinkt führt mich aber direkt raus auf den Balkon auf der Ostseite Richtung Salzach. Kein gewaltiger Ausblick, aber mit gemütlichen Holzbänken und –tischen ausgestattet.

Das 50 Meter weiter produzierte Augustinerbräu wird löblicherweise auch alkoholfrei serviert. Verbleite Beine um die Mittagszeit tun gar nicht gut, es sei denn, man könnte sich den Rest des Tages auf’s Ohr hauen.
Das alkoholfreie Weizen schmeckt aber ohnehin vorzüglich und braucht den Vergleich mit dem Prozentbruder nicht zu scheuen.

Menü:
Es gibt mehrere Menüvarianten, man wählt entweder die Hauptspeise des Tages mit Suppe, oder ohne Suppe, dafür mit Dessert.
Mir war die Suppe an jenem Tag wichtiger, auch wenn die Waldbeeren zum Dessert liebevoll und ironisch als „Bären“ bezeichnet wurden.

Frittatensuppe: Frittaten flaumig, wenn auch nicht ganz mit der Konsistenz à la Oma, von der ich immer wieder schwärme.
Die Suppe lässt aber keine Zweifel über ihre Machart aufkommen. Da wurde mächtig Fleisch verarbeitet. Gut so.

Erdäpfelgulasch – mit Wurst.
Der Saft ist sämig und würzig zugleich, da kommt Freude auf. Schade nur, dass die Wurst relativ groß geschnitten wurde, ebenso die Kartoffeln. Gerade bei den Kartoffeln mag ich es besonders, wenn die Stückerln kleiner sind und die Sauce in sich aufnehmen.
Zufrieden bin ich trotzdem.

Während ich esse, schau ich noch in den Rete.at mobil rein und sehe, dass User Gastronaut hier schon ein denkwürdiges Hendlerlebnis hatte – siehe Bericht. Für die schnelle Mittagspause wäre aber ein Hendl mächtig zu viel – aber ich wird mir die Empfehlung mal zu späterem Zeitpunkt zu Gemüte führen.

Fazit: Suppe und Erdäpfelgulasch um fast unschlagbare 8 Euro. Serviert von einer zünftig gekleideten, mit zartem Salzburger Schmäh ausgestatteter, sympathischer Dame in urig-ländlichem Lokal, fast mitten in Salzburg.
Nächstes Mal dann ein Hendl, allerdings werd ich die Mittagspause dann wohl ein wenig in die Länge ziehen müssen. Soll mir Recht sein.Weniger anzeigen

Brandstätter

Münchner Bundesstraße 69, Salzburg 5020
BrandstätterFrittatensuppeStubenküken
In diesem Guide weil: Eine Haube am Stadtrand in Liefering. Gute, aber nicht restlos überzeugende Vorstellung.
SpeisenAmbienteService
12. Jun 2013
A1 Westautobahn, eine Ausfahrt weiter. Salzburg Mitte. „Der Brandstätter“ ist so einfach wie kaum ein anderes Lokal von der Autobahn aus erreich...MehrA1 Westautobahn, eine Ausfahrt weiter. Salzburg Mitte.

„Der Brandstätter“ ist so einfach wie kaum ein anderes Lokal von der Autobahn aus erreichbar. Einfach mal runter, Richtung Freilassing, nach vielleicht 200 Metern links.
Einparken, „Griaß Gott“, Platznehmen, Essen, trinken. Vielleicht danach auch noch gleich in den Whirlpool und im 4-Sterne-Bett einmümmeln (ab ca. 100 Euro für eine Person und Nacht).

Ein Platz ist schnell gefunden, auch wenn die Stüberln heute allesamt ausgebucht sind. Eine große Gesellschaft, festlich bis elegant-leger gekleidet, spaziert in Richtung Séparée.

Wie schon zuletzt in Bergheim wissen die alteingesessenen „Groß“-Betriebe hier in Salzburg und Umgebung sehr gut, was zumeist ausländische Festspielgäste und Kurzurlauber wollen. Architektur mit verschiedenen „Themen“-Räumen, viel Platz auch in den Vorräumen, ein Stadtplan von Salzburg, ein Tisch mit Broschüren, eine nette Zweierbank mit „Trenn-Reling“ und Aschenbecher. Ja, so was gibt’s auch.

Im Vergleich zu Bergheim geht’s hier aber weit gemächlicher zu, das Service-Team wirkt nicht gestresst, es herrscht aber eine ganz andere Stimmung hier im Haus. Begrüßt werde ich nur von jenen, die auch wirklich mit meinem Tisch zu tun haben (oder haben wollen).
Kleidernorm: irgendwo wieder zwischen Sound of music und Heidi, obwohl: so richtig nehme ich das nur mehr den wirklichen Dorfgasthäusern ab.

Das Trumer Pils (Zitat Biertest im Internet: „ein Trum von einem Pils“) wird rasch und mit ordentlich „Foam drauf“ in Tulpenform gebracht.

Die Karte bringt nicht die ganz großen Überraschungen, hier wird traditionell gekocht, ohne wirklich große Experimente, einzig die Tageskarte experimentiert schon mal mit Fenchel, Flusskrebs, oder Haussulz.
Sonst gibt’s Lammrücken, Wienerschnitzel, Kalbsrahmgulasch, Beuschel, Zander. Die Preise sind für die Kategorie sicher gehoben, aber man darf auf gepflegte Umsetzung von Altbekanntem hoffen.

So sei es:
Aufstrich. Einmal Schnittlauchgervais (schön cremig-krümelig) und einmal – erraten – Liptauer, der 568ste. Vielen Dank.
Brot: Baguette weiß und hell mit Kerndl. Ok, aber sicher keine stehenden Ovationen dafür.
2,20 dafür, 3,20 würde ich gerne zahlen, wenn’s ein wenig origineller wäre.
Schade drum, wenn nämlich nach einer Messerspitze hier und einer Messerspitze dort der Rest stehen bleibt.

Frittatensuppe. Eine ordentlich kräftige Rindsuppe, scheint einen Zwiebeltouch zu haben, hat ordentlich Farbe bekommen, das Aroma geht ein wenig über die reine Fleischsuppe hinaus.
Die Frittaten sind mir persönlich zu dünn geschnitten, man will wohl mit dem Schnittlauch konkurrieren.
Konsistenz fest, das Salzburger Eigenheit mit ein wenig mehr Ei und zarter, gummig-buttriger Machart geht hier ein wenig ab. 4,90 für die kleine Suppentasse.

Ein gefülltes Stubenküken mit Mangold. Laut Service mit einer Knödel-Pilzfülle.
Nicht so ganz: die Pilze (Champignons) sind ein Teil des intensiven Sößchens, die Knödelmasse, schön batzig, guckt allein aus dem Junghendl raus.
Der Name geht übrigens auf die Haltung „in der Stubn“ zurück, normiertes Kampfgewicht nicht viel mehr als ein halbes Kilo.

Das macht den Jungflieger ordentlich zart und saftig, die Haut tut gut, nicht entfernt worden zu sein. - Wie kann man auch darauf freiwillig verzichten?
Mangold: eine Mischung aus rutschig-weich bis bissfest-zäh, Mangold eben, auch wenn mir der kroatische immer noch um ein Eck besser in Erinnerung ist. 29 Euro.

Darf’s ein Dessert sein? Der Topfenknödel mit Marillenröster steht nicht auf der Karte.
Den will ich – und der sollte der unerwartete Hauptdarsteller werden.
„Wird a Wengei dauern!“ – Gut so, ich erwarte mir Hausgemachtes, es möge also dauern, ich habe – wie fast immer – beim Essen die nötige Ruhe und Zeit.

Präsentation in relativ sparsamem Gmundner-Häferl, ein Knödel, gebettet auf dem Marillenröster. Die Marillen sind nur grob halbiert bis geviertelt, und das hat seinen guten Grund. Marmeladenköche schwören darauf, Marillen nur ja nicht zu „z’merschern“, weil sonst das ganze Gewebe aufschlossen wird und die Säure zu prägnant wird. Ein echtes Problem bei Marillen, das man dann nur mehr mit (zu viel) Zucker niederknüppeln kann.

Nicht so hier: wunderbar mit Zimt und/oder Nelken abgeschmeckt, nicht zu süß, aber eben auch ohne die soft unangenehm stechende Säure. Den Röster könnte man getrost auch allein löffeln. Mmm.

Der Knödel schön zart, auf den Staubzucker hätte man gut und gern vergessen können, im Kern vielleicht einen Tic zu weich geraten, vielleicht ist das aber auch hier auch so gewollt. 6,80.

Dazu darf's dann auch ein Achtel sein. Zweigelt aus dem Kamptal, Winzer ist mir entfallen. Kein schlechter Wein, gut temperiert.

„Und, hamm’S den Gnedl bereut?“ – Sicher nicht! - Endlich taut die Dame in zünftiger Tracht "a bissei" auf.

Finale: der sehr milde Decaf von Nespresso. What else? Nix. Auf den Zusatz „corretto“ wird heute verzichtet.

Also: über 52 Euro sind nicht so ganz wenig, da werkelt dann doch die vergleichende Erinnerung in mir. Gut war’s, aber wirklich über der Erwartung blieb nur der wirklich einfach wie geniale Topfenknödel, der wahrlich kein Allerweltsknödel war.
Vielleicht komm ich mal für was Klassisches aus der Pfanne wieder hier her, allerdings wäre ich dann doch gern in einem der gemütlicheren Stüberln. Und wehe, es kommt Liptauer Nr. 569…Weniger anzeigen

Schöne Aussicht

Heuberg 3, SALZBURG / Gnigl 5023
Schöne AussichtSchöne AussichtSchöne Aussicht
In diesem Guide weil: Begnadete Aussicht und gute Küche.
SpeisenAmbienteService
9. Jul 2013
Der Name ist Programm. Die Stadt zu Füßen – und man sitzt erste Reihe fußfrei. Vorweg also: eine schönere Aussicht über fast die ganze Stadt ...MehrDer Name ist Programm.

Die Stadt zu Füßen – und man sitzt erste Reihe fußfrei.
Vorweg also: eine schönere Aussicht über fast die ganze Stadt ist – bei Speis‘ und Trank – in Salzburg kaum zu bekommen. Und das zu Tarifen, die nicht wirklich unverschämt sind für Salzburger Verhältnisse.

Dabei stehen am Heuberg hoch über dem östlichen Stadtteil Gnigl so einige schicke Häuser, die wohl auf den teuersten Gründstücken der Stadt stehen dürften.

Also rauf auf den Heuberg – und einen Platz unter der mächtigen Markise genommen.
Das Panorama ist enorm: im Vordergrund der hauseigene Pool, dahinter eine frisch gemähte Wiese, im Hintergrund breitet sich die Stadt Salzburg aus: Gnigl, Aigen, in der Mitte der Kapuzinerberg mit dem Franziskischlössl (auch ein Restaurant, allerdings am Abend zu), Schallmoos, die Linzer Gasse, die Müllner Kirche. Nur die linke Altstadt muss man hinter dem Kapuzinerberg „erahnen“.

Dahinter türmen sich gewaltige Berge auf: die Schönfeldspitze und das Steinerne Meer, der mächtige Untersberg – und dahinter Frau Watzmann mit ihren Kindern. Herr Watzmann spitzelt gerade noch hinter dem Untersberg hervor. Für Bergfreunde ein Muss, hier zumindest mal seinen Blick schweifen zu lassen.

Die mit hellem Dirndl gekleidete Dame fragt nach Aperitif-Wünschen und überreicht die Karte.
Eine sehr schüchterne Kollegin bringt Thunfischcreme und Brot, beim ersten wie auch beim zweiten Besuch.
Grundsätzlich sehr aufmerksames und freundliches Service.

Tag 1: Frittatensuppe mit ausreichend schmackhafter Brühe und ebensolcher Einlage. Beides gehört zwar nicht in die Kategorie „Omas beste“, aber ich bin soweit zufrieden. Frischer Schnittlauch.

Ausgelöstes Backhendl mit Kräuterkartoffeln und Vogerlsalat. Ausgelöst ist irgendwie wie Automatik beim Autofahren: eigentlich mag ich’s handfester, die „Fiesloaweit“ gehört irgendwie dazu.
Jammern darf ich allerdings nicht, die Paniere ist goldgelb, das Fleisch zart, keine verdächtigen Gerüche. Die Bratkartoffeln sind mit einer Art italienischen Kräutermischung mariniert worden, schmeckt neu, aber gut. Der Vogerlsalat dürfte ohne weiteres auch ambitionierter mariniert sein, auch wenn er sich den Teller mit dem losgelösten Geflügel teilen muss.

Kaiserschmarren, hier nennt er sich „Kaiserlicher Hüttenschmarrn mit gerösteten Mandeln, Rum-Rosinen und Zwetschgenröster“: riesige Portion riesiger Pölster, die man kaum bewältigen kann. Sehr zart, die Mandeln funken ein wenig dazwischen. Noch besser wäre er ohne den massig verstreuten Puderzucker gewesen.

Tag 2: eine sehr empfehlenswerte exotische Cremesuppe mit Apfel. Ich gehöre zu den Menschen, die selbst bei Sonnenschein und 30 Grad Suppe essen müssen. Um die dabei auf- bzw. austretenden Schweißperlen kümmert sich der fruchtige Riesling aus Niederösterreich (Traisen- oder Kremstal, ich weiß es nicht mehr).
Saibling auf der Haut gebraten, mit Beluga Linsen, kandiertem Salzburger Speck und Safranschaum.
Auf den einheimischen Fisch freue ich mich jedes Mal besonders, hier werde ich ein wenig enttäuscht. Zwar funktioniert Gargrad und Hautkruste besonders gut, allerdings können selbst die Linsen den deutlich zu hohen Salzgrad auch nicht abpuffern. Kein Zweifel, da braucht man den schön glasigen Speck noch weniger. Schade auch: der heißgeliebte Safranschaum wird in Windeseile von Linsen und Kruste absorbiert. Jo wo is‘ er denn?

Dazu passt dann leider auch der falsche Wein: auf die im Vorbeigehen gestellte Frage nach einem weiteren Glas Riesling antworte ich „nein, ich werde jetzt wohl einen Roten nehmen“. Dies wird leider zu wörtlich genommen und man bringt mir ohne weitere Nachfrage auf die Sorte den einfachen roten Hauswein im kleinen Glas. Der geht samt deutlichem Weinfehler glatt retour.

Die Dame bringt allerdings rasch Ersatz in der Form einer Cuvée (Carnuntum, wenn ich mich recht erinnere) im passenden Glas.

Versöhnlich dann die wirklich gelungene Dessert-Empfehlung ihrerseits: eine verspielte Variante, mit Erdbeeren umzugehen: ein wirklich formidables Erdbeereis, cremig wie aromatisch allererste Sahne. Die Teigunterlage ist nicht fad, kein üblicher „Karton“, sondern anregend krachend knusprig und gut.
Geschmacksache, aber erfrischend anders: der Erdbeercocktail mit Wodka. Nasdrovje!

Der frühe Abend klingt aus – und das Gläschen mit der tiefroten Cuvée darf die ebensolche Sonnenuntergangsstimmung bis zum Salzburger Lichtermeer begleiten.


Fazit: gute Küche mit der einen oder anderen Portion Luft nach oben. Freundliches, persönliches Service mit Ambition und verzeihbaren kleinen Schwächen, die sofort korrigiert werden.
Über die Location gibt’s glaube ich keine zwei Meinungen: eine wirklich wunder-„Schöne Aussicht“.Weniger anzeigen

Café Restaurant Wasserfall

Linzer Gasse 10, Salzburg 5020
Café Restaurant WasserfallCafé Restaurant WasserfallKürbis-Karotten-Ingwer-Suppe
In diesem Guide weil: Routiniert italophile Adresse in der unteren Linzergasse.
SpeisenAmbienteService
8. Jän 2014
Zweimal Abendessen in Salzburgs „rechter“ Altstadt. Das römische „Juvavum“ deckt sich ja mehr oder weniger mit dem, was heute die „linke Altsta...MehrZweimal Abendessen in Salzburgs „rechter“ Altstadt.

Das römische „Juvavum“ deckt sich ja mehr oder weniger mit dem, was heute die „linke Altstadt“ darstellt.
Die Gebäude rechts der Salzach sind aber kaum weniger schön und zum Teil abenteuerlich in die steilen bis zuweilen senkrechten Flanken des Kapuzinerberg hineingebaut worden.

Geht man vom „Platzl“, dem Zentrum der rechten Altstadt, die Linzer Gasse hinauf, kann man nach wenigen Metern rechts auf den Kapuzinerberg gehen, sollten die steilen Stufen der Imbergstiege gar zu anstrengend sein.
An eben dieser Ecke ist das Café Restaurant Wasserfall, das in seinem Logo selbstbewusst den italienischen Untertitel „Ristorante Cascata“ verwendet.

Der Wasserfall, die italienische Cascata – ist wörtlich zu nehmen. Im ganzen Lokal blubbert und gurgelt das Wasser, das tatsächlich durch das Lokal fließt.
Das schöne Gewölbelokal steigt stark an, je weiter man in die hinteren Räume vordringt. Dabei überwindet man mehrere Stufen in Form großer mehr oder weniger quadratischer Steinplatten aus typisch Veroneser Marmor.
Hier wäre vielleicht von Anfang an an Familien mit Kindern zu appellieren: Vorsicht, kleine krabbelnde Kinder könnten die 20 Ebenen des Lokals zum Verhängnis werden, pritscheln oder gar baden dürfte auch verboten sein!

Vor und nach Weihnachten ist das Lokal auch schon frühabends (18:30) gut besucht, Weihnachtsfeiern und großzügige Damenrunden füllen das Lokal, für mich scheint der obligate Zweiertisch allerdings immer frei zu sein.
Eine nette Dame, ein netter Herr. Sehr flott unterwegs, dezent freundlich, sachlich, wie der sprichwörtliche Wasserfall redet man hier nicht.

Das Gewölbe stimmig mit geschickter Beleuchtung, röhrenförmige Weinziegel an der Wand, schön weiß gedeckte Tische. Preislich ist das Lokal sagen wir mal festspieltauglich, die zwar strapazierfähigen Papierservietten sind es aber meiner Meinung nach nicht.

Karte: Zuppe, Carpacci, Pasta, Insalate, Pesce, Filetti. Man präsentiert sich italophil, bemüht um authentische Schreibweise und Präsentation.

„Crema di Zucca-Carota-Zenzero con Prosciutto“ (5,00) - eine
Kürbis-Karotten-Ingwersuppe mit Schinken. Schön schaumig, angenehm abgeschmeckt und mit steirischer Kerndl-Dekoration geschmückt.

Carpaccio alla „Piemontese“ (12,50) – vom Milchkalb mit Trüffelöl mariniert & Parmesan.
Hebt sich vom Durchschnittscarpaccio hierzulande ab, also kein mikrometerfeines „Halbgefrorenes“, das nach Schmelzwasser schmeckt, sondern ein wirklich braves Kalbscarpaccio, das wie versprochen ein bisschen trüffeln darf.
Der Beiname „alla piemontese“ ist aber eine doch sehr hohe Messlatte, die Albeser Carpacciotradition ist dann doch noch „mille miglia“ von der Salzburger Interpretation entfernt.

Tortelloni ai Porcini al Tartufo (12,00) – auch hier wird getrüffelt, auch wenn ich die große Euphorie um die frisch gehobelten Knollen nicht ganz nachvollziehen kann. Eingelegt worin auch immer kann den Knollen der Trüffelgeschmack erst wirklich herausgekitzelt werden.
Die Tortelloni selbst sind idealtypisch gekocht, wenn auch nicht hausgemacht – der exklusive Zulieferer braucht sich nicht zu verstecken.

Fast ein bisschen zu geil – die Sauce. Cremig und trüffelig, könnte man ein wenig mit dem Schlagobersbecher sparen. Trotzdem – ich mutiere zum Brotvernichter und mache die in Italien mancherorts nicht gern gesehenen „scarpette“.

Insalata: auf Wunsch nur Blattsalate, schön frisch und großzügig portioniert, die Marinade reichlich, Säure präsent, die Süße den Salzburgern geschuldet auch. Schmeckt.

Dolce: „Semifreddo di Marroni e Cioccolata“ (7,50) – das Parfait mit hausgemachtem Himbeerspiegel.
Cremig-krümelig, die sonst prägnante Säure der Himbeeren piekst nicht auf der Oberlippe.

Emulgatori: ein heimischer, junger Riesling - klassisch mit feiner Säure aber wenig Tiefgang, der Blaufränker DAC vom Mittelburgenländer Kartoffelacker recht kräftig, passt zur Nachspeis‘.

Fazit: gut besuchtes, für kleine oder mittelgroße Feierlichkeiten passendes Lokal mit tadelloser, italophiler Küche. Der ganz große Jubel bleibt zwar aus, aber die Erwartungen wurden erfüllt, Enttäuschungen blieben aus.Weniger anzeigen

Pan e Vin

Gstättengasse 1, Salzburg 5020
Pan e VinPan e VinGedeck
In diesem Guide weil: Bistro (EG) und Restaurant (1. Stock). Gute Küche, nicht billig, Musik bringt Atmosphäre in das nüchterne Lokal.
SpeisenAmbienteService
8. Nov 2013
Gleich vorweg: Gummiringerl – wie mein Vorredner – hab ich keins im Essen gefunden. Ganz ohne Pannen lief der Besuch im Bistro des Pan e Vin trot...MehrGleich vorweg: Gummiringerl – wie mein Vorredner – hab ich keins im Essen gefunden.
Ganz ohne Pannen lief der Besuch im Bistro des Pan e Vin trotzdem nicht ab, was ich allerdings mit einem gewissen Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen konnte.

Ich wollte nach einer durchwachsenen Salzburg-Woche doch noch mal in die Altstadt.
Schön ist sie ja, darüber kann man denken wie man will. Die alten Häuser, die sich an den Mönchsberg schmiegen, sind wunderbar herausgeputzt, fast schon zu schön, um wahr zu sein. Aber sie sind nun mal echt – und nicht einfach nur Kulissen für die Salzburger Festspiele.

In der Gstättengasse, kurz vor dem Gstättentor ist das Pan e Vin. Bistro im Erdgeschoss, Restaurant im 1. Stock.
Pasta all’arrabbiata, Linguine mit Eierschwammerl, Maishendlbrust, Antipasti, für einen kurzen Abend reicht mir die Bistrokarte aus. Für’s Restaurant würde ich mir gern mehr Zeit lassen, mir ist aber gerade eher nach einfach und gut essen, nicht mehr und nicht weniger.
Es handelt sich also wie bei meinem Vorredner um das Bistro, nicht um das Restaurant darüber, die Küche ist aber natürlich dieselbe.

Fünf oder sechs kleine Tische müssen genügen. Tun sie auch, heute ist es relativ ruhig im Haus, zu ruhig, man hört gerade mal das leise Summen irgendeines Gerätes, wahrscheinlich die Kühlung für die in der Vitrine ausgestellten Antipasti.
Ein „Hochtisch“ mit durchgehender Sitzbank. „interio“-artige Platzsets.

Gedeck kommt zu Tisch. Knuspriges Baguette im Körberl, eine Riesenportion Pesto. Reicht für mindestens vier Personen. Ich sage dem netten Herrn, er möge beim nächsten Mal „sparen“, schade um die gute Ware, die fast zur Gänze in den Ausguss geht.

Die Bestellung wird entgegengenommen und per Telefon einen Stock nach oben weitergegeben.

Ein bisschen Musik? Der Herr hat die glänzende Idee.
„Sie werden nie erraten, von wem das ist. Die Platte ist gerade mal ein Jahr alt.“
Platte. Keine CD. Jazziges, Gemütliches. Von Sir Paul höchstpersönlich, kaum zu glauben!

Die Maishendlbrust wird serviert. Mit fein aromatischem Püree und knackigem Gemüse:
so muss man Brokkoli zubereiten, eine nicht zu verachtende Kleinigkeit, die ich in meiner Küche so sicher nicht hinbekomme. Fakt.
Den Spargel ignoriere ich, schade drum, dafür dürfen schön bissfeste Karotten und Erbenschoten ran.
Das Fleisch ist gut gebraten, zart, außen mit einer knusprigen und doch molligen Haut, das Sößchen ist fein, unaufdringlich. Ca. 18 Euro.

Vino: „Lugano“ (sic!) von Ottella. Weit besser, weit fruchtig-saftiger als der nicht weit entfernt beheimatete Cà dei Frati. Geht doch. Bissi zu kalt, das Glas läuft sofort milchig an. 4,80.

Sir Paul geht die Luft aus. Der nette Herr legt Joan Baez auf, lauter Dylan-Songs.
„Schade, dass sie sich viel zu früh weggekifft hat!“ Aber singen kann sie.

Empfehlung des Hauses: Topfen-Heidelbeerschmarren. Serviert mit einer anonymen Kugel Vanilleeis. Schaumig-breiige Konsitenz, nicht wirklich schlecht, das Thema Topfen-Heidelbeer kann aber geschmacklich da und dort auch mehr, zumindest sagt mir das meine Erinnerung samt Erwartungshaltung. 8,60.

Kleiner Nachtrunk: Ottellas zweiter Streich: die voluminöse Cuvée „Gemei“ mit Cabernet sauvignon und wohl auch der einen oder anderen typischen Valpolicella-Traube , auf der Karte wieder mit Schreibfehler als „Gemel“. Verstehe ich sowieso nicht, warum so viele Lokale ihre Weine auf Karte und/oder Rechnung immer wieder falsch benennen.
Kleiner Fauxpas: das Glas dürfte zuvor für Marillennektar o.ä. mißbraucht worden sein – der Geschirrspüler durfte zwar eindeutig ran, doch von Sauberkeit ist das Glas so weit entfernt wie Salzburgs Schnürlregen von südlicher Sonne.

Sofort wird aber das Glas gegen ein neues getauscht, nicht auffallen wollen aber Staub und Brösel auf der „Schulter“ der eigentlich hübschen Wasserkaraffe. Ich hatte ja zuerst selbst nicht genau hingesehen, aber warum ihm das nicht auffällt, bzw. wie eine solche Karaffe unbemerkt im Regal landen kann?
Sollte nicht passieren - manche Wirte verbringen fast die ganze Zeit hinter der Bar, um Gläser zu polieren – nicht ohne Grund.

Fazit: einfaches, wie überzeugendes Hauptgericht, insgesamt gute Küche im etwas nüchternen Bistro. Sympathischer, ruhiger Zeitgenosse im Lokal mit gutem Ohr für gute Musik und vielleicht ein wenig fehlendem Auge für’s (nicht unwichtige) Detail.Weniger anzeigen

Café Konditorei Fürst

Brodgasse 13 (Alter Markt), Salzburg 5020
In diesem Guide weil: Schon als Kind habe ich dort Kakao geschlürft.

Der Stadtwirt

Schwarzstrasse 10, Salzburg 5020
Der StadtwirtDer Stadtwirt
In diesem Guide weil: Schnitzel, Tafelspitz und St. Iegl.
SpeisenAmbienteService
22. Apr 2011
Erster Besuch beim Stadtwirt. Die Lobhudeleien von den Bewertern unter mir waren ein Grund, um mal der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen. ...MehrErster Besuch beim Stadtwirt.

Die Lobhudeleien von den Bewertern unter mir waren ein Grund, um mal der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen. Was ist dran an all den tollen Bewertungen?

Zuerst mal das Service: keine wirkliche Kritik, die Tatsache, dass das Kalbsgulasch aus war, ist zwar betrüblich, aber was Gutes kann ja auch mal gut und gern aus sein, schließlich muss der Gulaschtopf nicht "sicherheitshalber" für 500 Leute reichen.

Das Ambiente ist recht einladend, von den interessanten Einfällen des Wirts samt Open Stage und irgendwelchen Ratespielen habe ich zwar an jenem (ruhigen) Abend noch nichts erlebt, aber ich werde sicher nochmal vorbeischauen.

Essenszeit: Die Kaspressknödelsuppe interessierte mich mal besonders. Keine wirklich schlechte Suppe, vor allem der Knödel hat's mir angetan, herzhaft und gut. Aber die Suppe gibt Anlass zur Kritik: der Duft ist eindeutig "Gasthaus", das kenne ich von anderswo besser. So genannter Gasthaussuppenduft ist eine Art "Maggi"-Duft, der in einer echten Rindsuppe nicht drin ist. Für fast immer 5 von 5 Punkten fürs Essen ist mir das hier Gebotene viel zu wenig.
Da kommt ein wenig der Verdacht auf, einer der Bewerter ist selbst der Chef. Wenn ja, dann hat er sich gut getarnt....

Der Tafelspitz: Das Fleisch kann sich sehen lassen, da gibt's nicht wirklich viel zu bemängeln, die Kartoffeln waren mir ein wenig zu fettig, aber auch noch in Ordnung. Die Schnittlauchsauce kommt mir ein wenig zu banal und "Allerweltsschnittlauchsaucen"-artig daher. Vielleicht aber auch, weil ich die Schnittlauchsauce zum Tafelspitz weniger mag.
Der Spinat: meiner Meinung nach zu wenig abgeschmeckt, wirkt ein wenig wie Auftauspinat, den man nach dem Auftauvorgang kaum mehr verändert hat, sprich kaum gewürzt oder verfeinert hat.

Immerhin: Das St. Iegl hat mich nicht enttäuscht.

Alles in allem wurden hier die hohen Erwartungen dank der Bewertungen zuvor sicher nicht erfüllt. In Wien (bin kein Wiener) habe ich in den Beisln Tafelspitze der Extraklasse erlebt, da kann der Stadtwirt nicht wirklich mithalten, auch wenn das Fleisch ok war. Die Suppe kam allerdings (natürlich) vor der Hauptspeise, und die hat sofort durch den Geruch enttäuscht.

Trotzdem komm ich wieder und werd das eine oder andere noch kosten.Weniger anzeigen

Zum fidelen Affen

Priesterhausgasse 8, Salzburg 5020
Zum fidelen AffenTafelspitz mit WurzelgemüseGulasch mit Knödel
In diesem Guide weil: Uriges Gasthaus in der "Rechten Altstadt".
SpeisenAmbienteService
22. Mai 2012
Spaziergang in Salzburgs „Rechter Altstadt“. Während die „Linke Altstadt“, also am linken Salzachufer gelegen, touristenmäßig alle Stückeln spiel...MehrSpaziergang in Salzburgs „Rechter Altstadt“.
Während die „Linke Altstadt“, also am linken Salzachufer gelegen, touristenmäßig alle Stückeln spielt, ist die andere Seite historisch gesehen „jünger“, obwohl auch hier Gässchen mit über 700 Jahre alten Bauten zu finden sind.

Über die Schönheit der Stadt Salzburg wird und wurde ja viel geschrieben, ich für mich hatte einen wunderschönen Spaziergang in der „weniger“ berühmten „Rechten Altstadt“ zwischen Steingasse, Linzer Gasse und dem Kapuzinerberg.
Zeit sollte man allerdings schon haben, denn der Kapuzinerberg mit seinem Basteiweg, als Laufstrecke genutzt wie das Klagenfurter Kreuzbergl, ist fast schon eine anspruchsvolle Bergwanderung. Vor allem dann, wenn man den Fehler macht, vorher zu essen und nicht nachher.

Und das geht so: In der Priesterhausgasse, Nebengasse der Linzer Gasse, befindet sich das Gasthaus zum fidelen Affen.
Da ein nahe gelegenes Lokal an jenem Abend eine geschlossene Gesellschaft bewirtete, nahm ich die Gelegenheit beim Schopf und fragte bei den Nachbarn um einen Platz, in Erinnerung an die Bewertungen von Gastronaut und Harleypaule.

Der gemütliche Gastgarten war fast voll, der urige Innenbereich füllte sich nach meiner Ankunft ziemlich schnell. „Reserviert“-Schilder waren fast überall vorhanden, das Haus scheint also recht begehrt zu sein.
Der Chef (?) versprach mir sofort einen Platz, musste aber improvisieren. Mein Tisch war Teil einer Reihe von Tischen, die um halb 8 zu einem zusammen geschoben werden sollten. Reserviert für 17 Personen, „Red Bull“. Aha, mit Herrn Mateschitz hatte ich keinen Termin, aber bis zu diesem Zeitpunkt sollte ich ja eh schon am Kapuzinerberg sein.

Doch bis dahin sollte es so manches kleines Hindernis geben. Immerhin, das Weizen kam vom Fass und dementsprechend süffig-frisch auf den Tisch.
Die Speisekarte bietet unter anderem die so genannten „Affenklassiker“, darunter Innviertler Knödel, das „Affen“-Steak (nein, vom Rind), sowie Gulasch und Tafelspitz. Letztere auch als kleine Portionen.

Das finde ich natürlich praktisch und bestelle mir zuerst den Tafelspitz und danach das Gulasch.
Da ich das aber zugleich bestelle, kommt es auch – ja – zugleich. Man entschuldigt sich für den Irrtum und verschwindet wieder mit dem Gulasch. Man hätte gedacht, es käme noch ein/e Zweite/r dazu.
Nein, das möchte ich schon alleine essen. Heute teile ich nicht.

Der Tafelspitz kommt also daher. Hoppla, kein Besteck. „Bitte a Werkzeug!“ Man entschuldigt sich wieder für den Ausrutscher und bringt eilends ein Tellerchen mit Besteck drauf. Jetzt kann’s losgehen, immerhin ist die erste Hauptspeise noch nicht kalt.
Fleisch geht halbwegs in Ordnung, ähnlich kernig wie das Weiße Scherzl, aber ok. Die Röstkartoffeln sind brav, nur das Wurzelgemüse oben drauf war wohl eher im bloßen Wasser gekocht worden, wenn auch ausreichend bissfest.

Das Gulasch versöhnt dann dafür wieder meinen Gaumen. Und es ist offensichtlich nicht jenes, das zuvor zu früh gebracht worden war.
Zwar kommt es an meine Wiener Erfahrungen nicht ganz heran, ist aber ausreichend fruchtig und gehaltvoll, vor allem ist es nicht zu Tode reduziert worden. Knödel nicht hart, lasse ich mir gefallen!

Erste Zusammenfassung: uriges Gasthaus mit mehr oder weniger routinierten Klassikern, Service ist gut und vor allem freundlich, wenn auch die kuriosen Ausrutscher schon mal nerven können. Man entschuldigte sich aber ehrlich und mit einem Schuss Selbstironie, was mir dann auch wieder gefällt. Eilig hatte ich’s ja nicht, soll man ja auch nicht haben beim Essen. Und – Servicekräfte sind auch nur Menschen, und Menschen machen ja auch mal Fehler.
Was aber sicher sinnvoll wäre, wenn man den Servicekräften gerade bei stressigen Tagen gewisse Bereiche zuteilt (innen/außen, links/rechts etc.), damit es nicht zu Missverständnissen kommt.Weniger anzeigen

Die Weisse

Rupertgasse 10, Salzburg 5020
Die WeisseDie WeisseDie Weisse
In diesem Guide weil: Mittags wie abends gerammelt voll. Im Sommer fließt das Bier umso schöner unter den Kastanienbäumen.
SpeisenAmbienteService
28. Apr 2011
Vorweg: wer Massenabfertigung nicht aushält, ist hier falsch. Aber beliebte Lokale sind auch oft ordentlich voll. "Die Weisse" ist so ...MehrVorweg: wer Massenabfertigung nicht aushält, ist hier falsch.

Aber beliebte Lokale sind auch oft ordentlich voll. "Die Weisse" ist so ein Lokal. Für das hauseigene Bier lohnt es sich aber schon mal, hierher zu kommen. Der große Gastgarten tut es auch. W wenn man hier mal die Besucher zusammenzählen würde, dann würde wohl eine stolze Zahl zusammenkommen.

Trotzdem behält das Servicepersonal halbwegs die Übersicht, auch wenn schon mal jemand aus der Küche kommt mit einem Teller in der Hand, "wer hot des Bratl vo eich bstööt?"

Nicht so schlimm, bei dieser Masse von Leuten ist es noch erträglich.

Essen: Schweinsbraten, Weißwurstgröstl, Innviertler Knödel, usw. Alles in routinierter Qualität, wenn auch nicht Extraklasse. Aber erinnern wir uns: wir sind hier in einem Großbetrieb, das Essen ist ok, das Bier extrem süffig und die Stimmung sehr einladend. Für einen gelungenen Biergartenabend mehr als empfehlenswert.Weniger anzeigen

Rochushof

Rochusgasse 6, Salzburg 5020
In diesem Guide weil: Mittagsmenü im Biomarkt. Dazu ein großer Verkaufsraum für klassische Bioprodukte wie etwa von Sonnentor und jene von gut 5 Partnerbetrieben aus der Region (Fleisch, Milch, Brot).

BioBurgerMeister 2

Linzergasse 54, Salzburg 5020
BioBurgerMeister 2BioBurgerMeister 2Bio-Hanfburger
In diesem Guide weil: Wenn schon Burger, dann wenigstens mit guter Grundware. Sogar vegan ist hier möglich.
SpeisenAmbienteService
11. Dez 2013
Salzburg heißt ab sofort Salzgurk. Ich habe in die Gurke gebissen. Tatsächlich. Doppelte Premiere: neben zuvor erwähntem lingualen Zwischenfall ...MehrSalzburg heißt ab sofort Salzgurk. Ich habe in die Gurke gebissen. Tatsächlich.

Doppelte Premiere: neben zuvor erwähntem lingualen Zwischenfall ist der Besuch eines Burger-Schnellimbisses etwas, was ich in all den über 3,5 Jahrzehnten nie gemacht habe. Bis zum heutigen Tag.

Meine zweirädrige Prinzessin bringt mich in die Linzer Gasse, der beschaulichen Altstadt-Flaniermeile fern von Getreidegasse und Domplatz.

Die „BioBurgerMacher“ haben einen hohen Anspruch. Fast food dauert hier inklusive höflicher Bitte zumindest fünf Minuten. Der Erfolg scheint den McBiofritzen Recht zu geben, nach der Filiale in Mülln am anderen Ufer jetzt auch hier in der „rechten Altstadt“.

Erhöhte Tische und Bankerln links und rechts, daneben übermannshohe Tafeln mit dem Burgerangebot, welches nicht zu knapp ist. Vor allem ist eine der beiden Tafeln komplett vegetarisch bzw. sogar vegan.
Der Kühlschrank mit demeter-Bier (Brauerei Gusswerk, no na), Bionade & Co. ist da fast schon das logische Amen im biologischen Gebet.

Personal wie Gäste scheinen irgendwie auf einer Welle zu sein: modische Langbärte, Retrobrillen, ungeschminkte junge Frauen, die sich über Theater und Gummistiefel unterhalten.
Eine junge Ordensschwester betritt das kleine Lokal. Halleluja! Der McHoly steht aber nicht auf der Karte. Euer Merkwürden darf aber hier ganz biologisch und nachhaltig sündigen.

Zum Beispiel mit dem Bio-Hanf-Burger – mit Gemüselaibchen, Hanfschrot, rohem Blaukraut und Chillisauce.
Die Burger mit Gurke und Tomate auf der Karte werden verschmäht.
Was aber nicht heißt, dass die beiden unsäglichen Teilnehmer nicht im Burger zu finden gewesen wären...

Für nicht ganz 6 Euro landet also ein stattliches Laberl am Pappteller. Schon jetzt runzelt sich meine Stirn ob der alles andere als handlichen Angelegenheit. Eine Strategie wird entwickelt.

Man nimmt also den Burger in beide Hände. Während man versucht, die beiden Brothälften so zusammen zu quetschen, um vorne bequem reinbeißen zu können, klappt die hintere Hälfte so auseinander, dass die Blaukrautfetzen rausfallen und die Sauce auf die Hose tropft.

Also nochmal von vorn, diesmal wird die hintere Hälfte des Laberl zusamengedrückt, dadurch geht die vordere Hälfte auf wie ein Großmaul – und mein eigenes, etwas kleineres Großmaul hat plötzlich keine Möglichkeit mehr, von dem unpraktischen Ding abzubeißen. Immerhin offenbart sich jetzt der ganze Inhalt meines Hanfburgers: Tomatenscheiben und Gurken.

Hatte ich die bestellt? Waren die auf der Karte? Egal, raus damit. Immerhin – es handelt sich hier um Salzgurken, der ganz widerliche Essigstich wabert mir also nicht entgegen. Trotzdem graust’s mir und es kann erst weitergehen, als scheinbar alles entfernt ist, was für mich ungenießbar ist.

Was ich aber nicht bedacht hatte: die Schicht unter dem Gemüselaibchen verbarg noch ein Paar Stückchen Salzgurken, die ich allerdings erst beim saftigen Reinbeißen bemerkte. Nach dem zweiten Gurken-Fauxpas kann’s dann aber endlich weitergehen.

Zu den organoleptischen Fakten: Burgerbrot schön gebacken, weich, aber nicht gummig, sondern eindeutig frisch, sieht jedenfalls auch schon mal ganz anders aus als diese mickrigen, sonderbar glänzenden Schrumpfburger von McWürgerking.

Die Saucen (sehr feine Chilisauce mit ordentlich Pepp) werden hier hausgemacht, selbst angerührt und in Flaschen geshakt.
Ebenso die Gemüselaibchen – kein Convenienceprodukt! Das knackige Kraut, sofern’s beim Beißen nicht rauspurzelt, ist knackig und frisch.

Also insgesamt – für Fastfood-Fans, die endlich mal auch Qualität haben wollen – eine sehr interessante Alternative.
Ich persönlich werde wohl nie ein Burgerfan werden, so ein unpraktisches Essen ist für mich einfach kein befriedigendes Erlebnis, dabei ist die Sache mit der Gurke und der Tomate ja im Grunde genommen vernachlässigbar.

Aber: gibt's irgendwo Kurse à la "Wie esse ich einen Burger"? Vielleicht werde ich ja dann eines Tages noch zum McXperten.Weniger anzeigen

Brauhaus Fürbergs

Fürbergstraße 36, Salzburg 5020
In diesem Guide weil: Braugasthaus mit Hirterbier. Und das in Salzburg!
SpeisenAmbienteService
7. Nov 2013
Wo läuft in Salzburg abends Fußball am Großbildschirm? Und wo bekommt man dazu auch was Warmes dazuserviert? Man umkurvt den Kapuzinerberg in R...MehrWo läuft in Salzburg abends Fußball am Großbildschirm? Und wo bekommt man dazu auch was Warmes dazuserviert?

Man umkurvt den Kapuzinerberg in Richtung Salzburg süd und – entdeckt ein kleines, aber untrügliches „Sky“-Symbol am Dach des Braugasthauses Fürgbergs. Schnell umgedreht, da schon an der Einfahrt vorbeigezuckelt, eingeparkt und „eingecheckt“.
Interessant war im Fürbergs aber nicht die Tatsache, vor vier Großbildschirmen ein Programm verfolgen zu können, sondern vor allem ein Detail, das sich wie ein roter Faden durch zwei Abende zog:

Erster Kellner, beim Einstellen der Fußballübertragung im kleinen Fußball-„Pavillon“.
Der Kellner schaut mich an.

„Grüß Gott!“
Ich grüße zuerst.
Er grüßt zurück - „Bitte sehr?“ - und ich bestelle gleich ein kleines 1270er – hier gibt’s also Hirterbier, stell dir vor!

Erste Kellnerin: „ein Seiterl!“
– Ich grinse: „Halloo!“
„Äh, hallo!“

Zweite Kellnerin: „Hom’S scho wos ausgsuacht?“
– Ich lächle: „Grüß Gott!“
„Jo, griaß di!“
– „Kasnockn bitte, nur mit grünem Salat.“

Zweiter Kellner: „Marlboro light?“
– Ich grüße freundlich: „Guten Abend! Na, i rauch net!“
„Ah!“ – und der Herr mit dem Packerl Zigaretten spaziert zum nächsten Tisch.

Was sagt uns das? Ich bin kein ständiger Rumnörgler, aber vier Leute im Personal schaffen es nicht, einen Neuankömmling einfach mal zu begrüßen, bevor sie irgendetwas anderes sagen, servieren oder abservieren, was auch immer.
Kellner Nr. 1 war übrigens der einzige, der am 2. Tag grüßend zu Tisch kam. Allerdings auch erst in Minute 75 der Live-Übertragung, von Minute 50 an saß ich tatsächlich allein im Pavillon. Wie ist das möglich?
Nicht dass die Angestellten hier unfreundlich gewesen wären – sicher nicht. Aber hier sollte sich der Besitzer mal mit allen Angestellten über das Thema „Kommunikation mit dem Gast“ auseinandersetzen.

Im Hause Fürbergs gibt’s jede Menge Arbeit, die Herrschaften haben wirklich zu tun, gar kein Zweifel, aber für ein Hallo oder Grüß Gott sollte doch immer zuerst mal Zeit sein, oder verlange ich wirklich so viel?
Woanders geht das ja auch, ganz nach dem Motto „Griaß di! Host du scho wos b‘steiit?“. Eben!

Ach ja, ich habe ja auch gegessen: Kasnocken – zwar keine wirklich echten Pinzgauer Kasnocken, doch selbst im Flachgau sollte man ein bisschen mehr Pepp in das kleine Landesheiligtum im Pfandl bringen. Irgendwie ein bissi fad, die Niespulver-Menage bringt wenig Abhilfe, der Käse zu „kross“ angebraten, so gar nicht würzig und sich kaugummiartig in alle Richtungen verziehend.
Und: Röstzwiebel scheinen offensichtlich nur zuhause wirklich gut zu schmecken.
Warum eigentlich? Weil sie vielleicht aus dem 5kg-Aromaschutzbeutel kommen?
Schade! Ich will wieder mal nach Mittersill!

Tag 2: Blunzengröstl mit Sauerkraut – eigentlich nicht schlecht, aber mit beträchtlichem Salzgehalt, so dass weder das alkoholfreie Weizen noch das Sauerkraut Abhilfe leisten konnten.

Salat: Eisberg ist günstig im Einkauf – kann man ein paar Cent drauflegen für einen schönen, knackig-frischen Blattsalat? Ich zahl den Aufpreis gern – zaubert unbewusst, aber doch eine gewisse Zufriedenheit ins Antlitz. Auch wenn’s nur um essenstechnische Begleitung eines Champions-League-Abends geht.

Fazit: wenn man so will, ein „typisches“ Biergasthaus auf zwei Ebenen, jede Menge Platz für Raucher wie Nichtraucher, Speisekarte voll mit „xunden“ Sachen, die man so zum Bier braucht.
Beim Service fällt mir zum ersten Mal überhaupt auf, dass man zwar bedient wird, Speisen und Getränke serviert bzw. abserviert werden, aber praktisch niemand grüßt, als Gastgeber könnte ich mir das einfach nicht vorstellen, meine Gäste nicht zu begrüßen. Bin ich altmodisch? Ich glaube nicht.
Ich glaube, das Problem beim Lokalbesitzer suchen zu müssen, denn als Arbeitgeber weiß ich selbst, was es heißt, klare Regeln vorzugeben und gleichermaßen Wertschätzung zu schenken, denn genau das sorgt dafür, dass meine Mitarbeiter auch Lust haben, meine Philosophie nach außen zu tragen.Weniger anzeigen

di Renzi

Linzer Gasse 4, Salzburg 5020
di RenziTagliatelle mit Trüffel und GoldbrassenfiletTris di dolci
In diesem Guide weil: Schade, dass man italienische Küche dermaßen lieblos "interpretieren" muss.
SpeisenAmbienteService
9. Jän 2014
Porca miseria! Normalerweise passieren richtige Reinfälle ja nur dann, wenn der Hunger größer ist als die selektive Wahrnehmung während der Lokalsu...MehrPorca miseria! Normalerweise passieren richtige Reinfälle ja nur dann, wenn der Hunger größer ist als die selektive Wahrnehmung während der Lokalsuche.

Allerdings hätte ich ja schon durch den Bericht des Vortesters gewarnt sein sollen. Den hatte ich sogar gelesen, allerdings wenn man mal zufällig vor dem Lokal steht, erinnert man sich beim Anblick der Lokalfassade sofort an einen spezifischen Bericht? – „Ach ja, darüber hat ja kuechenmeister bereits berichtet!“ – Natürlich nicht.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, auch deswegen, weil ein von mir bereits seit längerem in Betracht gezogenes Lokal an jenem Abend natürlich eine geschlossene Veranstaltung hatte. Nix mit Zweiertisch, der immer und überall für mich frei wäre.

Und so komme ich – wie immer zu Fuß – an den Ort zurück, wo ich bereits letztens ganz gut zu Abend gegessen hatte.
Doch wir wollen ja mal was anderes probieren: schließlich ist eine Hausnummer weiter eine kleine Trattoria, die frischen Fisch auf der Karte hat: „Dorade“ (sic!), „Carpaccio di Sparda“ (sic!).
Gut, vielleicht kein Italiener, aber wenigstens italofilo?

Das kleine, an einen renovierten Durchgang erinnernde Lokal ist nett eingerichtet, rechts die offene Küche, links die kleinen, erhöhten, quadratischen Tische. Im hinteren Bereich gibt’s mehr Platz für ein, zwei größere Gruppen.
Jede Menge krumm gewachsenes Eichenholz, eigentlich ganz gemütlich.

Ein finsterer Signore und ein deutscher Kellner schauen mich regelrecht entgeistert an. Fast hat man das Gefühl, „den müssen mir jetzt auch noch bedienen“.

Die Karte bietet durch die Bank das, was man in einer kleinen Trattoria eben bekommt. Pasta, Pesce, Carne, Dolci, Vino.
Eine viergängiges Menü, bestehend aus Antipasti, Pasta, Carne oder Pesce und einem Dolce für gut 23 Euro klingt nicht uninteressant.

Doch ich sollte schon mal an der Flexibilität des Hauses scheitern: auf die Frage, was bei den jeweiligen Gängen am Teller landet, gibt der Kellner nur das wider, was man ihm aufgetragen hat. Bestellt der Gast ein Menü, so ist damit ein Überraschungsmenü gemeint, man kann sich das nicht aussuchen.

Gut, Überraschungen haben es an sich, überraschend zu sein. Ob die Überraschungen gut oder böse sind, bleibt aber im Dunkeln.
Dass ich keine Meeresfrüchte mag, könnte sich also in der Menüfolge als gute – oder böse Überraschung herausstellen.
Antipasti sind eine feine Sache – aber auch Sottaceti sind Antipasti – und die brauche ich nicht am Teller.

Drei Personen könnten sich also durch weniger Geheimniskrämerei etwas ersparen:
die beiden mich unentwegt fragend anstarrenden Herren, die die Dinge, die ich nicht mag, einfach weglassen (meinetwegen zum gleichen Preis) – und ich, der die Dinge, die er nicht mag (Überraschung!), nicht erst an den Tellerrand schieben muss.

Keine Chance, ein Überraschungsmenü ist und bleibt ein Überraschungsmenü – und ich nehme eben was anderes: die Tagesempfehlung Tagliatelle mit Trüffel und Goldbrassenfilet.

Der mürrische Cuoco beginnt zu werken. Gesprochen wird zwischen den beiden Herren übrigens praktisch überhaupt nichts. Trotz heftigem Südföhn herrscht eisige Stimmung in Salzburg.

Die Tagliatelle sind fein gekocht, die Orata kommt relativ geschmacksneutral daher, die Trüffel dürfen’s richten. Die butterartige Sauce ist nicht wirklich schlecht, aber ein Gassenhauer wird sie auch nicht mehr werden, da ändert der in die Sauce eingerührte, grobe Peffer auch nichts.
Der dazu gereichte Weiße „Colli Berico“ (sic!) aus den vicentinischen Colli Berici ist ein weiterer Vertreter der Sorte „dünner Massenwein aus dem Veneto“. Lässt der Winzer mehr Trauben auf den Stöcken drauf, kann er mehr ernten. Masse statt Klasse – das ohnehin schon lockere Weingesetz erlaubt nicht nur die dreifache Traubenmenge pro Hektar im Vergleich zu Österreich, es wird auch geflissentlich ignoriert.

Ein Tris di Dolci: Mousse au chocolat, Panna cotta und Tirami su.
Signor Brontolone schwingt die Horeca-Plastikflaschen und quetscht die passenden Saucen obendrauf: Karamel, Schokolade und Erdbeer.

Der Cuoco schlüpft in seine Winterjacke, brummt sein „Buona notte“, ohne irgendwen eines Blickes zu würdigen und verlässt das Lokal.

Die Panna cotta ist ein homogener Pudding mit ordentlich Gelee drin. Soweit aber in Ordnung.
Das Mousse ohne jede locker-flockige Konsistenz, die ein Mousse erst zu einem echten Mousse machen.
Hier schon eher: dicke, zähe Schmiere, wenig anregend.

Also runterspülen, vielleicht hilft‘s: Barbaresco. Neben dem Barolo der König der Piemonteser Weine. Für 3 Euro 70? Stranissimo.
Auf der Flasche steht ein Abfüller aus Forlì. Der große Piemonteser Barbaresco, abgefüllt in der Emilia Romagna. In der Hochburg des vino tetrapacchese…

Aber die wahre volgarità ist das Tirami su, hier oder heute schon eher ein Tirami giù. Der Löffel fährt butterweich durch einen Berg Schlagobers, darunter versteckt die vom dünnen Kaffee geradezu triefenden Biskotten.
Ma dove cazzo è il mascarpone??

Caffè corretto bitte.
„Darf man das schon mitnehmen?“
– Ja, bitte darum…
Keine Nachfrage, er wusste wohl, warum.

Fazit: ich kann mir das ja gut vorstellen – in der Salzburger Altstadt wutzeln sich Massen von Touristen täglich durch die Gassen.
Von denen, die das Wahre, das Echte zu schätzen wissen, kommen wenige die Türe rein. Und irgendwann passt sich der Besitzer dem an, was die Leute wollen bzw. ohnehin nicht verstehen.

Tags darauf, 5 Uhr früh. Ich brauche keinen Wecker. Das „Tirami giù“ hat mich geweckt, als hätte ich es erst vor fünf Minuten gegessen.
Immerhin: Frühstück brauche ich heute keines.

Addio per sempre!Weniger anzeigen

Kommentare

4 Kommentare·Zeige alle Kommentare
amarone1977

Da war ich erst ein Mal - aber ich hab' mir den Namen schon mal vorgemerkt!

9. Jän 2014, 13:38Gefällt mir
indira06

Wahrscheinlich kennst du ihn nicht, weil du immer im Esszimmer nebenan warst ;-)... Vor einigen Jahren war es ein wunderbarer Gasthaus-Heuriger, habe allerdings keine aktuellen Erfahrungen, deswegen keine Bewertung dazu ...

9. Jän 2014, 13:19Gefällt mir
amarone1977

indira06: der Name sagt mir schon was, war aber noch nie dort.

9. Jän 2014, 13:13Gefällt mir
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