Der Name ist Programm.
Die Stadt zu Füßen – und man sitzt erste Reihe fußfrei.
Vorweg also: eine schönere Aussicht über fast die ganze Stadt ist – bei Speis‘ und Trank – in Salzburg kaum zu bekommen. Und das zu Tarifen, die nicht wirklich unverschämt sind für Salzburger Verhältnisse.
Dab...Mehr anzeigenDer Name ist Programm.
Die Stadt zu Füßen – und man sitzt erste Reihe fußfrei.
Vorweg also: eine schönere Aussicht über fast die ganze Stadt ist – bei Speis‘ und Trank – in Salzburg kaum zu bekommen. Und das zu Tarifen, die nicht wirklich unverschämt sind für Salzburger Verhältnisse.
Dabei stehen am Heuberg hoch über dem östlichen Stadtteil Gnigl so einige schicke Häuser, die wohl auf den teuersten Gründstücken der Stadt stehen dürften.
Also rauf auf den Heuberg – und einen Platz unter der mächtigen Markise genommen.
Das Panorama ist enorm: im Vordergrund der hauseigene Pool, dahinter eine frisch gemähte Wiese, im Hintergrund breitet sich die Stadt Salzburg aus: Gnigl, Aigen, in der Mitte der Kapuzinerberg mit dem Franziskischlössl (auch ein Restaurant, allerdings am Abend zu), Schallmoos, die Linzer Gasse, die Müllner Kirche. Nur die linke Altstadt muss man hinter dem Kapuzinerberg „erahnen“.
Dahinter türmen sich gewaltige Berge auf: die Schönfeldspitze und das Steinerne Meer, der mächtige Untersberg – und dahinter Frau Watzmann mit ihren Kindern. Herr Watzmann spitzelt gerade noch hinter dem Untersberg hervor. Für Bergfreunde ein Muss, hier zumindest mal seinen Blick schweifen zu lassen.
Die mit hellem Dirndl gekleidete Dame fragt nach Aperitif-Wünschen und überreicht die Karte.
Eine sehr schüchterne Kollegin bringt Thunfischcreme und Brot, beim ersten wie auch beim zweiten Besuch.
Grundsätzlich sehr aufmerksames und freundliches Service.
Tag 1: Frittatensuppe mit ausreichend schmackhafter Brühe und ebensolcher Einlage. Beides gehört zwar nicht in die Kategorie „Omas beste“, aber ich bin soweit zufrieden. Frischer Schnittlauch.
Ausgelöstes Backhendl mit Kräuterkartoffeln und Vogerlsalat. Ausgelöst ist irgendwie wie Automatik beim Autofahren: eigentlich mag ich’s handfester, die „Fiesloaweit“ gehört irgendwie dazu.
Jammern darf ich allerdings nicht, die Paniere ist goldgelb, das Fleisch zart, keine verdächtigen Gerüche. Die Bratkartoffeln sind mit einer Art italienischen Kräutermischung mariniert worden, schmeckt neu, aber gut. Der Vogerlsalat dürfte ohne weiteres auch ambitionierter mariniert sein, auch wenn er sich den Teller mit dem losgelösten Geflügel teilen muss.
Kaiserschmarren, hier nennt er sich „Kaiserlicher Hüttenschmarrn mit gerösteten Mandeln, Rum-Rosinen und Zwetschgenröster“: riesige Portion riesiger Pölster, die man kaum bewältigen kann. Sehr zart, die Mandeln funken ein wenig dazwischen. Noch besser wäre er ohne den massig verstreuten Puderzucker gewesen.
Tag 2: eine sehr empfehlenswerte exotische Cremesuppe mit Apfel. Ich gehöre zu den Menschen, die selbst bei Sonnenschein und 30 Grad Suppe essen müssen. Um die dabei auf- bzw. austretenden Schweißperlen kümmert sich der fruchtige Riesling aus Niederösterreich (Traisen- oder Kremstal, ich weiß es nicht mehr).
Saibling auf der Haut gebraten, mit Beluga Linsen, kandiertem Salzburger Speck und Safranschaum.
Auf den einheimischen Fisch freue ich mich jedes Mal besonders, hier werde ich ein wenig enttäuscht. Zwar funktioniert Gargrad und Hautkruste besonders gut, allerdings können selbst die Linsen den deutlich zu hohen Salzgrad auch nicht abpuffern. Kein Zweifel, da braucht man den schön glasigen Speck noch weniger. Schade auch: der heißgeliebte Safranschaum wird in Windeseile von Linsen und Kruste absorbiert. Jo wo is‘ er denn?
Dazu passt dann leider auch der falsche Wein: auf die im Vorbeigehen gestellte Frage nach einem weiteren Glas Riesling antworte ich „nein, ich werde jetzt wohl einen Roten nehmen“. Dies wird leider zu wörtlich genommen und man bringt mir ohne weitere Nachfrage auf die Sorte den einfachen roten Hauswein im kleinen Glas. Der geht samt deutlichem Weinfehler glatt retour.
Die Dame bringt allerdings rasch Ersatz in der Form einer Cuvée (Carnuntum, wenn ich mich recht erinnere) im passenden Glas.
Versöhnlich dann die wirklich gelungene Dessert-Empfehlung ihrerseits: eine verspielte Variante, mit Erdbeeren umzugehen: ein wirklich formidables Erdbeereis, cremig wie aromatisch allererste Sahne. Die Teigunterlage ist nicht fad, kein üblicher „Karton“, sondern anregend krachend knusprig und gut.
Geschmacksache, aber erfrischend anders: der Erdbeercocktail mit Wodka. Nasdrovje!
Der frühe Abend klingt aus – und das Gläschen mit der tiefroten Cuvée darf die ebensolche Sonnenuntergangsstimmung bis zum Salzburger Lichtermeer begleiten.
Fazit: gute Küche mit der einen oder anderen Portion Luft nach oben. Freundliches, persönliches Service mit Ambition und verzeihbaren kleinen Schwächen, die sofort korrigiert werden.
Über die Location gibt’s glaube ich keine zwei Meinungen: eine wirklich wunder-„Schöne Aussicht“.
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