Zweimal Abendessen in Salzburgs „rechter“ Altstadt.
Das römische „Juvavum“ deckt sich ja mehr oder weniger mit dem, was heute die „linke Altstadt“ darstellt.
Die Gebäude rechts der Salzach sind aber kaum weniger schön und zum Teil abenteuerlich in die steilen bis zuweilen senkrechten Flanke...Mehr anzeigenZweimal Abendessen in Salzburgs „rechter“ Altstadt.
Das römische „Juvavum“ deckt sich ja mehr oder weniger mit dem, was heute die „linke Altstadt“ darstellt.
Die Gebäude rechts der Salzach sind aber kaum weniger schön und zum Teil abenteuerlich in die steilen bis zuweilen senkrechten Flanken des Kapuzinerberg hineingebaut worden.
Geht man vom „Platzl“, dem Zentrum der rechten Altstadt, die Linzer Gasse hinauf, kann man nach wenigen Metern rechts auf den Kapuzinerberg gehen, sollten die steilen Stufen der Imbergstiege gar zu anstrengend sein.
An eben dieser Ecke ist das Café Restaurant Wasserfall, das in seinem Logo selbstbewusst den italienischen Untertitel „Ristorante Cascata“ verwendet.
Der Wasserfall, die italienische Cascata – ist wörtlich zu nehmen. Im ganzen Lokal blubbert und gurgelt das Wasser, das tatsächlich durch das Lokal fließt.
Das schöne Gewölbelokal steigt stark an, je weiter man in die hinteren Räume vordringt. Dabei überwindet man mehrere Stufen in Form großer mehr oder weniger quadratischer Steinplatten aus typisch Veroneser Marmor.
Hier wäre vielleicht von Anfang an an Familien mit Kindern zu appellieren: Vorsicht, kleine krabbelnde Kinder könnten die 20 Ebenen des Lokals zum Verhängnis werden, pritscheln oder gar baden dürfte auch verboten sein!
Vor und nach Weihnachten ist das Lokal auch schon frühabends (18:30) gut besucht, Weihnachtsfeiern und großzügige Damenrunden füllen das Lokal, für mich scheint der obligate Zweiertisch allerdings immer frei zu sein.
Eine nette Dame, ein netter Herr. Sehr flott unterwegs, dezent freundlich, sachlich, wie der sprichwörtliche Wasserfall redet man hier nicht.
Das Gewölbe stimmig mit geschickter Beleuchtung, röhrenförmige Weinziegel an der Wand, schön weiß gedeckte Tische. Preislich ist das Lokal sagen wir mal festspieltauglich, die zwar strapazierfähigen Papierservietten sind es aber meiner Meinung nach nicht.
Karte: Zuppe, Carpacci, Pasta, Insalate, Pesce, Filetti. Man präsentiert sich italophil, bemüht um authentische Schreibweise und Präsentation.
„Crema di Zucca-Carota-Zenzero con Prosciutto“ (5,00) - eine
Kürbis-Karotten-Ingwersuppe mit Schinken. Schön schaumig, angenehm abgeschmeckt und mit steirischer Kerndl-Dekoration geschmückt.
Carpaccio alla „Piemontese“ (12,50) – vom Milchkalb mit Trüffelöl mariniert & Parmesan.
Hebt sich vom Durchschnittscarpaccio hierzulande ab, also kein mikrometerfeines „Halbgefrorenes“, das nach Schmelzwasser schmeckt, sondern ein wirklich braves Kalbscarpaccio, das wie versprochen ein bisschen trüffeln darf.
Der Beiname „alla piemontese“ ist aber eine doch sehr hohe Messlatte, die Albeser Carpacciotradition ist dann doch noch „mille miglia“ von der Salzburger Interpretation entfernt.
Tortelloni ai Porcini al Tartufo (12,00) – auch hier wird getrüffelt, auch wenn ich die große Euphorie um die frisch gehobelten Knollen nicht ganz nachvollziehen kann. Eingelegt worin auch immer kann den Knollen der Trüffelgeschmack erst wirklich herausgekitzelt werden.
Die Tortelloni selbst sind idealtypisch gekocht, wenn auch nicht hausgemacht – der exklusive Zulieferer braucht sich nicht zu verstecken.
Fast ein bisschen zu geil – die Sauce. Cremig und trüffelig, könnte man ein wenig mit dem Schlagobersbecher sparen. Trotzdem – ich mutiere zum Brotvernichter und mache die in Italien mancherorts nicht gern gesehenen „scarpette“.
Insalata: auf Wunsch nur Blattsalate, schön frisch und großzügig portioniert, die Marinade reichlich, Säure präsent, die Süße den Salzburgern geschuldet auch. Schmeckt.
Dolce: „Semifreddo di Marroni e Cioccolata“ (7,50) – das Parfait mit hausgemachtem Himbeerspiegel.
Cremig-krümelig, die sonst prägnante Säure der Himbeeren piekst nicht auf der Oberlippe.
Emulgatori: ein heimischer, junger Riesling - klassisch mit feiner Säure aber wenig Tiefgang, der Blaufränker DAC vom Mittelburgenländer Kartoffelacker recht kräftig, passt zur Nachspeis‘.
Fazit: gut besuchtes, für kleine oder mittelgroße Feierlichkeiten passendes Lokal mit tadelloser, italophiler Küche. Der ganz große Jubel bleibt zwar aus, aber die Erwartungen wurden erfüllt, Enttäuschungen blieben aus.
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