In Mülln, einem kleinen Stadtteil von Salzburg, links der Salzach, nördlich vom Altstadt-Zentrum, gibt es den „Bärenwirt“. Die alte Vorstadt Mülln gehört übrigens zum Weltkulturerbe und daher finden sich in diesem Stadtteil besonders viele alte Gebäude. Der Name „Mülln“ stammt wohl aus der Zeit, ...Mehr anzeigenIn Mülln, einem kleinen Stadtteil von Salzburg, links der Salzach, nördlich vom Altstadt-Zentrum, gibt es den „Bärenwirt“. Die alte Vorstadt Mülln gehört übrigens zum Weltkulturerbe und daher finden sich in diesem Stadtteil besonders viele alte Gebäude. Der Name „Mülln“ stammt wohl aus der Zeit, als hier noch zahlreiche Mühlen in Betrieb waren – „bei den Mühlen“.
Der „Bärenwirt“ gehört eigentlich dem „Augustiner Bräustübl-Mülln“, etwa 70m entfernt, wird aber seit einiger Zeit schon an den jetzigen Betreiber verpachtet. Diese Allianz sorgt auch für problemloses Parken mit dem Auto, da man am großen Parkplatz des „Augustinerbräu“ sein Fahrzeug gratis abstellen darf – etwa 300 Plätze. Hätte ich es vorher gewusst, so hätte ich mir einen Kurzparkschein erspart – es ist recht ungünstig angeschrieben, sodass man den Hinweis leicht übersieht.
Mit einem für die Altstadt typischen Nasenschild aus Schmiedeeisen wirbt der „Bärenwirt“, von weit sichtbar, mit „Österreichs bestem Backhendl“. Sehr selbstbewusst, aber was für mich das Beste ist, muss den Anderen nicht zwangsläufig zusagen. Persönlich bin ich kein Freund derartiger Aussagen, sind sie doch allesamt, wie eben auch Restaurantbewertungen, bloß subjektive Wahrnehmungen.
Im Lokal eingetreten, wurden wir von einem Kellner freundlich begrüßt – wir waren im Lokal die einzigen Gäste, im Terrassen-Garten, mit Blick auf die Salzach, waren auch lediglich ein einziger Tisch besetzt. Wir nahmen in der Gaststube Platz, weil der besten Tochter von allen schon etwas kühl war. Ausgehungert, waren wir doch den ganzen Tag in der so schönen Salzburger Stadt unterwegs, waren wir definitiv. Ich wollte an diesem Tag einfach nur die so schöne Salzburger Stadt der besten Tochter von allen nahebringen – ich selbst spielte hier schon zwei Fußballmatches als Profi (damals Salzburg-Lehen gegen „Austria Salzburg“), samt vorhergehendem Aufenthalt, und kannte die Stadt auch noch von einem separaten Besuch recht gut.
Das Lokal ist mit viel hellem Holz eingerichtet, im Eck des unteren Gastraumes eine große alte Holzanrichte, ein klassischer Herrgottswinkel, ein obligater Kachelofen aber absolut kein Kitsch, also nicht überladen mit Unmengen an Brauereiwerbungen, -schildern und ähnlichen Accessoires. Die Gaststube ist absolut gemütlich und heimelig – da fühlt man sich sofort wohl. An der Wand ein „Zertifikat für Exzellenz 2014“ von „tripadvisor“, peinlicherweise ist der Lokalname falsch geschrieben, und im Lokalinneren entdeckt man noch Zeichen des erheblichen Alters des Gebäudes – altes Gemäuer, alte Säule, kleine Durchgänge, diverse Bögen…toll, ich liebe es! Ein kleines Extra-Stüberl, ein Mittelding zwischen Nische und Extra-Raum, mit zwei Tischen und noch ein Gastraum im Obergeschoss ergänzen das Platzangebot. Das gesamte Lokal ist übrigens ein Nichtraucherlokal.
Zu trinken hatten wir ein herrlich süffiges „Augustiner-Weisse Alkoholfrei“ (EUR 3,80 / 0,5l) sowie einen tadellosen „Eistee Pfirsich mit Leitungswasser“ (EUR 2,90 / 0,5l).
Zu unseren Speisen, die aber leider nicht aus dem vollen Programm schöpfend waren, weil man eben eine sehr reduzierte Karte von 14:00h – 17:30h, bestehend aus zwei Suppen, drei Hauptspeisen und drei Desserts anbietet. Also Backhendl gibt’s nicht um diese Zeit – schade und für mich ein echtes Manko. Wenn man schon „Österreichs bestes Backhendl“ bewirbt, dann sollte genau dieses „rund um die Uhr“ auch erhältlich sein.
So orderten wir zweimal die „Frittatensuppe“ (EUR 3,60) – eine tolle, goldbraune Bouillon
mit bestem Geschmack wurde serviert – die war hausgemacht und genau so, wie es sein soll, angesetzt. Die Frittaten hausgemacht, eher dünn geschnitten aber flaumig, konnten den wahrlichen Genuss abrunden. Ein glattes „SEHR GUT“, ohne Wenn und Aber. Hier wurden Rindfleisch und Knochen verarbeitet.
Zweimal den „Steirischen Backhendlsalat mit Kernöl“ (EUR 11,90) – der Salat wurde absolut grobmotorisch angerichtet. Die Salatblätter waren kaum zerzupft, der Erdäpfelsalat mit Kürbiskernen, unter dem Blattsalat versteckt, mit lediglich einer sehr homöopathischen Menge an Kernöl mariniert. Viel zu wenig rote Zwiebel im Erdäpfelsalat, die völlig unnötige, dazu gereichte „Sauce Tartare“ war sowieso nicht hausgemacht. Die Zitrone wurde samt Kernen serviert, die relativ wenigen, gut panierten Hühnerstücke waren eher trocken, denn saftig. Sehr „MÄSSIG“, das bekommt man fast überall mindestens ebenbürtig.
Für die Speisen kann ich nur ein gut gemeintes „GUT“ geben – Suppe Top, Hauptspeise, nicht sehr schwierig, eher Flop. Ich habe allerdings so meine Zweifel, aufgrund des Erlebten, ob es hier tatsächlich „das beste Backhendl in Österreich“ gibt, wenn nicht einmal die Hühnerstücke für den Backhendlsalat toll und saftig gebacken werden können.
Für das Ambiente gibt es von mir ein glattes „SEHR GUT“ – genau so urig und heimelig, wie man es sich bei einem „gestandenen Wirtshaus“ vorstellt. Urig, deftig, g’miatlich – das ist es beim „Bärenwirt“ definitiv. Auch wenn die Sanitäranlagen maximal Raststation-Niveau haben.
Für den Service gibt es ein mittleres „GUT“. Der Kellner, nur das Notwendigste redend, die Kellnerin ein Juwel, mit der man auch richtig plaudern kann. Ich bin ja als Wiener in Salzburg ein „Zuag’raster“ und interessiere mich halt für die Gegebenheiten vor Ort. Da ist der Wiener nicht mehr „Chef“! Die Rechnung kommt mit ein paar Gummibärchen – sehr nette Geste.
Fazit: ich habe das Gefühl, beim „Bärenwirt“ kann man mehr, als uns heute gezeigt wurde. Trotzdem finde ich es schade, Basics nicht aus dem „Effeff“ zu beherrschen. Wir hatten Speisen, da könnte man mich um 3:00h früh aufwecken, und ich wüsste, was zu tun wäre. Besonders lobenswert ist, dass man das Schweinefleisch von freilebenden Weideschweinen (Felleis & Knittelfelder) und sonstiges Fleisch, Gemüse und Obst aus der Region bezieht. Unter der Woche gibt es übrigens einen „Oabeits-Lunch“.
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