O boufés - Konstantin Filippou
Dominikanerbastei 17, Wien 1010
In diesem Guide weil: Ganz großes, kleines Lokal in der lokaltechnisch (noch) dünn besiedelten Dominikanerbastei.
SpeisenAmbienteService
18. Aug 2015
Bei Konstantin Filippou mal vorbeizuschauen, reizte mich schon seit Monaten.
Dass er eben gerade eine kleine „O boufés“-Filiale fünf Meter nebe...MehrBei Konstantin Filippou mal vorbeizuschauen, reizte mich schon seit Monaten.
Dass er eben gerade eine kleine „O boufés“-Filiale fünf Meter neben dem Haupthaus machte, war dann nochmal spannender, weil sogar ein schneller Besuch zu Mittag möglich gewesen wäre.
User Thun23 hat diesen Besuch dann letztlich unumgänglich gemacht.
So wurde ein ganz liebes Jubiläum zu zweit gefeiert – und tatsächlich hatte man Platz für uns.
Das Interieur fasziniert – oder stößt ab. Abgeschlagene Wände und viel dunkle Farbe, nicht nur in der Toilette (letzteres macht das Schaltersuchen zuweilen zur spannenden Aufgabe).
Zum Dinner in the Dark wird’s dann doch nicht, so viel sei verraten.
Ich mag die Architektur, allein schon der Reiz der drei Ebenen, die eine einzige zu sein scheinen.
Wer schon mal im Café Alt-Wien in der Schleifmühlgasse war, weiß, was ich meine.
Runde Deckenleuchten, nicht jedermanns Geschmack, runden das puristische Bild ab. Der Hausherr will auch hier den Blick auf das Wesentliche richten – auf den Teller.
Man kommt rein in den äußerst hohen Raum, geradeaus geht’s hinab zu Küche und WC, gut getrennt durch eine feine Auswahl an „Natural Wines“, wie dies zur Zeit auf gut Neudeutsch heißt. Martin Gruzes Weine vom Längsee sind da ebenso zu finden wie jene von Tauss, Strohmeier oder so manchen Franzosen, Deutschen oder natürlich Italienern wie Angelino Maule.
Wir werden von der Schank aus in den „Halbstock“ geführt und nehmen den Platz mit der praktischen Durchsicht nach unten.
Das junge Personal ist flink und freundlich - man merkt, dass man bemüht ist, die kleine, feine Karte mit ihren Kombinations- und Variationsmöglichkeiten näherzubringen.
Besonders gespannt wäre ich auf die Eierschwammerl-Gnocchi von Vortester Thun23 gewesen – doch die sind nicht auf der Karte – und die geizt trotz des von der Architektur übernommenen Purismus nicht mit Reizen:
Brot „artisanal“ – wohl aus dem eigenen Backofen bzw. vom Lieferanten des Vertrauens.
Germteigig, aber ideal mit der gesalzenen Butter.
Ein Charcuterie-Teller – feinst aufgeschnitten mit dem schweren, italienischen Allesschneider:
Salami di cinta (la cinta senese ist eine Schweinerasse aus der Gegend um Siena), sehr gut, aber noch übertroffen vom butterzarten, lardoartigen Pancetta – und vom geschmacksintensiven Rinderschinken, der im Vergleich zum Supermarkt-Bresaola in Zartheit und Geschmack durch nichts zu ersetzen ist. Ob’s an der von Thun23 zuvor beschriebenen Toleranz liegt, das Viecherl 18 Jahre lang leben zu lassen, konnte ich nicht überprüfen.
Eine marinierte Goldbrasse, ebenfalls butterzart und edel flankiert von zart-knackigem und ebenso hauchzart geschnittenen Fenchel. Die Orangennote passt wie das Tüpferl am I.
Ein dunkel, aber nicht zu dunkel erwischter Oktopus, der fast Zweifel darüber aufkommen lässt, ob es sich um Meeresfrüchte, und nicht doch schon um weißes Fleisch handeln könnte.
Wunderbar kombiniert mit Kichererbsen und blättrig-dünnem Kohlrabi, auf Wunsch ohne Koriander.
Mein Zitronenhuhn. Sag niemals Hendl zu ihm!
Erstaunlich, diese Umsetzung. Zart und saftig wie es sein muss. Dass ich die Kapern mitessen würde, überrascht mich heute noch. Die „Fondant-Kartoffeln“ eine neue Erfahrung.
Die langgezogene Schalotte kompliziert zu bändigen, aber ein perfekter Begleiter.
Eine der besten Interpretationen des Themas „Huhn“ ever!
Filoteig-Röllchen mit Topfencreme. Marilleneis. Marinierte Marille.
Ganz uneitel, aber eine Bombe von Dessert – und doch nicht schwer im Magen.
Frau Gegenüber genießt das Dessert, das eigentlich ich bestellen wollte, doch der Topfen ist schuld.
So kommt es, dass ich mit dem Topfen glücklich werde, während die Mascarpone-Creme auf der anderen Seite zum Highlight erklärt wird – dass aber ständig das Essbesteck im Teller des anderen fündig wird, erklärt sich von selbst.
Es ist „nur“ Mascarpone, aber der kluge Koch hat der Creme noch etwas auf den Weg mitgegeben. Vanille? Zitrone?
Geschmückt war das Ganze mit so genannten "Crumbles", also süßen Bröserln und einer Kugel Johannisbeereis.
Caffè: eher Durchschnitt, leicht scharf, schwachbrüstige Crema, bissi zu dünn erwischt für meinen Geschmack.
Vino: ein deutscher Riesling Kabinett – das Risiko war groß, zu groß. In puncto Säure und Süße gleichermaßen zu aufdringlich für meinen Geschmack. Nächstes Mal wieder Österreich oder Italien.
Wasser: kommt immer wieder herrlich frisch und ohne Nachfragen in der hübschen Amphorenwein-Tonflasche des steirischen demeter-Winzers Sepp Muster daher.
Service: drei sympathische junge Damen und Herren, wie erwähnt bemüht und freundlich. Nur beim Bestellen wurde der Wein anfangs gleich zweimal vergessen.
Fazit: Ja, er kann’s – es wurde nicht zu viel versprochen und erzählt über den „griechischen Steirer“. Da ist jemand am Werken, den es nicht interessiert, ob Bremsspuren am Desserteller die Basis für die gute Nachspeise sind.
Da werden alltägliche Hauptdarsteller mitteleuropäischer Küche wunderbar flankiert von besten Zutaten und der nötigen Portion Kreativität – gepaart mit dem Wissen, was zusammenpasst und wie gewürzt werden muss.
Gut 50 Euro pro Person (ohne Trinkgeld) sind für das Gebotene nicht überzogen, die Portionen sind ohnehin nicht geizig.
Unbedingt wieder.Weniger anzeigen
Schimanszky
Biberstraße 2, Wien 1010
In diesem Guide weil: Ein Dame tischt auf - und wie!
SpeisenAmbienteService
7. Okt 2013
amarone meets schlitzaugeseiwachsam and Otternase.
Mein erster kulinarischer ReTe-Dreierziegel so zu sagen.
Tatort: Bibergasse, Restaurant Sch...Mehramarone meets schlitzaugeseiwachsam and Otternase.
Mein erster kulinarischer ReTe-Dreierziegel so zu sagen.
Tatort: Bibergasse, Restaurant Schimanszky. Nein, nicht Götz George, schließlich wollen wir uns beim Essen ja nicht beschimpfen lassen.
Außerdem kocht hier nicht Herr Schimanszky, sondern Frau Schimanszky.
Das muss schon mal gesagt werden, nach meiner letzten Erfahrung bei Stefanie Herkner erinnere ich mich wieder an so Aussagen:
„Schmeckt wie bei Mama“. „Schmeckt wie bei Oma.“
Würde jemals wer sagen „schmeckt wie bei Vati“ oder „Opas Küche“?
Sicher nicht. Fakt ist aber: während wir zuhause küchentechnisch unsere Mütter und Großmütter anhimmeln, ihnen sprichwörtlich kulinarische Denkmäler setzen, sieht es in der Gastronomie immer noch so aus, wie in vielen anderen Branchen auch.
Wie in der Frisörbranche sind die großen Stars und „Abräumer“ meistens die Männer.
Doch wie schon bei meinem Besuch bei der „Herknerin“ sind Köchinnen wohl nur in einem Punkt ganz anders: Köchinnen konzentrieren sich zumeist auf das Wesentliche, während Köche eine Verspieltheit mitbringen, die den Köchinnen zuweilen wohl auch auf die Nerven geht.
Ich vergleich das jetzt mal ganz ungeniert mit dem Sandkuchenbauen. Wir Buben lieben es doch, herumzupatzen, Sandburgen und Schlammtürmchen am Strand zu bauen, oder nicht?
Doch.
Im Hause Schimanszky werden hingegen keine Sandburgen gebaut. Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche, und das funktioniert sehr gut.
Wie schon in der Wiedner Hauptstraße zuletzt sind also zwei Damen an vorderster Front. Gabriele Schimanszky in der Küche und eine junge, wortgewandte Dame im Service.
Dabei war Frau Schimanszky erst durch einen kuriosen Zufall zu ihrem Lokalglück gekommen. Der Familienbetrieb ( „Waldgasthof Schimanszky“ in Berndorf) hatte eines Tages einen schweren Ausfall zu kompensieren – und man bat kurzerhand das fast „unbeteiligte“ Familienmitglied Gabriele, die Küche zu „schmeißen“, so als würde man den Mannschaftsarzt fragen, ob er mal kurz die Trainerbank übernehmen könnte.
Die Konsequenz: Gäste wie Presse waren hin und weg.
Das Lokal „zweigeteilt“, heroben ein heller Raum, einfach mit effektiver Raumteilung in mehrere Kleinbereiche unterteilt, der Abgang hinunter in Richtung Bar wird etwas dunkler und heimeliger.
Katie Melua gibt ihre sanften Melodien zum Besten, da schmeckt der Aperitivo nochmal besser.
Der erste Gruß kommt aber dann zum Tisch – denn meine beiden „Mitesser“ sind auch schon da.
Die fein aufgeschnittene Wurst ist ein passender Start, denn hier gibt’s relativ viel Wild, nicht zuletzt deswegen, weil Familie Schimanszky auf eigene Jagdgründe zurückgreifen kann.
Außerdem: Spezialitäten wie Marmeladen oder gar Wein tragen das Familienetikett.
Vom Wein hatte ich bis dato nichts gehört, obwohl die Rotweinlagen in Eisenberg zuhause sind.
Da schau her – das Geheimnis ist aber, dass der Wein letztlich in Fässern lagert, die wiederum in einem
Keller eines Mittelburgendländer Winzers „wohnen“ dürfen.
Wilde Vorspeise für alle – am schwedischen Drehteller: zarte Salami, Hirschspeck (gut, aber auch typisch trocken), dazu Butter, Brot und Preiselbeeren ganz nach Art des Hauses.
Ach ja, die Garnitur wäre noch zu erwähnen: Ribiseln, Ei, Kapernbeeren, Feigen, Trauben.
Zartes Rehlein als Hauptgang: schön leuchtend rosa gebraten, ein hübscher Gemüsespieß und ganz ausgezeichnete Schupfnudeln. Ich steh auf diesen gummig-butterweichen Biss, keine Ahnung, warum ich das zuhause noch nicht probiert hatte.
Zwetschkenknödel: dekoriert mit einem Ribisel-Träublein (Frau Gabriele scheint ein Ribiselfan zu sein).
Kein Gummiteig – würde hier weniger passen: locker-flockiger Erdäpfelteig, der aber nicht zerfällt, geschweige denn im Kochwasser „z’foahrn“ ist. Wirklich fein!
Als Knödel-Amateuer bin ich ja schon stolz, wenn ich den Teig, mit Topfen getunt, halbwegs hinbekomme.
Ein Wort noch zum Wein: weiß wie rot (letztere wie gesagt auf Eisenberger Schieferboden gewachsen) wirklich fein, schöne Speisenbegleiter mit zarter Mineralik, feinst temperiert und präsentiert.
Fazit: ein Hoch auf unseren SSW, der sich für unser Treffen anlässlich seiner erfolgreichen Dissertation (wie sagt man jetzt: Herr Disserteur?) den Besuch bei „seiner“ Gabriele Schimanszky ausbedungen hatte.
Ein Hoch auf die Frauen – die Damen des Hauses, die hier mit viel Feingefühl völlig unprätentiös erstklassiges Essen auf den Tisch zaubern.
Hier gibt’s keine Eitelkeit, keine Verspieltheit, aber sehr gute Küche mit Liebe zum Detail.Weniger anzeigen
Wiener Schützenhaus
Obere Donaustrasse 26, Wien 1020
In diesem Guide weil: Wunderschöner Otto-Wagner-Bau direkt am Donaukanal, begnadete Lage. Passend für so manchen denkwürdigen Abend.
SpeisenAmbienteService
1. Jun 2013
Man kann einfach essen gehen. Oder man wird eingeladen.
Oder man wird in ein Haus eingeladen, wo man das Gefühl bekommt, auch vom Chef des Hauses...MehrMan kann einfach essen gehen. Oder man wird eingeladen.
Oder man wird in ein Haus eingeladen, wo man das Gefühl bekommt, auch vom Chef des Hauses eingeladen worden zu sein.
Und das geht so:
Ich war ja beim ReTe-Treffen im Schützenhaus nicht dabei. Der geschätzte ReTe-„Kollege“ adn1966 wollte das nachholen. Seine Frau hat ihn kurzerhand überrascht und ein Treffen – zu seinem Geburtstag – organisiert. Dafür nochmal herzlichen Dank, es war mir wirklich eine große Ehre.
Das nächste Treffen kommt bestimmt, dann gibt’s zweimal Amarone, einmal quicklebendig und mit stets feinem Appetit ausgestattet, und einmal appassito, fermentato ed affinato ;-)
Der Abend war in jeder Hinsicht kurzweilig. Schade nur, dass ein harter Tag danach bevorstand und der letzte Zug ins Weinviertel noch vor Mitternacht abfuhr.
Über das Haus selbst wurde ja schon zuvor berichtet, ein Otto-Wagner-Bau direkt am Donau-Kanal, einfachst über die U2-Schottenring erreichbar (ja, es gibt tatsächlich einen „Geheim“-Ausgang (Herminengasse), der direkt unter dem Kanal auf die andere Seite des Donaukanals führt).
Die Räumlichkeiten sind in beneidenswertem Zustand, anmietbar für stimmungsvolle Feiern und tolle Abende mit erstklassigem Ausblick auf den 1. Bezirk und den nächtlich glitzernden Kanal.
Der Chef des Hauses ist zu Recht stolz auf sein gastronomisches Juwel, eine Führung durch’s Haus lohnt sich, das lässt sich der Chef nicht nehmen.
Ein klein wenig schade für meinen Geschmack: der extrovertierte Chef wird von ein wenig zu introvertierten Damen unterstützt.
Fein aber auch der Raum im Erdgeschoss, ein hoher Raum, der trotzdem edel und gemütlich ist. Man trifft sich an der Bar, trinkt ein Achtel oder zwei – und nimmt am schön gedeckten Tisch Platz.
Über den Abend selbst möchte ich jetzt nicht detailgenau berichten, das ist ja sowas wie Privatsache – und für den Leser nicht weiter von Belang – aber das Essen ist es wirklich wert, dass man darüber berichtet, ja mehr noch, darum geht’s ja hier vor allem.
Der Schwerpunkt war bulgarisch – aus gutem Grund. In meiner Studienzeit waren öfters zwei Bulgarinnen am gemeinsamen Mittagstisch. Seitdem nicht mehr. Wie schade!
Und so gab es ein geballt bulgarisches Abendmenü – mit traditionellen Speisen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Probleme mit den Gattungen Solanaceae und Cucumis habe, sprich Nachtschattengewächsen und Kürbisgewächsen. Die Vorspeisenaufstriche mit Gurken und Paprika sind daher nur Nebendarsteller.
Der Hauptdarsteller hat’s allerdings in sich – und wird in verschwenderischer Menge zu Tisch gebracht.
Lamm, direkt aus dem Rohr, mit Kartoffelspalten und Reis.
Langer Rede, kurzer Sinn: das Lamm ist unendlich zart, „schofelt“ nicht, spielt all die Stärken aus, die Lamm eben haben kann, wer braucht da noch Schweinsbraten? Wunderbar gewürzt, sehr kräftig, die Sauce hatte schön Zeit im Ofen, sich zu „entwickeln“.
Die Kartoffelspalten sind sozusagen die „Braut“, untrennbar mit dem Fleisch verbunden. Das ist einfach perfekt, das erinnert mich an meine Berliner Großmutter, wenn es Lamm zu essen gab.
Fast hätt‘ ich’s vergessen: der Reis, nicht mit Pilzen oder Erbsen, sondern mit Innereien. Schön krümelig, zuerst etwas ungewohnt, verbindet sich wunderbar mit dem Safterl.
Gegenpol: Jungzwiebel, knackig frisch dazugegessen wie eine Karotte.
Was soll ich sagen? Ich hab‘ mich überessen. Das passiert mir nicht so oft, hat allerdings wohl auch damit zu tun, dass Großmutter immer zum Aufessen mahnte…
Das Herz blutet, als die Kasserolle hinfortgetragen wird.
Ich muss gestehen, dass ich mich an das gute Dessert gar nicht mehr so erinnern kann, eine von mir gewählte TBA aus dem Burgenland durfte das Mousse ergänzen. Das war sehr gut, ich sinnierte allerdings immer noch über das Lamm…
Fazit: die Location allein ist schon lohnenswert, auch nur für ein Glaserl an der Bar.
Aber wenn ein Wiener Gastgeber mehrheitlich bulgarische Gäste überzeugend mit traditionell bulgarischem Essen glücklich machen kann, dann schreit das nach einer Fortsetzung. Macht auf alle Fälle neugierig, was die Küche noch so alles draufhat.Weniger anzeigen
Schnattl
Lange Gasse 40, Wien 1080
In diesem Guide weil: "Der Herr! Gnä' Frau!"
Gehobene Küche, österreichisch wie international.
SpeisenAmbienteService
5. Jän 2011
Abendlicher Besuch bei Schnattl. Zur Wahl standen ein 5-gängiges Komplettmenü, ein vegetarisches Menü und eine feine Auswahl von Speisen à la carte...MehrAbendlicher Besuch bei Schnattl. Zur Wahl standen ein 5-gängiges Komplettmenü, ein vegetarisches Menü und eine feine Auswahl von Speisen à la carte.
Das Service, ein Mann und eine Frau, sind unaufdringlich, sehr aufmerksam (die Garderobe wird übernommen) und vor allem in ihrem Element, will heißen: Wein perfekt temperiert im passenden Glas serviert, Dinge, die nicht auf der Karte stehen, erwähnt und mit einem Schuss Wiener Humor beschrieben. Die Speisen kamen stets zum richtigen Moment, die dann und wann obligaten Nachfragen kamen punktgenau.
Das Essen: ein gebackener, marinierter Karpfen mit Erdäpfelvinaigrette (passt gut zusammen), eine Maronicreme mit so genannten Ingwerschneenockerln, die die perfekte Nuance Ingwer zur schönen Aromatik der Maronicreme andeuteten, ein auf der Haut gebratener Zander (eine Spur zu zäh nach meinem Geschmack) mit Rote-Rüben-Gnocchi (sensationell, wo ich doch sonst keine roten Rohnen mag!). Hauptspeise: ein geschmortes und rosa gebratenes Reh mit Dörrzwetschkenpolenta: da merkt man, wie man langsam isst und diese Geschmackskombination im wahrsten Sinne des Wortes erleben darf. Wirklich geniale Kombination, das Fleisch war obendrein wunderbar weich.
Zur Nachspeise kam Ungewöhnliches: ein Käse-Kaiserschmarren, nicht auf der Karte. Gewöhnungsbedürftig, da keine Süßspeise im eigentlichen Sinne. Aber die Kombination aus Mehl, Ei und dem würzigen Käse sind zwar eigen, schmeckt aber mit jedem Bissen besser, zergeht regelrecht auf der Zunge.
Kleiner Wermutstropfen waren die (weil Degustationsmenü, logisch) relativ kleinen Portionen, ansonsten wird hier einfach und ohne Schnickschnack, aber trotzdem mit der nötigen Kreativität und dem Feingefühl für Geschmackskombinationen gekocht. Nicht billig, aber das Essen spricht für sich und rechtfertigt den Preis für einen besonderen Abend.
Erwähnenswert vielleicht noch die Einrichtung: der relativ große Raum mit etwa 12 Tischen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig schlicht, sollte aber den Abend nicht trüben.Weniger anzeigen
Stasta
Lehmanngasse 11, Wien 1230
In diesem Guide weil: Ein dezentes "Grüß' Sie!" an der Theke, routinierte Kellner mit "Lebenserfahrung" und gepflegte Wirtshauskultur der gehobenen Art.
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2. Jul 2012
Geschäftstermin im 23. Bezirk. Um den Liesinger Bahnhof wird ein Restaurant gesucht. Gegenüber des neuen Einkaufszentrums „Riverside“ am Liesingbac...MehrGeschäftstermin im 23. Bezirk. Um den Liesinger Bahnhof wird ein Restaurant gesucht. Gegenüber des neuen Einkaufszentrums „Riverside“ am Liesingbach entdecken wir den „Stasta“.
Sieht wie eine Institution des Bezirks aus – und ist es wohl innen auch.
Sofort wird man freundlich, fast ein bissl aristokratisch angehaucht begrüßt und in Richtung Außenbereich im hinteren Lokalteil geleitet.
Ein freier Tisch, noch nicht fertig gedeckt – wird vom eifrigen Kellnerteam sofort hergerichtet. Hier bemüht man sich – das fällt auf.
Der Gastgarten ist gut besucht, die Gäste scheinen großteils Stammgäste zu sein. Kleine Runden, Ehepaare. Gepflegt, aber nicht überkandidelt.
Die etwas älteren, routinierten Kellner sind flott und behände, werden von jungen, freundlichen Damen flankiert.
Ein Gedeck wird gebracht. Oliven in Öl. Brot. Scheinbar banal – doch halt, das Öl ist eindeutig kein Massenöl. Die Oliven isst mein Gegenüber, der als Italiener sofort Feuer und Flamme angesichts der Olivenkombi ist. Hausgemacht, sieh mal einer an.
Das Öl dürfte so manchen sensorischen Test mühelos bestehen, alle Achtung!
Die Karte hat viel Klassisches zu bieten, angefangen vom Kalbswienerschnitzel von der Nuss, der Tafelspitz ist ebenso vertreten wie ein Beef Tartare und so mancher etwas anspruchsvollerer Spielerei auf der Tageskarte. Also Klassisches und nicht ganz Alltägliches. Die Auswahl ist aber mehr als ausreichend, ja man braucht fast zu lange zum Überlegen.
Ein Serranoschinken mit Schafkäse dort (zustimmendes Murmeln), eine Cremesuppe von gegrillten Tomaten hier. Leichtes Staunen, aber das Rezept macht Sinn, ist ordentlich kräftig und würzig, ähnlich spannend wie so manch selbst gemachtes Ketchup (jenes mit Kernen und 568 verschiedenen Gewürzen…). Die Frucht der Tomate ist aber nach wie vor präsent. Wieder mal eine neue Idee zum Ausprobieren daheim.
Das Beef Tartare – mit Parmesansauce (!), Parmesancracker und Toastbrot. Schade, dass das Toastbrot nicht gerade frisch aus dem Toaster rausgesprungen daherkam.
Aber das Beef: der Italiener würde „tritato“, also grob gehackt dazu sagen, nicht extrem mit zu vielen Zutaten verfälscht, einerseits bleibt der Eigengeschmack des guten Fleisches durch das grobe Hacken im Vordergrund, andererseits ist das kräuterbetonte Marinieren sehr gut ausbalanciert. Für die intensive Note ist also ausnahmsweise nicht der Paprika zuständig, sondern der Käse. Man isst langsam. Gelungen!
Wein: ein sehr feines Angebot glasweise (ca 5 rote, 5 weiße), eher unbekannte, aber sehr kundige Winzer. Cabernet sauvignon 09 dort, Zweigelt Reserve aus dem Seewinkel hier. Doppelt geordert, weil über alle Zweifel erhaben. Kleine Kritik: bei einem der Gläser wurde ein kleines, aber noch ungefährliches Makel übersehen.
Fazit: sehr gelungene Mittagspause. Zum Abschied gibt’s vom Chef ein „Schönen guten Tag, die Herrn“. Passt zur Gesamtvorstellung des Hauses. Gerne wieder.Weniger anzeigen
Stadtwirt
(1)
Untere Viaduktgasse 45, Wien 1030
In diesem Guide weil: "Das" Lokal für den "inneren" 3. Bezirk.
Hier habe ich noch nie schlecht gegessen. Flottes Service.
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2. Feb 2011
Zuerst muss ich mal sagen, dass ich die so scheint mir organisiert negativen Bewertungen unter mir nicht ganz nachvollziehen kann.
Das Service ...MehrZuerst muss ich mal sagen, dass ich die so scheint mir organisiert negativen Bewertungen unter mir nicht ganz nachvollziehen kann.
Das Service ist mehr als bemüht, auch kompetent, da nicht jeder in der Gastronomie wirklich beweisen kann, etwas von Wein zu verstehen. Hier findet man vor allem auch immer wieder andere Weine, die glasweise angeboten werden. Noch dazu ganz edle Tröpferl zum fairen Preis.
Das Ambiente find ich mehr als gemütlich. Kritikpunkt ist nur, dass man, wenn man einen Tisch für 2 im Nichtraucherbereich reserviert hatte, eventuell noch darauf warten muss, bis der Tisch frei wird. Bis dahin wird man allerdings gebeten, an der Bar bei einem Aperitiv zu warten. In diesem kleinen Raum pofeln sich die Süchtigen die Zigaretten runter, dass einem Hören und Sehen vergeht. Also gut, wir warten die fünf Minuten am Empfangstischchen ab und werden dann aber sogleich an unseren Tisch geleitet.
Die Speisen: Note 3,5 (kann man leider nicht wählen, aber ich sag's nochmal, es ist eine sehr gute 3!). Die Suppen werden sehr ansprechend in einem hohen Teller mit Kerbe für den Löffel serviert. Die Suppe schmeckt einladend wie eine kräftige Rindsuppe schmecken muss, die Einlagen wie Knödel oder Frittaten sind stets gekonnt gemacht.
Schnitzel: eine Art Kalbsfilet in vier Teilen. Kein echtes Pfannenschnitzel, wie ich es zuhause mache, aber sehr zart und gschmackig, das verwendete Fett braucht sich auch nicht zu genieren. Kartoffeln sind in Ordnung, auch wenn ich den Tag loben werde, an dem ich ein Lokal finde, dass rotschalige Desirée-Kartoffeln verwendet, die sind mit Abstand die besten. Aber gut, man kann nicht alles haben!
Der Tafelspitz: meiner Meinung nach der beste, den ich in Wien bis dato bekommen habe. Zart, mit dem obligaten "Gelee" durchzogen, die Kohlrabieckerln sind bissfest und saftig, gut gewürzt. Der Erdäpfelschmarren ist klaglos. Schnittlauchsauße und Apfelkren werden auch gereicht, bräuchte ich aber anhand der Kombination Fleisch-Erdäpfel-Kohlrabi gar nicht.
Schweinemedaillons mit Pilzsauße: die Schwammerln dürften wohl aus dem Wienerwald sein, auf alle Fälle nicht aus der Tiefkühltruhe. Fleisch ist zart, rosa, fein. Sauße sehr gut, könnte aber ein wenig mit dem Salz gespart werden. Statt der Bratkartoffeln hätte ich vielleicht besser Reis nehmen sollen. Nun gut, mein Fehler, ist Geschmacksache.
Desserts: die Topfenknödel sind fein, aber offenbar fehlt hier das Salz im Kochwasser. Und noch eine Kritik, die betrifft aber glaube ich die gesamte Gastronomieseele in Österreich: warum muss man auf Desserts einen halben Zentimeter hoch Zucker streuen? Das schmeckt dadurch nicht besser, das nächste Wahl bestell ich einen Tischsauger um das ganze Pulver wieder runterzukriegen!!
Dessertvariation: verspielt, schön anzusehen, schmeckt auch edel.
Fazit: die Küche leistet sich nicht wirklich grobe Schnitzer, wenn auch da und dort ein Eckerl Perfektion fehlt.
Trotzdem auch mal eine Kritik an so manchem Kritiker:
In einem edlen italienischen Restaurant bestellt man keine Pizza, sondern Fisch, weil man da merkt, ob er's kann oder nicht. Genauso wenig, wie man im Italienurlaub Schnitzel mit Pommes bestellt.
Und wer beim Stadtwirt Seeteufel essen muss, der sollte sich mal fragen, warum er nicht woanders hingeht. Ein Lokal ist nicht grundsätzlich schlecht, nur weil die Küche nicht das gesamte Küchen-ABC perfekt beherrscht. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, auch wenn sich der Stadtwirt fragen muss, warum er Seeteufel überhaupt anbietet. Trotzdem: beim Stadtwirt isst man die Klassiker und nicht Chop Suey. Dafür gehe ich woanders hin!
PS: die beschriebenen Speisen kann man auch auf den upgeloadeten Fotos betrachten.Weniger anzeigen
Meierei im Stadtpark
(2)
Am Heumarkt 2a, Wien 1030
In diesem Guide weil: Steirereck für Arme? Unfair. Reitbauer pur? Nicht immer.
SpeisenAmbienteService
9. Nov 2012
Frühstück und Abendessen in der Meierei. Oder besser gesagt: Abendessen und Frühstück. Frühstück gab’s heute am Morgen, das Abendessen liegt schon ...MehrFrühstück und Abendessen in der Meierei. Oder besser gesagt: Abendessen und Frühstück. Frühstück gab’s heute am Morgen, das Abendessen liegt schon ein paar Wochen zurück.
"Teil 1" - zum Abendessen:
Wienerschnitzel vom Kalb um 17,90 Euro. Ich möchte die Meierei im Stadtpark jetzt nicht ein „Steirereck für Arme“ nennen, aber die Preise der Meierei sind dann doch deutlich „volksnäher“ gestaltet. Im gleichen Gebäude wie das feudale Steirereck, nur mit der dominanten Glasfront in Richtung Wienfluss, praktisch gelegen in unmittelbarer Nähe zur U4-Station Stadtpark.
Die Räumlichkeiten kann man in einen oberen Schankbereich und in einen treppab erreichbaren unteren Bereich unterteilen. Letzterer offeriert den Blick auf den Wienfluss, der aber nur bei Schönwetter wirklich erbauend ist.
Meierei – übersetzt ein landwirtschaftliches Pachtgut – oder einfach eine Molkerei. Das erklärt die 120 Käsesorten, die im Schankbereich einerseits hinter einer speziellen Glasvitrine versteckt werden, andererseits aber auch in hübschen Käsewagerln ausgestellt sind.
Wie sagte mal Wilhelm Busch? „Man liebt den Käse wohl – indes‘ – man deckt ihn zu!“
Wenn man jetzt geruchstechnisch ähnlich empfindlich ist wie ich (Käse, Gurken, Paprika, …), dann wird der Nachteil (oder Vorteil?) der Architektur der Meierei offensichtlich:
Es „fäult“ [fäuut] – wie der Wiener sagt. Der Geruch sammelt sich aber erstaunlicherweise komplett im oberen Bereich. Die paar Stufen nach unten zu den Tischgruppen sind also offenbar wohlweislich eingebaut worden.
Beim Frühstücken stört das also nicht. Beim Abendessen schon, vor allem dann, wenn man zuerst mal keinen Tisch bekommt, dafür aber an der Theke Platz nimmt.
Service: ein eigenwillig selbstbewusster Herr, der drei junge Damen „dirigiert“. In seiner Gegenwart eher reserviert, blüht dann eine erst auf, als ich unten einen Tisch bekomme.
Gedeck: Brot, Süßrahmbutter, Walnussbutter, Ölivenöl.
Steinpilzcreme mit Gamsfilet. Eine äußerst gelungene Kombination. Denn ohne dass das Süppchen mit irgendwelchen Tricks aufgemotzt werden muss, zeigt die Crema was sie kann. Feines Steinpilzaroma, nicht „getuned“, dafür aber mit ein paar butterzarten Gamsfilets, die wahrlich auf der Zunge zergehen. Dazu noch ein Stück Brot mit Walnussbutter, Öl, rein in die Suppe… ooch…!
Kalbsrahmbeuschel: sehr gut, mein drittes überhaupt außerhalb der eigenen vier Wände. Schnörkellos, nicht überwürzt, nicht zu salzig.
Kaiserschmarren. Der aufblühenden Kellnerin gebe ich noch die Information mit, den Zucker wegzulassen.
Gott sei Dank, was wäre wohl passiert! Der Kaiserschmarren sieht zwar am Foto gar nicht so einladend aus, aber ohne den „obligaten“ Staubzucker macht er tatsächlich optisch weniger her.
Doch der Schmarren ist noch immer viel zu süß. Er schmeckt zwar, ist auch flaumig, wie niemals einer seiner Gattung zuvor, aber warum so süß?
Mehr Zucker heißt nicht mehr Geschmack! Schade drum. Das müsste Herr Reitbauer eigentlich wissen, oder ist das der Kniefall vor dem Mainstream-Gast?
Im Steirereck würde er sich dies wohl kaum erlauben dürfen.
Trotzdem: das Fachmagazin für "Ess- und Trinkkultur", "A la carte" führt die Meierei in ihrer Sonderausgabe über Wiener Klassiker unter den Paradelokalen für Kaiserschmarren: "... in einer Qualität, die man sich von der Meierei des besten Restaurants Österreichs erwarten darf."
Keine Ahnung, was den Schreiberling bei der ansonsten sehr gelungenen Lektüre da geritten hat. Ach ja, zur Anmerkung:
den Artikel las ich gut einen Monat nach meiner Meier'schen Schmarren-Erfahrung.
"Teil 2" - zum Frühstück:
Zuerst mal ein Wort zum Ambiente. Die schreiend grün-gelbe Farbe, die da in den Bodenbeton eingerührt wurde, kommt am sonnigen Morgen wirklich gut, am Abend finde ich den Farbmix zuweilen anstrengend und wenig entspannend.
Mehrere „Frühstücksmenüs“ anzubieten ist wirklich eine feine Idee (siehe Bilder). Brot und Getränke sind übrigens extra zu bezahlen.
Meine Wahl, dabei ist die Reihenfolge nicht gemäß der Speisekarte, sondern gemäß der Empfehlung des Kellners, der zwar sehr freundlich ist, aber trotz spärlichem Besuch schon viel zu tun hat.
- Kräutertopfen mit gebeiztem Wildlachs
- 3 Käsesorten aus Österreich: Weinkäse, Bachensteiner,
Nuart’s Weißschimmel (vom Schaf)
- Schafmilch-FruFru mit Erdbeeren und Kefir
- Müsli mit gedörrten und eingelegten sowie frischen Früchten
(statt dem Käse-Omelett)
- Warmer Milchrahmstrudel mit Holunderröster
Zuerst mal ein Weißer Tee. Schönes Säckchen, trotzdem reicht er an offene Tees seiner Art nicht heran.
Kaffee (etwas später): Cappuccino, „bitte richtig italienisch“. Eigentlich müsste ich das ja gar nicht dazu sagen. Aber was kommt? Ein fader, eindeutig bitterer Milchkaffee mit einer Schaumhaube obendrauf, die an den Schaum einer vollen Badewanne erinnert, das ist jedenfalls kein Cappuccino, das können sogar einige Innenstadtcafés weitaus besser. Die "Qualität, die man sich von der Meierei des besten Restaurants Österreichs erwarten darf" (Erinnerung an "A la Carte"-O-Ton) ist das ganz und gar nicht, im Gegenteil, das ist eine handfeste Enttäuschung.
Brot, ich wollte dunkles: zwei Sorten, schön anzusehen, schmeckt auch gut.
Der Wildlachs ist eindeutig kein 08/15-Supermarkt-Lachs, nicht zu „geil“, sehr elegant, sehr fein im Biss, nicht übersalzen, angenehm würzig, fällt aber nicht so „wuchtig“ mit der Tür ins Haus wie andere seiner Art.
Der Kräutertopfen ist eine wirklich edle Sache, da war ein sehr sensibles Händchen dahinter.
3 Käsesorten: der Weinkäse ist nicht umsonst ein echter Heuler, ich mag ihn einfach. Die beiden anderen sind ähnlich weich in der Konsistenz, sehr kultiviert im Geschmack, buttrig, stinken nicht zu sehr, nicht einmal der Schafkäse blökt unverschämt daher.
Schafmilch-FruFru: nette Idee, sehr cremig fein, schmeckt nicht aromatisiert.
Müsli: endlich wieder einmal ein angesetztes Müsli, nicht einfach der übliche „Büffet-Schotter“, den man erst anrühren muss und trotzdem durch die Speiseröhre kratzt wie Schottermitzis "feine Auslese".
Milchrahmstrudel: das Problem beim Strudel ist nicht seine Machart, sondern die berechtigte Empfehlung, ihn am Schluss des Menüs zu essen.
Nur: wenn alles aus Organisationsgründen auf einmal serviert wird (Order von Reitbauer höchstpersönlich), dann ist’s schade um die Müh‘, denn der Strudel ist anfangs schön warm, aber am Ende ist er kalt und kriegt eine Haut, durch’s von mir gewünschte Aufwärmen, dem problemlos nachgekommen wird, wird die Haut noch dicker.
Schmeckt halb so gut. Mein Vorschlag, wenigstens den Strudel erst dann zu servieren, wenn alle kalt servierten Speisen bereits verspeist sind, wird freundlich entgegengenommen, dürfte aber aufgrund Reitbauers Order zum Scheitern verurteilt sein. Da es eben organisatorisch nicht machbar wäre, kommt eben wohl weiterhin alles auf einmal zu Tisch.
Fazit: einige Highlights werden von einigen doch erstaunlichen Schwächen getrübt. Ein trotz Weglassen des Staubzuckers völlig übersüßter Kaiserschmarren, ein Cappuccino, der diesen Namen nicht tragen dürfte und die leidige Sache mit dem Strudel sind Flecken auf der Weste eines Hauses, das auch ganz anders kann: die Steinpilzcreme mit dem Filet war eine Klasse für sich, diese Qualität wiederum sucht ihresgleichen. Und dass das Frühstück trotz des Strudels ein Highlight darstellt, will ich gar nicht bestreiten. Wer macht sich schon die Mühe, ein Müsli anzurühren? Außer der Meierei macht das bis dato erst ein Haus im Burgenland mit 5 Sternchen auf der Eingangstür. Und der Lachs war ebenso über alle Zweifel erhaben.
Ich komme also wieder – in der Hoffnung auf eine Lösung des Strudelproblems - und vielleicht serviert man mir doch noch einen Cappuccino, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht.Weniger anzeigen
Motto am Fluss
(1)
Schwedenplatz (Donaukanal - Schiffsstation), Wien 1010
In diesem Guide weil: Firstclass-Terrasse am Donaukanal mit Wiener Küche internationaler Färbung.
SpeisenAmbienteService
24. Jul 2013
Das heutige Motto: Altstadtspaziergang mit Finale am Fluss.
Motto am Fluss. Motto am Kanal [kanaoi] klang wohl eher unvorteilhaft, also entschi...MehrDas heutige Motto: Altstadtspaziergang mit Finale am Fluss.
Motto am Fluss. Motto am Kanal [kanaoi] klang wohl eher unvorteilhaft, also entschied man sich für die Namenskorrektur schon vor der Taufe.
Das Lokal liegt ja in bekanntlich begnadet guter Lage, die Schiffsstation Wien-City vor dem Schwedenplatz (u.a. Start des Twin-City Liners nach Bratislava) ist zugleich auch das Lokal bzw. ein Teil davon.
Der flach ansteigende Aufgang mit seinen unrhythmisch eingebauten Stufen zur Terrasse nichts für Patscherte, also gleich mal über die zweite Stufe drübergestolpert.
Oben angekommen die Schokoladenseite des großen Lokals: niedrige Tische und ebensolche Stühle lassen ein Feeling irgendwo zwischen Ibiza und Playa del Carmen aufkommen. Kein Zweifel, hier dürfte auch die nächsten Wochen kein Platz zu bekommen sein.
Doch die Temperaturen zwingen ohnehin, reinzugehen, am Eingang eine platzzuweisende Fee mit freundlichem „wo Sie wollen, nur heraußen ist alles ausreserviert.“
Der Abgang zum Restaurant ist unscheinbar platziert, ein kleines Schild weist den Weg nach unten.
Geschickte Architektur mit großer, schräger nach außen „hängender“ Fensterfront und Blick auf Kanal, äh, Fluss. Hochglanz-Lampions, „Salotto“-artige Sitzgrüppchen.
Der Blick hinauf ins „Le Loft“ gegenüber erinnert mich, dass ich nach wie vor keine Lust auf Schlips und Lackschuhe habe – hier ist das Publikum wohltuend gemischt, aber nicht ungepflegt.
Service: einige Damen und Herren, zumeist jung und gut gekleidet (ok, Sakko und die hohen adidas-Schlapfen sind Geschmacksache), und vor allem auch sehr geschickt im Umgang nicht nur mit den Gästen, sondern auch mit Speisen und Getränken (servieren, dekantieren, Präsentation, etc.). Gut organisiert auch, Getränke und Speisen werden immer mit richtigem Timing serviert. Ein ziemlich krasser Gegensatz übrigens zur Truppe einen Stock höher, im Barbereich geht so manches drunter und drüber.
Gedeck: Biobrot im Haus fertiggebacken. Geklärte Butter (sündhaft gut!), und ein weiterer Aufstrich mit Karotte stellen den Esser auf die Probe, sich nicht zu sehr den Bauch vor den Hauptdarstellern vollzuschlagen.
Die Karte macht’s einem nicht leicht – doch die Verantwortlichen im Hause gehen nach dem Motto: klassische Wiener Küche macht den Spagat bis zu internationalen Highlights, sei es nun die Interpretation des Althergebrachten oder die Umsetzung von internationalen Gustostückerln.
So findet man Austern ebenso wie Ziegenkäse, Wienerschnitzel (no na, aber um fast 22€), Strozzapreti (!), Gänseleberpaté oder eben das Kalbsbutterschnitzel.
Sommersalate mit Holunder-Zitronenverbenen-Dressing und Brotkrusteln (um die 9€).
Der Dressing hat eine – sagen wir mal – forsche Säure zu bieten, in puncto Vielfalt schlägt der Salatteller allerdings so manches bisher gesehene . Der Koch dürfte auch erfolgreich ein Praktikum im Botanischen Garten hinter sich gebracht haben.
Der Gipfel sind die essbaren Dekoblüten, Kapuzinerkresse (orange) und Kornblume (blau). Vor allem letztere beeindruckt – wie schmeckt Kornblume? Sagen wir’s mal so: eigentlich nach nichts, außer nach „lebendem Filz“.
Weniger gut, weil überflüssig: die Brotkrusteln lehren jeder 2.Klasse-Plombe das Fürchten. Die Konsistenz erinnert auf den ersten Blick bzw. Biss an die steinharten Zementreste auf unserer Baustelle vor 20 Jahren oder auch an den Bimsstein an den Flanken des Vesuv.
Braterdäpfelsuppe mit Eierschwammerln um nicht gerade wohlfeile 8,50.
Ich bin neugierig, erwarte ich mir doch eine Art Cremesuppe, doch weit gefehlt. Die zur selben Zeit auch für ein anderes Gericht zubereiteten „Pommes au Champignon“ (also Kartoffeln in Pilzform geschnitten) verlieren sozusagen ihr „Gegenstück“, dieses wird natürlich nicht weggeworfen, sondern in die Bouillon eingekocht und verleiht der Brühe einen tiefdunklen Teint – sowie den schön braterdäpfeligen Geschmack. Man muss sich als Koch nur ein wenig zu helfen wissen.
Die Eierschwammerl haben 1A-Waldqualität, dürften von nicht allzu weit hergekarrt worden sein.
Das zuvor erwähnte Kalbsbutterschnitzel um gut 18€, hier mit „Knusper“püree und Pioppini.
Pioppini sind eher in Italien verbreitete Kulturpilze, die es in unseren Pilzbüchern als „Ackerlinge“ nicht gerade zu großer Bekanntheit gebracht haben.
Hier könnten sie es werden, wären sich nicht mit der Extraportion Salz blanchiert worden. Schade, dabei wäre der büschelig wachsende Pilz herrlich knackig-gummig, schön zu essen.
Etwas zuviel Salz auch im Butterschnitzel, das „Knusperpüree“ ein dafür tadelloses Püree mit ein paar krachig-knusprigen Bröseln obendrauf.
Das Ganze noch mit einem Schäumchen, oder auf gut Neudeutsch, „Espuma“, garniert.
Dessert : Ein Topfenparfait mit marinierten Marillen und Basilikum (9€).
Sozusagen die parfaitgewordene Abart des traditionellen Marillenknödels. Das Parfait eine etwas kompakte, fast schon zu feste Rolle, die erst mit der Zeit etwas „zugänglicher“ wird. Ein bisschen stehen lassen zahlt sich aus.
Flankiert von den ansprechend marinierten Marillen und gebratenen Basilikumblättern.
Lustiger Gag: giftgrüne Marshmallows mit Basilikumgeschmack. Ja, wir Kinder durften nicht mit dem Essen spielen, der Koch darf das.
Espresso: ok, bissl zu wienerisch dünn, die Crema ist nicht mehr als ein paar Cirruswolken am Kaffeehorizont.
Getränke: hausgemachte Basilikum-Limetten-Limonade, eine erfrischend wohltuende und im Vergleich zur picksüßen Mainstreambrühe auch nicht extrem überteuerte Alternative – 4,70 für den halben Liter.
Wein: Rotgipfler vom Stift Heilgenkreuz, ein feiner Beginn um 4,80, satt-fruchtiger Bio-Blaufränker von Beck um fast 6€.
Mott des Motto: die begehrtesten Plätze in Wien sind nicht die billigsten. Die Küche ist bemüht, Bio hier, Selbstgemachtes wie Brot oder Limo dort. Die ambitionierte Küche mit frischen Ideen präsentiert sich gut, darf aber ob des hohen Anspruchs auch da und dort am Feinschliff arbeiten – und damit ist nicht nur der vorsichtige Umgang mit dem Salzstreuer gemeint.
Wer das Börsel eher schonen will, kann immer noch einen Stock höher was Kleineres essen und – sofern frei – eine der begehrten Terrassen-Sitzgruppen erobern und die feine Innenstadtkulisse genießen.
Unser Captain und größter Genießer unter den Piloten würde wohl sagen: Priceless!Weniger anzeigen
Schweizerhaus
(4)
Prater 116, Wien 1020
In diesem Guide weil: Amoi im Joah!
So singt nicht nur Steffi Werger, sondern auch ich, wenn das Budweiser runtergeht wie Öl.
SpeisenAmbienteService
15. Jän 2011
Ich kann die Bewertungen schon verstehen, die sich hier finden, aber wer sich abzocken lässt, ist selbst schuld. Ich kenne meine Konsumation immer,...MehrIch kann die Bewertungen schon verstehen, die sich hier finden, aber wer sich abzocken lässt, ist selbst schuld. Ich kenne meine Konsumation immer, und wenn was nicht stimmt, wird die Stimme erhoben, sofern das wirklich vonnöten ist. Wer eine überhöhte Rechnung zahlt und danach schimpft, dem ist nicht zu helfen.
Aber es stimmt schon auch: "Melden's Ihnen wieda, wenn's an Duascht hom!" ist kein unbekanntes Zitat, wenn man was anderes haben will als ein Krügel.
Aber das Schweizerhaus ist eben das Schweizerhaus. Einmal im Jahr muss es einfach sein, weil man sich den ganzen Trubel und das süffige Bier aus Tschechien einfach geben muss.
Das Essen? Ich hab allein schon durch einen Besuch pro Jahr keine Erfahrungen mit anderen Sachen. Schweizerhaus heißt: Leberknödelsuppe, Stelze und 5 Bier.
Wie gesagt, einmal im Jahr muss es sein, nicht weil es in der Societyzeitung steht, sondern weil ich die Stimmung hier einfach einmal im Jahr "brauch". Punkt.
Fazit: Leberknödelsuppe geht in Ordnung, die Stelze war reichlich, aber nicht trocken, eher knusprig und saftig zugleich, und die 5 Bier (ja, 5!) gingen runter wie Öl. Und auch wenn die Kellner verschrien sind, wir haben uns mit einem unterhalten, wie seine Saison nach der Wintersaison am Arlberg hier aussieht. Trinkgeld gibt's genug, aber die Arbeit ist beinhart, und wie hier die Krügeln herangeschafft werden, das hat schon meinen Respekt.
Wir hatten zuerst eine Weinverkostung in der Hofburg (VieVinum) erlebt (10-18 Uhr), die Biere danach waren wie Balsam. Die Straßenbahn brachte uns am Ende dann bis nach Hütteldorf. Wie schön, am nächsten Tag ohne Kopfweh aufgewacht. Hat was.
Also: nächsten Sommer wieder Schweizerhaus. Aber wieder nur einmal, dabei bleibt's, versprochen ;-)
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Update Oktober 2013:
ReTe-"Dreierziegel" mit schlitzaugeseiwachsam und Otternase.
Die Stelze meiner Meinung nach wirklich gut erwischt, sogar meine wurzelbehandelten Mahlzähne kommen mit der nicht extrem salzigen Kruste gut zurecht, das Fleisch selbst keinesfalls trocken, gerade richtig und sicher nicht versalzen.
Kartoffelpuffer eigentlich nicht meine Wahl, aber ich hab mich dann "mit"-entschieden - schwerer Fehler.
Laut Otternase ist es saisonabhängig, wann im Schweizerhaus was besonders gut ist.
Momentan ist offensichtlich nicht die Zeit für guten Kartoffelpuffer, goldgelb und zart ist das Ideal, das Gegenteil ist heute der Fall (schlitzaugeseiwachsams Vergleich zum Brüllen - siehe oben!).
Krautsalat soweit ganz gut, schön süßlich, ohne Speck o.ä., dazu noch Senf und Kren. Der Kren ist tränentreibend und sorgt für japsende Atemlosigkeit - perfekt.
Powidltascherl - sind mir "net powidl!" - schön zart und gummig zugleich, das Zuviel an zerlassener Butter, wie auch Tonnen von Staubzucker, bleiben am Teller zurück.
Bier? - Ich werde alt. Diesmal waren's auch 5, davon allerdings ein Seidl. Aber es fließt nach wie vor bestens im Schweizerhaus.
Service: selbstbewusste Kellner, aber nicht ungut, die Abrechnung am Bierzettel funktionierte tadellos.Weniger anzeigen
Flatschers
(1)
Kaiserstraße 113, Wien 1070
In diesem Guide weil: Wienerisch - new generation hoit, Oida! Steaks, Burger, aber auch Schnitzerl mit Wiener Garnitur und Erdäpfelgulasch. Bestes Bier, aber auch gute Weinauswahl.
SpeisenAmbienteService
5. Apr 2012
Es sollten zwei Tage im Zeichen des 7. Bezirks werden. Nach längerer Wien-Abstinenz entschied ich mich kurzfristig, nach einer Reservierung beim Gr...MehrEs sollten zwei Tage im Zeichen des 7. Bezirks werden. Nach längerer Wien-Abstinenz entschied ich mich kurzfristig, nach einer Reservierung beim Grünauer, auch das gürtelnahe Flatschers zu besuchen.
Eigentlich gern auf der Suche nach dem Kleinen und Feinen, so ist so manches „angesagtes Highlight“ zumindest so interessant, dass man sich mal davon überzeugen will, was daran so stimmt oder nicht. Ein paar Enttäuschte wird es immer geben – und dann gibt’s die, für die Essen, Ambiente und Service unübertroffen sind. Es kommt natürlich immer darauf was, welche Erwartungshaltung hier vorauseilt.
Wie schon einer meiner Vorredner richtig gesagt hat, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Etwas anderes zu erwarten, um dann mit einer 0 abzustrafen, wird dem Lokal genauso wenig gerecht wie dreimal die 5 zu verteilen, bei aller Begeisterung.
Was man hier einfach mal feststellen muss: die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, auch nicht im gastronomischen Sinne. Bestes Essen, In-Lokal, Cocktailbar, Musik, Stimmung? Alles in einem?
Alles zusammen bieten zu können, ist eine Vorgabe, die kein Lokal erfüllen kann, aber auch nicht muss. Eines aber kann es: einen guten Spagat zu schaffen. Chef Andreas Flatscher ist Gastronom durch und durch, das ist unschwer zu erkennen. Die Möglichkeiten sind vorhanden, die Zeit, die gastronomische Welt zu erforschen und Neues zu entdecken, auch. Man pickt sich einen spannenden Mix zusammen und beweist zweifelsohne Liebe zum Detail und ein gewisses Gespür, mit diesem Mix auch den Nerv von Stammpublikum und neuen Gästen zu treffen.
Steaks, Gulasch, Burger, Cocktails, breite Bierkarte. Nicht die 27tausendste Pizzeria, kein Würgerking, kein x-beliebiges Brauhaus. Hier gibt’s kein langweiliges Produkt, das man eh schon an jeder Ecke mal gesehen hatte. Das verdient Respekt.
Die Umsetzung: ein erfolgreiches Konzept, kurz und gut. Die Hütte ist brechend voll, sicher nicht nur am heutigen Abend. Das Personal wirkt nicht verzweifelt ob der Tatsache, dass hier sehr viele Gäste, sitzend wie stehend betreut werden wollen. Das schafft nur ein Team, das nicht gleich die Nerven verliert. Man kümmert sich darum, mir als einzelnen Gast einen Platz zu bieten. Es dauert auch nicht einmal die 10 Minuten, die man mich bittet, zu warten.
Während ich an der Theke warte, gibt’s mal vorweg ein kleines Augustiner, gut gezapft.
Störend: der Hauptteil des Lokals inklusive großer Bar ist Raucherbereich. Der zahnlose österreichische Nichtraucherschutz wird’s wohl weiterhin geflissentlich ignorieren, dass hier die Vorgaben nicht befolgt werden: der größte Teil um die Bar herum müsste Nichtraucherbereich sein. Österreichische Lösung nennt man das. Ein österreichisches Unding nenne ich das.
Der Chef persönlich kümmert sich um wartende Gäste. Ich bekomme meinen Zweiertisch höflich zugewiesen, allerdings ist der Tisch noch gar nicht abgeräumt. Auch wenn es sich nur um vier Gläser und eine Flasche Mineralwasser handelt, einen noch nicht abgeräumten Tisch für den Gast „freizugeben“, ist doch eher ungewöhnlich. Da ich aber nicht in einem gnadenlos vornehmen Haus bin, bin ich flexibel und mach es mir auf der breiten Lederpolsterung bequem.
Das, was aber weiterhin stört, ist der Rauchpegel. Die Lüftung arbeitet eher mäßig, das erkennt man an den Rauchschwaden gegen das Spotlicht. Wer bestes argentinisches Rindfleisch essen will, muss also den Rauch inklusive akzeptieren.
Das Essen: ein spezielles Kartoffelgulasch nach Art des Hauses, mit „ana Dürrn“ in Stücken geschnitten. Extrem „einreduziert“ und auffällig dunkel. Kurios aber:
Wo sind die Kartoffeln? Wurststücke sind vorhanden, aber keine Kartoffeln. Chef Andreas entschuldigt sich höflich, da dürften irgendwie beim Rausschöpfen die schwereren Kartoffeln im wahrsten Sinne des Wortes „untergegangen“ sein. Ist nicht wirklich gravierend, die Sache schmeckt interessant und schnürt den Magen nicht zu wie so manch anderes Gulasch, ist aber auch durch exzessiven Wein- und Paprikaeinsatz hart an der Grenze, für meinen persönlichen Geschmack geht die Sache schon zu sehr ins harte, gerbstoffige. Mehr Fruchtigkeit würde guttun.
Filetsteak, „ladylike“: medium-rare bestellt, kommt es eher medium als medium-rare daher, aber das ist dann schon Jammern auf sehr hohem Niveau. Das Steak ist trotzdem sehr zart, gibt kaum Anlass zur Kritik, auch wenn das Fleischerl nicht ganz an jenes in Wels herankommt. Da lass ich mich nicht ganz umstimmen ;-)
Die Pommes frites wurden hier mehrmals hoch gelobt. Außen schön cross und innen zart-weich. Nicht extrem gesalzen, die Serviette im Korb hat kaum Fettflecken. Kein verbrannter Fettgeruch.
Sehr gut. Ein nur scheinbar „unwichtiges“ Detail, die Massengastro kauft die Pommes lieber zu.
Der Wein: gut, ein größeres Glas würde aber einen zweifellos guten, roten DAC eher gerecht werden.
Weinkarte nicht schlecht bestückt für ein Lokal, das sich in der Einleitung doch eher dem Bier verschrieben hat. Wein wird mit einen Glas Wasser serviert. Hier ist also die Unart, Wasser nur gegen Bezahlung zu servieren, nicht zuhause.
„Ipanema“ – alkoholfrei aus der Cocktailkarte. Unter anderem mit Limetten und Ginger Ale. Nicht nur mit feiner Säure, auch ordentlich gezuckert. Für 6 Euro nicht übertrieben, allerdings auch ordentlich mit Eiswürfeln aufgefüllt.
Zusammenfassung nach einem ersten Besuch: ein wirklich gelungenes Lokal, wo nicht umsonst die Hölle los ist. Geschäftiges Treiben und Rauchpegel zeigen aber auch die Grenzen des Konzeptes auf, „beides“ bieten zu wollen: hippes Trendlokal und gutes Speisen. Ein gutes Steak würde in ruhigerer, rauchfreier Atmosphäre nochmal besser schmecken.
Dabei muss man aber fairerweise anerkennen: für ein geschäftiges, jugendlich-flottes Lokal bietet die Küche überdurchschnittliche Leistungen und eine gut durchdachte Karte mit interessantem Speisenmix. Selbst wenn man hier auf das Essen verzichten würde, so ist der Gesamtmix nicht alltäglich und rechtfertigt einen weiteren Besuch.
Wirklich löblich: trotz kleiner Schwächen ist das Service bemüht und nimmt den Gast sichtlich ernst. Trotz voller Hütte bewahrt man hier die Ruhe.Weniger anzeigen
Mariahilferbräu
Mariahilferstrasse 152, Wien 1150
In diesem Guide weil: Bierlokal.
Zwar dem heiligen "St. Iegl" geweiht, doch hier gibt's die bis dato (für mich) einzigen wirklich guten "g'rest'n Gnedl".
SpeisenAmbienteService
11. Dez 2010
Bericht Ende 2010 – mit Update vom 22.10.2012.
Mehrere Besuche 2010:
Sehr interessante Mischung aus Studentenlokal, Bierhaus und Wiener Küche....MehrBericht Ende 2010 – mit Update vom 22.10.2012.
Mehrere Besuche 2010:
Sehr interessante Mischung aus Studentenlokal, Bierhaus und Wiener Küche. Hier findet man den Studenten genauso wie den Touristen und den Herrn Kommerzialrat.
Hier sollte niemand enttäuscht sein, auch wenn man keine Haubenküche erwarten darf (das Preis-Leistungs-Verhältnis ist über alle Zweifel erhaben!). Gut gezapftes Bier, eine Portion geröstete Knödel mit Ei und Salat, ein ander Mal ein Schnitzerl: schmeckt gut und liegt nicht schwer im Bauch, hier wird ordentlich gearbeitet! Wurde bei meinem längeren Aufenthalt im 15. zum Stammlokal.
Neuerlicher Besuch 2012:
Seit dem gesetzlich vorgeschriebenen Umbau mit Trennung Raucher-Nichtraucher bietet sich folgendes Bild:
Der Schanigarten mit Blick auf Tram und Straßenverkehr der äußeren Mariahilferstraße ist immer noch derselbe. Im Laufe des Sommers stetig voll.
Da wir aber mittlerweile in Richtung November zugehen, ist’s auch mit Altweibersommer bald vorbei. Also rein in’s Lokal: dabei fällt sofort auf, dass das Nichtraucherabteil das weitaus größere ist und man für den Gang auf die Toilette nicht erst durch das Raucherabteil muss. Dass die Theke im Nichtraucherabteil ist, dies bräuchte man eigentlich gar nicht erst erwähnen – oder doch? Doch, vor den Vorhang damit, die Jammerer und angeblich so armen Gastronomen sollten sich so ein Lokal zum Beispiel nehmen.
Ich muss es wieder einmal sagen: dieser Umstand hat diesem Lokal in keinster Weise geschadet. Ich war gestern dort und es war voll. Ich bin die letzten Tage berufsbedingt fast täglich vorbeigegangen – das Lokal war voll, gerammelt voll. Jedes Mal.
Soll mir einer sagen, warum gerade ein Lokal, dass ein Mini-Raucherabteil hat, darunter zu leiden hat.
Warum also hat dieses Lokal Erfolg? Dafür gibt’s mehrere Gründe.
Man kommt rein und das Interieur ist einladend. Ein hoher Raum, hohe Fenster mit Rundbögen, bequeme Sitzgruppen, angenehme Farben, dunkles Holz, die Wände mit warmen Farben ausgemalt. Bildermix interessant, da und dort ein obligates Bier-Emailschild.
An der Theke fragt man um einen Tisch, der wird sofort per „Tisch Nr. 9 gleich dort vorne ist frei“ bestätigt.
Dort angekommen, ist sie auch schon da – „meine“ deutsche Kellnerin von vor zwei Jahren. Sie ist also immer noch da und ich freu mich. Zünftig gekleidet und mit einem Lächeln, das nicht aufgesetzt ist. Mehr noch – diese Frau ist immer noch hier, weil sie ihren Job mag, ihn beherrscht und weil’s der Lokalbesitzer zu schätzen weiß.
Sie weiß über’s Essen Bescheid und weiß, warum der Koch so kocht, wie er eben kocht. Da serviert nicht einfach nur irgendjemand das, was in der Küche „produziert“ wird.
Knödel mit Ei. Vor zwei Jahren war dies ein Grund, hierher immer wieder zu essen, weil sie konstant gut waren – und hier einfach besser waren als anderswo. Klingt banal, aber selbst das Einfache sollte man beherrschen. Und wenn’s immer besser ist als sonst wo, dann erinnert man sich eben genau daran.
Ok, ich hab diesmal auf Empfehlung meiner Lieblingskellnerin zum Kalbsrahmgulasch gegriffen, doch auch diese Wahl war keine falsche.
Sicher, an mein Grünauer-Gulasch kommt es nicht ran, dafür ist es viel zu üppig gemacht, doch die Kellnerin „weiß, dass es der Koch zu gut meint!“
Das nehme ich zur Kenntnis, denn auf der Habenseite stehen: sämig-cremig, leicht paprikabetont und süßlich, aber ein feines Fleisch und schön gummig-bissfeste Nockerln.
Fazit: die Raucher-Nichtraucher-Trennung geht in Ordnung, ansonsten hat sich das Lokal Gott sei Dank in den letzten zwei Jahren nicht von seinen Tugenden verabschiedet, gutes „St. Iegl“, ordentlicher Wein, gute Wirtshauskost.Weniger anzeigen
der Ringsmuth
Johannitergasse 1, Wien 1100
In diesem Guide weil: Braves Restaurant gegenüber vom neuen Hauptbahnhof.
Besser könnte die Lage nicht sein.
SpeisenAmbienteService
6. Mai 2013
Termine in der Favoritenstraße, dies- und jenseits des neuen Hauptbahnhofs.
Die Lage könnte eigentlich kaum besser sein. Der gewaltige Umbau zum...MehrTermine in der Favoritenstraße, dies- und jenseits des neuen Hauptbahnhofs.
Die Lage könnte eigentlich kaum besser sein. Der gewaltige Umbau zum neuen Hauptbahnhof beschert dem gepflegten Wiener Gasthaus eine Position, die ihresgleichen sucht. Drüberstolpern Hilfsausdruck, würde Wolf Haas jetzt sagen.
Eine „Bahnhofsreste“ ist der Ringsmuth allerdings beileibe nicht.
Drin ist’s einigermaßen gediegen eingerichtet, Holzboden, zum Teil dunkler Wandverbau aus Holz, Weinflaschen schmücken die Regale, nett gedeckte Tische, dunkles Gestühl.
Stilsicher, würde ich mal sagen, da eckt das Auge nirgends an.
Reserviert habe ich sicherheitshalber, und das sollte sich lohnen. Kaum haben wir unseren Tisch, gibt’s ein reges Kommen und Gehen verschiedenster mittelgroßer bis großer Gruppen internationaler Prägung.
Die Karte setzt dort fort, wo die Einrichtung aufhört: alles, was in Wien und ein wenig darüber hinaus speisentechnisch Rang und Namen hat, ein paar wenige etwas exotischere Wagnisse finden sich auch, interessant das Kapitel „Innovativ“, hier trifft Traditionelles auf Neuland: so kriegt man den Tafelspitz beispielsweise mit Grießstrudel serviert. Warum nicht.
Das Serviceteam hat viel zu tun, Warterei oder gar Konfusion ist aber im Hause Ringsmuth ein Fremdwort. Alles geht halbwegs geschmiert und routiniert vonstatten, auch wenn man sich nicht das Urpersönliche so mancher Innenstadtbeisln erwarten kann.
Das Essen: eine Wildkräuterrahmsuppe mit Beef Tartare. Eine Suppe aus der Kategorie „Innovativ“ also. Urassen sollte man mit dem Rahm nicht, tut man auch nicht hier, man besinnt sich der Koch- anstelle der „Streckkunst“. Die Kräuter dürfen ordentlich zupacken, eine wärmende Suppe für das (zu jener Zeit noch) windig-nasse Wetter.
Doch das Beef: ein paar Gurkerlstücke sind wohl darunter, ich ignoriere sie, soweit es geht, einfach mal den Löffel in der Suppe untertauchen hilft. Ich geb’s ja zu, als Würzung dürfen sie ja hie und da ran, die grünen Trümmerln, aber möglichst sparsam sollte es bleiben.
Kurz und gut: die Mischung passt eine erfreuliche Kombination, sehr empfehlenswert, die schlappen 5 Euro sind gut investiert.
Eigentlich wollte ich mich ja beim Essen ein wenig zurückhalten, der lange Winter hinterlässt Spuren, der Resetarits’sche „Feuerwehrhelm“ verdrängt die Hemdknopferln verdächtig…
Nichts da, draußen ist’s kalt, drinnen soll’s warm werden: ein Kalbsbutterschnitzel um nicht ganz 10 Euro darf’s sein.
Bissi zu salzig, auch die Sauce, die Konsistenz ein wenig zu „schmierig“ beim Anschneiden, das kenne ich von anderswo ein bisschen besser. Püree ist soweit in Ordnung, mit Zwiebel wurde nicht gespart.
Dessert: „Kleiner Kaffee“, Wiener Röstung, dazu ein „Eierlikörgugelhupf“, zu 4,40.
Der Gugelhupf ist mit drei Gaberln verzehrt, etwas trocken und fad, den Eierlikör kann ich geschmackstechnisch nicht wirklich herausfiltern.
Die Wiener Röstung wiederum finde ich angenehm zu trinken: kein aggressiver kleiner Schwarzer, ein schöner, nussiger, leichter, milder Kaffee.
Zusammenfassung: „der Ringsmuth – sag niemals Bahnhofsreste zu ihm!“
Wäre ein schöner Leitspruch für das gediegene Gasthaus am Anfang des 10. Bezirks. Wer in Wien per Bahn gerade erst angekommen ist, kann hier essenstechnisch schon mal nicht so viel falsch machen.
Ein routinierter Querschnitt durch Wiens Speisekarte – und vielleicht a „bissl“ mehr.Weniger anzeigen
Huth Gastwirtschaft
(2)
Schellinggasse 5, Wien 1010
In diesem Guide weil: Gepflegtes Wiener Speiselokal, das auch den amerikanischen Touristen anlockt.
SpeisenAmbienteService
5. Okt 2012
Spaziergang durch den gesamten 1. Bezirk.
Problem: man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht – oder anders gesagt – vor lauter Lokalen weiß ma...MehrSpaziergang durch den gesamten 1. Bezirk.
Problem: man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht – oder anders gesagt – vor lauter Lokalen weiß man nicht, wohin man gehen soll.
In der Freyung werde ich auch dank Rete.at mobile fündig, aber meine Unentschiedenheit in Bezug auf Wiener Küche bringt mich bis zur Schellinggasse, also ans andere Ende des 1. Bezirks.
Huth. Gastwirtschaft. Kalbsbutterschnitzel. Tafelspitz. Schnitzerl.
Ich bin auf der Hut(h) – und hungrig. Na jetzt aber.
Recht überschaubares Lokal, schnörkellos, viel Holz, der Raucherbereich im 1. Stock erinnert an die Empore eines Theaters. Geschäftiges Treiben, gut 5 Kellner haben sichtlich zu tun, von der Empore läuft (ja, läuft) gerade einer herunter.
Dazwischen auch die, „graue“ weibliche Eminenz des Hauses, die offenbar nicht genug von ihrem Lebenswerk bekommen kann. Zeitungen werden sortiert, man erkundigt sich salopp nach der Zufriedenheit der Gäste.
Die Speisekarte wird schnell auf die mittig platzierte Serviette draufgelegt, daneben ein riesiger Schmalz-Bügeltopf und Schwarzbrot. Bis allerdings mein heiß ersehntes Budweiser daherkommt, vergeht doch eine gewisse Zeit. Ganz scheint man mit der Gästeschar heute Abend nicht zurecht zu kommen, ein paar kleine Pannen und Koordinationsschwierigkeiten fallen auf, aber über die Freundlichkeit und Korrektheit darf ich wahrlich nicht schimpfen.
Den Schmalztopf koste ich, ein halbes Brot wird gestrichen. Doch gut 99% vom Schmalz ist noch im Topf. Ich empfehle dem Kellner, den praktisch unberührten Topf irgendwie noch zu verarbeiten. Er zeigt ironisch auf seinen Ranzen – alles klar. Es wäre ja auch wirklich schade drum.
Frittatensuppe: Farbe beindruckend dunkel, ohne Flankerl und Fluserl (gefiltert?). Viele große und kleine grüne Röhrln drin, frisch und schön leicht scharf. Frittaten sehr gut, aber was ist mit der Suppe los? Ja, sie ist schon gut, aber viel zu salzig. Der letzte Löffel brennt schon leicht auf der Zunge.
Das erzeugt den köstlichen Durst, wie man so schön sagt. Allerdings schmeckt durch das Salz auch der feinherbe Antrunk vom Budweiser erst mal ein wenig komisch. Bitte, liebe Köche, ein für alle Mal: Suppe kosten, auch wenn sie vielleicht schon stundenlang in der Küche rumsimmert und durch’s Verdampfen an Salzgehalt zulegt.
Das Kalbschnitzel mit Petersilerdäpfel. Es kommt – mit Erdäpfel-Vogerlsalat – nein! Doch der Fehler wird innerhalb von 2 Minuten ausgebessert – wirklich gute, ungeschälte Erdäpfelhälften kommen daher, wunderbar in Schmalz und frischem Petersilkraut geschwenkt.
Der Wunsch, das Schnitzel in der Pfanne zu braten, sollte mir zwar nach Auskunft des Kellners erfüllt werden, doch die typischen, schönen „hellpurpurnen“ Farbunterschiede auf der Paniere, die den „Pfannengeschmack“ erst ausmachen, fehlen. Also doch nicht so ganz.
Trotzdem, das Schnitzel lässt sonst kaum Wünsche offen. Knusprig zart, buttrig, schönes Fleisch, wenn auch geklopft, nicht zäh, nicht flachsig.
Wichtig: als eigentlicher Preiselbeer-Verächter lobe ich die hauseigenen, eingelegten Preiselbeeren. Die können wirklich was und lassen die Preiselbeermarmelade aus dem weißen 5-Liter-Polypropylenkübel eindeutig vergessen.
Powidltascherln! Na wenn schon, denn schon. 35 muss man werden, um das erste Mal Powidltascherln zu essen. Warm, flaumig zart und gut, innen der klassische Powidl, wie man ihn kennt, mit viel zu viel Staubzucker und Schlagobers (wird auch verschmäht) garniert.
Fazit: ein offensichtlich gut frequentiertes Lokal, ständiges Kommen und Gehen, wenig freie Plätze (Donnerstagabend, 20:30 ca.). Grundsätzlich sehr routiniert gemachte Klassiker, aber beim Salzstreuer bin ich gnadenlos, auch wenn es viele Österreicher gibt, die schon vor dem Kosten alles nachsalzen müssen.
Freundliche, flotte Kellner, mit kleinen Schwächen in puncto Organisation. Vielleicht mal wieder, neugierig wäre ich ja auf das Kalbsbutterschnitzel, das ja auch nicht jeder anbietet.Weniger anzeigen
Figlmüller - Bäckerstraße
(2)
Bäckerstraße 6, Wien 1010
In diesem Guide weil: Die besten Schnitzel Wiens - angeblich.
Riesige (schweinerne) "Bresltewwiche" , die sich im Touristenführer doch ein wenig anders lesen.
SpeisenAmbienteService
11. Dez 2010
Angeblich die besten Schnitzel der Stadt. Na gut, ich lass mich überreden und wir gehen hin.
Der erste Eindruck: die Schnitzel sind extrem groß. ...MehrAngeblich die besten Schnitzel der Stadt. Na gut, ich lass mich überreden und wir gehen hin.
Der erste Eindruck: die Schnitzel sind extrem groß. Leider das erste Detail, dass viele (österreichischen) Esser das vergessen lässt, was eigentlich wichtig ist: Qualität und Geschmack. Zugegeben, die Schnitzel sind nicht schlecht, aber auch nicht überschwänglich gut. Da kenne ich den Pumpe in Klagenfurt, der feinstes Kalbswiener in der Pfanne macht. Der Figlmüller macht das nicht, hier gibt's Schweinswiener, schwimmend gebacken. Dafür muss ich aber nicht zwingend zum Figlmüller gehen, nur weil's im Touristenführer eben drin steht. Schade. Das ist so wie beim Wein: ein Hillinger muss es schon sein, weil den haben wir schon mal im Fernsehen gesehen....Weniger anzeigen
Augustinerkeller
Augustinerstraße 1, Wien 1010
In diesem Guide weil: Großes Gasthaus.
Recht routinierte Küche, aber keine kulinarischen "Großtaten". Harmonikaspieler im schönen G'wölb. Praktisch für Geschäftstermine.
SpeisenAmbienteService
29. Apr 2011
Wieder einmal ein Besuch im Augustinerkeller.
War diesmal mit einem Geschäftspartner dort essen. Weil diese oft aus dem Ausland sind, eignet sic...MehrWieder einmal ein Besuch im Augustinerkeller.
War diesmal mit einem Geschäftspartner dort essen. Weil diese oft aus dem Ausland sind, eignet sich der Augustinerkeller ja nicht schlecht, einerseits wegen des urigen Gewölbes, andererseits wegen der gebotenen Speisen, die ein Querschnitt durch die "klassische" Wiener Speisekarte darstellt. Obwohl, die richtige "Oma"-Küche gibt's nicht, aber unsere Gäste sind glücklich über Schnitzel, Gulasch und Schweinsbraten.
Mit ein wenig Glück jammert noch ein Akkordeonspieler im zünftigen Gwand seine Wienerlieder runter und der Abend scheint perfekt.
Doch der große Name enttäuscht immer wieder, weil dem geübten Gaumen manche Dinge hier sauer aufstoßen. Die Speisen sind zwar "routininert" gemacht, das Gulasch ist ordentlich, aber auch üppig und der "Nachhall" ist lang - zu lang.
Nach neuerlichem Besuch gab's dann so manches zu bemängeln. Ich war zwar extrem überrascht, dass mein Kalbsschnitzel nach vielleicht drei Minuten am Tisch war, samt Extrawunsch Petersilkartoffeln, doch für einen sonst berechtigen Preis fürs Kalbfleisch krieg ich ein ordentlich "saftiges" (öliges) Schwimmschnitzel ohne Rasse und Klasse. Die Kartoffeln sind viel zu weich und eher von der "Metro"-Art.
Mein Du-Freund und Geschäftspartner bestellte einen Zwiebelrostbraten mit einer viel zu stark einreduzierten Sauce und Röstzwiebeln, die sicher aus dem großen Kübel waren. Kann ich zwar angesichts des vollen Hauses verstehen, aber wenn schon ein großer Name über dem Eingangsportal steht, dann erwarte ich mir auch was Gscheits, schließlich zahlt man ja auch nicht nur für den großen Namen - oder doch?
Fazit: So manches Geschäftsessen wird in Zukunft wohl woanders über die Bühne gehen, schließlich wollen Geschäftsideen auch dann besonders gut gedeihen, wenn das begleitende Essen eine Freude war. Und so wirklich Freude kam nicht auf, weder bei mir noch beim Geschäftspartner. Schade. Umdenken ist angesagt, nicht nur beim Gast.Weniger anzeigen
Bitzinger's Würstelstand - Albertina
Augustinerstraße 1 (Albertinaplatz), Wien 1010
In diesem Guide weil: Es ist nicht Wurscht, was man isst, aber eine gute Wurst, die man hier bekommt. Fassbier!
SpeisenAmbienteKeine WertungService
7. Okt 2013
Kurzbesuch bei der Albertina.
Helnwein stellt aus – übrigens eine höchst sehenswerte Werkschau. Das wissen natürlich auch andere und strömen zu...MehrKurzbesuch bei der Albertina.
Helnwein stellt aus – übrigens eine höchst sehenswerte Werkschau. Das wissen natürlich auch andere und strömen zuhauf in die edlen Hallen. Die lange Schlange vor dem Gebäude ist mir aber dann doch zu lang.
Eine Alternative ist schnell gefunden, um auf kürzere Warteschlangen für später hoffen zu können. Gleich neben der Albertina Bitzingers „Miniatur-Augustinerkeller“.
Ein „High-end“-Wiaschtldompteur so zu sagen.
Über das „Design“ des Standls kann man streiten, das hat wenig mit den „historischen“ Standln gemein, dafür aber eine riesige, blitzend blankende Ablage, jede Menge Platz für Kartonteller, Brot und Getränk.
Ein Heizstrahler wärmt von oben, unten wird’s bald frisch, die Haxn werden nur warm, wenn man die auf die Bröseln wartenden Tauben verscheucht.
Hinter der Vitrine lagern große Einmachgläser mit Sauergemüse, offensichtlich also nicht der 50-Liter-Efkokübel.
Das „Burenheitl“ ist schnell bestellt und ebenso schnell serviert, eine Dame und ein Herr in der roten Bitzinger-Uniform teilen sich die Arbeit sichtlich routiniert.
„Bitt’schee ohne Krokodü, oba mit Schiss und Kree!“ Man bemüht sich eben um angemessene Kommunikation, das wissen wir nicht erst seit Stermann & Grissemanns Österreich-Abhandlung.
Die Wurst dampft, ist schön knackig, nicht wässrig. Könnte in ein wenig dünnere Scheiben geschnitten werden. Das Brot ist wirklich gut, kein Allerwelts-Schwarzbrot, richtig dicht, vollmundig, teigig.
Aber der Kren - der ist ein echter Nasenputzer, frisch gerieben, mein lieber Freund, der fährt direttissima in die Stirnhöhle - jetzt aber: *hatschiii*!
Bier: Staro Brno, vom Fass, auch wenn man das „Blech“ hier auch bekommen könnte. Absolut kein Vergleich!
Kurz und schmerzlos - des woar ma net wurscht!
Eine gute Wurst, wirklich gutes Brot mit endlich mal ordentlich frischer Kren, nicht zu knapp. Jetzt noch irgendwo einen schönen Kaffee und dann ab ins Museum.
Empfehlenswert!Weniger anzeigen