Man kann einfach essen gehen. Oder man wird eingeladen.
Oder man wird in ein Haus eingeladen, wo man das Gefühl bekommt, auch vom Chef des Hauses eingeladen worden zu sein.
Und das geht so:
Ich war ja beim ReTe-Treffen im Schützenhaus nicht dabei. Der geschätzte ReTe-„Kollege“ adn1966 wol...Mehr anzeigenMan kann einfach essen gehen. Oder man wird eingeladen.
Oder man wird in ein Haus eingeladen, wo man das Gefühl bekommt, auch vom Chef des Hauses eingeladen worden zu sein.
Und das geht so:
Ich war ja beim ReTe-Treffen im Schützenhaus nicht dabei. Der geschätzte ReTe-„Kollege“ adn1966 wollte das nachholen. Seine Frau hat ihn kurzerhand überrascht und ein Treffen – zu seinem Geburtstag – organisiert. Dafür nochmal herzlichen Dank, es war mir wirklich eine große Ehre.
Das nächste Treffen kommt bestimmt, dann gibt’s zweimal Amarone, einmal quicklebendig und mit stets feinem Appetit ausgestattet, und einmal appassito, fermentato ed affinato ;-)
Der Abend war in jeder Hinsicht kurzweilig. Schade nur, dass ein harter Tag danach bevorstand und der letzte Zug ins Weinviertel noch vor Mitternacht abfuhr.
Über das Haus selbst wurde ja schon zuvor berichtet, ein Otto-Wagner-Bau direkt am Donau-Kanal, einfachst über die U2-Schottenring erreichbar (ja, es gibt tatsächlich einen „Geheim“-Ausgang (Herminengasse), der direkt unter dem Kanal auf die andere Seite des Donaukanals führt).
Die Räumlichkeiten sind in beneidenswertem Zustand, anmietbar für stimmungsvolle Feiern und tolle Abende mit erstklassigem Ausblick auf den 1. Bezirk und den nächtlich glitzernden Kanal.
Der Chef des Hauses ist zu Recht stolz auf sein gastronomisches Juwel, eine Führung durch’s Haus lohnt sich, das lässt sich der Chef nicht nehmen.
Ein klein wenig schade für meinen Geschmack: der extrovertierte Chef wird von ein wenig zu introvertierten Damen unterstützt.
Fein aber auch der Raum im Erdgeschoss, ein hoher Raum, der trotzdem edel und gemütlich ist. Man trifft sich an der Bar, trinkt ein Achtel oder zwei – und nimmt am schön gedeckten Tisch Platz.
Über den Abend selbst möchte ich jetzt nicht detailgenau berichten, das ist ja sowas wie Privatsache – und für den Leser nicht weiter von Belang – aber das Essen ist es wirklich wert, dass man darüber berichtet, ja mehr noch, darum geht’s ja hier vor allem.
Der Schwerpunkt war bulgarisch – aus gutem Grund. In meiner Studienzeit waren öfters zwei Bulgarinnen am gemeinsamen Mittagstisch. Seitdem nicht mehr. Wie schade!
Und so gab es ein geballt bulgarisches Abendmenü – mit traditionellen Speisen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Probleme mit den Gattungen Solanaceae und Cucumis habe, sprich Nachtschattengewächsen und Kürbisgewächsen. Die Vorspeisenaufstriche mit Gurken und Paprika sind daher nur Nebendarsteller.
Der Hauptdarsteller hat’s allerdings in sich – und wird in verschwenderischer Menge zu Tisch gebracht.
Lamm, direkt aus dem Rohr, mit Kartoffelspalten und Reis.
Langer Rede, kurzer Sinn: das Lamm ist unendlich zart, „schofelt“ nicht, spielt all die Stärken aus, die Lamm eben haben kann, wer braucht da noch Schweinsbraten? Wunderbar gewürzt, sehr kräftig, die Sauce hatte schön Zeit im Ofen, sich zu „entwickeln“.
Die Kartoffelspalten sind sozusagen die „Braut“, untrennbar mit dem Fleisch verbunden. Das ist einfach perfekt, das erinnert mich an meine Berliner Großmutter, wenn es Lamm zu essen gab.
Fast hätt‘ ich’s vergessen: der Reis, nicht mit Pilzen oder Erbsen, sondern mit Innereien. Schön krümelig, zuerst etwas ungewohnt, verbindet sich wunderbar mit dem Safterl.
Gegenpol: Jungzwiebel, knackig frisch dazugegessen wie eine Karotte.
Was soll ich sagen? Ich hab‘ mich überessen. Das passiert mir nicht so oft, hat allerdings wohl auch damit zu tun, dass Großmutter immer zum Aufessen mahnte…
Das Herz blutet, als die Kasserolle hinfortgetragen wird.
Ich muss gestehen, dass ich mich an das gute Dessert gar nicht mehr so erinnern kann, eine von mir gewählte TBA aus dem Burgenland durfte das Mousse ergänzen. Das war sehr gut, ich sinnierte allerdings immer noch über das Lamm…
Fazit: die Location allein ist schon lohnenswert, auch nur für ein Glaserl an der Bar.
Aber wenn ein Wiener Gastgeber mehrheitlich bulgarische Gäste überzeugend mit traditionell bulgarischem Essen glücklich machen kann, dann schreit das nach einer Fortsetzung. Macht auf alle Fälle neugierig, was die Küche noch so alles draufhat.
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freut mich, dass der Abend gefallen fand. Die Fortsetzung ist definitiv garantiert.