Eine ehemalige Kollegin und gute Freundin meiner Frau war auf der Europareise. Da wurde ich wieder einmal als gratis Fremdenführer gefragt.
Nach der Besichtigung vom Schloss Beveldere war es Mittagszeit und die Freundin wollte gerne die einheimische Küche kennenlernen. Wir waren uns auch nicht...Mehr anzeigenEine ehemalige Kollegin und gute Freundin meiner Frau war auf der Europareise. Da wurde ich wieder einmal als gratis Fremdenführer gefragt.
Nach der Besichtigung vom Schloss Beveldere war es Mittagszeit und die Freundin wollte gerne die einheimische Küche kennenlernen. Wir waren uns auch nicht sicher wo wir sie hinführen sollten, vielleicht beim Salm Bräu eine Stelze essen? Da waren wir schon öfters und sind mit der Leistung insgesamt recht zufrieden. Aber, und so denkt man halt manchmal, gibt es noch eine bessere Option. Nachdem wir sowieso am Nachmittag eine große Runde zu Fuß in der Innenstadt drehen werden, beschlossen wir uns das Augustinerkeller aufzusuchen.
Das Lokal war uns bis dato noch unbekannt, nur die Webseite habe ich schon öfters angesehen. Das Angebot auf der Speisekarte war ganz passabel und wir hatten schon länger vor gehabt das Restaurant einmal auszuprobieren.
Das Kellergewölbe und die bedingte Belichtung lässt das Ambiente schwer optisch erfassen, zumindest unser Gast hat es gemocht, ich fand es eher dürftig. Ein glatzköpfiger Kellner zeigte uns einen Tisch auf dem Gang, dicht geparkt neben zwei Damen. Ringsum waren noch viele Plätze frei die wesentlich gemütlicher aussahen und es waren auch keine Reservierungskärtchen auf dem Tisch, also bedienten wir uns selbst.
Die Speisekarte wurde schnell gebracht. Ich empfahl der Freundin meiner Frau als Getränk einen wiener gemischten Satz, meine Frau hatte einen grünen Veltliner und ich einen Tee. Als Vorspeise hatten wir alle die Rindsuppe bestellt, zweimal mit Grießknödel und einmal mit Frittaten. Der Hauptgang sollte eine Stelze sein, samt Sauerkraut, Bratkartoffeln und gemischter Salat als Beilage. Der Kellner, diesmal ein älterer Herr mit Bart, nahm die Bestellung auf und ahnte schon, dass wir uns die Stelze teilen wollten und fügte hinzu: "Mit drei Tellern?", finde ich sehr aufmerksam.
Die Getränke waren schnell da, mit dem Wein waren die Damen sehr zufrieden. Besonders der wiener gemischter Satz wurde gelobt, sowas kennen die meisten Chinesen noch nicht. Die Suppe war auch in Ordnung, leicht kräftig und salzig gegen dem Ende.
Mit der Stelze war, zumindest meine Frau und ich, etwas unzufrieden. Sie wurde auf dem Holzbrett serviert und die passenden Schneidemessern waren auch dabei. Die Freundin meiner Frau sah so eine Präsentation vielleicht zum ersten mal und machte sofort ein Foto, es war auch für mich die einzige Gelegenheit um einen Schnappschuss vom Essen zu machen. Ich teilte die Stelze für uns und beim Schneiden merkte ich schon, dass sie außen etwas hart war. Die Haut war großteils noch kross, nur die äußere Schicht vom Muskelfleisch war fast eingetrocknet. Es ist auf jeden Fall in Ordnung wenn eine knusprige Stelze paar schwer kaubare Stellen hat, besonders beim Grillen härtet sich das nackte Fleisch. Doch wenn diese fast die ganze Stelze umschließen, dann fragt man sich doch ob sie frisch gemacht wurde oder schon etwas länger aufgewärmt stand. Da unser Gast das Essen mochte und ordentlich zulangte, war es für mich auch nicht nötig die Atmosphäre zu verdüstern. Den Großteil der Stelze konnte man noch essen, abgesehen vom Knochen haben wir ca. 20 Prozent stehen gelassen, nicht kaubar. Der Geschmack war ok, nicht mehr. Vom Sauerkraut war ich auch nicht begeistert, er hat nicht einmal richtig sauer geschmeckt. Das Niveau vom Essen schwankt zwischen 2 und 3, ich tendiere zu 2, mit der Begründung, dass man beim Merkur eine bessere Stelze kaufen könnte.
Fazit: Der Wein war gut, das Essen schlecht einschätzbar. Als Tourist und Fremde in Wien würden man das Essen gut akzeptieren und auch loben. Wobei man auch sagen muss, dass der steigende Tourismus möglicherweise auch viele Lokale, besonders in der Innenstadt, dazu verleiht, die Qualität zu senken, schließlich hat man auch so eine gute Einnahmequelle. Vielleicht ist die Kochkunst beim Augustinerkeller ganz anders als unser Eindruck, vielleicht haben wir auch nicht das Richtige gewählt, aber ein Wiederkommen ist sehr unwahrscheinlich.
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Renner in Nussdorf hat jeden Donnerstag Stelzentag.