An einem Samstagabend im Februar war es soweit: Mein erster, lange antizipierte Besuch im Flatschers.
Nachdem es mein Hochzeitstag war, hatte ich einen netten Tisch für 2 im Nichtraucherbereich reserviert und gut gelaunt ritten wir ein.
Erster Eindruck des Lokals: Genau, wie mir persönlich ei...Mehr anzeigenAn einem Samstagabend im Februar war es soweit: Mein erster, lange antizipierte Besuch im Flatschers.
Nachdem es mein Hochzeitstag war, hatte ich einen netten Tisch für 2 im Nichtraucherbereich reserviert und gut gelaunt ritten wir ein.
Erster Eindruck des Lokals: Genau, wie mir persönlich ein angesagtes Lokal gefällt - "New York style" wird das dort genannt. Stilistisch reduzierte, jedoch hochwertig wirkende, saubere Einrichtung mit einigermaßen viel Holz und riesigen Deckenventilatoren in sagen wir mal kuscheliger Atmosphäre.
Nachdem die Hütte ziemlich gut besucht war, ergibt das einen durchgängigen Klangteppich aus Besteckgeklapper und Gemurmel. Ich mag sowas halt, solange man sich - wie dort - normal unterhalten kann. Wenn ich Ruhe will, kann ich mich daheim auch einsperren und einen Ochsen ins Rohr schieben.
Ich erwähnte bereits, daß es voll war. Dadurch war unser Tisch noch nicht fertig, dieser Umstand wurde vom unglaublich aufmerksamen Personal aber mehr als wettgemacht. Punkt 1: Alle dort wußten, daß wir Hochzeitstag hatten, ich hab das wohl beiläufig bei meiner telefonischen Reservierung erwähnt, aber keine Ahnung, daß das wohl notiert wurde. Alle Kellner, mit denen wir zu tun hatten, haben usn gratuliert. Nett, oder?
Weiters wurde uns die Wartezeit an der Bar mit je einem Glas Champagner wirklich versüßt. Fand ich toll. Incl. Vorkosten usw. Ich als verstärkter Besucher von Budget-Lokalen kenne sowas ja nicht, daher laß ich mich vielleicht zu sehr beeindrucken, mein ebenfalls hier schreibender Kollege FloV ist da vermutlich abgebrühter.
Endlich war der Tisch bereit (ca. 15min Wartezeit), der ein bisschen klein geraten war. Da wußte ich auch noch nicht, wie die Herrschaften dort die Speisen servieren.
Wie auch immer, zur Feier des Tages kam folgendes auf den Tisch:
Die Vorspeisenvariation, bestehend aus Jakobsmuscheln, Shrimps und Beef Tartare für Zwei.
Als Hauptspeise das T-Bone-Steak mit (behaupteten) 1.2kg und 3 Beilagen, "medium" bestellt, da die Mrs. nicht so gern blutige Steaks mag. Schade, aber seis drum.
Aber der Reihe nach:
Die Vorspeise kam "aufgetürmt", dh drei kleine Teller in einem Metallgestell übereinander angeordnet. So paßt auch alles auf einen Wunz-Gartentisch :P
Dazu frisches Weißbrot und zu Trinken haben wir uns einen chilenischen(?) Roten genehmigt.
Die Jakobsmuscheln waren fleischig, innen fast ein bissl glasig und wirkten wie aus dem "Vollen", quasi aus einem Guß. Geschmacklich ein wenig unauffällig, hätte evtl. ein wenig mehr Würze vertragen, aber der Gar bzw. Grillgrad war super, die Konsistenz wie gesagt sehr schön.
Am besten fand ich die Garnelen: Gegrillt, super gewürzt, nicht aufdringlich aber so, daß es mit dem Geschmack der Shrimps herrlich kommunizierte und ihn wunderbar vervollständigte. Ich weiß schon, Shrimps zu braten oder zu grillen ist keine große Kunst, aber da war einfach alles punktgenau getroffen.
Zuletzt wurde das Beef Tartare in Angriff genommen und hier hab ich ein persönliches "Problem" mit der heutigen Interpretation bzw. der früheren, möglicherweise falschen Interpretation von Beef Tartare. Mir kam früher Beef Tartare wesentlich gröber, anders gewürzt (anders heißt Salz/Pfeffer und gut is) und mit dem obligatorischen Ei drauf, vor. Im Prinzip Fleischlaberlmasse unverarbeitet ;) Heute ist das überall VIEL feiner, fast wie ne feine Mettwurst. Salziger. Mit Kapern, Senf usw usf untermischt. Eigentlich muß ich sagen, schmeckte es wie ein sehr fleischiger Brotaufstrich. Was ich sehr mochte. Ich will nur herausstreichen, daß sich Rezepturen bzw. Wahrnehmungen über die Jahrzehnte (und hier sind es leider Jahrzehnte...) ändern können.
Also: Sehr feines Tartare, drin war eindeutig Senf zu schmecken, Kapern, Salz...also ein bissl Teewurstartig auch von der Konsistenz her. Garniert war das ganze mit Zwiebelringen und ganzen, recht großen Kapern.
Alles in allem war diese Vorspeise sowas wie ein Best-of dessen, was ich als Fleisch- und Fischliebhaber mir wünschen konnte. Keine wirkliche Kritik, Menge wirklich ausreichend. 5 Sterne.
Nach vertilgter Vorspeise und etwa 10-minütiger Wartezeit kam dann das T-Bone daher. Das T-Bone Steak im Flatschers wird auf einer Platte serviert, als Unterlage dienen Weißbrotscheiben, das Fleisch ist in Stücke (etwa Medaillongröße) vorgeschnitten und am Knochen wieder zurückdrapiert. Dazu Kräuterbutter.
Die Beilagen waren Gemüse, die selbstgeschnitzten Hauspommes und Salat, scheinbar ich das nicht verhandelbar. Dazu noch 3 Saucen, und zwar Schnittlauch, Barbecue und eine Art reduzierter Fleischfond mit...hmm...Cognac(?).
Natürlich beeindruckt die schiere Opulenz des Fleisches, die Größe dessen, was sich da vor einem ausbreitet. Kriegt man beim üblichen 300g Filet so nicht, nicht mal beim 400g Primerib (Rocky Docky´s). Angebliche 1.2kg machen schon was her.
Kommen wir zum "angeblich": Also...wir waren WIRKLICH angegessen nachher. Aber entgegen meiner ursprünglichen Annahme vorm Essen mußten wir nix einpacken lassen. Ich schätze, daß das T-Bone incl. Knochen wohl um die 900g bis 1kg hatte, der Knochen war auch recht groß. Für jeden blieben jedenfalls 3 oder 4 Medaillons übrig. Mehr als genug, der vorab angedachte Wahnsinn war es aber nicht. Aber das ist jetzt Jammern auf Höchstniveau.
Angebrachteres Jammern ist der Gargrad des Gegrillten: Wir bestellten "medium", erstens weil das Lokal das so empfiehlt und zweitens, weil meine Frau das auch so am liebsten hat.
Nun scheint das Problem mit großen, am Knochen befindlicher Fleischstücke jenes zu sein, dass es an den Enden schneller durch ist als am Knochen. Keine Ahnung, ob man das "lenken" bzw. beeinflussen kann, ich bin aber auch nicht der Koch und ich verlange auch nicht 85,- für diese Hauptspeise.
Das Ergebnis war zwar ein angemessen großes, wohlschmeckendes Stück Fleisch, aber der äußere Bereich war teilweise durchaus zäh, was ich weder erwartet hätte noch worüber ich hinwegsehen mag, sonst hätt ichs hier nicht erwähnt. Je näher man der Sektion am Knochen kam, desto fleischiger, buttriger und dicker wurde das Steak. Geschmacklich erwartet gut, schön auch, daß ein Fettrand dabei war, an manchen Tagen muß man Dinge wie Cholesterin usw. einfach mal ausblenden.
Über die Beilagen kann ich nicht viele Worte machen. Das Gemüse war gemischt (Erbsenshoten, Zucchini, Champignons, weiteres Grünzeug) und knackig, der Salat war auch gemischt und knackig aber nicht weiter der Rede wert. Die Pommes waren ziemlich gut, ich mag diese dickeren Schnitze ganz gern. Aber nix speziell erwähnenswertes.
Die Saucen waren ungewohnt bis ok, die Schnittlauchsosse ok, die Barbecuesoße aufgrund ihrer Konsistenz ungewohnt (SEHR dick) und ziemlich OK, der Fonds ungewohnt, weil zwar extrem wohlschmeckend, aber besser als Bratensaft geeignet, anstatt in einem runden Töpfchen zum Eintauchen befindlich. Aber sei´s drum.
Für die faktische Opulenz des Hauptgangs und des generellen Wohlgeschmacks wegen vergebe ich 3.5 Sterne. Wieso? Mindernd wirkt sich die für meinen Geschmack selbst für Medium zu lange Garzeit (zäh am Rand) sowie der doch stolze Preis aus.
Für ne Nachspeise war kein Platz, ich hatte noch einen Kaffee, der war auf dem üblichen, heutzutage gewohnten italienischen Standard.
Summa summarum bezahlte ich incl. Maut 135,- was in Anbetracht der Vorspeise und des wirklich aufmerksamen Service wiederum ok ist.
Wir hatten ne Vorspeise, ne Hauptspeise, eine Karaffe Wein und dazu eine Flasche Wasser (gratis).
Ich werde sicher wiederkommen, aber eher mal ein Filet oder ein Ribeye probieren bzw. den französischen Ableger testen.
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