am 31. Jänner 2013 · Update 6. Feb 2013
SpeisenAmbienteService"Essen wie in 1001 Nacht" – hoffentlich nicht, weil das Essen so im Bauch liegt, dass man sich danach ebenso viele um die Ohren schlägt.
Ich hatte ja gehört, dass die persische Küche keine gerade leichte Kost sein soll. Doch was gibt es schöneres, als einen schönen Abend mit kräftiger, wohltu...Mehr anzeigen"Essen wie in 1001 Nacht" – hoffentlich nicht, weil das Essen so im Bauch liegt, dass man sich danach ebenso viele um die Ohren schlägt.
Ich hatte ja gehört, dass die persische Küche keine gerade leichte Kost sein soll. Doch was gibt es schöneres, als einen schönen Abend mit kräftiger, wohltuend wärmender Unterlage zu beginnen, gerade in der kalten Jahreszeit.
Vor einem guten Monat war ich von einer Freundin, die aus Persien stammt, eingeladen worden. Bei ihr zuhause bog sich der Abendtisch. Das Essen war wohltuend anders, sehr üppig, aber auch wirklich phantastisch.
An diesem Abend ein zweites Mal persisch zu essen, klingt jetzt fast ein wenig unfair meinem zweiten Gastgeber gegenüber, dem Hafes in der Neubauer Kaiserstraße.
Ganz an meine Privateinladung heranzukommen, wäre ja auch ein Ding der Unmöglichkeit. Zuhause schmeckt’s ja überall noch am besten.
Kurz zum Lokal selbst: nicht überladen eingerichtet, sehr schöne Vorhänge, etwas auffälligere Lampions und ein paar große Kachelbilder an der Wand. Ansonsten eher schlicht und zweckmäßig.
Service: der Chef taut nach einiger Zeit ein wenig auf, so ganz werde ich allerdings nicht das Gefühl los, als wäre ihm der neue Gast nicht so richtig wichtig.
Der Wiener Stammgast um die Ecke interessiert ihn mehr, da warte ich schon mal einige Zeit mit bereits fast eingetrockneter Esschüssel darauf, dass abserviert wird. Frage nach weiteren Wünschen? Noch ein Getränk? Fehlanzeige.
Zum Essen: neben den Vorspeisentellern (u.a. Schafkäse, gefüllte Weinblätter, Melanzani) interessieren mich die verschiedenen Grillspezialitäten mit Lamm und Huhn eher weniger, fast „banal“ stehen sie im Vergleich zu einer Speisengattung, die ich zwar als Kind zuhause immer wieder hatte, in der Gastronomie aber weit und breit kaum zu finden ist:
der Eintopf.
Man stelle sich folgende Kombination vor: Fladenbrote, Reis, dazu ein dunkler, sämig cremiger Brei, der viele Stunden lang vor sich hin brodelt, wie der Lavasee im Krater des Mount Nyiragongo in Zentralafrika.
Schnitzel oder Steak gehen sicher schneller, das wird sich vielleicht Herr Flatscher gleich gegenüber denken.
Aber gut Ding braucht bekanntlich Weile, doch abgesehen vom langen Warten auf’s Abservieren stehen die Speisen sehr schnell am Tisch.
Vorher: Linsensuppe. Ein einfaches Gericht. Aber so herrlich und so „effektiv“. Warm, leichte Schärfe, voll im Geschmack, schön bissfest-mehlige Linsen. Ein bisschen Zitronensaft dazu. Fast schon ein kleines Hauptgericht.
Leider - ich bin wohl zu hungrig - verbrenne ich mir leicht die Zunge. Abhilfe schafft Joghurt, wenn ich mich recht erinnere, heißt es "Mast".
Ähnlich wie das türkische Ayran, mit Mineralwasser, Salz und Minze.
Sehr gewöhnungsbedürftig - aber es hilft gegen eventuell zu starke Schärfe - und verbrannte Zungen.
Fessenjan - Hähnchen mit einer Sauce aus gemahlenen und gebratenen Walnusskernen und Granatapfelmark. Zu Eintopf verarbeitet, wie schon zuvor erklärt.
Leicht säuerlich unterlegt, die persischen Gewürze sorgen für ein Dufterlebnis wie noch nie zuvor. Die Nüsse wurden feinst zermahlen. Der Löffel taucht mal in den Eintopfkrater, mal in den Riesenberg aus zweifärbigem Safranreis.
Die Sache ist wie erwartet extrem gehaltvoll, um es mal diplomatisch zu sagen. Oder:
man isst „ordentlich“, als hätte man noch die halbe Seidenstraße vor sich. Zu Fuß natürlich.
Salat: bereits im Preis inkludiert (Hauptgericht um die 10 Euro), ein cremiger Dressing darf den knackigen Blattsalat abschmecken.
Dekoration: Gurken und Tomaten dürfen sogleich am Beistellteller Platz nehmen.
Nach dem kräftigen Mahl erwacht trotzdem nochmal die Neugierde – und ich lasse mich sogar zur Nachspeise verlocken. Ein Fehler.
Baglava, eine Art Blätterteig, drin sind Nüsse und Pistazien. Extrem süß, extrem fett. Für alle, die auf Kiwidiät sind: „ois, nur kane Kiwi“.
Ich sollte aber vielleicht doch weniger essen. Sonst reicht die sportliche Betätigung bald nicht mehr aus – und Bauchtanzen - ja wenn sich vielleicht ein voller Bauch leichter drehen und kreisen lässt – nun, das möchte ich dann der Nachwelt doch ersparen.
Fazit also: auf die Nachspeise wird nächstes Mal verzichtet. Suppe ist immer gut, vielleicht nächstes Mal auch eine mit Rollgerste.
Die Eintöpfe sind meiner Meinung nach einer nach dem anderen zum Probieren, dabei sollte man schon vorher Platz im Bauch lassen und ohne besondere Erwartungshaltung probieren. Ist eben mal ganz was Neues.
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Deckt sich mit meinen Erfahrungen.