amarone meets schlitzaugeseiwachsam and Otternase.
Mein erster kulinarischer ReTe-Dreierziegel so zu sagen.
Tatort: Bibergasse, Restaurant Schimanszky. Nein, nicht Götz George, schließlich wollen wir uns beim Essen ja nicht beschimpfen lassen.
Außerdem kocht hier nicht Herr Schimanszky, s...Mehr anzeigenamarone meets schlitzaugeseiwachsam and Otternase.
Mein erster kulinarischer ReTe-Dreierziegel so zu sagen.
Tatort: Bibergasse, Restaurant Schimanszky. Nein, nicht Götz George, schließlich wollen wir uns beim Essen ja nicht beschimpfen lassen.
Außerdem kocht hier nicht Herr Schimanszky, sondern Frau Schimanszky.
Das muss schon mal gesagt werden, nach meiner letzten Erfahrung bei Stefanie Herkner erinnere ich mich wieder an so Aussagen:
„Schmeckt wie bei Mama“. „Schmeckt wie bei Oma.“
Würde jemals wer sagen „schmeckt wie bei Vati“ oder „Opas Küche“?
Sicher nicht. Fakt ist aber: während wir zuhause küchentechnisch unsere Mütter und Großmütter anhimmeln, ihnen sprichwörtlich kulinarische Denkmäler setzen, sieht es in der Gastronomie immer noch so aus, wie in vielen anderen Branchen auch.
Wie in der Frisörbranche sind die großen Stars und „Abräumer“ meistens die Männer.
Doch wie schon bei meinem Besuch bei der „Herknerin“ sind Köchinnen wohl nur in einem Punkt ganz anders: Köchinnen konzentrieren sich zumeist auf das Wesentliche, während Köche eine Verspieltheit mitbringen, die den Köchinnen zuweilen wohl auch auf die Nerven geht.
Ich vergleich das jetzt mal ganz ungeniert mit dem Sandkuchenbauen. Wir Buben lieben es doch, herumzupatzen, Sandburgen und Schlammtürmchen am Strand zu bauen, oder nicht?
Doch.
Im Hause Schimanszky werden hingegen keine Sandburgen gebaut. Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche, und das funktioniert sehr gut.
Wie schon in der Wiedner Hauptstraße zuletzt sind also zwei Damen an vorderster Front. Gabriele Schimanszky in der Küche und eine junge, wortgewandte Dame im Service.
Dabei war Frau Schimanszky erst durch einen kuriosen Zufall zu ihrem Lokalglück gekommen. Der Familienbetrieb ( „Waldgasthof Schimanszky“ in Berndorf) hatte eines Tages einen schweren Ausfall zu kompensieren – und man bat kurzerhand das fast „unbeteiligte“ Familienmitglied Gabriele, die Küche zu „schmeißen“, so als würde man den Mannschaftsarzt fragen, ob er mal kurz die Trainerbank übernehmen könnte.
Die Konsequenz: Gäste wie Presse waren hin und weg.
Das Lokal „zweigeteilt“, heroben ein heller Raum, einfach mit effektiver Raumteilung in mehrere Kleinbereiche unterteilt, der Abgang hinunter in Richtung Bar wird etwas dunkler und heimeliger.
Katie Melua gibt ihre sanften Melodien zum Besten, da schmeckt der Aperitivo nochmal besser.
Der erste Gruß kommt aber dann zum Tisch – denn meine beiden „Mitesser“ sind auch schon da.
Die fein aufgeschnittene Wurst ist ein passender Start, denn hier gibt’s relativ viel Wild, nicht zuletzt deswegen, weil Familie Schimanszky auf eigene Jagdgründe zurückgreifen kann.
Außerdem: Spezialitäten wie Marmeladen oder gar Wein tragen das Familienetikett.
Vom Wein hatte ich bis dato nichts gehört, obwohl die Rotweinlagen in Eisenberg zuhause sind.
Da schau her – das Geheimnis ist aber, dass der Wein letztlich in Fässern lagert, die wiederum in einem
Keller eines Mittelburgendländer Winzers „wohnen“ dürfen.
Wilde Vorspeise für alle – am schwedischen Drehteller: zarte Salami, Hirschspeck (gut, aber auch typisch trocken), dazu Butter, Brot und Preiselbeeren ganz nach Art des Hauses.
Ach ja, die Garnitur wäre noch zu erwähnen: Ribiseln, Ei, Kapernbeeren, Feigen, Trauben.
Zartes Rehlein als Hauptgang: schön leuchtend rosa gebraten, ein hübscher Gemüsespieß und ganz ausgezeichnete Schupfnudeln. Ich steh auf diesen gummig-butterweichen Biss, keine Ahnung, warum ich das zuhause noch nicht probiert hatte.
Zwetschkenknödel: dekoriert mit einem Ribisel-Träublein (Frau Gabriele scheint ein Ribiselfan zu sein).
Kein Gummiteig – würde hier weniger passen: locker-flockiger Erdäpfelteig, der aber nicht zerfällt, geschweige denn im Kochwasser „z’foahrn“ ist. Wirklich fein!
Als Knödel-Amateuer bin ich ja schon stolz, wenn ich den Teig, mit Topfen getunt, halbwegs hinbekomme.
Ein Wort noch zum Wein: weiß wie rot (letztere wie gesagt auf Eisenberger Schieferboden gewachsen) wirklich fein, schöne Speisenbegleiter mit zarter Mineralik, feinst temperiert und präsentiert.
Fazit: ein Hoch auf unseren SSW, der sich für unser Treffen anlässlich seiner erfolgreichen Dissertation (wie sagt man jetzt: Herr Disserteur?) den Besuch bei „seiner“ Gabriele Schimanszky ausbedungen hatte.
Ein Hoch auf die Frauen – die Damen des Hauses, die hier mit viel Feingefühl völlig unprätentiös erstklassiges Essen auf den Tisch zaubern.
Hier gibt’s keine Eitelkeit, keine Verspieltheit, aber sehr gute Küche mit Liebe zum Detail.
Hilfreich14Gefällt mir10Kommentieren
Bertl2, bin kürzlich vorbeigefahren. Von außen sieht es beruhigend schlimm aus.