Wirtshaus Steirereck
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Pogusch 21, TURNAU 8625
In diesem Guide weil: Gnadenlos ausreservierte, kulinarische Attraktion, die man einfach mal erlebt haben muss.
SpeisenAmbienteService
15. Mai 2012
10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert z...Mehr10.5.: Prächtiges Wetter, grüne Wiesen, weidende Schafe – und ein Grüppchen alter Bauernhäuser und Hütten, die auf das beginnende 17. Jahrhundert zurückgehen. Man fühlt sich wie in Roseggers Waldheimat.
Ich komm rein in die Stube, Berge von (vollen) Weinflaschen empfangen mich. Es ist noch nicht ganz voll, aber bester Betrieb. Reitbauers sind alles andere als gestresst, reger Betrieb, aber keine Hektik. Frau Reitbauer telefoniert gerade mit einem weiteren Gast, der sich telefonisch hinten anstellen will. Ja leider, der Juli sei komplett ausreserviert.
Dies sollte ich auch später zu hören bekommen, da ich Interesse bekundete, in den nächsten Monaten mal zu zweit hier die eine oder andere Nacht samt kulinarischem Overkill verbringen zu wollen. Die Warteliste ist lang, ich möge mich, so sehr’s ihr „laad tuat“, bereits für 2013 eintragen lassen. Das sagt doch alles.
Das Innenleben des in mehrere Stuben aufgeteilten Lokales ist schlichtweg traumhaft. Neben dem Wein und landwirtschaftlichen Klimbim kommt hier nie das Gefühl auf, dass man hier alles mit Kitsch und Pseudo vollklatschen wollte. Die alten Querstreben der Decke machen ordentlich Eindruck und vermitteln heimeliges Gefühl, anno 1616, wie’s über der Eingangstür steht. Der alte Ofen mitten in der Stube gehört natürlich dazu.
Trotz der zumeist vollen Hütte bleibt’s ruhig und atmosphärisch, vor allem in den kleineren Stuben.
Mein Platz ist ein Zweiertisch in der Ecke, zwei Pölster, die nicht vom Lutz sind, nehmen neben mir „Platz“ wie zwei Nierenkissen. Sehr wohlig, sehr bequem. Die gestickte Tischdecke setzt sich in der gestickten Serviette fort.
Es kann losgehen.
Darf’s ein Aperitiv sein? Gern. Weil ich weder für Prosecco noch für südsteirische Säureungeheuer zu haben bin, wird’s ein Hopfencornetto: ein Hausbier, hauseigen liebevoll „steirisch irish“ genannt. Ein süffiges, cremiges Blondes mit einem Schuss Dunklem in den Schaum hinein. Das ganze sieht aus wie ein kleines Gewitter, das Schwarzbier sammelt sich unter dem Schaum. Ein bestens gezapftes Bier, da kommt Freude auf.
Ein kleiner Gruß: der tief ins Mark geselchte Speck macht Darmkrebsrisikopatienten keine Ehre, ist aber sündhaft gut – und extrem zart. Er ist zusammen mit a bissl Butter und dem Bauernbrot, das auch wirklich eines ist, eine himmlische Kombination.
Aber ich weiß, was nachher kommt. Also mache ich für mich eine Ausnahme – und bitte darum, das gute Stück doch für mich einzupacken. Das körbchenförmige Alupackerl kommt sogleich.
Die Suppe: beim ersten Besuch wollte ich vor allem mal die Klassiker austesten, die schon mal einen Aufschluss darüber geben sollen, wie hier gearbeitet wird. Ein gebackener und ein gekochter Leberknödel finden sich in der guten Brühe. Viel Schnittlauch, frisch natürlich von den Gärten rund ums Haus.
Der gekochte Knödel gehört zum Besten, was ich bis dato bekommen habe. Wie „daham“ – zart, würzig aber fernab von den Gasthausknödeln, die ich sonst kannte.
Der gebackene Knödel ist immer noch ein Leberknödel, aber kein Lederknödel – will heißen: die Haut durchs Backen ist hauchdünn. Genau so!
Es ist Zeit, das Thema Wein anzusprechen: das Steirereck bietet die seltene Möglichkeit, die glasweise ausgeschenkten Weine nicht nur als Achtel zu bestellen, sondern auch als Sechzehntel. Zum exakt halben Preis, das ist schon sehr fair. Die Achtelpreise sind dabei alles andere als völlig von der Rolle.
Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen: vier Sechzehntel sind es dann, die in feinen Gläsern sogleich am Tisch stehen:
ein Zweigelt vom Polz. Rot und Südsteiermark ist möglich, aber selten auch wirklich überzeugend. Nachbar Tement liefert ja mit seinem Pinot noir ein gutes Beispiel für einen gelungenen Roten.
Die Polz-Brüder liefern ein samtenes Weinchen, das allerdings relativ rasch an der Luft abbaut.
St. Laurent aus dem Südburgenland. Wallner. Einer von den back-to-the-roots-Weinen, schön mineralisch, Säure und Frucht hier wie dort, ein einfacher Wein eben, schön zu trinken.
Pinot noir vom Schloss Halbturn: schöne Farbe, baut sich mit der Zeit auf, typischer Burgundertoast. Gut gemacht.
Cuvée Clausenberg von Rosi Schuster: sehr konzentriert und dunkel, mag aber in der Länge nicht so ganz zu überzeugen, das Pappige der konzentrierten Frucht bleibt aber erhalten. Schade.
Grundsätzlich sehr gute Weine, aber der erste und der letzte haben am Ende noch was im Glas.
Wasser: kommt in einer eigens dafür vorgesehen Bügelflasche. Niemand fragt drum, niemand motschkert Gäste um eine Verrechnung an. So geht das!
Ein gebackenes Kalbsschnitzel mit Petersilerdäpfel: schöne, gleichmäßige Farbe, fein knusprig und zart. Ich würde zwar das Fleisch nicht klopfen, aber es hat nichts von der Zartheit verloren. Zwar nicht das ganz originale Pfannenschnitzel, aber sehr sanft gebacken. Sehr gut!
Die Kartoffeln sind in ordentlich Butter geschwenkt. Sehr kernige Kartoffeln, die aber nicht zu wenig gekocht wurden, aber anscheinend sehr festkochend sind.
Die Nachspeisenkarte: eine gewaltige Auswahl an Käse. Chef Reitbauer scheint ein Fanatiker in puncto Käse zu sein, die Auswahl ist schier unglaublich.
Ich entdecke aber etwas, das ich fast nicht für möglich gehalten habe.
Ich war als Kind mit meinen Eltern und Großeltern mehrmals im nahe gelegenen Hochschwabgebiet. Einmal waren wir sogar mehrere Nächte in einer Sennerhütte untergebracht. Die Sennerin bereitete damals eine Süßspeise zu, die ich nirgendwo anders bekommen habe, weder davor noch danach.
Viel Rahm, Ei, Mehl, Gewürznelken, Zucker. Die Masse wird langsam gekocht, sodann zu Knödeln geformt. Nach einem halben Tag im Kühlschrank wird der Knödel wie Kren aufgerieben und mit Zimt und Zucker serviert.
Ich traute also meinen Augen nicht – und musste das natürlich bestellen, obschon der Magen längst voll war und ein Fedelkoch nicht gerade zu den leicht verdaulichen Nachspeisen gehört. Ein Teller wurde damals für 8 Personen mitten auf den Tisch gestellt – und nicht aufgegessen.
So war’s auch diesmal, ich schaffte ein paar Löffel und nichts ging mehr. Aber ich war zufrieden.
Kaffee: bei all der hier wahrlich gelebten Regionalität bekomme ich einen San Cristobal von den Galapagos-Inseln. Chef Reitbauer lässt es sich nicht nehmen, mein Interesse für Kaffee gleich mal mit seinen Ausführungen darüber zu nähren.
Das Ergebnis wird serviert: eine wunderbar schokoladige Crema, ein dichtes, feines Schäumchen, selten so bekommen. Der Kaffee ist sehr aromatisch, vollmundig aber mild.
Hier stimmt alles: Röstung, Mahlung, Wasser, Wassertemperatur. Also auch das wird hier bestens beherrscht, ich schmecke und staune.
Da ich aber noch nach St. Lorenzen runterrollen muss, verzichte ich auf einen großen Digestiv. Reitbauer lässt es sich aber nicht nehmen, mir zumindest einen Fingerhut voll von seinem Hausgebrannten zu servieren. Birne, mmm!
Kurz noch ein Wort zum Service: wie schon erwähnt ist hier immer was los, manchmal kriegt man keinen Platz, Reservieren für mehr als zwei Personen wird für die nächsten Wochen sehr schwierig. Trotzdem ist hier niemand hektisch. Klar, Reitbauers verlangen alles vom Service ab. Aber die jungen Damen bzw. die jungen Herren sind sehr gut geschult und bleiben stets Frau/Herr der Lage und sind so ganz nebenbei allesamt ganz anmutige Geschöpfe , vor allem die weiblichen ;-)
Fazit: angesichts dieser Vorstellung gibt’s die Höchstnoten. Dabei hatte ich beim ersten Besuch praktisch „nur“ die Basics bestellt, Süppchen, Schnitzel, Wein, Nachspeise. Kaffee. Man darf also schon jetzt auf den nächsten Besuch sehr, sehr gespannt sein.
Service sehr angenehm, entspannt und flott zugleich. Lässt einen in Ruhe, wenn’s sein muss, ist da, wenn nötig. Kompetent, wenn’s drauf ankommt. Chef Reitbauer erkundigt sich zwischendurch mal, ob alles zur Zufriedenheit ist und glänzt mit Fachwissen.
Die Preise sind erstaunlich fair: 17,50 für’s Kalbschnitzel zahlt man fast überall, nur nicht überall gibt’s diese Qualität. Gut 45 Euro für alles zusammen erschüttern mich nicht, im Gegenteil.
Eine echte Empfehlung, sehr erinnerungswürdig. Hoffentlich bald wieder.Weniger anzeigen
Landhotel Restaurant Hubinger
25, ETMIßL 8622
In diesem Guide weil: Essen, trinken und übernachten in der schönsten Einöde der Obersteiermark. Sehr volksnahe Preise, viel besser geht's nicht.
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4. Jun 2012
(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************)
Fährt man mit Kopfweh, Husten und e...Mehr(Anm.: Updates vom 19.7.2012, 12.7.2013 ganz unten unter den Sternderln ***********************************)
Fährt man mit Kopfweh, Husten und erhöhter Temperatur noch 25 Kilometer, um gut zu essen? Nach Etmißl! Where the freak is Etmißl?
Doch, das lohnt sich, vor allem wenn man beim Hubinger einkehrt. Und das geht so:
Etmißl ist ein 500-Seelendorf am Fuß des „heiligen“ Berges der Obersteirer, dem Hochschwab. Eine 30-er-Beschränkung durch das Ortsgebiet, die Straße zu schmal für Leitlinien. Eine Kirche, ein paar schöne Höfe, traumhaftes Wetter. Und zwei Gasthäuser.
Von außen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof – von innen betrachtet ein einfacher, alter Gasthof. Genau deswegen würde ich mich auch hier so wohl fühlen.
Eine richtige Stube, Kachelofen, schön gedeckte Tische mit viel Platz zum Nebentisch.
Ich brauche dringend was zu trinken.
Darf’s ein Aperitif sein, junger Mann? - Ja bitte einen Tee, für meine Stimme.
Frau Chefin hat alles, der Kräutergarten spielt alle Stückeln. Frischer Salbei, eventuell sogar mit Thymian, dazu ein Schälchen Blütenhonig. Fast fürsorglich überprüft die Wirtin zweimal, ob der Tee auch schon richtig gezogen hat. Ich sage nur: Elixier!
Frau Chefin verspricht mir und dem Nebentisch, ich würde nach dieser Portion Tee noch was vorsingen können.
Ich will’s euch nicht antun. Aber der Tee schmeckt traumhaft.
Brot. Aufstrich, Paprika. Letzteren lasse ich dort, wo er ist. Der Aufstrich ist ein guter Beginn, das Brot ist zum Teil selbst gemacht, zum Teil selbst gekauft. Eine der beiden jungen Damen im Service erwähnt es mit sympathisch-selbstironischem Unterton.
Asmonte-Schaumsuppe mit gerösteten Blunznradln. Was bitte ist Asmonte? Ganz einfach, hatte ich auch schon im Fischbacher „Forsthaus“: die steirische Antwort auf Parmigiano.
Sehr schönes Süppchen, das zu Recht auf den Namen Schaumsuppe hört, nicht zu salzig, der Käse ist salzig genug, die knusprig-zarten Blunznradln passen perfekt dazu.
Ein Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln.
Schon lange keinen Rostbraten mehr gegessen. Allerdings auch, weil ich schon lange keinen guten mehr zwischen die Zähne bekommen habe.
Der hier wird bei jedem Bissen besser. Das Fleisch zeigt was es kann. Medium, sehr zart und doch mit einem gewissen Biss, der dem Fleisch aber verdammt gut steht. Das Sößchen ist sehr gut, auch wenn bei meinem Geschmack immer ein bisserl weniger Salz ginge.
Überbackende Rhabarberpalatschinke mit Vanille-Parfait und Erdbeeren.
Eine dem Salzburger Nockerl ähnliche Schnee-Burg, die sich auf der Palatschinke türmt.
Die Füllung mit Rhabarberstücken, wunderbar abgeschmeckt, schön süß-sauer, und doch ganz anders, als ich den Rhabarber kenne.
Das Vanilleparfait schmilzt wie auf Befehl, sensationell.
Schon lange kein so feines Dessert gegessen. Perfektes Parfait, der Ei-Schnee zergeht und schmeckt (normalerweise zergeht Eischnee und schmeckt nicht…) und die Palatschinke hat endlich ihre perfekte „innere“ Begleitung gefunden.
Und: die beigestellten Erdbeeren sind endlich mal Erdbeeren, die aromatisch und süß sind. Kein Zweifel, die kommen weder aus Chile, noch aus Spanien. Steiermark, und kein Erdbeerland, ich wusste es. Es zahlt sich aus, für das Besondere ein ganzes Jahr zu warten.
Ende Runde eins, so zu sagen. Hierher komme ich sicher wieder, allerdings um mich auch hier für wenigstens eine Nacht einzumieten, hoffentlich ohne Verkühlung, obwohl der Salbeitee wirklich ein Balsam war.
Wunderbarer Gasthof in wunderbarer Gebirgskulisse. Sehr empfehlenswerte Küche, die das Einfache beherrscht und dabei das Besondere herausholt.
Und das soll mir eine Monatsempfehlung wert sein.
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Update 19.7.
Zwei Übernachtungen samt Verköstigung beim Hubinger. Diesmal ohne Halsschmerzen.
Ich habe also mein Versprechen wahr gemacht, mich dort nach stolzem Mahl gleich gemütlich einzuquartieren.
Erster Abend.
Gedeck: Kräuteraufstrich. Brav. Mit frischem Schnittlauch, eigentlich muss man das gar nicht erwähnen.
Rehkraftbrühe mit Teigtascherl (4€). Die Suppe wird viel zu bescheiden auf der Karte geführt. In der herrlichen „Gicht“-Brühe tummeln sich nämlich „ganz nebenbei“ auch unglaublich zarte Filetstückchen, schön knackiges, nudelig geschnittenes Gemüse und ein paar kleine, schön bissfeste Eierschwammerln.
Die Tascherln sind schön dezent würzig gefüllt, der „Rest“ geht runter wie Öl.
Beiried mit Fisolen und Kartoffeln, gratiniert (20€). Das Fleisch setzt dort fort, wo es schon damals als Rostbraten angefangen hat. So zart und saftig, man muss sich bemühen, langsam zu essen. Die Fisolen sind fast schon ein wenig zu bissfest geraten, sorgen aber keineswegs für Baucherlweh danach. Die gratinierten Kartoffeln passen perfekt dazu, zerfallen nicht im Mund. Schön.
(Leider sind mir die Bilder der beiden Gänge versehentlich beim Kopieren verlustig gegangen)
Topfen-Marillen-Kuchen. Ganz einfach gemacht, ohne Schnickschnack. Marillen sind von der Säure her „gebändigt“ worden, der Staubzucker oben drauf wäre aber gar nicht erst nötig gewesen.
Zweiter Abend.
Gedeck: Liptauer. Bin kein Liptauer-Fan. Aber dieser hier schmeckt.
Schwammerlsuppe mit Hadnsterz (4,10€). Ein steirischer Klassiker, das haben in unserer Familie schon vier verschiedene Generationen an einem Tisch gemeinsam konsumiert. Immer wieder. Hier kommt man grade eben erst von einer kurzen Laufrunde rund um das Dorf zurück und lässt sich so zu sagen diese Suppe einflößen. Kurz gesagt: besser geht’s nicht. Der Sterz schön bröckelig-nussig, aber nicht trocken, dafür aber auch nicht klebrig-batzig. Und die Suppe lässt in puncto Würzung keine Wünsche offen. Die Schwammerl sind nicht jene Rieseneierschwammerl aus Litauen, sondern schön kleine, kompakte, würzige, nicht wässrige Vertreter aus der Gegend. Unglaublich. So fein.
Eierschwammerlsauce mit Serviettenknödel (10,50€). Ja, ich hab mir heut tatsächlich ein „Waldmenü“ zusammengestellt. Knödel mit wunderbarer Konsistenz, Sauce nicht übertrieben mit Rahm gestreckt, sehr gut abgeschmeckt. Einziger Kritikpunkt, natürlich mit der Chefin besprochen: ich würde nie Paprikawürfel hineinschneiden. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Heidelbeerstrudel: keine Kulturheidelbeeren, wenn auch noch nicht Jahrgang 2012, klar. Viele Bemmerln drin, Zunge zeigen beweist: echte Hochschwab-Beeren! Gut!
Die Chefin nimmt sich wie immer gern und viel Zeit für die Gäste, man fühlt sich rundum wohl.
So wohl, dass dem feinen Mahle eine angenehme Bettschwere folgt. Ab ins gemütliche Zimmer (38€). Internetanschluss, eine Matratze, die des nächstens kein U-Hackerl aus mir macht.
Frühstück für morgen? Selbst gemachtes Brot, ebenso die Marmeladen. Alles da.
Gute Nacht! Hoffentlich bald wieder.
PS: die 5 für's Essen sind wohlverdient. Was man vor allem auch erwähnen muss: bei aller gebotenen Qualität schafft man hier das Kunststück, auch die Dorfbevölkerung an den Tisch zu bringen. Kompliment!
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Update 12.7.2013
- Super Grammelschmalz, zergeht auf der Zunge, feiner Kürbiskernaufstrich, nicht "sauer".
- Schwammerlsuppe, nicht püriert, alles schön gewürfelt, suppig, würzig, frische Kräuter. Mmmmm...
- Rehnüsschen: zart rosarot, ein butterweiches Tierchen, guter Rahmkohlrabi, ausgezeichnete, ja geniale Erdäpfel"wuzerln" in geriebenen Mandeln gewälzt, buttrig-gummig, herrlich.
- Beerenmus vereint sich unglaublich gut mit dem Fleischerl, ja gibt's denn das?
- Marillenknödel: stopf den Minz-Zweig in die Marille, das schmeckt nochmal so gut... zwei Aromabomben, nur leicht gezuckert.
- Frühstück: selbst gemachte Marmeladen - und das butterweiche hausgemachte Brot. So muss Brot schmecken. Fazit: gestärkt und fröhlich in den Arbeitstag, so geht das!
Hubinger - es war mir wieder mal ein Volksfest!Weniger anzeigen
Johanns
Hugo-von-Montfort-Gasse 2, BRUCK an der Mur 8600
In diesem Guide weil: Nimmermüde Kochwerkstatt mit gerade mal vier Tischen. Kochkurse.
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4. Jun 2012
Mike Johann hat sich mit seiner „Essensmanufaktur“ auf alle Fälle einen Traum erfüllt.
Anders zu sein um jeden Preis.
Eine von ihm selbst be...MehrMike Johann hat sich mit seiner „Essensmanufaktur“ auf alle Fälle einen Traum erfüllt.
Anders zu sein um jeden Preis.
Eine von ihm selbst bezeichnete kulinarische „One-man-show“, der der Gast aber auch auf Wunsch in der gar nicht an eine Gastronomieküche erinnernden Küche beiwohnen kann – und sogar selbst Hand anlegen darf.
Kochkurse gibt es normalerweise samstags, die gegen 9 Uhr beginnen und bis in den Nachmittag hineinreichen. Kostenpunkt gut 125 Euro, kein Drama also, wenn man bedenkt, was ein Elektrikermeister in einer Stunde kostet. Schlechter Vergleich? Finde ich nicht.
So genanntes „Kids Cooking“ wird auch angeboten, da dürfen dann auch die Kleinsten mal die Haube aufsetzen.
Auch vorhanden: ein Genussladen. Dort finden sich Produkte wie Essig, Roggenbier, Schnäpse, Schokolade und natürlich der Wein der eigenen Vinothek von Johanns Haus- und Hoflieferanten.
Um zum Thema Kochkurse zurückzukommen: Ich bin, sofern ich nicht zuhause in den eigenen vier Wänden für fünf oder mehr Personen koche, eher nicht fürs Handanlegen, sondern eher für’s Hände auf den gedeckten Tisch legen.
Man betritt ein durchgestyltes Lokal durch die mit weißen Barhockern bestückte Kombination aus Bar und „Kochwerkstatt“. Der eigentliche Gastraum besteht nur aus vier Tischen, die aber – sehr erfreulich – richtig Platz für die Gäste bieten. Fein schmeichelndes weiches Gestühl, sehr großzügig. An der Wand einige gar nicht uninteressante Kunstwerke – die sich auf der Website unter dem Motto „Kunst & Kulinarik“ wiederfinden und natürlich käuflich zu erwerben sind.
Die Show kann beginnen.
Dreierlei Aufstriche: Mangalitzaschwein, Kernöl, Topfen. Allesamt feine, aufwändige Kreationen, gutes Brot. Viel zu viel. Die Hälfte bleibt stehen.
Chef Mike kommt zum Tisch und die Menüfolge wird salopp-amikal besprochen. Zwei Menüs zu 49 (4g) oder 69 (6g) oder sogar ein zehngängiges „extreme“-Menü zu 115 Euro. Doch es gibt jeden Tag auch wieder Änderungen und Alternativen, dass mir beim Aufzählen fast schwindlig wird. All die heute zusätzlich angebotenen Gerichte können je nach Kategorie in bestehende Menüs „eingebaut“ werden, je nach Geschmäckern und Vorlieben.
Leider bin ich auch ordentlich verschnupft und werde beim „kurzen“ Menü bleiben. Dos und Don’ts werden lückenlos besprochen, sogar beim Gruß aus der Küche wird nachgefragt. Fein! So weiß ich Gott sei Dank, dass der Gruß von der Gurke in der Küche bleibt und stattdessen ein…
…Schafkäseparfait (nicht geeist) mit getrockneter Hirschwurst und Bärlauchöl daherkommt.
Sehr subtile Geschmackskombi, den sonst heftig „blökenden“ Käse wunderbar gezähmt und mit dem Bärlauchöl gut abgerundet.
Zweimal Wein: einmal Zweigelt vom Zahel (jetzt) und einmal einen IGT aus der Toscana (zur Hauptspeise). Sehr bemühtes Weinkredenzen, auch wenn nur zwei Rote offen sind. Bei vier Tischen aber auch wieder irgendwie verständlich. Dafür ist das Angebot ganzer Flaschen nicht zu verachten.
Es naht die Vorspeise, ein gesulztes Rindswangerl mit Erdäpfelschaum, dazu ein Rinderfußtascherl. Mutet eigenwillig an, passt aber gut zusammen. Das Wangerl ist in kleine Würferl geschnitten, die Sulz schmilzt zwar schon ordentlich, der Erdäpfelschaum vermischt sich langsam damit. Sehr gut.
Das Rinderfußtascherl ist eine Draufgabe zum präsentierten Thema, hätte aber gar nicht sein müssen.
"Bunte Karotte" - dreierlei Karottensüppchen mit Grissino.
Eine bunte Suppenspielerei mit der gelben Rübe, der violetten „Ur“-Karotte und der „herkömmlichen“ orangen Karotte. Sehr fruchtig, zum Teil ordentlich ingwer-lastig. Nicht jedermanns Geschmack, doch bei dem Wetter auch wiederum angenehm. Warum allerdings der Grissino dermaßen hart ist, weiß der Teufel.
Dry aged Rind mit Rotweinzwiebeln und frisch gerührtem Polenta.
Schön saftig, ordentlich medium, wenn auch nicht rare, bissi fettig durchzogen, aber auch ein sehr feines Fleischerl. Sehr gut die Rotweinzwiebeln, der Polenta eher unauffällig. Warum die roten Rüben mit den Zwiebeln konkurrieren müssen, weiß ich nicht. Fort mit euch!
"Schokobanane" - Mousse von der Banane, Mousse von der Schokolade.
Die Banane ist in der Konsistenz dem Gruß aus der Küche nachempfunden, während sich das exzellente Schokomousse im Bügelglas versteckt. Sehr würzig, schön „breit“ im Mund, nicht zu süß, voller Schokoladegeschmack. Ein „mousst“ have!
Süßer Gruß an der Bar: ein kleines Stück Karotten-Mandel-Torte. Sehr nussig, mager, fein!
Espresso: Mrs. Volluto trifft Mr. Decaffeinato. What else?
Zusammenfassend kann man sagen: ein nimmermüder Koch, der anders sein will, es aber auch schafft, anders zu sein, ohne sich dabei zu blamieren. Im Gegenteil. Feine Einrichtung, durchdachtes Klein-aber-fein-Konzept.
Nicht jeder Gang überzeugt immer vollends, ist aber stets handwerklich perfekt umgesetzt.
Und das macht Neugierde auf ein nächstes Mal – und da wären ja noch die Kochkurse, das wäre ja schon mal eine tolle Sache, vor allem in diesem Rahmen.Weniger anzeigen
Wirtshaus Pierergut
Aflenz 63, Aflenz 8623
In diesem Guide weil: 700 Jahre alter Hof, frisch gekochtes Essen. Steirisch resch und ehrlich.
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11. Jul 2013
Premiere: amarone meets Frau und Herr aldebaran.
Aflenz Kurort. Luftkurort, um genau zu sein. 21% Sauerstoff auch hier, doch wohl durch die son...MehrPremiere: amarone meets Frau und Herr aldebaran.
Aflenz Kurort. Luftkurort, um genau zu sein. 21% Sauerstoff auch hier, doch wohl durch die sonnige Höhenlage eher zum befreit Durchatmen geeignet als die von mutigen Politikern niedergebutterte Grazer „Umweltzone“. Schließlich will man ja den Aflenzern nicht auch noch die saubere Luft streitig machen. Wie rücksichtsvoll.
Von Aflenz geht’s geradewegs rauf auf die Bürgeralm, Auto empfohlen. Nicht weil’s zu Fuß zu lang wäre, wer aber zu Fuß oder gar mit dem Bike die ockerfarbene Schotterstraße raufhechelt, darf den Staubtunnel der Autos kennenlernen. Da können nicht einmal die Grazer Feinstaubwerte mithalten. Sandsturm Hilfsausdruck, würde Wolf Haas wohl sagen.
Nach vielleicht einem Kilometer eine Serpentine, der Asphalt hat mich wieder – die Sonne zeigt ihr bestes Gesicht, und das 700 Jahre alte (!) denkmalgeschützte Pierergut sonnt sich in genialer Hanglage.
Viel dunkles Holz außen, noch ganz kleine Fenster, innen schöne Gewölbe und kleine Stuben, mit Durchgängen, die so niedrig sind, dass sich sogar Zwerge wie ich den Schädel anhauen. Essen auf eigene Gefahr!
Wunderschön die Holztische, serienmäßig mit Fußablage. Gemütlicher geht’s kaum, draußen genießt man Almhüttenfeeling und eine feine Aussicht runter ins Tal.
Die Wirte: Christina und Hannes Srb, die auch die Feinbäckerei unten im Dorf betreiben. Herr Wirt ist also Bäckermeister – unübersehbar, seine Oberarme scheinen jedem Teigfladen das Fürchten zu lehren, doch die beiden Tausendsassa beweisen mit ihren beiden Standbeinen viel Feingefühl.
Die Küche grüßt mit Schwammerln: Eierschwammerl gibt’s tatsächlich schon, wenn auch die kleinen, dafür aber umso würzigeren und knackigeren - genau, das sind die, die beim Beißen so schön knirschen.
Das feuchte Wetter taugt also nicht nur den Gelsen.
Vogerlsalat, Kernöl, Eierschwammerl, kleine Tomatenwürfel – ohne schlatzige Kerne. Ich verziehe kurz das Gesicht: Kartoffeln – doch halt, sie sind nicht kalt und durch den Essig matschig gemacht, sondern noch warm.
Welch seltene Wohltat. Dazu ein Grissino mit Prosciutto umwickelt.
Erdäpfel-Schwammerlsuppe. Püriert, mit kleinen, angerösteten Eierschwammerln garniert. Bin zwar eher der Verfechter von würfeligen Kartoffeln und ebensolchen Pilzen in der Suppe, doch die wird mit jedem Löffel besser.
Lind gewürzt, Kräuter ja, aber nicht zu viel, doch eher auf der kartoffeligen Seite, schmackhaft allemal, schon gar kein „Schlagobers-Schwindler“.
Wildgulasch mit Knödel: heute bereits ausreichend abgelegen - das Hirschkalb.
Das Fleisch ist dadurch so zart, wie es sein muss und viele seiner Artgenossen es nie sein werden. Erstaunlich aber: schmeckt außergewöhnlich „zivilisiert“, fast schon ein Rindfleisch, fernab von dunkelbraun-violett-zirrhotischen Interpretationen seiner Art.
Wichtig: unnötiges Sauergemüse (grün-braunes Fächertrümmerl, Pfefferoni) wird umgehend entfernt.
Der Serviettenknödel in mehreren Scheiben, außen gut angebraten, innen sehr zart, leicht würzig, wohl aus der eigenen Brotwerkstatt, kein Zweifel.
Hüben wie drüben frisch zubereitete Speisen. Rumpsteak hier, Pfandl dort, kaum zu bewältigende Portionen. Aber die aldebarans sind wackere Esser, da bleibt kein Auge trocken.
Nachspeise? Nach der Portion kaum zu packen. Meine Gastgeber ordern die Kardinalschnitte. Tatsächlich ein Dessert, hat nichts mit Ratzingers Mitarbeiterstab im Altöttinger Mesnerhaus zu tun.
Biskuit, ein gewaltiger Flöz Kaffeecreme, oben drauf eine Lage Tiefschnee in Form eines Baisers – nicht zu sehr „angebrannt“ wie so oft, dadurch auch ausreichend zart.
Immerhin aber weiß ich jetzt, warum ich das zuhause nie bekommen habe: Eischnee ist halt doch nicht so meins, wird es auch nie werden.
Ich bleibe also beim Digestif – ein passabler Espresso und ein „Birn“ von Gölles – nicht vom Zerstäuberflaschenessig-Gölles, sondern von einem kleinen, unbekannten, aber umso besseren Namensvetter.
Wein? Sehr steirisch angehaucht, auch bei den Roten, der typisch „grüne“ Zweigelt aus Gamlitz ist aber ordentlich saftig und angenehm zu trinken.
Fazit: beispiellos schöne Aussicht, ein geschichtsträchtiges Baujuwel Marke „Roseggers Schihütte“ und zwei Wirtsleute, denen gutes Essen in die Wiege gelegt wurde – und dies auch weitergeben: Sohn Thomas ist Küchenchef!
Nächstes Mal wieder, Auto parken, wandern, zurückkommen, einkehren, essen, Sonne sowie Sonnengereiftes und Vergorenes (rot, weiß oder doch blond) genießen und entspannen.
Frau und Herr aldebaran – es hat mich sehr gefreut!Weniger anzeigen
Schicker
Grazer Straße 9, KAPFENBERG 8605
In diesem Guide weil: DER Kapfenberger Mittagstisch, verlässliche Küche auch am Abend, uneitel mit einem Hauch Anspruch. Eigene Kaffeerösterei, feine Vinothek.
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6. Mär 2012
(Anm.: Updates weiterer Besuche weiter unten, klar durch Sternderl-Linie getrennt)
Kapfenberg, obersteirisches Industriezentrum, war mir bis vor...Mehr(Anm.: Updates weiterer Besuche weiter unten, klar durch Sternderl-Linie getrennt)
Kapfenberg, obersteirisches Industriezentrum, war mir bis vor kurzem gastro-kulinarisch kaum bekannt, wenn man vom unweit gelegenen Wirtshaus zum Steirereck mal absieht.
Mit (noch) einer Ausnahme.
„Der Schicker“ war mir schon lange bekannt, da wir bei Familienfesten immer wieder in der Gegend waren und das eine oder andere Mal beim Schicker essen waren. Lange her, aber ich erinnere mich noch daran.
Hier hat sich in der Zwischenzeit so einiges geändert. Seit gut acht Jahren gehört das Café „Mocca“ dazu, man erreicht den innenarchitektonisch sehr ansprechenden Bereich durch denselben Eingang.
Der Kaffee kommt aus der hauseigenen Rösterei.
Beim Eingang links, bevor man in den Restaurantbereich kommt, überrascht ein sehr gut sortiertes Weinregal mit Preisen zum gleich mit nach Haus nehmen. Ein gemischter Karton ist es nach ein wenig Schmökern geworden, sogar ein besonders seltener Carnuntum-Winzer findet sich hier mit einem 10-jährigen Blaufränker, da kann ich natürlich nicht widerstehen.
Der Nichtraucher-Bereich des Lokals wiederum ist eine sehr gelungene Adaption des schönen Altbaus.
Mein erster Besuch seit langem ist ein klassischer Mittagspausen-Besuch. Ich wusste bereits, dass das Haus zu günstigen Kursen kleine, aber feine Menüs anbietet, neben der mehr als großzügigen „Normalkarte“.
Drei verschiedene Mittagsmenüs, eines mit Fleisch, eines fleischlos, und ein mediterranes mit Minestrone und Spaghetti Carbonara.
Ich entschied mich für’s Fleischlose:
Linsensuppe mit Kartoffeln und Thymian
Knödel mit Ei und Salat
Afrikanerschnitte
Die Linsensuppe mit klassischen Tellerlinsen duftet verführerisch nach frischem Thymian. Die Kartoffelwürferl sind von der mehligeren Sorte (ich hätte die speckigeren genommen, aber gut, das ist jetzt schon zuviel der Jammerei, ich hör schon auf…). Salzgehalt ist wunderbar niedrig, der Koch versteht perfekt, warum die Kräuter wichtiger sind als das Salz.
Knödel mit Ei, auf Wunsch mit grünem Salat: kaum Anlass zur Kritik, ein oder zwei Stückerl Knödel waren ein wenig zu dunkel geworden, ansonsten sind die Knödel wirklich gut, gute Konsistenz, keine „vermehlten“ Knödel.
Getränk: ein wirklich guter, verlängerter Apfelsaft aus dem Hause Muster (Gamlitz) – eigentlich ein für die Südsteiermark bekannter Winzer.
Die Nachspeise: eine Art Kreuzung von Sachertorte und Bananenschnitte. Bin zwar nicht so ganz der Schokokuchen-Tiger, aber die Kombination mit Banane lass ich mir dann doch gefallen.
3 (1/2) Punkte mal für’s Essen, aber die könnten beim nächsten Besuch schon bald übertroffen werden.
Kleiner und einziger Fehler vom Service: ich schlucke grad den letzten Knödelwürfel runter, da wird wir schon die Nachspeise serviert.
Ansonsten sind die Dame und der Herr sehr aufmerksam und flott. Zeitungen werden mir im Verdacht angeboten, da ich allein ins Lokal gekommen war.
Sehr angenehm dann noch die Fortsetzung im „Mocca“-Bereich des Lokals. Der selbst geröstete Kaffee ist auffällig frisch und wuchtig – und verfehlt auch seine Muntermacherqualitäten ganz und gar nicht. Der lässige Langtisch ist gemütlich, dazu ein Blick auf alte Schwarz/Weiß-Ansichten von Kapfenberg.
Den Ausklang hatte ich ja bereits zuvor erwähnt. Gute 130 Euro ließ ich beim Schicker, 120 allerdings für wirklich feine Weine, zum Teil wirkliche Raritäten. Schicker, du siehst mich bald wieder.
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Update Tagebuch 30.5.2012:
eine brave Frittatensuppe mit ausreichend zarten Frittaten, Rindsuppe klaglos.
Weiters eine ganze Goldbrasse aus der Butterschmalzpfanne. Handwerklich gut gemacht, der Butterschmalztouch passt nicht schlecht zum Fisch, Kartoffeln ok und Salat wie hier im Hause immer schön frisch und knackig-saftig.
Eine "Mini-Nuss-Torte": Man fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten. Das typische Nussbisquit mit Kaffeecreme, dreistöckig. Fein ausgeschnitten, zum Preis von 1,80 (!!). Wirklich gut, keine Margarinecreme, frisch gemacht.
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Update Tagebuch (ca. Anfang Juni):
Backhendl (13 Euronen) mit grünem Salat.
Zartes Henderl, gute Panier. Der Salat ist typisch steirisch mit Kernöl mariniert und kräftig umgerührt worden (Oma schau owa...)
Basilikum-Panna cotta. Ja, sowas gibt's. Beim Schicker zumindest.
Zwei Schichten Panna, unten weiß, oben grün. Die grüne Schicht protzt tatsächlich mit einem feinen, spürbaren Basilikum-Aroma. Gelungen!
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Update Tagebuch (während der Fußball-EM....)
Fleischloses Abendmenü (ca. 12 Euro):
Blattsalate mit Tomaten (abbestellt), Paprika (nicht auf der Karte, dadurch nicht abbestellt), panierte Feta"würfel".
Der Salat ist tadellos frisch und knackig. Dass die Würfel runde Kugeln sind ist zwar kurios, aber nebensächlich. Störend ist nur der für meinen Geschmack viel zu hohe Salzgrad des griechischen Käses.
Spiegelei, Spinat, Erdäpfel. Kein Grund zum Klagen, die Erdäpfelscheiberl sind so wie sich's gehört in der Pfanne angeröstet worden.
Drei kleine Törtchen zum Nachtisch. Eigentlich ein (gutes) I-Tüpferl, ich wäre ja schon satt.
Nebenbei läuft Fußball, Gomez schießt schon wieder ein Tor, ich freu mich. Der Chef schaut auch zu und jubelt mit.Weniger anzeigen
Görgl
Hauptstraße 24, Kapfenberg-Parschlug 8605
In diesem Guide weil: Gepflegte steirische Wirtshauskultur. Steht nicht nur drauf, sondern ist auch drin.
SpeisenAmbienteService
10. Jul 2013
Pogusch [po’guasch]. Pogier [po’gia]. Parschlug [pa’schluag].
Als Bauern-„Bua“ ging man von den Dörfern nordöstlich von Kapfenberg noch zu Fuß z...MehrPogusch [po’guasch]. Pogier [po’gia]. Parschlug [pa’schluag].
Als Bauern-„Bua“ ging man von den Dörfern nordöstlich von Kapfenberg noch zu Fuß zur Schule hinunter in die obersteirische Arbeiterstadt.
Ein halbes Jahrhundert später führen schön ausgebaute Straßen hinauf in die von der Sonne begünstigten Hügel. Die Siedlungen wachsen enorm, die Ortstafel scheint aber immer noch wie vor 50 Jahren kurz vor dem Ortskern zu stehen.
Der Scheint trügt: Abwanderung ist gerade hier in der Mur-Mürz-Furche ein heißes Thema. Dass man dann auch noch über die Schließung des Gemeindeamts diskutiert, schmeckt hier sicher kaum jemandem: ein großes Plakat ruft zur Unterschriftenaktion auf.
Neben der mannshohen Einladung für das dörfliche Schnapsturnier gleich noch ein Plakat:
die Gemeinde Parschlug „grüßt seine Lizz Görgl“.
Oho, hier machte sie also ihre ersten Schwünge. Schilift ist hier allerdings weit und breit keiner zu sehen, da durfte sie wohl vor dem Runterwedeln auch ordentlich raufbretteln. Scheint ihr nicht geschadet zu haben.
Görgl – nicht [göəgl], sondern [göə‘ggl], Kapfenberger Deutsch ist deutlich akzentuiert, ein Einheimischer ruft seine Inge auch nicht [iŋe], sondern [iŋ’gge]. Das muss man wissen!
Famile Christine und Johann Görgl sind zweimal meine Gastgeber, gleich neben dem Gemeindeamt.
Am Nebengebäude klebt noch ein altes afri-cola-Quadrat auf der Bretterwand. Daneben das Fluchtloch für die Hauskatzen. Wie anno dazumal.
Ein paar einfache Tische unter dem großen Baum, daneben zwei massive Holztische samt Bankerl. Das Wetter rät aber eher zum Drinsitzen.
Drinnen wurde großzügig erweitert und renoviert, helles Holz, Sitzgruppen und Barhocker frech aber nicht unpassend mit Fleckerlteppichen bezogen. Mehrere Familien in netten kleinen Runden, eine Männergruppe strapaziert die Bummerlmaschine und ein örtlicher Cowboy mit Hut und blauer Raffeisenhose gönnt sich sein verdientes Bier an der Bar.
Das tue ich auch, allerdings gibt’s hier auch ein neues Alkoholfreies aus der Leobner Großbrauerei – und das sogar vom Fass, ja hast du Worte. Exzellent gezapft, eine stolze Tulpe mit „Foam“ oben.
Groß wie klein, es schmeckt wirklich phantastisch, wer braucht da noch Alkohol.
Die Hintergrundmusik passt zum Lokal: Fendrich jammert über die Strada del sole, Wolferl Ambros will immer noch ´zwickt werden und Steffi Werger hat Sensucht nach Florenz. Na bitte!
Die Karte: ein Who is Who der Gasthauskarte anno 1976.
Wiener vom Schwein, „Gordon“, Holsteinschnitzel, Naturschnitzel mit Reis.
Grillteller, Grillkotelette, Hausplatte für 2 Personen.
Putenschnitzel, Putenstreifen mit Blattsalaten.
Fleischlos: Champignons mit Sauce "Trara", Käse- oder Eierspätzle.
Für unsere kleinen Gäste: Donald Duck, Mickey Mouse.
Süßes: Coupe Danmark, Heiße Liebe.
Schweinsbraten mit Rösti. Aus dem Kapitel Spezialrezepte. Heute auch: Grammelstrudelsuppe, Schweinsmedaillons mit Bandnudeln und Eierschwammerln. „Somloi“ Nockerln.
Tag 1: die Grammelstrudelsuppe muss es sein. Viel Schnittlauch, wirklich feine Suppe, so muss man ein traditionell ländliches Menü beginnen. Macht Freude.
Der Strudel überzeugt mit würzig-knuspriger Füllung, der Teig ist ein bisschen dick geraten, allerdings nicht so schön teigig wie ein Strudelteig sein sollte, sondern eher ein bisschen zäh und trocken. Trotzdem: sehr gut.
Der Schweinsbraten wird serviert. Zwei dicke Riesenscheiben extrem zartes Fleisch mit ordentlichem Fettrand. Ziemlich üppig, wirklich deftig angerichtet kommt er für 4 Stunden ins Rohr.
Sehr frei nach Kundera: nicht gerade die erträglichste Leichtigkeit des Schweins.
Leider kommt er auch ordentlich salzig wieder raus.
Der Riesenportion gegenüber stehen die Rösti aus dem Ofen, die allerdings zumindest genauso üppig daherkommen wie der Braten. Der Magen streikt bei der Hälfte des Tellers.
Herr Chef meint, dass die lange Garzeit das Saftl eben ordentlich „einreduziert“ und verspricht, dass die Küche ansonsten beim Salz sehr wohl aufpasst.
Schade, da kann selbst der ausgezeichnete, traditionell steirische Blattsalat nicht mehr gegensteuern: frischer Salat, klein geschnitten, bestes, nicht gestrecktes Kürbiskernöl, fein süßlich aber nicht zu süß abgemacht und sogleich umgerührt – wie sich’s eben gehört. Einen ganzen Berg könnte ich von diesem Salat essen – wie bei Oma, extra für mich ohne Erdäpfelstückerln.
Tag 2: Görgl kriegt die zweite Chance. Wieder eine Suppe, diesmal mit Frittaten.
Wieder sehr gute Vorstellung, die Rindsuppe könnte kaum besser sein, die akribisch dünn geschnittenen Frittaten sind reichlich in der großen Tasse und verbinden sich gut mit der Suppe. Nix zu meckern.
Ich breche mein Gebot, 2x Schwein pro Jahr. Die Medaillons, gestern empfohlen, auch heute noch im Programm. Die frischen Eierschwammerln kommen aus dem eigenen Waldbesitz.
Vier (!) Filets, allesamt zartrosa und zart, scharf angebraten, Bandnudeln al dente mit Butteraroma, dazu ein wirklich feines Safterl mit Zwiebel und besonders guten Eierschwammerln. Wer einmal selbst Schwammerl suchen war, der kommt nie mehr auf die Idee, die letscherten Brüder aus Litauen oder Serbien im Supermarkt zu kaufen.
Sehr lobenswert: ein Löfferl mit Schlagobers wird als „Option“ beigestellt und nicht schon vorab mit der Sauce „verrahmscht“. Die Sauce kann auch so genug.
Ebenfalls überflüssig: die glasigen Speckstreifen, die wiederum zu viel des Guten wären. Aber wie schon gesagt: man kann sie weglassen, wie auch die x-te Balsamicoreduktion.
Heute hat die Nachspeise noch Platz: Somlauer Nockerln. Zarter Biskuit, Vanillesauce ein bisschen banal, die Schoko-Nussbrösel-Kombi überzeugt aber: Flaschensauce schmeckt anders, auch der Schlag ist nicht aus der Isi-Pumpgun.
Service: zum Großteil vom Chef selbst, stets „in 2 Sekunden!“ sehr flott und umsichtig unterwegs, dazu der nötige Schmäh.
Fazit: ganz habe ich dem Görgl den salzigen Schweinsbraten noch nicht verziehen, aber ich wusste schon danach, dass die zweite Chance gelingen wird, war doch schon Suppe und Salat so, wie ich es mir von einem „Guten Steirischen Wirtshaus“, so wie’s das Emblem an der Türe ausweist, erwarte.
Empfehlenswert!Weniger anzeigen
Mürzstub'n Feiel
Lastenstraße 1, Kapfenberg 8605
In diesem Guide weil: Gutes Gasthaus "irgendwo" zwischen Bruck und Kapfenberg.
SpeisenAmbienteService
4. Nov 2013
Erfreuliches Mur-Mürz-Furchen –Revival mit Frau und Herr aldebaran.
Vorweg: die Mürzstube Feiel ist zwar „gefühlt“ in Bruck, doch genauer gesagt i...MehrErfreuliches Mur-Mürz-Furchen –Revival mit Frau und Herr aldebaran.
Vorweg: die Mürzstube Feiel ist zwar „gefühlt“ in Bruck, doch genauer gesagt ist sie noch in Kapfenberg, diesen Umstand verdankt sie der etwas ungewöhnlichen Gemeindegrenzziehung zwischen den Schwestergemeinden.
Die hübsche bürgerliche Kleinstadt Bruck rechts der Mürz, die etwas graue Industriestadt Kapfenberg links der Mürz. Dafür der gerade eben renovierte Bahnhof Bruck auf Brucker Gemeindegebiet, der hässliche Brucker Frachtenbahnhof weiter oben an der Lastenstraße wurde sozusagen in Richtung Kapfenberg abgeschoben.
So, hab ich der alten Diskussion „Wir Brucka sand scheena – Na, wir Kapfenberga!“ ein weiteres Kapitel geschenkt.
Also – man biegt in Bruck einfach mal rechts ab, über die Mürz, sieht das Kapfenberger Ortschild und steht schon vor dem Feiel.
Sehr bescheiden außen, geplegt, bescheiden und uneitel drinnen. Ein gutes Gasthaus eben.
Unser Kellner ist einer der Sorte „Institution“, auf den können sich die Gäste wie die Wirtsleute gleichermaßen verlassen.
Die ledrig gebundenen Speisekarten liegen nicht umsonst schwer in der Hand, da ist auch ordentlich was drinnen, gerade jetzt, wo die Waidmänner wieder eifrig liefern dürfen. Man hat die Qual der Wahl:
wild, nicht wild, wild mit Federn oder ohne? Wild mit vier oder zwei Beinen? Zweibeinig gab’s zur Zeit nicht, noch sind alle Jäger am Leben.
Die Leberknödelsuppe als aldebarans Messlatte – der Starter und das Stimmungsbarometer.
Ich lasse mich überreden, auch schon deshalb, weil die verlockende gebundene Suppe mit Wild wohl schon als halber Magenschließer fungieren würde.
Wir bereuen es nicht, der Knödel ist gut geformt, weit entfernt von brühebedingten Zerfallsprozessen, könnte allerdings ein wenig „lebriger“ sein, die Brühe selbst ist gut ohne das ganz große Tafelspitzfeeling.
Ein Salat zwischendurch: aldebaran und ich teilen uns einen Salat nach Art des Hauses: eingelegte Pilze, Kürbis, Grüner und Vogerlsalat, ein eingelegter Apfel komplettiert das Bild.
Liest sich in der Speisekarte spannender, am Teller kommt’s nicht ganz so gut, säuerlich mariniert, die Erwartungshaltung war doch höher.
Die Überraschung des Abends: ein wildes Allerlei – da waren vier verschiedene Filets am Teller: Flugente, Hirsch, Reh und Wildschwein.
Medium bestellt wurde auch durchwegs so erwischt, das Fleisch hatte da und dort noch ein wenig mehr „Biss“, beim Wildfleisch nimmt man das allerdings auch eher zur Kenntnis.
Nicht ganz so zur Kenntnis scheint der Kellner die Anmerkung bzgl. Fleischkonsistenz zu nehmen.
„Des hearn’s net so gern…“ ist aldebarans vielsagender Kommentar dazu.
Sehr erfreulich allerdings die Beilagenschar: da tummeln sich Eierschwammerl und Maroni zwischen den Wildtieren, letztere sind endlich mal nicht zu hart geraten, aber auch nicht zu weich.
Da wird ein Rotkraut gereicht, das beim Beißen noch so wunderbar knirscht. Oh ja!
Und dann serviert man uns auch noch cremig abgemachte Nockerln – mit geriebenen Nüssen. Olta!
Die Dessertkarte macht uns die Entscheidung dann wiederum schwer: es gibt tatsächlich drei Spielarten der Edelkastanie: Kastanienschnitte, Maroniparfait und Kastanienreis.
Das Parfait mit Preiselbeerschlag, den Kastanienreis mit Amarenaragout. Als jemand, der Kirschen am liebsten nur frisch vom Baum isst, tausche ich die „Beilagen“ – Preiselbeerschlag ist vor allem eine der seltenen Gelegenheiten, Schlagobers auch mal löffelweise zu essen.
Der „Reis“? Sehr krümelig, aber noch nicht zu trocken.
Der Wein? Ein Achtel vom gar nicht schlechten Heideboden von Stiegelmar, und weil er wirklich ordentlich war, gab’s auch noch ein zweites Achtel dazu.
Fazit: tadelloses Gasthaus, das man in der Gegend zuerst gar nicht vermuten würde, das aber sicher eine große Stammgastschar sein Eigen nennen darf. Gute Küche mit so manchem kleinen Ausrufezeichen, seien es die Nussnockerln oder das wunderbare Rotkraut zum Wild.
Robustes Service, auch wenn man das Gefühl hat, dass vorsichtig vorgetragene Kritik eher mit Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen wird.Weniger anzeigen
Restaurant Hotel Böhlerstern
Friedrich-Böhler-Straße 13, Kapfenberg 8605
In diesem Guide weil: DAS Hotel-Restaurant schlechthin, lange Tradition.
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3. Jän 2013
[Update nach neuerlichem Besuch 23.10. unter der Sternderllinie weiter unten]
Kapfenberg und Böhler. Diese beiden Namen sind untrennbar miteinan...Mehr[Update nach neuerlichem Besuch 23.10. unter der Sternderllinie weiter unten]
Kapfenberg und Böhler. Diese beiden Namen sind untrennbar miteinander verbunden.
Kapfenberg liegt am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege und zweier Flussläufe. Wie etwa die historische Stadt Steyr auf der anderen Seite der „Bretterwand“, auch wenn wir bereits das Jahr 2013 schreiben und der Vergleich vielleicht ein bisschen hinkt. Steyr ist doch die historisch weitaus bedeutendere Stadt - ungleich schöner, Kapfenberg ist mehr Industrie als schmucke, historische Altstadt.
Trotzdem sind beide, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und Größenordnungen durch die metallverarbeitende Industrie groß geworden.
Darauf begründet sich auch die über 90-jährige Geschichte des ehemaligen „Werksgasthof zur Kanone“.
Konzipiert als multifunktionale Unterbringungsstätte für Mitarbeiter und Geschäftspartner (sogar mit Theatersaal) ist der Bau, der ein wenig an die Architektur des Wiener Musikvereins erinnert, heute nach mehreren Renovierungsmaßnahmen ein 4-Stern-Hotel mit Restaurant, Seminarräumen und einem so genannten „Genusslabor“ (registrierte Marke!).
Letzteres wird mit erstaunlichen Wortspielen folgendermaßen präsentiert, so dass zuerst nicht ganz klar ist, was gemeint ist:
„Der verlockende Rahmen für alle Veranstaltungen,
Präsentationen, Schulungen und Corporate Events.
Einzigartig für geschäftliche und private Themen.
Das Erleben steht im Vordergrund und wird
im Genusslabor auf den Punkt gebracht. Denn!
Nur das Unerwartete bringt neue Erfahrungen.
Verbinden Sie Geist und Inspiration mit Realität und
direkter Erfahrung. Vom Rezept zum Gericht.
Von der Idee zur Umsetzung. Vom Wunsch zum Ziel.
Das Aufeinandertreffen von Verführung
und Versuchung erzeugt den einen Moment –
den G-Punkt.“
Na bumm. Nach mehreren Klicks steht da geschrieben:
„DER KOCH. Sein Revier gleicht einem Bordell.
Er sorgt mit den feinsten Zutaten für das Wohl des Freiers. Er bietet, was das Gaumenherz begehrt.“
Na servas, ist das Genusslabor etwa doch eine Reminiszenz an den alten Namen des Hauses („Werksgasthof zur Kanone“…)?
Und endlich wird das Rätsel gelöst:
„Das Genusslabor ist eine hochwertig ausgestattete und großzügig eingerichtete Event-Location für einzigartige Veranstaltungen jeder Art im Privat- und Businessbereich. Kulinarik ist hier das verbindende Element von Kommunikation und Vergnügen.“
Aha!
„Die Themen können individuell, oder aus einem umfassenden Programm gewählt werden.“
Ich bin ja ein Verfechter des feinen Speisens, des guten Weins und des Genusses im weiteren Sinne, der Beginn eines schönen Abends, mit oder ohne Begleitung. Wer weiß, vielleicht kann ja mal das „Genusslabor“ beim nächsten Mal eine weitere Facette des Genusses, die ich noch gar nicht kannte, hinzufügen. Für mehr Information gibt’s sogar eine eigene Website: [Link]
Heute Abend bleibe ich beim klassischen Genuss des Speisens, Trinkens und danach „Nur-mehr-umfallen-müssens“.
Das Restaurant besitzt einen separaten Eingang, kann also nicht nur über das Hotel erreicht werden.
Der Stilmix des großzügig angelegten Nichtraucherbereichs ist gefällig: alte Wirtshaus-Elemente wie die hohe Vertäfelung der Seitenwände, die Kleiderhaken darauf thronen wie Jagdtrophäen über den Köpfen der Gäste. Blumenkästen mit Birkenstammerln fungieren als kleine Raumteiler zwischen den kleineren Tischen. Ganz gemütlich, würde ich mal sagen.
Der Service besteht aus jungen Damen und Herren, die zum Teil noch in Ausbildung sind. Sehr freundlich, bemüht, eine Prise Humor, die Erfahrung fehlt natürlich da und dort, wenn’s etwa um das Aufzählen der Winzer geht, oder wenn’s darum geht, den richtigen Zeitpunkt für Servieren oder Abservieren zu „erfühlen“. Man darf sich ruhig da und dort ein wenig mehr Zeit lassen.
Ein Gruß (oder ein Grüßchen) aus der Küche: Gamswurst (a hoats Wiaschtl!) aus Niederösterreich, Butter, Brot. Letzteres eher einfach.
Küche: österreichisch klassisch, steirisch, ein Hauch international vielleicht da und dort.
Heute Abend: „a saure Suppn“. Sauerrahm und Innereien. Ich wage den Spagat, serviert wird die traditionelle Suppe mit Brennsterz.
Der Sterz ist genau so, wie er sein muss: krümelig, knusprig und gummig zugleich, a bissl fett natürlich auch, die Holzhacker für die Eisenverhüttung mussten ja ordentlich essen.
Schade nur, dass die saure Suppe so gar nicht sauer ist, vor allem, wo schmeck ich was von Innereien? Die Suppe ist cremig püriert, leichtes Kümmelaroma, aber die Innereien schmecke ich beim besten Willen nicht heraus.
Tafelspitz. Röstkartoffeln. Ordentlich Suppengemüse im Schrägschnitt. Porree. Schnittlauchsauce und Apfelkren.
Das Rindfleisch wirklich gut, ein wenig fester als sonst, zäh zu sagen wäre aber nicht fair, ein bisschen dürfen die Zähne ja auch noch arbeiten.
Ein Salat extra. Grüner Salat – in der Steiermark natürlich mit Kürbiskernöl.
Kleiner steirischer Kernöl-Exkurs: Sprich [Kiabiskéanöul]. Beim [é] verzieht sich das Gesicht fast „genervt“ und die Atemluft fließt im selben Moment nur aus dem linken Nasenflügel. Beim [öul] wiederum verzieht sich der offene Mund anders - erinnert dabei an den seltenen Guatemala-Brüllaffen: [Link].
Der hoch geschätzte User Labrouche wird jetzt entweder milde lächeln oder breit grinsen. Da aber meine Wurzeln selbst in der Gegend zu finden sind, wird er mir den Vergleich ohnehin verzeihen.
Was soll ich sagen: der Salat ist perfekt, wie ihn nur die Obersteirer zuwege bringen. Frisch und knackig, natürlich traditionellerweise bereits umgerührt.
Vorsicht, Gesichtskontrolle danach nicht vergessen, man bräuchte mindestens drei Servietten. Wer drauf vergisst, sollte zumindest einen Vollbart haben, damit der grüne Kernöl-Teint um den Mund herum nicht auffällt.
Dessert: Dukatenbuchteln mit Vanillesauce. Endlich wieder mal ein Haus, das Buchteln produziert.
Hier sind sie leider ein wenig trocken geraten, das gummig-zarte Germteigfeeling kommt hier leider nur begrenzt auf. Die Preiselbeeren können der eher banalen Vanillesauce auch nicht so recht auf die Sprünge helfen.
Ein Fazit: altehrwürdiges Werksgasthaus samt gut gelungener Renovierung, als standesgemäßes Restaurant des 4-Sterne-Hauses darf es ruhig gelten, auch wenn nicht alles restlos kulinarisch überzeugt. Der Service ist freundlich und bemüht, wenn auch ein wenig schusselig, sympathisch allemal.
Preislich einer alten Arbeiterstadt angepasst (Kalbswiener um die 14 Euro, der nicht kleine „kleine“ Tafelspitz um die 12 Euro.
Vielleicht bald wieder – mit oder ohne „Genusslabor“.
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Update 23.10.
Man grüßt ungefragt, aber erfreulich mit Vulkanlandschinken (weich, mollig, zart) und marinierten Eierschwammerln (nicht extrem sauer, geht).
Die Suppe: Knoblauchcremesuppe - wollte ich wieder mal probieren - nach 15 Jahren Knoblauchcremesuppen-Abstinenz.
Habe ich nicht bereut, keine stundenlange Knoblauchfahne danach, nicht schlagoberserschlagen, die Croutons sind wirklich knusprig-zart.
Oho - ein Ragout von Hülsenfrüchten und mariniertem Tofu.
Nicht tot gekochte Hülsenfrüchte (darunter auch Kichererbsen), nebst ebenso gutem Wurzelgemüse und feinen Maroni. Gekonnt abgeschmeckt, einzig die Erbsenschoten sind ein bisschen zu roh (seifig) für meinen Geschmack, die hätte man ein Minütchen mitkochen können.
Eindeutig zu viel: vier Riesenteile Tofu. Weniger wäre mehr.
Besuch geht in Ordnung, eine sichere 3 samt einer guten Portion Kreativität ist hier immer drin.Weniger anzeigen
Forsthaus
Fischbach 2, FISCHBACH 8654
In diesem Guide weil: Landgasthaus und ein bisschen mehr im Luftkurort.
SpeisenAmbienteService
20. Mai 2012
Teil 3 der Peter-Rosegger-Spurensuche.
Fischbach liegt zwischen dem obersteirischen Mürztal und der Gegend nördlich von Weiz und Birkfeld. Hüge...MehrTeil 3 der Peter-Rosegger-Spurensuche.
Fischbach liegt zwischen dem obersteirischen Mürztal und der Gegend nördlich von Weiz und Birkfeld. Hügel und Wald soweit das Auge reicht. Das Dorf liegt auf über 1000 Höhenmetern und darf sich dank der Steirischen Landesregierung als Höhenluftkurort „am Teufelstein“ ausweisen.
Die Anfahrt von Kapfenberg über das Stanzertal zieht sich allerdings gewaltig und so hatte ich es einer illustren Italienerrunde am Nebentisch zu verdanken, dass auch ich noch mehrgängig schmausen durfte.
Das Dorfgasthaus scheint sich im Laufe der Jahre weiter entwickelt zu haben, die Einrichtung dürfte ziemlich die „originale“ sein, aber offenbar hat der Sohn des Hauses noch viel vor mit dem elterlichen Betrieb.
Das macht sich natürlich auf der Speisekarte bemerkbar. So gibt es einerseits eine „Klassikerkarte“ mit allem, was gute Wirtshausküche zu bieten hat, mit ebenso hemdsärmeliger Preisgestaltung: Schnitzel, Blunze, Beuschelsuppe. Sulz, Backhendl, Kalbsleber. Steiermoark!
Oder man wählt das handwerklich anspruchsvollere Feinschmeckerprogramm.
Vorweg: auf „echte“ Hauptspeisen habe ich diesmal ganz verzichtet, dafür gibt’s eine ordentliche Vorspeisenkarte.
Tatar vom Almo Filet mit Asmonte Käse, Kürbiskernpesto und Kartoffelgratin.
Asmonte? Ganz einfach, laut Karte ist dies die steirische Antwort auf Parmigiano Reggiano.
Das ganze kommt auf einer dunklen Schieferplatte daher. Garniert mit zwei gerösteten Weißbrotscheiben, die als Nest voller Sprossen und Wiesenkräuter verziert sind.
Aufwändig angerichtet, mit der Tendenz zum Gemälde. Hübsch anzusehen, schmeckt auch sehr gut.
Auch die zweite Runde geht an das rohe Fleisch: ein Carpaccio mit Rucola.
Zartes Fleisch, allerdings auch ordentlich steirisch-säuerlich mariniert. Da erinnere ich mich an die Rindfleisch-Orgien meiner „Vorfahren“: mit Zwiebel, Kernöl und ordentlich Essig . Ist mir fast zu viel der Säure. Geschmacksache!
Eine Rindsuppe mit gekochtem Schwarzbrotstrudel. Ich war neugierig, nicht immer nur Fleisch oder Lunge im Strudel zu finden. Hier ist das Schwarzbrot durch’s Kochen irgendwie allein auf weiter Flur. Schwarzbrot täte sich gut mit einer Einmachsuppe, hier hat man es allerdings mit einer Rindsuppe zu tun. Und so wartet man ein wenig vergebens auf das große Geschmackserlebnis, das Schwarzbrot als „Hauptdarsteller“ in der Suppe ist dann doch ein wenig schwach auf der Brust.
„Nougat kalt und heiß“: die Nachspeise. Wieder ein wunderschönes Arrangement auf schwarzem Schieferbrett. Helles Gefrorenes, eher unauffällig. Ein schönes Parfait und ein heißer Nougatknödel. Ananas schön süß-sauer abgeschmeckt, die Macadamia-Nüsse komplettieren das Bild. Gut, aber fast zu viele Geschmäcker auf einmal.
Service: die Mutter des Hauses (?) serviert routiniert, fragt um Sonderwünsche und serviert gut temperierten Wein. Dieser allerdings überzeugt nicht immer. Die Cuvée aus dem Burgenland ist ordentlich, der Blaufränker ist mir allerdings zu international „angepasst“ geraten.
Kaffee: der Espresso ist sehr heiß, allerdings fast gänzlich ohne Crema und dadurch auch typisch „scharf“.
Meine Meinung: sehr ambitionierte Küche, die ein Dorfgasthaus mit dem gewissen Etwas sein will. Nicht immer gelingt aber die Ambition nach Mehr. Denn oft ist sogar zu viel Verschiedenes am Teller, weniger wäre mehr. Sehr gutes Tatar, das Carpaccio ist mir zu „steirisch“ säuerlich, der Schwarzbrotstrudel hinterlässt Fragezeichen. Aber die Klassikerkarte und die Fleischgerichte machen Lust auf einen weiteren Besuch.
Allerdings: 60 Euro für zwei Vorspeisen, eine Suppe, ein Dessert, zwei Achtel Wein, ein kleines Bier und einen Espresso sind auch nicht ohne für Roseggers Waldheimat.Weniger anzeigen
Landgasthof Sepplwirt
Sölsnitz 26, Allerheiligen im Mürztal 8643
In diesem Guide weil: Landgasthof. Stammtisch, Hochtzeitssaal, Bummerlzählmaschine und Hadnsterz.
SpeisenAmbienteService
2. Jun 2013
Allerheiligen, nicht Allerseelen.
Wobei, ein paar Autominuten weg von Allerheiligen und der S36, bei der Einfahrt in den Ortsteil Sölsnitz dire...MehrAllerheiligen, nicht Allerseelen.
Wobei, ein paar Autominuten weg von Allerheiligen und der S36, bei der Einfahrt in den Ortsteil Sölsnitz direkt am Ausgang des gleichnamigen Grabens, bekommt man schon das Gefühl des beschaulichen 100-Seelen-Dorfes mit seiner einzigen kleinen Ortstafel (auf einem schiefen Pfeiler montiert, samt Tempo-30-Taferl), der hölzernen Ablageplattform für die Milchkannen und dem einzigen obligaten Gasthaus.
Dieses jedoch ist mehr als stattlich: ein viergeschoßiger, knallgelber Bau, direkt in den Hang hineingebaut. Zwar gibt’s das Haus schon seit 1975, doch dürfte der jetzige Ausbau doch noch nicht so lange zurückliegen.
Am großzügigen Parkplatz geparkt, eine große Herde Schafe mit gar nicht weißer Weste blökt mich aufgeregt an, keine Ahnung ob’s am fremden Kennzeichen liegt. Ich blöke zurück und die Antwort kommt sofort.
Vorsicht! Sonst bestelle ich noch eine Portion von euch frechen Wollpullovern, ihr steht ja bekanntlich auch auf der Karte: hauseigenes Lamm!
Zwei schwere Koffer über die etwas umständlichen Stufen geschleppt. Die Gasträumlichkeiten teilen sich in einen riesigen Saal, passend für eine Hochzeit (es ist sogar schon gedeckt) und den Schankraum mit allem, was dazugehört:
etwas altmodischer Schnörkel-Fliesenboden, jede Menge Holzeinsatz für Verbau, Türen und Sitzgruppen, eine Schoeller-Eistruhe der letzten Generation und jede Menge Ablagen ringsum für Bummerlzählmaschine und die Trophäensammlung der Stammtischrunden.
Man darf ja eines nicht vergessen: auch ein 100-Seelen-Dorf schläft nicht, im Gegenteil.
Eisstockschießen, Tennisclub und sogar ein eigener Hobby-Fussballclub namens „FC Sölsnitz Suns“, welcher erfolgreich mit Ligakonkurrenten wie den Brucker „Wild Hornets“, dem „Gösserteam Jasnitz“, dem „FC Waldheimat“ und den Stanzer „Blue Panthers“ um das runde Leder kämpft. Ka Schmäh!
Siege, Niederlagen, Ehrungen, Hochzeiten und Trauerfeiern. Hier kommt all’s z’samm.
Umrahmt von der Familie Blumrich. Frau Chef ist stets unaufgeregt, freundlich, bescheiden.
Heute Abend ist es ruhiger. Ein kleines Bier wird geordert. Neben dem bereits erwähnten Lamm stehen allerlei Klassiker in der Karte, die aber trotzdem angenehmerweise nicht überfrachtet ist. Traditionell mit einem Schuss Anspruch, das kann man auch auf der Website nachlesen.
Da ich die süßen Lämmer heute schonen möchte, stürze ich mich auf eine wahre Spezialität des Hauses: Sterz mit Rindsuppe, ein echtes Holzfäller-Mittagessen. Ich liebäugle zwar mit einem regionalen Fisch aus der Pfanne danach, doch ich sollte mit dem Sterz das Auslangen finden. Die Holzfäller wissen warum.
Die Rindsuppe ist sehr gut, wenn auch ein bisschen zu salzig. Doch der „Hadnsterz“, also aus Buchweizenmehl gemacht, ist genau so, wie er sein muss: die perfekte Kombination aus krümelig, krachend-knusprig und gummig-bissfest. Oh ja, muss man mal so hinkriegen!
Und so brocke ich mir im wahrsten Sinne des Wortes die Suppe ein, oder besser gesagt, den Sterz in die Suppe, Löffel für Löffel. Was braucht man mehr?
Doch, das war vor 20 Jahren der letzte Schrei am Mehlspeisenhimmel: die Lambada-Schnitte. Salopp gesagt sowas wie die Light-Version der Malakoff-Torte, statt zu viel von der Creme kommt gelatinierter Orangennektar zum Einsatz.
Die Biskotten obendrauf werden mit der Zeit im Kühlschrank schön weich, gar nicht übel, schön fluffig-zart.
Für einen guten Kaffee dazu ist es längst zu spät, der Rote aus dem Burgenland passt allerdings auch nicht so ganz dazu.
Danach geht’s einen Stock höher in’s schlichte, aber geräumige Zimmer, sauber und gepflegt. Günstig, um die 40 Euro, mit einfachem Frühstück.
Schwarze Schafe zählen nicht nötig. Gute Nacht.Weniger anzeigen
Gasthaus zum Roseggerbrunnen
Wiener Straße 15, Kapfenberg 8605
In diesem Guide weil: Kleines urig-belebtes Gasthaus in der Kapfenberger Altstadt.
SpeisenAmbienteService
18. Jun 2013
Jetzt wird’s deftig – um nicht zu sagen – derb.
Die Arbeiterstadt Kapfenberg samt ihrer Schwesterstadt Bruck möchte ich jetzt nicht unbedingt a...MehrJetzt wird’s deftig – um nicht zu sagen – derb.
Die Arbeiterstadt Kapfenberg samt ihrer Schwesterstadt Bruck möchte ich jetzt nicht unbedingt als einen kulinarischen Hotspot bezeichnen – trotzdem bin ich immer wieder gerne hier, nennen wir das mal eine gewisse persönliche Sentimentalität.
Der mittägliche Hunger meldet sich. Das Gasthaus zum „Roseggerbrunnen“ springt mir am Weg zum Hauptplatz ins Auge. Von außen als Raucherlokal ausgewiesen, wirkt das vielleicht ad hoc für viele nicht gerade attraktiv.
Drinnen aber geschäftiges, mittägliches „Treiben“ ohne erschlagende Dunstglocke.
Hier sind alle gleich, egal wer reinkommt. Klassendenken hat hier nichts verloren. Das macht die Stimmung sympathisch und urig. Ins noble Restaurant verirrt sich hier herinnen wohl kaum jemand.
Der Laden rennt gut – alle werden rasch betreut – von zwei hemdsärmeligen Damen:
einer großgewachsenen Instanz und einer kleineren Dorfschönheit mit schwarzem T-Shirt und leuchtend-pinkem Netztop darüber.
Die Schank, welche von drei Himmelsrichtungen zugänglich ist, hat Vollbesetzung, Krügerl werden da ebenso schon konsumiert wie so mancher weißer Spritzer.
Im Hintergrund, mein Blick schweift in Richtung Innenhofterrasse, eine Damenrunde.
Die geschätzte Userin Toeris würde sagen, in aller Blüte ihrer fortgeschrittenen Jugend – und voll in ihrem von Männern befreiten Element. Ein Gag und ein spitzes Gelächter jagt das andere.
Das Schmunzeln will nicht aus meinem Gesicht.
An einem der Tische daneben beugt sich gerade ein Stammgast über sein Tagesmenü – Gebackene Champignons mit Sauce tartare. Der „Wochenkalender“ am Tisch gibt Zeugnis darüber. Hier kann man gut und günstig (5-7 Euro) zu Mittag essen.
Für mich darf’s ein Beuscherl sein. Ohne Gurkerljulienne, Gott sei Dank. Dafür mit einem „Schuss“ Gulaschsaft garniert – und mit einem festen, aber nicht steinharten Knödel.
Das Beuschel ist nicht verdächtig sauer, „lebt“ aber auch von einem gewissen Wurzelwerkeinsatz und macht ordentlich Freude.
Dazu passend der einfache, aber frische Blattsalat mit Kernöl. Letzteres schmeckt gut und gehört sicher nicht zur gestreckten Sorte aus dem Diskonterregal.
Kurz und gut: ein schnelles, bekömmliches Mittagessen in authentisch geschäftiger Gasthausatmosphäre. Von außen relativ unscheinbar, drinnen geht die Post ab.
Mahlzeit!Weniger anzeigen
Gasthof Hanswirt
Nr. 31, Turnau 8625
In diesem Guide weil: Uriges Dorfgasthaus. Hier kriegt man noch einen "Teich" voll Suppe, im schweren Teller serviert. Grundehrlich. Nach einer Wanderung gibt's nichts Besseres.
Papa Joe's
Grazer Straße 5, Kapfenberg 8605
In diesem Guide weil: Tortilla, Krokodilfleisch und Cocktails. Der bunte Farbtupfen in Kapfenberg.
SpeisenAmbienteService
13. Jun 2012
Tex-Mex in Kapfenberg. Doch, das gibt’s – und das Lokal ist gar nicht übel.
Die Arbeiterstadt Kapfenberg ist geprägt von der Stahlindustrie, gro...MehrTex-Mex in Kapfenberg. Doch, das gibt’s – und das Lokal ist gar nicht übel.
Die Arbeiterstadt Kapfenberg ist geprägt von der Stahlindustrie, großen Arbeitersiedlungen, zwei Einkaufszentren, der Burg Oberkapfenberg – und relativ wenig interessanter Gastronomie, wenn man keine Lust hat, einige Kilometer außerhalb zu suchen.
Das gutbürgerliche Restaurant Schicker zwei Hausnummern weiter (siehe hier: [Link]), das altehrwürdige Hotelrestaurant Böhlerstern, das Burgrestaurant, ein kleines verrauchtes Gasthaus und das Merkur-Restaurant sind so ziemlich die einzigen Alternativen in und um die winzige Altstadt. Und das Papa Joe’s natürlich.
Das Haus ist schon außen recht „farbintensiv“ gestaltet, das Purpurrot passt aber doch irgendwie gut zum Altbau. Innen setzt sich das Bunte fort, von der Bar bis zu den zahlreichen Gewölbezimmern gibt’s auch jede Menge – sagen wir mal Urlaubsmitbringsel - zu bestaunen.
Flamingos, Aztekenmasken, eine überdimensionale Sonne, viele unterschiedliche, zum Teil exotische Stühle – und sogar ein Tisch, der mit farbigen Kacheln gedeckt ist. Dort setz ich mal hin.
Im Service sind heute Abend der Chef (?), ein sympathischer, quirliger Herr mit eindeutig nicht Kapfenberger, sondern deutschem Einschlag sowie ein junges Mädel, sehr entspannt und geschickt drauf.
Die Karte ist überkomplett, man hat hier wahrlich die Qual der Auswahl. Hier gibt’s alles, was man irgendwie mit Tex-Mex in Verbindung bringen kann. Scharfe Suppen, Tomaten, Bohnen, Corn-on-the cob, Ribs, Wedges, Chicken-Wings, Quesadillas, Fajitas, Burritos, Burgers, Steaks, einige interessante „Sweets“ – und natürlich Cocktails.
Aber das ist noch nicht alles: es gibt zur Zeit eine „Australische Karte“, und ich staune nicht schlecht: Straußenfleisch, Krokodilfleisch. Vegemite-Brot. Crocodile Dundee, schau owa!
Eine Tomatensuppe mit Chili und Brotwürfeln.
Schön pikant, nicht extrem scharf, fruchtig. Anders. Aber gut.
Ein „Vergin Caesar Salad“ – also ohne Fleisch oder Speck. Leider habe ich vergessen zu fragen, ob außer den Blattsalaten auch anderes drin ist. Schade um die vielen frischen Tomaten und Paprika, die muss ich rausfieseln. Trotzdem bleibt ein Maiskörndl-Marinadensumpf übrig, mag ich weniger.
Dafür sind die Blattsalate frisch und der Dressing schmeckt auch nicht vordergründig „flaschenartig“.
Die „Special Combo“ – ein „Streifzug“ durch die Küche. Das macht die Wahl leichter.
Am Teller finden sich Chicken Wings, mit einer speziellen, würzigen Paniere, eine ordentliche Panflöte, Garlic Bread, Farmer Fries und zweierlei Saucen.
Die Wings sind nicht von den sonst von mir gefürchteten Schrumpfhühnern, sondern haben ordentlich was auf den Wadeln. Die Paniere ist gut, aber Geschmacksache, einfach nur mariniert wären sie vielleicht nochmal besser gewesen.
Die Panflöte (=Ribs) ist ordentlich würzig und gut, schade nur, dass die ohnehin schon beigestellte Barbeque-Sauce sich auch nochmal auf den Ribs findet. Das ist dann auch eine ordentlich batzerte Angelegenheit. Positiv: ein Fingerbad mit Zitronenwasser und eine ganze Rolle Küchenpapier wartet schon auf mich.
Die selbst geschnitzten Fries brauchen den Vergleich mit Flatschers Pommes nicht zu scheuen, auch wenn Herr Flatscher hier vielleicht entrüstet protestieren könnte. ;-)
Mein größtes Problem wieder mal: viel zu viel am Teller, vom Garlic Bread schaffe ich gerade mal drei Bissen, ein Beindi bleibt auch übrig, schade drum, auch die Fries schaffe ich nicht. Wegschmeißen tut weh!
Was aber noch geht: ein mehrjähriger Havana aus dem Fass. Erstaunliches Gesöff, wunderbar mild, dachte bis jetzt, nur Scotch könnte so edel schmecken. Eine gelungene Empfehlung vom Chef.
Fazit: Papa Joe’s ist eine sehr nette Alternative zu den anderen Gasthäusern der Stadt. Vor allem kann man hier auch nur mal was trinken gehen, oder sich den Cocktails (leider noch nicht probiert) zuwenden.
Gutes Essen, wenn auch kleinere Portionen nicht schaden würden. Viel Selbstgemachtes am Teller, knackige Salate.
Die Preise gehen angesichts des Gebotenen auch in Ordnung. Speisekarte ist online komplett einsehbar. Exotisches Ambiente und lustige Einrichtung.
Papa Joe sieht mich wieder!Weniger anzeigen
Hooters Kapfenberg (St. Lorenzen)
Reinhard Macholdstraße 13, St. Lorenzen 8642
In diesem Guide weil: Steak, Burger und kurze Röcke in der Kapfenberger Einkaufs-Peripherie.
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4. Jän 2013
Amarone goes Hooters. Hooters in the Styrian Pampa!
Wer hätte gedacht, dass ich mich hierher verirren könnte. Doch was soll man tun, wenn um 21 ...MehrAmarone goes Hooters. Hooters in the Styrian Pampa!
Wer hätte gedacht, dass ich mich hierher verirren könnte. Doch was soll man tun, wenn um 21 Uhr niemand mehr kochen will für mich?
Am Pogusch ist noch Winterpause bis Ende Jänner, Roanwirt und Sepplwirt ganz in der Nähe haben die Kochlöffel heute Abend bereits auf die Reling gehängt.
Nicht so das „Hooters“ in Downtown St. Lorenzen, oder besser gesagt: in the commercial outskirts of Kapfenberg! Bis Mitternacht kriegt man hier Burger, Steaks, Ribs und Wings.
Am Kreisverkehr zwischen Apfelmoar und St. Marein teilt sich das Hooters eine der vielen Einkaufs-Neubauten mit anderen Geschäften. Irgendwie hat das sogar schon etwas Amerikanisches.
Die schnurgerade, alte Mürztaler Hauptstraße und daneben Veronas intelligenter Textil-Diskont, angeblich besser „als wie man denkt“, die Drogeriekette, skandinavische Bettenlager und sonstige Shopping-„Highlights“, die ich „unbedingt“ besuchen muss.
Die Website des „Hooters“ präsentiert sich ungefähr so: heiße Mädels mit üppigen Dekolletés bedienen stets lächelnd die (wohl hauptsächlich) männlichen Gäste. Dazu „prickelnde Liveaction“ wie etwa „Swim suit contests“ soll es hier auch von Zeit zu Zeit geben. Angeblich rotiert da der Füller im Hoserl der männlichen Klientel. Angeblich.
Dass das Lokal offen ist, merkt man erst am Parkplatz, unten ist alles dunkel, das Lokal im ersten Stock versteckt sich fast gekonnt.
Drinnen ist’s aber ganz gemütlich. Holzboden und -vertäfelung, mehrere „Ebenen“, die über kleine Stufen erreicht werden und durch „Zäune“ getrennt sind. Geraucht wird zwar überall, soweit ich sehe (WTF?), doch die Lüftung arbeitet auf Hochtouren, dass sogar die noch hängende Weihnachtsdeko freudig in der leichten Zugluft tanzt.
Musik irgendwo zwischen White Wedding von Billy Idol, We don’t need another hero von Tina Turner und Queen-Klassikern, gar nicht übel, vieles ganz nach meinem Geschmack.
Service: wie immer ist die Suppe nicht so heiß wie sie gekocht wird. Mit anderen Worten, die auf der Website angekündigten „Girls“ sind viel zurückhaltender als befürchtet. Keine hervorquellenden Dekolletés, dafür Trägertop, dunkles Höschen, „garniert“ mit weißen Stricksocken und ebensolchen Turnschuhen. Naja, über Geschmack lässt sich wirklich streiten. Dazu allerdings auch mit sehr wenig Wind in den Segeln.
Zu wenig. Nicht, dass ich hier hergekommen wäre, um feuchte Männerträume kennen zu lernen, nein. Aber die Lady lächelt nicht, wirkt einschläfernd, ist fast ein wenig zu schüchtern, an meinem Gehör kann’s nicht liegen, dass ich das, was sie sagt/fragt, kaum hören kann. Speak up, my dear!!
Zum Bestellen meines Steaks warte ich locker 15-20 Minuten, obwohl hier nicht die Hölle los ist.
Immerhin, der Gesamteindruck ist sehr viel entspannter als in so manchem Innenstadtlokal.
Kein betrunkenes Gegröle, dafür gute Musik.
Strange: ein Langlaufrennen auf den Großbildschirmen. So was nennt man Diskrepanz. Irgendwann wird dann doch der Kanal gewechselt und schwitzende Wrestler hauen sich gegenseitig lustig den Schädel ein.
Filetsteak. Mit „Curly Fries“, denn „so macht Pommes essen wieder Spaß“.
Die Pommes sind anfänglich auch zart, doch man muss sie schnell essen, so dünn wie sie sind, werden sie schneller kalt als man denkt. Die Form erweist sich dann eher als unpraktischer Bumerang beim Essen, man „hakelt“ mit der „Pappn“ ein.
Da wäre es fast schon besser gewesen, die Pommes „straight“ zu lassen, und dafür im Gegenzug den Spaghettilocken der „Girls“ ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
Das Steak mit grob geschrotetem Pfeffer enttäuscht dafür nicht. Ich vergesse zwar, beim Bestellen den Gargrad zu erwähnen (ich war wohl durch die ach so tolle Socken-Turnschuh-Kombi abgelenkt), doch die Fleischqualität ist erhaben, wenn auch nicht ganz auf Augenhöhe mit meinem allerliebsten Welser Steakhouse-Filet.
Salat: ein „Garden Salad“ mit Parmesan-Dressing.
Endivien-Salat, schön zart und knackig zugleich, der Dressing mit Würze und Säure, „nothing to worry about“ würde unser allerbester Pilot unter den American Way of Life-Genießern wohl sagen.
Cheese-Cake: der feine Topfenkuchen ist schön karamellig, glatt und schnörkellos. Den Schlagobersberg, der genauo groß ist wie der Kuchen selbst, hätte ruhig in der isi-Flasche bleiben können.
Fazit: gutes Steak, guter Salat, guter Kuchen. Zu trinken gab’s Grolsch. Kein schlechtes Bier, aber eine Gössermilch hätte es auch getan.
Wiederholungsgefahr? Ohne weiteres, aber eher wegen dem Steak als wegen Dekolleté, Strumpf und Sportschuh. Hübsche Mädels gibt’s anderswo auch, obendrein mit ganz entspanntem Lächeln und einer hier doch schmerzlich vermissten Portion Humor.Weniger anzeigen