Mike Johann hat sich mit seiner „Essensmanufaktur“ auf alle Fälle einen Traum erfüllt.
Anders zu sein um jeden Preis.
Eine von ihm selbst bezeichnete kulinarische „One-man-show“, der der Gast aber auch auf Wunsch in der gar nicht an eine Gastronomieküche erinnernden Küche beiwohnen kann – ...Mehr anzeigenMike Johann hat sich mit seiner „Essensmanufaktur“ auf alle Fälle einen Traum erfüllt.
Anders zu sein um jeden Preis.
Eine von ihm selbst bezeichnete kulinarische „One-man-show“, der der Gast aber auch auf Wunsch in der gar nicht an eine Gastronomieküche erinnernden Küche beiwohnen kann – und sogar selbst Hand anlegen darf.
Kochkurse gibt es normalerweise samstags, die gegen 9 Uhr beginnen und bis in den Nachmittag hineinreichen. Kostenpunkt gut 125 Euro, kein Drama also, wenn man bedenkt, was ein Elektrikermeister in einer Stunde kostet. Schlechter Vergleich? Finde ich nicht.
So genanntes „Kids Cooking“ wird auch angeboten, da dürfen dann auch die Kleinsten mal die Haube aufsetzen.
Auch vorhanden: ein Genussladen. Dort finden sich Produkte wie Essig, Roggenbier, Schnäpse, Schokolade und natürlich der Wein der eigenen Vinothek von Johanns Haus- und Hoflieferanten.
Um zum Thema Kochkurse zurückzukommen: Ich bin, sofern ich nicht zuhause in den eigenen vier Wänden für fünf oder mehr Personen koche, eher nicht fürs Handanlegen, sondern eher für’s Hände auf den gedeckten Tisch legen.
Man betritt ein durchgestyltes Lokal durch die mit weißen Barhockern bestückte Kombination aus Bar und „Kochwerkstatt“. Der eigentliche Gastraum besteht nur aus vier Tischen, die aber – sehr erfreulich – richtig Platz für die Gäste bieten. Fein schmeichelndes weiches Gestühl, sehr großzügig. An der Wand einige gar nicht uninteressante Kunstwerke – die sich auf der Website unter dem Motto „Kunst & Kulinarik“ wiederfinden und natürlich käuflich zu erwerben sind.
Die Show kann beginnen.
Dreierlei Aufstriche: Mangalitzaschwein, Kernöl, Topfen. Allesamt feine, aufwändige Kreationen, gutes Brot. Viel zu viel. Die Hälfte bleibt stehen.
Chef Mike kommt zum Tisch und die Menüfolge wird salopp-amikal besprochen. Zwei Menüs zu 49 (4g) oder 69 (6g) oder sogar ein zehngängiges „extreme“-Menü zu 115 Euro. Doch es gibt jeden Tag auch wieder Änderungen und Alternativen, dass mir beim Aufzählen fast schwindlig wird. All die heute zusätzlich angebotenen Gerichte können je nach Kategorie in bestehende Menüs „eingebaut“ werden, je nach Geschmäckern und Vorlieben.
Leider bin ich auch ordentlich verschnupft und werde beim „kurzen“ Menü bleiben. Dos und Don’ts werden lückenlos besprochen, sogar beim Gruß aus der Küche wird nachgefragt. Fein! So weiß ich Gott sei Dank, dass der Gruß von der Gurke in der Küche bleibt und stattdessen ein…
…Schafkäseparfait (nicht geeist) mit getrockneter Hirschwurst und Bärlauchöl daherkommt.
Sehr subtile Geschmackskombi, den sonst heftig „blökenden“ Käse wunderbar gezähmt und mit dem Bärlauchöl gut abgerundet.
Zweimal Wein: einmal Zweigelt vom Zahel (jetzt) und einmal einen IGT aus der Toscana (zur Hauptspeise). Sehr bemühtes Weinkredenzen, auch wenn nur zwei Rote offen sind. Bei vier Tischen aber auch wieder irgendwie verständlich. Dafür ist das Angebot ganzer Flaschen nicht zu verachten.
Es naht die Vorspeise, ein gesulztes Rindswangerl mit Erdäpfelschaum, dazu ein Rinderfußtascherl. Mutet eigenwillig an, passt aber gut zusammen. Das Wangerl ist in kleine Würferl geschnitten, die Sulz schmilzt zwar schon ordentlich, der Erdäpfelschaum vermischt sich langsam damit. Sehr gut.
Das Rinderfußtascherl ist eine Draufgabe zum präsentierten Thema, hätte aber gar nicht sein müssen.
"Bunte Karotte" - dreierlei Karottensüppchen mit Grissino.
Eine bunte Suppenspielerei mit der gelben Rübe, der violetten „Ur“-Karotte und der „herkömmlichen“ orangen Karotte. Sehr fruchtig, zum Teil ordentlich ingwer-lastig. Nicht jedermanns Geschmack, doch bei dem Wetter auch wiederum angenehm. Warum allerdings der Grissino dermaßen hart ist, weiß der Teufel.
Dry aged Rind mit Rotweinzwiebeln und frisch gerührtem Polenta.
Schön saftig, ordentlich medium, wenn auch nicht rare, bissi fettig durchzogen, aber auch ein sehr feines Fleischerl. Sehr gut die Rotweinzwiebeln, der Polenta eher unauffällig. Warum die roten Rüben mit den Zwiebeln konkurrieren müssen, weiß ich nicht. Fort mit euch!
"Schokobanane" - Mousse von der Banane, Mousse von der Schokolade.
Die Banane ist in der Konsistenz dem Gruß aus der Küche nachempfunden, während sich das exzellente Schokomousse im Bügelglas versteckt. Sehr würzig, schön „breit“ im Mund, nicht zu süß, voller Schokoladegeschmack. Ein „mousst“ have!
Süßer Gruß an der Bar: ein kleines Stück Karotten-Mandel-Torte. Sehr nussig, mager, fein!
Espresso: Mrs. Volluto trifft Mr. Decaffeinato. What else?
Zusammenfassend kann man sagen: ein nimmermüder Koch, der anders sein will, es aber auch schafft, anders zu sein, ohne sich dabei zu blamieren. Im Gegenteil. Feine Einrichtung, durchdachtes Klein-aber-fein-Konzept.
Nicht jeder Gang überzeugt immer vollends, ist aber stets handwerklich perfekt umgesetzt.
Und das macht Neugierde auf ein nächstes Mal – und da wären ja noch die Kochkurse, das wäre ja schon mal eine tolle Sache, vor allem in diesem Rahmen.
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war acuh schon dort - super toll - mein Favorit bei uns in der Obersteiermark - toll gemacht - johanns PUR