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2011 sind die Wirtsleute Herta und Werner Schramm von Seibersdorf ausgezogen, um im kleinen Sulztal an der Weinstraße (gehört seit 1.1.2015 zur Gemeinde Gamlitz) aus einem ehemaliges Winzerhaus ein... Mehr2011 sind die Wirtsleute Herta und Werner Schramm von Seibersdorf ausgezogen, um im kleinen Sulztal an der Weinstraße (gehört seit 1.1.2015 zur Gemeinde Gamlitz) aus einem ehemaliges Winzerhaus eine Gastwirtschaft zu machen, der sie den Namen „Schramm’s Wirtshaus“ gegeben haben oder es auch als „Das kleine Wirtshaus“ bezeichnen.
Wir meinen, dass grundsätzlich jedes neue Restaurant / Wirtshaus / Gasthaus an der Südsteirischen Weinstraße und der Eckberger Weinstraße (über welche man „Schramm’s Wirtshaus“ am einfachsten erreicht) eine kulinarische Bereicherung darstellt, da die Gaststätten mit warmer Küche in diesem schönen Fleckerl Erde, das von Buschenschenken beherrscht wird, eher rar gesät sind. Gaststätten mit warmer Küche haben einen viel höheren Aufwand, sie müssen auch strengere behördliche Vorschriften einhalten und können daher preislich mit den in der Regel sehr günstigen Buschenschenken in keiner Weise mithalten.
Aber das ist eigentlich gar nicht das Thema, weil man eben ein Wirtshaus mit einer Buschenschank nicht vergleichen kann. Auch wenn schon viele Buschenschenken kulinarisch Hervorragendes anbieten, gehen wir in der Regel nicht (zumindest nicht primär) wegen des Essens in eine Buschenschank sondern wegen des Flairs und der Stimmung und des ganz eigenen Lebensgefühls, das in Buschenschenken in Verbindung mit der oft traumhaft schönen Landschaft und dem guten südsteirischen Wein vermittelt wird. Wenn wir aber gut essen möchten, bevorzugen wir freilich das Wirtshaus oder Restaurant und wenn sich dieses auf einem schönen Platzerl in der Südsteiermark befindet, umso besser. Und – ehrlich gesagt – von Brettljause & Co hat man recht bald genug. Also haben wir uns gefreut, einem noch relativ neuen Wirtshaus an der Weinstraße unsere Aufwartung zu machen.
Das Wirtshaus verfügt über ausreichend Parkplätze. Der gepflasterte Zugang und der kleine grüne Vorgarten wirken gepflegt. Das Gebäude ist im unteren Bereich gemauert und im oberen Bereich aus Holz. Der Weg führt uns auf eine schmale Terrasse, von welcher man einen schönen Ausblick auf die Weingärten und die hügelige südsteirische Landschaft genießen kann. Wir entern den letzten freien Tisch auf der Terrasse. Die schmale Terrasse bedingt eine etwas engere Bestuhlung. Im Gastraum selbst sitzen keine Gäste, zwei schön gedeckte Tische lassen aber weitere Gäste erwarten. Die kleine mit Dielenbrettern ausgelegte Terrasse bietet Platz für etwa 20 Gäste, im Gastraum dürften ca. 30 Gäste Platz haben.
Die Speisekarte ist überschaubar und zu einem guten Teil „steirisch orientiert“ (Backhendl, Hendlbrust, Rindfleischsulzerl, Schweinerücken), daneben gibt’s auch das obligate Wiener Schnitzel, eine Beiriedschnitte, aber auch einen Bio Seesaibling oder ein Spargelrisotto. Das Preisniveau erscheint etwas gehoben.
Wir bestellen eine Frittatensuppe (€ 4,00), eine Leberknödelsuppe (€ 4,00), ein ganzes Backhendl, weil es hier angeblich so gut sein soll (€ 21,00) und zwei gemischte Salate (a € 4,00). Der Preis für das Backhendl erscheint uns mit € 21,00 etwas hoch, wir sind daher neugierig, ob dieser Preis gerechtfertigt ist.
Die beiden in einer kleinen Tasse servierten Suppen sind geschmacklich in Ordnung. Wir sind einmal zufrieden, wenngleich die Portionen schon recht klein sind, was auch von Critica beanstandet wird.
Das mit Freude und Neugier erwartete Backhendl ist dann jedoch eine Enttäuschung. Zunächst stelle ich fest, dass das Hendl mit Haut gebacken wurde, was ich nicht so gerne mag. Okay, ich hätte fragen können oder darauf hinweisen können, dass wir das Hendl ohne Haut möchten, aber die Kellnerin hätte uns auch fragen können, wie wir das Hendl haben wollen. Da wir ein herzhaftes Steirisches Backhendl lieben, wird es von uns recht oft bestellt, wobei wir die Erfahrung gemacht haben, dass meistens entweder gefragt wird oder - wenn nicht gefragt wird - das Hendl ohne Haut auf den Tisch kommt. Das Hendl ist schön klein tranchiert, so wie wir es mögen. Das Hendl ist aber ein sehr kleines. O-Ton Critica: „Das ist aber ein kleines Pippi-Hendi“. Ich entgegne scherzhaft, dass das Hendl ein Drittel teurer ist und daher ein Drittel kleiner sein muss, der Scherz kommt bei Critica aber nicht an, weil sie gerade in die harte Panier beißt …. nun, wir mögen eine knusprige Panier, aber diese Panier hat mit knusprig nichts zu tun, sie ist zu hart, es kracht fast beim Hineinbeißen. Das Hendl war schlichtwegs zu lange in der Fritteuse (oder sonstwo). Wenigstens konnten wir anhand des schönen hellen Fleisches feststellen, dass das Hendl frisch war. Fazit daher: Hendl frisch, aber schlecht zubereitet und zu klein, daher auch völlig überteuert (Anmerkung: Die Hendl werden per Kilo verkauft, ein kleines Hendl vergrößert daher die Spanne!).
Die gemischten Salat sind nicht mehr ganz frisch und teilweise in Kernöl „getränkt“. Schade um das gute Kernöl, schade um den Salat. Keine ordentlichen Servietten. Wir beschließen etwas frustriert, auf eine Nachspeise zu verzichten, obwohl wir keineswegs satt geworden sind.
Zum Service: Ich habe nach der Suppe ein kleines Bier bestellt. Bis es endlich serviert wurde, waren wir mit dem Hendl schon fertig (mag teilweise auch am kleinen Hendl gelegen haben, dass wir schneller fertig waren und die Kellnerin daher weniger Zeit hatte). Dass der Chef dann an unseren Tisch kam, den Block in der Hand und kassieren wollte und dann grantelnd wieder abzog, als er bemerkte, dass er sich beim Tisch geirrt hatte, sei hier nur erwähnt. Auf meine anschließende ironische Frage, warum der Chef so grantig dreinschaut, wo wir uns doch gar nicht beschwert haben, meinte Critica: „Ich glaub‘, dem kommt grundsätzlich kein Lacher aus“.
Zu den erwähnten Speisen haben wir nur einen kleinen und einen großen Saft gespritzt und eben das eine kleine Bier getrunken und hiefür insgesamt eine Rechnung über € 48,90 erhalten. Für das Gebotene eindeutig zu viel. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist nicht in Ordnung.
Fazit: Küche und Service scheinen bemüht, aber überfordert. Kleine Portionen, die den Preis nicht rechtfertigen. Das Backhendl insgesamt eine Enttäuschung. Zur Draufgabe ein grantelnder Chef. Ob wir wiederkommen? Glaub ich nicht. Es müsste sich doch einiges ändern, bis „Das kleine Wirtshaus“ tatsächlich eine kulinarische Bereicherung für die Weinstraße wird. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Danke für den Hinweis. Ich gehe davon aus, dass die Rechnung stimmt. Dies deshalb, weil ich die Rechnung üblicherweise nach dem Bezahlen kontrolliere.