am 22. August 2016 · Update 27. Sep 2016
SpeisenAmbienteServiceDie „Eschenlaube“ ist in Graz so etwas wie ein Kultlokal. Zum einen bereichert das Lokal mit seiner durchaus guten Küche schon seit langer Zeit die Grazer Gastronomie und zum anderen finden hier immer wieder gut besuchte Ausstellungen und diverse Musikveranstaltungen (hauptsächlich Jazz und Blues...Mehr anzeigenDie „Eschenlaube“ ist in Graz so etwas wie ein Kultlokal. Zum einen bereichert das Lokal mit seiner durchaus guten Küche schon seit langer Zeit die Grazer Gastronomie und zum anderen finden hier immer wieder gut besuchte Ausstellungen und diverse Musikveranstaltungen (hauptsächlich Jazz und Blues) statt. Die relativ zentrale Lage gleich nach dem Kaiser-Josef-Platz und der Oper und die Nähe zu vielen Geschäften und Büros sind wohl auch mitverantwortlich für die Beliebtheit des Lokals. Und das Univiertel ist auch nicht weit entfernt.
Trotzdem liegt das Lokal fast ein wenig versteckt hinter einer Mauer. Nicht jeder wird vermuten, dass sich hinter der Mauer in der Glacisstraße 63 (mit einem nur schmalen Tor) zunächst ein schattiger Gastgarten und danach anschließend ein Lokal befindet, und zwar in einem Gebäude, welches angeblich 1795 als Pferdestall errichtet wurde.
Das Lokal besteht aus einem großen länglichen Gastraum, der in 2 Bereiche unterteilt wurde: Der hintere Bereich - abgetrennt durch eine Glaswand mit 2 automatischen Glas-Schiebetüren - ist für Nichtraucher reserviert und der vordere Bereich für Raucher. Der linke Teil des Raucherbereichs wird zu gut zwei Drittel von einer großen Bar vereinnahmt. Davor und rechts der Bar mehrere runde Tische für je etwa 6 Personen. Entlang der Bar Thonet-Barhocker und an den Tischen Thonet-(oder thonetartige?)Sessel. An den gelben Wänden einige Popart-Bilder und einige schwarze Tafeln, auf denen mit Kreideschrift diverse Getränke angeboten werden. Auch wenn die Einrichtung schon älteren Datums ist, wirkt das Lokal heimelig und gemütlich wie ein gutes Beisl.
Leider ist der NR-Bereich voll, weshalb ich im Raucherbereich Platz nehmen muss. War solange kein Problem, bis sich gegen Ende meines Essens 2 Damen auf den Nebentisch setzten und zu qualmen begannen.
Ich bestelle ein Gösser alkoholfrei (€ 3,30) und das Tagesgericht (€ 9,80): Rindsrouladen mit Gemüse-Rotweinsauce und Kartoffelpüree und gemischte Blattsalate. Eine relativ große Portion mit durchschnittlich guter Qualität. Die 2 Stück Rindsrouladen sind mit etwas Gemüse gefüllt, der Rand der Rouladen ist teilweise etwas härter (vielleicht schon zu lange fertig), geschmacklich gibt’s jedoch nichts auszusetzen. In der tatsächlich leicht nach Rotwein schmeckenden Rotweinsauce finden sich diverse Gemüsestreiferln, hauptsächlich von der Karotte. Das Kartoffelpüree ist von richtiger Konsistenz und harmoniert gut mit der Rotweinsauce.
Die Bedienung ist flott. Zuerst wurde der Salat serviert und kurz darauf das Tellergericht. Nach dem Essen wird rasch abserviert und höflich gefragt, ob alles in Ordnung war.
Bei meinem nächsten (Mittags-)Besuch sagt mir der Tagesteller nicht zu, also bestelle ich aus der Karte die Tomatensuppe mit Sahnehäubchen (€ 3,60), das Filetpfandl nach Art des Hauses (geschnetzeltes Schweinsfilet mit Pilzen in Coganc-Pfefferrahmsauce und Schupfnudel, € 12,90) und eine Flasche Weizenbier alkoholfrei (€ 3,50). Ich sitze diesmal im NR-Bereich. Das Mobiliar ist hier neueren Datums, die Wände sind aber wie im Raucherbereich gelb und mit Popart-Bildern dekoriert.
Bei der Tomatensuppe frohlocken die Geschmacksknospen: die Tomaten etwas grob passiert, ganz so wie ich es mag, fein gehackte Zwieberln, etwas Knoblauch, mit Basilikum und Oregano fein abgestimmt, vermutlich auch ein Schuss Creme fraiche, geschmacklich einfach hervorragend. Sehr zu empfehlen.
Auch das Filetpfandl überzeugt mit guter Fleischqualität und grundsätzlich guter Zubereitung. Die Schupfnudeln könnten aber in der Konsistenz etwas lockerer sein. Die Cognac-Pfefferrahmsauce ist zu scharf, darunter leidet das ansonsten gute Geschmackserlebnis (es kommt nicht oft vor, dass mir etwas zu scharf ist).
Bei meinem nächsten Besuch, diesmal am frühen Abend, werde ich von Critica begleitet. Es ist ca. 18.00 Uhr, ein lauer Sommerabend, wir nehmen daher im Gastgarten Platz, der durch die teilweise mit Efeu (?) behangenen Mauern und die Schatten spendenden Bäume einen eigenen Reiz hat.
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Ich bestelle eine „Minestrone mit Parmesan“ (€ 3,80), wobei ich mich an die gute Tomatensuppe erinnere und gespannt bin, ob auch die Minestrone so gut schmecken wird. Die Suppe kommt heiß auf den Tisch. In bester Konsistenz geben sich Zucchini, Gurken, Tomaten, Karotten und Selleriestücke - alles frisch geschnitten - ein herzhaftes Stelldichein. Die Suppe ist sehr gut gewürzt, man schmeckt Basilikum, Rosmarin und Thymian. Der Koch hat sich auch mit dieser Suppe wirklich Mühe gegeben. Kompliment. Ich habe selten eine so gute Minestrone gegessen.
Für den Hauptgang wähle ich das „Lammrückenfilet zart rosa gebraten auf Zucchini-Tomatengemüse an Olivenpesto und Rosmarinpolenta“ (€ 14,90).
Der Teller ist zwar etwas lieblos gestaltet, geschmacklich kann das Gericht aber überzeugen. Die insgesamt 5 Filetstücke sind von guter Qualität und tatsächlich rosa gebraten. Das Gemüse ist frisch zubereitet, gut gewürzt und leicht scharf im Geschmack. Sehr gut auch die 3 Stücke Rosmarin-Polenta, für sich gesehen vielleicht etwas trocken, im Verein mit dem gut gewürzten und saftigen Gemüse jedoch ein Genuss, der Rosmarin-Geschmack kommt gut zur Geltung.
Critica entscheidet sich für den „Salat Cäsar“ (Gebratene Putenfiletstreifen auf Blattsalaten mit Sauerrahm-Kräuter-Dressing und Parmesan, € 9,80). Das Gericht ist mit überraschend viel Parmesanstreusel bedeckt. Die Putenstreifen sind gut gebraten, Critica ist grundsätzlich zufrieden, bemängelt aber, dass das Dressing und der Parmesan nicht optimal mit den Putenstreifen harmonieren. Naja, vielleicht auch nur Geschmackssache. Das „Fladenbrot, frisch gebacken“ (€ 3,50) entpuppt sich als „Pizzabrot“, stellt aber eine gute Ergänzung zum Salat dar.
Die Bewertung der Speisen schrammt haarscharf an der 4 vorbei. Die Suppen alleine würden eine 5 verdienen. Die Küche ist ehrlich und gut. Ich war jetzt 3 x dort, kein einziges Gericht hat enttäuscht. In der geschmacklichen Abstimmung gibt’s noch Verbesserungsbedarf, auch bei der optischen Aufbereitung der Speisen. Die Größe der Portionen ist in Ordnung, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das Personal (vermutlich hauptsächlich Studenten) ist freundlich und bemüht. Was mir aber negativ aufgefallen ist, war die Kleidung des Personals. Ich habe nichts gegen eine lockere Kleidung, ich finde es aber - gelinde gesagt - nicht passend, wenn der Kellner (oder war’s gar der Chef?) mit schmutziger, löchriger Jean (auch wenn die Löcher Absicht sein sollten) und altem Ruderleiberl serviert.
Fazit: Ein Beisl im besten Sinn des Wortes mit einer guten bis sehr guten Küche. Die Suppen sind Spitze, auch die anderen Speisen sind in Ordnung, hier gibt es aber noch Luft nach oben. Enttäuschungen hat es bei 3 Besuchen keine gegeben. Ich (wir) werde(n) sicher wieder kommen.
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Lieber Criticus! Die Aufregung dürfte wohl eher bei dir liegen, mich belastet unsere kleine Diskussion nicht einmal marginal. Selbstverständlich sei es dir erlaubt, ein Problem mit Rauchern im Raucherbereich zu haben und darüber auch zu berichten - ich könnte es so nebenbei ja auch nicht verhindern. Gleichzeitig nehme ich mir heraus, meine Meinung zu diesem Thema zu äußern und benutze für meine Meinungsabgabe die hierfür vorgesehene Kommentarfunktion. Da mich die Sache aber langsam zu langweilen beginnt, war dies mein letzter post in dieser Angelegenheit. Schönen sonnigen Tag noch!