hat ein
Lokal bewertet.
3. Jänner 2015
SpeisenAmbienteService
Bin gestern Mittag zufällig mittags hier vorbeigekommen und kurzentschlossen rein. Bulgarische Küche ist mir von zwei Besuchen in dem reizenden Land umrisshaft bekannt, und so erwartete ich mir ein... MehrBin gestern Mittag zufällig mittags hier vorbeigekommen und kurzentschlossen rein. Bulgarische Küche ist mir von zwei Besuchen in dem reizenden Land umrisshaft bekannt, und so erwartete ich mir einen kleinen nostalgischen Backflash.
Das Lokal sieht nicht übel aus, klein aber neu, sauber, viel dunkles Holz. Abgetrennten Raucherbereich gibt’s keinen, und dass nun in dem einzigen Raum neben dem Essen gepofelt wird, mindert die Qualität des Ambientes doch deutlich.
Ich begnügte mich mit einem einzigen Gericht, Gjuvetsche, laut Karte ein „Tontopf mit Wurst, Zwiebel, Schafkäse, Ei, Tomaten, Paprika, Pfefferoni“. Von den Pfefferoni war allerdings nichts zu sehen, geschweige denn zu schmecken, dafür gab es, was die Karte verschwieg, Zuchtchampignons, deren modriger Geschmack mir persönlich ein Gräuel ist. Zudem litt das Gericht unter einem Exzess von Salz und Essig.
Ich hoffe, dass die Qualität dieses Gerichts nicht repräsentativ ist für die ganze Karte, die Mühe, es zu überprüfen, werde ich mir aber nicht antun. Kann nur die letzte Zeile des Erstbewertungs-Haikus variiert wiederholen: Leider nicht zu Unrecht nicht so bekannt.
hat ein
Lokal bewertet.
28. Dezember 2014
SpeisenAmbienteService
Nachdem der Ersttester wohl einen ziemlich schwachen Tag erwischt hat, nun der Versuch einer Ehrenrettung. Das Lokal präsentiert sich nach der längst überfälligen Renovierung vor zwei Jahren in ei... MehrNachdem der Ersttester wohl einen ziemlich schwachen Tag erwischt hat, nun der Versuch einer Ehrenrettung. Das Lokal präsentiert sich nach der längst überfälligen Renovierung vor zwei Jahren in einem kühl-neutralen Design mit weißen Wänden, modernen Gemälden, trendigen Kugellampen und indirekten Beleuchtungselementen. Man betritt es durch einen schmalen Gang und den Gastgarten. Drinnen herrscht Rauchverbot, jedoch können bei Vollbetrieb Küchendämpfe die Atmosphäre etwas trüben (Anscheinend ein Badener Phänomen, siehe hiezu meine „Willi“-Rezension).
Gestern Abend vergönnte ich mir eine Knoblauchcremesuppe, herrlich cremig-schaumig, tadellos abgeschmeckt, mit gerösteten Weißbrotwürfeln. Auch die Calamari vom Grill (Tagesangebot um 11,90) sehr gut, gerade so, dass die Fangärmchen leicht knusprig waren. Die inkludierte Salatgarnitur aus Rucola, Endivie, Kirschtomaten, Oliven und Kapern, mit Balsamico und Olivenöl, gab keinen Grund zur Klage. Ebenso wenig das separat georderte frische Pizzabrot.
Meine persönlichen Favoriten von den vorangegangenen Besuchen: Die im Ganzen mit Zitronenspalten und Rosmarinzweig gebratenen Fische (Branzino, Orata), sowie Spaghetti Carbonara, puristisch ohne Obers, nur mit rohem Ei bereitet. Für den ganz kleinen Hunger oder als Weinbegleitung kann man auch eine Focaccia ordern, eine Art apulische Minipizza nur mit Rosmarin und Olivenöl.
Erfreulich die Weinauswahl: Neben der Pizzeria-Einheitstrias Chianti/Valpolicella/Lambrusco gibt es mit dem samtigen roten Cannonau und dem spritzigen weißen Vermentino zwei Highlights des sardischen Weinbaus, beide von der Paradekellerei Sella&Mosca in Alghero.
Untadelig auch der Kaffe von Segafredo, ebenso die Grappa und der Limoncello, die es oft auch als Geschenk des Hauses gibt.
Zeit sollte man allerdings schon haben, die schnellsten sind sie nicht im Castello. Auch lässt das aus unerfindlichen Gründen häufig wechselnde Servierpersonal manchmal sowohl fachliche Kompetenz als auch Sprachkenntnisse missen.
Summa summarum jedenfalls eine empfehlenswerte Adresse in Baden.
hat ein
Lokal bewertet.
11. Dezember 2014
SpeisenAmbienteService
Nachdem der Altwiener Hof seinen Mittagsbetrieb eingestellt hat, bin ich hier letzte Woche mal reingeschneit. Schon aufgrund des verunglückten Lokalnamens – die toskanische Hauptstadt heißt bekannt... MehrNachdem der Altwiener Hof seinen Mittagsbetrieb eingestellt hat, bin ich hier letzte Woche mal reingeschneit. Schon aufgrund des verunglückten Lokalnamens – die toskanische Hauptstadt heißt bekanntlich auf Italienisch Firenze - war meine Erwartungshaltung bescheiden. Ich wählte also ein Menü aus Minestrone und Bauernomelette. Erstere erwies sich als dünne rötliche Brühe mit nichts als Erbsen, Karotten- und (vermutlich) Kohlrabiwürferln darin, gänzlich geschmacksfrei, offensichtlich aus dem 10Kilo-Plastiksack. Soweit, so schlecht. Dass sich dieselbe Gemüsemischung dann aber auch noch als einzige Zutat neben den unvermeidlichen Eiern in der Bauernomelette wiederfand war selbst angesichts der sattsam bekannten Ideenlosigkeit der ganzen Pseudoitaliener doch überraschend. Verbranntes Pizzabrot rundete das bedenkliche Bild schließlich ab.
hat ein
Lokal bewertet.
20. Juli 2014
SpeisenAmbienteService
Dass das Restaurant im Hotel Balance trotz einer Gault-Millau-Haube bislang von der umtriebigen ReTe-Gemeinde unentdeckt geblieben ist, wo mittlerweile schon etliche Fastfoodbuden über Rezensionen ... MehrDass das Restaurant im Hotel Balance trotz einer Gault-Millau-Haube bislang von der umtriebigen ReTe-Gemeinde unentdeckt geblieben ist, wo mittlerweile schon etliche Fastfoodbuden über Rezensionen in Romanlänge verfügen, erstaunt mich.
"Die vier Elemente – Erde, Feuer, Wasser und Luft – als Ursprung und Anfang allen Lebens, geben hier den Ton an..." So steht es auf der Homepage. Ich persönlich betrachte derartigen esoterischen Mumpitz, der vor allem im Wellness-Bereich immer skurrilere Blüten treibt, als entbehrlich, aber vielleicht gibt es ja Leute, die auf den zeitgeistigen Verkaufsschmäh anspringen.
Wie dem auch sei, kommen wir zur Sache: Das Interieur ist trendig-schlicht, sehr hell und freundlich, die Ruhe des großzügigen, mit allerhand exotischem Pflanzenwerk bestandenen Gastgartens wird nur durch das gedämpfte Rauschen – nicht des Wörthersees, sondern der hinter einem Waldstück vorbeiführenden Eisenbahn - geringfügig gestört.
Den sommerlichen Temperaturen entsprechend, ließ ich mir einen leichten Aperitif empfehlen, einen Gurkenspritzer, das ist ganz einfach Weißwein mit Soda, Gurkensirup, leicht gesüßt, schwarzer Pfeffer, und mit zwei Gurkenscheiben garniert. Originell und stimmig.
Bereits der Gruß aus der Küche zeigte, dass man sich im Balance nicht lumpen lässt: Die Barbarieentenbrust auf Glasnudeln erwies sich als wahres Aromafeuerwerk, in dem Sojasauce, Koriander, Chili und diverse süße Aromen eine ausgewogene Balance bildeten. Man hatte sich sogar die Mühe gemacht, ein dekoratives, gerade zentimetergroßes Knäuel Endiviensalat mit einer süßen Marinade zu versehen.
Die „Scheiben vom Kärntner Almochsen mit Schalottenvinaigrette und Bergkäse“ erwiesen sich als nobles Understatemant, denn dass es dazu dazu geviertelte Kirschtomaten, Rucola und auch noch eine Art knusprige Mini-Focaccia mit liebevoll drapierten Büschelchen Kresse und Rotkraut gab, ließ die Karte unerwähnt.
Nachdem der mineralische, knochentrockene, fast chablisartige Veltliner von Heiderer-Meyer (Baumgarten am Wagram) 2013 bereits während der Vorspeise der Schwerkraft gefolgt war, durfte dem nun folgenden Fisch ein herrlich grasig-stachelbeeriger Sauvignon Blanc von Sabathi 2012 das letzte Geleit geben. Die vorzügliche ganze Reinanke wurde vom Ober vor meinen Augen auf einem eigens zu diesem Behufe herbeigetragenen Beistelltischchen gekonnt filetiert. Nach alldem nahm sich die Beilage, Grillgemüse in Form von Paprika, Zucchini, Eierschwammerln und Champignons direkt schlicht aus.
„Ein Mahl ohne Käse ist wie eine einäugige Geliebte“, wusste schon Brillat-Savarin zu bemerken, also ran ans Käsebuffet, das vom ätherischen Schnittlauchfrischkäse über Bergkäse und Camembert bis zur blauschimmel- und rotschmiereschwangeren Stinkbombe keine Wünsche offen ließ. Dazu passte vorzüglich ein schlanker, kirschfruchtiger Zweigelt, ebenfalls von Heiderer-Meyer.
Besonders Anerkennung darf ich auch den charmanten und trotz gutem Besuch flotten Service zollen. Fragen zu den Weinen und Speisen wurden wie aus der Pistole beantwortet, auf Wunsch gab es frischen Pfeffer aus der Mühle. Und auch der Rotwein war trotz der Sommerhitze perfekt temperiert, was selbst in anderen haubengekrönten Lokalitäten beileibe keine Selbstverständlichkeit ist.
Alles in allem scheint mir die gegenwärtige Gault-Millau-Bewertung von 13 Punkten stark untertrieben.
hat ein
Lokal bewertet.
8. Juli 2014
SpeisenAmbienteService
Der Gasthof Kalteis ist seit Jahren der unangefochtene Platzhirsch im Pielachtal, was gehobene Kulinarik angeht. Und das mit unprätentiösem, entspannten Wirtshausflair samt (leider straßenseitigem)... MehrDer Gasthof Kalteis ist seit Jahren der unangefochtene Platzhirsch im Pielachtal, was gehobene Kulinarik angeht. Und das mit unprätentiösem, entspannten Wirtshausflair samt (leider straßenseitigem) Gastgarten mit schönen alten Bäumen. Bei meinem letzten Besuch wählte ich die Anreise mit der Mariazeller Bahn, die sich nun endlich modernisiert mit komfortablen, klimatisierten und bandscheibenschonend gefederten Schweizer Triebwagen präsentiert, um auch der umfangreichen Wein- und Schnapsauswahl zusprechen zu können.
Ich begann den kulinarischen Reigen mit einer Liebstöckelsuppe, intensiv und cremig-schaumig, mit seperat dazu gereichtem knusprigen Steinpilzstrudel.
Das „Im Ganzen, rosa gebratene Rehnüsschen mit Pilzen, Dirndlsauce und Sauerrahmknödel“ erwies sich als turmartige Konstruktion: Der zylindrische, flaumige Knödel diente als solide Basis für das zarte Reh, dass sodann gekrönt wurde von wahren Prachtexemplaren von geviertelten, ebenfalls im Ganzen gebratenen Steinpilzen.
Die allen überkommenen Klischees von haute cuisine widersprechenden üppigen Portionen ließen zunächst mal einen Verdauungsschnaps, eine vorzügliche Vogelbeere, angeraten scheinen, dem Waldmeistereisparfait mit Erdbeeren konnte ich dann doch nicht widerstehen.
Alles in allem ein gelungener ausgedehnter Samstagmittag, der sympathische Familienbetrieb befindet sich in Höchstform, die zweite Haube ist mehr als verdient. Von der kompromisslosen Qualität der Zutaten, die fast ausschließlich aus der Region stammen (die Speisekarte listet die Lieferanten penibel auf), über die meisterhafte, punktgenaue Zubereitung und optische Präsentation der wohldurchdachten kulinarischen Kompositionen bis zum charmantem Service passt einfach alles.
hat ein
Lokal bewertet.
22. März 2014
SpeisenAmbienteService
47 Punkte bei 3 Bewertungen machen neugierig - immerhin einer mehr als das Steirereck! Letzten Freitag habe ich dem neuen Parademexikaner mit einem Freund also die Aufwartung gemacht. Es fällt einm... Mehr47 Punkte bei 3 Bewertungen machen neugierig - immerhin einer mehr als das Steirereck! Letzten Freitag habe ich dem neuen Parademexikaner mit einem Freund also die Aufwartung gemacht. Es fällt einmal das großzügige, helle Ambiente auf, der hohe Raum mit der geschmackvollen verschiedenfarbigen Holzvertäfelung und einem ganzen abgestorbenen Baum als Dekoration, der wohl mexikanisches Wüstenflair verbreiten soll. Rechter Hand befindet sich eine üppig bestückte Bar, dahinter der mit Glaswand abgetrennte Raucherbereich.
Erfreulich die Softdrinkauswahl in Form von erfrischenden, hausgemachten Limonaden. Ich vergönnte mir eine Hibiskus-Ingwer, die in einem Fläschchen nebst eiswürfelgefültem Glas kam. Dann von der Tageskarte eine Avocadocremesuppe mit Mais um wohlfeile 1,80, geschmacklich einwandfrei, nur war der Suppenkessel anscheinend angesichts der fortgeschrittenen Mittagsstunde (13.45) schon etwas ausgekühlt. Das dünn geschnittene Ribeye-Steak war gewiss nicht das Beste, was man unter diesem Titel in Wien bekommen kann, für 9,90 aber OK. Das dazu servierte Grillgemüse war mir zu penetrant rauchig. Sodann zum Dessert Churros, (Brandteigstangen) heiß, fett und süß, ohne wesentliches Eigenaroma, dafür waren die Mango- und Schokodips zuständig. Sensationell der Espresso, mit dichter Crema und intensiven Röstnoten.
Etwas derangiert zeigte sich das an sich freundliche, adrette Personal, obwohl es gegenüber den Besuchern nur geringfügig in der Unterzahl war. Besteck musste extra geordert werden, mein Begleiter erhielt sein Steak vor der Vorspeise (Tortillas mit Dip), ebenso den Kaffee vor dem Dessert.
Fazit: Das Lokal hat durchaus Potential, die hohen Vorbewertungen kann ich indes nicht ganz nachvollziehen.
hat ein
Lokal bewertet.
15. Dezember 2013
SpeisenAmbienteService
Man fühlt sich als Wiener gleich heimisch in Poysdorf, bei der Anreise kommt man immerhin durch Ortschaften wie Erdberg oder Siebenhirten. Und der Tag der geschlossenen Wirtshaustür – der Sonntag –... MehrMan fühlt sich als Wiener gleich heimisch in Poysdorf, bei der Anreise kommt man immerhin durch Ortschaften wie Erdberg oder Siebenhirten. Und der Tag der geschlossenen Wirtshaustür – der Sonntag – ist ein Grund mehr, der Weltmetropole den Rücken zu kehren.
Der Gasthof Schreiber liegt gleich vis-a-vis vom Bahnhof, auf dessen mächtigem Aufnahmegebäude zwar weithin sichtbar das alte ÖBB-Logo prangt, zu dem allerdings schon längst keine Schienen mehr führen. Von einem ortsansässigen Bekannten begleitet, der schon als Knabe mit seinem Opa gern hingegangen ist, betrete ich die großzügige Wirtsstube mit dem wuchtigen Holzgebälk am Plafond und ordere ein Krügel Reininghaus Pils (Alternative wäre Gösser gewesen)
und die Karte. Weingartenknoblauchsuppe, cremig-harmonisch mit knusprigen Weißbrotwürfeln, dann auf Empfehlung des Chefs ein Hirschsteak, perfekt medium gegart, zart, kurzfaserig und aromatisch, in der klassischen Grünpfeffersauce, Speckfisolen und – was auf den ersten Blick panierte Mostbirnen zu sein scheinen – Kroketten in unkonventioneller Form, denen man als „Stängel“ Gewürznelken verpasst hat. Origineller Gag. Ein vorzüglicher Birnenschnaps rundete das erfreuliche Sonntagsmahl schließlich ab. Auch mein Begleiter zeigte sich höchst zufrieden mit Leberknödelsuppe und Tafelspitz.
Die reichhaltige Weinauswahl (aus der Gegend), die vielversprechende Nachspeisenkarte und nicht zuletzt das flotte und freundliche Service werden mich wohl alsbald zu einem neuerlichen Besuch verleiten.
hat ein
Lokal bewertet.
6. November 2013
SpeisenAmbienteService
Das für eine Landeshauptstadt besch...eidene Lokalangebot von St.Pölten wurde in diesem Forum schon öfters thematisiert. Vollends problematisch wird es, wenn man außerhalb des Zentrums der weitläuf... MehrDas für eine Landeshauptstadt besch...eidene Lokalangebot von St.Pölten wurde in diesem Forum schon öfters thematisiert. Vollends problematisch wird es, wenn man außerhalb des Zentrums der weitläufigen Stadt zu tun hat und dort Hunger bekommt. Das Restaurant Alt-Wien, im gleichnamigen Hotel, etwa auf halbem Weg zwischen Altstadt und Autobahnausfahrt St.Pölten Süd, direkt an der Mariazeller Straße, der sechsspurigen Nord-Süd-Magistrale gelegen, hat sich in letzter Zeit, seitdem ein sympathisches portugiesisch-tschechisches Ehepaar die Geschäfte führt, als brauchbare Option erwiesen, in einer Gegend, in der man kaum anderes findet als Spelunken, in denen Sandler schon vormittags ihre Notstandsunterstützung verflüssigen.
Das an sich geschmackvolle Jugendstilinterieur könnte eine Renovierung vertragen, zumindest den Maler könnte man wieder mal kommen lassen. Etwas wohnlicher zeigt sich der als Raucherbereich fungierende Wintergarten, allerdings mit Ausblick auf die Verkehrshölle Mariazeller Straße. Ruhig dagegen der hofseitige Garten neben dem eigenen Parkplatz.
Die Küche bietet die üblichen Wirtshausstandards und Wochentagsmenüs um EUR6,40, die sich ab und an aus dem Mittelmaß der Systemgastronomie erheben: So unlängst eine schön rauchige Rollgerstlsuppe mit Selchfleisch und einen Stephanibraten, gefüllt mit Ei und Frankfurter Würstel. Auch ein Hirschgulasch ist mir noch erinnerlich, an sich tadellos bis auf die unsachgemäß aufgewärmten und somit mikrowellengehärteten Serviettenknödel. An Nachspeisen kann man sich an Palatschinken und Mohr im Hemd delektieren, vor dem zeitweilig mit Tischaufstellern beworbenen armenischen Honigkuchen Marlenka hüte man sich hingegen, das ist aromafreie, picksüße Industrieware, anscheinend ein kulinarisches Relikt aus der verblichenen Sowjetunion.
Der interessanteste Aspekt des Lokals ist allerdings eine Auswahl von Weinen aus - man glaubt es kaum - Tschechien! Die Biertrinkernation Nr.1 besitzt im Elbtal nördlich von Prag und in Südmähren zwei kleine, aber hochwertige Weinbaugebiete. Aus letzterem stammen auch die hier gereichten Kreszenzen: Ein aus der Rebsorte Dornfelder gekelterter vollmundiger, samtiger Roter mit herrlichem Abgang und ein Grüner Veltliner, der sich deutlich säureärmer und extraktreicher, mit schönen „Kirchenfenstern“, präsentiert als die meisten seiner Weinviertler Nachbarn.
Was das Service wirklich draufhat, erfährt man erst, wenn die Bude voll ist, und das habe ich dort noch nie erlebt, obwohl die Küche, wenn auch nicht haubenverdächtig, nicht schlechter ist als im „Roten Hahn“ oder im „Graf“, die beide ständig förmlich überrannt werden. Da es immer freundlich und zur Stelle war, scheinen mir vier Sterne dennoch angebracht.
hat ein
Lokal bewertet.
2. November 2013
SpeisenAmbienteService
„Gewaltig endet so das Jahr, mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten…“ Ein Herbstgedicht von Georg Trakl kam mir in den Sinn, als ic... Mehr„Gewaltig endet so das Jahr, mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar und sind des Einsamen Gefährten…“ Ein Herbstgedicht von Georg Trakl kam mir in den Sinn, als ich nach einer Wanderung auf den Tulbingerkogel zu Allerheiligen mittags unter den Strahlen der vielleicht letzten Novembersonne den Blick von der Anhöhe des Gastgartens über die sich allmählich im Horizontblau verlierenden Hügelketten des Wienerwaldes schweifen ließ.
Als Gruß aus der Küche kam, bald nachdem wir bestellt hatten, eine etwas wässrige, in der Mokkatasse servierte Steinpilzconsommé, Ganslschmalz, Butter und frisches Gebäck. Sodann wählte ich Erdäpfelmousseline mit großzügig daraufgehobelten Albatrüffeln, anschließend Lammrücken mit Polenta und Sojagemüse, meine Begleitung Ganslsuppe, sodann Perlhuhnbrust mit Gänseleber und Rahmtagliatelle. Alles ganz in Ordnung, lediglich das Lamm etwas zäh. Nach den nicht eben gargantuesken Ausmaßen der Portionen fassten wir noch ein Dessert ins Auge, verwarfen die Idee aber schließlich, da sich im Garten über eine halbe Stunde kein Personal blicken ließ, was auch bei den anderen Gästen allmählich Unmut erregte. Unseren ziemlich gestressten Kellner fand ich dann nach längerer Suche im Inneren des mittlerweise vollen Lokals und teilte ihm den Wunsch nach der Rechnung mit, dem er nach der Bemerkung „er habe Seminargäste“ und einer weiteren Viertelstunde schließlich nachkam.
Dem bemüht wirkenden Personal sind diese skandalösen Zustände gar nicht so vorzuwerfen wie der Geschäftsführung, die es verabsäumt, an einem erwartungsgemäß gut frequentierten Tag selbiges adäquat zu verstärken, zumal sich der Großteil des Publikums aus Seminargästen rekrutierte, die ja wohl nicht unangemeldet gerade reingeschneit waren.
Auf den Chef musste ich allerdings nicht lange warten, der, vom Kellner in erstaunlicher Eile (angesichts des eben Erlebten) von meiner diesbezüglichen Beschwerde unterrichtet, mit aufgezwirbeltem Schnauzer sogleich im Stechschritt angestiefelt kam wie ein k.u.k. Dragonermajor, sich vor mir aufpflanzte und – sich nicht etwa entschuldigte – sondern im Kasernenhofton vermeldete, es sei ohnedies ein Entgegenkommen, dass er den Garten im November noch aufsperre, wenn dies nicht geschätzt würde, würde er es in Hinkunft unterlassen. (?!?)
Trotz der untadeligen, wenn auch teuren und mehr mit luxuriösen Zutaten als originellen Ideen protzenden Küche und des idyllischen Ambientes ist der Besuch dieser Location nur jenen anzuraten, die viel Zeit haben und vielleicht ein Relikt altösterreichischer Wirtenpräpotenz (der Friedrich Torberg in seiner „Tante Jolesch“ ein eigenes, höchst amüsantes Kapitel gewidmet hat) erleben wollen. Ich kann dieser albernen Farce letztlich einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen, ein zweites Mal ist sie mir aber sicher keine 100 Euro für zwei Personen mehr wert.
hat ein
Lokal bewertet.
23. Oktober 2013
SpeisenAmbienteService
Der Favoritner Weinstadl weist sich durch Namensgebung und Architektur als Heurigenlokal aus, vom Speisen- und Getränkeangebot ist es indes als klassisches Wirtshaus anzusehen. Beim Eintreten in da... MehrDer Favoritner Weinstadl weist sich durch Namensgebung und Architektur als Heurigenlokal aus, vom Speisen- und Getränkeangebot ist es indes als klassisches Wirtshaus anzusehen. Beim Eintreten in das großzügig angelegte Lokal stößt man zuerst auf die wuchtige hölzerne Schank mit Vitrine, die jedoch eher dekorativen Zwecken dient, nur ein paar Schüsseln mit diversen Salaten präsentieren sich darin. In der Ecke steht ein funktionstüchtiger Kachelofen, neben dem bereits ein Stoß Buchenscheiter wartet, in der kalten Jahreszeit für Behaglichkeit zu sorgen. Im anschließenden, durch eine Glastür abgetrennten Nichtraucherbereich fällt vor allem die imposante handbemalte Holzdecke auf. Dahinter befindet sich noch ein Extrazimmer, offenbar kürzlich renoviert, leider im Möbelix-Billigstdorfer-Design.
Im Sommer ist der mittags sonnseitig auf der Straße gelegene Schanigarten allerdings nur für Hartgesottene ratsam.
Zum Kulinarischen: Empfehlenswert sind die um 6 EUR wohlfeilen gutbürgerlich-soliden Wochentagmenüs. Heute gab es zum Beispiel Karfiolcremesuppe und Erdäpfelgulasch mit Dürrer, dem ich noch ein Paar Böhmische Palatschinken mit Mohn-Powidlfülle und sämiger Vanillesauce nachschoss. Man ist im Weinstadl aber à la carte auch zu Anspruchsvollerem fähig, gerade jetzt zur Wildsaison: Das gestrige Rehschnitzel in Mandelpanier, schön zart und dünn geklopft mit Preiselbeerbirne und Erdäpfelsalat (mit rotem Zwiebel) ist mir noch in angenehmer Erinnerung. Ein persönlicher Tipp: Das Blunzengröstl mit frischem, tränentreibenden Kren, das dem Meixnerschen in nichts nachsteht, außer im Preis!
Bier vom Fass gibt es von Hirter, ab und an auch Löwenbräu. Hinsichtlich der Weinauswahl wird das Lokal seinem Namen mehr als gerecht: Ein gutes Dutzend offener Österreicher, großteils Raritäten abseits des Supermarkt- und Promiwinzer-Mainstreams, von Sämling und Blauburger bis zu Uhudler (halt ich persönlich nicht aus, kommt mir vor wie eine Mischung aus Nagellackentferner und Batteriesäure, aber er hat seine Fans…) und Schilcher. Besonderes Schmankerl: Die Kapazundercuvée aus Zweigelt und Wildbacher, aus dem normalerweise der Schilcher gekeltert wird, der bei entsprechendem Ausbau aber auch einen samtigen Rotwein hergibt.
Ein charmanter Stilbruch ist der bayrische Oberkellner Schorschi, der in seiner Krachledernen wie dem „Bullen von Tölz“ entstiegen wirkt, ab und an etwas linkisch, aber im Regelfall zur Stelle, wenn man ihn braucht. Seiner Initiative ist auch der fallweise Sonntags stattfindende Weißwurstfrühschoppen (normalerweise ist So Ruhetag) zu danken.
Der Favoritner Weinstadl ist vielleicht keine längere Anreise wert, einen Umweg aber allemal. Auf jeden Fall eine erfreuliche Erscheinung in einer gastronomisch schwach bestückten Region.
hat ein
Lokal bewertet.
17. September 2013
SpeisenAmbienteService
Die hymnischen Vorbewertungen haben mich bewogen, hier Samstag Mittag mal einzukehren. Altmodisches Wirtshausflair: Geölter Dielenboden, raumbeherrschende Budel, grobe Tischtücher, die üblichen Ac... MehrDie hymnischen Vorbewertungen haben mich bewogen, hier Samstag Mittag mal einzukehren. Altmodisches Wirtshausflair: Geölter Dielenboden, raumbeherrschende Budel, grobe Tischtücher, die üblichen Accessoires: Fotos an den Wänden, reihenweise Pokale von irgendeinem Kegel- oder Fußballverein, ein einsames Topfplänzchen am Fensterbrett.
Da der vordere Schankraum bereits voll war, bequemte ich mich im Hinterzimmer an ein Katzentischchen zwischen Klotür und Sicherungskasten.
Ich vergönnte mir nebst einem gut gezapften Budweiser einen Spanferkelbraten, der sich in einem gschmackigen (wenn auch vermutlich leicht convenienceunterstützten) Saftl, in Form von drei mageren, dünn geschnittenen Medaillons präsentierte, was das leidige Problem bei diesem Gericht, der knusprigen Schwarte zuleibe zu rücken, auf ein Minimum reduzierte. Sein letztes Geleit erhielt das so jung verstorbene Borstentier von eher neutralen Serviettenknödeln und warmem Krautsalat, der mir persönlich eine Spur zu süss war.
Nicht zu süss war hingegen die folgende Nougatmousse, wodurch das Nussaroma hervorragend zur Geltung kam, schön kontrastiert von mild-säuerlichem Beerenragout und einem Batzen Marillenmarmelade.
Dass die Stärke des Lokals in den Nachspeisen liegt, zeigte sich mittwochs darauf nach einem eher belanglosen Mittagsmenü (Nudelsuppe, Faschiertes mit Reis in einer Sauce, die jener des Spanferkels verdächtig ähnelte) anhand einer Riesenportion locker-flaumiger Powidlbuchteln in schaumig aufgeschlagener Vanillesauce, bei der der Koch auch mit dem Rum nicht gegeizt hatte.
Unspektakuläre, aber solide Wiener Küche zu einem moderaten Preis und mit auch bei Vollbetrieb flottem und charmantem Service.
hat ein
Lokal bewertet.
12. September 2013
SpeisenAmbienteService
Favoriten. Die endlose Weite zwischen Reumannplatz(Meixner) und Wienerberg(Das Turm). Kebabhütten, Glutamatchinesen, ab und an ein abgewirtschaftetes Beisl, wo gerade noch die Dosenananas den Pizza... MehrFavoriten. Die endlose Weite zwischen Reumannplatz(Meixner) und Wienerberg(Das Turm). Kebabhütten, Glutamatchinesen, ab und an ein abgewirtschaftetes Beisl, wo gerade noch die Dosenananas den Pizzas, Toasts und Putenmedaillons das Präfix „Hawaii“ und ein fadenscheiniges Mäntelchen von kulinarischer Raffinesse verleiht.
Umso erfreulicher jede kleine Insel des guten Geschmacks, die aus dieser Ödnis herausragt. Ich betrete also mittwochs gegen halb zwei die Lobby des Hotels Rainers und peile zielstrebig die Restauration an. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ – „Ja, ich möchte mittagessen!“ Dass sich neben den Hotelgästen Leute von auswärts in die Restauration verirren, daran muss sich das Personal offenbar erst gewöhnen, da die Küche vor der Bestellung des Puck-Schülers Michael Köberl im Mai nicht wirklich einen Besuch wert war, wie ich gelegentlich feststellen durfte.
Gemütlich ist es nicht gerade hier drinnen. Nackte weiße Wände, schwarze Kunstlederbestuhlung, giftgrüne Vorhänge nebst ebensolchen Vorhängen und Hängelampen (offensichtlich dem Lokalnamen geschuldet) vermitteln den Eindruck einer Spitalskantine. Und dass die Putzfrau in der angesichts der fortgeschrittenen Mittagsstunde außer meiner Person bereits leeren Restauration während des Hauptganges die Aufwartung macht, trägt auch nicht wirklich zur Behaglichkeit bei.
Indes: Ein Restaurant ist zum Essen da, nicht zum Anschauen. Ich bestelle drei Gänge nach der Karte, ein Mittagsmenü gibt es nicht. Unspektakulär das Gedeck: Frisches Weiß- und Schwarzbrot nebst Butter. Unter dem Titel „Die zwei vom Ei“ folgt sodann ein Stundenei auf Süßkartoffelpürree und ein gebackenes Ei mit Petersilienfritt. Daran gibt es nichts auszusetzen, auch nichts Herausragendes zu berichten.
Der Höhepunkt des Mahles war, wie es sein sollte, der Hauptgang: Ein formidables Kabeljaufilet, im Wok mit einer knusprigen Kruste versehen, die zu durchdringen mit dem Fischmesser nicht ganz einfach war, was den aufmerksamen Ober bereits im Vorfeld veranlasste, mich zusätzlich mit einem Standardmesser auszustatten. Die Etikette des Fischmessers ist bei festfleischigen, filetierten Meeresfischen generell hinterfragenswert, sei an dieser Stelle angemerkt. Seine vorletzte Ruhestätte fand der Fisch in einem Chilichutney, das mit einer üppigen Geschmacksfülle aus erfrischender Säure, vollmundiger Süße, dezenter Schärfe und asiatischen Kräuteraromen überraschte, gekrönt wurde er von einem Knäuel trockener Glasnudeln.
Zum Abschluss bildete „Rainers Schokokuchen“, etwas speckig, doch sehr intensiv, liebevoll garniert mit einer Kugel Walnusseis, Himbeeren sowie Heidelbeeren in Sauerrahm einen harmonischen Schlussakkord.
Zu kritisieren sind die recht geschmalzenen Weinpreise ab 5 EUR pro Achtel für sattsam bekannte Wachauer und Südsteirer, sowie das Fehlen einer Käseauswahl. Erfreulich hingegen die kurzen Wartezeiten und die reichlichen Portionen.
Man findet im Verde nicht die Wirtshausgemütlichkeit des Meixner, auch nicht die schöne Aussicht des Turm, kulinarisch hat das Haus unter dem neuen Küchenchef durchaus das Potential, zu den beiden Favoritner Platzhirschen aufzuschließen. Preislich hat es das schon ;-)
hat ein
Lokal bewertet.
28. August 2013
SpeisenAmbienteService
Ein Salzkammerguturlaub führte mich letzte Woche in dieses traditionsreiche Haus. Auf der stimmungsvollen Terrasse mit Blick über den Traunsee vergönnte ich mir an einem der letzten schönen Sommera... MehrEin Salzkammerguturlaub führte mich letzte Woche in dieses traditionsreiche Haus. Auf der stimmungsvollen Terrasse mit Blick über den Traunsee vergönnte ich mir an einem der letzten schönen Sommerabende drei Gänge à la carte: Nach dem obligatorischen Gedeck (frisches Weiß- und Schwarzbrot mit Olivenöl und diversen Aufstrichen) und dem Amuse bouche (Saiblingsfilet mit Kaviar und Gurkensalat (!), eine etwas gequält originell wirkende Kombination) gings mit einer Zitronen-Maisschaumsuppe richtig zur Sache: Die präsentierte sich cremig und perfekt abgeschmeckt, mit hauchfeinen (hoffentlich ungespritzten) Zitronenschalenstreifchen und frittierten knusprig-herzhaften Lardoravioli eine kontrastreiche und originelle Komposition, meisterhaft umgesetzt. Die solchermaßen hochgeschraubte Erwartungshaltung konnte vom Hauptgang indessen nicht ganz erfüllt werden: Das Zanderfilet, auf den Punkt gegart und von opulenter Größe (was gerade in Restaurants dieser Preisklasse eben keine Selbstverständlichkeit ist), begleitet von Bohnen mit Minze und Doppelrahm fiel leider einer etwas zu großzügigen Handhabung des Salzstreuers zum Opfer, was insofern ärgerlich ist, dass dieser Umstand bereits beim vortäglichen Mittagessen (Lammfaschiertes) moniert worden war. Den Abschluss bildete eine Käsetrilogie mit Birnensenf und Kletzenbrot, laut Auskunft des Obers "vom Schärdinger". Genaueres war vom ansonsten kompetenten Personal nicht zu erfahren, höchstwahrscheinlich handelte es sich um Österkron, Bergkäse und Rahmbrie. Um allerdings drei Stückchen Käse aus dem Supermarktregal zu schlemmen, brauche ich kein Schlossrestaurant, vor allem angesichts des Preises von 12 Euro.
Fazit: Ambitionierte Küche, die durchaus stellenweise handwerkliches Können und originelle Ideen zeigt, aber auch noch einige Schwachstellen aufweist.
"Haiku" ist genial.