Nachdem die Liebste und ich nun ein paar Mal sehr gut im „Sofia“ gegessen haben, wollten wir heute ein anderes bulgarisches Lokal, auch im Fünften, probieren. Das „Seasons“, bulgarisch „Sezoni“, liegt in der Ziegelofengasse. Ein Termin führte uns in die Nähe, Zeit für ein (frühes) Dinner war’s au...Mehr anzeigenNachdem die Liebste und ich nun ein paar Mal sehr gut im „Sofia“ gegessen haben, wollten wir heute ein anderes bulgarisches Lokal, auch im Fünften, probieren. Das „Seasons“, bulgarisch „Sezoni“, liegt in der Ziegelofengasse. Ein Termin führte uns in die Nähe, Zeit für ein (frühes) Dinner war’s auch, also nichts wie hin.
Das Lokal ist etwas netter gelegen, als das Sofia, es gibt straßenseitig einen netten Schanigarten, allerdings war es etwas zu windig. Nach Betreten des Lokals wurden wir freundlich begrüßt, die Frage, ob man im Lokal rauchen könnte, wurde bejaht. Ich konnte keinen abgetrennten Raucherbereich erkennen, sah allerdings einige Tische mit Aschenbechern. Vielleicht wird ja im ganzen Lokal geraucht, keine Ahnung. Uns wurde jedenfalls ein Tisch im windgeschützten Innenhofgarten angeboten, der durch eine durchsichtige Windschutzplane quasi zu einem Wintergaren umfunktioniert worden war. Kein Wind, trotzdem Gartenfeeling, los geht’s.
Das Lokal war gut besucht, besser als das Sofia bei unseren letzten Besuchen, zum Ende unseres Besuchs waren alle Tische im Garten besetzt, das Publikum durchwegs Bulgarisch sprechend.
Die Karte bietet den klassischen Streifzug durch die bulgarische Küche, viele Salate, Gegrilltes, einige Suppen, darunter Bohnen- und Kuttelflecksuppe, die bulgarischen Klassiker. Es gibt auch eine Karte mit tagesaktuellen Gerichten.
Klassisch bulgarisch eröffnen wir mit einem Schnaps, ein kleiner für die Liebste, ein großer für mich, „Burgas 63“, my favorite.
Dazu ein „Shopska“ Salat für die Liebste, für mich ein „Shopska“ ohne Tomaten. Ich bestelle dies öfter (ich hasse rohe Tomaten) und wundere mich jedes Mal, wann ich deshalb von einem bulgarischen Kellner geteert und gefedert werde. „Shopska“ ist der bulgarische „Signature“ – Salat, Tomaten sind der Bulgaren Hauptnahrungsmittel, wie mir scheint. Mit meiner Bestellung erfülle ich in Bulgarien wahrscheinlich einen Tatbestand irgendwo zwischen Majestätsbeleidigung und Hochverrat, unser Kellner hat es jedenfalls mit Fassung getragen und mein Begehren mit einem „natürlich, kein Problem“ quittiert.
In Bulgarien ist es durchaus üblich, eine Reihe von Vorspeisen gleichzeitig zu ordern, uns war ohnedies nicht nach einer großen Hauptspeise, wir wollten ja einige Dinge im Seasons ausprobieren, also bestellten wir zusätzlich zu den Salaten:
Eine Bohnensuppe, einmal Bratkartoffeln mit Schafkäse, eine Portion scharfe Pfefferoni, 2 Fladenbrote „Parlenki“ mit Knoblauch, sowie eine Portion panierten Schafkäse.
Der Schnaps kam in Begleitung des von mir bestellten kleinen Minerals, der Liebsten wurde, ohne dass sie es bestellt hat, ein Glas Leitungswasser gereicht, sehr aufmerksam.
An dieser Stelle ein paar Worte zum Service: unser Kellner war über die ganze Zeit sehr aufmerksam, sehr nett und sehr korrekt. Es gibt hier wirklich nichts zu bemängeln, tadellos.
Auftritt der Speisen:
Die Salate waren frisch, knackig, reichlich große Portionen (zu groß für mich), und kamen, wie in Bulgarien üblich, nicht mariniert an den Tisch. Für meinen persönlichen Geschmack waren die Gurken, der rote Paprika, aber auch die roten Zwiebeln zu grob geschnitten, dies ist in Bulgarien allerdings durchaus Usus. Die Liebste spricht mir sowieso jede Kompetenz bei der Bewertung von Salaten ab, ich esse ja auch kaum welchen. Für Bulgaren wiederum ist es „strange“, dass wir in Österreich den grünen Salat in ganzen Blättern servieren, in Bulgarien wird dieser, ähnlich wie bei uns der Chinakohl, in Streifen geschnitten. Andere Länder, ...
Die Bohnensuppe war heiß und fantastisch. Eine echte, ehrliche, wohlschmeckende Suppe.
Die „Parlenki“, zwei Scheiben Fladenbrot mit Knoblauch, waren luftig und sehr gut.
Großes Kompliment für den gebackenen Schafkäse. Perfekte Panier, würziger Käse.
Ein bisschen schwächelt das Seasons aka Sezoni bei den Bratkartoffeln, diese waren, wie auch der (zu) grob darüber geriebene Schafkäse, nur Standard. Dieses Gericht kam im Sofia besser daher.
Sehr geschwächelt hat das Seasons bei den scharfen Pfefferoni, die waren schlicht grauslich. Das Gegenteil von zart, schlichte, ledrige, grüne und rote Pfefferoni, diese ebenfalls sehr klassische Beilage kann man in Bulgarien (aber auch im Sofia) besser.
Zum Abschluss bestelle ich einen Espresso, unser wirklich toller Kellner frägt sogar, ob’s ein „Ristretto“ sein soll, ja bitte, - leider kommt dann ein zu langer Espresso, der jetzt auch nicht wirklich erwähnenswert gut war. Gut gemeint, nicht gut umgesetzt.
Das Ambiente im Lokal ist sehr stimmig, wie auch im Sofia. Das Seasons punktet mit dem Innenhofgarten und der etwas besseren Lage, insgesamt war die Küchenleistung sehr solide, von den Pfefferoni einmal abgesehen. Der Service ist hier, wie auch im Sofia, sehr, sehr gut, die Preise sind in beiden Lokalen moderat (wir zahlten € 50,-). Für uns böse, böse Raucher hat das Seasons natürlich den Vorteil, dass man auch im Lokal rauchen kann, obwohl die Rauchertrennung im Seasons eher kreativ, um nicht zu sagen, gar nicht umgesetzt worden ist.
So far, so unentschieden, das Seasons hat für uns die Nase ein bisschen vorne, möglicherweise sehen dies auch die in Österreich wohnenden BulgarInnen so, das Lokal war deutlich voller als das Sofia. Den Endstand im Match Sofia-Seasons wird’s natürlich erst geben, wenn ich einige der Hauptspeisen probiert habe, ich werde berichten.
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Und ja, richtig, Gerry. Ich werde den Textbaustein weglassen, wenn ich mich jemals dazu überwinden sollte, einen Tomatensalat zu bestellen und auch zu essen. Sag niemals nie. Bisher kam dies allerdings nur nach verlorenen Wetten oder zu später Stunde nach dem einen oder anderen Glas Wein zu viel vor.