Zum mittlerweile 6.Mal machte unsere „Grätzelschlemmerei-Tour“ Station (jedes Mal sucht einer von uns ein anderes Restaurant in unserem Grätzel aus), diesmal ging es in das „Dining Ruhm“, über das ich schon allerlei gelesen hatte: Die zwei Brüder Marcel und Sascha Ruhm eröffneten in einem alten B...Mehr anzeigenZum mittlerweile 6.Mal machte unsere „Grätzelschlemmerei-Tour“ Station (jedes Mal sucht einer von uns ein anderes Restaurant in unserem Grätzel aus), diesmal ging es in das „Dining Ruhm“, über das ich schon allerlei gelesen hatte: Die zwei Brüder Marcel und Sascha Ruhm eröffneten in einem alten Beisl im 4. Bezirk ihr Restaurant. Marcel in der Küche, hat jahrelang bei Nobu Matsuhisa in Mykonos und St. Moritz gearbeitet, entsprechend findet sich dieser japanische Einschlag auch in der Karte.
Das Restaurant selbst ist ein altes, sehr gut erhaltenes Beisl, mit schönen kupferfarbenen Lampen wird etwas Style und Modernität in das Lokal gebracht. Uns hat dieser Cross-Over Look gut gefallen und auch wenn es manche vielleicht als Beislsterben bezeichnen: Wir finden es nicht schlecht, dass alte Beisln mit neuen Konzepten bespielt werden, das ist der Lauf der Zeit, was bleibt schon für immer. Schade nur, dass diese neuen Konzept dann manchmal nicht allzulange durchhalten...
Der Empfang war dann recht freundlich, auch wenn nicht übertrieben professionell, die Jacken mussten wir dann doch selbst aufhängen, irgendwie schade! Wir wurden dann gleich zu unserem schönen Tisch gebracht, der Abstand zwischen den Tischen nicht übertrieben groß, aber auch nicht zu eng, soweit alles gut. Die Weinkarte war gedruckt auf eine bronzfarbene Flasche, sehr kreativ, klappt aber halt auch nur, wenn die Weinkarte überschaubar bleibt.
Unsere freundliche Kellnerin erklärte und kurz das Konzept: Neben den A-la-carte Speisen gab es auch das Überraschungsmenü: Dieses wird in 4 Gängen serviert, wobei es bei jedem Gang dann 2 unterschiedliche Speisen gibt, die in die Mitte des Tisches gestellt werden. Ein sehr nettes Konzept wie wir fanden, so oder so ähnlich hatten wir das schon im Hill oder im Compartir in Cadaques erlebt. Die Entscheidung war also rasch gefällt, dazu nahmen wir auch gleich die Weinbegleitung. Hier aber leider der nächste Fauxpas: Warum auch immer wurden wir nicht gefragt, ob wir gerne einen Aperitif möchten, dabei hatte ich zuvor noch gelesen, dass es auch Prosecco vom Faß gab. Schade!
Zum Starten nahmen wir dann eine Schale Edamame: im Ganzen gegarte Sojabohnen, dann in Salz und Gewürzen gewälzt, schön knackig und lecker. Danach ging es auch schon los:
Lachsforellensashimi in einer würzigen Yuzu Soja Sauce, mit Ingwer, Schnittlauch und Sesam. Sehr gut und würzig, der Fisch gefühlsmässig manchmal etwas tranig, ein guter Start, aber klar geschlagen vom zweiten Teller der ersten Vorspeise: Thunfisch-Tataki in einem Koriander Jalapeno Dressing. Der Tunfisch sehr zart und exakt angebraten, die Sauce tolle Würze mit einer grad richtigen Schärfe, dazu knusprig gebratene Knoblauch-Chips (die übrigens auch in den folgenden Gängen immer wieder auftauchen sollten). Ein sehr leckerer Start!
Als nächsten Gang gab es dann Gemüsetempura, Süsskartoffeln, Paprika, Pilzen und Avocado in einem feinen Tempurateig mit dreierlei Saucen (Soja, eine Art schärfere Cocktailsauce sowie eine schärfere klare Sauce): gut, aber wie halt bei Tempura etwas fettig und fast schade um das gute Gemüse. Als zweites Gericht in dem Gang: Spinatsalat mit Shitakipilzen, das wieder ein großartiger Gang! Die schön zarten Spinatblätter mit drei großen, schön fleischigen Pilzen, das Ganze mit einem Trüffeldressing. Ein einfacher aber großartiger Gang!
Als Hauptgang gab es dann Schweinebauch und Lamm, und hier steigerte man sich in der Küche auf absolutes Top-Niveau: Der Schweinebauch wurde ganz lang gegart und dann noch angebraten, schönes Fleisch, natürlich mit einem gewissen Fettanteil (Schweinebauch halt) aber nicht zu fettig, das ganze in einer scharfen Miso Sauce mit Jungzwiebeln. Ich muss ja zugeben, ich esse Schweinebauch manchmal sehr gerne, dieser war ganz sicher einer der besten, den ich je gegessen hab. Getoppt wurde das nur noch vom Lamm: Lammkrone in 4 handliche Stücke geschnitten, perfekt rosa gebraten, das Fleisch butterweich und ein wahrer Genuss. Dazu eine sehr würzige und grossartige stimmige Teriyaki-Sauce: ein unfassbar guter Gang! Zu den beiden Hauptspeisen wurde dann noch eine Schüssel gemischtes Grillgemüse in einer scharfen Sauce sowie eine Schale Jasminreis serviert. Beide Hauptgänge haben uns sehr überzeugt!
Zum Dessert bekam diesmal jeder von uns einen Teller mit einer Variation: Schokokuchen (schön fluffig und schokoladig), Whiskey-Capuccino (eine Espressoglas mit Vanillecreme, Kaffeecreme und einem unfassbar intensiv rauchigem Whiseky Schaum) sowie Eierlikör-Creme-Brulee. Keine kleine Portion und alle 3 Desserts wirklich gut gelungen, spannenderweise der einzige Gang ohne erkennbaren asiatischen Einfluss.
Die Weinbegleitung dazu durchaus solide gut, aber auch etwas mutlos, aber für € 19,00 absolut in Ordnung! So wie überhaupt das Preis-Leistungsverhältnis als „sehr gut“ zu werten ist: € 39,00 für die 4 Gänge sind in der Qualität schon als echten „Kampfpreis“ zu werten.
Ein kleiner Wehmutstropfen bleibt: Das Service war zwar sehr, sehr freundlich und sympathisch, trotzdem wurden einfach ein paar Fehler gemacht: Man nahm uns nicht die Garderobe ab (übrigens half man uns beim Gehen auch nicht, obwohl 2 Kellner uns dabei zusahen), uns wurde kein Aperitif angeboten und ein großer Fleck Sauce von einem angepatzten Schälchen wurde über 2 Gänge hinweg nicht weggewischt, obwohl sie schon zweimal um den Fleck herum die Teller schieben musste. Das fanden wir etwas schade, zumal der Service wirklich sehr freundlich und charmant war!
Wie auch immer: Uns hat es vor Allem extrem gut geschmeckt, wer gerne asiatisch isst, ist hier richtig und sollte dem Dining Ruhm auf jeden Fall einen Besuch abstatten!
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