Ein kleiner Ausflug führt uns kürzlich ins niederösterreichische Weinviertel. Mein Eindruck, dass der Montag nach wie vor der freie Tag der Friseure und der Dorfwirtshäuser zu sein scheint, bestätigt sich im Zuge meiner kulinarischen Recherche im Vorfeld. Als rühmliche Ausnahme tut sich das Gasth...Mehr anzeigenEin kleiner Ausflug führt uns kürzlich ins niederösterreichische Weinviertel. Mein Eindruck, dass der Montag nach wie vor der freie Tag der Friseure und der Dorfwirtshäuser zu sein scheint, bestätigt sich im Zuge meiner kulinarischen Recherche im Vorfeld. Als rühmliche Ausnahme tut sich das Gasthaus Schreiber hervor - wir kehren also dort ein, um laut Homepage „Poysdorfs gepflegte Gastlichkeit“ kennenzulernen.
Es ist schon knapp nach 13 Uhr, als wir am Ende einer Sackstraße gegenüber von einem kleinen Bahnhof einparken, ein paar ältere Gäste verlassen gerade gut gelaunt das Lokal. Wir gehen durch den Gastgarten, in dem eine kleine Hütte mit Schank und Eisvitrine auf die warme Jahreszeit wartet. Über ein paar Stufen geht’s nach oben auf die Terrasse, weiter durch einen hellen Gastraum, der an einen Wintergarten erinnert hinein in den eigentlichen Gastraum mit der wuchtigen Theke.
Dort werden wir von einem Servicemitarbeiter freundlich begrüßt und wir suchen uns einen Tisch in der Ecke aus.
Der Raum wirkt sehr ursprünglich und hat wohl nicht viel anders ausgesehen, als die Vorfahren der Familie Schreiber, die immerhin in der dritten Generation an diesem Ort aktiv sind, hier gewerkt haben. Die Speisekarten werden uns gebracht und die beiden Mittagsmenüs vorgetragen – unsere Getränkewünsche werden bei der Gelegenheit ebenfalls aufgenommen. Außer uns sind noch fünf weitere Gäste anwesend, um die sich teilweise auch der Hausherr kümmert.
Trotz der hellen Möbel und dem Sonnenschein erscheint der Gastraum ein wenig dunkel, zu dominant sind die massive Holzdecke und die Verblendung an der Theke. Die Tische sind einfach gehalten, bis auf den obligatorischen kleinen Aufsteller, einer Menage in Schiffchenform und einem Zweigerl (Plastik)Goldregen bleibt die Deko verhalten.
Wir müssen auf die Getränke nicht lange warten – das große Pago Pfirsich mit Leitungswasser (Euro 2,60) und der große Apfelsaft gespritzt (Euro 2,60) werden nach wenigen Minuten serviert. Auch die Vorspeisen kommen ähnlich schnell.
Frittatensuppe (Euro 3,20). „Kräftige echte Rindssuppe…“ steht in der Karte und man erkennt auf den ersten Blick, dass hier nicht übertrieben wurde. Die Suppe ist geschmacklich wirklich sehr gut – kräftig, aber nicht salzig. Die Frittaten sind (großteils) fein geschnitten, für meinen Geschmack aber ein wenig dick was dem guten Geschmack aber keinen Abbruch tut.
Normalerweise ist die Leberknödelsuppe (Euro 3,20) ja mein Terrain, aber diesmal war Fr. bluesky schneller. Sie hat ihre Wahl nicht bereut, denn neben der schon beschriebenen guten Grundsuppe ist die Einlage bestehend aus zwei Knödeln ebenfalls sehr schmackhaft. Der routinierte Kellner aus unserem nördlichen Nachbarland serviert ab und erkundigt sich, ob alles nach unserem Geschmack war.
Zwischen Vorspeise und Hauptgang kommen die beiden Kinder der Wirtsleute von der Schule und werden ebenfalls im Gastraum verköstigt. Die Gespräche drehen sich um Alltägliches, erst jetzt fällt uns auf, dass die übliche Hintergrundmusik „fehlt“ – immerhin weiß ich jetzt, welche Schularbeiten in der kommenden Woche anstehen.
Schweinsschnitzel mit Erdäpfelsalat (Euro 8,90). Das Schnitzel hat eine appetitliche goldene Farbe, als es gemeinsam mit einer Spalte Zitrone serviert wird. Das Fleisch ist nicht ganz zart, aber von passabler Qualität, die Panade hätte ein wenig knuspriger sein dürfen und ruhig auch etwas länger abtropfen können.
Der Erdäpfelsalat kommt am separaten Teller, ist ganz gut mariniert und mit fein geschnittenen roten Zwiebelwürfeln bestreut. Gesamtheitlich ein bodenständiges, unaufregendes Gericht.
Der Salat mit gegrillten Putenstreifen (Euro 7,30) wird in einem breitkrempigen Suppenteller serviert. Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Präsentation entpuppt sich als ziemlich unpraktisch – der Teller kippt bei jedem Versuch, das Fleisch zu schneiden. Für den Salat ist im Teller nur sehr wenig Platz, dafür ist er recht gut mariniert. Die Putenstreifen sind zwar nicht gegrillt so wie angekündigt, aber immerhin gut gebraten.
Fr. bluesky wünscht sich zum Abschluss einen Espresso (Euro 2,10), der in einer lustig verzierten Tasse serviert wird. Geschmacklich ist er ok und beim Abservieren bitten wir um die Rechnung. Für unsere Konsumation sind ganz knapp unter 30 Euro fällig – ein passabler Wert für das Gebotene.
Als wir das Lokal verlassen ist der Kellner gerade dabei, die Kissen auf der Terrasse einzusammeln – um Punkt 14 Uhr schließt er planmäßig das Gasthaus.
Zum Fazit: Das Gasthaus Schreiber liegt am Ende einer Sackstraße etwas außerhalb von Poysdorf. Parken vor dem Haus ist kein Problem, das Lokal erscheint von außen unspektakulär, aber gepflegt. Der Innenbereich ist ein wenig dunkel die Einrichtung hinterlässt einen rustikalen Eindruck. Das Service vertreten durch einen Herrn aus dem nördlichen Nachbarland war ganz gut. Die von uns gegessenen Speisen waren prinzipiell ok, die Suppen haben einen bleibenderen Eindruck hinterlassen, als die Hauptspeisen. Im Sommer lässt es sich im Gastgarten bestimmt gut aushalten.
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