am 19. Jänner 2024 · Update 24. Jän 2024
SpeisenAmbienteServiceEin Hallo an alle ReTe-Freunde und an die p.t. Leser
Ich stelle euch heute aus meiner Sicht ein Gasthaus vor, das sehr nach meiner Kragenweite zugeschnitten ist. Vom Lokaltyp ein Beisl, für meine Begriffe eines der edlen Sorte und gut gelegen, für mich zählt dabei die Nähe zur U6 Station Thali...Mehr anzeigenEin Hallo an alle ReTe-Freunde und an die p.t. Leser
Ich stelle euch heute aus meiner Sicht ein Gasthaus vor, das sehr nach meiner Kragenweite zugeschnitten ist. Vom Lokaltyp ein Beisl, für meine Begriffe eines der edlen Sorte und gut gelegen, für mich zählt dabei die Nähe zur U6 Station Thaliastraße.
Ein vorderer Gastraum und ein etwas kleiner hinterer Bereich, dunkel getäfelte Wände, ein Parkettboden, der in seine wohlverdienten Betriebsjahre gekommen ist und solange ich hier einkehre stets im grünen Ton gedeckte Tische bilden den Rahmen für ein wirklich gemütliches Verweilen zu Speis und Trank.
Wie es scheint entwickelt sich nun auch ein richtiger Schanigarten für das Sitzen im Freien, bislang war das eher eine bescheidene Angelegenheit, das werde ich in der kommenden Saison noch genauer besehen.
Der Chef und Wirt ein uriger Geselle, Wiener Schnauze, immer für ein Späßchen zu haben, wenn er nicht gerade zurückgezogen in seiner Küche werken muss. Er sucht übrigens noch eine Küchenhilfe, die Personalsituation ist auch ihm ein Laststein gegenwärtiger Zeit.
In der Stube werkt ein Hauptkellner, der mehr oder weniger im Solo den gesamten Gäste-Service schupft, und auch das solange ich hier einkehre, sprich eine wohl treue Seele.
In der Coronazeit, so trugen mir Vögelchen (Stammgäste) zu, wurde er unter voller Bezahlung weiterbehalten, damit er nur ja nicht abwandert. Das spricht sowohl für den Wirten als auch für seinen Kellner und damit für die gesamte Gaststätte. Hut ab!
Gulasch- und Wildgerichte
Beim Betreten fällt ein Hang zur Jagdleidenschaft auf, was schon beim Öffnen der HP zum Vorschein kommt. Das Lokal ziert einige Geweihtrophäen an den Wänden. Herr Hausmair produziert auch einige eigene Produkte, wie z.B. eine Keilernossi aus Wildschwein bzw. befindet sich an der Wand eine Verkaufstafel für Beinschinken vom Wildschwein.
So ist es nicht verwunderlich, dass Wildgerichte an der Tagesordnung sind und diese variieren stets auch saisonal. Ein klassisches Mittagsmenü wird darum nicht gepflegt, dies wird durch diverse Tagesteller aller Art kompensiert.
Durch die Bank sind Hausmair’s Wildgerichte empfehlenswert, wobei ich immer wieder die Saucen lobe, die angepasst an das Wild, in ihrer Konsistenz perfekt und im Geschmack wunderbar abgestimmt, jedes Mal ein deutlich akustisch hörbares „Aahhh“ meinem Munde entlocken, das hat schon Klasse.
Ich bin als WrK-Fan aber besonders von seinem Rinds-Gulasch angetan. Hier legt er für mich eine hohe Referenzlatte für den aus dem Wadl gewonnenen Klassiker, an dem sich andere messen dürfen.
Für meine Begriffe kann ihm dabei nur der Blauensteiner (im 8.) das Wasser reichen. Der kann's auch. Andere dürfen gerne gut bis sehr gut sein, das hier ist rundum ausgezeichnet, dazu mit bestechender Küchenkonstanz und einer Paprikanote zum Abbuss‘ln.
Dabei wird es völlig normal zubereitet, wie jede(r) Hausfrau/mann es @home macht. Darüber gab es schon manche Plauderei mit der Mannschaft. Es wird zur Würzung nichts anderes verwendet als das übliche edelsüße Paprikapulver von Kotányi, dazu Knoblauch, Majoran und Kümmel, that’s it. Die Kunst liegt also mehr in einer professionellen Paprizierung nach dem Anrösten der Zwiebel.
Geschärft wird mit Chili und sehr fein püriert, man sieht keine Zwiebelspuren mehr. Das wäre also das ganze Geheimnis, aber es kommt eben doch auf den Koch an, der eine hat’s halt drauf, wie hier, der andere eben weniger.
Je nach Hunger wird es klein / mittel / groß angeboten, womit ich es auch schon als Nachspeise bestellt habe, denn klein meint auch klein.
Mit demselben Saft wird Reisfleisch angeboten, wenn man es In der Variante „saftig“ bestellt. Das mit „scharf“ ist aber relativ. Dazu wurde ich informiert, nachdem es mir zu milde war, dass man das nicht jedem Gast zumuten kann, so wird es dezent gehalten. Man kann ja mit Chili nachrüsten, wovon ich Gebrauch mache.
Ich erwähne noch, dass sich üblicherweise im Gebäckkörbchen ein Original Wachauerlaberl, d.h. das von der Bäckerei Schmidl aus Dürnstein, befindet, welches mein bevorzugter Begleiter wird, wenn es mal kein Semmelknödel sein soll.
Klassische Wiener Küche
Natürlich darf diese nicht zu kurz kommen und erschöpft sich nicht in Gulasch. Wo käme denn der Wiener hin, erhielte er nicht auch seinen geliebten Bröselteppich. Ich bin hier aber noch nie in die Verlegenheit gekommen darauf zuzugreifen.
Es ist allerdings in der Regel nicht vom Kalb, was aber den reinen Schnitzeltiger eh nicht stört, der es sozusagen jede Woche mehrmals braucht, Hauptsache paniert. 😉
Was ich aber sagen kann, man beherrscht den Erdäpfelsalat, da dieser ja bei anderen gebackenen Gerichten auch zum Zuge kommt, beispielsweise das letzte Mal zum Rehschnitzerl.
Das Reh wunderbarst zart, der Salat dazu wohltuend schlotzig und auch mit einem guten Schuss Rindsuppe angereichert, das ist edle Wr.-Küchenleistung vom Feinsten.
Beim Grünen Salat weicht man eine Spur ab, indem mit etwas Balsamico anstelle Zucker gesüßt wird, was aber nichts desto trotz ebenso sehr mundet.
Weiteres gibt es einen ZRB, auf den ich auch noch nicht zugegriffen habe, wohl aber auch, weil er aus der Beiried zubereitet wird, meine alte Lästergewohnheit, warum man ihn dann Rostbraten nennt, aber das will ich hier nicht über Gebühr strapazieren, die anderen Aspekte sind hier klar überlegen.
Auf jeden Fall darf hier der Kaiserschmarren nicht unerwähnt bleiben, womit Hausmair auch besonders für sein „Original“ auf seiner Karte wirbt. Ich darf hier in den Tenor zuvor ergangener Rezensionen einstimmen, daher braucht es von meiner Seite keiner Wiederholung, es sei denn im Lokal als Bestellung.
Zur Beweisführung wurde er bei einem der letzten Besuche geordert, denn man weiß ja nie, der letzte davor lag schon ca. 2019 zurück. aber er hat gehalten was andere auch schon versprochen haben. Edel!
Weitere allgemeine Aspekte und Wertung
Man erhält sämtliche Speisen auch als kleine Portion, es werden dann 15% weniger berechnet, es sei denn es ist für kleinere Portionen bereits ein gesonderter Preis angegeben.
Erstaunlicherweise gilt das auch für die Rindsuppe als Vorspeise. Das ermöglicht dann sozusagen entweder die Seniorenportion für den fortgeschrittenen Gast von alters her oder dass man mehrere kleinere Gerichte genießen kann, das für die jüngere noch mehr gefräßige Generation als Ansporn. Ach ja, ich tue das ja auch mit dem kleinen Gulasch, ups.
Der Hausmair hebt sich in Sachen Angebot und seiner durchwegs moderaten Preisgestaltung von einem üblichen Wirtshaus ab, das darf durchaus positiv gesagt werden, und guat is er jo obnendrein a no. Bei Durchsicht der letzten aktuellen Karte ist einzig und allein der ZRB mit 21,90€ über der 20-er Latte, alles Übrige spielt sich darunter ab.
Nachteil ist, die Karte gibt es nicht online, aber es gibt ausreichend Tagesangebote, sodass man immer fündig wird. Und da ich ja sein ausgesprochener Gulaschfan bin, so ist das sozusagen meine kulinarische Rückversicherung.
Zu den Getränken wurde noch nichts gesagt. Es gibt nicht den üblichen Schankwein, aber im Sommer den Spritzer auch als 1 Liter im Angebot. Naja, wer’s braucht, der Wiener halt.
Biere kommen aus Ottakring, Kaffee von Meinl und zuguterletzt noch die Weinauswahl, diese überschaubar, aber durchaus edle Tropfen. Was auffällt, es gibt keinen Zweigelt, der an sich fast überall Standard ist. Man folgt da also auch meiner Intention, dass der Rote erst mit dem BF beginnt, gut so.
Desgleichen sind auch sämtliche Weine mehr als nur fair kalkuliert, sodass ein Veltliner um 3,80€ für das Achterl auch nicht teuer als anderorts der Schankwein ist.
Vom Service habe ich schon geredet, dass in der Stube der eine Mann alles schupft und ich habe ihn noch nie im Stress erlebt, sondern im Gegenteil, er kann auch beraten und ist geübt in Sachen Schmäh, der natürlich erst dann zum Tragen kommt, wenn das Hauptgeschäft vorbei ist. Zur kulinarischen „prime-time“ hat er alle Hände voll zu tun.
Ich komme nicht umhin für alles insgesamt ein Ausgezeichnet zu vergeben, denn mir fällt trotz Anstrengung nichts ein, was hier einmal nicht gepasst hat. Alles andere wäre lediglich Geschmackssache.
Der Hausmair ist, abschließend nun zusammengefasst gesagt, nicht das übliche klassische Wiener Wirtshaus, aber als Lokal mit seinen Wild- und Gulaschspezialitäten eines der besten Beisln Wiens, welches ich ungeschminkt weiterempfehlen darf.
Euer WrKFan
Hilfreich5Gefällt mir6Kommentieren
war erst vor einigen Tagen dort; kann mich dem geschriebenem vollinhaltlich anschließen, danke WrKFan; toll beschrieben