Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!
Nein, ich war nicht im Wettcafé, obwohl ich dort bisweilen schon auch mal anzutreffen bin, wenn es darum geht, interessante Fußballmatches zu verfolgen, wenn’s sein muss auch mit möglichst fleischloser Auftaupizza, zumeist aber immer mit dem...Mehr anzeigenImmer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!
Nein, ich war nicht im Wettcafé, obwohl ich dort bisweilen schon auch mal anzutreffen bin, wenn es darum geht, interessante Fußballmatches zu verfolgen, wenn’s sein muss auch mit möglichst fleischloser Auftaupizza, zumeist aber immer mit dem standesgemäßen Hopfeneistee.
Diesmal ist alles ganz anders. Der „5er“ fährt auf dem Weg vom 9. zum Westbahnhof unweigerlich beim riesigen Café Hummel vorbei.
Mein letzter Besuch dort war ein „verhinderter“, denn für die feine Küche von Herrn Hohensinn ein paar Gassen weiter hatte ich sogar ein spannendes Dortmund-Match (mit Verteidiger Mats Hummels) beim Hummel sausen lassen.
Jetzt muss man das Hummel natürlich kennen – ein riesiges Raucherabteil, ein großes Nichtraucherabteil – und ein eingenebeltes „Fußball“-Abteil mit Schirmen in allen vier Hummelsrichtungen, da sitzen dir also Menschen gegenüber: der eine schaut Richtung Osten, ich nach Westen, ein anderer wieder an mir vorbei Richtung Süden, das Grupperl gegenüber starrt gebannt, mit vollen Tellern, auf die Wand hinter mir, als würd das Dekolleté der eingerahmten Mona Lisa grad unerwartet größer werden.
Es hummelt: Stimmung, aber nicht wie im zuvor erwähnten Wettcafé. Trotzdem auch hier – jede Menge Experten aus den umliegenden Grätzeln, ein jeder der bessere Teamchef, ein jeder könnte die Wuchtel besser treffen als die „g’scherten“ Teamspieler – „I waaß net wonn’a den depperten Weimann außehaut!?“
Dazu wird gegessen und getrunken.
Wie etwa: Paprikacremesuppe. Irgendwie wenig cremig, eher sehr flüssig geraten, leicht bitterlich, die Oberskomponente wirkt irgendwie zerfallen-wässrig. Dazu Berge von nudelig geschnittenem Paprika, was ich wiederum weniger mag – sieht irgendwie aus wie eine volle Schlangengrube, nur in Orange.
Steinpilze, paniert, mit Sauce „Trara“. Tatsächlich meine ersten Steinpilze anno 2013. Die Saison war ja bis dato eine Katastrophe, man versichert mir, sie kämen aus Österreich.
Die Konsistenz der Pilze ist soweit in Ordnung, das Frittieröl macht sich aber, wenn auch nicht zu alt, geruchstechnisch bemerkbar. Zuhause gibt’s eben doch Butterschmalz. Trotzdem ok, die Sauce Tartare ist von der bampfig-fetten Sorte, auch hier vermisse ich ein wenig die schön flüssige hausgemachte mit frischem Grün.
Topfenstrudel: stets von derselben Konditorei des Vertrauens geliefert, viel Topfen, ohne die heißgeliebten Teig-„Flöze“ dazwischen. Aber gut – und Gott sei Dank mit wenig Staubzucker verhübscht, also nicht eingeschneit, auch Dr. Oetkers Vanillesee hat man dort gelassen, wo er hingehört.
„Unser N**er is‘ integer!“ schallt’s durch den Raum, dem Himmel sei Dank, dass uns der beste Fußballexport seit Schneckerl und Co. der sonst eher bloßfüßigen Auswahl den Sieg beschert hat.
„Najo, da N**er is hoit da anzige, der an Boin‘ siacht!“ Ich diskutiere nicht und trotzdem – das Ottakringer „Oktober“-Bier schmeckt so nochmal besser, obwohl wir erst September schreiben.
Ein Wort für’s Service: ein korrekter junger Herr, klassisch-wienerisch gekleidet, absolut solide und eine junge, quirlige Ungarin mit Herzbinkerl-Faktor 10. "Bítté séhr!"
Piroska lässt grüßen.
Fazit: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr darf bleiben“ (sic!), analysiert mein Sitznachbar „messerscharf“, stellt mir sein leeres Krügel auf den Tisch und verlässt mit einem „Grüß‘ Sie!“ das Lokal.
Die Partie war abgesehen vom Resultat kein Gewinn, das Lokal an sich schon, doch die Küche hat mich dieses Mal nicht vom Hocker gerissen. Einzig der Topfenstrudel (nicht hausgemacht) war ein echter Lichtblick, Suppe und Hauptspeise haben deutlich Luft nach oben. 1:0 für Österreich, aber nicht unbedingt für das Hummel.
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Das Sardellenbrot ist wirklich toll, das es sowas dort gibt. Das sind so Wiener Eigenheiten, die leider immer mehr von der Bildfläche verschwinden. Gerade mit solchen Dingen könnte man aus der Masse herausstechen. Wie bei Meissl und Schadn die Assietten, eine tolle Geschichte die es glaub ich nur dort gibt. Früher gab es glaub ich sogar Russen oder Rollmops im Kaffeehaus. Aber die Preise da schau ich aber echt. 9,90 für ein Paar Sacherwürstel mit Senf und Kren. Oida da legst di nieda.