Schöne Location, aber nein, das war „well below par“.
Das Klostergasthaus Thallern also. Der Liebsten und mir stand es heute, an diesem windstillen Samstag, nach einem Ausflug und einem gemütlichen, romantischen Mittagessen. In der Übersicht von Dr. Google fällt das Klostergasthaus Thallern au...Mehr anzeigenSchöne Location, aber nein, das war „well below par“.
Das Klostergasthaus Thallern also. Der Liebsten und mir stand es heute, an diesem windstillen Samstag, nach einem Ausflug und einem gemütlichen, romantischen Mittagessen. In der Übersicht von Dr. Google fällt das Klostergasthaus Thallern auf, gute Bewertungen, gutbürgerliche Küche, schönes Ambiente, hin mit uns.
Die telefonische Reservierung klappt, gleichwohl man uns beschied, das Gasthaus sei voll und es könnte eventuell etwas stressig werden, also bitte so rasch wie möglich kommen.
Gesagt, reserviert und getan. Nach nur 20 Minuten Fahrzeit parken wir vor einer sehr schönen Kulisse. Stift/Kloster, Garten (noch nicht bespielt), Gasträume gemütlich, sauber und der Erwartungshaltung gerecht werdend.
Obwohl die Gasträume nicht voll sind, dauert es schon gefühlt recht lange, bis die Karten gereicht und die Getränkebestellungen aufgenommen werden. Sauvignon Blanc für die Liebste, ein Veltliner für mich, Wasser für den Hund‘lhund gibt’s leider nicht automatisch.
Mein Veltliner wird serviert, auch eine Flasche Leitungswasser, leider der Liebsten Sauvignon nicht. Nach 5 Minuten Staunen fragen wir nach, - „das bringt der Kellner“. Ah ja, - warum auch immer.
Tatsächlich bringt der „Kellner“, ein netter Servicemitarbeiter nach ein paar Minuten das Achterl Sauvignon Blanc, er mundet der Liebsten. Ich hasse Sauvignon Blanc, das „Pipi de Chat – Aroma, man verzeihe mir, geht halt für mich gar nicht. Ist wohl wie Koriander, - „you love it, or you hate it“, - I hate it.
Mein Veltliner ist, nun ja, unterirdisch. Reißt schon auf der Zungenspitze ab, keine Würze, kein Geschmack, ein fürchterliches Weinderl. Ich teile dies dem Kellner mit, erzähle ihm auch, dass ich keinen Sauvignon Blanc (Pipi-de-Chat, eh schon wissen) mag, aber doch gerne einen kräftigen, guten Wein hätte, was er mit „ok, bitte warten, muss Kollegin fragen“ quittiert. OK. Meinen verbalen Aufsatz hätte ich mir sparen können.
Die Weinkompetenz ist – obwohl wir hier in Thallern, - Heurigengegend – sind, nicht über das gesamte Personal verteilt.
Auftritt einer anderen (der Dritten) Servicemitarbeiterin, die mir ein Achterl Rotgipfler kredenzt. Der Wein passt, ist eh ok, Begeisterungsstürme wird er nicht hervorrufen.
Schade, sind wir doch in einem, vom Ambiente hochwertig anmutendem Lokal in Mitten DER Weingegend südlich von Wien. Da ginge schon mehr. Die Erwartungshaltung, dass ein gut geschulter Mitarbeiter mir einen guten Tropfen à la „ich weiß, was Sie meinen, da hab ich was, das Sie umhauen wird“ empfiehlt, wird leider nicht erfüllt.
Nun gut, zu den Speisen:
Die Karte bietet einen guten Querschnitt der österreichischen Küche, Schnitzel, Schulterscherz’l, Beuschl, Back- und Brathuhn, und sogar Wolfsbarsch aka Branzino werden angeboten. Suppenklassiker, Vorspeisen, eine große Dessertauswahl, soweit, so gut. Die Liebste wählt eines ihrer Leibgerichte, den Zwiebelrostbraten, bitte aber statt Braterdäpfel einen gemischten Salat, aber bitte, den Salat OHNE Erdäpfelsalat. No carbs, please. Danke.
Ich wähle das Kalbsrahmbeuschel, das als Vor- und Hauptspeise angeboten wird. Hauptspeisenportion, bitte. Danke.
Der Liebsten Zwiebelrostbraten kommt als sehr, sehr dünn geplättetes Stück Fleisch daher, mit reichlich Saft und einer gut dosierten Portion Röstzwiebel. Beim Rösten derselben kam dem Koch offenbar das Glas mit Paprika aus, die Zwiebel waren mittel- bis dunkelrot, aber durchaus knusprig. Das Saft’l war gut, beim Fleisch selbst kam etwas Kopfschütteln auf.
Es gibt ja zwei Schulen für ZRB. Die geschmorte Variante, - Fleisch, das beim strengen Hinschauen zerfällt (meine Präferenz) oder die kurzgebratene Variante, eine Beiriedschnitte, die innen noch rosa ist und – qua guter Qualität und guter Behandlung – trotzdem sehr zart die Hochzeit mit dem Saft’l eingeht und auf der Zunge schmilzt.
Das der Liebsten kredenzte Fleisch war gerade einmal 5 mm dick, also zu dünn, um innen rosa zu sein, - und wiederum nicht lange genug geschmort, um als Vertreter der anderen Schule identifiziert zu werden. Keine Ahnung, welche Schule der Koch hier verfolgt, in die ZRB – Hall of Fame wird es dieser Zwiebelrostbraten nicht schaffen.
Die nächste Niederlage: (Natürlich) war der Liebsten gemischter Salat mit Kartoffelsalat bestückt. Blattsalat, geraspelte Karotten, dünn gehobelte Gurken und eben ein Erdäpfelsalat, - obwohl die Liebste dies ausdrücklich abbestellt hat.
Mich macht so etwas fertig. Call me Monk, - I don’t care.
In den drei Minuten, in dem man als Servicekraft eine Bestellung aufnimmt, sollte man ZUHÖREN, mitschreiben – und dann bitte auch sicherstellen, dass der Extrawunsch (keine Erdäpfel – nicht zu kompliziert, right?) auch erfüllt wird. Das, - ich betone, DAS macht den Unterschied von Standardbedienung zu aufmerksamen Service.
Mein Beuschl war, wie sag ich’s diplomatisch, - eh ok. Sehr fein geschnitten, etwas blättriger hätte der Textur besser getan, geschmacklich ok, aber so was von keine Persönlichkeit, kein Charakter, ein blasses, unauffälliges, unterwürztes Beuschl halt. Die Säure, die das Gericht braucht, gab’s nicht, aber immerhin war es nicht mit Obers oder Einbrenn erschlagen.
Dazu gab’s zwei Scheiben Serviettenknödel, auf Nachfrage wurde mir auch versichert, die seien hausgemacht, never the less – schlichtweg ungenießbar. Blass, Konsistenz nicht einmal schlecht, aber ein verheerender Geschmack nach einem „Butterspray“, einer absoluten Unsitte in manch Gastroküchen.
Der „Butter“ – Geschmack war so intensiv, dass er alles andere komplett erschlagen hat. Noch einmal: wäre es echte Butter gewesen, ok, zu viel, aber sei’s drum. Dieser Geschmack, alles übertünchend, - keine Ahnung, was es genau war, aber nein, nicht genießbar.
All das habe ich unserer (Haupt)-Servicemitarbeiterin mitgeteilt, was zwar mit einem milden „Sorry“ – Lächeln quittiert wurde, eine echte „Reaktion“, geschweige denn eine „Aktion“ (von der Rechnung nehmen oder ein Schnapserl aufs Haus) gab’s allerdings nicht.
Zum Abschluss gönnte ich mir noch meinen obligaten Espresso (zu lang, zu brav), die Rechnung von 90 € inklusive Maut beglichen wir mit Bankomatkarte.
Unser Fazit: Schade, schade, schade und noch einmal schade. Ich verstehe die Mühsal, gutes Service- und Küchenpersonal zu finden, ist momentan sicherlich nicht einfach. Dennoch: Wenn ich dieses Juwel von Klostergasthaus habe, darf ich Service und Küche nicht so zu einer sub-par Performance verkommen lassen.
Das Ambiente weckt eine Erwartungshaltung einer guten, gutbürgerlichen Küche, tadelloses Handwerk inklusive. Ein Beuschel mit Charakter, ein ZRB, der zufrieden zurücklässt, Begeisterung auslöst, - so schwer ist das doch nicht.
Der Service sollte nicht nur lieb lächeln, das reicht in so einem Haus nicht. Die MitarbeiterInnen sollten Wein empfehlen können, sollten souverän den Gastraum im Blick haben, zur Stelle sein, wenn man was nachbestellen will, und vor allem zuhören, wenn man eine Kleinigkeit anders bestellt.
Wir haben schon in einfacheren Gasthäusern, die weder den Anspruch der höheren gutbürgerlichen Küche hatten, besser gegessen, zu deutlich niedrigeren Preisen und mit deutlich herzlicherem und professionellerem Service.
So soll’s nicht sein, daher werden wir dort auch nicht mehr einkehren.
Nicht genügend, setzen, - ewig schade um das ungenützte Potential dieses Juwels von einem Gasthaus.
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Zur Miso-Suppe mit Spargel konnte sich der "Souvergnier gris 2023" vom Weingut Landauer - Gisperg in Tattendorf durchsetzen! Diesen Wein habe ich auch bis dato nicht gekannt und ob ich ihn, sowie das Weingut richtig geschrieben habe, weiß ich auch nicht! Also, bitte nicht zu streng sein.... Den Event habe ich zum Anlass genommen, um den Klostergasthof zu bewerten! Liebe Grüße, InaHummel