Verspäteter Mittagstisch in der Klagenfurter „City“.
Ein von mir anvisierter Edel-Italiener hatte bereits den Nachmittagsfrieden eingeläutet, also ging ich schnurstracks über den Heuplatz-Zebrastreifen ins „PrincS“.
Ich hatte nämlich gehört, dass das Klagenfurter „In“-Lokal (also ein Lokal,...Mehr anzeigenVerspäteter Mittagstisch in der Klagenfurter „City“.
Ein von mir anvisierter Edel-Italiener hatte bereits den Nachmittagsfrieden eingeläutet, also ging ich schnurstracks über den Heuplatz-Zebrastreifen ins „PrincS“.
Ich hatte nämlich gehört, dass das Klagenfurter „In“-Lokal (also ein Lokal, in dem ich normalerweise nicht zu finden bin) vor allem tagsüber mit Pizza und Pasta glänzt.
Und siehe da: selbst Falstaff verleiht dem Haus eine Gabel.
Fast ein Relaunch, denn früher war das Lokal als Treffpunkt für Schulterklopfer der Politszene verschrien, die sich samt braun gebranntem Hochhackengeschwader und Silikonselbsthilfegruppe ihr Stelldichein gaben.
Die zum Teil erhöhten, dunklen Rattan-Garnituren sind fast schon überall Standard. Auch hier.
Die Kellnerin bringt die Karte, nachmittags gibt’s nur limitiertes Angebot. Allerdings sind Pastagerichte, die Pizza und so manches Fischgericht ohnehin nicht mickrig für 15 Uhr am Nachmittag.
Mir genügt ohnehin ein kleiner Querschnitt: Penne all’arrabbiata und eine kleine Pizza Margherita.
Der scheinbar stets gut gelaunte Chef serviert die ansprechend präsentierte Pasta.
Grobe Tomatensauce, ausreichend bissfeste Pasta und ordentlich Chili. Dazu ein wenig grob geriebener Parmesan.
Mehr als ambitioniert gewürzt, die Sache schmeckt auch vor allem anfangs wirklich gut, die Eigeninterpretation des Themas lass ich soweit gelten. Allerdings wird die gewaltige Menge an Chilisamen irgendwann gegen Ende so richtig schön bitter, was wiederum nicht so gut zum Thema passt. Scharf ja, aber nicht bitter. Mehr frisch gehackte Chili anstelle der trockenen Chilisamen hätten der Sache gut getan.
Die Pizza: wir wissen ja, einer der ersten Pizzaioli überhaupt buk die legendäre Pizza zu Ehren der Regina Margherita in den Nationalfarben: grün für den Basilikum, rot für die Tomatensauce und weiß für den Mozzarella.
Hier hat die Bandiera italiana allerdings eine Farbe weniger: wo ist der Basilikum?
Auch die Tomaten schmecken so, als wären sie gerade aus der Pelati-Dose auf dem Teig verteilt worden. Die Sauce ist absolut nicht abgeschmeckt worden, da würden selbst die Basilikumblätter nachträglich nichts mehr ausrichten können.
Der Chef ist freundlich und nimmt die Kritik an, hätte mir auch auf Anfrage Basilikum gegeben, gibt aber zu bedenken, dass die Gäste diese Neuinterpretation der Margherita ausgesprochen gern annehmen.
Auch ich bin gegen Überwürzung von besten, natürlichen Zutaten. Gar keine Gewürze sind allerdings manchmal zu wenig. Hatte die Pasta ein wenig zu viel der guten Würze erhalten, so wünscht man sich bei der Pizza den fehlenden Geschmack sehnlichst zurück.
Der Teig ist soweit in Ordnung, könnte allerdings ein wenig mürber sein.
Caffè ristretto: der Lavazza ist ja bekannterweise einer der „schärferen“ seiner Art. Machart und Einstellung er Maschine funktionieren aber im Hause PrincS tadellos.
Fazit: Licht und Schatten. Die Menge an Chilisamen in der Pasta machen die Nudeln zwar nicht schärfer, aber im Nachgeschmack ein wenig bitter. Trotzdem gute Pasta, wenn nicht die Pizza danach ordentlich nachgelassen hätte. Schade um eine praktisch ungewürzte Pizza, nachwürzen funktioniert ja bekanntlich bei Teiggerichten nur bedingt. So bleibt die Hälfte der extra klein bestellten Pizza stehen.
Zwar gebe ich hier nicht den Löffel ab, doch die Falstaff-Gabel hätte ich hier sicher nicht vergeben.
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