Vor ein paar Jahren war ich Stammgast in der „Pizza Mari“. Das war in der Zeit, als der große Hype um das Lokal vor dem Zenit stand. Ich weiß noch, dass ich damals immer, wenn mich wer von außerhalb Wiens besucht hat, der Gang zur „Pizza Mari“ Pflicht gewesen ist.
Mit der Zeit wurden meine Bes...Mehr anzeigenVor ein paar Jahren war ich Stammgast in der „Pizza Mari“. Das war in der Zeit, als der große Hype um das Lokal vor dem Zenit stand. Ich weiß noch, dass ich damals immer, wenn mich wer von außerhalb Wiens besucht hat, der Gang zur „Pizza Mari“ Pflicht gewesen ist.
Mit der Zeit wurden meine Besuche dann aber immer weniger, weil ich das Gefühl nicht loswurde, dass die ursprüngliche Qualität langsam nachlässt. Und so bin ich irgendwann, auch aufgrund der Entfernung und anderer Alternativen, überhaupt nicht mehr gekommen. Bis letzten Samstag, als ich auf den Karmelitermarkt musste und mir dachte, ich könnte doch die Gelegenheit beim Schopf packen und hier wieder mal eine Pizza essen. So war es dann auch … und hier nun mein Review dazu:
1.) SPEISEN:
Wie hier schon mehrfach erwähnt, findet man in der „Speisekarte“ nur ein paar wenige Pizzen, es handelt sich ja um das „Pizza pur und original wie in Italien“ Konzept. Bestellt habe ich, weil ich in der Fastenzeit vegan lebe, die „Pizza Marinara“ mit Knoblauch, Oregano und Tomaten, also ohne Käse. Leider war das, was ich bekommen hatte, weit weg von dem, was ich von diesem Betrieb ein Mal gewohnt gewesen bin. Der Rand war hier immer schon etwas dicker als in Süditalien eigentlich üblich, aber früher gab es wenigstens die typischen Blasen im Teig und zumindest _etwas_ „Crunch“ beim Reinbeißen. Das ist heutzutage nicht mehr so. Der Rand war eine zähe, kaugummiartige Masse, sogar der typische Pizzateiggeruch, den man früher hier sofort in der Nase hatte, ist fast gänzlich verschwunden. Eine Hälfte des Randes hatte die richtige Farbe, die andere war noch viel zu weiß. In der Mitte war der Teig so dünn, wie er sein sollte und entsprach den Erwartungen.
Die Sauce war die nächste Enttäuschung. Früher war das eine dickflüssige Sauce, die wirklich _sehr_ stark diesen süditalienischen Tomatengeschmack hatte. Es war eben eine typische Sauce aus San-Marzano Tomaten. Das, was ich da letzten Samstag auf der Pizza hatte, war eine wässrige Durchschnittspampe. Ich will den Betreibern nicht unterstellen, dass sie jetzt keine San-Marzano Tomaten mehr verwenden, aber Tatsache ist, dass man dies nicht rausschmeckt. Vor ein paar Jahren waren der erste Biss und diese Geschmacksexplosion wirklich ein Erlebnis. Jetzt ist es Allerweltskost.
Der nächste Minuspunkt: Wie immer habe ich ein scharfes Olivenöl dazu bestellt. In einem Lokal, das auf „original wie in Sizilien“ macht, erwarte ich mir da ein selbstgemachtes wirklich hochqualitatives Olivenöl, mit eingelegten Chilischoten darin, leicht orange gefärbt. Und so war es früher auch. Ich kann mich noch an die schönen kleinen Glasflaschen erinnern, in denen das serviert wurde. Heutzutage bekommt man eine Flasche Fertigöl hingestellt. Es handelt sich um das Produkt “Herr Brenner ~ Chiliöl“ Dieses Öl ist ganz sicher nichts Schlechtes und besteht auch sicher aus guten Zutaten, ich finde den Geschmack auch prinzipiell sehr gut! Nur erstens war das nicht wirklich scharf und zweitens, und das war das eigentliche Problem, hat dieses Öl einen sehr starken Eigengeschmack, der absolut nicht zur Pizza passte.
Bestellt habe ich die Pizza mit der Bitte, der Koch möge doch eine „ordentlich große Portion“ Knoblauch verwenden. Ich habe weder am Geruch, noch am Geschmack den Knoblauch wirklich gut rausgeschmeckt. Und schon gar nicht als „ordentlich große Portion“.
Alles in allem war das eine 0/8/15 Pizza, wie ich sie in Wien in jeder 2. Pizzeria bekomme. Nicht schlecht schmeckend, nicht schlecht aussehend, aber auch nicht zum Niederknien, so wie früher. Das ergibt fürs Essen nicht mehr als solide 3 Punkte.
2.) AMBIENTE:
Auch dazu wurde hier schon mehr als genug geschrieben. Mir persönlich gefällt die spartanische „Einrichtung“. Es handelt sich im Grunde ja um einen leeren Raum mit Tischen und Stühlen. Es ist nicht gemütlich aber das sehe ich in diesem Fall _nicht_ als Negativum, weil südlich von Rom gibt es wirklich viele kleine Pizzerien, die genau so ein schlichtes Ambiente haben. Und positiv hervorzuheben ist natürlich auch die Tatsache, dass man hier beim Essen nicht von Rauch belästigt werden kann, da es sich um ein Nichtraucherlokal handelt. Deshalb 4 Punkte für das Ambiente, obwohl es eigentlich ja gar keines ist.
3.) SERVICE:
Ich bin 10 Minuten nach Öffnung des Lokals erschienen. Offenbar hat das Personal dort schon viel arbeiten müssen an dem Tag, denn direkt im Eingang stand eine der Kellnerinnen und machte Zigarettenpause. Abgesehen davon, dass ich es als absolutes Nogo betrachte, wenn in der Gastronomie das Personal vor den Gästen raucht, hatte ich auch noch das Glück, dass mir die Tussi den Rauch ins Gesicht geblasen hat, als ich bei ihr vorbeigegangen bin. Ein guter Anfang!
Im Lokal angekommen, blickten 2 weitere „Damen“ hinter der Bar zu mir her, ich wurde aber weder begrüßt, noch irgendwie gefragt, ob noch wer dazukommt …. geschweige denn, dass ich irgendwie zu einem Tisch gebracht worden bin. Nein, die 2 Kellnerinnen ließen sich nicht stören bei ihrem Privatgespräch und so machte ich mich halt selbständig auf die Suche nach einem Platz, wo noch _kein_ RESERVIERT-Schild war. Denn das Lokal war so ziemlich ausgebucht. Nachdem ich endlich einen Tisch gefunden hatte, dauerte es mehr als 10 Minuten, bis endlich mal wer antanzte. Das war allerdings kein Willkommen mit einem Lächeln, sondern ein liebloses, angewidertes Daherschlürfen, mit einer fast kommentarlosen Überreichung der „Karte“. Als sich die Dame umgedreht hat, durfte ich dann durch die etwas runterhängende Schlabberhose einen Teil der Unterwäsche bewundern. Herrlich. Aber die Schlabberhose war nicht das Schlimmste. Eine der Damen hatte derartig dreckige, grausige und ekelige Laufschuhe an, dass es mir _unbegreiflich_ ist, wie die Besitzer es zulassen können, dass ihr Personal in einem derartigen Outfit auf die Gäste losgelassen wird.
Es handelt sich hier offenbar nicht um gelerntes Fachpersonal. Das schaut mehr nach Studentinnen und Zweitjobs aus. Dass sie eigentlich eine Gastgeberrolle haben, ist diesen Mädels entweder egal oder nicht bewusst. Als ich beim Abservieren gesagt habe, dass ich vom Knoblauch nicht viel gemerkt habe, obwohl extra um viel gebeten, hat sich die junge Dame dann direkt vor mir über den Tisch gebeugt und angefangen, am leeren Teller zu schnüffeln, um mir dann voller Geringschätzung mitzuteilen, dass man das sehr wohl riecht. Kurze Zeit später kam dann die Rechnung. Ich traute meinen Augen nicht, es wurden 2 Mal 10 Cent extra verrechnet für „2 Mal extra Knoblauch“.
Ich sagte, dass es wohl ein schlechter Scherz sei, mir extra Knoblauch zu verrechnen, 1 Minute, nachdem ich reklamiert hatte, dass der gefehlt hat. Abgesehen davon bin _ich_ der Ansicht, dass wenn bei einem Produkt eh schon Knoblauch dabei ist und der Gast um etwas mehr davon bittet, es eigentlich zum Service gehören sollte, dies nicht zu verrechnen. So wie Salz, Zahnstocher oder die Seife am WC. Es geht jetzt nicht um 20 Cent, aber so habe ich das Gefühl, dass es nicht um die Bewirtung eines Gastes geht, sondern nur mehr ums Abcashen. Beim Verlassen des Lokals wurde ich dann - und das liebe ich ganz besonders- schon wieder von einer Kellnerin geduzt.
Alles in Allem, vom Rauchen vor dem Lokal, dem Nichtbegrüßen bis hin zum Outfit und dem lieblosen, unprofessionellen Handeln, bringt das beim besten Willen nicht mehr als 1 Punkt fürs Service.
4.) CONCLUSIO:
Die goldenen Zeiten der „Pizza Mari“ sind eindeutig vorbei. Nicht wirtschaftlich, weil das Lokal ist immer noch gesteckt voll und wohl täglich ausreserviert. Das liegt aber sicher nicht an der Qualität, sondern am Publikum, das blind so tut, als sei das die beste Pizza der Stadt und jeden, der was anderes sagt, für dumm erklärt. In meinen Augen ein typisches Stammlokal für politisch korrekte Gutmenschen. Die Pizzen sind nicht schlecht, aber dieses WOW-Erlebnis, das man hier vor Jahren mal bekommen hat, ist längst verschwunden. Das in Kombination mit dem unmögliche Service machen eine Extra Anfahrt zu diesem angeblichen „Pizza-Tempel“ mehr als entbehrlich. Der Besuch war früher ein MUSS, heute ist er maximal ein KANN…
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