Ja klar, dieses Viertel – genau genommen, das Karmeliterviertel – ist in. Ist in Skopik & Lohn, mehr drin? Als nur "in"?
Es ist Montag und obwohl das Wochenende noch gut im Gedächtnis weilt, wollten wir eine Entschädigung für den ersten Arbeitstag. Eine Erkundungstour am Donaukanal wurde uns, o...Mehr anzeigenJa klar, dieses Viertel – genau genommen, das Karmeliterviertel – ist in. Ist in Skopik & Lohn, mehr drin? Als nur "in"?
Es ist Montag und obwohl das Wochenende noch gut im Gedächtnis weilt, wollten wir eine Entschädigung für den ersten Arbeitstag. Eine Erkundungstour am Donaukanal wurde uns, ob des guten Wetters verwehrt. Sämtliche Sitzplätze waren bei hochsommerlichen Temperaturen mehr als besetzt.
Hier fiel mir ein kürzlich erschienener Artikel ein. „Schönste Gastgärten Wien´s“ war der Titel. Unter anderem angeführt war Skopik & Lohn.
Nachdem es in Wien, an einem Montag, an geöffneteten Lokalen tatsächlich knapp werden kann. Beschlossen wir das S&K im Sturm zu erobern.
Beim Betreten war Patron Horst Scheuer sofort zur Stelle. Tatsächlich wurde gerade ein Tisch im Gastgarten frei. Wir waren erleichtert. Wir waren mehr als konsumfreudig eingestellt, die Reihenfolge war klar: zuerst musste der Brand in der Kehle gelöscht werden, nachher darf es auch nahrhaft sein.
Zuvor ein großes Kompliment, es gehört Mut und Entschlossenheit dazu, anders zu sein als die Anderen. Otto Zitko, ein toller Maler hat hier die Decke mit seinem unverkennbaren Stil mehr als „nur“ bemalen. Hier ist schöne Kunst in voller Pracht zu sehen und zu genießen. Zu Recht wird dieses Lokal in dem einen oder anderen Reiseführer als Sehenswürdigkeit angeführt. Diese Decke sollte man gesehen haben, siehe dazu auch die beigefügten Fotos. In Sachen Kunst wurde hier Großes vollbracht.
Der Garten war voll mit dezent schicken Leuten. „man kannte sich“ , „man war unter sich“. Eine lebendige Szene die hier sicher häufiger einkehrt.
Zum Start tranken wir ein vorzüglich gezapftes Bier. Auf die Frage, was könne man denn heute besonders empfehlen wurde uns von der unsicheren Dame im Service zielsicher das Wiener Schnitzel nahe gelegt. Nachdem die Kellnerin, damit unsere langen Gesichter erntete fügte sie noch schnell das „Steak frites“ hinzu. Auch das sei sehr gut, meinte sie.
Gut, dachten wir, eine Empfehlung kann man auch umgehen, deshalb bestellten wir: Paprika Kokossuppe mit Garnelen Crostini, gefolgt von Kalbsbutterschnitzel, meine bessere Hälfte nahm dann doch die Empfehlung, also das Steak frites.
Die Suppe hatte die Konsistenz eines Breis. Die mitgelieferten Crostini und auch der Geschmack der Suppe waren okay, schade, bei richtiger Konstistenz wäre dieser Gang ein Vergnügen gewesen.
Kalbsbutterschnitzel war geschmacklich gut, als Beilage gab es Kartoffelpüree, welches leicht zu fest war und Vanillekarotten. Eine tolle Sache, Karotten mit Vanillegeschmack hatte ich so noch nie am Gaumen, wäre da nicht der zusätzlich sehr erdige Geschmack gewesen. Ja, so ist es, die Karotten hatten noch Erde dran. Anmerkung: wer das Grün an den Karotten läßt (siehe Foto), um eine schönes Element auf den Teller zu bringen, der muß halt leider auch mehr putzen, sonst ist Gag dahin...schade!!
Das Steak frites wurde angerichtet mit Sauce Bearnaise und logischer Weise den Pommes dazu. Medium hatten wir es bestellt, das war es kaum noch. Nach dem es aber recht saftig war, ließen wir es nicht zurück gehen. Meinem Wunsch nach einer anderen Sauce wurde trotz zweimaligem Verlangen nicht nachgegangen. Das liegt sicher am Stress ungelernter Servierkräfte, die bei voller Auslastung des Betriebes einfach zu unerfahren sind. Begleitend zum Abend tranken wir eine Flasche Blaufränkisch 2010 vom Weingut Weninger. Der Wein war tadellos, machte uns Freude.
Zum Schluss interessierte uns noch ein Dessert. Schokoladegateau mit Kirschen, wurde bestellt, gekommen ist ein derzeit überall im Angebot stehendes halb flüssiges Souffle allerdings kam es mit Mangostücken – auch Recht, bestellt war es aber anders. Das Souffle war sehr (zu) süß, deshalb kein Erlebnis.
Fazit: eine Szene hat ihr Lokal gefunden. Man fühlt sich hier schnell wohl. Das Servierpersonal präsentiert sich schick im weiß/schwarzen Einheitsoutfit. Das zeigt von guter Einstellung dem Gast professionell entgegen treten zu wollen. Die Karte wird kaum gewechselt, die Speisenauswahl ist etwas zu klein. Einmal mehr verstehe ich diesen anhaltenden Steakboom nicht. Wenn man hier mitmischen möchte, dann sollte es kein Lotteriespiel sein, ob so bestellt, auch so ausgeführt auf den Teller kommt.
Es gab eine Zeit da war der Gault Millau mit seiner Haubenvergabe sehr richtungsweisend. Skopik & Lohn ist Träger einer Haube. Das ist für Betriebe wie zB Gaumenspiel oder Eckel der glatte Hohn. Bei diesem Preisniveau muß die Umsetzung stimmen. Tut sie aber nicht. Skopik & Lohn: schick ja, große Küche nein, aber sicher ist dieses Lokal IN.
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Schade drum, aber dass der Weninger Franz nicht enttäuscht hat, glaub ich dir ;-)