Im neuen Yori ist man kompromisslos: Die Einrichtung mag zwar an jene von durchgestylten „New Sushi“-Locations erinnern, die Küche und das Personal sind aber durchwegs authentisch. Man ist hier besonders stolz auf seine Köche, denn die haben bisher ausschließlich für den südkoreanischen Botscha...Mehr anzeigenIm neuen Yori ist man kompromisslos: Die Einrichtung mag zwar an jene von durchgestylten „New Sushi“-Locations erinnern, die Küche und das Personal sind aber durchwegs authentisch. Man ist hier besonders stolz auf seine Köche, denn die haben bisher ausschließlich für den südkoreanischen Botschafter gekocht. Und nachdem nicht nur der Botschafter, sondern auch viele Mitarbeiter der überraschend zahlreichen koreanischen Firmen in Wien (Elektronikware, Autos usw) jetzt schon nach kurzer Zeit ins Yori kommen, muss es hier auch schmecken wie „zu Hause“. Und das ist gut, denn sonst wird ethnische Kulinarik viel zu oft „europäisiert“ und somit geschmacklich verfälscht. Wer schon des Öfteren versucht hat original geschärft indisch oder thailändisch zu essen, kennt den Frust. Insofern war ich auf die Aromen im Yori besonders gespannt!
Den Anfang machte bei meinem Besuch eine Portion „Gangjeong Huhn“ (5,9 Euro) , frittierte Hühnerbruststücke glasiert in einer leicht pikanten Honig-Ingwer-Sauce samt Erdnüssen und Krautsalat. Und schon hier kommt ein Kernelement der Koreanischen Küche, aber auch der Kochkunst im Yori zum Vorschein: Die Ausgeglichenheit. Die Süße des Honigs verbindet sich traumhaft mit der Säure des Krauts, der Schärfe von Ingwer und Chili und dem Pikant-Öligen der Nüsse. Na gut, schärfer hätte es schon sein können, aber das war je erst der Anfang...
Weiter ging es mit einer Daeha-Garnele, die sonst nur als Teil des Abendmenüs erhältlich ist. Diese Garnele wurde scharf angebraten und das Mittelstück des Panzers entfernt. Das freiliegende Fleisch wurde dann mit Zucchini, Karotte und Ingwer belegt. Das Resultat ist saftig, knackig und schmeckt intensiv nach Meer und mehr. Nur konnte ich dieses Teil beim besten Willen nicht mit Stäbchen essen. Aber in Sachen der extrem strengen koreanischen Tischkultur ist man dankenswerterweise hier nachsichtiger als bei der Zubereitung der Speisen.
Was folgte war ein „Baekban“-Set (12,9 Euro) . Diese gibt es entweder mit Rind, Schwein und Lachs (mariniert oder in Öl), Suppe und vier kleinen Beilagen. Was einzelne Punkte auf der Speisekarte im Yori betrifft, entspricht das hier am ehesten der koreanischen Tradition an mehreren Gerichten und Beilagen gleichzeitig zu essen. Zwar kann man das hier natürlich auch mit allen Gerichten machen, aber die meisten europäischen Gäste halten sich an das gelernte Vorspeise-Hauptspeise-Nachspeise-System. Ich jedenfalls hatte das Set mit in Sojasauce marinierten Rindfleischscheiben, samt Kimchi, Reis, gekochtem Beirid und Kraut. Das Fleisch war butterweich und intensiv und auch hier hat erst die jeweilige Kombination mit den einzelnen Komponenten zum perfekten Geschmack geführt. Insofern ist so ein Set wahrlich abenteuerlich.
Was natürlich bei keinem koreanischen Menü fehlen sollte, ist Bibimbap (10.9 Euro – 12,9 Euro). Was klingt wie eine walisische Jazzrichtung ist ein Gericht, das in der in einem heißen Steintopf oder einer Steinschüssel serviert wird. Im Inneren befinden sich Gemüse, Tofu, Fleisch, Reis, rohe Eier und vieles mehr. Die Kombinationsmöglichkeiten sind unendlich. Je nach Schärfeverlangen wird dann noch „Gochujang“, eine intensive Chilipaste darüber geleert. Was jetzt noch aussieht wie ein buntes Stillleben, wird jetzt mit einem Löffel oder den Stäbchen intensiv verrührt und dann mit dem Löffel gegessen. Erst nachher habe ich erfahren, das Bibimbap im Wesentlichen nichts anderes als „Reis mischen“ bedeutet. Selbst mit der gesamten Portion Chilipaste wollte sich bei mir aber leider kein Funke auf der Zunge entfachen.
Die Frage nach der schärfsten Fleischspeise der Karte wurde mit „Samgyup Kimchi“ (11,9 Euro) beantwortet, konkret Bauchfleisch vom Schwein mit mariniertem Kimchi. Das sonst eher fettere Bauchfleisch war erstaunlich mager und dafür das Kimchi noch überraschender intensiv. Und ja, schärfetechnisch hat sich tatsächlich ein kleiner Funke entzündet, zwar nur ein Teelicht und kein Vollbrand, aber immerhin...
Was noch folgte war als Dessert ein „Yori Special“ (7,9 Euro) bestehend aus Grüntee-Tiramisu, einem Schoko Brownie, Grüntee-Eis und einigen frischen Früchten. Auf die hausgemachten Nachspeisen ist man hier besonders stolz, und vor allem das Grüntee-Tiramisu war umwerfend. Aber ich würde hier ganz bestimmt noch einige Dinge finden, die ich spannender finden würde, als die Desserts.
Insgesamt ist Korea jetzt wirklich in Wien angekommen. Und wer bisher geglaubt hat, dass die koreanische Küche eh nur irgendwie zwischen China und Japan angelehnt ist, der wird hier eine ganz neue Geschmackswelt entdecken. Für Mutige gibt es hier sogar fahrbare Grills, mit denen man sich sein koreanisches Barbecue mit Bulgogi & Co selber zubereiten kann. Wenn jetzt noch ein bisschen an der Schärfe-Schraube gedreht wird, werde ich bestimmt wiederkommen. Und das mehrmals...
Hilfreich19Gefällt mir12Kommentieren
Werde ich mir gerne ansehen, danke.