amarone1977 meets schlitzaugeseiwachsam – once again!
Diesmal: Lektion in Sachen nepalesisches Essen. Für beide allerdings, da keiner von uns beiden jemals Erfahrungen mit nepalesischer Küche hatte.
Vorweg: über die Authentizität kann ich noch weniger erzählen, da ich so oft in Nepal war, w...Mehr anzeigenamarone1977 meets schlitzaugeseiwachsam – once again!
Diesmal: Lektion in Sachen nepalesisches Essen. Für beide allerdings, da keiner von uns beiden jemals Erfahrungen mit nepalesischer Küche hatte.
Vorweg: über die Authentizität kann ich noch weniger erzählen, da ich so oft in Nepal war, wie ein Eskimo in Brasilien Urlaub macht.
Das Lokal befindet sich in einem Innenhof voller verschiedenartiger Dekorationen, die im entferntesten Sinne an einen Besuch im Heinrich-Harrer-Museum erinnern. Figuren, Devotionalien, bunte Fahnen. Schade, dass der Sommer vorbei ist, sonst wäre es hier recht gemütlich zum Sitzen.
Zuerst gehe ich mal beim „falschen“ Eingang links rein. Schank, Raucherbereich.
Der Nichtraucherbereich ist der Eingang im Hof ganz hinten rechts, die spielenden Kinder des Hauses weisen mir den Weg.
Und dieser Raum sollte ein Volltreffer sein. Kein normales „Gasthaus“-Feeling, sondern ein Raum mit mehreren erhöhten Sitzgruppen, die den Raum nicht nur niedriger machen, sondern auch ohne Schuhe betreten werden müssen.
Jetzt ist die ganze etwas improvisiert wirkende Holzkonstruktion zwar nicht 100%ig bequem, es sei denn man stopft rund um sich rum einen Haufen der schönen Pölster. Trotzdem hat das „Rumlümmeln“ am „erhöhten Boden“ was sehr Entspannendes – und es fehlt eigentlich nur mehr das Essen, das da kommt:
Ein knuspriges Fladenbrot als Appetizer – SSW, wie hieß es nochmal?
Ein Momo-Mix, zum Teil mit Fleisch, zum Teil mit Gemüse, darunter auch eine Kartoffelvariante. Die gebratene Variante ist etwas trocken, aber die anderen, die zu Recht an Dim Sums erinnern, sind wirklich vom Feinsten, der dünne, schön gummig-bissfeste Teig und die gut gewürzte, nicht versalzene Fülle ist ein wunderbares Essen, von dem ich mich schon mal fast alleine ernähren könnte.
Dazu: eine mit Ingwer und Knoblauch geschärfte Tomatensauce.
Mansahari: laut Speisekarte (online) ein Gericht aus drei verschiedenen Gebieten Nepals bestehend aus Hühnerfleisch mit südnepalesischen Gewürzen, Lammfleisch mit Gewürzen aus dem Katmandutal (Katmandu ist die Hauptstadt Nepals – ja immerhin weiß ich irgendetwas über dieses Land!) sowie Rindfleisch mit nordnepalesischen Gewürzen.
Dazu das Fladenbrot Roti und sehr guter Basmatireis.
Einhelliger Tenor: das Lammfleisch ist der Favorit. Fleischqualität und –geschmack und Würzung sind sehr ausgewogen, das Rindfleisch ist ein wenig fester, aber nicht flachsig. Die Würzung ist ungewohnt, aber auch nicht störend. SSW ist anderer Meinung, das Rindfleisch bleibt also mir. Einzig das Hühnerfleisch ist mir trotz butterzarter Eigenschaft viel zu salzig, auch wenn das Fladenbrot zum Neutralisieren bestens geeignet ist.
Lamm „Yak & Yeti“. Zwei Würzmischungen, dazu wie schon zuvor Linsenbrei, außerdem auch Okra, ein knackig-schmackhaftes Gemüse, das aussieht wie sternförmiger Zucchini, aber schmeckt wie eine Mischung aus Erbsen und Bohnen.
Leider bleibt der Geschmack dieses Gericht dem Gericht zuvor ein wenig treu, dazu kommt, dass für mich der Salzgehalt zu hoch ist.
Nachspeisen. SSW meint, dass die asiatische Küche generell nicht bei den Desserts „zuhause“ ist, man reicht stattdessen eher Obst als Nachtisch.
Die angebotenen Desserts bestätigen das zumindest zum Teil: während die süßen Teigtaschen mit „aromatischer Apfelfülle“ ganz nach meinem Geschmack sind, also nicht zu süß, dafür aber ordentlich mit Nelken gewürzt, dass die Zunge sogar leicht taub wird.
„Yin & Yang“, eine Kombination der Nachspeisen „Kailash“ (nicht nur ein heiliger Berg, sondern auch ein karamellisiertes Teigbällchen mit hausgemachtem Joghurt) und Sheto Tara (ein karamellisiertes Milchbällchen mit Erdbeer-Joghurt-Sauce).
Letzteres erinnert geschmacklich sofort an einen frisch geöffneten Becher Jogurella. Das Supermarkt-Kühlregal lässt grüßen.
Das „heilige“ Teigbällchen daneben ist weit besser und geht in die Richtung „Kokos“, ist aber auch kein wirklich großer Wurf.
Das gab’s zu trinken: Tee mit Kräutern aus dem Himalaya und einen Honig-Ingwertee. Beide sehr empfehlenswert. Nie käme ich hier auf die Idee, Wein oder gar Bier zu trinken. Frevel!
Ein Wort noch zum Service: der Familienbetrieb ist ebenso entspannt wie fast „auffällig unauffällig“, alles kommt zur rechten Zeit, man hält sich vornehm zurück. Einzig die Kinder sind etwas lebhafter, die entzückenden Lausbuben erlauben sich sogar den Scherz, mich beim Aufsuchen der Toilette auf’s „Mädchenklo“ zu schicken.
Fazit: sehr entspanntes Lokal. Genau zwischen Indien und China gelegen könnte man die Küche sogar als gewisses Mittelding zwischen den beiden Kulturen beschreiben, wenn man dies als (Fast-)Laie beider Kulturen so benennen darf.
Einige Speisen wie etwa die Daal-Gerichte finden sich auch tatsächlich in indischen Lokalen, während die Momos auch beim Tibeter am Währinger Gürtel zu finden sind, wenn auch dort weniger Salz und mehr Vollkorn verwendet wird.
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Sehr informativer Bericht! Und endlich noch jemand, der Authentizität beim Geschirr zu schätzen weiß. :-)