Ich hab ja schon vor langer Zeit vom Watertuin gelesen und fand das Konzept dahinter ja echt grenzgenial ... All you can Eat von allem was ich gern esse ;) Habs aber nie hingeschafft, bis zum letzten Sonntag ... so Geburtstagseinladungen sind doch manchmal echt praktisch.
Wir fahren also kurz vor 12 hin, der Parkplatz ist riesig und trotzdem gesteckt voll. Das Klientel, die Menge an Autos und der Trubel bescheren mir Flashbacks vom Flohmarkt am Wienerberg in seinen besten Zeiten. Wir kämpfen uns also durch bis zu den Kassen (?) - das ganze ist ein bisschen schwer zu durchschauen weil im Eingangsbereich gefühlt nochmal 40 Leute kreuz und quer herumstehen und keiner so recht weiß wer angestellt ist und wer nur mit 5 anderen Familienmitgliedern darauf wartet, dass die Schurli-Tant endlich vom Auto hergetrabt kommt. Schlussendlich kommen aber auch wir dran, bekommen unsere reservierte Tischnummer, gehen weiter und werden gleich von einer netten Dame abgepasst die uns zum Tisch führt.
Hier endet der Service dann aber auch .. im Lokal wuseln nur Abräumkellner umher, Check-In und Bezahlung findet offenbar nur an den 2 Terminals am Eingang statt (starkes Konzept für ein Restaurant das optisch für 500+ Gäste ausgelegt ist).
Zuerst sind wir erschlagen von der unfassbaren Größe dieses Lokals und der Koi-"Teich" im Eingangsbereich (die man btw auch füttern kann) schinden erstmal Eindruck. Das ganze setzt sich dann aber mit der Zeit als man realisiert dass das Lokal trotz aller Bemühungen nicht wirklich über das Niveau eines Marktrestaurants/Imbiss/Werkskantine hinaus kommt.
Kaum beim Tisch legen wir unser Zeug ab und starten zu den Buffets. Ich beginne beim asiatischen Teil - das Menü kostet Sonntags 31,50€ da heißts den Magen nicht mit Beilagen füllen sondern ordentlich auskosten. Der erste Teller wir mit allerlei "Chinesenklassikern" belegt. Fazit: Die Sushi und Maki waren für österreichische Verhältnisse sehr gut (ich trauere trotzdem noch immer den Sushi vom Tsukiji Fish Market in Tokio nach), auch die anderen Klassiker wie gebackenes Huhn, knusprige Ente, Huhn in Teriyakisauce, Schweinefleisch mit Knoblauch, Gyoza und Frühlingsrollen quer durch die Bank wirklich sehr gut und ohne Beanstandung.
Der hochgelobte Fisch - ebenfalls am Buffet - sieht wirklich prinzipiell hochwertig aus, allerdings wird der von den Gästen komplett zerfleddert ... sieht also um spätestens 11:35 alles andere als appetitlich aus, somit wird der ausgelassen.
Kaum den letzten Bissen geschluckt, starte ich in die 2. Runde, diesmal zu den Fleischschmankerln aus der Hausmannsküche. Hier gibts im Gegensatz zum Asiabuffet eine "Bedienung" die einem die gewünschten Fleischstücke schneidet und auf den Teller gibt. Ich bestelle von allem ein bisschen was weil es wirklich schmackhaft aussieht ..... und werde bitter enttäuscht. Der Schweinsbraten sehr trocken (was ich aber persönlich mag!), die Kruste dafür nur zum Verzehr geeignet wenn man einen kompetenten Zahnarzt zu seinen Freunden zählt. Abgesehen vom Härtegrad der irgendwo zwischen Quarz und Diamant liegt, schmeckt er auch nach gar nichts. Die Hühnerkeule war wirklich einfach NICHT gut, weiß nicht womit man die Würzen muss bzw. zubereiten muss, damit die so grauslich schmeckt. Die Stelze war ausser fett nur fett und hat sich nach dem Besuch noch die nächsten 6,5 Stunden konstant aus dem Magen gemeldet (zum Glück hab ich Rennie immer auf Vorrat). Das Fleisch (ich nehme an es sollte Roastbeef sein?) war OK aber auch keine Offenbarung. Einzig geschmacklich halbwegs gut waren die Spare Ribs, dafür waren auch die relativ trocken und die Knochen/Fleisch Ratio lag bei 80/20.
Von der Frau und dem "Geburstagskind" stibize ich noch einen Bissen Pizza, ein halbes Semmelknödel und ein bisschen Sauerkraut. Die Pizza ist qualitativ irgendwo bei Dr. Oetker zu finden, das Knödel war zwar von der Konsistenz her gut, aber geschmacklich mindestens so langweilig und ungewürzt wie das Sauerkraut.
Während ich mich im Auto noch vor meinem geistigen Auge durchs Buffet futtern sah wie Homer Simpson im Fischrestaurant, merke ich spätestens jetzt dass ich nach diesen beiden gut belegten Tellern langsam an meine Grenzen komme. Ich hole mir also noch das kleinste Schnitzel das ich finden kann und muss feststellen dass man an Schnitzeln wirklich nichts verkehrt machen kann ... leider ist dann aber wirklich Schicht im Schacht. Nach etwas rasten kann ich mich dann doch noch zum Nachspeisenbuffet durchringen und koste auch hier ein bisschen durch.
Tatsächlich finde ich die Nachspeisen sehr gut, Pancakes und Kaiserschmarrn sehr empfehlenswert, Schokocreme und Brownie ebenfalls - die Churros hätten ein bisschen weniger triefen können waren aber geschmacklich sehr gut.
Getränketechnisch sind wir bei den ungesunden Kindersaftln mit reichlich Zucker geblieben, die Zapfautomaten bieten die Basics wie Cola, Fanta, Sprite etc auch mit Geschmackszusätzen an, so kann man sich an Cola Kirsch oder Sprite Himbeer laben - ein definitives Plus von mir. Kaputt machens die "Slushies" ... der Himbeerslush ist einfach nur Himbeersirup mit Wasser halbgefroren .. und leider nichtmal der gute sondern der günstige vom Discounter :D
FAZIT: Teilweise ist das Essen wirklich auf absolut gutem Niveau, teilweise wars aber auch echt schade um die Lebensmittel. Wer jetzt keine hohen Ansprüche hat, einen trainierten Magen und mit dem Primärziel hingeht sich den Bauch bis übermorgen zu füllen ist hier wirklich gut bedient. Wer ein bisschen Wert auf ein schönes Ambiete und gute Speisen legt, sollte lieber das Budget um 5-10 Euro erhöhen und sich ein wirklich gutes Gericht mit Vor- oder Nachspeise und Getränken in einem guten Lokal gönnen. Ich fand die Erfahrung durchaus interessant, glaub aus eigenem Anlauf wird mich das Watertuin aber nicht mehr sehen.
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In der Tat, adn. Mir sagt bloß das Konzept nicht wirklich zu. Ein ähnliches Flair und Multi-Konzept hat das Gleisgarten im 12: Link War einmal dort und es wird vielleicht auch dabei bleiben. Gut, dass es Foristen gibt, die auch darüber berichten. Auch mein Dank mit HGL - LG vom Fan
Großartig geschriebene Bewertung, chapeau!
Danke für die ausführliche und toll beschriebene Rezension. Kommt auf meine "Not to Do"-Liste Eine Horrorvorstellung dieses Lokalkonzept. Mich wundert es, dass es das noch immer gibt.