Grundsätzlich ist man als Gastronom mit einer Immobilie wie dem „Schlossquadrat“ schon einmal gesegnet. Der Gebäudekomplex am Margaretenplatz geht bis in das 14. Jahrhundert zurück und war damals unter dem Namen „Niederer Hof“ bekannt. Das ehemalige Schloss ist heute Heimat für das „Gastro-Imperi...Mehr anzeigenGrundsätzlich ist man als Gastronom mit einer Immobilie wie dem „Schlossquadrat“ schon einmal gesegnet. Der Gebäudekomplex am Margaretenplatz geht bis in das 14. Jahrhundert zurück und war damals unter dem Namen „Niederer Hof“ bekannt. Das ehemalige Schloss ist heute Heimat für das „Gastro-Imperium Gergely“ und beherbergt das „Café Quadro“, das „Gergely’s“, die „Trattoria Margareta“, das „Hofstöckl“ und eben den „Silberwirt“. Außerdem gibt es in diesem Gebäudekomplex auch noch Wohnungen, Appartements sowie ein Polycollege.
Der Silberwirt hat meiner Meinung nach den schönsten und auch urigsten aller Gastgärten im Schlossquadrat, aber auch das Interieur des Lokals ist absolut gemütlich und stimmig eingerichtet. Schattenplätze gibt es im großzügigen Gastgarten genug – entweder durch die zahlreichen alten Bäume oder durch die große Doppelmarkise mitten im Garten. Bei Regen oder für Feiern etc. im Garten gibt es an einer Seite sowie im hinteren Bereich mit Holz überdachte Sitzgelegenheiten, wo man dann eher für sich sein kann. Das Ambiente ist einfach wunderbar und daher kann man auch nur ein SEHR GUT geben. Negativ fällt auf, dass bei Schönwetter der Gastgarten annähernd zu 100% ausreserviert wird. Man hat daher für Laufkundschaft kaum Plätze, weil man sich eben keine Tische zurückbehält – das finde ich nicht ideal.
Wir mussten uns zuerst einmal einen Tisch im Gastgarten suchen, wo wir noch ausreichend Zeit für einen Aufenthalt bis zur nächsten Reservierung hatten. Freundlich von einem der zahlreich herumschwirrenden Servicekräfte begrüßt, erhielten wir sofort die Speisekarte und bestellten unsere Getränke. Am Tisch parat standen bereits die Menage sowie die für das Schlossquadrat so typische Holzbox mit Besteck und Servietten. Meine beste Ehefrau von allen hatte einen Blauen Zweigelt vom Weingut Walter Glatzer, der sehr vollmundig und gehaltvoll war. Ein kräftiger und sehr guter Wein zu EUR 2,60 für das Achtel. Ein Soda-Zitron zu EUR 2,00 für ein Viertel löschte vorab ihren Durst – schön, dass der Zitronensaft separat zum Selberdosieren gereicht wird. Ich hatte das derzeitige Aktionsbier, ein „Sommertrübes Margaretner Bier“ (Zwickl) zu EUR 3,90, das wunderbar temperiert, sehr süffig und mild war. Generell sind die „Margaretner Biere“ im Schlossquadrat sehr zu empfehlen.
Zunächst hatten wir beide eine Frittatensuppe (EUR 3,10) – eine hausgemachte kräftige Rinderbouillon mit hausgemachten Frittaten, garniert mit frischem Schnittlauch. Die Frittaten waren sehr fein geschnitten und es wurde nicht damit gespart. Leider war die Suppe sehr stark versalzen, was wir auch reklamierten. Diese Information wurde dankend aufgenommen und unverzüglich an die Küche weitergeleitet. Wir aßen trotzdem auf und erhielten noch einmal eine Entschuldigung. Schade, aber das dürfte nicht passieren.
Danach hatten wir einmal die „Silber's bunte Salatschüssel mit Blattsalaten,
Paradeiser, Paprika, gekochtem Ei, Schinken- und Käsestreifen“ zu EUR 6,60 für die kleine Portion (die große Portion kostet EUR 9,20). Ausgesprochen frischer Salat, fein geschnittener Schinken und Käse, hartes Ei mit frischem Gemüse und einer sehr guten Senf-Vinaigrette wurden serviert - Gebäck ist nicht inkludiert und kostet EUR 1,10 je Stück. Die Menge war für eine kleine Portion mehr als ausreichend, das Mischen des Salates durch die randvolle Schüssel nicht gerade einfach. Qualitativ SEHR GUT!
Einmal das „In Kräuterpanade gebackenes Zanderfilet mit Knoblauchsauce und Erdäpfel-Vogerlsalat“ (EUR 13,80) – sehr schönes Zanderfilet in einer Kräuter-Sonnenblumenkern-Panade, kross gebacken aber leider auch zu Tode gebacken. Selbst an der dicksten Stelle war der Fisch trocken und keine Spur mehr von saftig – Zander ist ein sehr magerer Fisch. Garniert wurde das Gericht überdies mit welkem Salat – das gilt nicht einmal als Anfängerfehler. Schön war es jedoch zu sehen, wie groß doch ein Filet von einem Qualitäts-Zander sein kann (nicht wie bei TK-Ware) und davon gab es 1 ½ Stück – quantitativ sehr großzügig, die qualitative Ausführung jedoch leider nur MÄSSIG. Die hausgemachte Knoblauchsauce war tatsächlich hausgemacht, aber leider extrem versalzen. All das wurde von mir reklamiert und abermals mit heftiger Entschuldigung freundlichst und dankbar entgegengenommen. Eine angebotene Ersatzportion lehnte ich aber ab, da ich bereits etwa die Hälfte des Fisches verzehrt hatte und eine neue Portion sicher nicht mehr hätte essen können. Ich bin ein echter Gegner des Vernichtens von Lebensmittel. Die Knoblauchsauce jedoch war derart ungenießbar, dass ich sie austauschen ließ. Im Gegenzug erfuhren wir, dass an diesem Tag ein neuer Koch zum ersten Mal alleine in der Küche das Zepter schwang, und es auf Grund unserer und anderer Reklamationen – an Nebentischen gab es die gleiche Salzproblematik - bereits eine Krisensitzung in der Küche gab. Der Service agierte aber hier wirklich sehr professionell, was ich sehr positiv herausheben möchte. Der Erdäpfel-Vogerlsalat war frisch und geschmacklich ausgezeichnet, zwar nicht wie gewohnt mit Kernöl, dafür aber ebenfalls mit einer sehr guten Senf-Vinaigrette.
Abermals betonte der Service, wie wichtig es doch wäre, dass wir auch wiederkämen und bot uns von Ersatzspeisen über Dessert oder Kaffee einfach alles an. Im Zuge einer kleinen Plauderei mit „unserem“ Kellner wurde uns verinnerlicht, wie ernst man es hier mit dem Dienst am Kunden und der Zufriedenheit des Gastes nimmt. Daher bewerte ich den Service hier mit einem makellosen SEHR GUT.
Wir erhielten als von uns gewählte Wiedergutmachung einen ausgezeichneten kleinen Espresso (normal EUR 2,20) sowie einen wunderbaren Grappa Nonino „Vendemmia“ (Region Friaul, normal EUR 3,00 für 2cl).
Die Speisekarte ist mehr als ausreichend und abwechslungsreich, Klassiker wie Zweibelrostbraten, gekochtes Schulterscherzl oder ungarisches Krautfleisch fehlen natürlich ebenso wenig wie saisonale Angebote auf der Tages-/Wochenkarte (derzeit natürlich zum Thema Spargel) oder vegetarische Gerichte. Großer Wert wird bereits auf die Grundprodukte und die dazugehörigen Lieferanten gelegt – das bestätigt sich dann auch am Teller beim Gast. Ausreichende Informationen hierüber können in der Speisekarte nachgelesen werden, wo über die Herkunft der Grundprodukte offen informiert wird. Die Speisen sind durch die Bank hausgemacht und frisch (auch die Süßspeisen). Jetzt wieder im Speisenangebot gibt es die berühmte Silberwirt-Stelze, serviert auf einem riesigen Holzbrett mit Beilagen. Sonst muss man trotz der eher gehobenen Wirtshauspreise feststellen, dass bei vielen Hauptspeisen keinerlei Beilage dabei ist und somit ist diese extra zu bezahlen (um die EUR 3,20 – 3,50, Kernöl EUR 2,00) – finde ich weniger gut. Sehr gut ist jedoch, dass auch zahlreiche Speisen in einer „kleine Portion“-Variante angeboten werden, denn die Normalportionen sind hier schon sehr großzügig.
Fazit: ich empfehle das Lokal trotzdem ich heute großes Pech hatte, weil ich einfach noch immer an die gute Qualität des „Silberwirt“ glaube. Das Ambiente ist wunderschön, und man kann hier wohl leicht „versumpern“. Hausgemachte Kracherl aus naturreinen Früchten sowie diverse Natursäfte runden das Getränkeangebot zu Bier & Wein ab und sind auch nicht oft in dieser Form zu haben. Die Weinkarte hat eine schöne Auswahl bestückt mit Österreichischen Weinen, die per Flasche eigentlich schon als eher günstig anzusehen sind (Gernot Heinrich, Peter Artner, Walter Glatzer, Karl Lagler usw.). Die Sanitäranlagen sind sauber gepflegt und sehr ordentlich. Der Internetauftritt ist wie das gesamte Schlossquadrat sehr professionell und informativ.
Mir ist bewusst, dass sich der Silberwirt bezüglich der Speisen nicht in seinem üblichen Standard bzw. auf seinem üblichen Qualitätsniveau präsentiert hat. Zahlreiche Restaurantbewertungen in welchem Medium auch immer sowie Erfahrungen von Bekannten (auch meine beste Ehefrau von allen war schon einmal hier) bestätigen mir, dass dieses Erlebnis für den Silberwirt eigentlich absolut unüblich ist. Trotzdem muss ich aber vorerst einmal die Speisen mit MÄSSIG bewerten und hoffe, das auch schlüssig begründet zu haben. Wir kommen aber definitiv wieder, denn dieses Lokal verdient eine zweite Chance und dann gibt es ein Update und hoffentlich auch ein Upgrade!
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