Was tun, wenn man die Liebste grad für einen Mädels-Abend im Vierten abgesetzt hat und es einem nach a)Pizza und b)derselben in einem Lokal, das man noch nicht besucht hat, gelüstet? Richtig, man konsultiert ReTe, liest Bewertungen und entscheidet sich für das „Margareta“ im Schlossquadrat.
Da...Mehr anzeigenWas tun, wenn man die Liebste grad für einen Mädels-Abend im Vierten abgesetzt hat und es einem nach a)Pizza und b)derselben in einem Lokal, das man noch nicht besucht hat, gelüstet? Richtig, man konsultiert ReTe, liest Bewertungen und entscheidet sich für das „Margareta“ im Schlossquadrat.
Das Glück war auf meiner Seite, einen Parkplatz in dieser Gegend an einem Freitag Abend zu finden, ohne -zig Runden drehen zu müssen, ist schon bemerkenswert.
Das „Margareta“ ist Teil von Stefan Gergely’s Schlossquadrat-Lokalfamilie und ich bin durchaus gespannt, was mich erwartet.
Wenn man das Lokal betritt, sieht man zu allererst eine moderne Schank, die offenbar im Raucherbereich des Lokals ist. Zur rechten Hand gibt es einen, durch eine Glastür abgetrennten Nichtraucherbereich. Der deutlich größere Bereich ist der Raucherbereich, - nicht verwundernd, Herr Gergely ist oft und vehement gegen die staatlich verordnete Trennung aufgetreten. Es sei hier aber vermerkt, dass Herr Gergely stets die Installation bester Entlüftung propagiert hat, im Margareta ist dies deutlich spürbar. Der Raucherbereich ist nicht „verraucht“, ich bin geneigt, zu glauben, dass sogar Nichtraucher das Näschen hier nicht rümpfen würden. Vorbildlich.
Ich werde freundlich empfangen, allerdings wird mir gesagt, dass im Raucherbereich zur Zeit kein Tisch frei sei. (im Nichtraucher schon, aber das lehne ich dankend ab). Ergo werde ich höflich an die Bar gebeten, ich möge etwas trinken, es würde nicht lange dauern. Gesagt, getan, nach nicht einmal zehn Minuten war ein Tisch frei.
Das Ambiente ist elegant, aber nicht kühl. Das Lokal ist in einem alten Haus untergebracht, einem Gewölbe, die geschwungenen Decken sind crèmefarben gestrichen, Wände und Bänke in terracotta Tönen, Tische und Sessel in dunklem Braun. Sehr gemütlich. Herr Gergely hat, analog zur Lüftung, auch an der Einrichtung nicht gespart, das sieht man. Die Durchreiche zur Küche ist elegant mit Chrom/Glas verkleidet, der Arbeitsplatz des Pizzaiolo modern, optisch aufgeräumt und ebenfalls durchaus elegant. Feine Sache.
Ich widme mich dem Studium der Karte: reichhaltig ist sie, die Karte, man findet Antipasti verschiedenster Art, Suppen (Pomodoro, Minnestrone, Pesce), 20 verschiedene Pizze, Paste, Risotti, Pesce, Kindergerichte, Desserts (nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, sondern u.a. „Hausgemachte Mascarpone-Ravioli im Mokkateig
mit Krokant und Pfirsich-Semifreddo“) und Käse, dahinter die Getränke, Aperitif, Bier, Wein und Nichtalkoholisches. Kaffee von der Rösterei Heissenberger wird angeboten, dazu 7 verschiedene Grappe. Vielversprechend.
Nachdem mir der Sinn nach Pizza stand, wende ich mich dieser Sektion zu. Sympathisch fällt auf, dass a) überall Mozzarella verwendet wird und b) bei jeder Pizza „Paradeiser“ steht, und nicht Tomatensauce. Ein Pluspunkt.
Ich entscheide mich für eine Pizza „di Stefano“, die in roten Lettern auf der Karte steht und sich für mich durch den Vermerk „scharf“ aufdrängt. Stefano dürfte der Pizzaiolo oder Chefkoch sein, es gibt weiter unten in der Karte (ebenfalls rot) „Ravioli di Stefano“, allerdings konkurrieren diese mit den (ebenfalls in rot geschriebenen) „Tagliatelle Davide“. Ein Wettbewerb der Köche, who knows?
Sehr positiv möchte ich an dieser Stelle meinen Kellner, Matteo, erwähnen. Perfekter Service, aufmerksam, schnell und sehr freundlich. Kompetent berät er mich bei der Weinwahl, aufmerksam nimmt er meine Bestellung auf. Meinem Wunsch, die Pizza „di Stefano“ (Paradeiser, Mozzarella, pikante Salami, Speck, Zwiebel, Mais, Pfefferoni) mit Schinken an Stelle der Salami, dafür aber mit einem Ei und, bitte, extra scharf zu servieren, wird höflich entsprochen. Matteo erklärt mir, es würde nur das Ei zusätzlich verrechnet, und für die Schärfe würde er mir ein spezielles „olio pepperoncino“ bringen. Perfetto.
Wenig später kam er auch schon, der Fladen, von der Größe knapp auf den Teller passend, und optisch sehr ansprechend. Den Schinken hatte ich bestellt, um zu sehen, ob wie so oft der Toastblock „the weapon of choice“ war - und nein, ich wurde positiv überrascht. Guter Schinken, so soll’s sein. Kein quadratisches Press-Irgendwas. Die nächste positive Überraschung fand sich in Form einiger, frisch geschnittener Peperoncini, - endlich hat ein Pizzaiolo verstanden, dass es mehr gibt, als die so oft verwendeten, laschen Ölpfefferoni. Der Teig ist dünn, knusprig, aber nicht zu fest, geschmacklich absolut in Ordnung. Der Käse ist eindeutig Mozzarella, kein Pizza “käse“. In Summe eine sehr, sehr gute Pizza.
Danach ordere ich meine zwei obligaten Espressi ristretti, hier allerdings schwächelt Herr Gergely. Ohne der Rösterei Heissenberger nahe treten zu wollen, - zu dünn ist die Suppe, - äh, der Kaffee. Ist’s die Portionierung, das Wasser, die Maschine? Ein echter italienischer „ristretto“ muss fast dickflüssig sein, dunkel und bitter, mit reichlich „crema“, - beide Espressi, die ich bekam, waren wässrig und schwach. Der Sauvignon - Grappa von Nonino, den mir Matteo dazu empfiehlt, schafft es, die Niederlage ein wenig zu lindern, ein Nachgeschmack von „schade“ bleibt dennoch.
Mein Abendessen schlägt sich mit knapp 35 € zu Buche, ein fairer Preis für Qualität und Ambiente dieses Abends. Bemerkenswert, dass Matteo vor der Abrechnung mit seinem Pocket-PC zu mir kommt und jeden Posten der Rechnung noch einmal durchgeht und sich bestätigen lässt, dass alles seine Richtigkeit hat. Überhaupt hatte ich, allein am Tisch sitzend, Gelegenheit, den Service zu beobachten. Keine Minute, in der Matteo nicht Teller hergerichtet hat, andere Gäste nach weiteren Wünschen gefragt hat, mit der Parmigiano-Mühle zu den Tischen, an denen Pasta gegessen wurde, gegangen ist, - ganz große Verneigung vor einem wirklich perfekten Service.
Fazit: er macht’s schon richtig, der Gergely. Rauchertrennung (mit geschlossener Glastüre), wie vom Gesetz gefordert, aber auch ein perfekt belüfteter Raucherbereich. Tadelloser, wirklich tadelloser Service, elegantes Ambiente, das vermag, trotzdem gemütlich zu sein, gute Produkte, die man positiv vermerkt, und das alles zu Preisen, die in Ordnung sind.
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Genau, Meidlinger, ist ja, was ich geschrieben habe. It's a fine line, knusprig - gut, hart - verpasst und daher leider nein. Ich hatte meine Pizza manchmal "knuspriger" bestellt (weil ich das mag), oft ging's gut, manchmal wurde der perfekte Zeitpunkt um Sekunden/Minuten überschritten und der Rand war zu hart.