Das Restaurant Hatam in der Währinger Straße, mir bekannt, seit ich in Wien wohne, hat sich mit der Zeit immer mehr als mein liebstes persisches Restaurant herauskristallisiert (nicht ganz von Anfang an, denn als ich begann, mich für exotische Küchen außer der chinesischen zu interessieren, da ga...Mehr anzeigenDas Restaurant Hatam in der Währinger Straße, mir bekannt, seit ich in Wien wohne, hat sich mit der Zeit immer mehr als mein liebstes persisches Restaurant herauskristallisiert (nicht ganz von Anfang an, denn als ich begann, mich für exotische Küchen außer der chinesischen zu interessieren, da gab es auf Währinger Straße 26, etwas näher beim chemischen Institut, einen anderen hervorragenden Perser).
Ja, persisch ist das richtige Attribut für die gastliche Stätte: Neben Dekor aus der islamischen Zeit gibt es reichlich auch solches aus der altpersischen und hellenistischen. Die Betreiberfamilie, laut „Wien, wie es isst“ seit drei Generationen an diesem Ort tätig, ist offensichtlich säkular eingestellt: Die Damen tragen keinen Tschador, und das gilt im Allgemeinen auch für die oft zahlreichen Gäste mit persischen Wurzeln. Die Möblierung des Lokals ist in dunklem Holz gehalten, die Tische sind weiß eingedeckt, die Sitzgelegenheiten (Sessel wie Bänke) sehr bequem und zum Verweilen einladend (keine Nachmittagspause, es liegen auch Zeitschriften auf). Es ist nach wie vor ein Raucherlokal; ein Schanigarten ist vorhanden.
Meine persische Lieblingssuppe ist Asch, eine würzige Linsensuppe mit einem Klacks Sauerrahm. Die Hauptspeisen, so wie dort zubereitet, teilen sich in zwei Gruppen, gedünstet und gegrillt. Die gedünsteten Speisen sind Eintöpfe diverser Fleischsorten (Rind, Lamm, Huhn, einmal auch Ente) in Kombination mit verschiedenen Gemüsen (Hülsenfrüchte, Paradeiser etc.) mit milder, doch interessanter Würzung. Es gibt natürlich auch rein vegetarische Varianten. Basis der Mahlzeit ist eine große Portion von hervorragendem Langkornreis (obenauf dabei ein Bisschen Safranreis), eine Sorte, wie sie mir in Wien bisher noch in keiner anderen Nationalküche untergekommen ist.
Die gegrillten Speisen sind auch aus den erlaubten Fleischsorten (das Tabu ist, auch in der Küche anderer islamischer Länder, anscheinend noch viel strenger als das Gebot, Alkohol zu meiden, das, auch historisch, konsequent nur in Teilen der arabischen Halbinsel eingehalten worden ist) zubereitet. Es werden dabei die „edlen Teile“ (Filet, Beiried) verwendet (den Adana Kebab aus Faschiertem gibt es daneben auch). Garungsgrad und zarte Konsistenz des Fleisches sind immer vorbildlich. Auch die gegrillten Speisen sind im Allgemeinen mild gewürzt, außer dem nachbarlichen „Kaukasischen Grill“, der ist ein Bisschen pikant (aber kein Vergleich mit wirklich scharfen Nationalküchen).
Es gibt die Grillspeisen alle in der Standardversion „mit Reis und Salat“, doch das ist die „angepasste“ Variante. Der wahre Freund des Orients nimmt „Chello – Reis“, das ist das gleiche Reisgebirge wie bei den gedünsteten Speisen, mit einem Stück Butter und einem Eidotter (der kann weggelassen werden, wenn jemand rohes Ei nicht mag) zum Hineinrühren, einer Zwiebelscheibe und einem gegrillten Paradeiser.
Bei säkularen Persern gibt es natürlich auch etwas Anständiges zu trinken: Das Bier hat mir immer gut gemundet; es gibt, neben exquisiteren Kreszenzen, einen human kalkulierten (Vierterl zu 4,40 €) guten Zweigelt (Hafis und Khayyam hätten ihre Freude gehabt).
Das Service ist sehr freundlich und aufmerksam und gibt bereitwillig Information über Dinge, die jemand noch nicht kennt. Die Preise bei meinem letzten Besuch: Suppe um 4 €, Hauptspeise (gegrilltes Lammbeiried, mit Chello – Reis) um 12,50 €, Vierterl Zweigelt um 4,40 €. Das Preis – Leistungs – Verhältnis ist sehr gut.
Fazit: Ein Lokal, das ich immer wieder gern besuche und guten Gewissens empfehle.
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