am 11. Jänner 2012 · Update 5. Feb 2012
SpeisenAmbienteServiceIch war wieder mal beim "Pumpe". Gleich vorweg: Nichtraucherlokal, es gibt nicht einmal mehr das Raucher-Extrastüberl. Einzig der Innenhof darf, sofern nicht sibirische Kälte wie etwa jetzt im Februar herrscht, "beraucht" werden.
Die legendäre Chefin, Urgestein der Klagenf...Mehr anzeigenIch war wieder mal beim "Pumpe". Gleich vorweg: Nichtraucherlokal, es gibt nicht einmal mehr das Raucher-Extrastüberl. Einzig der Innenhof darf, sofern nicht sibirische Kälte wie etwa jetzt im Februar herrscht, "beraucht" werden.
Die legendäre Chefin, Urgestein der Klagenfurter Gastronomie, leidet keineswegs unter dieser Entscheidung, im Gegenteil, in puncto Speisen gibt es ein gewaltiges Umsatzplus, weil in einem rauchfreien Lokal auch gern gegessen wird. Und das in einem Lokal, wo Hofrat und Arbeiter gleichermaßen ihr Bier bestellen.
No na, für mich wiederum eine Bestätigung mehr. Wer ein tolles Lokal hat, hat auch mit Rauchverbot IMMER Gäste. Warum ist das so außergewöhnlich? Genau, ist es eben nicht.
Wenn ein Lokal nur deswegen attraktiv ist, wenn man rauchen darf, ja dann muss man sich schon fragen, ob das Lokal sonst gar nichts zu bieten hat? Eben - darüber sollten mal unfähige Gastronomen und nicht denken wollende Gäste reflektieren ;-)
Ich werde also weiterhin über erfolgreiche, rauchfreie Lokal berichten, um zu zeigen, dass es ohne Rauch immer geht.
Zurück zum Haus: niemand sagt "Gasthaus zum Großglockner", auch wenn's groß in alten Lettern draufsteht.
Der "Pumpe" ist in Klagenfurt für Klagenfurter unbestritten eine Institution, das steht nicht im Reiseführer, sondern das weiß man, wenn man einige Male dort sein Bier und sein Gulasch eingeworfen hat.
Das historische Gebäude, das äußerlich einem alten Dorfgasthaus ähnlich sieht, besitzt einen Innenhof, der dank der Balkone an Innenhöfe am Wiener Spittelberg erinnert.
Die Stube selbst setzt das Dorfgasthausfeeling fort, alte hellbraune Bänke und die klassischen Wirtshaussessel. Dazu ein Lärmpegel, der dieses alte Stereotyp noch einmal unterstreicht.
So ganz nebenbei: ein Haider-Portrait hängt wie ein Heiligenbild an der Wand. Ich nehm's zur Kenntnis und schmunzle darüber.
Und der Service. Manche Gesichter gibt's zwar nicht mehr, aber es scheinen immer wieder Charaktere "gecastet" zu werden, die den hohen Ansprüchen gerecht werden müssen: viel Bier zu tragen, flott zu sein - und die größte Goschn bis jenseits des Benediktinerplatzes zu haben.
Will heißen: wer einen Pfiff Bier bestellt, weil ein kleines nimmer runter geht, der risikiert folgendes: "Olta, bestöll a Bier, oda loss es!"
Oder, anlässlich einer Einladung von vier Geschäftspartnern aus Italien, wollte einer der Italiener zu seinem Gulasch frisch geriebenen Kren serviert bekommen (weil er irgendwo schon mal Kren gegessen hatte, zwar nicht zum Gulasch, aber egal).
Den Kren hat er nach mehreren ungläubigen Nachfragen auch kopfschüttelnd bekommen, aber zuerst kam mal die Ansage:
"Olta, frog deine Freind, ob se wohl sicha sand, wos sie da bestölln!"
Die "feine" Klinge ist also hier Programm, wer das nicht versteht, darf dorthin nicht nach dem Theaterabend hingehen und glauben, er dürfte nach Kaviar fragen.
Es geht also erdig zu - aber das soll auch so sein. Dafür gibt's über die wichtigsten Punkte hier kaum was zu meckern.
Das frisch gezapfte Bier fließt hektoliterweise - und schmeckt immer.
Das Gulasch, ob mit frischen Semmerln oder - besser - mit Knödel ist so, wie ein Gulasch schmecken soll: ordentlich eingedickt, aber nicht abgestanden, das Fleisch hat eine ordentliche Portion "Gelee" in der nicht übertrieben faserigen und nicht trockenen Struktur. Aufstoßen tut man das Festmahl auch nicht drei Tage lang, wie in so manchem anderen Gasthaus.
Der Saft ist reichlich, fruchtig intensiv. Der Knödel ist fest, aber nicht so, dass man ihn über das Hausdach schießen könnte. Der oft gemachte Fehler, den Knödel zu sehr im Wasser liegen zu lassen, wird hier auch nicht gemacht. Gut ihm Anbiss.
Was ich hier allerdings auch bekomme, ist ein außergewöhnlich gutes Kalbschnitzel. Von der Stärke her enorm (also nicht diese ewig plattgewalzten Schweinsschnitzel, die 5cm über den Tellerrand drüberragen, sondern ein stattliches, gut 1,5cm dickes, aber saftiges Kalbschnitzel aus der Pfanne. Das erkennt man an den "Auflagepunkten", die es vom Pfannenboden bekommen hat.
Tadellos, zart, ohne Knorpel.
Auch die Kartoffeln sind über dem Durchschnitt anzusiedeln. Petersilie reichlich, schnittfest, leicht gesalzen.
Fazit: ein unkomplizierter, legendärer Besuch: kräftiges Du-Wort, ein deftiges, aber wirklich gutes Festmahl und ein paar Bier zuviel mit Freunden - oder Geschäftspartnern. Das kriegt man hier, nicht mehr und nicht weniger.
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weuzi: Unsinn. Alzi hat schon Recht mit seiner Beschreibung. Vor allem, was hat das mit dem Wirt zu tun? Die Hirter Botschaft hat übrigens auch eine solche "Ulrich-Schüssel" ;-)