Christian Cabalier ist zurück in Österreich. Nach Jetset-Destinationen wie Zermatt und Lech am Arlberg sowie Zagreb und Wien ist er ausgerechnet in Klagenfurt angekommen.
Besser noch: ein Marktlokal am Benediktinermarkt, so etwas wie die Kärntner Rumpfvariante des Meidlinger Marktes, sollte es ...Mehr anzeigenChristian Cabalier ist zurück in Österreich. Nach Jetset-Destinationen wie Zermatt und Lech am Arlberg sowie Zagreb und Wien ist er ausgerechnet in Klagenfurt angekommen.
Besser noch: ein Marktlokal am Benediktinermarkt, so etwas wie die Kärntner Rumpfvariante des Meidlinger Marktes, sollte es werden.
Cabalier, der hoffentlich möglichst wenig mit einem südostösterreichischen Lederhosenvertreter zu tun hat, will nach einem Vierteljahrhundert voller Großprojekte so etwas wie „kulinarisches Downshifting“ betreiben – Küche für jedermann/-frau, an einem Ort der Begegnung.
Was wäre dafür besser geeignet als ein Marktlokal - mit den obligaten Kleintischen, mit sonnendurchflutetem Blick auf das geschäftige Treiben zwischen den Marktständen?
Das Rezept passt: kleine Tageskarte, frische Produkte vom Markt, selbstgemachte Teigwaren.
„Mini-Kärntner Nudeln to-go“ soll es auch bald geben.
Na dann nichts wie hin – Biogemüse kaufen, frisches Roggen-Dinkelbrot, einen herrlichen Zwetschkenfleck, um dann einen der einfachen Tische unter der Markise zu ergattern.
Der Kellner bringt das Klemmbrett mit der Tageskarte.
Toskanische Tomatensuppe mit Brotwürfel und Parmesan.
Frischkäse-Lasagne mit Bärlauchpesto und Zitronensenf. Der Kellner mit dem vorsichtigen Hinweis auf die eher kleine Portion.
Kärntner Kasnudel mit Blattspinat, Bärlauch, Tomaten, geräuchertem Ricotta.
Venezianische Kalbsleber gäbe es auch. Prossima volta.
Keine selbstgemachten Säfte, die ich hier eigentlich fast instinktiv erwarten würde. Vielleicht wird das noch?
La zuppa toscana kommt als ordentlich dicke pappa daher, fein duftig und schön angenehm süßlich, nicht überwürzt, ohne die nervende Tomatensäure. Wirklich gut – und mit knapp unter 4 Euro auch nicht wirklich überteuert.
amarona ist wirklich zufrieden mit den sehr ansprechend aussehenden Kasnudeln, dann kommt amarones „Lasagne“.
Das äußerst hübsch angerichtete Arrangement ist denkbar einfach wie mager: ein 3cm-Durchmesser-Türmchen, bestehend aus je zwei Scheibchen perfekt angebratener Kartoffel und fein-cremigem Frischkäse, ähnlich einem Piemonteser Tomino: Link
Garniert mit je einem Miniatur-Batzerl Pesto und Zitronensenf. Formidabel.
Die Hauptdarsteller harmonieren wirklich wunderbar miteinander – nur: selbst der bekanntlich Großportionen meidende amarone fragt sich nach diesem kleinen Gustohappen wirklich, ob da vielleicht noch was kommt? Mehr als ein Gruß aus der Küche für gar nicht wohlfeile 7,50 war das sicher nicht.
Cabalier: „Die Türen der Kochwerkstatt sind für Jedermann und –frau geöffnet und ich hoffe, damit einen Ort der Begegnung und des Austausches zu schaffen."
So weit, so gut. Ich hoffe nur, dass auf einem schwierigen kulinarischen Pflaster wie Klagenfurt – obendrein am Benediktinermarkt – dieses Experiment mit exklusiven Appetithappen die doch relativ sparsame Klagenfurter Bevölkerung auf lange Hinsicht nicht an den günstigeren Nachbarn mit Ritschert und Maischerl verliert.
Fazit: wirklich gut, aber: Klagenfurt ist eben doch nicht Zermatt, Lech oder Velden.
Angeblich sind die sogar über 15 Ecken verwandt, die halblustige Lederhose kocht allerdings sehr dünne Süppchen ganz anderer Art.