Eine schnelle Pizza im 9. Bezirk. Aber was für eine!
Nachdem ich ja bereits über die Trattoria Napoletana (der Eintrag und die Homepage weisen sie noch als Ristorante Napoletano aus) berichtet habe, fehlte eigentlich nur mehr die original napoletanische Pizza.
Der Schwesterbetrieb ist ja gle...Mehr anzeigenEine schnelle Pizza im 9. Bezirk. Aber was für eine!
Nachdem ich ja bereits über die Trattoria Napoletana (der Eintrag und die Homepage weisen sie noch als Ristorante Napoletano aus) berichtet habe, fehlte eigentlich nur mehr die original napoletanische Pizza.
Der Schwesterbetrieb ist ja gleich nebenan, teilt sich sogar die Hausnummer.
Gleich vorweg: das war sicher nicht meine letzte Pizza hier.
Warum: sicher nicht wegen dem Interieur. Ok, recht gemütlich, die Farbgebung geht irgendwo ins Dunkle, mit Rot- und Orangetönen, Ziegelwänden usw.
Doch der Eingangsbereich ist Raucherbereich, wie so oft in der zahnlosen Umsetzung des Nichtraucherschutzes. Aber gut, ich lasse mich in den kleinen Nichtraucherbereich weiterführen, der allerdings nicht so wirklich einladend wirkt wie der vordere, optisch heimeligere, freundlichere Bereich. Man fühlt sich ein wenig „abgeschoben“, man „büßt“ als Nichtraucher also fast ein wenig dafür. Dazu kommt, dass die Plastiksessel gar nicht bequem sind und bei jeder Bewegung ein „wunderbares“ Geräusch von sich geben.
Nun aber zum Erfreulichen. Die einzige Signorina im Haus ist keine Italienerin, aber ordentlich flott unterwegs und hat soweit alles im Griff, Sonderwünsche werden korrekt aufgenommen und auch so umgesetzt. Die restlichen Ragazzi sind ein wenig gemütlicher unterwegs und haben offenbar vollstes Vertrauen in die flotte Madame.
Die Karte beschränkt sich wie das Interieur auf das Wesentliche: Pizza, Foccaccia, ein paar Desserts, und zum Frühstücken ein paar Sfogliatine, also allerlei Blätterteigartiges, gefüllt wie ungefüllt zum Cappuccino.
Die Pizze räumen abgesehen von den Klassikern mit den üblichen Verdächtigen auf, da finden sich auch Varianten mit Provola und Porchetta (einer italienischen Art von Schweinsbraten).
Auch mit dabei: eine reiche Auswahl an Pizze bianche, also weißen Pizzen. Damit sind jene gemeint, die ohne Tomantesauce zubereitet werden. An zwei Nebentischen sorgt das hörbar für Verwirrung, la vera Italia ist eben anders als das Kebap-Pizzahaus ums Eck.
Ich mag’s wie immer klassisch und ordere meine Margherita, natürlich aber mit Mozzarella di bufala. Zwar sind wir von napoletanischen Preisen immer noch meilenweit entfernt (2006: 3,20 Euro für eine Margherita, die dort IMMER mit Büffelmozzarella und nix anderem belegt ist), doch der Aufpreis für Büffelmozzarella (2 Euro) ist hier wirklich sehr fair.
Man muss halt beim Büffelmozzarella die etwas wässrige Eigenschaft in Kauf nehmen. Aufschneiden und ohne Besteck essen geht also nicht.
Die Pizza kommt: Schönheitspreis gewinnt sie keinen, doch hier kommt eine echte Holzofenpizza. Und sie schmeckt traumhaft: Der Teig hat kaum Brandstellen, der Pizzaiolo hat ein perfektes Timing hinbekommen. Außerdem ist der Teig, obwohl er ordentliche Randwülste hat, sowas von zart, dass die Beißerchen durchgehen wie durch eine frische Brioche, schon erstaunlich, ich bewundere meine Stronzetti immer wieder, wie sie das so hinbekommen, cazzeruola! Auch sorgt die Pizza für keine Nachwehen, bläht also nicht, was bedeutet, dass sie auch durch war.
Man kennt das ja, man kommt aus der Pizzeria raus und fühlt sich irgendwie „angebampft“. Nicht hier!
Belag: die frischen Tomatenstücke gebe ich mal zur Seite, das ist nicht meins. Aber die Salsa ist hausgemacht, mit besten Tomaten, und das schmeckt man.
Der Mozzarella zeigt, was er kann, das ist kein Allerweltskäse, das Aroma ist eindeutig anders als bei einem 08/15-Supermarkt-Mozzarella. So will ich das!
Dass sich auf der Pizza Basilikum tummelt – und kein Origano, bräuchte man eigentlich nicht zu erwähnen.
Dolce: die Signorina beschwört, dass die Profiteroles hausgemacht sind, so auch das Tiramisu, das allerdings laut ihrer Auskunft noch keine Zeit hatte, im Kühlschrank länger zu rasten als ein paar Stündchen. Es wäre also erst am nächsten Tag zu essen.
Die Profiteroles enttäuschen mich aber nicht, nur die wohl nicht hausgemachte, dunkle Schokosauce hätte man sich sparen können. Wäre auch so eine feine Sache gewesen:
schöne „moussige“ Sauce, darunter verstecken sich die Brandteigkugeln mit standesgemäßer Cremefüllung.
Fazit: ich bin gesättigt aber nicht vollgefressen. Dieser Besuch verdient eine Fortsetzung, auch wenn das Äußere bzw. der erste Eindruck (Raucher/Nichtraucher-Trennung, Plastiksessel) täuscht.
Wer einfach richtig gute Pizza will, die vielleicht auf den ersten Blick nicht so ist, wie man sie anderswo kennt, der ist hier genau richtig. Sie ist sehr authentisch und schmeckt mit jedem Bissen besser. Sie ist eben so, wie man sie in Süditalien macht, sie vielleicht hier viel zu selten vorgesetzt bekommt.
Pizza per avanzati - für Fortgeschrittene!
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