Kriegt der Oscar einen Oscar? Nicht so ganz.
„Der Oscar“ hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. War das Lokal an der großen Kreuzung St. Veiter Straße/St. Veiter Ring vor Jahren mal ein Teil der Lokalgruppe rund um das Bierhaus Augustin (Domgassner, Gasthaus im Landhaushof), so wurde es p...Mehr anzeigenKriegt der Oscar einen Oscar? Nicht so ganz.
„Der Oscar“ hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. War das Lokal an der großen Kreuzung St. Veiter Straße/St. Veiter Ring vor Jahren mal ein Teil der Lokalgruppe rund um das Bierhaus Augustin (Domgassner, Gasthaus im Landhaushof), so wurde es plötzlich still um das feine Restaurant.
Das „purpur“, ein hippes Restaurant eines erfolgsverwöhnten Veldener Szenegastronomen zog ein – und sollte noch weniger Erfolg haben.
Und siehe da – nach einigen Jahren Pause prangt wieder das „Urlogo“ des Oscar auf den Markisen. „Hausherr“ BKS-Bank hat das Schmuckstück unter ihre Fittiche genommen und einen Küchenchef mit Rang und Namen engagiert: Thomas Guggenberger, früher im Karnerhof am Faaker See beschäftigt (2 Hauben).
Hier sollten aber trotzdem etwas kleinere Brötchen gebacken werden: das Lokal ist nicht klein, speisende Gäste sollte man also schon reinbringen, die Rezeptur dafür heißt „Haubenniveau“ zu gutbürgerlichen Preisen.
Dann schauen wir mal, ob das gelingt.
Das Lokal ist wie gesagt nicht klein, viele Tische für 4-6 Personen, an einer Fensterfront reihen sich viele Zweierkombinationen aneinander. Gemütlich bis modern, edle dunkle Farben treffen auf charmantes Weiß.
Die Servicecrew ist bestens gekleidet, man gibt sich beim Service keine Blöße und findet zur rechten Zeit das richtige Wort. Beim Wein begnügt man sich nicht nur mit der Rebsorte, sondern kennt die Winzer in- und auswendig.
Schade nur, dass die Weine selbst eher in die internationale Geschmacksrichtung gehen, sehr viel parfümierte Frucht, allzu viele „Holznoten“, vor allem beim Roten. Da fehlen mir dann doch meine „Paradewinzer“.
Gedeck: um 1,50 gibt’s helles und halbdunkles Baguette, nichts Besonderes, dazu Oliven (nicht für mich), weiche Butter und einen Liptauer, der jede Menge Gurkenbröckerl versteckt.
Abendmenü „Klassik“ zu 34 Euro.
Es kommt ein Beef Tartare mit Paprikahonig (sehr fein, geht entfernt in die Richtung Cumberland) und einer Extraportion Marinade. Dazu eine Pipette (!) voll mit scharfem Öl.
Letzteres hilft mir, die auch hier zuhauf vorhandenen Gurkenstückerln dezent zu übertünchen. Das Beef ist handwerklich sehr gut verarbeitet, aber die Gurken sind meiner Meinung nach kein Kompliment für bestes Rindfleisch. Meine Meinung.
Herr Guggenberger wird’s mir verzeihen müssen: der Vergurkung des Speiseplanes muss Einhalt geboten werden! ;-)
Ein Zanderfilet mit Thymianlinsen, Erdäpfelgnocchi und Speck“krusteln“.
Der Thymian hält sich vornehm zurück. Der Zander ist brav gebraten, die Gnocchi angenehm gummig-bissfest, der Speck lädt seine Intensität nicht zu sehr über den Fisch. Das ganz große Geschmackserlebnis bleibt aber aus. Es schmeckt, das „Aha“ entkommt mir aber nicht.
Dessert: Orangeneis, Marzipanmousse. Optisch sehr schön arrangiert, wie eigentlich alles zuvor. Orange und Marzipan verbinden sich logisch miteinander, die Konsistenz passt, beim Mousse durfte ein wenig Gelatine nachhelfen. Fein, aber auch hier fehlt mir das Außergewöhnliche.
Caffè und Grappa: etwas dünner Espresso, der gute Grappa von Poli wird in einem 30cm hohen Miniaturkelch gebracht.
Fazit: wenn man von meiner Gurkenphobie mal absieht, gibt sich die Küche keine wirkliche Blöße. Die ganz großen Überraschungen bleiben für meine Geschmacksknospen aber aus.
Erwartungen erfüllt ja, übertroffen allerdings nicht wirklich, immerhin macht die Rechnung über 50 Euro aus. Nicht extrem, aber auch nicht wirklich wenig.
Interessant könnte aber ein Mittagsbesuch werden, da sollte ich mal wieder vorbeischauen.
Hilfreich12Gefällt mir4Kommentieren
adn: siehe Forum "Gurken und Tomaten" ;)