Sutterlüty SB-Restaurant
Hofriedenstraße 32, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Billig, aber nicht preiswert. Nette Terrasse.
SpeisenAmbienteService
13. Jun 2013
Da habe ich noch groß in meinem Lochau-Guide geschrieben: „Gut geeignet für einen günstigen Happen in der Mittagspause.“ Ich bin meiner eigenen Emp...MehrDa habe ich noch groß in meinem Lochau-Guide geschrieben: „Gut geeignet für einen günstigen Happen in der Mittagspause.“ Ich bin meiner eigenen Empfehlung gefolgt (!) und habe das SB-Restaurant von Sutterlüty in Lochau heute gegen 3/4 1 getestet. Na prack ...
Ich betrete das Geschäft. Links ist der Supermarkt, rechts, nicht das SB-Restaurant. Man kann dort auch beispielsweise eine Leberkäsesemmel ordern und die dann im Laden bezahlen. Aber ich bin ja hier, um zu Essen. Den „point of entry“ zu finden ist nicht ganz einfach, weil nicht offensichtlich: man beginnt ganz links, wo auch Tabletts und Besteck liegen. Die Essensangebote sind auf den Overhead-Tafeln hinter dem Tresen abzulesen. Ich wähle das Aktionsmenü: Fleischbällchen mit Tomatensauce und Risotto-Reis. Inklusive Suppe oder Salat (ich nehme die Gemüsesuppe) 6,90 Euro.
Die Damen hinter dem Tresen wirkt etwas desorientiert. Sie hat den Blick nach hinten offensichtlich selbst noch nicht gewagt oder noch keine Kundschaft bedient; jedenfalls kennt sie sich mit dem eigenen Speisenangebot nicht gut aus. Das Anrichten passiert rustikal: mit den eigenen Händen werden die Fleischbällchen auf den Teller bugsiert. Immerhin sind Handschuhe im Spiel. Ich gehe zur Kassa, schnappe mir noch eine Cola Light-PET-Flasche (auf der – wie sich herausstellen sollte – zynischer Weise „Guten Appetit!“ aufgeklebt ist) und berappe per Bankomat 8,40 Euro.
Im Lokal gibt es ausreichend Sitzmöglichkeiten, konventionell per Stuhl oder Bank und auch „höhergelegene“. Der Markt ist neu und so gibt es an der Einrichtung nichts auszusetzen: etwas nüchtern, mensaähnlich und funktional. Ich begebe mich auf die vorgelagerte Terrasse, die durch diverse Sträucher gut vor dem Lärm der Landesstraße geschützt ist.
Auch das eigene Personal isst hier: 4 durch die Bank schwer übergewichtige Damen in rosa T-Shirts mit dem Aufdruck „b'sundrig“ (= besonders) sitzen in Sichtweite. Weit spannender ist aber der Nachbartisch mit 3 Stammgästen ...
Zum Essen: der Risotto-Reis ist extrem pampig. Man könnte daraus locker Reisknödel formen. Die Tomatensauce ist aus der Dose und die Fleischbällchen durch das permanente Warmhalten mittlerweile so hart, dass man locker PassantInnen damit erschlagen könnte, wenn man denn wollte. Der Geschmack ähnelt der Konsistenz: die Fleischbällchen wirken nicht mehr ganz frisch, die Tomatensauce wirkt künstlich und der Reis ist in der Kategorie nicht wahrnehmbar. Einzig positive Ausnahme: die Gemüsesuppe. Die hat einen angenehmen Geschmack und ist auch für ältere Menschen leicht verzehrbar, weil gut püriert. Aber die gab es schon am Montag!
Woher ich das weiß? Von meinen Tischnachbarn. Zitat: „Dia G'müassuppa hond's scho am Montag g'ha!“ Weiters: „Dia sind z'blöd, dass se a frisches G'müs koafend!“ Gemeint ist die offensichtliche Küchenpraxis, nur Fertigprodukte zu verwenden, die man nicht mehr zuputzen muss. Eigentlich pervers in einem Markt, der mit seinen frischen Produkten wirbt. Einer der drei bekommt ein Pariser Schnitzel, stochert etwas darin herum und springt dann wutschnaubend auf. Bei der Reklamation wird ihm entgegnet, man könne ja nicht jedes Schnitzel frisch zubereiten. Zumindest steht man zur eigenen Performance!
Fazit: das Personal überfordert, die Küchenstrategie extrem kurzsichtig und einzig das Ambiente kann man gelten lassen. Den Guide-Eintrag habe ich korrigiert ... (P.S.: Die Tippfehler in der Bewertung Dank der Hinweise von Aldebaran mittlerweile auch.)Weniger anzeigen
Cafe Brandl
Hofriedenstraße 2, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Zentrale Lage, aber trotzdem etwas versteckt. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
11. Jun 2013
Der mittägliche Trip von Büro A zu B führt mich durch das Zentrum von Lochau. Eine gute Gelegenheit, dem Café Brandl (Claim: „So viel Zeit muss sei...MehrDer mittägliche Trip von Büro A zu B führt mich durch das Zentrum von Lochau. Eine gute Gelegenheit, dem Café Brandl (Claim: „So viel Zeit muss sein“) einen Besuch abzustatten. Diese Lokalität ist bis dato ein komplett unbeschriebenes Blatt für mich.
Barrierefrei ist das neben der Post und vis-à-vis vom Braugasthof Reiner gelegene Brandl nicht: man muss sich über eine Stiege Zugang verschaffen. Der Eingang ist wintergartenmäßig eingehaust. Gerade aus geht es auf die Terrasse, rechts ins Lokal. Zentral steht dort der Tresen. Im vorderen Bereich sind die NichtraucherInnen zu Hause, im hinteren, durch eine ordnungsgemäß verschlossene Glastür getrennt, die RaucherInnen. Ganz konsistent ist das Setting nicht, weil die Abtrennung in die Rückseite der Bar mündet, die dann wiederum einen Luft-Transfer zulässt. Sei's drum.
In der Rauchfrei-Zone ist niemand. Hinten sitzt ein älterer, korpulenter Herr mit Krawatte und Hochwasserhosen und ein zweiter, ebenfalls nicht mehr ganz jung, mit einem Buch und einem Bier. Die Einrichtung ist schlicht und funktional: Holzsessel und Bänke mit rot-kariertem Stoff gepolstert, grau-blauer Filz-Teppich, Wände mit rosa „Deko-Streifen“. Die Bar klassisch mit Hockern, praktischen Kleiderhaken und Fußstütze. Gezahlt werden kann nur bar: Es gibt extra einschlägige Aufkleber. Einen Sparverein gibt es auch. Etwas eigenartig finde ich das Kreuz im Barbereich.
Die Bedienung kommt unverzüglich zu mir, ich bestelle ein Cola Light und erkundige mich nach Eßbarem. Im Brandl gibt es – wie bei der benachbarten Konkurrenz – auch „nur“ Kleinigkeiten zum Essen. Die sind dafür auf einer Karte übersichtlich zusammengestellt: Gulaschsuppe (4,20 €), Schinken-Käse-Toast (4,40 €), Rösti-Toast mit Salat (6,50 €), Wienerle (= Frankfurter) mit Brot (4,00 €), gefüllter Laugenstengel (3,20 €), Chef-Salat mit Hühnerfilet-Streifen (8,80 €), Lumpen- oder Wurstsalat (5,80 €) und Gemischter Salat mit Ei (4,80 €) stehen zur Auswahl. Ich entscheide mich für den Wurstsalat.
Das Service funktioniert reibungslos und sehr flink. Die Bedienung zieht sich gleich nach der Bestellung zurück um meinen Wurstsalat zuzubereiten. Der wird nebst Pfeffermühle, Salzstreuer, Brotkörberl (mit Laugen, Kornspitz und Semmel) und Besteck geliefert. Auf ein paar Salatblättern ist üppig dünn aufgeschnittener Schübling (= Knacker), viel Zwiebel und zur Deko drei Ei-Scheiben und je zwei Tomaten- und Gurken-Schnitze angerichtet. Das ganze gut sauer abgemacht ist durchaus genießbar.
Prompt wird abserviert und der Tisch nochmals extra nachgewischt. Auch der Zahlungsvorgang kann durch aufmerksamen Blickkontakt ohne Verzögerung eingeleitet werden. Das Gebäck wird mir – entgegen der Karte – gar nicht in Rechnung gestellt. Dafür gibt es überproportional Trinkgeld.
Zusammengefasst: Durchschnittliche Einrichtung, genießbare Kleinigkeiten zum Essen und äußerst aufmerksames Service.Weniger anzeigen
Brauereigasthof Reiner
Hofriedenstraße 1, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Gut-bürgerliche Küche auf sehr hohem Niveau. Verkehrsbeeinträchtigte Terrasse. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
5. Jun 2013
Über ein halbes Jahr bei Restauranttester (208 Tage) und Bewertung #50 steht an. Zwar bietet sich nur die Mittagspause an, aber es soll schon nicht...MehrÜber ein halbes Jahr bei Restauranttester (208 Tage) und Bewertung #50 steht an. Zwar bietet sich nur die Mittagspause an, aber es soll schon nicht irgendein Lokal sein. Ergo geht es in mein Stammlokal von 2010 (meinem letzten längeren Heimataufenthalt), ins „Reiner“ ...
Meine Erfahrung: Ein kulinarischer Abstecher dorthin ist wie das Auflegen einer Judas Priest-Platte ... es kann nie ein Fehler sein! Natürlich weiß man, dass irgendwo irgendjemand mit mehr Virtuosität ans Werk geht, aber das ist nicht das Ausschlaggebende. Es geht darum, dass (jeweils) mit kompromissloser Liebe zur Sache ans Werk gegangen wird, und das schmeckt (respektive hört) man! Es geht nicht um „Fame & Fortune“, sondern um Passion!
Soweit die Erfahrung und die Erwartungshaltung. Werden wir konkret: ich komme gegen 1/2 Eins im Gastgarten an. Der ist gut gefüllt (9 Tische sind mit 25 Personen besetzt) und ich ergattere jenen Tisch, der gerade von einer Gruppe junger Männer freigegeben wird. Das Publikum auf der auf zwei Ebenen angeordneten Terrasse ist nicht nur heimischen Ursprungs, sondern es sind auch internationale Gäste vertreten. Der Gastgarten liegt in einem Dreieck zwischen Haus, Land- und Nebenstraße. Gott sei Dank ist er gut mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen. So muss man den Verkehr nicht sehen, sondern hört nur den Lärm.
Das Haus selbst stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde ursprünglich als Gerichtsgebäude errichtet. Philipp Rainer hat es vor sechs Jahren gepachtet (vgl. [Link]). Betritt man es von der Straßenseite, liegt rechts die Küche und links die rustikale Gaststube mit der Schank. Anschließend ist ein Speisesaal. Im ersten Stock gibt es Extraräume und die WC-Anlagen. Kontrastiert man letztere mit der Gaststube, zeigt sich das interessante Spannungsverhältnis von alt und neu, von klassisch und modern. Jeder Raum hat seinen eigenen Charakter und ist in sich stimmig.
Zum Service: Die Bedienung, Katherina, wirkt bei meiner Ankunft etwas gestresst. Die üblichen Handgriffe (Abservieren, Karte bringen, Getränk aufnehmen, ...) passieren zwar "in time", ein Lächeln auf ihrem Gesicht entdecke ich aber erst etwas später. Mit zunehmender Verweildauer werden zwar Tische frei, die aber auch immer wieder schnell neue Abnehmer finden. Chef Philipp springt ein, schleppt Anfangs Essen und geht dann zum Abräumen und Bedienen über.
Zum Speisenangebot: Küchenchef Wolfgang Erdmann empfiehlt auf einer Seite Spargel. Daneben gibt es Zeitloses, Klassiker halt. Ich entscheide mich für eine Rinderkraftbrühe mit Leberspätzle um 3,80 Euro und anschließend gebratene Hühnerbruststreifen unter Blattsalat mit Balsamicodressing um 10,90 Euro. By the way: später erfahre ich durch die bei Katharina nachfragenden Tischnachbarn, dass es auch ein Menü (Lasagne) gegeben hätte. Das hätte ich aber eh nicht gemocht ;-)
Die Leberspätzlesuppe kommt in einem großen, aber flachen Teller, ist mit gewürfeltem Julienne-Gemüse (klingt komisch - ist aber so) unterlegt, die Spätzle sind einwandfrei und es schmeckt sehr gut (oder sollte ich "lecker" schreiben ...). Es hätte ruhig mehr sein dürfen!
Die Hühnerbruststreifen sind nicht, wie in der Karte angegeben, AUF Blattsalat, sondern darunter. Sie sind schön gebraten, das Fleisch ist zart und dessen Geschmack harmoniert sehr gut mit dem Salat und dem vorzüglichen american-artigen Balsamicodressing. Dazu gibt es crosses Mischbrot, mit dem es mir gelingt, das Dressing gänzlich zu verputzen. Köstlich!
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass mir die ins Auge gefassten Apfel-Küchle zum Abschluss auch hervorragend gemundet hätten ... aber dafür blieb keine Zeit.
Fazit: Um fast den selben Preis wie am Vortag habe ich um mindestens eine Klasse besser gespeist. Bis auf das etwas angespannte Service war es perfekt und die self-fulfilling prophecy hat sich eingestellt!Weniger anzeigen
Cafe Mangold
Landstraße 11, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Optisch ein originelles Überbleibsel aus den 1970er Jahren. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
6. Jun 2013
Die nächste Mittagspause: Mangold (daneben gibt es noch die Bäckerei und das Restaurant gleichen Namens, die aber meines Wissens nichts miteinander...MehrDie nächste Mittagspause: Mangold (daneben gibt es noch die Bäckerei und das Restaurant gleichen Namens, die aber meines Wissens nichts miteinander zu tun haben) Cafe&Mehr in Lochau, downtown. Die Ursprünge des in der Ecke von Pfänder- und Landstraße bzw. vis-à-vis des Friedhofs gelegenen Etablissements dürften nach Farb- und Formsprache bis in die 1970er Jahre zurück reichen. Corporate Design-Farbe ist offensichtlich Orange, zentrale Corporate Architecture-Form ist der (Halb)Kreis.
Draußen, auf den Rattan-Möbeln zwischen Gehsteig und Cafe steppt der Bär. Ich begebe mich ins Innere, das – bis auf einen einsamen Trinker an der Bar – leer ist. Im Radio läuft „Krone Hit“. Die Bedienung (Inhaberin?) ist mit ein schwarzes T-Shirt, das auf dem Rücken den Cafe-Namen trägt, gebrandet. Sie bedient die Gäste neben dem Gehsteig und kommt dann zu mir.
Ich bestellte ein Cola Light und erkundige mich nach Essen. Eine Karte oder Ähnliches ist nämlich nicht auszumachen. Sie nennt mir Toast und Pizza als Optionen. Aufgrund meiner Kasein-Allergie entscheide ich mich für Toast, weil ich annehme, auf der Pizza ist der Käse schon drauf. Den Toast gibt es als Schinken/Käse (schwierig), Hawaii oder mit Salat. Ich entscheide mich für Hawaii ohne Käse (diese Variante wähle ich oft auch in Lokalen, bei denen ich davon ausgehe, dass der Käse erst bei der Zubereitung zugegeben wird).
Zentral im Raum steht ein Kindertisch mit einschlägigen Stühlen. Nadine oder Celine (ich werde langsam schwerhörig) höre ich zuerst nur hinter dem Tresen. Danach kommt sie auch hervor: eine entzückende (ca.) Zweijährige, die blonden Haare zu einem kleinen Schwänzchen zusammengebunden. Sie bewegt sich zur offenen Terrassentür, schaut mich fragend an und flüstert: „Zumacken?“ Ich erkläre mich nicht als zuständig und verweise auf die kellnernde Mutter. Jedenfalls hat die Kleine hier ein nettes Plätzchen inklusive Puppe und teilt dies bei Bedarf sicher auch mit anderen Kids.
Der Rest wirkt extrem retro: orange Wandelemente mit runden/ovalen Fenstern, orange Halbschalen-Schwinger, der Holzparkett ist modern, die weiße Decke mit Faserplatten und durchlaufenden Betonträgern dürfte Original sein. Auffällig auch die passenden Lampen.
Der Toast kommt: 2 im Kontaktgrill zusammengepresste Gastro-Toastscheiben (etwas größer als meiner zu Hause), darin Schinken (anstelle des Käses etwas mehr, wird mir versichert), etwas Butter, dazu ein Schälchen mit Ketchup. Ein Gericht, dessen Zubereitung ich mir durchaus selbst zutrauen würde! Er erfüllt seinen Zweck und ich erkundige mich nach Süßem. Zwei Kuchen werden mir angeboten. Ich entscheide mich für „Erdbeer“ und einen Kaffee. Was soll ich sagen: Biskuit-Boden, Pudding, Erdbeeren, Gelatine. Wahrscheinlich vom der gleichnamigen Bäckerei. Der Kaffee ist gut.
Zum Service: die junge Mutter mit dem Mangold-T-Shirt ist flink, freundlich und pflegt einen netten Umgang mit dem Nachwuchs.
Fazit: bei der Küche würde ich ein qualitatives und quantitatives Upgrade empfehlen, die Location hat etwas von Dorfzentrum (den Verdacht nährt beispielsweise der Sparvereins-Kasten) und dadurch einen gewissen Charme und das Service ist gut.Weniger anzeigen
Seehotel am Kaiserstrand
Am Kaiserstrand 1, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Tolles Ambiente, lasches Service, gute Küche. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
15. Mai 2013
47° 31' 37.592" nördliche Breite, 9° 44' 39.646" östliche Länge. Die Koordinaten des „Kaiserstrands“ in Lochau. Das 20.000 Quadratmeter große Areal...Mehr47° 31' 37.592" nördliche Breite, 9° 44' 39.646" östliche Länge. Die Koordinaten des „Kaiserstrands“ in Lochau. Das 20.000 Quadratmeter große Areal wurde um 45 Millionen Euro revitalisiert, 2010 eröffnet und beherbergt neben Privatwohnungen auch ein nobles Hotel. Dieses wiederum hat ein Restaurant namens "Wellenstein". In diesem waren die Zuckerpuppe und ich heute zu Mittag zu Gast.
Das Hotel ist in der ehemaligen Kaserne untergebracht. Von dem Anmut und der Ausstattungsqualität hätten die Rekruten anno dazumal sicher geträumt. Das ganze Ensemble verfügt über eine eigene Bootsanlegestelle, ein Badehaus und einen parkähnlichen Gastgarten. Rechter Hand kann man Lindau sehen, links Bregenz und dahinter die Schweizer Berge. Gerade aus schweift der Blick über den See. Wenn das keine glatte „5“ fürs Ambiente ist!
Kommen wir zu den verbesserungswürdigen Aspekten des Angebots, allen voran: das Service. Wir treffen kurz nach 12.30 Uhr ein. Daimler-Benz hat einen Event im Badehaus. Auf dem Parkplatz im Innenhof findet man entsprechende Nobel-Schlitten. Die Terrasse ist schütter belegt, das Restaurantinnere praktisch leer. Wir nehmen auf der Terrasse Platz und warten ... Wir versorgen uns selbst mit der Mittagskarte (hübsches, überdimensionales Format) und warten ... Bei mir hat Servicepersonal immer etwas Kredit, aber irgendwann ist auch der verspielt. Am Nebentisch wird nach der Rechnung verlangt. Kreditkarte. Sie geht wieder, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Es ist nicht so, dass kein Personal vorhanden wäre, es nimmt halt nur keine Notiz von uns. Ich strecke meine Nase durch die Terrassentür ins Innere und rufe deutlich: „Wir würden gerne bestellen!“. Mit kurzer Verzögerung zeigt das Wirkung. Wir bestellen Getränke, Vor- und Hauptspeise. Die Getränke kommen und ... wir warten.
Für die Zuckerpuppe wird schlussendlich Carpaccio vom Thunfisch mit Sesam-Soja-Vinaigrette und Gurkenspaghetti um 12,50 Euro angeliefert, für mich Bärlauchcremesuppe mit hausgemachten Topfennockerl um 6,50 Euro. Das Carpaccio ist wunderbar hauchdünn aufgeschnitten und schön gekühlt. Die Vinaigrette ist OK. Die Gurkenspaghetti sind etwas zu salzig und die selbstgemachten Kartoffelchips nett anzusehen. Die Suppe hat eine gute, intensive Bärlauchnote und ist nicht zu stark mit Rahm versetzt. Die Topfennockerl würde ich als kulinarische Petitesse klassifizieren. Salz fehlt deutlich.
Die Vorspeise ist verzehrt und ... richtig: wir warten. So geht sich zwischen jedem Gang locker eine Zigarette aus. Eile darf man keine haben. Eine kurze Mittagspause wäre hier unmöglich einzuhalten. Ich liebe tolerante Arbeitgeber!
Die Hauptspeise: Für die Zuckerpuppe gebratenes Wolfsbarschfilet auf Paprikagemüse und Erdäpfelgnocci um 20,50 Euro. Für mich ein klassisches Wiener Schnitzel vom Kalb in Butterschmalz gebacken mit Preiselbeeren und Petersilienerdäpfeln um denselben Preis. Der Wolfsbarsch ist perfekt gebraten und etwas zu wenig gewürzt. Die Kapernsoße ist fad, der Blattspinat – den die Küche offensichtlich anstelle des auf der Karte angeführten Paprikagemüses ausgeliefert (was uns gegenüber keine Erwähnung findet) – sensationell und die Erdäpfelgnocci (eigentlich gestampfte und zu Nockerl geformte Kartoffeln) wiederum zu wenig gewürzt. Das Kalb ist etwas zäh und das Gesamtgericht einfach durch und durch langweilig. Dagegen hat meine selige Oma mit Schwein jeweils ein Feuerwerk auf meinen Geschmacksknospen in mir gezündet.
Während des Abservierens fingere ich schon an meiner Geldtasche herum. Man würde meinen, ein eindeutiges Zeichen, dass der Gast zahlen möchte. Nicht so für unsere Bedienung. Die schlendert zuerst in den Pavillon im Gastgarten und dann an uns vorbei zurück ins Restaurant. Wiederum sehe ich mich genötigt ein deutliches „Zahlen bitte!“ in die Runde zu werfen. Das wirkt abermals. Trotz der antrainierten Höflichkeiten gibt es diesmal aber kein Trinkgeld. Eigentlich schade: die Küche ist OK (über die 13 Gault Millau-Punkte könnte man freilich streiten), das Ambiente traumhaft, aber der Service baut zu Mittag offensichtlich noch keine Körperspannung auf :-(Weniger anzeigen
Ristorante Al Tramonto
Bregenzerstraße 7, Lochau 6911
In diesem Guide weil: Guter Italiener am See zwischen Tannenbach und dem Zentrum. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
9. Dez 2012
Entgegen des Restaurantnamens („Sonnenuntergang“ bzw. „am Abend“) bin ich hier zu Mittags. Und ich bin um Vierteleins der erste Gast, was den Patro...MehrEntgegen des Restaurantnamens („Sonnenuntergang“ bzw. „am Abend“) bin ich hier zu Mittags. Und ich bin um Vierteleins der erste Gast, was den Patrone – einen Gsi-Berger, der ohne weiteres als Double von Charly Brunner durchgehen würde – sichtlich freut. Wir plaudern kurz übers Wetter und den im Tal unnötigen Schnee.
Das Al Tramonto (früher war in den Räumlichkeiten die „Klause“ angesiedelt) liegt zwischen Bregenz und Lochau am See, von diesem „nur“ getrennt durch Pipeline, Bahn und Landstraße. Zweifelsfrei lässt sich hier in der warmen Jahreszeit der Sonnenuntergang perfekt genießen. Beim Parken sollte man vorsichtig sein: Die Nachbarn haben klar beschildert, wo man sein Fahrzeug nicht abstellen sollte. Es ist aber ausreichend Platz vorhanden.
Beim Eintreffen wird mir von der Bedienung prompt eine Staffelei mit den Tagesempfehlungen an den Tisch gestellt. Das wiederfährt nach mir auch den anderen Gästen (mit mir zehn an vier Tischen). Die Karte ist reduziert mit hochwertigen Angeboten und einen Tic teuer als im gefühlten Landesschnitt. Suppen und Süßspeisen sind nicht vorhanden.
Das Asset des Lokals ist sicher der schöne Ausblick auf den Bodensee. Von der Seeseite kommt auch viel Licht durch die Glasfront in den Lokalbereich. Dieser ist recht geschmackvoll eingerichtet. Wieso Hirschgeweihe in der weihnachtlichen Deko dominieren, wurde mir aber nicht klar. Der alte Steinboden harrt der Erneuerung, die Wände sind in orange/rot gehalten und es läuft „Easy Listening“-Sound. Geraucht wird – wenn nötig – draußen vor der Tür.
I) Mein gemischter Salat (5,70 Euro) kommt als Vorspeise und ist bereits angemacht. Die Blätter sind so überdimensional, dass ich gegen den Knigge verstoßen und zwangsläufig schneiden muss. Die Rohkost liegt etwas unmotiviert am Tellerrand. Der Wirt merkt beim Abservieren trefflich an, dass ich kein Tomatenfreund bin.
II) Die Spaghetti „Classico“ (Algio e Olio; 10,90 Euro) sind mit Parmesan bestreut. Zwei kleine Peperoncini Stückchen finden sich darin auch. Dafür ist der Knoblauch ausreichend vorhanden. Die Nudeln sind (noch) al dente und das Ganze kommt geschmacklich gut.
III) Den Nachtisch erfrage ich persönlich. Von den vier Angeboten nehme ich das Tiramisu (7,20 Euro) und dazu einen Cappuccino (2,70 Euro). Die Konsistenz entspricht meinem Gusto: es ist nicht durchtränkt und der Alkohol bleibt im Hintergrund.
Die Reaktionszeiten beim Service sind optimal. Es kommt keine Hektik auf. Trotzdem klappt die Zu- und Ablieferung prompt. Wie ich mitbekomme, sind (offensichtlich in Hinblick auf die Feiertagsschließung) nicht mehr alle Weine laut Karte vorhanden. Der Wirt kompensiert dies geschickt mit persönlicher Beratung und Kostproben. Man(n) hat auch Humor. Der deutsche Pensionist am Nachbartisch fragt nach dem Jahrgang des Mineralwassers und wird auf 2.700 Jahre altes Wasser aus dem ewigen Eis in Grönland hingewiesen.
Bis ich wiederkomme, wird's nicht allzu lange dauern. Aber ein Sommerabend auf der Terrasse ist sicher ein perfektes Erlebnis!Weniger anzeigen
Seehof
(1)
Seehofweg 1, Bregenz 6900
In diesem Guide weil: Skurriler Gasthof in Lochau-Tannenbach mit spezieller Architektur und originellen Wirtsleuten. Details siehe Bewertung.
SpeisenAmbienteService
7. Jun 2013
Wenn ich den Seehof mit einem Zitat beschreiben soll, wähle ich eines von Paul Stanley: „If you want to hate us, God bless you! If you love us, tha...MehrWenn ich den Seehof mit einem Zitat beschreiben soll, wähle ich eines von Paul Stanley: „If you want to hate us, God bless you! If you love us, that's great too. If you're in the middle... get out!” Tatsächlich entzieht sich der Gasthof am Norden Bregenz (korrekte Postanschrift ist „6900 Lochau-Tannenbach“) zwischen See und Pfänder weitestgehend konventionellen Bewertungskriterien.
Das es sich um etwas Außergewöhnliches handelt, wird bereits vor dem Besuch durch die Rezeption der Website klar, die sequentiell in Postkartenform aus Gästeperspektive gestaltet ist. Auch zahlreiche Blicke in den abgewetterten Wintergarten und die darin sichtbare Dekoration beim Vorbeispazieren unterstreichen den etwas anderen Eindruck.
Im Detail: Bei der Stiege am Eingang begegne ich Chef Philipp Egger. Der gut gekleidete Herr ist gerade dabei, das Entree für die BesucherInnen herzurichten und nimmt mich mit in die gute Stube. Bereits am Eingang wird darauf hingewiesen, dass das Paffen von Zigarren nicht gerne gesehen wird. Dafür gibt es sonst überall Aschenbecher und gegen ein Zigarettchen in Ehren hat man nichts einzuwenden. Rechts vom Eingang hat Gattin Andrea eine kleine Boutique, vis-à-vis ist die Rezeption, genau vor mir ein Extra-Stüberl. Linker Hand geht es durch den überschaubaren Speiseraum mit dem Tresen in den Wintergarten.
Die am Tisch aufliegende Axonometrie des von Heinz Tesar, einem Rainer-Schüler, entworfenen und 1985 realisierten Wintergartens zeigt das ursprüngliche Konzept: Das Dach ist als umgedrehter Schiffsrumpf gestaltet und der Zugang war zentral geplant.
Der Chef hat wenig Berührungsängste, wir sind gleich per Du und ob der zahlreichen optischen Reize bin ich froh, dass ich die große Kamera mitgenommen habe. Fotomotive gibt es hier zahlreiche. Am augenscheinlichsten die von der Hausherrin gestaltete Dekoration, die auf dem mit mamorähnlichem Stein eingehausten „Eingang“: ein halbes Dutzend Plastik-Froschkönig-Gießkannen in Pink und Grasgrün, daneben Schafe und Hennen vom gleichen Material in ebenso knalligen Farben (Türkis, Orange, Gelb), dazwischen Maiglöckchen, Seerosen, Blech-Vespa und -Zeppelin, darüber bläuliche Fische, bunte Seepferdchen, kleine Luster und „Discokugeln“ in Scheibenform!
Jenseits der Optik weis auch die Sensorik und Akustik zu beeindrucken: ob der Außentemperaturen wird es mit zunehmender Dauer etwas heiß und der Schallpegel des auf der unmittelbar vorgelagerten L190 vorbeiziehenden Verkehrs ist auch nicht ohne. Ich ordere ein Cola und bekomme es auf einem Tablett in der Dose (erinnert mich irgendwie an Venedig). Dazu werden mir in einem Schälchen geröstete Maiskörner kredenzt.
Die Speisekarte wird mir auf einem Klemmbrett auf den Tisch gestellt. Dazu gibt es noch ein Blatt mit Klassikern, Salaten, Vor-/Nachspeisen und Seelen. Letztere sind als „schwäbische Baguette“ trefflich beschrieben. Ich wähle den Back-Hendl-Salat mit Kürbiskernöl um 11,50 Euro. Zur Überbrückung der Wartezeit bringt mir Herr Egger, der mittlerweile eine Schürze umgebunden hat, die aktuelle Ausgabe des Spiegels.
Nur 17 Minuten nach meinem Eintreffen wird aufgetischt. Das knusprig panierte, nicht ganz magere, Backhendl thront auf Vogerlsalat, Radi, Cocktail-Tomaten und Gurken. Angemacht mit Kernöl schmeckt das ganze recht ordentlich. No more, no less.
Als Dessert ordere ich, auf Empfehlung des Chefs, den von seiner Frau zubereiteten Kuchen auf Limoncello-Basis und einen Kaffee. Geliefert wird der vorzüglich Kaffee mit einem massiven Milchkännchen und aufgeschäumter Milch. Der fluffige Zitronenkuchen kommt mit einer Halbkugel Vanilleeis und schmeckt gut. Den Limoncello hätte ich allerdings nicht erraten.
Kommen wir zur Bewertung. Wie Eingangs beschrieben, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: love it or hate it! Demnach fallen die Noten durchschnittlich aus. Die Substanz ist abgelebt, aber liebevoll ausgestaltet. Moderne Bilder und schlichte Holz-Sessel oder ein imperiales Milchkännchen und ein verdrecktes Wintergartendach begrenzen das Spektrum. Das Essen ist gut. Das Ganze erinnert aber eigentlich etwas an eine Einladung bei Freunden als an ein Restaurant. Tatsächlich kommt nach mir noch ein Pärchen, das die Besitzer offensichtlich besser kennt und man unterhält sich ausgiebig. Dadurch schwächelte auch der Chef beim Bezahlen. Das dauert etwas. Dafür kommt die Rechnung aber handgeschrieben! Ansonsten ist das Service sehr persönlich und funktional. Mein Vorschlag: Macht Euch selbst ein Bild! Ach ja: nicht zu lange Zeit lassen. Im Netz gibt es (nicht mehr ganz neue) Pläne von der „Residenz Seehof“ ([Link]). Sieht fesch aus, kann aber das aktuelle Flair nicht gewährleisten. Ich mach's mir einfach und gebe 3 x 3 ;-)Weniger anzeigen