Na gut, das war nix.
Im Bestreben, das gesamte Gastronomieangebot in unserer Umgebung zu testen, stieß ich vor kurzem bei einem Spaziergang auf das Li-Li in der Fuchsthaller 14, keine 5 Minuten von unserem Zuhause entfernt. Nun, das will probiert werden. Mit dem Sinohouse in der Nußdorfer sin...Mehr anzeigenNa gut, das war nix.
Im Bestreben, das gesamte Gastronomieangebot in unserer Umgebung zu testen, stieß ich vor kurzem bei einem Spaziergang auf das Li-Li in der Fuchsthaller 14, keine 5 Minuten von unserem Zuhause entfernt. Nun, das will probiert werden. Mit dem Sinohouse in der Nußdorfer sind wir zwar bestens bedient, wenn uns der Sinn nach chinesischer Küche steht, aber quasi ums Eck einen satisfaktionsfähigen Chinesen zu haben ist ja jetzt auch nicht verkehrt, also nichts wie hin.
Wir kommen ohne Reservierung gegen Ende der Öffnungszeit, kurz vor 14:00 in das nahezu leere Lokal und bekommen unverständlicherweise nur einen kleinen 2er Tisch zugewiesen, obwohl jede Menge 4er links und rechts davon frei wären, aber was soll’s, wir sind ja auch nur zu zweit.
Der Empfang war nicht unfreundlich, aber eher unterkühlt, nichts, was einem das Gefühl geben könnte, in dem (fast) leeren Lokal willkommen zu sein.
Das Ambiente ist nicht gerade einladend, ein zwar helles Lokal, das Thema ist allerdings mit „lieblos“ noch mehr als vorteilhaft beschrieben. Zwei billige Riesenlampionleuchten hängen im Gastraum, irgendwelche unpassenden Landschaftsbilder einer nichtssagenden Berglandschaft rivalisieren mit Plakaten eines Winzers, lieblos an die Wand geklatscht. Würde man jetzt noch eine Kopie des Fernsehprogramms oder zwei alte Lottoscheine an die Wand hängen, es würde stilmäßig auch keinen Unterschied machen.
Die Wände sind schlampig ausgemalt, irgendwie halt bepinselt, was sich an den Ecken und Kanten niederschlägt. Eine Kleinigkeit, zugegeben, aber unterbewusst nimmt man diese Dinge wahr. Eines der „Männchen – Weibchen“ Schilder an der Toilettentür ist im Begriff, sich von selbiger abzulösen, ein weiteres Element des „Ambientes“.
Um das Bild abzurunden stellen wir fest, dass man es offenbar nicht der Mühe wert gefunden hat, unseren Tisch zu reinigen. Das Tischtuch begrüßt uns mit Flecken, darauf liegt noch die aufgerissene Papierverpackung des Zahnstochers des Vorgastes samt Inhalt.
Die Menage mit den üblichen Verdächtigen (Soyasauce, Öl, Salz, Pfeffer und eine etwas blass wirkende Chilisauce, die nur entfernt an Sambal Ölek gemahnt (in Optik und Schärfe), wurde wohl schon länger nicht aufgefüllt, der Salzstreuer ist zu vier Fünftel, die Ölkaraffe nahezu ganz leer. Auch das, kein Drama per se, aber ein weiterer Baustein von Schlampigkeit und Lieblosigkeit.
Eine Dame, die Freundlichkeit auch nicht erfunden hat, reicht uns zwei Speisekarten, meine Wahl fällt auf das Mittagsmenu „Hühnerfleisch Szechuan“ mit Suppe vs. Frühlingsrolle (€ 6,00), die Liebste entscheidet sich für das Buffet (€ 7,90), handelt es sich schließlich um ein AYCE – Lokal.
Ich persönlich mag Buffets nicht, schon gar nicht die Buffets der AYCE – Chinesen. Ich gebe mich immer noch naiverweise der Illusion hin, der Koch würde mein Gericht, ein ausgewähltes Gericht, zubereiten, die Gerichte, die teilweise vor Stunden in die Rechauds verfrachtet wurden, reizen mich nicht.
Meine Suppe kommt quasi sofort, sie ist nicht schlecht, aber auch nichts, was den Pulsschlag beschleunigt. Positiv (in diesem desaströsen Mittagsbesuch) anzumerken ist, dass frischer Schnittlauch und einige frische Kräuter hineingestreut wurden.
Kurz danach kommt auch schon mein Szechuan – Hühnchen, lieblos auf einen Teller geklatscht, mit einem Schöpfer extrem pickigem Reis. Auch hier, ja eh, was man bei so vielen mediokren bis schlechten Wald- und Wiesen China Restaurants in Wien bekommt, ein bisschen Huhn, ein bisschen Gemüse, eine sämige Sauce, wenig Geschmack, keine Optik. Nein, das muss so nicht sein.
Die Liebste hat ebenfalls Suppe vom Buffet gewählt, dazu eine (lt. Liebster gute) Frühlingsrolle, die mir zu lauwarm und ob der Lagerung am Buffet zu letschert war. Dazu etwas Wasabipaste und ein bisschen Krautsalat, der lt. Liebster durchaus gut war. Dazu zwei kleine Maki-rollen, die offenbar ganz gut waren, aber eben auch nichts besonderes.
Der selbst zusammengestellte Hauptgang der Liebsten war ein Streifzug durch das Buffet, Hühnerkeule, Acht Schätze, Hühnerfleisch mit Mango, ein wenig knusprige Ente, die zwar gut, optisch unterirdisch und (weil Buffet) weit entfernt von knusprig war.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, also will auch die Nachspeisenabteilung des Buffets von der Liebsten verkostet werden.
Banane, in Scheiben geschnitten, lieblos mit Schokosauce drapiert, gummiartige Teigbällchen, die in Sesam gewälzt wurden und nach genau nichts schmeckten, deren gummiartige Konsistenz ein aufessen aber verunmöglichte, das „China-Restaurant-in-Wien“ signature Dessert, gebackene Bananen (die es so meines Wissens in China gar nicht gibt), aber auch die wurden komplett verhaut. Das Verhältnis Teig:Banane unfaire 90:10, dafür immerhin 0% Geschmack, wie auch immer man das herbringt.
Zur Rechnung (ja eh, mit € 22,00 inkl. Trinkgeld extrem billig) gibt’s den Chinarestaurant Klassiker, warmen Pflaumenwein. Auch hier ist Li-Li konsequent, noch nie habe ich dieses „Goodie“, das üblicherweise mit der Rechnung serviert wird, in einer derart schlechten Qualität serviert bekommen. Die Menge zwar reichlich (wie zwei Gläser Prosecco), aber schal im Geschmack und unglaublich verwässert. Die Philosophie „weniger ist mehr“ hat sich im Li-Li noch nicht herumgesprochen. Ein halber Fingerhut des Pflaumenweins, allerdings unverwässert, hätte hier deutlich mehr Sinn gemacht.
Die Rechnung beglichen wir mit Bankomatkarte und verließen mit einem „Auf Wiedersehen“, das gerade einmal so erwidert wurde, das Lokal auf Nimmer Wiedersehen.
Nein, nein, und nochmals nein. So geht (auch billige) Gastronomie nicht.
Unsere Erwartungshaltung war nicht, gehobene chinesische Küche vorzufinden, nein, ein normales Mittagsmenu in einem normalen Chinarestaurant hätte schon genügt, um uns zufrieden zu stellen. Aber dieses Konglomerat aus Null-Charme, Null-Ambiente, Null-Service, Null-Optik der Speisen, Null-Geschmack, Lieblosigkeit, dreckige Tischdecken, leere Menage, ist nicht einmal die 22 €, die uns für diese Niederlage in Rechnung gestellt wurden, wert.
Testerkollege foodtaster schreibt noch 2016 „… Einfach der Beste …“, was mich einigermaßen ratlos zurücklässt, - andere Ansprüche, anderer Geschmack oder gravierende Verschlechterung des Lokals in den letzten 3-4 Jahren?
Unser Fazit ist jedenfalls: macht keinen Sinn, selbst die „basics“ sind nicht erfüllt. Freundlichkeit und Charme kosten dem Betreiber kein Geld, nur Willen. Sauberkeit ist eine Grundvoraussetzung, die nicht erfüllt wird. Optik und Geschmack der Speisen erfordern ein gewisses Zusammenspiel von Wollen, Kreativität, Produktqualität und Handwerk, das ist zugegebenermaßen nicht ganz so leicht zu erreichen, aber selbst beim Minimum – Standard durchzufallen hat auch eine Aussage.
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