Ich mag die Marc Aurel Straße. Irgendwie hat sich dort eine Konzentration guter Lokale mit Schwerpunkt Fisch und Meeresfrüchte gebildet. Beinahe Tür an Tür können sich z.B. frankophile Genießer im „Le Salzgries“ an Austern und französischen Fischgerichten oder Schnecken delektieren, wenn’s eher m...Mehr anzeigenIch mag die Marc Aurel Straße. Irgendwie hat sich dort eine Konzentration guter Lokale mit Schwerpunkt Fisch und Meeresfrüchte gebildet. Beinahe Tür an Tür können sich z.B. frankophile Genießer im „Le Salzgries“ an Austern und französischen Fischgerichten oder Schnecken delektieren, wenn’s eher mediterran sein soll, ist man im „Aurelius“ bei Scampi, Tigergarnelen, Rosenberggarnelen, Bärenkrebsen oder einer "Busara" (Muscheln, Garnelen, Bärenkrebse und Scampi in Weißwein Sauce) gut aufgehoben. (Wem der Sinn nach etwas ganz anderen steht findet das alteingesessene indische Restaurant „Koh-i-Noor“).
Wer allerdings Liebhaber solider kroatischer Küche ist, Fisch und Meeresfrüchte bester Qualität ohne viel Schnick-Schnack serviert bekommen möchte, für den gibt’s seit vielen Jahren das „Kornat“.
Liebevoll von Tonka und Zeljko Radic geführt präsentiert sich das Kornat seit 2010 in neuem Glanz, nachdem ein Großbrand Ende 2009 dem Lokal den Garaus gemacht hat. Die Einrichtung ist schlicht, hell, und modern, das Lokal gliedert sich in eine schöne und recht große, beschirmte Terrasse, sowie einen ebenerdigen, großen Nichtraucherbereich mit einer Schank und einer Weinbar im Keller, in der Raucher wie wir nicht nur ihrem Laster frönen, sondern auch die Vielzahl gelagerter Weinflaschen bestaunen können. Im Sommer sind die großen Fenster des Lokals offen, so dass man auch im Nichtraucherbereich „fast“ draußen sitzt.
Meine Lieblingslokale in Sachen Fisch/Meeresfrüchte in Wien sind das Umar am Naschmarkt und eben das Kornat (obwohl sich Josef Hohensinn bei unseren letzten Besuchen in seinem Lokal mit den gesulzten Calamari und einer Goldbrasse zum Niederknien diretissima aufs Stockerl gekocht hat).
Schon oft waren wir im Kornat, meist in der Weinbar, - reservieren ist speziell in den Spitzenzeiten empfohlen – und auch heute hatten wir Glück, ein Tisch im Garten zur Mittagszeit war tatsächlich noch frei.
Als Gedeck wurde uns ein Schüsserl schwarze Oliven, Butter und herrliches, hausgemachtes Weißbrot gereicht, je ein Achterl Gelber Muskateller als Aperetif, und wir widmeten uns dem Studium der Karte. Auf derselben tummeln sich Vorspeisen zwischen 9 und 15€, Schmankerl wie ein Schwertfisch Carpaccio mit Belugalinsen, ein Oktopus Salat, Pršut mit Melone, Schafkäse aus Dalmatien mit marinierten Feigen klingen durchaus verführerisch. Mir stand der Sinn nach Simplerem, also eröffnete ich mit der Tomatensuppe auf dalmatinische Art. Als Hauptspeise einigten wir uns mit der Liebsten auf gegrillten Branzino für zwei Personen (€ 0,80/dag), begleitet von gegrilltem Gemüse.
Die Tomatensuppe (6 €) war ein Gedicht. Herrlich cremig und ausgezeichnet im Geschmack. Obenauf ein wenig gehobelter Grana, die Suppe angenehm würzig, wirklich gut. Ich mag Tomatensuppe, allerdings keine Tomaten in Stückchen, vor rohen Tomaten im Salat laufe ich sogar davon. In meiner Suppe fanden sich reichlich Tomatenstücke, was als Idee durchaus etwas hat, hier allerdings auf den falschen Adressaten stieß.
Nach relativ kurzer Wartezeit, die wir mit noch einem Achterl des steirischen Gelben Muskateller bzw. einem Spritzer überbrückten, kam unser Branzino. Bereits filetiert und auf zwei Teller verteilt, kam der Branzino ganz spartanisch mit ein wenig kroatischem Olivenöl und Zitrone daher, begleitet von einem Schüsserl mit gegrilltem Gemüse. Simple, gute kroatische Küche. Der Fisch erspielte sich im Flossenumdrehen fünf von fünf möglichen Punkten, das Gemüse stand um nichts nach, es war wunderbar schmackhaft und knackig, - just right.
Bei einem unserer letzten Besuche ließen wir den Branzino in der Salzkruste antreten, - ebenfalls ausgezeichnet. Aber natürlich gibt’s im Kornat auch jede Menge Muscheln und Garnelen, und sollte es einmal nichts aus dem Meer sein, finden sich auch Rinderfilet, Kalbsleber und Lamm auf der Karte.
In Summe war es ein hervorragendes Mittagessen, dass sich zwar mit Gedeck, Wein, Suppe, Fisch und dem für mich obligaten Ristretto mit etwas mehr als 100 € jenseits der Okkasionsgrenze ansiedelt, das Geld für Service, Ambiente, Qualität der Speisen und Getränke aber jedenfalls Wert ist.
Einen ganz kleinen Punkteabzug gibt’s für den Service. Höflich, freundlich, zuvorkommend sind die Kellner allemal, ein wenig zu langsam, wenn man z.B. noch ein Glas Wein bestellt, und ein wenig mehr Charme und Herzlichkeit würden die Gemütlichkeit und das Ambiente noch etwas besser unterstreichen. Aber das ist wirklich Jammern auf sehr hohem Niveau.
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