Gasthaus Hansy
Zentral gelegen, öffentlich bestens erreichbar, direkt am Praterstern fristet das Gasthaus schon mehrere Jahrzehnte sein Dasein. Es hatte sich für gewisse Zeiten einen schlechten Ruf eingehandelt, dazu ein paar Worte als Wiener.
Der Praterstern ist sozial ein durchaus schwie...Mehr anzeigenGasthaus Hansy
Zentral gelegen, öffentlich bestens erreichbar, direkt am Praterstern fristet das Gasthaus schon mehrere Jahrzehnte sein Dasein. Es hatte sich für gewisse Zeiten einen schlechten Ruf eingehandelt, dazu ein paar Worte als Wiener.
Der Praterstern ist sozial ein durchaus schwieriges Pflaster. In meiner Jugend war er ein Treffpunkt der Proleten und Halbstarken, in den letzten Jahren ein Sammelplatz der Alkohol- und Drogensüchtigen, nachdem die Stadt Wien sie vom Karlsplatz vertrieben hatte.
Mit der Umgestaltung des ÖBB-Bahnhofes und des Geländes rundherum hat sich die Situation auch durch temporär massiven Polizeieinsatz wieder beruhigt und man kann es wagen unbehelligt über den Platz zu schreiten, ich meine abends, tagsüber ist es aufgrund des Massenaufkommens nicht so problematisch. Die Drogenszene ist wieder weitergezogen.
Aber ich will damit sagen, für all das kann das Gasthaus Hansy nichts, es hat das über die Jahre durchgestanden und ich zähle es im heutigen Zustand zu einem guten Repräsentanten der Wr. Küche. In letzter Zeit belege ich wöchentlich einen Kurs am nebenan liegenden JIFE, das verschaffte mir die Ehre das Lokal mehrmals zu inspizieren.
In der warmen Jahreszeit gibt es einen geräumigen Gastgarten, der aber angesichts einer weiteren Hölle, gemeint ist der Lärm des Verkehrs, für mich nur begrenzt genießbar ist.
Das Innere spricht mich mehr an. Dann lässt man alles andere hinter sich. Ein sehr heller, lichtdurchfluteter großer Gastraum und rechterhand ein größeres Stüberl mit Ziegelwänden und gepflegtem Parkettboden schaffen für meine Begriffe eine sowohl wirtshaustypische als auch angenehme Atmosphäre. Das Stüberl gefällt mir dabei besser und ich nehme bevorzugt dort Platz.
Küchengeschichten – meine Erfahrungen
Ich kann sagen, dass hier keine gehobene Küche gepflegt wird, aber eine bodenständige und ist z.B. für das Mittagsmenü eine sehr gute Wahl in der Gegend. Geht es um ein passables Mittagessen brauche ich kein Gourmetlokal, es schont auch die eh schon stapazierte Geldbörse.
Der 2. Bezirk bietet noch viele weitere mir teils noch recht unbekannte Möglichkeiten, das erforsche ich gerade. Ich fürchte nur, ich werde nicht so lange leben alles kennenzulernen, so packt man die Gelegenheiten beim Schopf.
Die RS hat eine solide Basis, sie könnte kräftiger ausfallen, damit meine ich nicht den üblichen Kraftzusatz, der war genug mit von der Partie. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich habe sie in letzter Zeit drei Mal gegessen, denke das reicht, üblicherweise ändert sich eine Küche im Konzept nicht so rasch.
Unter den Menüs habe ich gute Schinkenfleckerl durch, hausmännisch, sanft gratiniert und darunter sehr saftig die Fleckerl in sämiger Sauce, die aber schon sehr von den Fleckerln aufgesaugt, also fest waren. So muss es sein, schwimmt da noch die Sauce, würde ich das weniger mögen.
Weiters geb. Surschnitzel vom Schwein, von der Menge überdrüber, sodass die Hälfte das Dinner zu Hause wurde, aber tadellos paniert und auch ein wenig souffliert, etwas stark gesalzen, das könnte auch das Suren ausgemacht haben, jedenfalls für Wh-Küche völlig ok.
Dazu ein ordentlicher Erdäpfelsalat. Mein Gott, ich hatte schon so viele sogenannte „bessere“ Lokale, die hier mehr patzen als recht ist, da freut man sich über eine bodenständige Machart. Passt.
Wenig überzeugte das Paprikahendl, da spukt noch die GH-Kopp Schlappe in meine Ganglien herum, tut leid. Auch hier, der Saft mehliert, das mag ich nicht. Hühnerstücke und Nockerln klassisch in Ordnung, aber das Gericht lebt vom Saft und war damit für meinen Gaumen leblos.
Sagt das Menü nicht zu gibt es die Hauptkarte, z.B. ein Kalbsbeuschl mit Serviettenknödel, das ausnehmend gut war, der Teller verwunderte etwas, das Design als wäre er schief, eine Seite höher als die gegenüberliegende, originell, aber Nebensache. Das Beuschl schön abgestimmt, kein Gatsch, angenehm gesäuert, gut gewürzt und schmackhaft.
Es gab dazu noch einen kleinen Kleks Gulaschsaft, den manche kritisieren, aber mir hat‘s getaugt, die Kombination Gulasch mit Beuschl passt vielleicht nicht, aber es hat mir geschmeckt. Und was bitte zählt am Ende? Genau! 😉
Ältere Erinnerungen und Resümee
Mit Sohnemann gab‘s vor einiger Zeit ein Gansl mit den klassischen Beilagen und ich kann mich nicht beklagen. Mehrere Besuche gab es im Zuge meiner beruflichen Tätigkeit, um meinen ausländischen Partnern das eine oder andere traditionelle GH vorzustellen und für den 2. Hieb habe ich das auserkoren.
Das Essen ist summa summarum, wie ich es aus der Vergangenheit auch kenne, gut und bodenständig. Insofern ragt er zwar über die Note 3 gesamt nicht hinaus, aber mir geht es immer um einen Gesamteindruck.
Der Reinthaler in der Stuwerstraße könnte Konkurrenz bieten. Nur war ich dort schon ewig nicht. Meine Erinnerung an die Speisen sind aber nicht so gut. Falls das mittlerweile anders ist, wie ich eine Experten-Bewertung gelesen habe, dann gibt es einen Wechsel in meinem Guide der WH-Favoriten, aber solange darf Hansy die Leopoldstadt anführen.
Wie üblich fällt meine Servicebeurteilung bescheiden aus, das bedeutet aber, es passt. Einer der Kellner, der mittags amtiert, ist mir sehr positiv aufgefallen, der quasi im Minutentakt seine Runden dreht, jeden Tisch beobachtet, kontinuierlich nachfragt ob alles passt und en passent Nachbestellungen aufnimmt. Das ist ganz wie man es erwartet.
Mehr habe ich zum dem GH an sich nicht zu sagen, ach doch, eines noch. Das Preisniveau ist für heutige Verhältnisse moderat. Das hat sich damit relativ verschoben,. So denke ich einen Überblick zu geben und schaffte es diesmal mit 800 Worten (also < 1000) , hoffe aber, man erhält so einen Eindruck, diesmal nach dem Motto, in der Kürze liegt die Würze. 😊
LG
WrK-Fan
Hilfreich5Gefällt mir5Kommentieren