am 5. Jänner 2015
|Update 9. Jän 2015
SpeisenAmbienteServiceFür feines Essen und qualitativ hochwertigen Alkohol findet sich für uns immer ein Grund. Wir sind dazu sogar ins angrenzende Ausland gereist: Niederösterreich. Da, tief im (Rohr-)Wald, steht ein Haus, das „Goldenes Bründl“ heißt. Märchenhaft. Idyllisch. Sogar für Raucher! Vor dem Lokal ist auch ...Mehr anzeigenFür feines Essen und qualitativ hochwertigen Alkohol findet sich für uns immer ein Grund. Wir sind dazu sogar ins angrenzende Ausland gereist: Niederösterreich. Da, tief im (Rohr-)Wald, steht ein Haus, das „Goldenes Bründl“ heißt. Märchenhaft. Idyllisch. Sogar für Raucher! Vor dem Lokal ist auch in der kalten Jahreszeit die Sommerterrasse für Raucher ganz gemütlich winterlich, im nordischen Stil, vorbereitet. Kuscheldecken, Aschenbecher, Tierfelle, rustikale Holzbänke und weihnachtliche Beleuchtung. Es fehlt nur noch der warme Punsch – vielleicht gibt’s den auch?
Wir Nichtraucher – huschen schnell rein ins warme Lokal und werden feierlich begrüßt mit einer Blasmusiktruppe, die lautstark am Werk ist. Ja, wir hatten eben was zu feiern, aber der Aufwand wär‘ für uns doch nicht nötig gewesen – Prince als Solokünstler hätt‘ uns gereicht.
Es stellt sich raus: war gar nicht für uns. Schade. Da hätten wir dann doch wieder mehr erwartet.
Die nette Servicetruppe ist aber sehr um uns bemüht. Das macht alles wieder gut. Eigentlich sind es nicht zwei Gaststuben, sondern eher zwei Gastsäle. Im ersten befindet sich die Schank – da wuselt’s richtig – gut besucht, das ganze Lokal. Aber besonders auffällig ist, dass sich viele Gäste rundum die Bar stehend versammelt haben… vielleicht weil’s dort eine spannende und erlesene Weinauswahl gibt. Auch Bier. Jeder Bargast ist mit Glas (Wein- oder Bier) gut versorgt.
Die Weinauswahl ist riesig – und bekommt auch dementsprechend viel Schauraum in der Mitte. Ein Blickfang – ein Gaumenschmaus. Weinschränke und Flaschen sind gestapelt, gereiht und dekorativ aufgebahrt. Man holt aus der Raumgestaltung raus was geht. Geschmackvoll hell auch der zweite ruhigere Nebenraum großer Ausmaße. Säle haben eben auch eine kräftige Akustik. Fast unangenehm. Trotzdem haben wir dort einen netten Tisch zu viert.
Und Hunger haben wir auch mitgebracht. Es kommt mit unserem Aperitif ein Körberl mit. Und da ist flaumig frisches Brot aus dem Ofen: weißes mit Kürbiskernen und Käse, dunkles malziges, helles mit Speck und auch was Schlichtes ohne allem. Herausragend gut. Dazu Gänseschmalz mit Apfeleinlage, Butter, Olivenöl und Kräutersalz (vermutlich). Nur weiter so.
Vorspeise Bouillabaisse, Kürbiscremesuppe, Beuschl mit Serviettenknödel und Gänseleberpastete (vermutlich). Alles so wie es sein soll, leichte klare Fischsuppe mit Safran, Einlage gut portioniert. Ordentlicher Kürbisgeschmack, samtig feine Konsistenz, kleine Obershaube mit gerösteten Kürbiskernen. Feines kleines Beuschl mit flaumigen Serviettenknödeln. Leberpastete schön angerichtet – nur leider nicht mehr ganz in Erinnerung. Geschmeckt hat sie aber ganz sicher.
Wein – es wird eine Flasche Riesling Reserve. Recht schwer. Aber kann gut mit allen bestellten Speisen mithalten. Der Herr Sommelier hat sie auch würdig präsentiert, rituell geöffnet und bestaunt. Kompetenter Mann. Mit besonderem Sinn für seine Weine. Zur Hauptspeise wechselt nur der wilde Esser zum Roten (Cuvee u.a. Merlot) – Empfehlung von der Frau Chefin und die hat toll gepasst zum: Hirschkalbsrücken (feines Fleisch, magenta) mit knusprigen Frittatenknödeln, ein bisschen Gemüse und PreiselbeerEiSnocke. Sonst gab’s zum Riesling Maishendlbrust mit Steinpilzgnocchi. Zum Einen: supersaftig mit Rosmarin unter der knusprigen Haut. Zum Anderen: kräftig, cremig weich. Rosa gebratene Schweinemedaillons (Beiwerk vergessen – weil nicht selber gegessen) und noch einmal die Bouillabaise aber diesmal als Hauptspeise in der Riesenschüssel – noch besser bestückt geschmacklich ebenso gut. Mit geröstetem Knoblauchbrot. Aber in Wien schon einmal authentischer und auch eine Spur besser serviert bekommen. Dort eben nicht ganz so raffiniert zubereitet. Sauce Rouille hat auch gefehlt. Trotzdem eigentlich tadellos.
Die wahren Männer, die schwächeln – aber die süßen Mädels nicht. Die bestellen sich noch einen 3. Gang: Zwetschkenknödel und Apfelstrudel. Zum Apfelstrudel kommt, auf Wunsch statt dem Beerenragout und obligatorischem Schlag, noch ein Kugerl Vanilleeis dazu (vermutlich: küchengefertigt). Masochistin ist sie ja keine. Die Zwetschkenknödeln sind gewaltfrei, haben sich dafür ordentlich in knusprigen Bröseln gesult. Wirklich knusprig. Sogar leicht nussig. Sicher mit der besten Butter. Nicht fettig. Keine Spur sauer, die Zwetschke. Vermutlich: sonnengereift und mit ein bisschen in Rum getränkten Zucker getunt. Denn sie wissen halt, was sie tun.
Und das auch bei dem bislang besten Apfelstrudel, den wir gegessen haben. Durchzogen – versteht sich, sonst hätte er das Prädikat „bester“ nicht verdient. Leicht knusprig die obere Schicht hauchdünner Strudelteig – braun, karamellisiert mit Butter abgestrichen. Die hebt sich ab. Gleich die nächste drunter schmiegt sich weich an die ordentliche Apfelfülle. Ordentlich viel von: hauchdünn gehobelten Äpfeln, Zimt und Nüssen. Keine Grießmogelei. Wenig Zuckerzusatz, hauchdünner saftig weicher Strudelteig innen und leider auch wenig Rosinen. Trotzdem: vorläufig können wir das Ergebnis: bester Apfelstrudel verifizieren.
Für die männlichen Menschen am Tisch endet der Abend auch gut: bei einem maskulin herben bittersüßen Averna, der auch ihre weibliche Seite zum Vorschein bringt, die lässt sich eben nicht verstecken: ist es doch immer noch ein KräuterLiKÖR.
Wohlgefühl ist uns wichtig. Das war vorhanden. Trotz lauter Geräuschkulisse inklusive Blasinstrumenten. Denn die Servicemannschaft war sehr engagiert. Hat ein Junior was vergessen ist vom erfahrenen Kollegen oder der Chefin sofort umsichtig nachgebessert worden. Die Küchenmannschaft sowieso emsig, sonst hätt’s uns nicht sooo gut geschmeckt. Wir wären dort öfter, müssten wir nicht extra ins Ausland reisen.
Hilfreich10Gefällt mir9Kommentieren
Dies ist das Problem - das Gasthaus Bründl ist für den Eigentümer goldig. Eine Gasthaus, welches goldene Eier legt ... . Aus der Börse der Konsumenten ... .