Gasthaus Kopp (Wien) Bewertung
Der Kopp - Stirbt eine Legende?
Auf den Spuren der Wiener Küche führte mich meine detektivische Spürnase über das Gasthaus Kopp zu einem interessanten in einem Guide versteckten Beitrag, der mir ins Auge gestochen ist. Ich möchte ihn hier neu beleben (gelistet an 3. Stelle im Guide):
Link – vom Experten Amarone – mit einem herzlichen Dankschön meinerseits (gibt's den no, lebt er no?)
Köstlich wie unterhaltsam beschreibt Herr Amarone seine erste Gastronomieerfahrung als G’scherter (wie er sich selbst bezeichnet) mit Wiens Original-Beislszene, eine wie ich sie seit meiner Jugend kenne.
Dieses kleine m.E. prämierungswürdige Werk für einen Literaturpreis, mich erinnert es an Friedrich Torbergs Tante Jolesch, stammt aus dem Jahre 2013. Die Frage für mich stellt sich, wie es dem Kopp nach den krisengeschüttelten letzten Jahren ergeht. Aus seiner früheren HP erlaube ich mir zu zitieren:
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"DER KOPP" so nennen uns unsere Gäste, ist ein Gasthaus wie aus alten Tagen, seit den frühen 60er Jahren über 3 Generationen im Familienbesitz. Die Zeit hat zwar allgemein der Wiener Wirtshaustradition zugesetzt, aber in die Knie gezwungen wurde "DER KOPP" dadurch nicht.
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Wurde diese Proklamation zu Recht oder zu Unrecht von Patronin Kopp entfernt? So widmete ich „meinem“ Kopp in letzter Zeit einige Besuche um nach dem Rechten zu sehen.
Die Einrichtung ca. aus anno 1960 ist immer noch im Original vorhanden, und ja sogar der schon so richtig abgenutzte Blausiegel-Automat auf der Herrentoilette fristet noch sein alterndes Dasein. Mit Verlaub, ich kann nicht sagen, ob der noch funktioniert, ich hab‘ die Dinger nie gebraucht. 😉
Eine Abgängigkeitsanzeige für so manche Kellner muss ich vornehmen. Von denen sind leider Gottes einige Originale, wie z.B. mein beliebter Kellner Herr H., verschwunden. Das schmerzt, denn solche waren für ihren Wiener Schmäh unschlagbar, wie es Tester Amarone noch erlebt hatte.
Bei einem meiner letzten Besuche meinte ein über 50 Jahre treuer Stammgast: „Na, die san do söba Schuid, wia‘s mit denan umspringan, und bei die Preise jetzt greifst da am Kopf. Der wiad boid zuasperr‘n“.
Besagter Gast wohnt gleich vis-a-vis. Genüsslich verzehrt er dabei sein Wiener Kopp-Schnitzerl bis aufs letzte Bröserl. Schmecken tuat’s ihm noch unverändert und seine Gesamtrechnung belief sich auf unter 20€. Ist aber was dran, an dem was er sagt? Dem bin ich etwas nachgegangen. Zur Beruhigung: An den Preisen liegt’s m.E. sicher nicht.
Derzeit ist Mo und Di Ruhetag, was auch eine Zeiterscheinung ist. Man kann nur hoffen, dass es noch weiter Nachschub an nicht amtlich spaßbefreiten Personal gibt, weil man nunmehr aus der Personalnot heraus auch hier Kompromisse eingehen muss.
Küche mit Abstrichen
Ich muss mich hier damit abfinden, dass es eine Einheits-Jus mit mehliertem Charakter gibt. Diese gibt’s zum Zwiebelrostigen ebenso wie zum Kalbs-, Schweinsbrat’l oder Faschiertem. Passt dir das nicht, gibt es nur eine Empfehlung: Suach da a aunder‘s Wirtshaus. Das zu urigeren könnte klarerweise auch eine entsprechende Reaktion in Wiener Manier herausfordern. 😉
Die LKS gibt es traditionell am Sonntag, ansonsten z.B. mit recht dicken Frittaten solider Handarbeit oder stärkeren Nudeln. Die Suppe wird mit Kraftmitteln verstärkt, aber in der Regel nehme ich es nicht wahr. In Summe eine für Wirthäuser bodenständig typische Suppe, um einiges besser als der Durchschnitt.
Nur hierorts kenne ich eine Krautsuppe, die fein papriziert wird, aber gegen früher in ihrer Üppigkeit nachgelassen hatte. Speck lass nach! Dafür kam das Kraut besser zur Geltung. Sie mundete mir leider schon besser und hatte diesmal eine blasse Farbe. Vieleicht war es auch nur Tagesverfassung.
Dazu eine kleine Anekdote, als ich so schön langsam und genüsslich am Löffeln meiner Suppe war, marschierte schon die Hauptspeise heran, was Kellner H. wie folgt kommentierte: „Junga Mau‘, die Schlogzohl a biss’l erhöh’n, es Schnitz‘l warat scho do.“ Ich konnte nur lachen.
Bei manchen HS möchte man mit Masse punkten, also Masse statt Klasse, besonders gilt das z.B. für den Schnitzel-Klassiker, hier vom Schwein oder die Spareribs. Es gibt nun auch eine kleinere Portion, wo man nur ein Schnitzel erhält, man hat sich an Senioren angepasst.
Es glänzt dafür in seiner goldgelben 1er-Panier aus der Fritteuse. Die Soufflierung kommt manchmal zu kurz. Nun, that’s Kopp. Es enthält für meine Begriffe zu viel Fettgewebe im Fleisch.
Noch eine kleine G‘schicht aus meinem Repertoire. Als ich die Megaportion des Schnitzels noch nicht kannte und ringend darum kämpfte Speisereste nicht der MA30 zu überlassen, dann aber doch aufgeben musste, fragte Kellner H.: „No, wia schaut‘s aus, muass i scho evakuieren?“ Ich konnte mich eh kaum mehr rühren, aber das schüttelte den Bauch samt Zwerchfell nochmals durch.
Kalbsbraten oder ZRB sind recht gut, der ZRB, wirklich ein Rostbraten (!) schön gedünstet mit passablen Bratkartoffeln. Die Röstzwiebeln naturbelassen, etwas bräunlicher, kleiner und feiner geschnitten, nicht so turmhoch aufgehäuft und im Geschmack wesentlich besser als der große Durchschnitt.
Salate werden vorwiegend nach Wiener Art dressiert, das heißt recht süß und stößt nicht auf jedermanns Liebe, wohl aber auf meine, mit nur selten mehr Anteil an roten Zwiebeln und dennoch herzerfrischend oberschlotzig, rein optisch nicht ganz der Bringer, aber geschmacklich passabel, wienerisch alos.
Meine letzten Erfahrungen waren aber leider Gottes auch negativ. Zu Faschierten Laberln servierte man ein aufgewärmtes Erdäpfelpüree, und das zu Mittag (!), wo sich am Rand schon einige harte Krusten gebildet haben.
Als ich das urgiert habe, meinte Kellner W. recht abfällig: „Na des gibt’s net, bei uns is ois frisch.“ Es wurde schlicht ignoriert, obwohl ich einen Teil des "corpus delicti" zum Herzeigen übrigließ. Der Teller wurde einfach abserviert ohne hinzusehen und weg war mein Beweismittel.
Ein Spanferkel hatte ein recht klasses Krusterl, so weit, so gut, aber das Kraut schmeckte leicht angebrannt. Mein Tischnachbar hatte es übrigens auch bestätigt. Die Urgenz beim Kellner U. verlief im Sand. Seine Reaktion war zwar deutlich freundlicher, es blieb aber nicht desto trotz ergebnislos.
Beim letzten Besuch gab es Paprikahenderl, an sich eine meiner Leibspeisen, wieder von der Tageskarte, wo aber der Saft aus meinem Mund nur ein „wäuh“ hervorbrachte. Da war er wieder, der mehlige Charakter, der es hier aber richtig verpatzt hatte und kaum eine Paprikanote war zu orten. Auch davon nahm man keine sonderliche Notiz, als ich das vorgebracht habe.
Entdeckt man da schnöde Convenience bei der Tageskarte, und das in einem Traditions-Wirtshaus? Und warum wurde man taub für eine Reklamation? Leute, ich sage, da hat's was, das ging früher doch besser, oder nennen wir es ehrlicher. Muss man sich an das nun auch hier gewöhnen, weil man z.B. in der Küche ebenso mit dem Personal rauft? Ich will's nicht glauben.
Lediglich der Kaffee hat sich gebessert, der grausliche Schärf, der mehr Schaum als Kaffee war, wurde seit einiger Zeit gegen Helmut Sachers ausgetauscht. Und der Nussschnaps dazu passt auch noch, zur Verdauung, versteht sich. Ein Lichtblick. 😉
Stirbt eine Legende?
Die Wirtshausoptik mit teils überladenen Wanddekorationen entspricht zwar nicht meinem persönlich bevorzugten Stil, ist aber sicher unverzichtbar für diese Art Beisl. Und wer’s mag! Da heute das Rauchen kein Thema mehr ist kann man beide Gasträume gleichermaßen aufsuchen. Der Schankraum ist dazu auch uriger.
Dazugesetzt wurde immer schon, was ich bei der Art Gasthaus richtig finde und ich ebenso peraktiziere. Man muss so gut wie nicht reservieren, es sei denn man kommt in größerer Anzahl. So lernt man Leute kennen, den richtigen Wiener sozusagen, vom Primarius eines KH bis hin zu seiner Reinigungsskraft, der Tante Mitzi. Man muss dafür aber auch ein Herz haben.
Als Freiluftfan nutze ich den Schanigarten, der zweigeteilt ist, der vordere Teil mit naturbelassen mächtigem Holz ausstaffiert und der rückwärtige in einem Standard-Look. Trotz Verkehrsaufkommen ist er gut abgeschottet und mit ausreichend Grünzeug umgeben, sodass man Fahrzeuge so gut wie nicht wahrnimmt.
Erlebnisse eines, wie eingangs erwähnt, Amarone treten leider den Rückmarsch an, jedenfalls war bei meinen heurigen Besuchen nicht viel mehr davon übrig. In dieser Hinsicht stirbt quasi ein Körperteil, ja ein gar lebenswichtiges Organ dieser Körperschaft, oder gar seine Seele?
Das Preisniveau ist trotz Anpassungen immer noch ok und aus dem Grund kommen sicher viele weiterhin her. Na weil man beim Schnitzel für die meisten auch nicht wirklich so viel falsch machen kann.
Für gewisse Kompromisse hinsichtlich der Küche in Sachen Wirtschaftlichkeit hat man entweder das Verständnis, und ich konnte es bisher auch aufbringen, wie ich das mit den Saucen seit Jahren habe, oder ich sag‘s mal auf Wienerisch: Dann schleich’st di hoit von do. 😊
Mittlerweile hat er das geschafft, dass ich diesem harten Rat tatsächlich Folge leiste. Ich werde meine Besuche reduzieren. Die Abstriche, die man ohnehin in Kauf nehmen muss, dann dreimal hintereinander Küchenfehler gepaart mit der Ignoranz im Service haben mir gereicht. Ich bin woanders weit mehr zufrieden. Der einst hier gelebte Wiener Schmäh fehlt ebenso.
Ich finde es schade und es bereitet meiner Seele Schmerzen. wenn der Kopp zu einem unterdurchschnittlichen Gasthaus herabsinkt, er hätte das nach so vielen Jahren nicht verdient. Was ist nur aus der Legende geworden?
Diejenigen Kellner, die Madame Kopp wieder ins Feld geschickt hatte, sind sicher froh wieder ihre Arbeit zu haben, der Rest musste sich eine neue Bleibe suchen. Falsche Loyalität war aber noch nie meins. Wenn die Küche mal Scheiße baut, dann muss das anders verarbeitet werden, ansonsten betrachte ich mich hier nicht als Gast.
Ob sich die Zeiten wieder ändern? Besser werden sie erfahrungsgemäß nicht, jedenfalls nicht was die Personalsituation angelangt. Gegenwärtig scheint man immer noch die Wunden der gegenwärtigen Krisensituation zu lecken, aber dafür kann der Gast auch nichts. Ich tät ja kommen, aber dazu muss zumindest die alte Küchenkonstanz punkto Qualität wieder passen.
Ob die ehemalige Legende Kopp eine bleiben wird, kann man bestenfalls hoffen, aber dazu muss man sich den gegenwärtigen Herausforderungen m.E. stellen und sie auch als Chance sehen gestärkt daraus hervorzugehen. Den Eindruck habe ich derzeit nicht, zweitweise vegetiert er m.E. mehr als er blüht.
In der Form empfehle ich den Kopp gegenwärtig nicht als "den" Repräsentanten schlechthin unserer Wiener Gasthauskultur und heimischen Küche, wünsche mir aber, dass sich das doch wieder ändert.
Vergelt’s Gott und hawe d‘Ehre
Euer WrKFan
Auf den Spuren der Wiener Küche führte mich meine detektivische Spürnase über das Gasthaus Kopp zu einem interessanten in einem Guide versteckten Beitrag, der mir ins Auge gestochen ist. Ich möchte ihn hier neu beleben (gelistet an 3. Stelle im Guide):
Link – vom Experten Amarone – mit einem herzlichen Dankschön meinerseits (gibt's den no, lebt er no?)
Köstlich wie unterhaltsam beschreibt Herr Amarone seine erste Gastronomieerfahrung als G’scherter (wie er sich selbst bezeichnet) mit Wiens Original-Beislszene, eine wie ich sie seit meiner Jugend kenne.
Dieses kleine m.E. prämierungswürdige Werk für einen Literaturpreis, mich erinnert es an Friedrich Torbergs Tante Jolesch, stammt aus dem Jahre 2013. Die Frage für mich stellt sich, wie es dem Kopp nach den krisengeschüttelten letzten Jahren ergeht. Aus seiner früheren HP erlaube ich mir zu zitieren:
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"DER KOPP" so nennen uns unsere Gäste, ist ein Gasthaus wie aus alten Tagen, seit den frühen 60er Jahren über 3 Generationen im Familienbesitz. Die Zeit hat zwar allgemein der Wiener Wirtshaustradition zugesetzt, aber in die Knie gezwungen wurde "DER KOPP" dadurch nicht.
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Wurde diese Proklamation zu Recht oder zu Unrecht von Patronin Kopp entfernt? So widmete ich „meinem“ Kopp in letzter Zeit einige Besuche um nach dem Rechten zu sehen.
Die Einrichtung ca. aus anno 1960 ist immer noch im Original vorhanden, und ja sogar der schon so richtig abgenutzte Blausiegel-Automat auf der Herrentoilette fristet noch sein alterndes Dasein. Mit Verlaub, ich kann nicht sagen, ob der noch funktioniert, ich hab‘ die Dinger nie gebraucht. 😉
Eine Abgängigkeitsanzeige für so manche Kellner muss ich vornehmen. Von denen sind leider Gottes einige Originale, wie z.B. mein beliebter Kellner Herr H., verschwunden. Das schmerzt, denn solche waren für ihren Wiener Schmäh unschlagbar, wie es Tester Amarone noch erlebt hatte.
Bei einem meiner letzten Besuche meinte ein über 50 Jahre treuer Stammgast: „Na, die san do söba Schuid, wia‘s mit denan umspringan, und bei die Preise jetzt greifst da am Kopf. Der wiad boid zuasperr‘n“.
Besagter Gast wohnt gleich vis-a-vis. Genüsslich verzehrt er dabei sein Wiener Kopp-Schnitzerl bis aufs letzte Bröserl. Schmecken tuat’s ihm noch unverändert und seine Gesamtrechnung belief sich auf unter 20€. Ist aber was dran, an dem was er sagt? Dem bin ich etwas nachgegangen. Zur Beruhigung: An den Preisen liegt’s m.E. sicher nicht.
Derzeit ist Mo und Di Ruhetag, was auch eine Zeiterscheinung ist. Man kann nur hoffen, dass es noch weiter Nachschub an nicht amtlich spaßbefreiten Personal gibt, weil man nunmehr aus der Personalnot heraus auch hier Kompromisse eingehen muss.
Küche mit Abstrichen
Ich muss mich hier damit abfinden, dass es eine Einheits-Jus mit mehliertem Charakter gibt. Diese gibt’s zum Zwiebelrostigen ebenso wie zum Kalbs-, Schweinsbrat’l oder Faschiertem. Passt dir das nicht, gibt es nur eine Empfehlung: Suach da a aunder‘s Wirtshaus. Das zu urigeren könnte klarerweise auch eine entsprechende Reaktion in Wiener Manier herausfordern. 😉
Die LKS gibt es traditionell am Sonntag, ansonsten z.B. mit recht dicken Frittaten solider Handarbeit oder stärkeren Nudeln. Die Suppe wird mit Kraftmitteln verstärkt, aber in der Regel nehme ich es nicht wahr. In Summe eine für Wirthäuser bodenständig typische Suppe, um einiges besser als der Durchschnitt.
Nur hierorts kenne ich eine Krautsuppe, die fein papriziert wird, aber gegen früher in ihrer Üppigkeit nachgelassen hatte. Speck lass nach! Dafür kam das Kraut besser zur Geltung. Sie mundete mir leider schon besser und hatte diesmal eine blasse Farbe. Vieleicht war es auch nur Tagesverfassung.
Dazu eine kleine Anekdote, als ich so schön langsam und genüsslich am Löffeln meiner Suppe war, marschierte schon die Hauptspeise heran, was Kellner H. wie folgt kommentierte: „Junga Mau‘, die Schlogzohl a biss’l erhöh’n, es Schnitz‘l warat scho do.“ Ich konnte nur lachen.
Bei manchen HS möchte man mit Masse punkten, also Masse statt Klasse, besonders gilt das z.B. für den Schnitzel-Klassiker, hier vom Schwein oder die Spareribs. Es gibt nun auch eine kleinere Portion, wo man nur ein Schnitzel erhält, man hat sich an Senioren angepasst.
Es glänzt dafür in seiner goldgelben 1er-Panier aus der Fritteuse. Die Soufflierung kommt manchmal zu kurz. Nun, that’s Kopp. Es enthält für meine Begriffe zu viel Fettgewebe im Fleisch.
Noch eine kleine G‘schicht aus meinem Repertoire. Als ich die Megaportion des Schnitzels noch nicht kannte und ringend darum kämpfte Speisereste nicht der MA30 zu überlassen, dann aber doch aufgeben musste, fragte Kellner H.: „No, wia schaut‘s aus, muass i scho evakuieren?“ Ich konnte mich eh kaum mehr rühren, aber das schüttelte den Bauch samt Zwerchfell nochmals durch.
Kalbsbraten oder ZRB sind recht gut, der ZRB, wirklich ein Rostbraten (!) schön gedünstet mit passablen Bratkartoffeln. Die Röstzwiebeln naturbelassen, etwas bräunlicher, kleiner und feiner geschnitten, nicht so turmhoch aufgehäuft und im Geschmack wesentlich besser als der große Durchschnitt.
Salate werden vorwiegend nach Wiener Art dressiert, das heißt recht süß und stößt nicht auf jedermanns Liebe, wohl aber auf meine, mit nur selten mehr Anteil an roten Zwiebeln und dennoch herzerfrischend oberschlotzig, rein optisch nicht ganz der Bringer, aber geschmacklich passabel, wienerisch alos.
Meine letzten Erfahrungen waren aber leider Gottes auch negativ. Zu Faschierten Laberln servierte man ein aufgewärmtes Erdäpfelpüree, und das zu Mittag (!), wo sich am Rand schon einige harte Krusten gebildet haben.
Als ich das urgiert habe, meinte Kellner W. recht abfällig: „Na des gibt’s net, bei uns is ois frisch.“ Es wurde schlicht ignoriert, obwohl ich einen Teil des "corpus delicti" zum Herzeigen übrigließ. Der Teller wurde einfach abserviert ohne hinzusehen und weg war mein Beweismittel.
Ein Spanferkel hatte ein recht klasses Krusterl, so weit, so gut, aber das Kraut schmeckte leicht angebrannt. Mein Tischnachbar hatte es übrigens auch bestätigt. Die Urgenz beim Kellner U. verlief im Sand. Seine Reaktion war zwar deutlich freundlicher, es blieb aber nicht desto trotz ergebnislos.
Beim letzten Besuch gab es Paprikahenderl, an sich eine meiner Leibspeisen, wieder von der Tageskarte, wo aber der Saft aus meinem Mund nur ein „wäuh“ hervorbrachte. Da war er wieder, der mehlige Charakter, der es hier aber richtig verpatzt hatte und kaum eine Paprikanote war zu orten. Auch davon nahm man keine sonderliche Notiz, als ich das vorgebracht habe.
Entdeckt man da schnöde Convenience bei der Tageskarte, und das in einem Traditions-Wirtshaus? Und warum wurde man taub für eine Reklamation? Leute, ich sage, da hat's was, das ging früher doch besser, oder nennen wir es ehrlicher. Muss man sich an das nun auch hier gewöhnen, weil man z.B. in der Küche ebenso mit dem Personal rauft? Ich will's nicht glauben.
Lediglich der Kaffee hat sich gebessert, der grausliche Schärf, der mehr Schaum als Kaffee war, wurde seit einiger Zeit gegen Helmut Sachers ausgetauscht. Und der Nussschnaps dazu passt auch noch, zur Verdauung, versteht sich. Ein Lichtblick. 😉
Stirbt eine Legende?
Die Wirtshausoptik mit teils überladenen Wanddekorationen entspricht zwar nicht meinem persönlich bevorzugten Stil, ist aber sicher unverzichtbar für diese Art Beisl. Und wer’s mag! Da heute das Rauchen kein Thema mehr ist kann man beide Gasträume gleichermaßen aufsuchen. Der Schankraum ist dazu auch uriger.
Dazugesetzt wurde immer schon, was ich bei der Art Gasthaus richtig finde und ich ebenso peraktiziere. Man muss so gut wie nicht reservieren, es sei denn man kommt in größerer Anzahl. So lernt man Leute kennen, den richtigen Wiener sozusagen, vom Primarius eines KH bis hin zu seiner Reinigungsskraft, der Tante Mitzi. Man muss dafür aber auch ein Herz haben.
Als Freiluftfan nutze ich den Schanigarten, der zweigeteilt ist, der vordere Teil mit naturbelassen mächtigem Holz ausstaffiert und der rückwärtige in einem Standard-Look. Trotz Verkehrsaufkommen ist er gut abgeschottet und mit ausreichend Grünzeug umgeben, sodass man Fahrzeuge so gut wie nicht wahrnimmt.
Erlebnisse eines, wie eingangs erwähnt, Amarone treten leider den Rückmarsch an, jedenfalls war bei meinen heurigen Besuchen nicht viel mehr davon übrig. In dieser Hinsicht stirbt quasi ein Körperteil, ja ein gar lebenswichtiges Organ dieser Körperschaft, oder gar seine Seele?
Das Preisniveau ist trotz Anpassungen immer noch ok und aus dem Grund kommen sicher viele weiterhin her. Na weil man beim Schnitzel für die meisten auch nicht wirklich so viel falsch machen kann.
Für gewisse Kompromisse hinsichtlich der Küche in Sachen Wirtschaftlichkeit hat man entweder das Verständnis, und ich konnte es bisher auch aufbringen, wie ich das mit den Saucen seit Jahren habe, oder ich sag‘s mal auf Wienerisch: Dann schleich’st di hoit von do. 😊
Mittlerweile hat er das geschafft, dass ich diesem harten Rat tatsächlich Folge leiste. Ich werde meine Besuche reduzieren. Die Abstriche, die man ohnehin in Kauf nehmen muss, dann dreimal hintereinander Küchenfehler gepaart mit der Ignoranz im Service haben mir gereicht. Ich bin woanders weit mehr zufrieden. Der einst hier gelebte Wiener Schmäh fehlt ebenso.
Ich finde es schade und es bereitet meiner Seele Schmerzen. wenn der Kopp zu einem unterdurchschnittlichen Gasthaus herabsinkt, er hätte das nach so vielen Jahren nicht verdient. Was ist nur aus der Legende geworden?
Diejenigen Kellner, die Madame Kopp wieder ins Feld geschickt hatte, sind sicher froh wieder ihre Arbeit zu haben, der Rest musste sich eine neue Bleibe suchen. Falsche Loyalität war aber noch nie meins. Wenn die Küche mal Scheiße baut, dann muss das anders verarbeitet werden, ansonsten betrachte ich mich hier nicht als Gast.
Ob sich die Zeiten wieder ändern? Besser werden sie erfahrungsgemäß nicht, jedenfalls nicht was die Personalsituation angelangt. Gegenwärtig scheint man immer noch die Wunden der gegenwärtigen Krisensituation zu lecken, aber dafür kann der Gast auch nichts. Ich tät ja kommen, aber dazu muss zumindest die alte Küchenkonstanz punkto Qualität wieder passen.
Ob die ehemalige Legende Kopp eine bleiben wird, kann man bestenfalls hoffen, aber dazu muss man sich den gegenwärtigen Herausforderungen m.E. stellen und sie auch als Chance sehen gestärkt daraus hervorzugehen. Den Eindruck habe ich derzeit nicht, zweitweise vegetiert er m.E. mehr als er blüht.
In der Form empfehle ich den Kopp gegenwärtig nicht als "den" Repräsentanten schlechthin unserer Wiener Gasthauskultur und heimischen Küche, wünsche mir aber, dass sich das doch wieder ändert.
Vergelt’s Gott und hawe d‘Ehre
Euer WrKFan
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Schade um dieses einst bodenständige Wirtshaus. Ich frage mich aber, ob wir im Alter, durch unsere zahlreichen Lokalbesuche und Berichte genauer hinsehen. Ich hatte früher sicher nicht viel hinterfragt in der Gastronomie, was ich aber heute sehr wohl tue. Meine Ansprüche sind auch höher geworden. Ich liebe sie auch, diese Relikte aus vergangenen Zeiten. Vor über 10 Jahren habe ich schon das Beislsterben beklagt. Aber will ich dort heute mein Geld lassen für unterdurchschnittliche Küche, schlechter Performance, Fleisch aus zweifelhafter Herkunft? Vielen Landwirtshäusern geht es ähnlich wie denen in der Stadt, denn der ortsansässige Fleischhauer hat schon lange zugesperrt und das Fleisch wird auch bei Metro und Konsorten zugekauft. Die Preise haben auch bei diesen oft sehr günstigen Wirtshäusern stark angezogen. In Meidling z.b. gibt es gerade noch eine Handvoll von diesen alten Wirsthäusern, aber ehrlich gesagt, will ich dort gar nicht mehr essen gehen. Auf ein paar Getränke ja, auf ein paar Würstel dazu, aber mehr auch nicht. Die Gemütlichkeit ist auch oft verloren gegangen. Die Kartendippler sind fast alle verschwunden. Das hat alles nichts mehr mit den ursprünglichen Beisln zu tun, wo sich alle Gesellschaftsschichten getroffen haben.