Es ist Nationalfeiertag und die Freunde wollen den Wagram entlang den sogenannten Jakobsweg gehen.
Uns sind 20 Kilometer zuviel, weswegen wir uns am Abend nur mit dem Auto zum Gasthaus Amstätter bewegen ;-)
Direkt neben dem kleinen Bahnhof gelegen, ist der Amstätter von aussen zumindest einmal ...Mehr anzeigenEs ist Nationalfeiertag und die Freunde wollen den Wagram entlang den sogenannten Jakobsweg gehen.
Uns sind 20 Kilometer zuviel, weswegen wir uns am Abend nur mit dem Auto zum Gasthaus Amstätter bewegen ;-)
Direkt neben dem kleinen Bahnhof gelegen, ist der Amstätter von aussen zumindest einmal ein sehr hübsches Landgasthaus. Ein grosser Parkplatz gleich daneben - wunderbar.
Da wir nicht reserviert haben, bin ich anfangs etwas nervös, ob es wohl auch einen Raucherbereich gibt. Aber siehe da: Der Schankraum ist der Rauchbereich.
Beim Eintreten sehen wir das "Wirtshauskultur"-Schild und freuen uns auf bodenständige Küche.
Das Gasthaus ist um 18 Uhr noch leer. Ein Mann wuselt herum. Als wir ihn um einen Tisch für 5 Personen bitten, weist er uns einen der kleineren Tische zu. Macht nichts. Wir rücken zusammen - aber später beim Essen wird es sehr eng. Der Schankraum ist einer dieser schönen, alten, mit viel Holz verkleideten Gasträume. Sehr gemütlich und urig.
Dahinter liegt ein grösserer Speise-"Saal", eher neueren Datums. Offenbar bestand die über 100 Jahre alte Bahnhofswirtschaft früher nur aus dem einen Raum.
Erst einmal bestellen wir Wein und Bier. Über das Schremserbier kann ich keine Auskünfte geben. Aber so schnell, wie es verschwunden ist, muss es wohl gemundet haben.
Wir nehmen vom Grünen Veltliner Schankwein, das Achterl zu 1,50.
Alle vier sind begeistert, denn selten bekommt man so feinen Schankwein: Frisch, jugendlich, spritzig.
Als wir die gar nicht so umfangreiche Speisekarte in Händen haben, sehe ich, dass fast alle Klassiker (Backhendl, Brathendl, Schweinsbraten, Kalbsleber, Schulterscherzel, Zwiebelrostbraten inklusive der diversen Rindsuppen) angeboten werden.
Daneben gibt es sog. aktuelle Gerichte wie Matjestartare und - Filet, Kürbiscremesuppe, Zanderfilet.
Wie immer entscheide ich mich für die Leberknödelsuppe als Indikator und danach das gebratene Zanderfilet mit Petersilerdäpfel und Salat. An sich wäre es ein gemischter Salat, den ich aber überhaupt nicht mag (oft Dosenkarotten, komische Mischkulanzen) und so bestelle ich Blattsalat.
Die Suppen sind schnell serviert.
Die Leberknödelsuppe ist - genau wie die Frittatensuppe - eine sehr kräftige Rindsuppe, leider zu wenig gewürzt. Der Knödel ist entweder sehr gut hausgemacht oder kommt von einem sehr guten Fleischhauer. Convenience-Produkt ist er nicht.
Dann harren wir der Hauptspeisen. Für einen Sonntagabend am Land ist vergleichsweise viel los.
Eine grosse Runde ist knapp nach uns gekommen und will ebenfalls versorgt werden.
Der Wirt wuselt herum, kommt nicht dazu, uns nach weiteren Getränkewünschen zu befragen, bringt aber, wenn wir es ihm zurufen, rasch das Entsprechende.
Als die Speisen kommen, müssen wir erst einmal lachen. Zwei der Herren haben Matjestartare und - Filet gewählt, auf Apfelrahm. Die Portion ist so lieb und klein, dass wir einfach amüsiert sind.
Zur Ehrenrettung muss ich sagen, dass das Gericht eine Vorspeise ist.
Mein Zanderfilet ist gebettet auf Petersilerdäpfel, die köstlich schmecken. Das Filet ist sehr schön kross angebraten und wird begleitet von einer verhungerten Zitronenspalte. Ich bestelle nach und sofort wird mir ein Teller mit 5 Spalten gebracht.
Der grüne Salat ist ein Eisbergsalat, etwas süss mariniert, aber trotzdem sehr gut. Allerdings entdecke ich dann einige halbangefaulte Blätter unterhalb. Das geht gar nicht.
Da wir aber vom Geburtstagskind eingeladen sind, reklamiere ich nicht beim Wirt.
Der Zander ist schön fest, schmeckt mir aber nicht, weil zuviele Gräten im Filet enthalten sind.
Der Freund linkerhand ist ein Backhenderl, in "Diätschmalz" (O-Ton Wirt) herausgebacken, mit Mayonnaise-Salat.
Beides ist sehr, sehr gut. Ich darf ein paar Stücke Panier kosten. Ja, das Schweineschmalz schmeckt man und sicherheitshalber halte ich mich zurück mit dem Weiterkosten (Galle...).
Da die Portionen - mit Ausnahme des Matjes' - sehr gross sind, haben wir keinen Platz mehr für ein Dessert. Für Alle wird es dann ein kleiner Schnaps - Marille, Grappa, Haselnussgeist (Schmatz-die Geschmacksknospen jubilierten).
Als sich der Stress ein bisschen legt, kommt der Wirt auch öfter zu uns, plaudert. Wir erfahren viel von ihm und seinem Hund, er erzählt vom Restaurant, seinem Werdegang.
Mein Resümee ist gespalten: Einerseits sitzt man so schön und gemütlich in der Gaststube, sind einige Speisen ausgezeichnet (ich wollte erst einen 4er vergeben), anderseits sind da faule Salatblätter, Gräten im Filet, volle Aschenbecher.
Es fehlt aber nicht mehr viel nach oben und dann wird das Gasthaus Amstätter dreimal einen 4er kriegen.
Nachtrag: Ob das viele Leitungswasser zum Wein tatsächlich verrechnet wurde, weiss ich nicht. Wenn ja, wäre es allerdings schlimm, denn es war kaum zu trinken: So typisches Tullnerfelder-Wasser halt, wie eingeschlafene Füsse, und warm noch dazu.
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