am 29. Juni 2014 · Update 2. Jul 2014
SpeisenAmbienteServiceWir sind gern oben ohne unterwegs - und das oft und gern auf unserem "Hausberg". Der Riederberg. Eine Strecke, die wir besonders mögen und teilweise auch schon gut und lang kennen. Nur die Gastronomie haben wir da noch nicht ganz ausgekundschaftet. Die Beschilderung vom "BONKA" ist uns schon oft...Mehr anzeigenWir sind gern oben ohne unterwegs - und das oft und gern auf unserem "Hausberg". Der Riederberg. Eine Strecke, die wir besonders mögen und teilweise auch schon gut und lang kennen. Nur die Gastronomie haben wir da noch nicht ganz ausgekundschaftet. Die Beschilderung vom "BONKA" ist uns schon oft aufgefallen, nur wir waren nie hungrig unterwegs. Aber neugierig. Daher haben wir uns diesmal den Hunger aufgespart.
Gestern, Samstag, Supersonnenwetter. "Ein herrlicher Gastgarten" - steht auf der Website geschrieben - na, da wollen wir natürlich sitzen. Also zur Sicherheit einen Tisch NUR für uns beide reserviert. Telefonisch, sehr freundlich, ganz unkompliziert.
Der Herr zur Telefonstimme empfängt uns bei der Ankunft prompt. Erstaunt über den eher schmal angelegten und leeren Gastgarten, suchen wir uns den noch angenehmsten Platz im Schatten aus, denn Sonne gibt's da keine. Am Foto sah der Gastgarten irgendwie großzügiger und sonniger oder eben herrlicher aus. Liegt vielleicht am Blickwinkel, am Sonnenstand. Dass er etwas chaotisch vernachlässigt wirkte, wohl dann eher an der fehlenden Hand.
Trotzdem, wir können's uns gut gemütlich machen. Der junge Herr richtet unseren auserwählten Tisch so, dass wir uns nun gut angekommen fühlen. Das Haus ist schon sehr alt, der Chef noch gar nicht stellt sich heraus. Denn das ist er persönlich, ein junger engagierter Mann weniger aber höflicher Worte. Kein Problem, plaudern tun wir eh gern mit uns allein. Wir werden gern bewirtet und nicht bedient. Und Honig haben wir lieber im Essen als um den Mund. Passt schon so.
Die Karten hat er uns gleich mitgebracht. Wir sind (leicht zu) irritier(en)t - denn da geht's verkehrt los. Mit den Nachspeisen. Dann die Hauptspeisen. Zum Schluss die Vorspeisen. Gut, wir dürfen aber wiederum andersrum essen - wir finden uns zurecht. Dauert nur kurz länger. Klar und deutlich: Fleisch ist Bio. Also: Hauptgang wird dunkles Fleisch. Das steht fest. Somit ist die Weinfrage für den Hauptgang schnell geklärt. Einmal Merlot (vom Reeh, € 4,50) und einmal Blaufränkisch (leider vergessen, € 4,50) .
Wir wollen heut' alles verspeisen: Davor, überhaupt und auch danach. Nachspeise - da sind wir uns prompt einig: die Topfenköderl mit Zwetschkenröster. Eierschwammerl gibt's jetzt gerade. So wie möglich wird beim BONKA Wert auf biologische Zutaten gelegt, alles von regionalen Bauern zugekauft oder selbst hergestellt. Das mögen wir. Was wir nicht mögen: Eier aus Bodenhaltung - egal von wo. Warum also dort im Kücheneinsatz?
Klein gehaltenes aber gut ausgewähltes Angebot an Gerichten. Rind, Lamm, Schwein und Huhn. Vegetarisch. Alles da und auch außergewöhnlich Traditionelles aus der Region, das in Vergessenheit geraten ist. Fortschrittlich moderne Tradition.
Das sieht man auch beim Rundgang durch's alte Haus. Da wird Altes behalten - der Holzofen in der Küche, der offene Kamin in der Gaststube, die gute alte Wirtshausgarnitur. Aber Neues kommt dazu. Gläserne Türen mit gekonnt und passend gestaltetem Corporate Identity- BONKA-Logo. Die Sanitäranlagen geschmackvoll erneuert. Ein heller offen gestalteter Zubau mit Wintergarten, an dem ganz offensichtlich noch gearbeitet wird. Ein uriger alter Stadl, für Feste und Veranstaltungen ist auch im hinteren Trakt.
Und fast fertig ist: eine Sonnenterasse, die das Adjektiv HERRLICH tatsächlich verdient. Dort wären wir viel lieber gesessen. Aber der Chef selbst und allein, will nicht so weit laufen. Und wenn er noch die richtig fleißigen Läufer findet, die am Weg die Speisen mitbringen, dann könnte man schon im August genau dort sitzen. Mal schauen, wie das Essen ist, dann könnte man da ja wieder herkommen.
Jetzt haben wir uns dann aber auch für Vorspeise und Hauptgang entschieden: Ziegenfrischkäse auf Blattsalat (€ 6,80) und dann ein Eierschwammerl-Rostbraten mit Erdäpfelkroketten (vom Junior-Chef abgesegneter Beilagentausch) um € 18,80 wird's für die Eine und für den Anderen: geröstete Eierschwammerl auf Blattsalat (€ 9,80) und dann ein Weiderindsbraten mit Knödel und Preiselbeeren (€ 16,80).
Zur Vorspeise ein Gelber Muskateller (€ 3,80) für den Anderen und die Eine nimmt einen Riesling (€ 3,40). Der junge Herr Bonka berät uns sehr fair und souverän. Eigentlich sollt' das selbstverständlich sein, haben wir aber schon oft leider anders erlebt. Wir schätzen das. Nur die für Niederösterreich außergewöhnlich hohe Kalkulation der Weinpreise wiederum gar nicht.
Die Vorspeisen kommen recht schnell. Mit Brot! Jawohl, so mögen wir das - vor allem, wenn das gastlich auf's Haus geht. Nur leider ist es nicht mehr richtig frisch. Geschmacklich wär' sowohl das weiße Baguette und besonders das Walnussbrot (außergewöhnliches Brotgewürz) wirklich gut gewesen - nur leider, die zähe bzw. trockene Konsistenz wirkt unangenehm bei. Schade. Dafür sind die Salate gekonnt mariniert. Niederösterreichisch - ohne süßen Geschmack aber trotzdem gut ausbalanciert mit Essig, Öl und Salz. Salate sind auf beiden Tellern gleich. Dunkler Feldsalat, knackig, nussig und frisch. 4 Hälften einer Cocktailparadeiser zieren jeweils den quadratischen Glasteller.
Der Ziegenfrischkäse besonders seidig, saftig und sehr mild. Für's Herzhafte muss da nachgesalzen und gepfeffert werden. Begleitet wird der von ein paar wenigen Kürbiskernen und ein paar Tropferl von deren Öl. Sparsamer Umgang - aber noch ausreichend für den Geschmack. Dafür umso großzügiger mit den 4 dicken Ziegenfrischkäsescheiben von der Rolle. Insgesamt sehr gelungen.
Eierschwammerl sehr zierlich. Aromatisch. Nur leicht angedünstet, leider zu wenig geröstet. Und nur spärlich am guten Salat. Es wird Verstärkung angeliefert: etwas Ziegenfrischkäse wird partnerschaftlich geteilt und der ergänzt das Ensemble perfekt. Wir richten's uns schon so, wie wir's gern haben.
Beide Weißweine waren recht gut. Keine Beschwerden. Der Weißwein noch gar nicht ganz ausgetrunken, wären schon die Roten für die Hauptspeise bereit. Aufmerksam nachgefragt, ob wir auch so weit wären. Ja, unbedingt. Das geht sich auf unserem Tisch locker aus. Einfach dazu stellen. Der Merlot vom Reeh, ist wie sein Winzer ein transparenter Purist. Eher gewöhnungsbedürftig. Der Blaufränkische ist unspektakulär aber in Ordnung. Der Wein wird in Kännchen serviert. Glas extra. Das wünschen wir uns oft.
So haben wir's auch gern bei Preiselbeeren - extra. Nur das funktioniert dort nicht. Alles auf einem Teller: Rinderbraten in einer leichten Majoran-Rahm-Sauce und einem Erdäpfelknödel. Farblich eher grau in grau - nur die kräftige Farbe der fruchtig süßen Preiselbeeren rinnt in die fahle Majoransauce. Ebenso blass - der Knödel. 3 Scheibchen mürb gedünstetes gutes dunkles Rindfleisch mit intensiviertem Eigengeschmack. Nur leicht durchzogen. Geschmacklich eigentlich ganz ok, optisch jedoch weniger.
Etwas gelungener präsentiert sich der Rostbraten. Ein ordentliches gebratenes Rostbratenstück ist auf einer würzig paprizierten Bratensauce platziert. Mit angedünsteten Eierschwammerl bestreut. Leider fehlt dem Rostbraten innen die rosa Farbe, die Zartheit und so wie den Eierschwammerln auch - die guten Röstaromen. Zu wenig Akuthitze abbekommen. Der Geschmack dafür umso besser. Und mit den vier kleinen Kroketten (innen weich, schön satt gelblich und außen goldig knusprig) ist auch die Optik am Teller passabel. Schmeckt uns sehr gut.
Gutes Timing beim Servieren. Der junge Wirt fragt nach Kaffee zum Dessert. Doch einen Espresso wollen wir probieren und den teilen uns. Der kommt schnell. Ganz ehrlich: wir haben in keinem Wirtshaus bisher, einen so guten Kaffee serviert bekommen. Rösterei Erber in Tulln - top zubereitet. Hier wird auch abseits von Wein auf die Genussmittel-Qualität wert gelegt. Positive Überraschung.
Kaffee ist noch warm und da kommen sie: die Topfenknödel. 2 Stück in blassen Bröseln mit blasser flüssiger Butter übergossen, welche die Brösel stellenweise sehr durchweicht. Wieder fehlt Röstaroma und Farbe in den Bröseln. Butter muss nicht oben drüber, dafür in die Brösel rein - wär' besser. Nussiger. Der Zwetschkenröster selten gut - hier wirklich aromatisch und süß. Die Knöderl selber: superflaumig. Mild nur leicht topfig und insgesamt ist Dessert geschmacklich mehr als gelungen. An den Konsistenzen und Farben kann man feilen.
Portioniert ist alles eher klein, aber leider nicht gar so fein. Mit 3 Gängen wird man aber angenehm satt.
Geht's vielleicht ein biss'l feiner bei der Gestaltung in der Küche, am Teller und im Gastgarten? Wenn schon so regional und Bio - geht's dann auch ein biss'l freier für die eierlegenden Hendln? Die Preise sind ja dahingehend ausgerichtet: € 85,00 damit wir zu zweit satt sind im fortschrittlichen Wirtshaus, alles inklusive.
Vielleicht wird's ja noch eine 4 bei den Speisen, beim Ambiente und beim Service, viel fehlt ja nicht und beim Bonka wird ja an allen möglichen Stellen gearbeitet, gebaut und gebastelt - wir kommen wieder - im August auf die Sonnenterrasse.
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