Ein spätsommerlicher Spaziergang führte die Liebste und mich gestern in die Bar Campari.
Für mich war’s der Erstbesuch, die Liebste war schon einige Male dort. Die Bar brummt, ganz wie das Mutterschiff, das Schwarze Kameel. Wird ja auch beides von der Familie Friese geführt. Und sie haben bei...Mehr anzeigenEin spätsommerlicher Spaziergang führte die Liebste und mich gestern in die Bar Campari.
Für mich war’s der Erstbesuch, die Liebste war schon einige Male dort. Die Bar brummt, ganz wie das Mutterschiff, das Schwarze Kameel. Wird ja auch beides von der Familie Friese geführt. Und sie haben bei der Bar Campari nicht nur die ersten drei Erfolgsdogmen der Gastronomie beachtet (1. Location, 2. Location, 3. Location), sondern auch Dogmen 4, 5 und 6 (Alleinstellungsmerkmal, Qualität und Ambiente) sehr gut umgesetzt.
Um ca. 15:00 waren fast alle Tische voll, wir konnten aber mit Glück einen schönen Ecktisch ergattern. Beim Blick ins Innere der Bar wird man vom Thema Campari fast erschlagen, unzählige Campariflaschen stehen in den Regalen hinter der Bar und auch bei den Farben ist man dem Camparirot treu geblieben.
Die Tische sind relativ eng zueinander gestellt, im Kameel allerdings noch enger. Unglaublich, wie viele Gäste das Lokal draußen aufnehmen kann und wie oft die Tische „gedreht“ werden, da kommt schon einiges an Umsatz zusammen, der Erfolg sei der Familie Friese gegönnt.
Die Karte bietet viele Varianten von Campari-Cocktails, Klassiker wie Negroni (auch die „sbagliato“ – Variante, also den „falschen“ der angeblich aus einer Verwechslung entstanden ist und in seiner Kombination von Campari, Wermut und Prosecco eigentlich eine Variante des „Americano“ ist. Aber auch andere, kreative Campari – Drinks gibt’s, Wein und natürlich Bier auch.
Das Speiseangebot ist ebenfalls reichlich, von kleinen Vorspeisen - „Spuntini, kleinen Snacks aus der Vitrine“ - über diverse Antipasti, Pasta, ein paar Hauptspeisen und „Pinsa“, eine Abwandlung von Pizza, die am ehesten mit Flatbread oder Feuerfleck verlgichen werden kann. Aus der Karte lernt man, dass die Teigmischung den Unterschied macht und dieser Teig auch hausgemacht sei. Natürlich gibt’s auch Desserts und Käse, für eine Bar ein sehr reichliches Angebot. Die Portionen auch nicht zu klein, wie wir bei anderen Tischen beobachten konnten, einzig an den kleinen Tischen wird’s schnell eng, wenn sich 2 Antipasti und eine Pinsa zu den Drinks gesellen. Die Karte selbst ist sehr ansprechend und übersichtlich gestaltet (Link).
Die Liebste „kept it simple“, Campari – Soda mit Minze, ich orderte einen Negroni, - den Klassischen. Drinks können sie dort, sehr ansprechend serviert, Campari können sie logischerweise, it’s in the title. ;-)
Zu den Getränken wird ein Schüsserl mit sehr, sehr guten Mandeln und ein paar ebenso hervorragenden Oliven eingestellt, nice.
Für die Liebste sollten es eingelegte Artischockenherzen sein, sowie „Fritto Misto“, also gebackene Meeresfrüchte. Ich entschied mich für die Pinsa San Daniele, also ein Fladenbrot/Flatbread mit Melanzani, San Daniele Schinken und Rucola. Meine Aversion gegen Rucola ist auf ähnlich hohem und leidenschaftlichem Niveau wie gegen rohe Tomaten, aber (wie rohe Tomaten) konnte ich auch meinen Rucola der Liebsten „rüberschieben“, sie liebt das Zeug. Zusätzlich fragte ich den Kellner, ob auch ein Schüsselchen mit frisch geschnittenen Chilis möglich wäre, und ja, es war möglich.
Der Liebsten Artischockenherzen waren zart, hervorragend im Geschmack und, für € 3,00 eine durchaus stattliche Portion. Das Fritto Misto bestand vorwiegend aus Calamari fritti, der ein oder andere Shrimp war auch zu finden. Insgesamt sehr gut und sehr zart, dazu gab’s einen Limetten – Chili Dip, der geschmacklich sehr gut war, wenn auch unseres Erachtens viel zu viel und vielleicht auch einen Ticken zu „schwer“, so in Richtung Hollandaise.
Meine Pinsa war ausgezeichnet, beim Teig hatte man in der Karte nicht zu viel versprochen. Unglaublich gut, reichlich San Daniele Schinken, gute, geschmorte Melanzanistücke und natürlich viel Rucola, der nahtlos in Richtung Liebste wanderte. Ein tadelloses Gericht, charmant auf einem Brettl serviert, sogar mit einer großen Schere, mit der man das Teil offenbar in Stücke schneiden kann, ich verwendete Messer und Gabel, die auch eingestellt worden waren.
Die extra eingestellten, geschnittenen Chili waren, so wie wir es mögen, frisch und „für Erwachsene“, perfekt.
Zum Essen bestellten wir noch zwei Gläser Lugana, ein sehr ansprechender, italienischer Weißwein, den wir bei unserem letzten Aufenthalt am Gardasee so richtig schätzen gelernt haben. Ein Espresso zum Abschluss und zum Schluss waren knapp 100 € für 2 Campari Soda, 2 Negroni, 3 Achterl und die Speissen fällig. Passt für die Qualität und Location.
Apropos Location: man sitzt sehr nett dort, es ist schattig, also nicht so heiß, nicht ganz so exponiert wie im Kameel, Fiaker fahren vorbei, sehr stimmig (obwohl der Liebsten und mir die Pferde leid tun und Fiaker in einer Großstadt im 21. Jhdt. nichts verloren haben, aber das ist eine andere Geschichte ...).
Ein paar Worte zum Service: Sehr freundlich, sehr bemüht, sehr korrekt, stellenweise hat man den Eindruck, dass die Anzahl der KellnerInnen für das Gästeaufkommen etwas zu wenig bemessen ist, aber wie man ja weiß, kann das auch am generellen Personalmangel in der Gastro liegen.
War ein schöner Nachmittag in der Bar Campari, hat Spaß gemacht.