SpeisenAmbienteKeine WertungServiceKeine Wertung Lang – was red ich – unendlich lang ist es her, dass wir ausgehen und es uns kulinarisch gut gehen lassen konnten. Und auch wenn selber den Kochlöffel schwingen durchaus etwas Meditatives und Entspannendes hat, hin und wieder wollen wir uns dann trotz der aktuellen Lage etwas verwöhnen.
Desha...Mehr anzeigenLang – was red ich – unendlich lang ist es her, dass wir ausgehen und es uns kulinarisch gut gehen lassen konnten. Und auch wenn selber den Kochlöffel schwingen durchaus etwas Meditatives und Entspannendes hat, hin und wieder wollen wir uns dann trotz der aktuellen Lage etwas verwöhnen.
Deshalb haben wir schon vor einiger Zeit begonnen, Kochboxen von diversen Restaurants zu probieren. Darunter war bis dato das Seven North (sehr lecker, fast schon zuviel zu zweit, ganze Menge Vorspeisen, Salat, Fisch, Fleisch), zum Geburtstag meiner lieben Frau die Box vom Mörwald (war zwar irgendwie nie ein Fan vom Mörwald’schen Imperium, diese Box war aber großartig, unvergessen das Entrecote Double) und jetzt eben zum mittlerweile dritten Mal die Gourmetbox vom Restaurant Taubenkobel: Das „Osterfestessen“, das ich hier im Detail beschreiben möchte.
Der Taubenkobel ist eines der wenigen Gourmetrestaurants, die tatsächlich sehr regelmäßig ihre Gourmetboxen anbietet, nicht nur zu den klassischen Terminen wie Valentinstag oder Ostern sondern so gut wie jedes Wochenende, das macht den Taubenkobel eigentlich zu einer „Bank“, wenn man sich zum Wochenende mal etwas gönnen möchte. Der Bestellvorgang an sich ist vielleicht nicht zeitgemäß (Mail schreiben – Antwort erhalten – Anruf – Kreditkarten durchgeben oder direkt anrufen und Kreditkarte durchgeben), geht dann trotzdem recht zügig von statten, auf Wunsch wird (allerdings nur Freitag und Samstag und nur in Wien auch geliefert, neu auch per Post österreichweit verschickt).
Wir ließen uns unsere Box liefern, diese kam in einem schwarzen Taubenkobel Mercedes Van am Samstag vormittags bei uns an und wurde uns fast schon feierlich von einem wirklich netten jungem Mann überreicht. Die Box dann einfach im Kühlen bis zum Abend lagern.
Am Abend dann erstmal zum Einstimmen etwas herausputzen um dem Ganzen einen feierlichen Rahmen zu geben (man muss ja nicht immer Jogginganzug zu Hause tragen), einen prickelnden Rosé öffnen, anstoßen und dann die Box öffnen. Die Fotos anbei sind Fotos einer anderen Box, das Prinzip ist aber immer das Gleiche: Die Box enthält einen Zettel mit sämtlichen Gängen und wie diese zuzubereiten sind, sowie eine Menge kleiner Schächtelchen, Gläser und Päckchen die sehr liebevoll beschriftet sind. Erstmal dazu dieses Mal: Die Taubenkobel Spotify Playlist zur perfekten Musikbegleitung, eine wie wir fanden extrem nette Idee. Die Aufmachung, die Playlist, die Verpackung: Hier wird schon nicht nur Essen sondern ein Erlebnis geboten.
Los gings, wir stürzten uns ins Abenteuer:
1. Akt: Gin Sour mit Zitrusfrüchten
Ein vorgefertigter Aperitif auf Gin Basis in einem Glas. Einfach öffnen und in zwei Gläsern mit Eiswürfeln verteilen. Kann man mit Soda oder Tonic aufspritzen, die Empfehlung ist dies aber nicht zu tun. Wir waren offen gestanden etwas enttäuscht, dem Drink fehlte das Prickelnde und für einen Gin Sour war er erstaunlich wenig sauer dafür recht bitter von den Zesten. Ging mehr von der Charakteristik in Richtung Campari.
2. Akt: Hausbrot mit gerösteter Zwiebelbutter
Das Hausbrot war ein kleiner Laib, hübsch in Papier verpackt. Einfach rein in den Ofen für 5 Minuten bei 180° Umluft (dürfen auch ruhig 10 Minuten sein, damit das Brot auch im Kern warm ist), dazu ein kleines Gläschen mit gerösteter Zwiebelbutter. Sehr, sehr gut. Das Brot gerade wenn es warm ist auch schön knusprig, innen noch fluffig, die Butter geschmacklich sehr gut, richtig guter Röstzwiebelgeschmack. Und was übrig bleibt, kann man wunderbar auch die nächsten Tage noch verwenden!
3. Akt: Wiener Schüssel
Die „Wiener Schüssel“ entpuppte sich als ein Aspik mit Osterschinken, Kohlrabi und Erbsen. Das Ganze kam in einem kleinen Glas daher, aus diesem konnte man es ähnlich einem Gabelbissen auch direkt servieren, lediglich ein paar Blätter frischer Wildkerbel musste man dekorativ darauf setzen. Ein wie ich fand extrem guter Gang: Der Anteil an Inhalt im Aspik war sehr ordentlich, der Osterschinken wunderbar würzig und geselcht, das Gemüse sehr schön knackig. Dazu eine weiße Creme am Boden, dachten erst, es wäre Mayonnaise, war dann aber deutlich leichter, dürfte eher in Richtung Rahm gegangen sein. Sehr fein und auch keine kleine Portion.
4. Akt: Bärlauchcremesuppe
Die Suppe wurde in einem großen Glas geliefert, einfach rein in einen kleinen Topf und vorsichtig aufwärmen. Dazu wurden in kleinen liebevoll beschrifteten Schälchen die Toppings zur Dekoration geliefert: Bärlauchkapern, knuspriges Bauernbrot und ein paar Blätter frischer Bärlauch. Die Suppe war wunderbar cremig, hatte ordentlich „Wumms“ und Schärfe am Gaumen und war von sehr hoher geschmacklicher Intensität, ein ganzer Topf davon ginge nur schwer. Überragend die Bärlauchkapern (kleine eingelegte Kapern, wunderbar weich, konnte man mit Stängel essen, ganz feine Säure), das Bauernbrot waren gebratene Brotkrumen, die Bärlauchblätter waren leider etwas unhandlich, die hätten wir vorab schneiden können. In jedem Fall ein toller, sehr geschmacksintensiver Gang. Der dazu gelieferte Wein (ein für den Taubenkobel abgefüllter Riesling von Leo Sommer, Jahrgang 2018) passt hier auch hervorragend.
5. Akt Gloggnitzer Kalb in der Salzgrotte gereift
Der Hauptgang war diesmal Kalb und erfahrungsgemäß ist dies der Gang, wo einfach am Meisten von einem selbst noch zu tun ist: Das Kalb muss ausgewickelt werden, gesalzen und gepfeffert, in der Pfanne auf allen Seiten angebraten und dann bei 160° rein ins Rohr für 10 Minuten. Dazu Selleriecreme (einfach in einem Topf vorsichtig warm machen, hat den Hang zum „Blubbern“) sowie die Kümmelnage in einem noch kleineren Topf erwärmen. Man sieht: Es braucht keinen ausgebildeten Koch, um dieses Gericht fertig zu stellen.
Das Kalb muss nach den 10 Minuten noch kurz rasten, wir haben den Garpunkt ziemlich gut erwischt, das Fleisch war innen noch schön rosa, perfekt mariniert und wunderbar zart. Die Selleriecreme dazu war wunderschön cremig und hatte diesen tollen Selleriegeschmack in der perfekten Intensität. Dazu ein paar Stücke geröstete Mandeln, Senfkaviar (eingelegte Senfkörner) und Kümmelnage. Ein Gedicht. Einfach in seiner Komposition ein Traum. Die Mandeln gaben etwas „Knack“ und einen tollen, nussigen gerösteten Geschmack, der gerade zur Selleriecreme perfekt passte. Der Senfkaviar entpuppte sich als eingelegte Senfkörner, die die notwendige Säure lieferten und die Kümmelnage war von toller Intensität und trotzdem sehr rund im Geschmack, ohne diese Penetranz, die Kümmel für mich manchmal haben kann. Wir waren offen gestanden hin und weg. Ein wirklich großartiges Gericht.
6. Akt Schokoladenosterei
Das Schokoladenei kam als zwei Hälften eines Schkoeis (ordentliche Größe, gebettet auf einem Strohbett). Dieses musste man auf einen Teller legen, dann mit der dazugelieferten Vanillecreme, Rhabarbercreme, Rhabarberragout und Schokoladencrumble füllen. Sah dann einfach wunderbar aus (Foto anbei) und war geschmacklich ebenso ein Traum: Süße der Vanilllecreme, dazu fein säurliche Rhabarbercreme und Ragout mit ganzen Stückcken, dekoriert mit Schokocrumble. Einziges Manko: Ich finde der Rhabarber überdeckt geschmacklich halt so sehr alles, dass die Vanillecreme fast etwas unterging. Und zum Essen kommt man ohne Finger nicht aus, es sei denn, man löffelt das Ei nur aus (wäre aber schade um die feine Schokolade gewesen…). Zum Abschluss dann noch 4 kleine Schokoeier, die haben wir uns aber für später aufgehoben…
Dazu gab es wie gesagt eine Flasche Riesling 2018 vom Weingut Leo Sommer, abgefüllt für den Taubenkobel.
Das „Osterfestessen“ war unsere mittlerweile dritte Box vom Taubenkobel und die aus unserer Sicht mit Abstand Beste bis jetzt. Bei den letzten zwei Boxen hatten wir als Hauptgang gefüllte Wachtel (war überhaupt nicht Unseres) und Entenbrust (das hab ich am Herd vergeigt, ist gar nicht so einfach, hier den richtigen Gargrad zusammen zu bekommen, letztendlich war die Ente leider komplett totgebraten). Die Box kommt wunderschön verpackt daher und schafft in seiner ganzen Aufmachung ein tolles Erlebnis. Das Fertigstellen der Gerichte ist sehr einfach, bis auf den Hauptgang ist hier auch keinerlei Kochgeschick erforderlich.
Ich glaube, dass es gar nicht so einfach ist, ein Menü derartige zu wählen und vorzubereiten, dass man dieses zu Hause einfach fertig machen kann und dann immer noch den Ansprüchen der Küche entspricht, ich glaube auch, dass das Ganze in kleine Schälchen verpacken auch extrem viel Aufwand ist. Preislich ist die Box mit den 4 Gängen, dem Aperitif, dem Brot und dem Wein mit EUR 148 für zwei Personen durchaus fair bemessen, ein 10er kommt dazu, wenn man sich die Box liefern lässt, auch das ein faires Angebot.
Wir wissen schon jetzt: Solange wir nicht ins Restaurant können, werden wir ganz sicher wieder eine Gourmetbox liefern lassen, wir hatten bis jetzt immer einen sehr netten Abend.
Zur Wertung:
Ich habe nur Speisen bewertet, möchte die anderen Kriterien nicht verfälschen.
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Ja, das Konzept ist spannend und es zeigt, das man mit etwas Kreativität auch in diesen Zeiten für Umsatz sorgen kann. Preislich liegt der Spaß bei EUR 148 pro Box (diese ist für 2 Personen), Lieferung kostet EUR 10 in Wien. Dafür bekommst du die 4 Gänge, Brot, Aperitif und eine Flasche Wein. Wenn ich an den Aufwand dahinter denke und die Qualität der Produkte, absolut in Ordnung wie ich finde und kann man sich schon hin und wieder gönnen, wenn einen wieder mal die Sehnsucht nach einem besonderen Erlebnis erfasst.