Auf einer beruflichen Tour durchs Burgenland machen mir die Schilder vor den Wirtshäusern („Backhendl € 6,50“, „Menü Nudelsuppe und Cevapcici“) mittags nur wenig Appetit. Kurzfristig ziehe ich eine Tankstellenleberkässemmel in Erwägung, da kommt mir der rettende Gedanke: der Taubenkobel hat doch ...Mehr anzeigenAuf einer beruflichen Tour durchs Burgenland machen mir die Schilder vor den Wirtshäusern („Backhendl € 6,50“, „Menü Nudelsuppe und Cevapcici“) mittags nur wenig Appetit. Kurzfristig ziehe ich eine Tankstellenleberkässemmel in Erwägung, da kommt mir der rettende Gedanke: der Taubenkobel hat doch einen Wirtshausableger, habe ich irgendwo mitbekommen. Also auf nach Schützen.
Die Hauptstraße ist heutzutage umfahrungsbedingt ein ruhiges Gässlein, Parkplätze gibt es zur Genüge. Ein nettes kleines Häuschen gleich neben dem Gourmettempel trägt die Aufschrift „Greisslerei“. Das ist es, also hinein.
Kleine Tischchen stehen dicht an dicht in der gemütlichen Stube, sie sind trotz Wochentags und Regenwetters sehr gut besetzt. Gekocht wird mitten im Lokal. Tische, Gestühl, Boden und Decke sind aus Holz, braun und grün die dominierenden Farben. In den Regalen an den Wänden stapeln sich die Leckereien, Speck hängt von der Decke, auf schwarzen Tafeln liest man in Kreideschrift von feinen Weinen, kreativen Getränken, Steaks, Fischen und vielerlei verlockenden Schmankerln. Alle Sinne orten: das ist ein Plätzchen für Genießer. Jetzt ist er da, der Appetit.
Ich nehme Platz, frage nach den antialkoholischen Getränken und entscheide mich für einen gespritzten Traubensaft. Der kommt in einem Gefäß, das mich an die Buttermilchflaschen aus meiner Kindheit erinnert, als der Tetrapak noch nicht erfunden war. Ein Strohhalm ist dabei, Gläser stehen aber auch am Tisch. Der Traubensaft schmeckt sehr fein.
An Speisekarten bzw. –tafeln gibt es einige, am Tisch in Papierform, an den Wänden - und eine Tafel mit den Tagesangeboten stellt die Kellnerin vor meinen Tisch. Von Neusiedlerseefischen im Backteig lese ich da, von Steaks, von Innereien – jetzt habe ich die Qual der Wahl!
Ich entscheide mch für eine „Eierschwammerlsamtsuppe“ und geröstete Kalbsnieren in Pommeriesenfsauce mit Petersilerdäpfeln.
Die Suppe ist ein Gedicht, wirklich sehr samtig und mit Eierschwammerln drin, die so frisch wirken, als seien sie vor Minuten hinterm Haus gepflückt worden. Kleine, rundliche, in Butter geschwenkte, geschmacklich sehr feine Erdäpferln mit Petersil folgen in einer kleinen Schüssel, dann wird ein Minikochtopf mit Deckel auf den Tisch gestellt, in dem sich die Nierndln finden. Knackig, auf den Punkt getroffen sind die Nieren, die Senfsauce ist kräftig, ganz leicht säuerlich, sehr würzig und wird bis auf den letzten Tropfen mit Hilfe des flaumigen, wohl selbstgebackenen Schwarzbrotes aus dem Topf gewischt, es wäre nämlich wirklich schade drum, so gut schmeckt sie.
Ein kleiner Rundgang duch den Laden noch, ich bestaune das einheimische und internationale Weinangebot in den hinteren Geschäftsräumen, dann mache ich mich zufrieden wieder auf den Weg.
Fazit: Ein sehr erfreuliches Lokal. Alle Achtung, was hier im „Ableger“ des großen Taubenkobels unkompliziert und für relativ wenig Geld auf den Tisch gestellt wird, kann sich wirklich sehen, riechen und schmecken lassen. Die Greisslerei ist durchaus einen Umweg wert.
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