Mo, 17. Mär 2025

Stern (Wien) Bewertung

am 24. Februar 2020
SpeisenAmbienteService
Nachdem unser letzter Besuch im Stern schon wieder 5 Jahre her ist, war es wieder einmal Zeit, dort vorbeizuschauen. Wir hatten einen Termin am oberen Ende der Landstraßer Haupt, also lag es nahe, dem Stern danach für einen späten Lunch oder ein verfrühtes Abendessen einen Besuch abzustatten.

Die äußerst kurzfristige telefonische Reservierung („ ... wir wären in 10 Minuten da ...“) wurde freundlich entgegengenommen und auf ging’s in den 11.

Obwohl wir eigentlich zu einer Non-Zeit (16:30) dort ankamen, waren doch viele Tische bereits reserviert und das Lokal war nach relativ kurzer Zeit auch zu ziemlich der Hälfte voll. Wir wurden jedenfalls freundlich begrüßt und zu einem Zweiertisch geführt. Die Karten wurden gereicht und nach kurzer Zeit kam unser Kellner auch vorbei, um die Getränkewünsche aufzunehmen. Himbeersoda für die Liebste, ein kleines, helles Zwickl für mich.

Das Ambiente hat sich nicht verändert, ich finde es immer noch recht ansprechend, viel Holz, traditionelles Gasthausflair, aufgepeppt durch weiß eingedeckte Tische. Insgesamt stimmig und gemütlich.

Nun zu den Speisen:

Die Liebste entschied sich für ein Beef Tartare als Vorspeise, für mich sollte es vorweg eine Bouillon mit Ei sein. Als Hauptgang stach der Liebsten das „Budapester Schnitzel“, eine rustikalere Variante des Cordon Bleu, gefüllt mit Speck und Zwiebel, aber ohne Käse, ins Auge. Ihr Begehr, das Schnitzel vom Kalb zu machen, wurde mit einem „selbstverständlich“ bejaht. Ich bestellte das Beuschl mit Knödel, das mir von unseren letzten Besuchen noch gut in Erinnerung war.

Nach kurzer Zeit kamen die Vorspeisen. Das Servieren meiner Bouillon wurde regelrecht zelebriert. Erst kam ein sehr heißer Teller, in dem Dotter und Kräuter waren, die Suppe wurde aus einem Metallkännchen eingegossen. Der Kellner servierte während der ganzen Zeit mit weißen Handschuhen, nice touch, wenn auch ein ziemlicher Kontrast zum Wirtshausambiente. Aber durchaus nett.

Die Bouillon war hervorragend, was auch zu erwarten war. Herr Stern weiß, mit Fleisch umzugehen und verarbeitet nicht unerhebliche Mengen davon in seiner Küche. Ergo kann man erwarten, dass man hier eine echte, ehrliche Rindsuppe bekommt, und das war sie auch. Sehr kräftig im Geschmack, der Eidotter, der durch den heißen Teller bereits auf Betriebstemperatur gebracht worden war, immer noch herrlich flüssig, aber eben nicht mehr ganz roh.

Ich denke, dass Hygienebedenken der Grund sind, warum es diese herrliche Suppenvariante so selten in Lokalen gibt. Christian Stern macht’s vor, dass es dafür eine gute und praktikable Lösung gibt. Tadellos.

Der Liebsten Beef Tartare war eine recht kleine Portion, was angesichts der bestellten Hauptspeise gut und vernünftig war. Es kam recht puristisch daher, Fleisch, ein bisschen Zwiebel drauf, Toast und Butter dazu und gut ist’s. Die Schieferplatte mit etwas Aioli verziert, sonst kein Chi-chi.
Braucht’s auch nicht, das Fleisch spielt zu Recht die Hauptrolle. Die Qualität des Beef Tartare ist schlichtweg hervorragend. Nicht faschiert, fein gehackt, geschmacklich ein Traum. Im Stern hatte ich vor Jahren mein erstes Tartare bestellt, früher war das nicht so meins, ich kostete hin und wieder, die Liebste liebte es. Seit damals (und ich bin froh, mein erstes Tatare in derart hervorragender Qualität im Stern gegessen zu haben) bestelle ich es gerne.

Die Hauptspeisen:

Das Budapester Schnitzel der Liebsten wurde in Form von zwei Stücken serviert, sehr gute, knusprige Panier, eindeutig in der Pfanne gemacht. So, wie’s sein soll, schön souffliert, wie man sich das in Wien vorstellt. Fritteusen haben in der Gastro sicherlich ihre Berechtigung, ich persönlich mag die homogene, flache Panier nicht, die aus einer Fritteuse kommt.

Das Schnitzel wurde offenbar mit Senf eingestrichen, das ist ok und gehört offenbar zum Budapester Schnitzel, beim ersten Stück dürfte dem Koch der Senflöffel ausgekommen sein, viel zu viel davon hat er aufgetragen, der intensive Senfgeschmack überdeckte leider den Geschmack des sehr guten Kalbfleischs, Speck und Zwiebel waren allerdings sehr gut. Das zweite Stück war besser, hier stimmten die Geschmacksproportionen wieder.

Dazu hatte die Liebste einen gemischten Salat bestellt, der war frisch und gut, hier gibt's nichts zu beanstanden.

Auftritt meines Beuschls.

Obwohl ich eine kleine Portion bestellt hatte, war die Portionsgröße immer noch recht stattlich. Der Knödel war in zwei große Scheiben geschnitten und für meinen Geschmack, wie auch schon vor 5 Jahren, immer noch zu blass. Ich mag Semmelknödel mit etwas mehr „pep“, etwas mehr Bräune, Petersilie drinnen, wenn ich sie mache, standardmäßig auch mit etwas Speck. Ich brate die Knödelscheiben auch immer etwas in Butter an, aber das ist meine persönliche Präferenz.

Das Beuschl war diesmal etwas grober in der Konsistenz, als ich es von früheren Besuchen in Erinnerung hatte, geschmacklich aber tadellos. Recht salzig war’s, für mich gerade so an der Grenze, und ich esse eher sehr salzig. In der Mitte war ein Kleks Gulaschsaft, das gehört traditionell so, ich muss das nicht haben, zumal der reduzierte Gulaschsaft den Salzgehalt des Gerichts noch etwas erhöhte.

Bei meiner letzten Bewertung hatte ich das Beuschl in den Himmel gelobt, auf eine Stufe mit dem, das ich beim Hohensinn des Öfteren genießen durfte, diesmal kann ich das nicht sagen.

Die Fleischqualität ist wirklich gut, mir war’s insgesamt etwas zu grob und vor allem etwas zu lauwarm und zu salzig.

Dessert und/oder Kaffee gingen sich nicht mehr aus, wir waren absolut voll. Die Rechnung von € 65,00 inklusive Trinkgeld bezahlten wir in Bar, preislich ist das natürlich schwer in Ordnung.

Wer Fleisch (und vor allem) Innereien liebt, ist im Stern sehr gut aufgehoben. Hochwertige Produkte werden mit viel handwerklichem Können von Christian Stern und seinem Team sehr gut verarbeitet.

Hier und dort könnte man noch an ein paar Schräubchen drehen, aufpassen beim Salzen, und das Beuschl etwas feiner schneiden. Ich teile die Liebe zu einem puristischen Tartare, aber ein Schälchen mit ganz fein gehackten Gurkerln und Kapern, die Zwiebel rot und nicht weiß, wäre kein Fehler.

Der Service ist nett und korrekt, aber auch nicht mehr. Auch hier täte ein Mehr an Liebenswürdigkeit und Schmäh gut.

Es gibt viele Pluspunkte, nett eingedeckte Tische, die Abläufe sind gut, das Ambiente passt. Nicht mehr ganz so durchgängig „wow“ wie bei unseren letzten Besuchen, aber immer noch gut.

Bei den Speisen waren die Liebste und ich uns einig, dass die Qualität der Produkte sicherlich eine 4 verdienen, durch die Hoppalas bei unseren Hauptgerichten vergeben wir eine (gut gemeinte) 3.
Beuschl mit Knödel. Leider lauwarm, leider etwas zu salzig und auch zu grob ... - Stern - WienBouillon mit Ei, hervorragend. - Stern - WienPuristisches Beef Tartare als Vorspeise. - Stern - Wien
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