Die ersten Frühlingstage machen Lust auf Urlaub und weil es bis dahin noch lang ist, wollen wir in Wien schon im März ein wenig vorfühlen, mit einem Besuch im Sopile. Ländliche istrische Küchentradition ist das Programm des Hauses, mit hausgemachter Pasta, selbstgebackenem Weiß-, Mais- und Nussbr...Mehr anzeigenDie ersten Frühlingstage machen Lust auf Urlaub und weil es bis dahin noch lang ist, wollen wir in Wien schon im März ein wenig vorfühlen, mit einem Besuch im Sopile. Ländliche istrische Küchentradition ist das Programm des Hauses, mit hausgemachter Pasta, selbstgebackenem Weiß-, Mais- und Nussbrot und istrischen Rohstoffen vom Pršut bis zu den Pinienkernen.
Sympathisch altmodisch wirkt das Lokal beim Eintreten. Mobiliar, Theke und Boden sind in dunklem Holz gehalten, die Tische akkurat mit Stoff eingedeckt, istrische Ansichten schmücken die Wände. Die Teilung des Gastraumes in einen Raucher- und einen Nichtraucherbereich mittels einer gläsernern Trennwand ist ein ästhetisches Trauerspiel, es bleibt die Hoffnung, dass sie schon bald Geschichte sein wird.
Wir nehmen im Nichtraucherbereich Platz, studieren die Karte und ordern schon einmal Bier, Mineralwasser, Graševina und Merlot. Das Bier stammt aus Ottakring, das Wasser aus Vöslau, der Graševina aus Slavonien, der Merlot aus Istrien. Alle finden unsere Zustimmung.
Ein Körbchen mit selbstgebackenem Brot steht bald auf dem Tisch, auf die anderen Speisen warten wir lange. Seeeeeeehr lange. Das mit dem Slow Food kann man auch übertreiben, stellen wir fest, während wir uns zurückhalten, um uns den Appetit nicht durch hungerbedingten übermäßigen Brotverzehr vor dem eigentlichen Essen zu verderben. Zumal uns das Selbstgebackene nicht wirklich zur Begeisterung hinreisst, halten wir aber durch.
Schließlich kommen die Vorspeisen. Ein lauwarmer Salat aus Calamari und Fenchel ist das Highlight, wäre da nicht die Wartezeit, wir hätten noch ein paar Teller nachbestellt. Ganz weich und köstlich die Calamari, der Fenchel duftet geradezu nach Karst, die leichte Säure vom Weinessig genau richtig dosiert, ganz feines Olivenöl, garantiert nicht aus dem Supermarkt. Erstklassig. Die schwarze Lazanje überrascht uns, wir stellen fest, dass man darunter in Istrien dünne Bandnudeln versteht. Die Lazanje, ein Fall für istrisch-italienische Missverständnisse also. Geschmacklich sind die Nudeln in Ordnung, aber nicht weiter bemerkenswert.
Danach auf unserem Tisch: Ein Gericht vom Kalb, die genaue Bezeichnung ist mir entfallen: Ziemlich dünn geschnittene Scheiben Fleisch, vermutlich von der Nuss, kurzgebraten, mit geschmolzenen Kirschtomaten, weiterem Gemüse und hohem Kräutereinsatz zubereitet. Ein recht geschmackvolles, feines, leichtes Fleischgericht. Kutteln mit Polenta: Mag nicht jeder, ich schon. Köstlich weich sind sie geraten, lange in einem kräftigen Tomatensud geschmort, einwandfrei. Makrelenfilets auf Lorbeer gegrillt: auf Melanzanipüree angerichtet, mit Kartoffelwürfeln und Tomaten. Leider misslungen, die Makrele war viel zu lange auf der Hitze, ist trocken und uninteressant.
Dessert gibt es auch, und das brauchen wir dringend, die Portionen sind hier nämlich recht klein gehalten. Schneenockerln gibt es, gefüllte Brandteigkrapferln. Ganz in Ordnung.
Fazit: Nettes Lokal, das keine kulinarischen Höhenflüge, aber anständige, traditionelle istrische Küche bietet.
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